- 1 - Teilgebiet Kosten- und Leistungsrechnung Von den nachfolgenden zwei Aufgaben ist eine zu bearbeiten! Aufgabe 1 Die Grob AG, ein Unternehmen der feinmechanischen Industrie, produziert die vier verschiedenen Maschinen M1, M2, M3 und M4. Während M1 und M2 im Fertigungsbereich I hergestellt werden, werden M3 und M4 im Fertigungsbereich II produziert. Die detaillierte Kostenstelleneinteilung der Grob AG, die die Grenzplankostenrechnung anwendet, kann nachstehender Tabelle entnommen werden. Ebenfalls ersichtlich sind in dieser Tabelle die primären, variablen Gemeinkosten der jeweiligen Kostenstelle. Hilfskostenstellen Fertigungsbereich I Fertigungsbereich II Kostenstelle KSt. 1: Strom KSt. 2: Wasser KSt. 3: Reparatur KSt. 4: Fuhrpark KSt. 5: Bohren I KSt. 6: Drehen KSt. 7: Bohren II KSt. 8: Fräsen Summe der primären, variablen Gemeinkosten (in DM) 45.000,- 60.000,- 15.000,- 80.000,- 405.510,- 155.850,- 273.640,- 277.000,- Bezüglich der Hilfskostenstellen liegen folgende Informationen vor: KSt. 1 (Strom) KSt. 2 ( Wasser) KSt. 3 (Reparatur) KSt. 4 (Fuhrpark) 300.000 kwh Stromverbrauch, davon: 30.000 kwh für KSt. 2, 20.000 kwh für KSt. 3, 2.000 kwh für KSt. 4, 25.000 kwh für KSt. 5, 33.000 kwh für KSt. 6, 90.000 kwh für KSt. 7, 100.000 kwh für KSt. 8 55.000 m³ Wasserverbrauch, davon 1.250m³ für KSt. 1, 2.000m³ für KSt. 3, 500m³ für KSt. 4, 12.250 m³ für KSt. 5, 18.000 m³ für KSt. 6, 8.000m³ für KSt. 7, 13.000m³ für KSt. 8 400 geplante Reparaturstunden, davon: 40 h für KSt. 1, 20 h für KSt. 2, 10 h für KSt. 4, 100 h für KSt. 5, 160 h für KSt. 6, 30 h für KSt. 7, 40 h für KSt. 8 103.000 Plankilometer, davon: 1.125 km für KSt. 3, 51.300 km für KSt. 5, 50.575 km für KSt. 7
- 2 - Die Produktionsmengen x j (mit j = 1, 2, 3, 4) von M1, M2, M3 und M4 werden wie folgt geplant: x 1 = 600, x 2 = 200, x 3 = 1.000, x 4 = 500. Die in den einzelnen Kostenstellen geplanten Maschinenstunden pro Produkteinheit M1, M2, M3 und M4 sind folgender Tabelle zu entnehmen: KSt. 5 KSt. 6 KSt. 7 KSt. 8 M1 3 3 - - M2 6 1 - - M3 - - 2 2 M4 - - 2 6 Kapazitätsbeschränkungen liegen nicht vor. Das Unternehmen geht davon aus, daß sich die Kosten in den KSt. 5 bis 8 proportional zu den geplanten Maschinenstunden in den Stellen verhalten. (a) Die jahresbezogenen Plankalkulationen der Grenzplankostenrechnung geben Grenzselbstkosten der Erzeugnisse an, denen ein bestimmtes Planpreis- und Planlohnniveau, ein bestimmter Fristigkeitsgrad in bezug auf die Anpassung an Beschäftigungsschwankungen und bestimmte Vorab- Entscheidungen der Produktionsvollzugsplanung zugrunde liegen. Wolfgang Kilger: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 10. Aufl., Wiesbaden 1993, S. 98. Erläutern Sie diese Prämissen! Welche dieser Prämissen begründet (begründen) die der Grenzplankostenrechnung zugrundeliegenden linearen Kostenfunktionen? (b) Diskutieren Sie die Relevanz der in einer solchen Kostenplanung ermittelten Grenzselbstkosten für innerhalb des Fristigkeitsgrades auftretende Entscheidungsprobleme, wie z.b. die Annahme eines Zusatzauftrages! (c) Stellen Sie die möglichen Kostenabweichungen in der Grenzplankostenrechnung - gegliedert nach ihren Ursachen - dar. Gehen Sie dabei auch auf die Prämissen aus Aufgabe (a) ein! (Keine Rechnung!) (d) Führen Sie mit Hilfe des Stufenleiterverfahrens die Sekundärkostenrechnung für die Grob AG durch (Reihenfolge gemäß der Numerierung der Hilfskostenstellen) und berechnen Sie sodann die geplanten Maschinenstundensätze der einzelnen Hauptkostenstellen! (e) Berechnen Sie für M1 bis M4 die variablen Herstellkosten pro Stück, wenn Ihnen zusätzlich zu den Erkenntnissen aus Teilaufgabe (d) bekannt ist, daß für die
