Die UNESCO Biosphäre Entlebuch Schweiz

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Transkript:

2007 UBE UNESCO Biosphäre Entlebuch Biosphärenmanagement Chlosterbüel 28 CH-6170 Schüpfheim Tel. +41 41 485 88 50 Fax +41 41 485 88 01 E-Mail: zentrum@biosphaere.ch www.biosphaere.ch Die UNESCO Biosphäre Entlebuch Schweiz Auf dem Weg zur Modellregion für nachhaltiges Leben und Wirtschaften.

Eine Region schafft sich Perspektiven Herzlich willkommen im Entlebuch, in einer der schönsten und eigenartigsten Regionen der Schweiz. Gut ein Viertel der Fläche der UNESCO Biosphäre Entlebuch ist von Moorlandschaften von nationaler Bedeutung bedeckt. Nirgends in der Schweiz gibt es so viele national geschützte Moore auf so engem Raum wie im Entlebuch: 44 Hochmoore, 61 Flachmoore und 4 grosse Moorlandschaften prägen die Landschaft der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Das Moorgebiet Laubersmad-Salwidili ist sogar auf der Liste der bedeutendsten Feuchtgebiete der Welt (Ramsar-Konvention). In der 400 km² grossen Region befinden sich nicht nur die grössten und zahlreichsten Moorlandschaften der Schweiz, sondern auch eine bedeutende Tier- und Pflanzenwelt. Der reiche historische und kulturelle Hintergrund unserer Gemeinden sorgt für ein breites und buntes touristisches Angebot. Vor allem aber pflegt das «ganz normale» Leben der Entlebucher Bevölkerung Brauchtum und Traditionen und sorgt zugleich für Zeitgeist und Gegenwart. Die Zukunft entsteht hier nicht auf dem Reissbrett, sondern im kompetenten Dialog, im gemeinsamen Handeln, mit Wissen, Handwerk und Genuss. Im weltweiten Netz der Biosphärenreservate erlangte die UNESCO Biosphäre Entlebuch mit ihrer Strategie von Kooperation, Partizipation und Kommunikation Modellcharakter. Die Bewohner der voralpinen Naturregion lernten in Wertschöpfungsketten zu denken. Lokale Gruppen und Foren setzen ihre in Zukunftskonferenzen entstandenen Ideen in die Tat um. Beteiligte versuchen dabei, in einem fairen Kompromiss innovative Lösungsansätze zum Nutzen von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft auszuhandeln. Vom hohen Bewusstsein für natürliche und kulturelle Werte und vom Willen zur innovativen Gestaltung der Zukunft zeugt auch die kreative Entwicklung und Vermarktung unserer eigenen Erzeugnisse. Es gehört auch dazu, sich selbst und die Natur nicht immer als perfekt zu betrachten und das Unvollkommene als Teil des Ganzen zu akzeptieren. Unser Leben in der Biosphäre ist ein permanenter und offener gesellschaftlicher Such-, Lern- und Gestaltungsprozess. In der UNESCO Biosphäre Entlebuch finden Sie also nicht nur einzigartige Natur, köstliche Genüsse und beste Entspannung für Körper und Geist, sondern auch Theorie und Modelle für ein gesellschaftliches Miteinander. Nur durch die Identifikation der örtlichen und regionalen Akteure mit der Idee des Biosphärenreservates und mit dem Nachhaltigkeitsgedanken lassen sich Fortschritte erzielen, die als Beispiel auch für andere Regionen dienen können. Wir freuen uns, wenn Sie sich mit unserer lebendigen Region näher auseinandersetzen. Schauen Sie bald vorbei. Bis dahin, Ihr Theo Schnider Direktor der UNESCO Biosphäre Entlebuch

