Teilhabe von Anfang an!



Ähnliche Dokumente
«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Pflegekompetenz mit Tradition.

Nachgefragt! - Welche Perspektive haben Menschen nach einem schweren Schlaganfall?

Klinisch-Therapeutisches Institut Hamburg

Eine Perspektive für junge körperbehinderte Menschen Junges Wohnen

Der partizipative Ansatz in der Versorgung von Menschen im Wachkoma und ihren Angehörigen. Andreas Zieger.

Medizinische Rehabilitation bei Epilepsie

Ziel- und Qualitätsorientierung. Fortbildung für die Begutachtung in Verbindung mit dem Gesamtplanverfahren nach 58 SGB XII

Fortbildungskurs zum Vertragsarzt Rehabilitation. 21. November 2009 in der FACHKLINIK BAD BENTHEIM

Ethische Aspekte der Teilhabe schwersthirngeschädigter

Anforderungen an neue Vergütungssysteme aus Sicht von Patientinnen und Patienten. Marion Rink Vizepräsidentin Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.v.

Pflegeleistungen ab 1. Januar 2015

Richtlinie. des Gemeinsamen Bundesausschusses. zur Umsetzung der Regelungen in 62 für schwerwiegend chronisch Erkrankte ( Chroniker-Richtlinie )

Arbeitsgruppe 1 Individuelle Wohnsituation

Persönliches Budget Hilfen für ehrenamtliche rechtliche Betreuer als Budgetassistenten

Wenn das Denken das Handeln bestimmt und sich durch neue Handlungsmöglichkeiten verändert:

Palliative Care und die häusliche Versorgung von Menschen mit Demenz am Lebensende

PFLEGELEISTUNGEN AB 1. JANUAR 2015

Das ändert sich ab 1. Januar 2015

Soziale Kompetenzen stärken Teilhabe an Gemeinschaft und Gesellschaft ermöglichen. Karlheinz Ortmann

Reha-Curriculum für Vertragsärzte Indikationen und Fallbeispiele aus der Geriatrie

Familiale Pflege. Herzlich Willkommen zur Demenzschulung für Angehörige und Interessierte

Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) Erläuterungen und Begriffsbestimmungen

Für Menschen in einer psychischen Krise in der zweiten Lebenshälfte. Alterspsychiatrie (U3) Psychiatrie

Gute Aussichten ein Leben lang. Die Angebote der Lebenshilfe Starnberg für Erwachsene. Arbeiten Wohnen Fördern Beraten

Demenz. Hilfe für Angehörige und Betroffene. Günter Niklewski Heike Nordmann Rose Riecke-Niklewski

«Die ICF ist ein Klassifikationsinstrument. Sie kann nicht ohne weiteres zur Entwicklungs-, Hilfe- oder Förderplanung eingesetzt werden.

Wie stellen sich die Krankenkassen den Erfordernissen der UN-Konvention (Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen)?

Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei chronisch kranken Patienten Wunsch und Realität aus der Sicht des Hausarztes

Akutgeriatrie und geriatrische Rehabilitation

Was bringt die neue Pflegereform? Gesetzliche Grundlagen zur Pflege von Angehörigen

Erste Anzeichen und Diagnose. Die verschiedenen Formen der Demenz. Inhalt

Die Pflegeleistungen. Das ändert sich ab 1. Januar Quelle: Bundesministerium für Gesundheit

Zuhause im Quartier. Bedeutung des Projektes für die Gesundheit Nord

Leistungen für Demenzpatienten

Berufsunfähigkeit? Da bin ich finanziell im Trockenen.

Reha-Sport und Funktionstraining

Herzlich Willkommen. Deutscher Kinderschutzbund, Landesverband Sachsen e.v.

Förderzentrum am Arrenberg

Geriatrische Rehabilitation. Bezirksklinikum Ansbach

GESUNDHEITSZENTRUM TEUCHERN. Entdecken Sie Ihr Leben neu. Prävention Physiotherapie Fitness Ernährung Entspannungstraining Rehabilitation

wisli begleitetes wohnen «Manchmal braucht es nur so wenig. Und bewirkt doch so viel.»

Pflegeleistungen 2015

Charta Palliative Care. Grundsätze der palliativen Behandlung und Betreuung im Kanton Schwyz

Ambulant betreutes Wohnen eine Chance!

