Schüler-Streit-Schlichtung/ Mediation durch Schüler oder Miteinander reden ist die bessere Lösung VORSTELLUNG... 2 1. MEDIATION ALS WURZEL DER SCHÜLER-STREIT-SCHLICHTUNG... 2 2. WAS IST SCHÜLER-STREIT-SCHLICHTUNG... 2 3. ZIELGRUPPE DER SCHÜLER-STREIT-SCHLICHTUNG... 3 4. ABLAUF EINES STREITSCHLICHTUNGSGESPRÄCHES... 4 5. ZIELE... 5 6. AUSBILDUNGSINHALTE/ METHODEN... 5 7. AUSBILDUNGSABLAUF... 6 8. ROLLE DER LEHRERINNEN... 6 9. GRENZEN UND SCHWIERIGKEITEN... 6 10. UNTERSCHIED ZWISCHEN SCHLICHTEN UND RICHTEN... 7-1-
Vorstellung Ulf Naumann, Leiter des Kinder- und Jugendklubs EL ZWO, Chemnitz und Koordinator JA/JSA des KJF Regionaler Träger: KJF e.v. Chemnitz Ausbilder seit 2003 Z.Z. bilde ich die 4.Gruppe Schüler-StreitschlichterInnen der benachbarten MS aus 1. Mediation als Wurzel der Schüler-Streit-Schlichtung (Wo kommt Streitschlichtung her?) Konzept stammt aus USA findet seit den 1990ger Jahre in Deutschland ihre Anwendung Vor allem im Bereich der Scheidungsmediation, in Form der Täter-Opfer-Ausgleiche, Tarifverhandlungen, Innen- und Außenpolitik und in jedem beratenden Bereich Ziel: akzeptable Lösung für alle Beteiligten (Lösungsorientierung), win-win-situation, d.h. beide gehen als GewinnerInnen heraus MediatorIn übernimmt die Rolle des neutralen Vermittlers, der für die Konkfliktparteien, durch Emotionen, Vertrauen, konträre Positionen schwierig gewordene Kommunikation wieder herstellt Aufgabe: Fakten herausfinden und Gefühle aufzudecken Verantwortung für den Gesprächsverlauf, nicht für das Ergebnis Lösungen ergeben sich aus Lösungsvorschlägen der Beteiligten und werden schriftlich fixiert 2. Was ist Schüler-Streit-Schlichtung Schlichtung unter Gleichaltrigen im Schulalltag Ausbildung von Klasse 7-9, wenn gewollt auch Klasse 10 Übergang von GS zu MS ist schwieriger Moment für Kinder (neue Klasse, neue Rangordnung, neue örtliche Gegebenheiten, neue Lehrer, neue Erwartungen der Familie), d.h. kleinere Rangeleien, die oft von Erwachsenenwelt bagatellisiert, ignoriert oder einzelne stigmatisiert Wenn unbearbeitet, dann können handfeste Konflikte entstehen (Eskalation), die Schulalltag, Lernatmosphäre beeinträchtigen (Schulstrafen etc.) und zu neuen Konflikten führen -2-
durch Einbettung in soziales Lernen und kooperatives Miteinander von LehrerInnen und SchülerInnen setzt das Schlichtungsprojekt soziale Kompetenzen bei SchlichterInnen und Streitenden frei Stärkung von Kindern und Jugendlichen in ihrer Rolle als aktives Mitglied der Gesellschaft bei dem Werte wie Verständnis, Einfühlungsvermögen, Toleranz, Eigenverantwortung, Selbständigkeit, Kreativität etc. gefordert/ gefördert führt letztendlich zu Demokratieverständnis gewaltfreier Umgang mit Konflikten lässt konstruktive Lösungen zu es geht nicht darum, die wahren Schuldigen herauszufinden, um zu sanktionieren Schüler-Streit-Schlichtung ist grundsätzlich lösungsorientiert Grundanliegen der Schüler-Streit-Schlichtung/ Mediation in der Schule: 1. Entwicklung von sozialen Kompetenzen und Eigenverantwortlichkeit der Schüler 2. präventive Wirkungen durch gewaltfreien Umgang mit Konflikten 3. Verbesserung des Schulklimas durch verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen LehrerInnen und SchülerInnen 4. Entlastung der LehrerInnen 5. lösungsorientierter Umgang mit Konflikten (Ausbau der Streitkultur) 6. Entwicklung einer Identitätsbildung der SchülerInnen zu ihrer Schule bzw. Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls der SchülerInnen zur Schule 7. Förderung und Stärkung der Eigenregulationskräfte von SchülerInnen und der Schule als System 3. Zielgruppe der Schüler-Streit-Schlichtung (Wer lässt sich zu Streitschlichtern ausbilden? Und wer nutzt SSS?) prinzipiell mit allen Altersgruppen, sowohl mit GS, MS, Gymnasien, Berufsschulen (Anpassung des Konzeptes) hauptsächlich im Mittelschul~ und gymnasialen Bereich nehme ich war in meinem Projekt MittelschülerInnen Auszubildende: Ausbildung von Klasse 7-9, wenn gewollt auch Klasse 10 freiwillige, die i.d.r. Interesse und Bereitschaft haben an eigenen sozialen Fähigkeiten arbeiten wollen StreitschlichterInnen: Kl.8-10 Konfliktparteien: -3-
SchülerInnen Kl. 5-9 aber Jüngere schlichten nie Ältere, max. gleichaltrig Beteiligte für den Azubi: Eltern, Freunde, Clique, LehrerInnen, TrainerInnen, (SCHAUBILD) 4. Ablauf eines Streitschlichtungsgespräches (Wie läuft ein Streitschlichtungsgespräch ab?) Streitschlichtungsgespräch unter Kindern und Jugendlichen unterliegt ganz klaren Regeln StreitschlichterIn ist für deren Einhaltung verantwortlich und überwacht den Ablauf des Gespräches Vermittelt mittels spezifischer Gesprächstechniken: Aktive Zuhören, Pendeln, Zusammenfassen und das Senden von ICH Botschaften Vier Phasen: Einleitung, Klärung, Lösung, Vereinbarung (a) Einleitung Vorstellung, Begrüßung Gesprächsregeln vorstellen und Einhaltung überwachen 1. keine Beleidigung 2. Ausreden lassen 3. Schweigepflicht Ermutigen Ablauf, Ziel, Rolle und Aufgaben klären Freiwilligkeit prüfen/ evtl. Zwangsfreiwilligkeit (b) Sichtweisen erklären Kernstück, wichtigste Phase Verschiedene Sichtweisen darstellen / seine Wahrheit Streitschlichter über gezieltes Nachfragen und Reflektieren, Sachebene herauszustellen und Hintergründe (auch Gefühlsebene) aufzudecken Wenn diese Phase optimal, dann fangen da schon Lösungen an (c) Lösungsideen sammeln Zusammengetragen von Lösungen Einzelarbeit: Kärtchenabfrage der Streitpartner Prüfung gemeinsam mit Streitenden: machbar, realisierbar, konkret Schlichter darf Impulse geben, jedoch keine Lösungen vorschlagen (d) Abschluss und Einigung akzeptable Lösungen in Einigungsformular schriftlich festgehalten -4-
Folgetreffen zur Kontrolle, ob Lösungen funktioniert bzw. eingehalten 5. Ziele (Worauf zielt Streitschlichtung bei SchülerInnen ab?) reale Konflikte in der Schule, durch niederlagenlosen Konfliktlösung zu bearbeiten Streitpunkte erkennen, am Konflikt ohne Autoritäten arbeiten, eigene Standpunkte überdenken, Kompromisse finden und Konfliktlösungen ohne Niederlage erarbeiten. Angebot fördert folgende Fähigkeiten bei den SchlichterInnen Zuhören Vertraulichkeit Neutralität Zurückhaltung Übersicht Moderation Aktives Zuhören mit zugewandter Körperhaltung, Vertraulichkeit wahren, kein Klatsch! Neutral sein, sich nicht auf eine Seite ziehen lassen! Sich seiner evtl. vorhandenen Vorurteile bewusst werden! Die anderen zu Wort kommen und Konflikte lösen lassen! Hinweise und Regeln zum hilfreichen Miteinander geben! Gesprächsverläufe zielorientiert steuern. Gute Diskussionsleitung! 6. Ausbildungsinhalte/ Methoden 1. Gruppenfindung (Kennenlernen, G-Regeln, Konsequenzen, Bildung Lerngruppen) 2. Psychologische Grundlagen der Schlichtung z.b. Konfliktarten, Wirkung von Strafe, Eskalationsstufen, Gefühle erkennen und benennen, Selbstwahrnehmung 3. Basistechniken der Verhandlungsführung (Fragearten, Pendeln, Spiegeln, ICH- Botschaften) 3.1. Vorbereitung und Einleitung der Schlichtung 3.2. Austausch der Standpunkte 3.3. Lösungsphase 3.4. Abkommen und Schlusswort 4. Praktisches Üben an Hand von Rollenspielen 5. Projektarbeiten/Öffentlichkeitsarbeit 6. Schriftlicher und praktischer Test Nach Abschluss sind die SchlichterInnen in der Lage ein Streit-Schlichter-Gespräch selbständig zu führen -5-
