Jessica Christian Alte Eppelheimer Straße 17 69115 Heidelberg jessica.christian@gmx.de Universität Heidelberg Rechtswissenschaften Matrikelnummer: 2859929 Erfahrungsbericht Erasmus WS 2012/ 2013 Eötvös Loránd Tudományegyetem Budapest
Vorbereitung Ich habe mich letztes Jahr dazu entschieden, nach dem vierten Fachsemester meines Jurastudiums ein Auslandssemester einzuschieben. Ich entschied mich spontan für Budapest, da ich von Freunden gehört hatte dass es eine unglaubliche Stadt ist, in der man wahnsinnig viel erleben kann. Im Voraus habe ich mich über die Homepage der Eötvös Loránd Universität (ELTE) über die dort angebotenen Kurse informiert (http://www.ajk.elte.hu/de/studium/kurse). Die endgültige Wahl der Kurse fand jedoch erst kurz vor Beginn des Semesters statt, da das Vorlesungsverzeichnis erst sehr spät herausgegeben wurde. Die Erasmus-Koordinatorin vor Ort kümmerte sich sehr intensiv um alle Erasmus-Studenten und informierte uns immer rechtzeitig über anstehende Termine oder Aufgaben. Ich bekam auch zwei sehr nette Mentoren zur Seite gestellt, die sich sehr bemühten bei Fragen aller Art behilflich zu sein und die sehr gut Englisch und auch Deutsch sprechen konnten. Die Anreise nach Budapest stellt kein großes Problem dar. Es gibt beispielsweise die Möglichkeit mit Wizzair (dem ungarischen Ryanair) von Frankfurt Hahn oder von Dortmund aus nach Budapest zu fliegen, alternativ fliegt Germanwings unter anderem von Stuttgart oder München aus. Man kann auch mit dem Europa-Spezial der Bahn ab 39 Euro nach Budapest fahren. Die Verbindung München Budapest dauert zwar lange, man muss aber nicht umsteigen und kann in Budapest direkt an einem der großen Bahnhöfe aussteigen. Unterkunft Im Vorfeld habe ich versucht über das Housing Office der Universität an ein Zimmer zu kommen, mir wurde jedoch nicht geantwortet. Von unserer Erasmus-Koordinatorin bekam ich dann die Email-Adresse von einem der Verantwortlichen in einem großen Wohnheim, dem Körösi Csoma Sándor Kollégium. Im KCSSK wohnen mehr als 1000 Studenten. Nach dem Ausfüllen eines Fragbogens wurde mir dann auch schriftlich ein Zimmer zugesagt. Die Kosten betrugen 40 000 HUF (135 ) für Doppelzimmer und 46 000 HUF (155 ) für ein Einzelzimmer. Das Wohnheim wurde vor ein paar Jahren renoviert und ist wirklich in Ordnung. Die Gänge und die Gemeinschaftsküchen auf jedem Flur wurden regelmäßig geputzt und auch die Zimmer wurden alle zwei Wochen gereinigt. Der Vorteil am Wohnen im Wohnheim war, dass man von Anfang an Anschluss zu anderen Erasmus Studenten gefunden hat, die auch dort wohnten. Es ist immer etwas los und man findet automatisch immer jemanden der Zeit oder Lust hat etwas zu unternehmen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit privat ein Zimmer zu finden. Vor allem bei Facebook gibt es viele Erasmus Budapest Gruppen, in denen Studenten Mitbewohner suchen oder Zimmer zur Miete angeboten werden. Auch hier ist es möglich sehr günstige Zimmer (ab ca 200 ) zu finden. In der Innenstadt ist es im allgemeinen gut in der Nähe der Tramlinie 4 und 6 zu wohnen, da diese die ganze Nacht hindurch fahren.
Studium Zu Beginn des Semesters gab es zunächst viele Orientierungsveranstaltungen, sowohl von der Universität selbst als auch von der juristischen Fakultät. Wir wurden über sämtliche Angebote für internationale Studenten informiert. Auch die Einschreibung, die an insgesamt vier Tagen möglich war, stellte kein Problem dar. Es gab die Möglichkeit einen Ungarisch Kurs der Universität zu besuchen. Wenn man schon die Semesterferien in Budapest verbracht hatte, konnte man bereits dann mit einem Anfängerkurs einsteigen und während dem Semester einen Fortgeschrittenenkurs belegen. Wenn nicht, konnte man den Anfängerkurs während dem Semester besuchen. Es wurden auch andere Sprachkurse, wie zum Beispiel ein Englisch Intensivkurs angeboten. Meine Vorlesungen habe ich mir aus dem Vorlesungsangebot für internationale Studenten nach meinen Interessen zusammengestellt. Die Vorlesungen hatten jeweils ca 30 Teilnehmer und die meisten Kurse waren eher mit einer Schulstunde zu Vergleichen. Es gab immer die Möglichkeit, Fragen zu stellen und die Professoren gingen auf Anregungen und Vorschläge der Studenten ein. Inhaltlich gab es viele Kurse, die eher in das Feld Politik gepasst hätten, jedoch sehr interessant und abwechslungsreich waren. Es gab sowohl Vorlesungen, die man klassisch mit jeweils zwei Stunden pro Woche wählen konnte, aber auch Block- oder Wochenendseminare. Es gab Kurse auf Englisch, Deutsch und Französisch. Zusätzlich wurden auch immer wieder Vorträge von Gastprofessoren aus anderen Ländern angeboten. Am Ende des Semesters wurden in jedem Fach Prüfungen geschrieben. Die Anforderungen waren hier sehr unterschiedlich, die Prüfung konnte aus einem Blatt mit multiple choice Fragen bestehen oder ausführlich zu beantwortende Fragen beinhalten. Es bestand auch die Möglichkeit, anstelle oder zusätzlich zu der Prüfung einen Essay oder eine längere Hausarbeit zu schreiben. Alltag und Freizeit Auch wenn man die Sprache nicht versteht, kommt man in Budapest gut zurecht. Die Ungarn sind sehr freundlich und versuchen, irgendwie zu verstehen was man meint. Viele Ungarn sprechen auch Deutsch, meistens sogar besser als Englisch. In Budapest ist die Erasmus-Organisation ESN für die Betreuung der Erasmus Studenten zuständig. ESN ELTE organisierte Freizeit- und Wochenendausflüge, Partys und andere Veranstaltungen. Es wird fast immer etwas zur Unterhaltung geboten. Es gibt in Budapest auch mehrere sogenannte Ruinenpubs, die einfach einzigartig sind und gesehen werden müssen (z.b.: das Szimpla http://www.szimpla.hu/en/photos ). Hier finden auch oft Konzerte ungarischer Bands statt. Ein Besuch in der Oper ist ebenfalls empfehlenswert, auch wenn man vom ungarischen Text nichts versteht. Man bekommt Tickets schon ab 500 HUF (1,50 ) und das Gebäude der Oper ist von innen wie von außen einfach traumhaft schön.
