Trennung Krise mit Chancen



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Transkript:

Trennung Krise mit Chancen

Sich Trennen bedeutet Krise Wenn ein Kind in eine Familie hineingeboren wird und erlebt, dass es von beiden Eltern verlässlich versorgt wird, entwickelt sich in ihm ein Grundgefühl: «Mutter und Vater werden immer für mich da sein. Ich kann mich darauf verlassen, dass es immer so weitergeht.» Im Falle einer Trennung bekommt das schöne innere Bild einen unübersehbaren Sprung. Die Zahl der Ehescheidungen steigt von Jahr zu Jahr und immer häufiger werden Eltern mit Kindern geschieden. Die meisten Eltern sind in der Trennungsphase so sehr mit ihrem eigenen Kummer beschäftigt, dass sie gar nicht realisieren, was in ihren Kindern vorgeht. Tatsache ist jedoch, dass für die meisten Kinder die Trennung der Eltern eine Katastrophe ist, die sie nicht wahrhaben wollen, auf die sie nicht vorbereitet sind und der sie keinen Sinn abgewinnen können. Krisenstimmung in der ganzen Familie Wenn es in einer Familie zu einer Trennung/Scheidung oder zum Tod eines Elternteils kommt, dann betreffen die Auswirkungen jedes einzelne Familienmitglied. Die Kinder erleben das einschneidende Ereignis oft wie ein Gewitter mit Blitz und Donner. Und oft genug bleiben sie auch im Regen stehen. «Man könnte sagen, die Scheidungskinder brauchen in dieser Zeit nach der Scheidung Eltern, die so perfekt sind, wie sie noch nie sein mussten, die so zuwendend einfühlsam sind, so viel Geduld haben und vor allem so viel Zeit für die Kinder aufbringen, wie bisher noch nie nötig, damit sie gut darüber hinwegkommen. Das Problem ist nur, dass die Eltern in dieser Zeit Kinder bräuchten, die so selbständig und so anspruchslos sind, wie sie es bisher noch nie sein mussten» (Dr. H. Figdor, Wien, 1994) Seite 3

Altersspezifische Probleme Die meisten Kinder reagieren bereits in der Phase vor der Scheidung mit Verunsicherung, Angst, Trauer und auch mit Wut auf die familiäre Situation. Kinder drücken diese Gefühle je nach Alter und Entwicklungsstand erfahrungsgemäss unterschiedlich aus: Kinder im Vorschulalter reagieren in der Regel am heftigsten auf die Scheidung. Sie haben grosse Angst, im Stich gelassen zu werden und ziehen den einfachen Schluss, wenn ein Elternteil verschwinden kann, könnte es der andere auch. Kinder bis zu etwa 10 Jahren fühlen Verlust und Zurückweisung und leiden unter Schuldgefühlen. Sie fürchten, den abwesenden Elternteil für immer zu verlieren und ihre grösste Angst ist, ein anderes Kind oder ein anderer Partner könnte an ihre Stelle treten. Für viele Kinder in diesem Alter ist die Scheidung ein Kampf und sie fühlen sich verpfl ichtet, Partei zu ergreifen, woraus oft quälende Loyalitätskonfl ikte entstehen. Kinder von etwa 10 bis 13 Jahren haben Angst, den sicheren Rahmen zu verlieren, in dem sie Rollenverhalten und soziale Fähigkeiten erlernen. Viele sind wegen der Scheidung sehr wütend auf ihre Eltern und besonders zornig auf den Elternteil, dem sie die Schuld an der Scheidung zuschieben. Sie empfi nden Trauer und Angst, fühlen sich einsam und ohnmächtig. Kinder dieses Alters klagen häufi g auch über körperliche Beschwerden, vor allem Bauch und Kopfschmerzen.