- 3 - Herstellung der Produkte die vier Inputfaktoren R1 bis R4 notwendig sind. Folgende Tabelle gibt den Planbedarf des jeweiligen Inputfaktors pro Produkteinheit an: R1 R2 R3 R4 M1-3 kg - - M2 1 kg - 2 kg 4 kg M3 2 kg - 3 kg 2 kg M4 3 kg - 2 kg 4 kg Die Planbeschaffungspreise p j von R1 bis R4 werden dabei wie folgt angenommen (in DM / kg): p 1 = 50, p 2 = 60, p 3 = 35, p 4 = 40. (f) Am Periodenende stellt sich heraus, daß im Falle der Kosten für den Inputfaktor R2 die Istwerte von den Planwerten (vgl. Teilaufgabe (e)) abweichen. Der Preis für R2 ist auf DM 50,-/kg gesunken. Für die gesamte Produktion von M1 werden tatsächlich 1.900 kg an R2 verbraucht. Führen Sie auf Basis eines Soll-Ist- Vergleichs mit Istbezugsgrößen zunächst - eine differenzierte Aufspaltung in Kostenabweichungen ersten und zweiten Grades und anschließend - eine Abweichungsanalyse mit zwei Einflußfaktoren gemäß drei Ihnen bekannter Methoden zur Verrechnung höherer Kostenabweichungen (proportionale, alternative und kumulative Methode) durch! Berücksichtigen Sie dabei alle möglichen Reihenfolgen der Ermittlung von Teilabweichungen! (g) Führen Sie nun auf Basis eines Soll-Ist-Vergleichs mit Istbezugsgrößen eine gegenüber Teilaufgabe (f) detailliertere Abweichungsanalyse mit drei Einflußfaktoren gemäß der kumulativen Methode durch, wenn sich am Periodenende herausstellt, daß der Preis von R2 auf DM 50,-/kg gesunken ist, und daß nur 475 Mengeneinheiten von M1 hergestellt werden konnten, wofür jeweils 4 kg von R2 benötigt wurden. Berücksichtigen Sie auch hier alle möglichen Reihenfolgen der Ermittlung von Teilabweichungen!
- 4 - Aufgabe 2 Die Schneid KG stellt Spezial-Kettensägen in zwei Varianten her, die Power Saw und die Turbo Saw. Für die abgelaufene Planungsperiode liegen folgende Daten vor: Power Saw Turbo Saw Produktionsmenge 600 600 gesamte Materialeinzelkosten 210.000,- 300.000,- gesamte Fertigungseinzelkosten 630.000,- 720.000,- Zudem fallen variable Materialgemeinkosten in Höhe von 204.000,- und variable Fertigungsgemeinkosten in Höhe von 405.000,- an. Die fixen Materialgemeinkosten betragen 51.000,-, die fixen Fertigungsgemeinkosten 135.000,-. Die variablen Verwaltungsgemeinkosten belaufen sich auf 296.280,- und die fixen Verwaltungsgemeinkosten auf 181.620,-. Außerdem sind variable Vertriebsgemeinkosten in Höhe von 148.140,- und fixe Vertriebsgemeinkosten in Höhe von 117.360,- entstanden. Die Sondereinzelkosten des Vertriebs für die Power Saw betragen 30,- und für die Turbo Saw 45,-. a) Berechnen Sie unter Anwendung der Zuschlagskalkulation die Grenz- Selbstkosten und die vollen Selbstkosten der beiden Produkte! Da Sie Zweifel an diesem Vorgehen haben, schlagen Sie der Schneid KG vor, prozeßorientiert zu kalkulieren. Sie ermitteln für den Herstellbereich folgende Haupt- und Teilprozesse: Hauptprozeß Fertigungsvorbereitung Hauptprozeß Produkterstellung Kostenstelle Material Teilprozeß: Bestellen Cost Driver: Zahl der Fertigungslose Teilprozeß: Eingangslogistik Cost Driver: Zahl der Bauteile Kostenstelle Fertigung Teilprozeß: Fertigungssteuerung Cost Driver: Zahl der Fertigungslose Teilprozeß: Qualitätssicherung Cost Driver: Zahl der Bauteile Die Zurechnung der Gemeinkosten der beiden Kostenstellen auf die jeweiligen Teilprozesse erfolgt entsprechend der jeweiligen zeitlichen Inanspruchnahme der Mitarbeiter in den Kostenstellen.
