Das Kind hat hundert Sprachen. Loris Malaguzzi

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Transkript:

Das Kind hat hundert Sprachen. Loris Malaguzzi

Bisweilen nehmen wir Kinder im Alter von 18 Monaten bis zehn Jahren (bzw. Schüler der 4.Klasse) auf. Wir sind ein teiloffenes Haus mit vier altersgemischten Stammgruppen und einer Krippengruppe. Weil Kinder in verschiedenem Alter unterschiedlich lernen, unterschiedliche Bedürfnisse haben und unterschiedlich gefordert werden wollen, schaffen wir regelmäßig altershomogen strukturierte Situationen. Unterteilung in Altersgruppen: Milchstrassenkinder : Sternschnuppenkinder : Sonnenkinder : Weltallkinder : 18 Mon. bis einschließlich 3 Jahre ab 4 Jahren ab 5 bis Schuleintritt 1. bis 4. Klasse (ab 13:00 Uhr Unterbringung in einem freien Gruppenraum)

Großzügiges Raumangebot auf zwei Ebenen Vier Gruppenräume mit überwiegend spezifischen Lernbereichen Integrierter Krippenbereich Ausgelagerte Funktionsbereiche -Bewegungsraum -Puppenwohnung -Werkraum -Atelier mit Tonwerkstatt -Verkleidungsecke mit Bühne -Höhlenbereich -auf jeder Ebene Kinderrestaurant -Ruheraum Großzügiger Außenbereich

Die Reggio-Pädagogik ist für uns die optimale Antwort auf die Anforderungen des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans. Unser Bild vom Kind: Das Kind ist ein Individuum Kinder als Ko-Konstrukteure Das Kind hat hundert Sprachen Das Kind hat Rechte Eltern ein Teil der Kinder

Das Lernen der Kinder Lernen in realen Lebensbezügen Lernen durch die Begegnung mit Gleichaltrigen Sinnliche Wahrnehmung als Grundlage für kognitive Deutungen und Emotionen Partizipation Wir versuchen die Kinder an möglichst vielen Entscheidungen, die sie betreffen, entsprechend ihrem Entwicklungsstand zu beteiligen. Partizipation bei Kindern kann nur verwirklicht werden, wenn die Erwachsenen selbst Partizipation erfahren. Zu entwickeln ist eine Kultur des Aushandelns. Alle Beteiligten gestalten als Subjekt einen Prozess mit. Die Rolle der Pädagogin Wir verstehen uns als Erwachsene, die die Kinder in die Welt einführen und sie durch Anteilnahme, Gespräche, Austausch und Anregungen solidarisch begleiten.

Raumgestaltung Unsere Räume sind vor allem Werkstätten, in denen die Kinder die Welt untersuchen und erforschen. Loris Malaguzzi Projektarbeit In Projekten entdecken Kinder ihre Interessen, experimentieren mit der Wirklichkeit, stellen Hypothesen auf, erkunden und erforschen.

Dokumentation Wir unterscheiden zwei Formen von Dokumentation: Das Portfolio Die Dokumentation in Form von so genannten sprechenden Wänden Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist das Erinnern, Herholen und Bewusstmachen von Gelerntem und Erfahrenem und das Ausdrücken in verschiedener Art und Weise (Das Kind hat hundert Sprachen).

Die Orientierung am kirchlichen Jahresfestkreis ist kein Widerspruch zu unserer Pädagogik. Beispiel: Martinsfeier Laternenbasteln mit Vätern Martinsfeier und Umzug mit der ganzen Pfarrgemeinde Bildung von Projektgruppen mit Kindern z.b. für Martinsspiel, Lichtertanz Bildung von Projektgruppen aus dem Team z.b. Vorbereitung Wortgottesdienst Nicht mehr wie früher mind. 3 Wochen sämtliche Legenden in jeder Gruppe

Sprachliche Bildung Ein Bildungsbereich, der im Elementarbereich schon immer groß geschrieben wurde. Neue Gesichtspunkte dazu: Kinder dokumentieren Kinder sind nicht nur Zuhörer, sondern gleichwertige Gesprächspartner (offenes Fragen, W-Fragen, Gesprächsregeln) Sprachen-Projekt Spielerische und explorative Erfahrungen mit Schreiben und Schrift

Früher: Beschränkung auf Zahlen, Formen und Mengen. Heute: Ausweitung auf Raum, Zeit, physikalischer und philosophischer Bereich, Musik, Ordnungs- und Relationsbegriffe

Eigensinniger Ansatz Experimente die sich aus dem Zusammenhang ergeben, aufgeworfene Fragen Keine Experimente ihrer selbst Willen mit Showeffekt Anschaffung anderer Materialien zu Lasten von herkömmlichen Spielmaterialien

Umweltbildung und -erziehung Täglicher Aufenthalt im Freien Begegnung mit der Natur gegeben durch die Lage der Einrichtung, kurze Wege zu naheliegenden Wiesen und Wäldern Schwerpunkt seit Waldhütte Wöchentlicher Waldtag

Bisweilen noch Widerstand aus der Elternschaft für PC für Kinder Selbständige Bedienung von Geräten (CD-Player, Diagerät, Fotoapparat, Tageslichtprojektor, elektrische Schreib- und Rechenmaschine) Zerlege-Tisch