ADHS und Berufsförderung. Dr. Eveline Reich-Schulze Ärztl. Leitung Bereich Medizin Berufsförderungswerk Hamburg GmbH

Welche Erwartungen und Nutzen haben Richter am Sozialgericht vom Reha- Entlassungsbericht? Dr. Hans-Georg Hansen Landessozialgericht Rheinland-Pfalz

Gemeinsam. Alters- und Pflegewohnheim Klinik Lindenegg

Wir wissen nicht, was morgen ist.

Bleiben Sie unabhängig im Pflegefall.

Ambulante Pflege der Sozialstation

Die Bedeutung der UN-BRK für die Reha-Praxis am Beispiel des Aktionsplans

Der BeB und die Diakonie Deutschland fordern: Gesundheit und Reha müssen besser werden. So ist es jetzt:

Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung - ein Überblick

Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben

Betreutes Wohnen im Schwedenspeicher. Wohnen mit Service in attraktiver Lage

Mein Leitbild. Dr. Christian Husek

Palliative Care im Clienia Bergheim. Leben bis zuletzt

Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation

Inklusion/Partizipation Management von TeilseinundTeilhabe

Herzlich Willkommen! Reform der Pflegeversicherung 10 gute Nachrichten für Beitragszahler

Pflege und Betreuung für Erwachsene im Kursana Domizil Donzdorf

Teilhabe für neurologisch und neurochirurgisch chronisch kritisch-kranke Patienten Was ist erreicht und was ist zu tun?

Die Antworten von DIE LINKE

Zukunft der WfbM Positionspapier des Fachausschusses IV

Den Übergang von der Arbeit in den Ruhestand gut gestalten!

AMBULANTE REHABILITATION & TAGESZENTRUM

PFLEGELEISTUNGEN NACH EINFÜHRUNG DES PFLEGESTÄRKUNGSGESETZ 1

Verbleib in der gewohnten Wohnumgebung durch ambulante geriatrische Komplexbehandlung im AGR Schönebeck

Herzlich Willkommen Ihr

Kleine Auszeiten, beste Genesung. Kurzzeitpflege

Vinzenz Pallotti Hospital Bensberg Die Palliativstation

Die Pflegeversicherung wird neu gestaltet

Pflegewissenschaftliche Aspekte bei Familien mit chronisch kranken Kindern

Behindert ist, wer behindert wird

Seniorenwohnanlage Am Baumgarten

Pflege zum Wohlfühlen

Der Pflegefall. -mich trifft das nicht?! Copyright Brigitte Tanneberger GmbH

Ambulante Schlaganfallrehabilitation auf dem Prüfstand!

Pflegeplatzvermittlung kostenlose 24h Hotline. Pflegeleistungen. Das ändert sich ab

Gute Besserung für ganz Bayern! So machen wir Gesundheit und Pflege zukunftssicher.

AWO-Qualitätsbericht. stationär

Informationen über neue Leistungen der Pflegeversicherung. 1. Bessere Unterstützung für Menschen mit Demenz

Unterstützung für Einzelne und Familien bei schwerer Krankheit und Trauer

Pflegefall wer bezahlt, wenn es ernst wird?

Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff

Das macht mich kaputt Was macht die Pflege demenzkranker Menschen so schwierig?

Leitbild Lebenszentrum Ebhausen e. V.

Medizin, Recht, Ethik

Home Care Berlin e.v. Beratung und Förderung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV)

Pflegeneuausrichtungsgesetz: Pflegebedürftige und Menschen mit Demenz sind die Gewinner!

POINT. of Reha Sport e.v. Reha-Sport. Der Wegweiser zum. Eine Information für Patientinnen, Patienten und Angehörige

Rehabilitation von geriatrischen Patienten

Einleitung. Einleitung

SELBSTBESTIMMT LEBEN MIT DEMENZ Informationen und Hilfestellungen für Betroffene und Angehörige.

Pro Jahr werden rund 38 Millionen Patienten ambulant und stationär in unseren Krankenhäusern behandelt, statistisch also fast jeder zweite Deutsche.

Abgrenzung KSR - BGSW: Wann und Warum welche Maßnahme? Dr. Andreas Dietrich Friederikenstift Bad Münder

PERSÖNLICHE ASSISTENZ & PERSÖNLICHES BUDGET

Sozialmedizinische Maßnahmen nach einem Schlaganfall. Jenny zu Höne, Gerontologin M.A. Aphasiker-Zentrum Nord-West e.v.

