ENTWURF DER CHARTA DER GRUNDRECHTE DER EUROPÄISCHEN UNION



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Transkript:

ENTWURF R CHARTA R GRUNDRECHTE R EUROPÄISCHEN UNION fundamental.rights@consilium.eu.int Brüssel, den 2. Mai 2000 CHARTE 4253/00 CONTRIB 126 ÜBERMITTLUNGSVERMERK Betr.: Entwurf der Charta der Grundrechte der Europäischen Union Finden Sie bitte anliegend die Stellungnahme des Europäischen Forums für Freiheit im Bildungswesen (EFFE) anlässlich der Anhörung vom 27. April 2000. 1 1 Dieser Text wurde nur in deutscher Sprache übermittelt. CHARTE 4253/00 cb 1

Herrn Jean Paul Jacqué Rue de la Loi 175 B-1048 Bruxelles 25.4.2000 Charta der Grundrechte der Europäischen Union Sehr geehrter Herr Jacqué, das Europäische Forum für Freiheit im Bildungswesen unterbreitet für einen Bildungsartikel der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (zur Zeit Art. 16 des Entwurfs) folgenden Formulierungsvorschlag: Artikel 16: Recht auf Bildung (1) Jeder hat das Recht auf Bildung. Dazu gehört der unentgeltliche Zugang zum allgemeinbildenden Unterricht bei gleichen finanziellen Bedingungen für alle allgemeinbildenden Schulen. (2) Bildung und Erziehung sind frei. Sie sind auf die volle Entfaltung der Fähigkeiten und Begabungen gerichtet. (3) Das Recht der Eltern, Erziehung und Bildung ihrer Kinder entsprechend ihren religiösen, weltanschaulichen und pädagogischen Überzeugungen sicherzustellen, wird garantiert. (4) Jeder hat das Recht zur Errichtung und zum Betrieb von Bildungseinrichtungen unter Beachtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Die freie Wahl der Schule wird garantiert. Begründung: Das Europäische Forum für Freiheit im Bildungswesen ist ein Netzwerk von Bürgern Europas aus 30 Ländern, die davon überzeugt sind, daß die Zukunft Europas entscheidend davon abhängt, wieviel innere und äußere Freiheit Bildung und Erziehung ermöglichen. Darum begrüßt und unterstützt das EFFE die Forderung nach einer Charta der Grundrechte für die Europäische Union, CHARTE 4253/00 cb 2

in der auch das Recht auf Bildung und die Unterrichtsfreiheit ihren Ausdruck finden. Das Recht auf Bildung ist Menschenrecht und kann nur durch staatliche Leistungen verwirklicht werden. Dementsprechend geht es über einen rein abwehrrechtlichen Charakter hinaus. Der zuletzt veröffentlichte Entwurf des Art. 16 gewährleistet bereits - die Anerkennung des Rechts auf Bildung, - die unentgeltliche Teilnahme am Pflichtschulunterricht, - die Gründungsfreiheit, - das Elternwahlrecht in Übereinstimmung mit eigenen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen. Nach Auffassung des EFFE fehlen jedoch zwei unverzichtbare Bestandteile eines den gegenwärtigen Zeitforderungen entsprechenden Bildungsartikels. Ziel der Charta der Grundrechte muß es sein, die Rechte der Bürger Europas zu stärken. Deswegen reicht auf dem Feld der Bildung und Erziehung ein Minimalkonsens auf in allen Mitgliedstaaten bereits verwirklichte Verfassungsgrundsätze nicht aus. Den Orientierungsrahmen bieten vielmehr die Staaten, in denen die Menschen- und Grundrechte bereits vorbildlich verwirklicht worden sind. Nur so kann Europa zu einem Europa der Bürger werden. 1. Elternwahlrecht in Übereinstimmung mit pädagogischen Überzeugungen: Der Entwurf von Art. 16 gewährleistet bereits die primäre Erziehungsverantwortung der Eltern und ihr Recht, die Grundentscheidung über die Erziehung ihrer Kinder durch die freie Wahl der Schule zu treffen. Darin liegt zugleich die Absage an ein staatliches Schulmonopol und die Förderung von Vielfalt im Bildungsleben. Die Gewährleistung einer lebendigen, das Schulsystem der Mitgliedstaaten immer neu befruchtenden Vielfalt darf sich aber nicht darauf beschränken, religiöse und weltanschauliche Überzeugungen zu respektieren, sondern muß auch für pädagogische Überzeugungen Raum bieten. In der Europäischen Union ist neben dem religiösen auch das pädagogische Elternrecht Bestandteil der Verfassungstradition der Mitgliedstaaten. 2. Das Prinzip der Nichtdiskriminierung hinsichtlich der finanziellen Bedingungen für alle allgemeinbildenden Schulen unabhängig von ihrer Trägerschaft: Erziehung und Bildung dürfen nicht zum Objekt finanzieller Interessen werden. In einer Zeit der Leistungsgesellschaft haben die Mitgliedstaaten insbesondere die Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß Bildung und Erziehung weder von einzelnen Staaten im Sinne eines Schulmonopols für sich beansprucht werden noch dem Wettbewerb eines freien Marktes überlassen werden, sondern vielmehr von Bürgerinnen und Bürgern Europas in eigener gesellschaftlicher Verantwortung als öffentliche Aufgabe gestaltet werden. CHARTE 4253/00 cb 3

