Entwurf. Fledermäuse in Aarau. Projekt zur Erfassung der Fledermäuse in Aarau.

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Transkript:

Entwurf Fledermäuse in Aarau Projekt zur Erfassung der Fledermäuse in Aarau. Peter Jean-Richard, Aarau April 2014

Zusammenfassung Die Frage nach dem Handlungsbedarf beim Schutz der Fledermäuse in Aarau ist mit dem aktuell zur Verfügung stehenden Wissen nicht beantwortbar. Es fehlen aktuelle Informationen über die Vorkommen. Unter diesen Voraussetzungen ist es schwierig Projekte zum Schutz oder zur Förderung zu begründen, zu realisieren und anschliessend eine Erfolgskontrolle durchzuführen. Mit dem Projekt Fledermäuse in Aarau werden deshalb möglichst viele Informationen zu den Fledermäusen gesammelt und ausgewertet. Die Anwendung neuerer Geräte und Methoden zur Lokalisierung und Artbestimmung ermöglichen zudem reproduzierbare Resultate und stellen Daten für Auswertungen in weiteren Projekten oder Datenbanken bereit. Die Fledermausvorkommen in Aarau sind in den Jahren 2012 2014 mit zwei Ultraschallrufaufnahmegeräten der Firma Elekon in Luzern erhoben und mit der Rufauswertungssoftware derselben Firma ausgewertet worden. Die Resultate zeigen, dass annähernd das gesamte Gemeindegebiet von Fledermäusen als Jagdgebiet genutzt wird. Dies kann grundsätzlich als erfreulich eingeschätzt werden. Relativiert wird dieses Resultat jedoch durch den Umstand, dass der grösste Teil der Beobachtungen nur die beiden Arten Zwerg- und Weissrandfledermäuse betrafen. Diese Arten gelten in der Schweiz, im Gegensatz zu den anderen, als nicht gefährdet. Bei den folgenden 5 Arten sind deutlich weniger Rufe erfasst worden: Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus, Grosser Abendsegler, Zweifarbenfledermaus und Grosse Bartfledermaus. Nur noch einzelne Rufe betrafen weitere 13 Arten. Leider ist es trotz neuester Technik (noch) nicht in jedem Fall möglich, auf Grund der Ultraschallrufe jede Art sicher zu bestimmen. Das hat zur Folge, dass vor allem bei den seltenen Arten weiterer Klärungsbedarf besteht. Die Resultate zeigen auch auf, dass der Aareraum am stärksten als Jagdraum genutzt wird und auch hier die grösste Artenvielfalt vorhanden ist. Mit der vorliegenden Arbeit war es leider nicht möglich, die Kenntnisse über die Schlafplätze in Aarau zu verbessern. Dieser Umstand und die Einsicht, dass wir für artspezifische Förderungsmassnahmen zu wenige Kenntnisse haben und Bestimmungsresultate für seltene Arten unsicher sind, führte dazu, nur unspezifische Massnahmen zur Förderung der Fledermäuse vorgeschlagen werden. Sie betreffen die Förderung naturnaher und standortgerechter Bepflanzungen als Basis für die Verbesserung des Nahrungsangebotes (Insekten), die Bereitstellung von potentiellen Tages- und Winterquartieren vor allem im Aareraum, die Suche nach bestehenden Schlafquartieren und die weitere Sensibilisierung der Aarauerinnen und Aarauer. Seite 2 von 56

Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung... 2 1 Zielsetzungen... 5 2 Vorgehensweise... 6 2.1 Festlegung des Inventargebietes... 6 2.2 Erfassung bekannter Vorkommen in Aarau bis 2013... 7 2.3 Bestimmung Fledermauspotential für Aarau... 8 2.4 Fledermausruf-Erfassung mit dem Batlogger der Firma Elekon... 9 2.4.1 Stationäre Ultraschallerfassung...10 2.4.2 Mobile Ultraschallerfassung...11 2.5 Datenanalyse mit Batexplorer der Firma Elekon...12 2.6 Erstellung Artenvorschläge durch die Software...12 2.7 Bestimmung der Fledermausarten...12 3 Datenerhebungen...13 3.1 Datenausbeute Batlogger...13 3.2 Beobachtungen aus früheren Aufnahmen...13 4 Datenauswertung...15 5 Resultate...16 5.1 Geographische Verbreitung der Fledermäuse...16 5.2 Fledermausaktivitäten im Jahresverlauf...16 5.3 Fledermausaktivitäten in Abhängigkeit der Umgebungstemperatur...18 5.4 Fledermausaktivität während einer Nacht an einem Standort mit mehreren Arten.19 5.5 Raumnutzung durch Fledermäuse...20 5.6 Fledermausdichte an Orten mit stationärer Ruferfassung...22 5.7 Fledermausarten in Aarau...23 5.8 Häufigkeit der verschiedenen Arten...24 5.9 Verbreitungskarten...26 5.9.1 Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)...28 5.9.2 Grosse Bartfledermaus (Myotis brandtii)...29 Seite 3 von 56