Pflege ein großes Thema...

Transkript:

Teilhabe von Anfang an! Rehabilitation neurologisch Schwerkranker als medizinische Herausforderung und soziale Aufgabe. Andreas Zieger Schwerkranke im Fokus 1. Okt. 2010, PFL Oldenburg Evangelisches Krankenhaus Oldenburg Abt. für Schwerst-Schädel-Hirngeschädigte Universität Oldenburg, Institut für Sonder-/Rehapädagogik Schwere Krankheit Nicht nur eine schwere Aktivitätsbeeinträchtigung und Funktionsstörung mit Arzt/Pflege/Therapiebedarf sondern auch eine Kränkung und Auslöser für Schuld- /Schamgefühle, Selbstvorwürfe, Selbstentwertung Soziale Benachteiligung mit sozialem Abstieg und Sozialhilfe (schlimmstenfalls: Armut) Behinderung durch Ausschluß von Sozialräumen, Diskriminierung/Stigmatisierung Bestes Gegenmittel: Integration und Teilhabe!

Neurologisch Schwerkranke sind betroffen am Zentralen und peripheren Nervensystem Gehirn als Beziehungsorgan, soziales Gehirn Zentralorgan der Person, des Menschen Aber: Organismisches Gleichgewicht des Lebendigseins kann auch ohne ein Gehirn (ZNS) aufrechterhalten werden. Übersicht 1. Paradigmawandel: Neues Menschenbild neue Medizin? 2. Moderne Gesellschaft 3. Neurologisch Schwerkranke 4. Rehabilitation und Teilhabe von Anfang an! 5. Neurologisch schwerkrank sein Lebensqualität und Ethik

1.Paradigmawandel: Neues Menschenbild neue Medizin? 1970 Mensch als Körper aus Organen (Objekt) Akutmedizin, Reparaturversuch, Selbstheilung Chron. Schwerkranker Defektzustand Evtl. Pflege Liegen lassen 1980 Mensch als aktiv tätiges Wesen (Subjekt+Objekt) Stationäre Diagnostik und Behandlung Chron. Schwerkranker Aktivierbar, Anregung Pflege, Therapie Mobilisierung (nach Rentsch & Bucher 2006) 2000 Mensch biopsychosozial, verletzlich und auf angewiesen auf andere (Maio 2008) Akutbehandlung, (Früh-)Rehabilitation und Partizipation/Teilhabe Chronisch Schwerkranker: Menschenmögliche Seinsweise Aktivierende Pflege/Frührehabilitation Schwerstpflege, Hilfen für Angehörige Soziale Integration/Teilhabe/Partizipation

UN-Behindertenrechtskonvention 2009 Artikel 26 verlangt von den Staaten Rehabilitationsdienste und -programme um Menschen mit Behinderungen in die Lage zu versetzen, ein Höchstmaß an Unabhängigkeit, umfassende körperliche, geistige und soziale und berufliche Fähigkeiten sowie [...] die volle Teilhabe an allen Aspekten des Lebens zu erreichen und zu bewahren. Soziale Gesetzgebung SGB IX Rehabilitation u. Teilhabe 1 u. 4: Das Ziel jeder Rehabilitation ist Teilhabe [...] selbstbestimmte und selbständige Lebensführung. Teilhabe ist das Einbezogensein einer Person in einer Lebenssituation oder in einem Lebensbereich Ein unabhängiges, selbständiges und gleichberechtigtes Leben führen können. Schuntermann: Einführung in die ICF, 2005, S. 55

Bio-psycho-soziales Modell WHO/ICF Gesundheitsproblem Gesundheitsstörung, Krankheit oder Behinderung Körperfunktionen und -strukturen Aktivitäten Kontextfaktoren Partizipation Teilhabe Umweltfaktoren Förderfaktoren Barrieren modifiziert nach Schuntermann 2005 Personbezogene Faktoren 2. Moderne Gesellschaft (Giddens 1991) Medizinische Merkmale und Auswirkungen Steigende Lebenserwartung Zunahme alter Menschen Zunahme chronisch Schwerkranker Zunahme von Menschen mit schweren Behinderungen Steigender Präventions-, Rehabilitationsund Palliativbedarf (ambulant, stationär)