Die primäre Erziehungsverantwortung der Eltern erfordert neben dem Recht, die Schule frei zu wählen, die Anerkennung des Rechts zur Gründung und Unterhaltung von Schulen in freier Trägerschaft. Dieses Wahlrecht setzt jedoch voraus, daß Eltern unter gleichen materiellen Bedingungen zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Schulen frei wählen können. Ein Bildungsartikel für die Europäische Charta der Grundrechte steht auch in engem Zusammenhang mit anderen Grundfreiheiten des Gemeinschaftsvertrages. So fällt der Unterricht an privaten Bildungseinrichtungen unter die aktive und passive Dienstleistungsfreiheit und darf nicht behindert werden. In der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist anerkannt, daß Art. 2 des ersten Zusatzprotokolls der Europäischen Menschenrechtskonvention das Recht garantiert, eine Privatschule zu begründen und zu führen. Daraus wird zwar ein Recht auf Finanzierung dieser Schulen nicht unmittelbar hergeleitet; jedoch gewährt die Mehrheit der Mitgliedstaaten nichtstaatlichen Schulen Finanzleistungen. Ferner haben die Niederlande bei Abschluß des Zusatzprotokolls den Standpunkt vertreten, daß sehr wohl eine Finanzierung der nichtstaatlichen Schulen durch Art. 2 des ersten Zusatzprotokolls geboten sei. Das EFFE erinnert außerdem nachdrücklich an die Entschließung des Europäischen Parlaments zur Freiheit der Erziehung in der Europäischen Gemeinschaft vom 14.3.1984. Ziffer I 9 dieser Entschließung lautet: "Aus dem Recht der Freiheit der Erziehung folgt wesensnotwendig die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, die praktische Wahrnehmung dieses Rechts auch finanziell zu ermöglichen und den Schulen die zur Durchführung ihrer Aufgaben und zur Erfüllung ihrer Pflichten erforderlichen öffentlichen Zuschüsse ohne Diskriminierung der Organisatoren, der Eltern, der Schüler oder des Personals zu den gleichen Bedingungen zu gewähren, wie sie die entsprechenden öffentlichen Unterrichtsanstalten genießen; dem steht jedoch nicht entgegen, daß von den frei gegründeten Schulen ein gewisser Eigenbetrag als Ausdruck der Eigenverantwortlichkeit und zur Unterstützung ihrer Unabhängigkeit zu fordern ist." Mit freundlichen Grüßen für das Europäische Forum für Freiheit im Bildungswesen (Krampen) CHARTE 4253/00 cb 4

New.eu Domain Changed Web and E-Mail Addresses The introduction of the.eu domain also required the web and e-mail addresses of the European institutions to be adapted. Below please find a list of addresses found in the document at hand which have been changed after the document was created. The list shows the old and new address, a reference to the page where the address was found and the type of address: http: and https: for web addresses, mailto: for e-mail addresses etc. Page: 1 Type: mailto Old: mailto:fundamental.rights@consilium.eu.int New: mailto:fundamental.rights@consilium.europa.eu Addendum: 1