5.9.3 Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)...30 5.9.4 Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe)...31 5.9.5 Wimpernfledermaus (Myotis emarginatus)...32 5.9.6 Fransenfledermaus (Myotis nattereri)...33 5.9.7 Bechsteinfledermaus (Myotis- bechsteinii)...34 5.9.8 Grosses Mausohr (Myotis- myotis)...35 5.9.9 Grosser Abendsegler (Nyctalus noctula)...36 5.9.10 Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri)...37 5.9.11 Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)...38 5.9.12 Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii)...39 5.9.13 Zweifarbenfledermaus (Vespertilio murinus)...40 5.9.14 Zwergfledermaus (Pipstrellus pipistrellus)...41 5.9.15 Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)...42 5.9.16 Rauhautfledermaus (Pipstrellus nathusii)...43 5.9.17 Weissrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii)...43 5.9.18 Braunes Langohr (Plecotus auritus)...45 5.9.19 Alpenfledermaus (Hypsugo savii)...46 5.9.21 Unbekannte Myotis-Fledermäuse...48 5.9.22 Raumnutzung durch die seltenen Arten...49 6 Interpretation der Resultate...50 7 Förderung der Fledermäuse in Aarau...51 8 Daten...54 9 Diverses...55 9.1 Lebensraumbeschreibung Standorte mit stationärer Erfassung...55 9.2 Verwendete Unterlagen:...55 9.3 Begriffserklärungen...56 9.4 Bemerkungen zu Datenquellen...56 Seite 4 von 56

Fledermäuse in Aarau Entwurf Fledermäuse in Aarau 20140706 Fledermäuse führen ein verborgenes Leben. Tagsüber schlafen sie in Verstecken und während ihren nächtlichen Jagdausflügen sind sie kaum sicht- oder hörbar. Wir wissen wenig über die bei uns vorkommenden Arten, ihren Ansprüchen und deren Gefährdung. Bekannt ist hingegen, dass die meisten Fledermausarten in der Schweiz gefährdet sind oder gar vor dem Aussterben stehen. Als Folge davon sind sie unter Schutz gestellt worden und haben Eingang in Artenschutzprogramme gefunden. Denjenigen, die, gemäss den übergeordneten Artenschutzprogrammen, auf lokaler Ebene die Fledermäuse unterstützen wollen, fehlen wichtig Grundlagen. Notwendig wären Kenntnisse der lokal vorkommenden und der abwesenden Arten. Wichtig wäre auch zu wissen, wie sich deren Bestände in den letzten Jahren entwickelt haben. Für Aarau liegen Daten aus früheren Erhebungen vor. Sie sind jedoch als Basis für gezielte Schutzprojekte nur bedingt geeignet. Das bedeutet, dass vorerst versucht werden sollte die Voraussetzungen für die Naturschutzarbeit zu verbessern. Bis noch vor einigen Jahren war es sehr aufwendig, Informationen über die Fledermausvorkommen einer Gemeinde zu beschaffen. Dies erklärt auch das zum Teil marginale Wissen in den Gemeinden. Seit wenigen Jahren sind nun Geräte auf dem Markt, die das Erfassen von Fledermausrufen wesentlich erleichtert. Zudem werden von den Gerätelieferanten Softwarepakete zur Verfügung gestellt, die eine grosse Hilfe beim Bestimmen der Arten bieten. Schlussendlich wird von Fachgruppen ein grosses Wissen über die Fledermäuse in den verschiedenen Medien zur Verfügung gestellt. Die Voraussetzungen, unser Wissen über die Fledermäuse in Aarau zu verbessern waren noch nie so gut wie jetzt! 1 Zielsetzungen Die Fledermausvorkommen in Aarau sollen erfasst und soweit möglich mit den schon vorhandenen Daten verglichen werden. Artbezogene Jagdräume und Quartierstandorte sind zu erheben. Die Resultate sollen als Grundlage für den aktiven Fledermausschutz verwendet werden können. Es ist eine allgemein verfügbaren Datenbasis zu erarbeiten, die für zukünftige Projekte, wie Lebensraumverbesserungen, Quartierschutz, neue Inventare und Erfolgskontrollen eine nutzbare Grundlage darstellen. Seite 5 von 56

2 Vorgehensweise 2.1 Festlegung des Inventargebietes Das Gemeindegebiet von Aarau (mit dem neuen Stadtteil Rohr). Bild 1: Inventargebiet Seite 6 von 56