Facts and Figures Die 8 Gemeinden der Region Entlebuch, Doppleschwand, Romoos, Entlebuch, Hasle, Schüpfheim, Flühli-Sörenberg, Escholzmatt sowie Marbach, sind im September 2001 von der UNESCO als erstes Biosphärenreservat der Schweiz gemäss Sevilla-Strategie anerkannt worden. Die UNESCO Biosphäre Entlebuch repräsentiert im weltweiten Netz der Biosphärenreservate eine voralpine Moor- und Karstlandschaft. Die Gesamtfläche umfasst 394 km², was knapp 1% der Schweizer Landesfläche entspricht. In den 8 Gemeinden leben rund 17 000 Personen. Die Wirtschaftsstruktur des Entlebuchs ist im Vergleich zur Schweiz noch sehr ländlich geprägt. 33% der Beschäftigten sind im ersten Sektor tätig, 25% im 2. und 42% im 3. Sektor. Insgesamt verfügt die Biosphäre Entlebuch über ca. 8000 Arbeitsplätze. (CH- Werte 1. Sektor: 5,4%, 2. Sektor: 25,5% und 3. Sektor: 69,1% (Datenquelle Bundesamt für Statistik 2006) Kaum eine andere Region besitzt so viele Naturschätze auf engem Raum wie das Entlebuch. Die 1987 von der Schweizer Bevölkerung angenommene Moorschutz-Initiative rüttelte das Entlebuch auf. Was würden die neuen Bestimmungen zum Schutz der Moorlandschaften für die wirtschaftliche Situation unserer Gemeinden bedeuten? Rechnet man alle national geschützten Gebiete zusammen, so decken diese mehr als die Hälfte des Entlebuchs. Basierend auf den Vorgaben des «Man and the Biosphere»-Programms der UNESCO fand im Entlebuch eine neue Definition von Naturschutzprozessen statt. Die Menschen des Entlebuchs erkannten die Chance, vermeintliche Einschränkungen wie den 1987 durch die Rothenthurm- Inititative ausgedehnten Natur- und Landschaftsschutz in ihr Leben zu integrieren und zu nutzen. Sie ziehen sich nicht aus dem zu schützenden Raum zurück, sondern bringen stattdessen ihre Wünsche den Bedürfnissen der Umwelt angepasst in diesen ein. Nach einem beispielhaft kurzen Vorbereitungsprozess stimmten die Gemeindeversammlungen im September 2000 mit unerwarteten 94% diesem entscheidenden Schritt, der Schaffung eines UNESCO Biosphärenreservates, zu. Ein Biosphärenreservat ist das ideale Instrument, um die von unseren Vorfahren geprägte Natur- und Kulturlandschaft des Entlebuchs für kommende Generationen zu erhalten und weiter zu entwickeln. Mit der sanften Instandsetzung dieser natürlichen Ressourcen gelingt es, nebst Schutzfunktion gleichzeitig die Regionalwirtschaft zu stärken. «Schützen durch Nutzen», und dies gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung, ist das Credo der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Doppleschwand Romoos Entlebuch Hasle Schüpfheim Flühli-Sörenberg Escholzmatt Marbach

