Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg Kompetenz aus Tradition www.ohnekippe.de aktuell
Jährlich über 10.000 Schülerinnen und Schüler informiert 3 Manchmal sind wir selbst erstaunt über die Erfolgsgeschichte von ohnekippe. Was im Sommer 2000 ganz vorsichtig begann, hat sich bis heute zur größten Raucherpräventionsveranstaltung entwickelt. Keine andere Klinik Deutschlands hat auch nur annähernd vergleichbar viele Schülerinnen und Schüler über die Risiken des Rauchens informiert. Sehr erfreulich ist die Unterstützung unserer Kampagne durch namhafte Sportvereine der Region sowie Unternehmen, Krankenkassen und Stiftungen. Gemeinsam mit dem Rhein-Neckar-Fernsehen in Mannheim wurde eine 7-teilige DVD Der Tod raucht mit produziert. Sie wird an zahlreichen Schulen Deutschlands im Rahmen der Raucherprävention eingesetzt. Gleich mit drei Preisen wurde der Film Zeit, die mir noch bleibt ausgezeichnet. Der 45-minütige Film des WDR ist eine wichtige Ergänzung des Präventionsprojektes ohnekippe der Thoraxklinik. Mittlerweile wissen wir von mehreren Kliniken, die unser Programm übernommen haben. Wir wünschen und begrüßen das ausdrücklich. Ob sich die Kliniken jeweils mittwochs oder donnerstags live in eine unserer Endoskopieübertragungen zuschalten oder lieber auf einen von uns zur Verfügung gestellten DVD-Mitschnitt zurückgreifen, bleibt den Kooperationspartnern selbst überlassen. Die erste Einrichtung, die unser Projekt übernommen und sehr erfolgreich vor Ort umgesetzt hat, ist das Krankenhaus in Pirmasens. Regelmäßig schaltet man sich von dort aus live in unsere Veranstaltungen. Schülerinnen und Schüler der Musik- und Kunstschule in Bruchsal gestalteten Skulpturen und Fotografien zum Thema Rauchen. Die Ausstellung wurde schon mehrfach präsentiert, so auch zum Weltnichtrauchertag 2006 an der Thoraxklinik. Sie ist ein beeindruckender Beleg dafür, dass das Thema auch künstlerisch-kreativ kommuniziert werden kann. Gemeinsam mit der Geschwister-Scholl-Realschule in Mannheim wurde ein schulisches Vor- und Nachbereitungsprogramm von Schülern für Schüler erarbeitet. Im Rahmen dieses Programms werden sogenannte Scouts, also Schülerinnen und Schüler, die speziell zum Thema qualifiziert werden, ausgebildet und an der Thoraxklinik fachlich geprüft. Wir sind sicher, dass durch diese Maßnahmen die Nachhaltigkeit der ohnekippe Veranstaltungen an der Thoraxklinik erheblich gefördert wird. Prof. Dr. Felix Herth Chefarzt Pneumologie und Beatmungsmedizin
Der Tod raucht mit 4 Die DVD ist in sieben verschiedene Teile gegliedert. Zunächst wird das Projekt ohnekippe an der Thoraxklinik vorgestellt. In den drei folgenden Teilen wird eine Patientin von der Vorbereitung auf die Diagnose Lungenkrebs über den chirurgischen Eingriff im OP bis zur therapeutischen Nachsorge mit der Kamera begleitet. Danach werden die weiteren Behandlungsmethoden Strahlen- und Chemotherapie bei Lungenkrebs gezeigt, ebenfalls in der Begleitung von lungenkrebsbetroffenen Patienten. Der sechste Teil geht dem Zusammenhang zwischen Rauchen und Herzinfarkt sowie Rauchen und Schlaganfall nach. Schließlich sprechen Angehörige eines jung verstorbenen Lungenkrebspatienten über ihre Erfahrungen bei der langjährigen Begleitung des Vaters, Bruders und Ehemanns.
Zeit, die mir noch bleibt 5 Markus H., ein mit 41 Jahren an Lungenkrebs erkrankter Patient der Thoraxklinik, wurde 16 Monate lang von dem Filmteam Heidi und Bernd Umbreit mit der Kamera begleitet. Die Idee zu diesem Projekt entstand aus der Präventionsarbeit über die Risiken des Rauchens. Leider konnte Markus H. selbst keinen einzigen Ausschnitt des Films sehen, er starb an den Folgen seiner Sucht. Neben Markus H. kommen auch Freunde, Weggefährten und Angehörige zu Wort. Indem jeder seine eigene Geschichte erzählt, die ihn mit Markus H. verbindet, entsteht ein vielschichtiges und facettenreiches Bild vom menschlichen Leben angesichts des Todes. Den Beteiligten ist es damit gelungen, ein ebenso eindrucksvolles wie bewegendes Vermächtnis zu hinterlassen. Und so überrascht es denn auch nicht, dass der Film Zeit, die mir noch bleibt im Jahr 2006 gleich drei Preise erhielt: den DAVID, den Deutschen Kamerapreis und den Journalistenpreis.
