Verfassungsrechtliche Vorgaben für den Umgang mit Legasthenie und Dyskalkulie in der Schule. Dr. jur. Gabriele Marwege



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Transkript:

Verfassungsrechtliche Vorgaben für den Umgang mit Legasthenie und Dyskalkulie in der Schule Dr. jur. Gabriele Marwege

8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 2

Art. 3 Abs.1 GG Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Im Schulbereich: Chancengleichheit Im täglichen Unterricht: Individualisierung Jedem das Seine! In Prüfungen: strikte formale Gleichbehandlung Jeder das Gleiche! 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 3

Bildnachweis: www.echtlustig.com der Rechteinhaber konnte nicht ermittelt werden. 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 4

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8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 6

Art. 3 Abs. 1 GG und Art. 3 Abs. 3 S. 2 GG Inhalt des Gleichheitssatzes: Wesentlich Gleiches ist gleich, Wesentlich Ungleiches ist ungleich zu behandeln. Wesentlich ungleich: Persönliches Merkmal unterscheidet Betroffene und Nicht-Betroffene Gewichtige Gründe für Ungleichbehandlung Grundrecht der Menschen mit Behinderung Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 7

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Behinderung 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 9

Behinderung Kategorisierung Behinderung Nicht-Behinderung Was ist wesentlich ungleich? Abgrenzung von Schülergruppen Schutz der Normalschüler 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 10

Behinderung Was ist eine Behinderung? Alte Vorstellung Körperliches Defizit Muss beseitigt oder überwunden werden Problem, das behoben werden muss 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 11

Moderner, sozialer Behinderungsbegriff Behinderung: nicht von Natur vorgegeben, sondern Wechselwirkung mit Gesellschaft Körperliche Funktionsbeeinträchtigung + Negative Reaktion der Gesellschaft Behinderung: weil die Gesellschaft mit Nachteilen reagiert. So auch die Urteile des EuGH, Entscheidung v. 11.4.2013, C 335/11 und BAG, Urteil v. 19.12.2013, 6 AZR 190/12, juris 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 12

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Behinderung Legasthenie /Dyskalkulie 1. Medizinisch feststellbare Beeinträchtigungen Diagnostik durch KJP nach ICD 10 2. Negative Reaktion der Umwelt Keine oder unzureichende Berücksichtigung in der Schule Ausschluss von weiterführenden Schulen Ausschluss von Schulabschlüssen Das macht Legasthenie und Dyskalkulie zu Behinderungen 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 14

Behinderung: Lese-Rechtschreibschwäche / Rechenschwäche Bindung des Grundrechts an medizinische Diagnosekriterien? Grundrecht: schützt jede Form der Behinderung Medizinische Diagnosekriterien legen medizinischen Handlungsbedarf fest dienen der wissenschaftlichen Forschung engen ein Keine Kopplung von Diagnosekriterien und Grundrecht 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 15

Behinderung muss das sein? negative Reaktion der Umwelt auf Betroffene sind wesentlich ungleich sind Betroffene sind durch besonderes Grundrecht geschützt gerechte und nachvollziehbare Abgrenzung von Normalschüler und beeinträchtigten Schülern. 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 16

Keine Benachteiligung durch Gleichbehandlung? 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 17

Benachteiligung Art. 2 UN-BRK: jede Form der Behandlung, die zu Nachteilen führt nur entscheidend: Wirkung neutrale Gesetze benachteiligen, wenn sie nachteilige Auswirkungen haben + keine Ausnahmeregelungen für Menschen mit Behinderungen enthalten 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 18

Benachteiligung durch Versagung angemessener Vorkehrungen Form der Diskriminierung: Versagung angemessener Vorkehrungen Pflicht zu aktiven Änderungen s. Urteil des BAG v. 19.12.2014, 6 AZR 190/12, juris Unterlassen von Anpassungen ist Diskriminierung Arbeitgeber/Schule muss beweisen, dass alle zumutbaren Anstrengungen für eine Anpassung unternommen wurden. 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 19

Ungleichbehandlung 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 20

Notenschutz Nachteils ausgleich Nachteils ausgleich 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 21

Umfang der Berücksichtigung Veränderung = Privilegierung? Abgrenzung Nachteilsausgleich Notenschutz Vorrang von Prüfungsinhalten und Prüfungsstandards vor Behinderung? Standards sind nach h.m. behinderungsfest Unvereinbarkeit mit GG und UN-BRK 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 22

Umfang der Berücksichtigung UN-BRK verlangt Inklusion = System passt sich dem Menschen mit Behinderung an Mensch mit Behinderung muss sich dem System anpassen Ungleichbehandlung mit anderen Behinderungen Keine Benotung und Prüfung von Leistungen, die wegen der Behinderung nicht erbracht werden können. Ausgleich aller Barrieren, die benachteiligen = Nachteilsausgleich 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 23

Gegenargumente Normale Schüler können auch oft schlecht rechtschreiben/rechnen siehe zu dieser Argumentation: Sächsischer Verfassungsgerichtshof, Beschluss v. 22.5.2014, Az.: 20- IV-14, betrifft Asperger-Syndrom: Beeinträchtigung der Normalschüler muss abgewogen werden mit den massiven Nachteilen des behinderten Schülers, der evtl. keinen Schulabschluss machen kann Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse Schülern mit Legasthenie/Dyskalkulie fehlen zwingend erforderliche Fähigkeiten 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 24