MAB die Idee der Biosphärenreservate Die UNESCO weist weltweit Biosphärenreservate im Rahmen des Programms Mensch und Biosphäre (Man and Biosphere) zum Schutz typischer Kulturlandschaften aus. Dieses Programm wurde 1970 als zwischenstaatliches und interdisziplinäres Wissenschaftsprogramm von der UNESCO gestartet. Als entscheidender Wendepunkt des Programms «Man and Biosphere» kann der Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro bezeichnet werden. Als Folge davon legte die UNESCO-Generalversammlung 1995 in Sevilla, Spanien, die Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate neu fest. Das heisst, Biosphärenreservate sollen der Umsetzung der Biodiversitätskonvention, der Agenda 21 und damit einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet sein. Biosphärenreservate sollen Modellregionen zur Erforschung und Demonstration von Ansätzen zu Schutz und nachhaltiger Entwicklung auf regionaler Ebene sein. Biosphärenreservate sind, kurz gesagt, eingerichtet worden, um einige der wichtigsten menschlichen Fragen der Gegenwart zu beantworten: Wie können wir die Vielfältigkeit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen schützen und erhalten, die unsere natürliche Biosphäre ausmacht und das ökologische System im gesunden Gleichgewicht hält? Wie können wir zugleich die materiellen Bedürfnisse und Wünsche einer immer schneller wachsenden Zahl von Menschen erfüllen? Wie können wir das Bewahren natürlicher Ressourcen und das Konservieren natürlich gewachsenen Wissens ursprünglicher Lebensgemeinschaften damit verbinden, sie für das Gemeinwohl zu nutzen? In der UNESCO Biosphäre Entlebuch arbeiten das Biosphärenmanagement, der Vorstand der UNESCO Biosphäre Entlebuch sowie Foren, Arbeitsgruppen und Gemeindeverwaltungen an Antworten auf diese Fragen und gliedern ihre Aktivitäten in einem Modell mit drei starken Säulen: Die Natur und die Kultur in der UNESCO Biosphäre Entlebuch werden geschützt und erhalten, um ihre selbstständige Fortentwicklung zu gewährleisten. Die UNESCO Biosphäre Entlebuch ist keine Museumslandschaft. Die ökonomischen und sozialen Interessen und Bedürfnisse des Menschen sind feste Bestandteile und werden unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit entwickelt. Der permanente und offene gesellschaftliche Such-, Lern- und Gestaltungsprozess kommt hier besonders stark zum Tragen. Die UNESCO Biosphäre Entlebuch ist somit ein eigentlicher Experimentierraum, eine Art Versuchslabor für nachhaltiges Leben und Wirtschaften. Ende 2006 gab es 507 Biosphärenreservate in 102 Ländern dazu zählen so berühmte Gegenden wie die Galapagosinseln in Ecuador, die Serengeti in Tansania, die Camargue in Frankreich oder der Yellowstone-Park in Nordamerika. Im Zentrum der Aktivitäten der UNESCO Biosphäre Entlebuch steht die Wechselbeziehung Mensch und Natur gemäss Sevilla-Strategie (1995) des Programms «Man and Biosphere» (MAB) und den Kriterien der Schweiz (2001). Die UNESCO Biosphäre Entlebuch hat auf ihre eigene Art und Weise bereits zur hohen Kunst entwickelt, was rund um die Welt noch immer im Versuchsstadium ist: ein ganzheitliches, alte Werte nutzendes und neue Werte schaffendes Denken und Handeln zum Wohl der Menschen als Teil und Partner der Natur. «Nachhaltige Entwicklung setzt vielfältige und lebenslange Lernprozesse voraus.» Die Bildung und die Forschung in der UNESCO Biosphäre Entlebuch beziehten sich nicht nur auf die regionale Umwelt, sondern stehen in landes- und weltweitem Zusammenhang mit der Entstehung einer zukunftsfähigen Kompetenz, die Natur zu nutzen, ohne ihr zunehmend zu schaden.

Zonierung die räumliche Organisation und weitere Kriterien Jedes Biosphärenreservat muss gemäss Vorgaben der UNESCO und der Kriterien der Schweiz, abgestuft nach dem Einfluss der menschlichen Tätigkeit, in Kern-, Pflege- und Entwicklungszone gegliedert werden und über ein Biosphärenmanagement verfügen. Kernzone Die Kernzone dient der optimalen Entwicklung der natürlichen und naturnahen Ökosysteme durch einen umfassenden Naturschutz. Sie umfasst die bereits rechtlich geschützten Naturschutzgebiete: Hoch- und Flachmoore, Felsformationen, Jagdbanngebiete und Auenwälder. Pflegezone Sie umgibt die Kernzone und wird extensiv genutzt. Das Gewicht liegt auf der naturverträglichen Nutzung der Ressourcen für das Wohl der ortsansässigen Bevölkerung, der Moorlandschaften und der Landschaftsschutzgebiete von nationaler Bedeutung. Biogeografische Repräsentativität Ein neues Biosphärenreservat in der Schweiz kann nur dort errichtet werden, wo eine typische Gesamtheit von Ökosystemen und Landnutzungsmustern vorhanden ist, welche in einem bisherigen Biosphärenreservat in der Schweiz nicht bereits repräsentiert ist. Die UNESCO Biosphäre Entlebuch repräsentiert im weltweiten Netz der Biosphärenreservate die voralpine Moorund Karstlandschaft. Forschung Die Durchführung von angewandter und auf die Umsetzung in der Praxis ausgerichteter Forschung ist unabdingbar. Die Forschungsvorhaben sind interdisziplinär ausgerichtet. Entwicklungszone Die Entwicklungszone beinhaltet Flächen für die Land- und Forstwirtschaft, für Industrie und Gewerbe, Dienstleistungen, Siedlungen und Verkehr. In ihr kommt die menschliche Dimension des Biosphärenkonzepts voll zum Tragen, hier wird die nachhaltige Entwicklung des gesamten Biosphärenreservates umgesestzt. Stand 2006 Entwicklungszone Pflegezone Kernzone