Neoliberale Durchökonomisierung Umdefinition des Solidarprinzips und des Versorgungsauftrages der Leistungsträger: Gesundheit als Ware und Geschäft Eigenverantwortung des Einzelnen steigt Der Patient als autonomer Kunde und Kostenfaktor Kosten-/Profitgesteuerte Geschäftsbeziehungen Verlust von Mitgefühl und fürsorglicher Arzt- Patient-Beziehung Zerfall von sozialer Verbundenheit/Solidarität 3. Neurologisch Schwerkranke Laut Bundesversicherungsamt (2009): 1/3 aller Aufwendungen des Gesundheitssystems in Europa für neurologisch/psychiatrische Erkrankungen, davon in D: 4 Mio Depression 1 Mio Demenz 0,5 Mio Schlaganfall, LIS, Hirnblutung, Hirntrauma, Entzündung (MS, CIPD), Parkinson, ALS, Hirntumor, Wachkoma...

Top 10 Berufsunfähigkeitsversicherung 1. Herzinfarkt 2. Schlaganfall 3. Krebs 4. Bypass-Operation der Herzkranzgefäße 5. Angioplastie am Herzen 6. Aortenplastik 7. Herzklappenoperation 8. Erkrankung des Herzmuskels 9. Transplantation von Hauptorganen 10. Nierenversagen Schlaganfall Miller et al 2010: AHA/ANA Scientific Statement on Poststroke Care Weltweit führende Ursache für chronische Krankheit und schwere Behinderung 50 Mio Menschen Leiden an signifikanten körperlichen, kognitiven und emotionalen Beeinträchtigungen Benötigen eine multidisziplinäre Versorgung und Rehabilitation 25-74% benötigen weitergehende Hilfen im Bereich Krankheitsbewältigung, Familie und Angehörige sowie Teilhabe/Partizipation!

4. Rehabilitation und Teilhabe Aktuell: DRV-Positionspapier 2010 Rehabilitation sichert die größtmögliche Teilhabe chronisch (schwer-)kranker Menschen Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland 2010 Menschenwürdige Betreuung u. Begleitung Interdisziplinäre Zusammenarbeit Einbeziehung der Angehörigen Paradigma für strukturierte (Re-)Integration: Neurologisches Rehaphasenmodell (BAR 1995/2003) F Integration/Teilhabe (SGB IX) E Amb. Nachsorge, berufl. Reha D Rehabilitation (AHB), teilstat. Reha C Frühmobilisation, weiterführende Reha B Frührehabilitation Schnittstelle A/B A Akutphase: OP, Intensivstation, Stroke Unit

Unterschiede: Akut-/Rehamedizin Menschenbild Denken Orientierung Arbeitsweise Ziel Biotechnisch mechanisch Krankheit Linear, kausal Machbarkeit Diagnostisch hierarchisch Schaden beheben Status quo ante Biopsychosozial dynamisch, Folgen, Kranksein vernetzt, begründet Grenzen problemorientiert, Interdisz. Team größtmögliche Selbständigkeit trotz Behinderung Modifiziert nach Rentsch & Bucher 2006, S. 33/34 Kennzeichen von Frührehabilitation Integriertes biopsychosoziales Menschenbild und Beziehungsethik Multiprofessionelle Teamarbeit Orientierung am einzelnen Patienten Fachspezifisches Vorgehen Interne und externe Kooperation Zusammenarbeit mit Angehörigen Ständige Fort- und Weiterbildung Teamsupervision

Teamarbeit = Kern der Reha-Qualität! Abt. für Station Schwerst-Schädel-Hirngeschädigte für - Frührehabilitation und Weiterführende (Frührehabilitation) Rehabilitation Ein interdisziplinäres Team Fortbildung Zusammenarbeit mit Angehörigen Teamsupervision Ärztlicher Dienst Sozialdienst Pflegedienst Physiotherapie Neurophysiologisches Labor Pflegedienst Patienten im Mittelpunkt Pflegedienst Ergotherapie Neuropsychologie Logopädie Pflegedienst Schreibdienst Seelsorge Besuchsdienst Koma-Stimulation Kunsttherapie Musiktherapie Recreation Häufigste Beeinträchtigungen von Aktivität/Partizipation (Akut/Frühphase): Funktionsdomäne Bewusstsein, Vigilanz, Aufmerksamkeit Belastbarkeit Mobilität: Tetra-/Hemiparese Kommunikation, Sprache Verhalten und Orientierung, Gedächtnis Planen, Problemlösen, Krankheitseinsicht Bewältigung der Alltags Eingebundensein, Teilhabe, Sozialraum

