Zur Situation von MigrantInnen in deutschen Städten Teil der Globalisierung, Teil der Armutsentwicklung? O. Groh-Samberg (SOEP@DIW) & C. Keller (CMB)
Plan 1. Internationale Migration - Globalisierung? 2. Migration nach Deutschland und in Städte 3. Integration in Bildungsinstitutionen und Arbeitsmarkt 4. Armut
Leitende Thesen In der wachsenden internationalen Migration spiegeln sich auf globaler Ebene die internationale Arbeitsteilung und wachsende Ungleichheiten, die zugleich einen zentralen Grund für die Migrationen darstellen Fluchtbewegungen v.a. innerhalb unterentwickelter Länder, Wanderung in den Norden v.a. durch bessergestellte, gut qualifizierte, junge Personen, primär Arbeitsmigration In Europa sind es die südeuropäischen Länder, in denen sich die neuen internationalen Migrationsformen am stärksten zeigen - in Deutschland ist v.a. die Zuwanderung aus Osteuropa und der russischen Föderation markant Globalisierung ein Catch-All-Term, der auf wirtschaftlicher Ebene Triadisierung und gewandelte internationale Arbeitsteilung verdeckt Zunehmende Marginalisierung von Personen mit Migrationshintergrund ist keine Folge von Zuwanderung, sondern von institutionellen Schließungstendenzen Hauptproblem liegt in der misslungenen/nicht stattgefundenen Integration bereits der frühen Zuwandererkohorten Soziale Schließungen im Bildungssystem, Wohnungs- und Arbeitsmarkt haben primär strukturelle Ursachen, sind aber ethnisch verstärkt
Teil 1. Internationale Migration Globalisierung?
Age of Migration Diagnose einer neuen Epoche der Migration seit den 1970er Jahren Castles/Miller 2003, The Age of Migration Nuscheler 2004, Internationale Migration Ambrosini 2005, Sociologia delle migrazioni Internationale Berichte: International Organisation for Migration: World Migration UN, Department of Economic and Social Affairs, Population Division: International Migration Report
Kennzeichen des Age of Migration Zunahme internationaler Migration Einbeziehung von immer mehr Ländern als Herkunfts- und Zielländer ( Globalisierung, Heterogenisierung ) Differenzierung der Migrationsformen und pfade Wachsende (internationale) Regulierung, aber gleichzeitig Irregularisierung Feminisierung der Migration
Illustrationen zum Age of Migration Alle 190 souveränen Staaten sind Orte von Transit-, Ein- und Auswanderung IOM: 2005 global 175 Millionen internationale MigrantInnen, 1975: 84 Millionen UN: Anfang 2005 185-192 Millionen; entspricht knapp 3% der Weltbevölkerung (6-7 Milliarden) 49% davon Frauen Frauen haben besonders hohen Anteil unter Flüchtlingen (70% der 25 Millionen internally displaced persons) und sind bes. betroffen von Menschenhandel, finden Anstellung besonders in Dienstleistungen, Wohlfahrtsstaat sowie als Haushaltshilfen Feminisierung der Migration bedeutet aber gerade auch: Frauen als Pioniere und ArbeitsmigrantInnen
Europa im Age of Migration Europa der Nachkriegsphase (Fordismus): vor allem innereuropäische und institutionalisierte Migration in Richtung Zentral- und Nordeuropa In den letzten 25 Jahren eine stärker außereuropäische, dann auch osteuropäische und weniger institutionalisierte Zuwanderung bes. in Richtung Südeuropa (Stärkste Einwanderung in Europa in klassische Emigrationsländer: Irland und Südeuropa) Politischer Wandel: Einwanderungsstopp Anfang 70er Jahre in Zentral- und Nordeuropa, internationale Zunahme der Restriktionen der Zuwanderung (Kriterium der ökonomischen Nützlichkeit, Einschränkungen Asylrecht) Europa: Schengen II (1990), Frontext (2004), Strategischer Plan zu legalen Zuwanderung (2005), Bekämpfung illegaler Einwanderung (2006) Nuscheler: Vom Jahrhundert der Flüchtlinge zur irregulären Migration
Nord-Süd oder Süd-Süd Migrationen? Nach Nuscheler verläuft der größte Teil internationaler Migrationen im südlichen Teil der Welt Dagegen sprechen die Zahlen in den internationalen Migrationsberichten:
Zwischenfazit internationale Migration Wachsende Migration v.a. Wanderungen in die entwickelte Welt (Süd-Nord, Ost-West), aber hoher Anteil Fluchtmigration in unterentwickelter Welt Trends der dynamischen Zunahme, der Heterogenisierung und Irregularisierung der Migration in Europa insb. im Süden (Italien, Spanien) Widerspruch zwischen Internationalisierung Waren, Güter und Dienstleistung und Restriktion von Migration: Trend zur Irregularisierung der Migration, aufgrund hohem Migrationsdrucks In Deutschland Ende der 80er, Anfang der 90er hohe Einwanderung bes. aus Osteuropa, seit 93 relativ geringe Zuwanderungssaldos
Teil 2: Migration nach Deutschland und in Städte
Internationale Migration in Deutschland 1991-2004 Quelle: BMF 2005: 13
Zu- und Fortzüge in Deutschland nach häufigsten Herkunfts- und Zielländern 2004 Quelle: BMF 2005: 18