«Einmal haben wir eine Zeitung gestaltet, die andern zeigen soll, was es für die Kinder heisst, wenn die Eltern sich trennen. Ein Kind hat in die Zeitung geschrieben: «Ich bin schuld, dass sich meine Eltern getrennt haben.» Wir haben dann darüber gesprochen, warum Erwachsene sich zuerst lieben und dann streiten. Und dass für die Kinder Mama und Papa immer die Eltern bleiben und ich sie beide lieb haben kann.» (Patricia, 11 Jahre) Kinder-Aussagen zum Gruppentraining Jugendliche von 13 bis 18 Jahren reagieren gleichfalls heftig. Die Scheidung gilt als bedrohlich, weil sie ein starkes Bedürfnis nach einer Familienstruktur haben, in der sie lernen, mit ihren sexuellen Impulsen und Aggressionen umzugehen, und die ihnen Rückhalt zur Ablösung gibt. Sie haben auch Angst, die Fehler ihrer Eltern zu wiederholen und machen sich bereits Sorgen um die eigene Zukunft. Viele fühlen sich von ihren Eltern zurückgestossen, weil diese sich nur um die eigenen Probleme kümmern und wenig Zeit für die Jugendlichen haben. Seite 5

Das Ende einer Ehe ist nicht das Ende der Familie Wenn Ehen auseinander gehen, heisst das nicht automatisch das Ende der Familie. Vielmehr können sich Chancen für einen familiären Neuanfang ergeben. Trennt sich ein Elternpaar räumlich, bringt das im Anschluss oft eine Reduzierung der Spannungen und somit eine Verbesserung der Atmosphäre für alle Beteiligten mit sich. Um die Konsequenzen der Trennung insbesondere für die Kinder so schonend wie möglich zu gestalten, sind jedoch gewisse Grundregeln einzuhalten. Grundregeln für Eltern, die den Kindern die Situation erleichtern Auch wenn das Auseinandergehen noch das einzige ist, auf das sich zerstrittene Ehepartner einigen können, so bleibt es ihre Aufgabe, die Kinder aus allen Auseinandersetzungen um die Auflösung der Ehe herauszuhalten. Wenn Sie Streit haben und auseinander gehen möchten, teilen Sie Ihren Kindern sinngemäss mit: Der Streit geht nur uns Eltern etwas an, er hat mit Dir/ Euch nichts zu tun. Wir Eltern werden mit unseren Schwierigkeiten ohne Dich/Euch fertig. Selbst wenn wir so streiten, dass wir auseinander gehen, werden wir Dich/Euch weiterhin lieben und uns um Dich/Euch kümmern. Wen darf ich gern haben? Die meisten Probleme, die für die Kinder im Zusammenhang mit der Scheidung entstehen, sind emotionaler Natur. Und zwar deshalb, weil die Kinder sowohl für den Vater wie auch für die Mutter eine tiefe Verbundenheit empfinden. Es ist daher für die Entwicklung des Kindes wichtig, dass

«Einmal haben wir einen Glücksbringer aus Ton gemacht. Der hat mir wirklich bei einem Streit mit Schulkollegen geholfen.» (Tim, 8 Jahre) der eine Elternteil die Zuneigung, Liebe und Treue des Kindes zum anderen Elternteil akzeptiert. Es ist empfehlenswert, dem Kind zu erlauben, seine Liebe und Bewunderung oder Sehnsucht zum Ausdruck zu bringen, dass es beispielsweise ein Bild aufstellt, häufi g telefoniert oder schreibt. Eine ausgesprochene Rivalität zwischen den Eltern, wobei der eine am anderen kein gutes Haar mehr lässt, verunsichert die Kinder sehr. Sie geraten in einen Konfl ikt, zu wem sie nun halten sollen, zu wem sie gehören. Seelisches Wohlbefinden Neben allen wichtigen und praktischen Überlegungen zur Betreuung und Versorgung dürfen die Eltern das seelische Wohlbefi nden der Kinder nicht vergessen. Aus diesem Gesichtspunkt sollten die Kinder bei demjenigen Elternteil wohnen können, der am sichersten garantieren kann, dass sie den anderen Elternteil oft sehen und zu ihm eine intensive Beziehung gestalten können! Grundregeln für Eltern Wenn Sie sich trennen oder scheiden, informieren Sie die Kinder dann, wenn die Weichen für die Zukunft gestellt sind. Helfen Sie Ihren Kindern, darauf zu vertrauen, dass diese grosse Krise eine Veränderung mit einem positiven Neubeginn ist. Hindernisse im Leben sind dazu da, überwunden zu werden. Seien Sie sich bewusst, dass Ihr Kind die dritte Kraft in Ihrer Familie ist mit einer eigenen Position. Es ist nicht einfach der verlängerte Arm von Vater oder Mutter. Beschimpfen Sie einander nicht in Anwesenheit der Kinder. Seite 7