Partizipation/Teilhabe von Anfang an! Lebensumfeld Gesellschaft Betreutes Wohnen Pflegeheim Garten Straße Spaziergang Haus Familie, Community Tagesurlaub nach Hause Station!Angehörigenbesuche! Rooming-in, bed-sharing Bett Rollstuhl Stationsflur Frühstücksraum Krankenhausgelände Therapeutischer Hausbesuch Zimmer Terrasse Stadtbesuch Gruppenaktivitäten, Spiele Tierbesuch Cafeteria Lebensumfeld Familie Wohngemeinschaft Lebensumfeld Schule Einkaufen, Marktbesuch Lebensumfeld Arbeit, Beruf Verbesserung von Mortalität und sozialer Reintegration Outcome Rehaeinrichtung Nur Akutklinik Zu Hause selbständig Zu Hause mit Hilfe Pflegeheim 39% 18% 20% 33% 57% 49% 16% (sign.) 22% (sign.) Verstorben 23% 28% (sign.) Stroke Unit Trialist Collaboration (1997): Metaanalyse von 19 randomisierten Studien zur Multidisziplinären Rehabilitation bei 2770 Patienten

5. Neurologisch schwerkrank sein - Lebensqualität und Ethik Krankheitsverarbeitung Erschwert durch schweres Psychosyndrom Krankheitsuneinsichtigkeit (Frontalhirnsyndrom) schockierte und/oder überforderte Angehörige Phasen/Stadien der psychischen Verarbeitung Verleugnung, Wut/Aggression/Aktionismus, Depression Annahme/Hingabe schwankend, abwechselnd, durcheinander Angehörigen werden oft angesteckt und leiden Angehörige sind mitbetroffen Pflegestufe für pflegebedürftige 570.000 Menschen in D Menschen darunter auch viele junge Schwerkranke Viele Angehörige leisten persönlich Pflege, nicht selten sogar Schwerstpflege Pflege häufig lebenslang: Demenz, Wachkoma, Locked-in, ALS, psychische Erkrankung etc. Mehrbelastung als Betreuer Verlust des Partners und des eigenen Lebensentwurfes

Lebensqualität: Ehepartner/ Angehörige, 6 Monate nach Reha nach Stroke WHO QoL-Bref-Skala Norm-MW Angehör- MW p Phys. Befinden 76.92 72.16 0.011 Psych. Wohlbefinden 74.02 66.00 0.000 Soz. Beziehungen 71.83 67.74 0.031 Umwelt 70.38 71.53 0.398 Globaleinschätzung 67.59 62.86 0.022 Schlote 2006 (Diss.) Förderfaktoren (Salutogenese) Widerstandsfähigkeit (Resilienz) Schutzfaktoren (Protektoren) Kohärenzsinn (Sense of Coherence, SOC) = Zusammengehörigkeits- und Stimmigkeitsgefühl Rekreationsangebote: Musik, Kunst, Tiere, Freizeit, Gruppen Ressourcen (persönlich, Angehörige, Familie, soziale Stellung, Bildungsstand) Zuversicht, Glaube, Hoffnung

Teilhabeleistungen SGB IX Diejenigen Leistungen,... die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglichen oder sichern oder sie soweit wie möglich unabhängig von Pflege machen... : Hilfsmittelversorgung ( 31) Hilfen zur Teilhabe am Arbeitsleben ( 33) Hilfen zur Krankheitsverarbeitung (med./päd./psycholisch) Behindertengerechtes Wohnumfeld (Umbauten) Heilpädagogische Hilfen ( 56) Hilfen zur Verständigung ( 57) Hilfen zur Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen leben ( 58) Ethik der Mitmenschlichkeit und Solidarität Medizin ist eine Art und Weise wie Menschen miteinander umgehen (V.v.Weizsäcker) Die Kranken und Schwachen zu schützen ist die Würde der Gesunden (Klaus Dörner) Jede Gesellschaft hat die Medizin, die sie verdient! (Linus Geisler)