2.2 Erfassung bekannter Vorkommen in Aarau bis 2013 Zur Beurteilung der Vorkommen von Fledermäusen in der Gemeinde Aarau konnten Resultate der Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Naturinventar der Stadt Aarau aus dem Jahr 1985 (ohne den neuen Stadtteil Rohr), Informationen aus der Fledermausdatenbank des Kantons Aargau (Stand 3.1.2013) und den via Internet aus dem Center Suisse de Cartographie de la Faune in Neuchâtel (CSCF) abrufbaren Verbreitungskarten, verwendet werden. Die Informationen, die so verfügbar werden, zeigen einen geringen Kenntnisstand auf. Die Daten sind nicht systematisch erhoben worden, die Zahl der Beobachtungen ist gering, Negativnachweise fehlen, viele Daten sind alt und kaum mehr verwendbar. Zur Beurteilung der Entwicklung von Beständen wären zudem Beobachtungsreihen notwendig. Leider fehlen solche gänzlich oder sind nicht bekannt. Die Beurteilung der Situation der Fledermausvorkommen, eine Erfolgskontrolle und die praktische Naturschutzarbeit ist auf dieser Basis nicht möglich. In den nachfolgenden beiden Tabellen sind die Anzahl der zur Verfügung stehenden Beobachtungen ab 1982 bis 2012 dargestellt. Der Mangel an Informationen wird damit erkennbar. Als Basis für die Beurteilung der aktuellen Fledermausvorkommen in Aarau sollten nur noch Beobachtungen der letzten 10 Jahre verwendet werden (grün hinterlegte Bereiche). Ältere Daten müssten wieder bestätigt werden. Bild 2: Anzahl Meldungen aus der Fledermausdatenbank des Kantons Aargau Bild 3: Anzahl Beobachtungen aus de CSCF (Stand 8.4.2014) Seite 7 von 56

Nach den verschiedenen Quellen sind folgende 7 Fledermausarten in Aarau schon nachgewiesen worden: Name deutsch Name lateinisch Häufigkeit Wasserfledermaus Myotis daubentonii häufig Kleine Bartfledermaus Myotis brandtii selten Grosser Abendsegler Nyctalus noctula selten Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus häufig Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii selten Weissrandfledermaus Pipistrellus kuhlii selten Braunes Langohr Plecotus auritus selten 2.3 Bestimmung Fledermauspotential für Aarau Eine Vereinfachung des Artbestimmungsverfahrens kann erreicht werden, wenn die aufgenommenen Rufe nur mit den potentiell im Aargau vorkommenden Arten abgeglichen werden müssen. Eine Artenliste in diesem Sinne ist mit Hilfe der Verbreitungskarten des CSCF erstellt worden. Von den der Schweiz bekannten ca. 28 Arten konnten 21 im Kanton Aargau schon nachgewiesenen werden. Sie stellten für dieses Projekt das mögliche Potential für die Artbestimmung dar. Die Erkennung bisher nicht nachgewiesener Arten wird damit nicht ausgeschlossen. Artname deutsch Artname lateinisch Nachweise im Aargau Grosse Hufeisennase Rhinolophus ferrumequinum wenig Kleine Hufeisennase Rhinolophus hipposideros wenig Wasserfledermaus Myotis daubentonii häufig Grosse Bartfledermaus Myotis brandtii selten Kleine Bartfledermaus Myotis mystacinus häufig Wimpernfledermaus Myotis emarginatus selten Fransenfledermaus Myotis nattereri selten Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii wenig Grosses Mausohr Myotis myotis häufig Grosser Abendsegler Nyctalus noctula häufig Kleiner Abendsegler Nyctalus leisleri häufig Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus selten Nordfledermaus Eptesicus nilssonii selten Zweifarbenfledermaus Vespertilio murinus wenig Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus wenig Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus selten Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii häufig Weissrandfledermaus Pipistrellus kuhlii wenig Braunes Langohr Plecotus auritus häufig Graues Langohr Plecotus austriacus mittel Mopsfledermaus Barbastella barbastellus selten Bild 4: Tabelle Fledermauspotential Aargau Seite 8 von 56

2.4 Fledermausruf-Erfassung mit dem Batlogger der Firma Elekon Im Sommer 2013 sind mit Hilfe zweier Batlogger der Firma Elekon an 11 Stellen während jeweils einer Nacht Fledermausrufe erfasst worden (Stationäre Aufnahmen). Zusätzliche Aufnahmen erfolgten im Verlauf einer Velofahrt talabwärts (Mobile Aufnahmen). Bild 5: Fledermausruf-Erfassungsgerät der Firma Elekon Seite 9 von 56

2.4.1 Stationäre Ultraschallerfassung Das Ultraschallaufnahmegerät bietet beste Voraussetzungen um an einem geeigneten Standort während der ganzen Nacht automatisch Rufe der Fledermäuse aufnehmen zu können. Der grösste Teil der bei diesem Projekt verwendeten Daten ist auf diese Weise entstanden. Der Aufwand, der mit einer kleinen Anzahl von Aufnahmegeräten nötig ist um die Verbreitung der Fledermäuse in einer grösseren Region zu untersuchen, ist beträchtlich. Zudem sind die klimatischen Bedingungen nicht in jeder Nacht identisch. Temperaturen, Windverhältnisse, Feuchtigkeitsgehalt ändern zum Teil kurzfristig und bringen unterschiedliche Voraussetzungen für die Ultraschallerfassung mit sich. Die Auswahl der Standorte ist zudem etwas zufällig. Es sind nicht unbedingt diejenigen mit den meisten Fledermausarten oder aktivitäten. An den nachfolgend bezeichneten 14 verschiedenen Standorten sind mindestens während einer Nacht die Fledermausrufe aufgenommen worden. Bild 6: Stationäre Einsatzorte des Aufnahmegerätes (weisse Punkte) Seite 10 von 56

