BÖA-Treffen Häufige Massnahmen in Vernetzungsprojekten AKI Zürich, 8.45 bis 16.15 Uhr Anwesend: Jörg Altorfer, Otto Barmettler, Daniel Fasching (Nachmittag), Jacques Frioud, Jolanda Krummenacher, Armin Meyer (Nachmittag), Katharina Scheuner, Sibylle Späni, Sylvia Urbscheit, Thomas Walter, Barbara Würth Programm: Erwartungen der Teilnehmenden: 1/9
Häufigste / wichtigste Massnahmen Die Teilnehmenden schreiben die 4 aus ihrem Blickwinkel häufigsten / wichtigsten Massnahmen in Vernetzungsprojekten auf je eine Karte, diese werden gesammelt. Mit je 3 Punkten gewichten die Teilnehmenden ihre Prioritäten für die Diskussion. Häufigste / wichtigste Massnahmen sind: Stehenlassen von Rückzugsstreifen / Altgrassteifen verfilzte Altgrasstreifen gestaffelte Mahd gestaffelte Mahd im Vernetzungsperimeter Schnittregime flex Ausmagerung durch häufigeres Mähen Direktbegrünung / Ansaat Fauna schonende Mahd / Verzicht auf Mähaufbereiter Kleinstrukturen Fläche 1 Mal nach dem 1. Juni mähen, dann kein Schnitt mehr 2/9
Diskussion der Massnahmen nach Priorität Altgrasstreifen Statt von Streifen soll von Beständen oder Flächen gesprochen werden, da diese Flächen nicht immer in Streifenform sind. Hier werden Rückzugsstreifen, Altgrasstreifen, Altgrasbestand, Restfläche synonym verwendet. Es werden 3 Typen unterschieden: bei jedem Schnitt Fläche stehen lassen über den Winter Fläche stehen lassen Fläche überjährig stehen lassen So werden die Massnahmen in den Kantonen bzw. Projekten verwendet: Luzern: 10% Restfläche bei jedem Schnitt Aargau: kein Mähaufbereiter, 5-10% in Streifen von 1-6 m stehen lassen, Lage des Streifens wechseln. Bei Flächen mit ÖQV-Qualität ist diese Massnahme freiwillig, bei den übrigen Flächen obligatorisch. Zürich: Restflächen in Kombination mit einer weiteren Massnahme wählbar Jacques Studer: 5-10% stehen lassen, bei Herbstweide auszäunen Auswirkungen auf Ziel- und Leitarten: Gefördert werden: Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken Benachteiligt werden: Eine Verschlechterung des Pflanzenbestandes bei überjährigem Bestand möglich. Hierzu gibt es eine Studie von Andreas Gigon (LINK?). Bei einigen Enzianarten und ihren Schmetterlingen wurde beobachtet, dass die Bestände zurückgehen. 3/9
Akzeptanz bei den Bewirtschaftenden: bei schmalen Streifen mischt sich das Altgras beim Schnitt besser mit dem jüngeren Gras wer Futter verkaufen will, stört sich an der schlechteren Futterqualität und den Verunreinigungen durch die Mäuse. Im Kanton Aargau sind Altgrasbestände gut akzeptiert, es werden eher schmalere, dafür mehr Streifen angelegt. Verschiedene Erfahrungen wurden gemacht, wenn die Platzierung des Altgrasstreifens dem Bewirtschafter überlassen wird: Die einen beobachten eine willkommene Variabilität, andere finden eine Beratung notwendig, damit die Altgrasstreifen richtig angelegt werden. Tipps für die Gestaltung der Massnahme: Abstand zwischen zwei Restflächen max. 30 m wenn bei jedem Schnitt eine andere Fläche stehen gelassen wird, ist dies grundsätzlich in vielen Fällen eine gute Massnahme Beratung an konkreter Fläche wichtig, damit kann die Standard-Massnahme entstandardisiert werden Wirkung der Restfläche je Schnitt erwiesen sehr seltene Arten müssen in Vernetzungsprojekten berücksichtigt werden, deren Förderung muss aber über den Naturschutz erfolgen es ist wichtig, dass die Massnahme Altgrasstreifen von den Ziel- und Leitarten abgeleitet wird. Ein letzter Schnitt im September ist für die meisten Heuschreckenarten tolerabel. Achtung: Für die Förderung der Goldschrecke muss der letzte Schnitt früher erfolgen. Bei ganzjährigen Altgrasstreifen ist das Wechseln des Standortes wichtig. Muss gut beobachtet werden, damit auf Veränderungen des Pflanzenbestands reagiert werden kann. Der