Leitbild UNESCO Biosphäre Entlebuch «Erhalten», «Entwickeln» und «Partizipieren/Kooperieren» sind die Leitthemen der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Sie legen die langfristige Ausrichtung der UNESCO Biosphäre Entlebuch fest. Damit soll die einzigartige, geschützte Natur- und Kulturlandschaft, speziell die Moorlandschaften und Karstgebiete, erhalten und gleichzeitig eine nachhaltige Regionalentwicklung realisiert werden. Die Erhöhung der Wertschöpfung gelingt durch neue anspruchsvolle Ziele, starke Kooperationen und daraus entstehende Innovationen. Erhaltung und Entwicklung Die Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen sind die Grundlagen für eine langfristige Entwicklung des Lebens- und Wirtschaftsraumes. Partizipation Die Mitwirkung der Bevölkerung wird durch die Delegiertenversammlung, den Verein UNESCO Biosphäre Entlebuch sowie durch die sektorspezifischen Foren und Arbeitsgruppen gewährleistet. Kooperation Die gemeinde- und branchenübergreifende Kooperation ermöglicht Innovationen und damit die Steigerung der Wertschöpfung und langfristiges Wachstum. Wachstum setzt ein ausgewogenes und bedürfnisgerechtes Geben und Nehmen voraus. Vor allem entstehen Innovationen im Zusammenspiel der Netzwerke. Die Zusammenarbeit mit anderen Destinationen und Regionen wird darum besonders gefördert. Management Für die professionelle Begleitung und Beratung, die Koordination von Forschung und Bildung, die Moderation der Entwicklungsprozesse und das regionale Marketing wurde ein Kompetenzzentrum unter der Leitung des Biosphärenmanagements aufgebaut. Die koordinierende Rolle des Managements erhöht die Dynamik in den Foren und Arbeitsgruppen.

Das Entlebucher Kooperationsmodell Finanzierung Mit einem Kooperationsmodell (vgl. Abbildung) wird der partizipative Prozess gezielt fortgesetzt und werden eine nachhaltige Entwicklung sowie Wohlstand fürs Entlebuch ermöglicht. Moderierte Netzwerke, so genannte Foren, und ein professionelles Management gewährleisten den Einbezug von Wirtschaft und Gesellschaft in den Prozess. Im Koordinationsrat werden gemeinsame Aktivitäten und Ziele besprochen und in einem Zielbild definiert. Die Partizipationsmethodologie, verknüpft mit den Erfahrungen aus dem Entlebucher Prozess, macht das Modell für andere Regionen reproduzierbar. Das Entlebuch ist heute eine international bedeutende Modellregion, insbesondere bezüglich Kommunikation, Partizipation und Kooperation. Das Biosphärenreservat Entlebuch ist ein Dienstleistungsbetrieb mit rund einem Dutzend Voll- und Teilzeitstellen und einem Jahresbudget von ca. 1,8 Milli-onen Franken (2007). Dieser Betrag setzt sich aus den Beiträgen von Bund, Kanton, Gemeinden, Verbänden und Vereinen, Sponsoren, Stiftungen sowie Projektgeldern zusammen. Mit zusätzlichen Mandaten oder Projekten von Gemeinden, Kanton oder Bund können zusätzlich Stellen geschaffen werden. Die UNESCO selber leistet keine finanziellen Beiträge an die UNESCO Biosphäre Entlebuch. Dialog- und Kooperationsbereitschaft als Schlüssel zu intelligentem Wachstum. Das Entlebucher Kooperationsmodell ist auf der DVD «Wege entstehen, indem wir sie gehen» ausführlich beschrieben.