2.4.2 Mobile Ultraschallerfassung Mit dem stationären Einsatz der Fledermauserfassungsgeräte, lassen sich die Fledermausvorkommen einer Gemeinde nur mit hohem Aufwand erheben. Als Ergänzung können die Erhebungsgerät ist auch sehr gut bei mobilem Einsatz verwendet werden. In diesem Projekt sind während einigen Nächten Fledermausrufe während Velotouren aufgenommen worden. Die braunen Linien im nachfolgenden Bild zeigen die verschiedenen abgefahrenen Wege auf. Ob eine bestimmte Fledermausart in einem bestimmten Raum mit dieser Methode erfasst werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab (Flugzeiten, Fledermausdichte, Fahrgeschwindigkeit). Eine vollständige Erfassung der verschiedenen Arten ist damit nicht möglich. Bild 7: Velotouren mit Fledermauserfassung (braune Linien) Seite 11 von 56

2.5 Datenanalyse mit Batexplorer der Firma Elekon Die mit diesem Projekt erfassten Fledermausrufe sind mit der Elekon-Software Batexplorer, Version 1.9.0.5, ausgewertet worden. Diese Software erzeugt eine Datenstruktur, legt für die einzelnen Ruffolgen Datensätze an, analysiert die Daten und stellt sie mit Hilfe von verschiedenen Diagrammen und Texten dar. 2.6 Erstellung Artenvorschläge durch die Software Anhand programminternen Algorythmen erstellt das Auswertungsprogramm des Batexplorers eine gewichtete Liste mit Fledermausarten, die als Quelle der Ultraschallrufe in Frage kommen. 2.7 Bestimmung der Fledermausarten Die Bestimmung der erfassten Fledermausarten ist der kritische Vorgang im Verlauf eines Fledermausinventars. Da es zurzeit keine Methode gibt, die auf Grund der Ultraschallrufe eine sichere Bestimmung aller Jagdrufe erlaubt, können Fehlbestimmungen nicht ausgeschlossen werden. Aus den Rufanalysen wurden das Spektrogramm, das Schallpegelspektrum, das Oszillogramm, die Ruflängen, der Rufabstand und die Rufabstandsklassierung verwendet. Seite 12 von 56

3 Datenerhebungen Das eingesetzte Fledermausruf-Erfassungsgerät erstellt verschiedene Datensätze. Rufe werden aufgenommen, gleichzeitig erfolgt eine GPS-Standorterfassung, eine Temperaturmessung und die Zuordnung eines genauen Zeitpunktes. Mit diesen Daten lassen sich Arten bestimmen, Verbreitungskarten erstellen, Aktivitätsmuster ableiten. Die Datensätze bleiben verfügbar und können für weitere Untersuchungen verwendet werden. Als Ergänzung sind die verfügbaren Daten aus dem letzten Fledermausinventar Aarau und Beobachtungen, die in der Aargauischen Datensammlung für Aarau enthalten sind mit einbezogen worden 3.1 Datenausbeute Batlogger Die beiden angewendeten Methoden (stationäre und mobile Erfassung) unterscheiden sich auch in Bezug auf die Resultate und den Erhebungsaufwand. Stationäre Einsätze erfordern einen kleinen Aufwand, bringen viele Informationen während einer Nacht an einem Ort jedoch keine flächendeckenden Aufnahmen. Die mobile Erfassung ist zeitaufwendiger, bringt wenig Informationen an einem Ort und diese nur über einen kurzen Zeitraum. Dafür sind flächenbezogene Aufnahmen möglich. Erhebungen stationär mobil total Anzahl Datensätze 2261 1212 3473 Sätze ohne Artbestimmung 4 6 10 Sätze ohne Koordinaten 0 16 16 Sätze mit mehreren Arten 267 227 494 Auswertbare Datensätze 2558 1456 4014 Anzahl Orte mit Fledermausnachweisen 14 417 431 Anzahl beobachtete Arten 18 14 20 3.2 Beobachtungen aus früheren Aufnahmen Ein direkter Vergleich mit früher erfassten Fledermausvorkommen in Aarau ist nicht möglich. Vergleichbare Daten fehlen. Die hier erhobenen Daten können jedoch trotzdem mit vorhandenen Informationen verglichen werden. Seite 13 von 56