- 5 - In der Kostenstelle Material entfallen 20% der Zeit auf das Bestellen, 60% auf die Eingangslogistik und 20% auf leistungsmengenneutrale (lmn) Tätigkeiten. In der Kostenstelle Fertigung werden 25% der Zeit für die Fertigungssteuerung, 50% für Qualitätssicherung und 25% für leistungsmengenneutrale Tätigkeiten aufgewandt. Ferner erhalten Sie über die Produkte folgende Angaben: Power Saw Turbo Saw Fertigungslosgröße [ME] 60 40 Bauteile 100 25 Sie erfahren, daß im Vertrieb die Gesamt-Fertigungsmengen der beiden Varianten über die folgende Anzahl an Kundenaufträgen abgesetzt werden können: Kostenstelle Hauptprozess Kundenaufträge Power Saw Turbo Saw Vertrieb Auftragsbearbeitung 30 60 Unterstellen Sie weiterhin, daß die leistungsmengenneutralen Kosten den Teilprozessen im gleichen Verhältnis wie die leistungsmengeninduzierten (lmi) zugerechnet werden können. Nehmen Sie dazu an, daß die leistungsmengen-induzierten Kosten den variablen Gemeinkosten und die leistungsmengenneutralen den fixen Gemeinkosten entsprechen. Die Zurechnung der Verwaltungsgemeinkosten erfolgt weiterhin mit einem prozentualen Zuschlag auf die Herstellkosten. b) Ermitteln Sie die Gesamtprozeßkostensätze der Teil- und Hauptprozesse und bestimmen Sie für die beiden Produkte die Kosten pro Stück entsprechend der Prozeßkostenrechnung! c) Erläutern Sie unter Bezug auf dieses Beispiel die Idee der Prozeßkostenrechnung. Gehen Sie dabei auch auf die Voraussetzungen ein, die erfüllt sein müssen, damit Gemeinkosten prozeßbezogen verrechnet werden können? Welche Kritikpunkte an der Prozeßkostenrechnung lassen sich vorbringen? Da die Schneid KG von der Prozeßkostenrechnung nicht überzeugt werden kann, entschließt sie sich, weiterhin die Zuschlagskalkulation anzuwenden.
- 6 - Die Schneid KG verkaufte in der abgelaufenen Planungsperiode 560 Stück des Modells Power Saw zu einem Preis von 2.850,- und 620 Stück der Variante Turbo Saw zu einem Preis von 3.275,-. d) Erstellen Sie für die abgelaufene Planungsperiode eine kurzfristige Erfolgsrechnung in der Form des Umsatzkostenverfahrens auf Teilkostenbasis und bestimmen Sie so den Betriebserfolg. e) Ermitteln Sie den Betriebserfolg nach dem Umsatzkostenverfahren auf Vollkostenbasis. Zeigen Sie an Ihren Ergebnissen, worauf die Gewinndifferenz zwischen Voll- und Teilkostenrechnung zurückzuführen ist. f) Ermitteln Sie den Break-Even-Umsatz für die gegebene Absatzrelation der beiden Produkte. Bestimmen Sie die Produktmengen-Kombination, die dann zur Abdeckung der fixen Kosten führt. Die Schneid KG erweitert ihr Produktionsprogramm und produziert neben den Kettensägen auch eine Handsäge, die in einstufiger Fertigung hergestellt wird. Nehmen Sie nun an, daß die Handsäge nicht mit dem laut Plan optimalen Verfahren A, sondern mit dem zu höheren Fertigungsstückkosten führenden Verfahren B produziert wird, ohne daß eine entsprechende Verfahrensabweichung erfaßt wird, d.h., die proportionalen Sollfertigungskosten des ausführenden Verfahrens B gehen ohne Ausweis der Mehrkosten gegenüber Verfahren A in den Fertigfabrikatebestand ein. g) Welche Auswirkungen hat die beschriebene Vorgehensweise in den Teilbereichen der geschlossenen Kostenträgererfolgsrechnung?