«Also, am besten haben mir die Stofftiere gefallen, denen wir die Stimme geschenkt haben und mit denen wir dann Geschichten erzählt haben. Und wir haben immer nach der Pause ein Spiel gemacht, das ich noch nicht gekannt habe.» (Eva, 7 Jahre) Machen Sie den Kindern klar, dass sie nicht mitschuldig sind am Auseinandergehen der Ehe. Wer eine Entscheidung fällt, trägt die Verantwortung! Übernehmen Sie die Verantwortung ganz! Vermeiden Sie, eigene Schuldgefühle an die Kinder abzugeben. Kinder dürfen nicht zu kleinen Erwachsenen, zu Ihrem Berater oder dem Botschafter zwischen den Expartnern werden. Vermeiden Sie es in jedem Fall, bei den Kindern die Mutter oder den Vater schlecht zu machen, auch wenn es für Sie noch so berechtigt ist. Lassen Sie die Kinder wissen, dass sie nach wie vor geliebt sind und dass sie ihrerseits beide Elternteile lieben dürfen. Beziehen Sie ältere Kinder in die Besuchsregelung mit ein und treffen Sie klare, verlässliche Abmachungen. Zeigen Sie weiterhin echtes Interesse an den Kindern, an ihrer Ausbildung, ihrem Werdegang. Besuchswochenenden sollen für Ihre Kinder reserviert sein. Benutzen Sie die Besuchssonntage nicht als Möglichkeit für den Informationsaustausch mit dem Expartner. Machen Sie das als regelmässige Besprechung am Telefon. Und vergessen Sie nicht: Die Beziehung zwischen Mutter und Kind, Vater und Kind kann nicht geschieden werden. Eltern bleibt man ein Leben lang.

Eltern sein Eltern bleiben Ein Erlebnisbericht «Ich schreibe meine Geschichte, um anderen Eltern in der gleichen oder einer ähnlichen Situation Mut zu machen und Hoffnung zu geben. Ich möchte das, was vorher war, bewusst weglassen und da anfangen, als ich alleinerziehend geworden bin und meine drei Kinder (damals 1 ½, 2 ½ und 6 Jahre alt) mit geteilten Eltern leben lernen mussten: Was heisst das «geteilte Eltern»? Für sie bleiben Vater und Mutter die liebsten Menschen, doch sie hatten nicht mehr beide zusammen, sondern sie waren beim Vater und vermissten die Mutter oder umgekehrt. Mein damals 6-Jähriger sagte einmal: «Es ist, wie wenn das Herz geteilt ist, ein Teil beim Vater und ein Teil bei der Mutter und es wird nur wieder ganz, wenn ihr wieder zusammenzieht.» Nur so einfach ist es meistens nicht und ich habe viel mit meinen Kindern über alles gesprochen. Sie durften fragen und ich habe die Fragen so gut ich konnte und vor allem kindgerecht beantwortet. Das ist gar nicht so einfach, da man ja meistens auch noch am Verarbeiten ist und immer wieder Schuld- und/oder Hassgefühle entstehen. Ich habe es wichtig gefunden, diese Gefühle nicht auf meine Kinder zu übertragen, um ihnen den lieben und besorgten Vater zu erhalten. Aber wie ist es umgekehrt? Wird da auch Rücksicht genommen? Oder wird da nur gekämpft? Ich habe mit vielen in ähnlichen Situationen gesprochen und dabei festgestellt, dass auf der einen Seite meistens gekämpft wird! Ob Vater gegen die Mutter oder umgekehrt, das wird sich in etwa die Waage halten. Die Mittel sind jeweils bei den Vätern und Müttern etwas anders. Die Mütter neigen dazu, die Besuchsrechte einzuschränken oder zu verweigern und den Vater schlecht zu machen. Die Väter Seite 9