Verfügbar waren die Informationen aus dem Aarauer Naturinventar 1985, der Fledermausdatenbank AG und den Daten des CSCF Neuenburg. Die Daten des CSCF können via Internet abgerufen werden (http://lepus.unine.ch/carto/index.php?nuesp=70719&rivieres=on&lacs=on&hillsh=on &year=1990). Die Beobachtungen sind in Quadranten mit 5 km Seitenlänge eingetragen. Das Gemeindegebiet von Aarau liegt in zwei Quadranten, wie in der nachfolgenden Karte dargestellt: Darstellung der Fledermausvorkommen in der Datenbank des CSCF am Beispiel der Wasserfledermaus Lage der Gemeinde Aarau in den 4 Quadranten Bild 8: Darstellung der CSCF-Daten in den Inventarkarten dieses Berichtes. Rote Felder zeigen an, dass für den betreffenden Quadranten in der Gemeinde Aarau Meldungen vorliegen. Seite 14 von 56

4 Datenauswertung Vorgehensweise Die Daten, die von den Erfassungsgeräten erfasst und auf einen Chip gespeichert wurden, sind auf einen Laptop übertragen und dort mit spezieller Software ausgewertet worden. Diese Software erstellt anhand der Rufmuster Vorschläge für Fledermausarten, die als Quelle in Frage kommen. Die definitive Zuordnung des Rufes zu einer Art erfolgte manuell, nach der Beurteilung der Ruffrequenzen und der Rufeigenheiten (Dauer, Abstände, Form usw.). Bei Rufsequenzen mit gleichzeitigen Rufen mehrerer Individuen und Arten mussten die Arten ohne Unterstützung durch die Erkennungssoftware bestimmt werden. Dies war auch bei Aufnahmen der Fall, bei denen Störgeräusche die Fledermausrufe überlagerten. Bei einem Teil der Rufe war eine Zuordnung nicht oder nur mit Vorbehalt möglich. Gründe waren: Zu geringe Laustärke Zu laute Störgeräusche Bestimmungskriterien im Überschneidungsbereich mehrerer Arten Widersprüchliche Daten (einzelne Kriterien wiesen auf unterschiedliche Arten hin) In einzelnen Fällen war eine Artzuweisung nur möglich, weil nebst den Jagdrufen auch noch Sozialrufe aufgenommen worden sind. Diese Rufe sind artspezifisch, jedoch nur selten erfasst worden. Die Erfassungsgeräte generieren via GPS-Empfänger relativ genaue Standorte für jeden erfassten Fledermausruf, gleichzeitig auch den Zeitpunkt der Rufaufnahme und die Temperatur. Sämtliche erfassten Daten konnten via Exportprogramme in Excel übertragen werden. Basierend auf diesen Daten sind, mit Standardprogrammen in Excel und Powerpoint die nachfolgenden Diagramme und Karten generiert worden. Seite 15 von 56

5 Resultate 5.1 Geographische Verbreitung der Fledermäuse Fledermäuse sind an 481 Standorten nachgewiesen worden. Diese sind in der nachfolgenden Karte als gelbe Kreisflächen dargestellt. Danach kann davon ausgegangen werden, dass die gesamte Gemeindefläche als Jagdraum von Fledermäusen genutzt wird. Die erkennbare Konzentration in einzelnen Gebieten ist wenig aussagefähig, da die Gemeindefläche nicht gleichmässig erfasst worden ist. Bild 9: Fledermausbeobachtungsstandort in Aarau 5.2 Fledermausaktivitäten im Jahresverlauf Fledermäuse halten eine Winterruhezeit, ca. ab Oktober März, ein. Mit den hier vorliegenden Daten können auch Aussagen zur jahreszeitlichen Aktivität gemacht werden. Die ersten Aktivitäten sind am 18. Februar (Zwerg- und Weissrandfledermäuse) und die letzten im 12. September nachgewiesen worden. Die Aktivitäten waren allerdings zu Beginn mit 3 aufgenommen Rufen/Nacht sehr gering. Die nachfolgenden Diagramme sind alles Aufnahmen am selben Standort. Seite 16 von 56

18.Februar: 37 Rufaufnahmen, Minimaltemperatur 8 C 28. Februar: 15 Rufaufnahmen, bei 5 C 24. März: 3 Rufaufnahmen bei 3 C 10. Juni: 25 Rufaufnahmen bei 19 C 28. Juni: 27 Rufaufnahmen bei 20 C 14. August: 188 Rufaufnahmen (Temperaturmessung ausgefallen) Bild 10: Fledermausrufaktivitäten Seite 17 von 56

5.3 Fledermausaktivitäten in Abhängigkeit der Umgebungstemperatur Die Erfassungsgeräte nehmen nicht nur die Fledermausrufe auf, sondern messen auch die Umgebungstemperatur. Danach jagen Fledermäuse in einem grossen Temperaturbereich. Gemessen wurden Temperaturen zwischen 3 C und 24 C. Die Datensätze zeigen jedoch auch, dass bei niedrigeren Temperaturen eine viel geringere Aktivität vorhanden war. Seite 18 von 56