Altgrasstreifen ist eine relativ attraktive Massnahme und könnte bei Wahlmöglichkeit andere Massnahmen konkurrenzieren. Verfilzte Altgrasstreifen: Wären Altgrasstreifen, die über 2 Jahre am gleichen Ort angelegt werden, eine geeignete Massnahme für Reptilien? Könnte durchaus sein; Beachtung muss den Bestandesveränderungen und den unerwünschten Arten geschenkt werden. Herbstweide: IP-SUISSE verlangt das Auszäunen der Altgrasstreifen Ein Anteil des Altgrases soll trotz Beweidung stehen bleiben Werden die letzte Streifen am Rand angelegt, ist deren Auszähnen einfacher Diverses: Schmale Streifen könnten durch die Maschinen in Mitleidenschaft gezogen werden, weil die Maschinen oft breiter als die effektive Arbeitsbreite der Maschine ist. Kleinstrukturen sind Alternativen zu Altgrasstreifen (Refugien) Brombeeren bekämpfen: Mit einem Schnitt bis August wird die Einwanderung der Brombeeren verhindert. Zur Bekämpfung können die einzelnen Stauden mit dem Pickel ausgegraben werden. Die mit der AP14-17 angekündigten Standardmassnahmen sollen als Minimum kommuniziert werden. Den Kantonen soll weiterhin die Möglichkeit zugestanden werden, spezifische Massnahmen für das Kantonsgebiet festzulegen. Kleingewässer mit Pufferstreifen und Altgras wäre eine effiziente Massnahme (Raum, Nutzen) Im Mittelland haben Amphibien Priorität 4/9
Gestaffelte Mahd So werden die Massnahmen in den Kantonen bzw. Projekten verwendet: Zürich: Projektabhängig; oft %-Anteil stehenlassen, oft 1. Schnitt vor Termin, oft in Obstgärten, definiertes Schnittintervall Aargau: o Obstgärten: einen Teil bis 10. Mai, anderer Teil ab 25. Mai schneiden o Saum auf Wiesland: 1 Mal pro Jahr gestaffelt mähen: frühester Schnitt 15. Juni, anderer Teil 6 Wochen später -> Saumvegetation Luzern: früher Schnitt führt zu botanisch interessanten Beständen, ist aber nicht Standard. Bei Kleinflächen wird die Befahrung bei gestaffelter Mahd höher, deshalb wird diese Massnahme erst ab 1 ha Fläche angewendet. Jacques Studer: ½ der Fläche ab dem 1. Juni mähen, anerer Teil 4 Wochen später Auswirkungen auf Ziel- und Leitarten: Arten profitieren teilweise von frühem, mittlerem oder spätem Schnitt. Deshalb ist die Ausgestaltung der Massnahme auf die Ziel- und Leitarten abzustimmen Gefördert werden: o Vögel: Bodenbrüter und Obstgartenvögel, die am Boden Nahrung suchen; Braunkehlchen macht keine 2. Brut und es sollte deshalb sehr früh oder besser sehr spät gemäht oder geweidet werden, es braucht zudem höheres Gras (Restflächen, Weidereste) o gewisse Insektenarten profitieren von früheren bzw. späteren Schnittzeitpunkten Mit gestaffelter Mahd können spätblühende Arten nicht gefördert werden (Studie der Agrofutura) 5/9
Akzeptanz bei den Bewirtschaftenden: Landwirt muss 2x auf die Fläche fahren Im Kanton Zürich wurde die Erfahrung gemacht, dass die Massnahme gestaffelter Schnitt v.a. in Obstgärten gewählt wird, oder wenn ein Teil der Fläche mit der nebenan liegenden Fläche geschnitten werden kann. Tipps für die Gestaltung der Massnahme: Schnitthäufigkeit soll nicht steigen (mit Ausnahme bei ehemaligen 2-Schnitt-Magerwiesen, die heute nur noch 1x gemäht werden) Abstand zwischen Schnitt: für Bodenbrüter 8 Wochen; abstimmen auf bisherige Bewirtschaftung, wenn Ziel- und Leitarten vorhanden sind; 3-4 Wochen sinnvoll, bei wüchsigen Wiesen 1-2 Wochen möglich Soll der Schnittzeitpunkt auf derselben Teilfläche wechseln? -> Konstanz in Bewirtschaftung könnte für Bestandesentwicklung (Arten) besser sein Eine experimentelle Studie in Weiden hat ergeben, dass sehr frühe und sehr späte Nutzung auf einigen Flächen ideal ist. Zwischen den beiden Nutzungen bleibt die Fläche unberührt. Ist für Wiesen zu prüfen. Diverses: Kombination der gestaffelten Mahd mit Altgras ist sinnvoll, ev. ist die Kombination mit Strukturen noch besser Streifeneinsaat: wenn Klappertopf und Spitzwegereich vorhanden sind, kann eine Streifeneinsaat gelingen Schnittregime flex 6/9