Nur phantasievolle und kreative Menschen sind auch innovativ genug, um die Probleme der Zukunft zu lösen. Verzicht auf Schablonen Neue Vielfalt an Materialien Atelier und Modellierwerkstatt Jährliches Künstlerprojekt Theaterbesuch Pflege kulturellen Brauchtums (Dialektpflege kontra Schriftsprache) Rudolf Seitz

Es gibt Räume der Seele, die nur durch die Musik beleuchtet werden. Zoltan Kodaly Unser Kindergartenalltag ist durchzogen von Spielen mit Musik, Tanz und Gesang

Bildungs- und Erziehungsbereiche Bewegung und Gesundheit Bewegung ist das Tor zum Lernen Der Körper ist das Haus der Seele

Wertorientierung und Religiosität (Brauchtumspflege) Emotionalität und soziale Beziehungen Sprache Verkehr Bewegung Musik Gemeinwesenorientierung

Erinnerungen Wegskizze

2002 2003 Teamfortbildung im Rahmen des Projektes Kindergarten Qualität und Reggio-Pädagogik (Prozessbegleitung der Qualitätsentwicklung) 2002 2005 Ausrichtung des pädagogischen Handelns nach der Reggio-Pädagogik (Raumkonzept, Projektarbeit, Dokumentation) 2004 Beginn der Kooperation mit der örtlichen Grundschule Positive Entwicklung durch Personalwechsel in der Schule Intensivierung der Kooperation (seit 2006) gemeinsamer Elternabend mit Gegenüberstellung von Lehrplan und BEP (Oktober 2008)

2005 Durcharbeitung des Erprobungsentwurfs des BayBEP 2006 Anschaffung eines BayBEP für jede Mitarbeiterin ( Bettlektüre ) Verschiedene Fortbildungen zur Umsetzung Abstimmung der Inhalte des BayBEP mit unserer Pädagogik Ergebnis: Bestätigung, Ergänzung, Weiterentwicklung 2007 Zertifizierung durch Prof. Dr. Tassilo Knauf (Dialog Reggio e. V.) zur reggio-orientierten Kindertageseinrichtung 2008 Verankerung sämtlicher Bildungsbereiche in unserer Konzeption 2009 Bewerbung und Ernennung zur Konsultationseinrichtung (Klausurtag zur Vorbereitung der Bewerbung) Einrichtung der Krippengruppe Verstärktes Verknüpfen von Bildungsbereichen (spiegelt sich in veränderter Dokumentation) Teamfortbildung zum Thema: Bildungs- und Lerngeschichten Intensiver Einsatz von Perik und Seldak Gestalten einer eigenen Homepage

Engagierte und motivierte Mitarbeiterinnen als Grundlage zur Umsetzung des BayBEP Positiv Negativ Orientierungshilfe Verbindliches Standardwerk, Festschreibung von Zielen für alle Einrichtungen Argumentationsgrundlage gegenüber Kommune, Schule, Eltern (Sicherheit, Stärkung der Professionalität) Bessere Lobby unseres Berufsstandes, nicht nur Basteltanten Qualitätssicherung Verstärkter Fokus auf den Bildungsgedanken im Elementarbereich Abarbeiten der Bildungsbereiche Wissensmenge als einziges Gütekriterium für Bildung Vernachlässigung der Herzensbildung Inhaltliche Anforderungen bzw. Umsetzung nur schwer vereinbar bei derzeitigem Anstellungsschlüssel (Beobachtung und Dokumentation)

Arbeit in altershomogenen Gruppen Organisation von gruppenübergreifendem Arbeiten Arbeiten in Projekten Dokumentation / Portfolioarbeit / Bildungsprozesse sichtbar machen Raumgestaltung (ausgelagerte Funktionsbereiche, Bildungsschwerpunkte) Einsatz alternativer Spielmaterialien Zusammenarbeit mit Eltern / Eltern als Experten in der Projektarbeit Beschwerdemanagement / Umgang mit Konflikten Regelmäßige Entwicklungsgespräche Möglichkeiten der Selbstreflexion unserer Arbeit (u.a. Kinder- und Elternbefragung) Mut zu Veränderungen / praktische Phantasie und kritischer Verstand Stärken stärken, um Schwächen zu schwächen Vereinbarung von Wissensvermittlung und Herzensbildung Über den Tellerrand schauen (in andere Einrichtungen gehen, überregionale Fachtagungen besuchen, regelmäßige Team- und Einzelfortbildungen) Hinhören und die Kinder ernst nehmen Pflege einer Teamkultur Reggio-Pädagogik als mögliche Umsetzung des BayBEP

Krippenneubau Konzeptfortschreibung für die Krippengruppe in Abstimmung auf die vorhandene Konzeption (Berücksichtigung Bildungsprozesse unter 3-jähriger und Reggio-Philosophie) Langfristig: Entwicklung zum Kinder- und Familienzentrum Kontinuierliche Qualitätssicherung Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Grundschule Intensive Zusammenarbeit mit dem IFP auch nach dem Ko-Kita-Projektende