5.4 Fledermausaktivität während einer Nacht an einem Standort mit mehreren Arten Das Jagdverhalten von Fledermäusen ist je nach Art und Standort unterschiedlich. Die einen jagen in begrenzten kleineren Räumen, andere patrouillieren entlang von Strukturen, die durch Gewässer, Gehölze oder Strassen gebildet werden. Andere wiederum fliegen weiter weg von ihrem Schlafplatz und jagen z.b. hoch oder knapp über Gewässern. Werden die Rufe an einem Standort nach der Art getrennt und auf der Zeitachse dargestellt, können deshalb unterschiedliche Aktivitätsmuster festgestellt werden. Fledermäuse fliegen kurz nach Sonnenuntergang aus um zu jagen. Der Zeitpunkt des ersten Nachweises einer Art kann daher auch einen Hinweis darauf geben, wie weit der Schlafplatz vom Aufnahmeort entfernt ist. Da die Fledermäuse bei tieferen Temperaturen weniger oder unterhalb eines Grenzwertes nicht mehr aktiv sind, müssen die Lufttemperaturen bei der Beurteilung mitberücksichtigt werden. Im nachfolgenden Diagramm sind die beobachteten Rufe von 8 Fledermausarten während einer Nacht am Standort Hungerberg auf der Zeitachse dargestellt. Eingetragen sind auch die Lufttemperaturen sowie der Sonnenunter- und -aufgang. Bild 11: Rufaktivitäten einzelner Fledermausarten Offensichtlich sind Zweifarbenfledermäuse und die Grossen Abendsegler nur anfangs und am Ende der Nacht über dem Standort. Ihre Schlafplätze dürften nicht weit davon entfernt sein. Seite 19 von 56

Zwerg- und Weissrandfledermäuse nutzen den beobachteten Raum permanent, wenn auch gegen den Sonnenaufgang etwas reduziert. Das Resultate der Rauhautfledermaus ist wenig aussagenfähig, da die Unterscheidung von den Weissrandfledermäusen nur in Ausnahmefällen (Sozialrufe) sicher möglich ist. Das heisst, dass ein Teil der als Weissrandfledermaus erfassten Rufe den Rauhautfledermäusen zugeordnet werden müsste. Die Alpenfledermaus, der Kleine Abendsegler und die Grosse Barfledermaus traten nur sporadisch und fast nur in der ersten Hälfte der Nacht auf. 5.5 Raumnutzung durch Fledermäuse Fledermäuse stellen verschiedene Anforderungen an ihren Lebensraum. Die Strukturierung, das Vorhandensein von Gewässern, Tagesverstecke und natürlich Vorkommen der bevorzugten Beute, sind wesentliche Elemente. Die festgestellten Vorkommen lassen damit auch eine Qualitätsbeurteilung von Naturwerten des betrachteten Raumes zu. Die Fledermausdichte und die Anzahl vorhandener Arten sind Indikatoren für diese Qualität. Die Nutzungsdichte kann mit der Häufigkeit der Rufe während den Beobachtungstouren und die Artenvielfalt mit den stationären Aufnahmen abgeschätzt werden. Die damit gewonnenen Informationen können für den Fledermausschutz wertvolle Hinweise geben. Seite 20 von 56

Bild 12: Gebiete mit höheren (grün) und tiefen (rot) Fledermausdichten Bild 13: Artenvielfalt an einzelnen Standorten Seite 21 von 56

5.6 Fledermausdichte an Orten mit stationärer Ruferfassung Die Fledermausdichte kann über die Anzahl an auswertbaren Datensätzen, die während einer Nacht an einem Ort erfasst wurden, beurteilt werden. Aus der nachfolgenden Darstellung ist ersichtlich, dass der Südhang des Hungerberges intensiv von Fledermäusen genutzt wird. An diesem Standort sind mit Abstand die meisten Rufe er fasst worden. Mit Abstand folgen 2 Standorte an der Aare und einer im Telliringgebiet. Standorte im Wald oder in stark überbauten Gebieten werden offensichtlich viel seltener von Fledermäusen als Jagdgebiet genutzt. Bei der Aufnahme an der Suhremündung (100 Rufe) wurde ein zu kleiner Speicherchip verwendet, was die relativ wenigen Aufnahmen erklärt. Weshalb an der Aare in der oberen Telli (69 Rufe) so wenig Rufe festgestellt worden sind bleibt unklar. Leider hat an diesen beiden Standorten die Temperaturmessung versagt. Beim Standort Aarschächli (103) könnten die relativ tiefen Temperaturen von 12 3 C einen negativen Einfluss gehabt haben. Dasselbe gilt beim Standort Hasenberg Ost (67) bei 10 5 C. Bild 14: Anzahl Fledermausrufe an Standorten mit stationärer Ruferfassung Seite 22 von 56