Nachhaltigkeit konkret: die Auswirkungen der UNESCO Biosphäre Entlebuch Das Entlebuch gilt heute als Schrittmacher und Vorbild der Naturpärke von nationaler Bedeutung. Täglich erscheinen im Durchschnitt drei Artikel in den Schweizer Medien über die UNESCO Biosphäre Entlebuch. Unter den über 507 Biosphärenreservaten weltweit nimmt die Region Entlebuch auch in der Produktion und Vermarktung ihrer Qualitätserzeugnisse eine Vorreiterrolle ein. Inzwischen tragen über 300 Regionalprodukte das Label «Echt Entlebuch», ein Dutzend Wirte erfüllen die strengen Anforderungen, unsere Gastropartner zu sein. Weitere Dienstleistungspartner wie Banken und Schulen tragen das Projekt mit. In den Foren entstehen laufend neue Projekte und Angebote. Ökologie Die Kern- und Pflegezonen garantieren einen langfristigen Schutz der voralpinen wilden Moor- und Karstlandschaft. Mit langfristigen Monitoringprogrammen kann der Erfolg der Schutzbemühungen überprüft werden. Die Vorkommen der seltenen Arten und der gefährdeten Ökosysteme sind derzeit stabil. Seltene Arten wie z.b. von Moorpflanzen, aber auch von Schmetterlingen haben sich sogar positiv entwickelt. Um eine optimale Besucherlenkung und ein optimales Lebensraummanagement für Wildtiere zu gewährleisten, wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Naturexkursionen sensibilisieren für Natur und Landschaft: Heute ist die UNESCO Biosphäre Entlebuch die grösste Anbieterin von Naturexkursionen der Schweiz. In allen 8 Gemeinden konnte das Projekt Ökoqualitätsvernetzung realisiert werden. Die Moorlandschaft Laubersmad-Salwidili wurde in die begehrte Ramsar-Liste aufgenommen (Liste der bedeutendsten und weltschönsten Feuchtgebiete).

Ökonomie In Schüpfheim ist ein Biosphärenzentrum mit 550 Stellenprozenten entstanden. Es handelt sich durchwegs um qualifizierte Arbeitsplätze, die hohe Fachkompetenz voraussetzen. Rund 30 Personen finden einen Nebenerwerb als Exkursionsleiter und Gästebetreuer. Die Teilnehmerzahlen bei den von uns organisierten Exkursionen haben sich jährlich verdoppelt (2006 über 4200 Personen). Weitere Nebenerwerbsstellen im Exkursions- und Rangerwesen sind vorgesehen. Stellen, die indirekt durch Absatzförderung und neue Angebote im naturnahen Tourismus geschaffen werden, sind kaum zu beziffern. Verschiedene Initiativen wie z.b. das Konzept «Gastropartner», der Biosphärenpass, die Biosphärenschule wurden bereits erfolgreich umgesetzt. Das touristische Marketing wird in der Region gebündelt und zielgruppenspezifisch eingesetzt. Breit angelegte Imagekampagnen erhöhen die Wahrnehmung im Markt. Das Angebot an Aktivitäten ist äusserst vielfältig: Wintersport jeglicher Art, Kneippen, Wandern, Naturexkursionen, Lernpfade und vieles mehr. Bereits sind drei Produkte mit dem Label «NaturPur» von Schweiz Tourismus ausgezeichnet. In den einzelnen Gemeinden entstehen laufend neue Projekte und Angebote. Verschiedene Erlebniszentren konnten erfolgreich etabliert werden. Bei verschiedenen Bauvorhaben und Initiativen in der Region wirkte das Biosphärenmanagement bei der Planung und Umsetzung aktiv mit. Soziales Die Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region ist gestiegen und das Image des Entlebuchs ausserhalb der Region führt zu einem «neuen» Stolz. Ein grosser Teil dieser Menschen macht sich Gedanken, wie das Projekt Biosphärenreservat Entlebuch konkretisiert werden könnte. Innovative Ideen werden dem Regionalmanagement täglich zugetragen oder in den Foren erarbeitet. Nachhaltigkeit kann nicht von oben verordnet werden. Die betroffene Bevölkerung muss sich bewusst auf einen Lern-, Erfahrungs- und Gestaltungsprozess einlassen. Das Kooperationsmodell Entlebuch wurde bereits international anerkannt. Zahlreiche Delegationen aus verschiedenen Regionen und Ländern haben die UNESCO Biosphäre Entlebuch inzwischen besucht, um das Partizipationsmodell zu studieren. Das jährlich erscheinende Journal, das offizielle Informationsmagazin der UNESCO Biosphäre Entlebuch, ist mit einer Auflage von 100 000 Exemplaren und über einer halben Million aufmerksamer Leser und Leserinnen ein überregionales Werbe- und Informationsmedium.