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Anerkennung der Behinderung Vorgaben des BVerfG für das Verfahren Nachvollziehbar Objektiv Schlüssig Wiederholbar 38, 39 SchulVerhGV besondere Schwierigkeiten Lernausgangslage und Beobachtung standardisierter Test Klassenkonferenz schlüssig, verallgemeinerbar, wiederholbar 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 26

Diagnostik der Beeinträchtigung Vorgaben des BVerfG: Sorgfältig ermittelte Annahmen und Prognosen Verfahren muss Stand der wissenschaftlichen Forschung entsprechen Alle Erkenntnisquellen ausgeschöpft Im gerichtlichen Verfahren überprüfbar und wiederholbar Diagnose durch KJP Hessisches Verfahren 38 SchulVerhGV Diagnose durch Klassenlehrer und Klassenkonferenz Entspricht nicht dem Stand der wissenschaftlichen Forschung Im gerichtlichen Verfahren nicht überprüfbar und nicht wiederholbar 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 27

Befristung der Anerkennung 40 Abs. 3 SchulVerhGV Halbjährliche Überprüfung der Anerkennung Befristung ist zulässig, wenn hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Sachlage ändert deshalb Anpassung der Entscheidung notwendig Legasthenie und Dyskalkulie ändern sich nicht grundlegend Kein Bedarf für Anpassung der Anerkennung Art. 7 UN-BRK: Achtung des Kindeswohls Ständige Überprüfung verletzt das Kindeswohl 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 28

Ausgestaltung des Nachteilsausgleichs Individuelle Anpassung erforderlich Ermessensentscheidung nach 40 VwVfG Keine freie Entscheidung der Lehrkraft Grundrecht aus Art. 3 Abs. 3 S. 2 GG muss gewahrt werden Ausgleich der Behinderung so weit wie möglich und wie nötig Maßstab: was ist das Ziel der Prüfung? Zeitzuschlag je nach Schwere der Beeinträchtigung Zeitzuschlag muss Prüfungszeit effektiv verlängern 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 29

Besuch von Förderunterricht 41 Abs. 2 SchulVerhGV: Pflicht zum Besuch von Förderunterricht Ausweitung der Schulpflicht = Eingriff in Freiheitsrecht des Kindes Nur zulässig, wenn Förderung geeignet ist Kriterien für die Eignung entsprechend 2 SGB V Förderung muss wirksam sein Messbare Steigerung der Leistung Methode muss anerkanntem wissenschaftlichem Stand entsprechen Methode muss evaluiert sein. Durchführung von für die Methode qualifiziertem Personal Kosten trägt die Schule 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 30

Datenschutz Einsicht in die kinderpsychiatrischen Gutachten Höchstpersönliche Daten Schutz durch Art. 2 I GG Bekanntgabe von Daten nur soweit zwingend erforderlich Keine Angaben zu Achsen 1, 4 und 5 (= ohne Befund) Angaben zu Achsen 2 und 3 nur grob, keine konkreten Werte Keine Daten über die Eltern Keine Daten über die Geschwister 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 31

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Zeugnisbemerkung 43 Abs. 2 SchulVerhGV Bemerkung bei Notenschutz Fehlende gesetzliche Grundlage Mitteilung der Diagnose = rechtswidrig Unmittelbare Diskriminierung Nur zulässig, wenn: wegen der Behinderung zwingend und unerlässlich Widerspruch zu Regelungen im Arbeits- und Diskriminierungsrecht Bemerkung ist rechtswidrig BayVGH, Urteile v. 28.5.2014, Az.: 7 B 14.22 und 14.23, Revision beim BVerwG anhängig, Az.: 6 C 33.14 und 35.14 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 33

Prüfungs inhalt Anerken- nungs- Verfahren Prüfungsverfahren 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 34

Literatur-und Bildnachweise Marwege, Gabriele, Legasthenie und Dyskalkulie in der Schule, Diss. 2013, Universitätsverlag Göttingen, http://webdoc.sub.gwdg.de/univerlag/2013/marwege_diss.pdf Marwege, Gabriele, Stellungnahme zur Öffentlichen Anhörung Mehr Chancengleichheit durch verlässlichen Nachteilsausgleich im Ausschuss Schule und Weiterbildung des Landtages NRW, Oktober 2014 http://www.landtag.nrw.de/portal/www/dokumentenarchiv/dokument/mmst16-2249.pdf Cremer, Wolfram / Kolok, Katharina, Verfassungsrechtliche Anforderungen an den Umgang mit Legasthenie und Dyskalkulie in der Schule, DVBl. (Deutsches Verwaltungsblatt) 2014, 333 ff Ennuschat, Jörg, Stellungnahme zur Öffentlichen Anhörung Mehr Chancengleichheit durch verlässlichen Nachteilsausgleich im Ausschuss Schule und Weiterbildung des Landtages NRW, Oktober 2014 http://www.landtag.nrw.de/portal/www/dokumentenarchiv/dokument/mmst16-2267.pdf Esterhaus, Lars, Fater oder Vater? - Zum rechtssicheren Umgang mit Legasthenie im Schulalltag, VR (Verwaltungsrundschau) 2014, 184 ff Bilder: www.fotolia.com 8.11.2014 Fachtagung LVL Hessen - Dr. Gabriele Marwege 35