6 Netzwerk Augsburg Esslingen Heppenheim Karlsruhe Lörrach Pirmasens Von Anfang an wurde das Präventionsprojekt ohnekippe so ausgelegt, dass interessierte Kliniken das Konzept problemlos übernehmen können. Die Thoraxklinik verfügt durch modernste Medientechnik über die Möglichkeit, kooperierende Kliniken über das Internet live an den Endoskopieübertragungen zu beteiligen.
Der erste klinische Kooperationspartner, das Städtische Krankenhaus in Pirmasens, ist seit Februar 2005 regelmäßig unseren Liveübertragungen aus der Endoskopie zugeschaltet. 7
Kunst- und Musikschule Bruchsal 8
9 Sven Schäfer und Nadja Kimova, Fotoklasse der Musikund Kunstschule Bruchsal, Leitung Tom Naumann Dass man die Problematik Rauchen auch künstlerisch-kreativ angehen kann, zeigen die Exponate eines mehrmonatigen Projektunterrichts mit Jugendlichen. Die Wanderausstellung soll dazu beitragen, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Hans-Jürgen Böhm, Fotoklasse der Musikund Kunstschule Bruchsal, Leitung Tom Naumann
Schüler für Schüler die Ausbildung zum Scout 10 Schülerinnen und Schüler, die das Programm ohnekippe absolviert haben, nehmen ohnehin starke Eindrücke mit nach Hause. Diese werden durch eine kind- und jugendgerechte Broschüre, die den Schulen nach den Veranstaltungen mitgegeben werden, zusätzlich unterstützt und gefestigt. Darüber hinaus soll durch gezielte schulische Vor- und Nachbereitungen die Teilnahme am Programm ohnekippe in der Langzeitwirkung verstärkt werden, insbesondere durch die vermehrte Einbindung der Eltern. Bei dem vorgestellten Projekt werden die Schülerinnen und Schüler in der Vor- und Nachbereitungsphase aktiv beteiligt. Der erlebnispädagogische Ansatz spielt dabei eine zentrale Rolle. Im Rahmen einer schulischen Veranstaltung wie einer AG, einer Lernwerkstatt oder eines Projekts werden interessierte und leistungsbereite Schüler auf ihre Tätigkeit als Scouts vorbereitet. Hierbei stehen zunächst erläuternde Informationen und Versuche zu der Veranstaltung in der Thoraxklinik im Mittelpunkt. Um die Wertschätzung der Tätigkeit zu erhöhen, steht am Ende der Ausbildung eine kurze Prüfung in der Thoraxklinik, nach der die Schüler von einem Vertreter der Thoraxklinik eine offizielle Bestätigung sowie extra angefertigte Scout-T-Shirts erhalten. Das zentrale Anliegen dieser Phase ist es, die Schüler so zu motivieren und mit einem gewissen Status auszustatten, dass sie von ihrer Peergroup sowie jüngeren Schülern in besonderem Maße akzeptiert und anerkannt werden. Nach der Ausbildung entwerfen die Schüler auf der Grundlage ihres erworbenen Wissens weitestgehend selbstständig ein Präventionskonzept für die Schüler der sechsten Klassen. Neben den Sachinformationen zum Thema Rauchen und der Vorberei-
11 tung auf die Veranstaltung in der Thoraxklinik stehen auch Bereiche wie Verhalten in der Gruppe, Handlungsalternativen für Einstiegssituationen und Argumentationshilfen im Mittelpunkt. Im Rahmen der beratenden Funktion der Lehrenden wird darauf geachtet, dass die Umsetzungen möglichst handlungsorientiert und auf die Stärkung des Selbstwertgefühls der Nichtraucher ausgelegt sind. Die Scouts führen die Konzepte im Anschluss mit den sechsten Klassen in extra dafür bereitgestellten Stunden durch. Die Rolle des Lehrenden besteht dabei vor allem in der Aufsichtsführung. Der Grundsatz von Schülern für Schüler kann somit in besonderem Maße zum Tragen kommen, während der möglicherweise stark appellative Charakter eines normalen Präventionsunterrichts vermieden wird. Die gemeinsam mit den Scouts und den jüngeren Schülern durchgeführte Exkursion zum außerschulischen Lernort Thoraxklinik steht im Zentrum des gesamten Präventionskonzeptes. Sie stellt sowohl für die schulische Vorbereitung als auch Nachbereitung den Handlungsanlass dar. Durch den Kontakt zu medizinischem Personal wie auch ausgewählten Patienten gewinnt der Lernort eine enorme Authentizität. Die schulische Nachbereitung besteht vor allem aus einer von den Scouts moderierten Übernahme einer Patientenpatenschaft sowie der Vorbereitung und Durchführung einer schulöffentlichen Präsentation der Raucherpräventionsarbeit. Die Übernahme einer Patientenpatenschaft beinhaltet im Wesentlichen die Erstellung eines Dankesbriefs an den Interviewpartner. Sie gibt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen in einer fächerübergreifenden (Deutsch, Kunst, Religion, NWA etc.) Aufarbeitung umzusetzen, wie Schülerbriefe an Patienten zeigen. Dass die Patientenpatenschaft auch für den Patienten selber und seine Angehörigen eine große Bedeutung hat, zeigen die folgenden Ausschnitte aus einem mehrseitigen Antwortbrief an die Schülerinnen und Schüler. Er stammt von der Ehefrau eines inzwischen verstorbenen Interviewpartners, die auf diesem Weg ihre Ergebnisse, Eindrücke und Erfahrungen aufarbeiten konnten.