So werden die Massnahmen in den Kantonen bzw. Projekten verwendet: Luzern: In Vernetzungsprojekten mit flex wenden durchschnittlich ca. ¼ der Landwirte diese Massnahme an. Ausgestaltung der Massnahme flex: o Zeitpunkt 1. Schnitt frei o bis 1. Sept. nur Dürrfutterbereitung o Intervall zwischen zwei Schnitten mind. 8 Wochen o 10% Restfläche bei jedem Schnitt stehen lassen Bern / Schwyz: ähnlich wie Luzern Schwyz: wenige % der Landwirte in einem Projekt mit Schnittregime flex nutzen diese Massnahme (max. 30%) Aargau: Wiesen mit ÖQV-Qualität haben je nach Wiesentyp unterschiedliche Schnittzeitpunkte. Dürrfutterbereitung bis September. Zürich: Massnahme wird in Kombination mit anderer Massnahme umgesetzt, abgestimmt auf Zielund Leitarten. Insbesondere bei nährstoffreichen Beständen, ideal mit Staffelung über Gebiet Auswirkungen auf Ziel- und Leitarten: Für Blumen interessant (Konkurrenz Gras) Ev. Schachbrett -> Hauptaktivitätszeit beim mähen der ex. Wiesen am 15. Juni Akzeptanz bei den Bewirtschaftenden: Akzeptanz vorhanden Beobachtung, dass mehr geschnitten wird, wenn kein langes Intervall zwischen zwei Schnitten definiert ist Mit einem Intervall von 8 Wochen zwischen zwei Schnitten wird der frühe Schnitt kaum mehr genutzt (Heuwetter) Schnittzeitpunkt 15. Juni ist gut eingeführt und akzeptiert Tipps für die Gestaltung der Massnahme: Ideale Kombination mit Altgrasbeständen Genügend früh schneiden für Bodenbrüter Diverses: Versuch der Agrofutura, wie sich Frühschnittwiesen entwickeln Ausmagerung So werden die Massnahmen in den Kantonen bzw. Projekten verwendet: Zürich: in einigen Vernetzungsprojekte wird in den ersten Vertragsjahren häufiger genutzt Aargau: 6 Jahre Mahd ab 25. Mai bei Wiesen Richtung Fromental (nach Beurteilung) Auswirkungen auf Ziel- und Leitarten: Achtung bei Ziel- und Leitarten, die empfindlich auf häufigeren Schnitt reagieren. Akzeptanz bei den Bewirtschaftenden: -- 7/9
Tipps für die Gestaltung der Massnahme: Häufigere Nutzung auf Flächen, wo noch keine Ziel- und Leitarten vorkommen Variante: Einen Teil ausmagern, einen anderen Teil wie bisher bewirtschaften als Rückversicherung für die Ziel- und Leitarten Variante: Erster Schnitt spät, total 3x schneiden (so werden Arten wie Weissklee nicht gefördert) Ausmagerung dauert lange. Die Massnahme wird nicht in jedem Fall als zielführend angeschaut. Diverses: Ausmagern ist auch ohne früheren Schnittzeitpunkt möglich, wenn Klappertopf vorhanden ist Fromental profitiert von früherem Schnitt Klappertopf hat eine lückige Vegetation zur Folge. Jörg Altorfer hat beobachtet, dass Wiesen mit Klappertopf eher Qualität erreichen. Mehr Schnitte bei Gehölzeinwuchs nötig Eine Alternative zum häufigeren Schneiden ist das Abhumusieren Ansaat Könnte Heugrassaat in Vernetzungsprojekten gefördert werden? Wird im Kanton VD gemacht, kommt bei den Landwirten gut an. Die Ansaaten werden durch die Landwirte selber gemacht. Das frische Gras wird in Ballen verpackt und mit dem Mistzetter auf der neuen Fläche ausgebracht. Teilweise wird das Heu für die Heugrassaat gegen anderes Heu eingetauscht, womit die Kosten gering bleiben. Bei der Heugrassaat sind mehrere Schnittzeitpunkte nötig, um die gesamte Flora abzudecken. 8/9
Mit dem Heugras werden auch Kleintiere mitverfrachtet AGRIDEA-Merkblatt zum Thema Heugrassaat geplant (in Zusammenarbeit mit Experten) In Deutschland gibt es Spenderflächenkataster (-> zb. ).Wäre auch für die Schweiz interessant Verzicht auf Mähaufbereiter: Kann bei gewissen Maschinen nicht ausgeschaltet werden (diese Serien sind auslaufend) Aufbereiter anheben ist nicht zielführend 9/9