5.7 Fledermausarten in Aarau 4 Fledermausarten sind, gemäss den Verbreitungskarten des CSCF, im Kanton Aargau schon nachgewiesen, jedoch in Aarau (noch) nicht festgestellt worden: Mopsfledermaus Graues Langohr Grosse Hufeisennase Kleine Hufeisennase Barbastella barbastellus Plecotus austriacus Rhinolophus ferrumequinum Rhinolophus hypposideros Auf Grund der vorliegenden Arbeit können die 5 folgenden Arten als sicher nachgewiesen gelten: Wasserfledermaus Grosser Abendsegler Weissrandfledermaus Rauhautfledermaus Zwergfledermaus Myotis daubentonii Nyctalus noctula Pipistrellus kuhlii Pipistrellus nathusii Pipistrellus pipistrellus Bei den nachfolgenden 15 Fledermausarten sind nur sehr wenige Rufe erfasst worden oder die Arterkennung ist mit Unsicherheiten behaftet: Nordfledermaus Breitflügelfledermaus Alpenfledermaus Langflügelfledermaus Nymphenfledermaus Bechsteinfledermaus Grosse Bartfledermaus Kleine Bartfledermaus Wimpernfledermaus Grosses Mausohr Fransenfledermaus Kleiner Abendsegler Mückenfledermaus Braunes Langohr Zweifarbenfledermaus Eptesicus nilssonii Eptesicus serotinus Hypsugo savii Miniopterus schreibersii Myotis alcathoe Myotis bechsteinii Myotis brandtii Myotis mystacinus Myotis emarginatus Myotis myotis Myotis nattereri Nyctalus leisleri Pipistrellus pygmaeus Plecotus auritus Vespertilio murinus Einige Rufe konnten keiner Art, jedoch einer Familie zugeordnet werden: Myotis Total sind von 20 Fledermausarten Rufe erfasst worden. Seite 23 von 56

5.8 Häufigkeit der verschiedenen Arten Mit den eingesetzten Methoden kann die Anzahl der in Aarau vorhandenen Fledermausarten nicht bestimmt werden. Eine Abschätzung ist jedoch über die Anzahl erfasster Rufe oder die Anzahl der Standorte, an denen die einzelnen Arten nachgewiesen worden sind, möglich. Die nachfolgende Tabelle zeigt auf, dass 2 Arten dominieren. Rufe der Zwergfledermaus sind mit grossem Abstand am häufigsten erfasst worden. Danach folgt die Weissrandfledermaus. Die Farben stehen für die Gefährdung (Rote Liste) der Arten. Grün bedeutet ohne Gefährdung, orange für gefährdet und rot für stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Schwarz wurde für diejenigen Arten gewählt, für die aus verschiedenen Gründen noch kein Gefährdungsstatus vorliegt. Bild 15: Anzahl erfasster Rufe je Fledermausart Seite 24 von 56

Offensichtlich sind die Vorkommen in Aarau in Übereinstimmung mit der Beurteilung der Gefährdung in der Schweiz, d.h. die als nicht gefährdet geltenden Arten sind auch bei uns am häufigsten. Gefährdete Arten sind deutlich weniger häufig und diejenigen, die stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind kommen praktisch nicht oder nur mit wenigen Exemplaren vor. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn die Anzahl der Rufstandorte der Fledermäuse als Mass für die Häufigkeit der Arten verwendet wird. Bild 16: Anzahl Standorte mit Rufen der einzelnen Arten Zu berücksichtigen ist auch bei dieser Darstellung, dass die Häufigkeit der Rauhautfledermaus nicht korrekt beurteilt werden kann, da die Unterscheidung zur Weissrandfledermaus nur in den wenigsten Fällen möglich ist. Seite 25 von 56