nehmen die Besuchsrechte nicht wahr («Soll sie doch selber schauen!»), versuchen die Zahlungen einzuschränken oder zu verweigern und die Mütter schlecht zu machen. Eigentlich ist es traurig, sollte doch den Eltern das Wohl der Kinder am Wichtigsten sein. Jetzt wieder zu meiner Geschichte. Ich war also bereit, das Vergangene ruhen zu lassen und das Elternsein in den Vordergrund zu stellen. Also eine Basis zu suchen, wo man ohne zu streiten miteinander umgehen kann. D. h. klare Trennung zwischen Privatem und den gemeinsamen Kindern. Das tönt jetzt so leicht auf dem Papier, aber es war ein langer Weg. Es nützt einem wenig, wenn man weiss, wie man es machen will, aber der Andere noch nicht so weit ist. Immer gelassen zu bleiben, wenn wieder mal Kritik über Erziehung und Lebensweise angesagt ist. (Kritisieren ist ja viel leichter als besser machen!) Oder wenn gedroht wird: «Ich zahle nicht mehr!» Oder wenn mehr oder weniger schöne Kommentare zu meinem Privatleben geäussert wurden. Da ist man schon auch auf Hilfe von aussen angewiesen, damit man den Ärger an neutraler Stelle ein wenig abreagieren kann und weitere Schritte wieder möglich werden. Ich war recht beharrlich im Einhalten der Besuchswochenenden und mindestens einer Woche Ferien im Jahr. Denn ich merkte bald, wie wichtig der regelmässige Kontakt zwischen Vater und Kindern ist. Nicht nur für die Kin der wichtig, sondern auch für den Vater, damit er nicht nur ein zahlender, sondern ein am Kinderleben teilnehmender Vater ist und bleibt!

«Ich bin immer noch traurig, dass sich Mama und Papa getrennt haben und wünsche mir, dass meine Eltern wieder zusammenkommen. Manchmal bin ich aber auch ganz fröhlich, wenn Papa am Wochenende viel mit mir unternimmt. In der Gruppe habe ich gehört, dass manche Eltern immer noch streiten. Bei mir läuft s eigentlich ganz gut, ich wohne bei Mama und sehe Papa regelmässig.» (Jonas, 9 Jahre) «Ich habe bis jetzt gemeint, das passiere nur mir, ich sei der einzige, dessen Eltern sich getrennt haben. Jetzt weiss ich, dass es viele Kinder gibt.» (Kevin, 9 Jahre) Heute kann ich sagen, dass wir vieles geschafft haben auf dem Weg als gemeinsame Eltern. Ein gutes Gefühl gab mir vor einigen Wochen auch die Bemerkung meiner Schwägerin, als sie meinte: «Dass die Kinder zu ihrem Vater so guten Kontakt haben und so gerne zu ihm gehen, ist zu einem grossen Teil dir zu verdanken.» Dies machte mich froh und versöhnte mich mit vielem. Ich glaube, das Ergebnis ist die Mühe für den manchmal langen Weg wert! Ich wünsche allen, dass sie die Kraft aufbringen, es mindestens zu versuchen.» Seite 11

Beratung & Training für Erwachsene und für Kinder Fühlen Sie sich in einer Lebenssituation, in der Sie nicht wissen, was das Beste für Sie selber, aber auch das Beste für Ihre Kinder ist? Sind Sie in Ihren Gefühlen hin und hergerissen? Oder haben Sie eine Trennung gerade erst hinter sich? Dann zögern Sie nicht, uns anzurufen! Tel. +423 233 24 38, welcome@elternkindforum.li oder www.elternkindforum.li Gruppentraining für Kinder und Jugendliche nach Trennung, Scheidung oder Tod eines Elternteils In Liechtenstein sind in absoluten Zahlen ca. 600 bis 700 Kinder pro Jahr von einer Trennung, Scheidung oder Tod eines Elternteils betroffen. Fast jedes 10. Kind muss mit seiner individuellen «Katastrophe» zurecht kommen. Für die betroffenen Erwachsenen gibt es einige Angebote, sich Hilfe und Unterstützung zu holen, z.b. in Selbsthilfegruppen, Treffs für Alleinerziehende, Beratungsstellen usw. Kinder trauern genauso intensiv Sie tun das entweder im Verborgenen oder verhalten sich unbewusst auffällig, um auf sich aufmerksam zu machen. Es fällt ihnen oft schwer, ihre verletzten Gefühle auszudrücken. Kinder brauchen darum einen sicheren und neutralen Rahmen, um über ihre Erfahrungen, Gedanken und Gefühle reden zu können.