7. Ausbildungsablauf (Wie läuft das ab?) 2 Modelle Crash-Kurs (1-2 Wochen Intensiv-Kurs) oder wöchentliche Ausbildung Letzteres im KJF, d.h. 1,5h pro Woche (nur Schulzeit) in den Räumen des Jugendklubs Ausbildungsort in anderen Projekten meistens in der Schule (Wer bildet aus?) auch da verschiedene Lösungsansätze Externe, LehrerIn od. gemeinsam Externe/LehrerIn Anzahl der TrainerInnen: mind. 2 (abhängig von Gruppengrösse) Im KJF: SA/SP aus der Erziehungsberatung und Jugendarbeiter Qualifikation der TrainerInnen: Externe im Normalfall SA/SP, LehrerInnen mit speziellen Zusatzausbildung (Betreuungslehrer) (Wie viel TeilnehmerInnen?) 5-16 SchülerInnen (Welche Bedingungen?) Bewerbungsformular Freiwilligkeit, aber Zertifizierung nur, wenn mindest Teilnahme gesichert (3x fehlen) Sonst Teilnahmebescheinigung mit spezifischen Inhalten Eintragung ins Zeugnis (Ausbildung, Arbeit als StreitschlicherIn) 8. Rolle der LehrerInnen a. Vermittlung von Schülern zu dem Streitschlichter Projekt b. unter Umständen keine eigenständige Konfliktlösung mit streitenden Schülern c. Wahrnehmen von Konfliktfeldern Für Planungsphase günstig, folgende Fragen im Kollegium zu thematisieren und diskutieren 1. Wie sind wir bisher an unserer Schule mit Konflikten umgegangen? 2. Welche Erwartungen, aber auch Befürchtungen verbinden sich mit solch einem Projekt? 3. Wie stehen die Elternvertreter zum Thema? 4. Wie kann die Ausbildung der Schüler erfolgen? 5. Können Zeiten und Räume für Streitschlichtergespräche zur Verfügung gestellt werden? 6. Ist es möglich, Unterrichtszeit dafür zu opfern? 9. Grenzen und Schwierigkeiten (fachliche Grenzen!!!) Grundsätzlich alle Konflikte, die sie sich selbst zutrauen -6-
Körperverletzungen, Erpressungen, Drogen- und sexueller Missbrauch nur durch Erwachsenen Vertrauensperson für SchlichterInnen, um Fälle zu reflektieren und bei Bedarf Hilfe von BeratungslehrerIn oder ggf. SchulleiterIn organisatorische~ und Strukturhilfen (Abläufe mitorganisieren, Dienstpläne, aber auch geeignete Räume, Kopierer, Schlüssel, Mobiliar etc.) nicht überall selbstverständlich (LehrerInnen!!!) LehrerInnenkollegium muss hinter dem Konzept stehen!!! Realität: große Anzahl der KollegInnen interessiert sich nicht dafür Das ist ja schön, dass es das gibt, aber jetzt müssen die Schüler selbst klar kommen. wenige und immer dieselben engagierten LehrerInnen Wille des Kollegiums sich und seine Methoden zu hinterfragen unbedingte Unterstützung durch Schulleitung geringe Fallzahlen bedeuten Zerfall der engagierten Jungen und Mädchen Streitschlichtung heißt mehr, als SchülerInnen auszubilden und zu hoffen, jetzt löst sich alles von allein. LehrerInnen müssen FallbeschafferInnen sein! (Rahmenbedingungen!!!) Rahmenbedingungen: Förderverein, Schülerbeiräte, Würdigungen der Streitschlichtung, Einbinden der Eltern, Bekanntmachung allen Neu-SchülerInnen und deren Eltern Einbinden der Schlichtung in andere Schulprojekte Schule als Lernraumund nicht als Wissensfabrik Aura/ Kult um die Streitschlichtung Überhöhung der Methode: Keine Allheilmethode!! 10. Unterschied zwischen Schlichten und Richten Schlichten bilaterale Lösung einvernehmliche Einigung Frage nach Anteilen Konfliktbewältigung Konfliktentschärfung/ Deeskalation Richten Frage nach Schuld und Unschuld Richterliches Urteil Gerechtigkeit, Ausgleich Wiedergutmachung Bestrafung/ Maßregelung -7-