Dann gibt es natürlich viel zu sehen: das Parlament, das Schloss, Museen... Kulturell wird einem in Budapest garantiert nicht langweilig. Vor allem die Thermalbäder, für die Budapest bekannt ist, und die Brücken bei Nacht müssen erlebt werden. Es bietet sich auch an den Wochenenden oder in den Ferien Ausflüge zu unternehmen. Bratislava und Wien sind nicht weit entfernt und auch die ungarischen Städte Sopron oder Pécs sind eine Reise wert. Hierfür sind neben der Bahn auch Busunternehmen zu empfehlen, mit denen man sehr preiswert reisen kann, so zum Beispiel www.orangeways.com oder www.studentagency.eu. Leben in der Gaststadt Das ungarische Essen ist sehr fleischlastig, Vegetarier haben oft keine große Auswahl. In den meisten traditionellen Restaurants gibt es sehr günstige Mittagsmenüs (Suppe, Hauptgang, Dessert) für ca. 1000 HUF (ca. 3 ). Die leckersten Restaurants entdeckt man fernab von Touristen-Ecken. Allerdings sind auch die tradionellen Kaffeehäuser wie das New York Kávéház (http://www.newyorkcafe.hu) oder das Café Gerbeaud einen Besuch wert, auch wenn sie in jedem Reiseführer stehen und von Touristen meist überfüllt sind. In der Innenstadt findet man sich schnell zurecht. Es gibt die Métro, die Tram und viele Buslinien. Die drei Metrolinien treffen sich am Knotenpunkt Déak Ferenc, von wo aus man eigentlich überallhin gelangen kann. Eine Monatskarte für Studenten kann man an bestimmten Metrostationen für 3800 HUF (13 ) kaufen, sie gilt mit dem Studentenausweis zusammen. Auch die Uni ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln einfach zu erreichen. Egyetem tér, wo sich das Hauptgebäude befindet, ist nicht weit von der Metrostation Kalvin tér entfernt, wo auch die Tramlinien 47 und 49 halten. Fahrräder gibt es in Budapest so gut wie keine, da sehr viel Verkehr herrscht und es keine Fahrradwege gibt. Shopping in Budapest unterscheidet sich nicht sehr von deutschen Großstädten. Es gibt alle auch hier bekannten Marken sowie viele kleinere ungarische Designerläden. Es gibt auch mehrere Shopping-Malls, die von ihrer Gestaltung her wohl eher mit den amerikanischen Malls vergleichbar sind. Dort findet man dann alles, von Coffee-Shops über H&M bis zu Supermärkten. Im Sommer kann man auf Margitsziget, der Margareteninsel, Sport treiben oder den Tag genießen. Die Insel ist ein kleiner Erholungsort mitten in Budapest, weshalb dort nur eine Buslinie fährt und Autos verboten sind. Es gibt auch ein paar kleine Imbissstände und Vierradfahrräder zu mieten. Im Winter kann man bei Hösök tere (Heldenplatz) Schlittschuh laufen, den Weihnachtsmarkt in der Einkaufsstraße Váci utca besuchen oder die kunstvolle Beleuchtung überall in der Stadt bewundern. Lebenshaltungskosten Die Lebenshaltungskosten in Ungarn sind generell niedriger als in Deutschland.
Das Essen und Trinken in den vielen Pubs und Restaurants in Budapest ist sehr günstig. Im Vergleich dazu ist das Einkaufen von Mode und Lebensmitteln für ungarische Verhältnisse teuer, meist sind es die gleichen Preise wie in Deutschland. Bei den Supermärkten ist es wie bei der Kleidung, die meisten großen Läden sind bekannt. Es gibt zum Beispiel viele Spar- oder DM-Märkte. Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch lassen sich am besten sehr preiswert in der Markthalle bei Fövám tér einkaufen, nicht weit entfernt von der Universität. Fazit Ich bin sehr froh, mich für ein Erasmus-Semester in Budapest entschieden zu haben und kann ein Auslandssemester jedem empfehlen. Die Organisation der Gasthochschule war super und ich hatte immer das Gefühl ich bin guten Händen. Ich habe Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt und viele neue Freunde gefunden. Auch habe ich viel über die ungarische Geschichte und Kultur, sowie über Traditionen und die ungarische Sprache gelernt. Budapest ist auf jeden Fall, wenn auch nicht für ein Auslandssemester, einen Besuch wert.