Gruppentraining für Kinder und Jugendliche Seit Januar 1996 bietet das Eltern Kind Forum ein spezielles Training für Kinder in Trennungssituationen an. Es hilft Kindern und Jugendlichen, die Trennung einzuordnen, zu verarbeiten und mit ihrer neuen Situation zurecht zu kommen. Eines der grundlegenden Ziele des Gruppentrainings ist die Prävention. Wir möchten verhindern, dass die Kinder aufgrund ihrer psychischen Belastung in der Trennungssituation schwerwiegende Symptome entwickeln. Die Regelmässigkeit der themenkonzentrierten Gruppentreffen soll den Kindern ermöglichen, Gefühle im Zusammenhang mit Scheidung und Trauer zu erleben und auszudrücken. So kann die Stressbelastung während einer Veränderungsphase in der eigenen Familie abgebaut und schwerwiegenden Störungen vorgebeugt werden. Gruppe Das Training wird in kleinen Gruppen von max. 8 Kindern durchgeführt. Die Altersgrenze nach unten ist der Eintritt in die Primarschule, nach oben besteht keine Beschränkung. Im Schutzraum der Gleichaltrigengruppe erfahren die Kinder, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind, dass es anderen gleich oder ähnlich geht. Damit soll auch der Isolation von Kindern in schwierigen Situationen entgegengewirkt werden. Es geht dabei um das Grundprinzip der Selbsthilfe, das zum Ziel hat, einander emotionale und praktische Hilfe zu bieten, indem man von der gemeinsamen Betroffenheit ausgeht. Seite 13

Gruppentreffen Im Zeitraum eines halben Jahres fi nden insgesamt 14 Gruppentreffen statt. Grossen Wert legen wir auch auf die Elterngespräche, die vor, während und am Abschluss des Trainings stattfi nden. Die Gruppentreffen stehen in einem inhaltlich sinnvollen Zusammenhang. Damit die Kinder die Themen ganzheitlich begreifen können, werden sie auf drei verschiedenen Ebenen angesprochen, und zwar auf der emotionalen Ebene (wahrnehmen und verstehen der Gefühle), auf der kognitiven Ebene (verstehen der Situation) und auf der Problemlösungsebene (handeln und reagieren auf problematische Situationen). Die Themen werden altersgerecht und methodisch vielfältig gestaltet. Gespräche, Spielen, Malen, Bewegung, Geschichten etc. ermöglichen es, dass die Kinder sich auch zu schwierigen Themen ausdrücken können. Gruppenleitung Das Gruppentraining wird von einer kompetenten Fachperson geleitet. Die kleine Gruppe ermöglicht es der Gruppenleitung, individuell auf jedes Kind und seine spezifi sche Situation einzugehen. Sie versteht sich für die Zeit der Gruppentreffen als Vertrauensperson und stärkt das Kind in seiner Identität. Für das Gruppentraining können Kinder jederzeit angemeldet werden. Informieren Sie sich unter Tel. 233 24 38 welcome@elternkindforum.li und www.elternkindforum.li.

«Jedesmal, wenn wir uns getroffen haben, stand das Thema der Stunde auf einem Plakat. Mal war das Thema Familie, mal Gefühle oder was jetzt noch schwierig ist, wenn ich an die Trennung meiner Eltern denke. Die anderen Kinder der Gruppe haben dann auch ihre Meinung gesagt oder haben mir Tipps gegeben. In der Pause gab es immer etwas zum Knabbern und wir hatten es meist sehr lustig.» (Judith, 12 Jahre) «In meiner Gruppe waren nur Mädchen und ich habe neue Freundinnen gefunden. Wir haben uns für ein zweites Mal angemeldet, weil ich gerne über mich und meine Familie erzähle und weil ich gerne Rollenspiele mache.» (Sofia, 9 Jahre) Für weitere Informationen rund um das Thema Familie stehen wir Ihnen gern zu Verfügung: Eltern Kind Forum St. Markusgasse 16, 9490 Vaduz Tel. +423 233 24 38, Fax +423 233 24 37 welcome@elternkindforum.li www.elternkindforum.li

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