Resonanz 12 Liebe Schülerinnen und Schüler, Ihr habt mit Eurem Schreiben nach der Informationsver-anstaltung in der Thoraxklinik meinem Mann viel Freude bereitet und auch Mut gemacht, Hoffnung gegeben, den Krebs zu besiegen. Er hat es trotz tapferen Kämpfens und guter Versorgung, die er im Krankenhaus und auch vom Lungenfacharzt sowie seinem Hausarzt erfahren hat, nicht geschafft. Am 19. Januar 2007 ist er gestorben. Mein Mann, das habt Ihr bei der Beantwortung Eurer Fragen bestimmt gemerkt, war ein ehrlicher Mensch, und er hat mir in den Jahren, bevor die Krankheit bemerkt wurde, mehr als einmal gesagt, dass er zwar gern mit dem Rauchen aufhören möchte, aber befürchtet, es nicht zu schaffen nun, er hat es dann doch geschafft und seit er von seiner Krankheit wusste, nicht mehr geraucht, aber es war zu spät. Ich denke, es ist auch in seinem Sinne, wenn ich jetzt aufschreibe, wie die Monate, seitdem die Krankheit bemerkt wurde, vergingen, was er empfunden und gelitten hat, und auch versuche, ein wenig darzustellen, was ich fühlte, denn ich habe von Anfang an gewusst, dass mein lieber Mann keine Chance hat. Es ist nicht nur für den Kranken, es ist auch für die Angehörigen eine schwere Zeit. Ich selbst habe in dieser Zeit viel Menschlichkeit und Verständnis erfahren, die mir geholfen haben, meinem Mann auf seinem Weg zu begleiten. Bei Ärzten und Schwestern der Thoraxklinik habe ich stets das Gefühl gehabt, dass mein Mann in guten Händen ist. Meine Arbeitskollegen haben mir Mut gemacht. Im Hospiz wurde ich in den ersten Stunden nach dem Tode meines Mannes nicht alleingelassen, dafür bin ich dankbar. Euch wünsche ich, dass Ihr ein gesundes, erfolgreiches und glückliches Leben vor Euch habt. Aus dem Brief der Ehefrau eines verstorbenen Patienten
Briefe von Schülern an Patienten 13
Rückblick 14 Der Weltnichtrauchertag wurde am 31. Mai 1987 von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufen und steht seitdem jedes Jahr unter einem anderen Motto. Anlässlich dieses besonderen Tages und zu Gunsten der ohnekippe-kampagne wurden unter dem Leitspruch: und wie viele Runden läufst du? zwei Benefizläufe veranstaltet. Schüler aus Heidelberg, Mannheim und des Rhein-Neckar-Kreises sowie auch Sportinteressierte unterstützten durch ihre Teilnahme am Lauf tatkräftig die Kampagne.
15 Abbildung oben: Pressekonferenz anlässlich des 20. Weltnichtrauchertages am 31. Mai 2007. (Von rechts nach links): Bundestagsabgeordneter Lothar Bindig, Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing, Geschäftsführer der Thoraxklinik Roland Fank, Chefarzt Pneumologie und Beatmungsmedizin Prof. Dr. Felix Herth und der ehemalige Ärztliche Direktor sowie Begründer der Präventionskampagne ohnekippe Prof. Dr. Peter Drings Kleine Abbildung oben: Dieter Kürten im Interview mit dem Triathleten Timo Bracht Dieter Kürten gibt den Startschuss zum Benefizlauf am 31. Mai 2007
Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg Kompetenz aus Tradition Thoraxklinik-Heidelberg ggmbh Abtlg. Raucherprävention www.ohnekippe.de Amalienstraße 5 69126 Heidelberg michael.ehmann@thoraxklinik-heidelberg.de www.thoraxklinik-heidelberg.de Tel 06221 396 2888 Fax 06221 396 2889 Herausgeber: Thoraxklinik-Heidelberg ggmbh Redaktion: Michael Ehmann Fotos: Sven Schäfer Nadja Kimova Hans-Jürgen Böhm Städtisches Krankenhaus Pirmasens ggmbh Michael Ehmann