Wissenschaft/Bildung Wissenschaftliche Arbeiten sollen zur Weiterentwicklung der UNESCO Biosphäre Entlebuch beitragen. So setzte sich das Projekt LACOPE mit einer zukunftsträchtigen Alpwirtschaft auseinander. Als Folgeprojekt entstand das Wanderbuch «Schöne Aussichten», in dem auch der Luzerner Alpkataster aktualisiert wurde. Das Projekt VISU- LAND erarbeitete Instrumente zur Visualisierung von Landschaftsveränderungen, welche bei der Entwicklung des Waldentwicklungsplanes zum Einsatz kamen. Zudem wird zurzeit eine Erfolgskontrolle aufgebaut, damit in Zukunft Leistungen der UNESCO Biosphäre Entlebuch besser ausgewiesen werden können. Im Bereich Bildung gilt als Vision der Aufbau einer Bildungsregion Entlebuch, in der die Idee UNESCO Biosphäre Entlebuch handlungs- und erlebnisorientiert vermittelt werden soll. Gäste und Einheimische sollen Botschafter der UNESCO Biosphäre Entlebuch werden. So können Kinder und Jugendliche in der Biosphärenschule eine Projektwoche in der UNESCO Biosphäre Entlebuch mit Exkursionen und Schule auf dem Bauernhof verbringen (www.biosphaerenschule.ch). Im Jahr 2006 nahmen 20 Klassen mit über 600 Schülern am Angebot teil. Gemeinsam mit den 250 Lehrpersonen des Entlebuchs wird das Thema Biosphäre in den Lehrplan integriert und werden Lernmaterialien bereitgestellt. Startschuss bildete ein gemeinsamer Weiterbildungstag aller Lehrpersonen der Region. Die Erwachsenenbildung wird im Rahmen der Education Factory initiiert, welche Seminartourismus, Tagungen, Kurse, Exkursionen und das Rangerwesen umfassen wird. Die Meilensteine in der Geschichte der UNESCO Biosphäre 1987 Die Volksinitiative Rothenthurm (Schutz der Moore) wird angenommen. Bis 1998 Regionalmanagement des Projekts Biosphärenreservat Entlebuch nimmt seinen ordentlichen Betrieb auf. Breite Unterstützung des Projektes, u.a. durch RegioPlus (1999 2001). Der Regionalplanungsverband setzt einen Projektausschuss ein. 2001 Die UNESCO anerkennt im September 2001 das Entlebuch als erstes Biosphärenreservat der Schweiz gemäss Sevilla- Strategie. Die Marke «Echt Entlebuch» wird realisiert. Bis 1996 Umsetzung des Moorschutzes aufgrund der Rothenthurm-Initiative. Lancierung Projektstudie «Moorinformationszentrum» Erarbeitung des Richtplanes Moorlandschaften. 1999 Das Grobkonzept (Zonierung, Leitbild, Bildungskonzept, Forschungsstrategie etc.) wird erstellt. 2002 Zertifikatsübergabe durch Bundespräsident Kaspar Villiger. 1997 Beginn des Projektes «Lebensraum Entlebuch», getragen vom Regionalplanungsverband Entlebuch. Erste Abklärungen bezüglich der Einrichtung eines Biosphärenreservates. Beginn Aufbau eines Regionalmanagements. 2000 An den Gemeindeversammlungen wird die finanzielle Unterstützung des Biosphärenreservats mit grosser Mehrheit (94% Ja-Stimmen) angenommen. Definitives Gesuch um Anerkennung als Biosphärenreservat bei Bund und Kanton. 2003 Das Biosphärenreservat Entlebuch wird neu unter der Bezeichnung «UNESCO Biosphäre Entlebuch Luzern Schweiz» kommuniziert. Erarbeitung des Kooperationsmodells Entlebuch. 2004 Der neue Claim «Der wilde Westen von Luzern» wird lanciert. Kooperation mit 6 weiteren UNESCO-Label-Träger-Orten der Schweiz. 2007 Verschiedene Veranstaltungen und Publikationen zum Thema 20 Jahre Moorschutz. Start des Grossprojektes «Gemeindekooperationen». 2005 Mitarbeit in diversen Inter- Reg-IIIc-Projekten (EU-Forschungsprojekten). Auszeichnung für naturnahe Tourismusangebote von Schweiz Tourismus. 2008 Auszeichnung zum 1. Schweizer Naturpark von nationaler Bedeutung. 2006 Revision des Naturund Heimatschutzgesetzes. Reaudit des Energiestadtlabels. 2011 Controlling durch die UNESCO (MAB-Programm).