5.9 Verbreitungskarten In den nachfolgenden Verbreitungskarten sind die Rufnachweise eingezeichnet. Als Ergänzung werden folgende Informationen vorangestellt: Gefährdungseinschätzung: die Beurteilung in den Verbreitungskarten des CSCF wurde übernommen. 1:vom Aussterben bedroht 2: stark gefährdet 3: gefährdet n: nicht gefährdet -: aus verschiedenen Gründen ist (noch) keine Einschätzung verfügbar Frühere Nachweise für Aarau: zur Beurteilung werden die Daten der Fledermausdatenbank des Kantons Aargau und die Informationen aus dem Aarauer Naturinventar 1985 herangezogen. Die Informationen des CSCF werden mit rot eingefärbten Quadraten (siehe Kapitel 3.2) dargestellt. Diese Nachweise erfolgten alle nach 1990. Leere Felder zeigen an, dass keine Informationen vorliegen. Weitere Informationen sind, wenn vorhanden, beigefügt. Bestimmungssicherheit: Die sichere Bestimmung einzelner Arten ist anhand der Rufaufnahmen (noch) nicht möglich. Zudem überschneiden sich einzelne Merkmale bei verschiedenen Fledermausarten. Wenn nur wenige Ruffolgen aufgenommen werden konnten ist die Ausgangslage für die Bestimmung ungünstig. Die Beurteilung der Bestimmungssicherheit ist eine persönliche Einschätzung. Anzahl Datensätze dieser Art: Die Zahl gibt an, wie viele Aufnahmen für das Inventar verwendet werden konnten. Anzahl Standorte: Diese Zahl gibt die Standorte an, an denen die beschriebene Fledermausart gehört wurde. Sie weicht meist von der Anzahl Datensätze ab, da zum Teil mehrere Rufsequenzen an einem Ort erfasst worden sind. Häufigkeitsabschätzung für Aarau: Die verwendete Umschreibung informiert über die Flächennutzung der Fledermäuse als Jagdraum. Zugverhalten: Information zur Anwesenheitsdauer. Fledermäuse, die im Winter nicht wegziehen, benötigen geeignete Quartiere in Aarau und Umgebung. Quartiere in Aarau: Als Quartiere gelten Orte, die in den letzten 10 Jahren von Gruppen der betreffenden Fledermäuse gemeinsam genutzt wurden, entweder als Winterschlafplatz oder für die Aufzucht von Jungtieren. Der Schutz von Fledermausquartieren ist eine zentrale Aufgabe des Fledermausschutzes. Ohne diese Kenntnisse fehlen dazu wichtige Voraussetzungen. Verbreitungskarten: In den Karten zeigen braune Linien die Strecken an, auf denen mit einem mobilen Gerät Fledermäuse gesucht und aufgezeichnet worden sind. Seite 26 von 56

Die weissen Kreise sind Standorte, an denen mindestens eine ganze Nacht mit einem Fledermauserfassungsgerät Rufe aufgenommen worden sind. Rote und blaue Kreise zeigen an, wo die betreffende Fledermausart schon früher nachgewiesen worden ist (meist via gefangene oder aufgefundene Tiere). Die gelben Kreise stellen die neuen Beobachtungen dar, die mit der vorliegenden Arbeit erfasst worden sind. Hinweise: artspezifische Zusatzinformationen Seite 27 von 56

5.9.1 Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 3, gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: ja Bestimmungssicherheit: sicher Anzahl Datensätze dieser Art: 148 Anzahl Standorte: 31 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: häufig (an der Aare) Zugverhalten: Teilstreckenzieher, bei fehlenden Winterquartieren (250-300 km) Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 17: Nachweiskarte für Wasserfledermaus Hinweise:.Die Wasserfledermaus ist nur im Aareraum und in der Suhre nachgewiesen worden Seite 28 von 56

5.9.2 Grosse Bartfledermaus (Myotis brandtii) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 1, vom Aussterben bedroht Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, noch zu bestätigen mit anderen Methoden Anzahl Datensätze dieser Art: 52 Anzahl Standorte: 7 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten (zerstreut) Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 18: Nachweiskarte für Grosse Bartfledermaus Seite 29 von 56

5.9.3 Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 3, gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: ja Bestimmungssicherheit: unsicher, noch zu bestätigen mit anderen Methoden Anzahl Datensätze dieser Art: 2 (1 vorläufig bei den Zwergfledermäusen geführt) Anzahl Standorte: 2 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten oder nicht (mehr) vorhanden) Zugverhalten: saisonales Wandern (bis ca. 100 km) Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 19: Nachweiskarte für Kleine Bartfledermaus Hinweise: Entweder sind die Vorkommen zurückgegangen oder es liegen Artbestimmungsprobleme vor Seite 30 von 56

5.9.4 Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) Gefährdungseinschätzung: -, kein Status, zu wenig Nachweise in der Schweiz Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, noch zu bestätigen mit anderen Methoden Anzahl Datensätze dieser Art: 7 Anzahl Standorte: 4 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: nicht nachgewiesen Zugverhalten: standorttreu (?) Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 20: Nachweiskarte für Nymphenfledermaus Hinweise: Für dieser Art liegen bisher im Aargau noch keine und in der Schweiz nur einzelne Nachweise vor. Dieses Resultat ist daher noch mit anderen Methoden zu bestätigen. Seite 31 von 56

5.9.5 Wimpernfledermaus (Myotis emarginatus) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 1, vom Aussterben bedroht Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, noch zu bestätigen mit anderen Methoden Anzahl Datensätze dieser Art: 2 Anzahl Standorte: 2 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 21: Nachweiskarte für Wimpernfledermaus Hinweise: Seite 32 von 56

5.9.6 Fransenfledermaus (Myotis nattereri) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 1, vom Aussterben bedroht Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, noch zu bestätigen mit anderen Methoden Anzahl Datensätze dieser Art: 19 Anzahl Standorte: 1 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 22: Nachweiskarte für Fransenfledermaus Hinweise: Seite 33 von 56

5.9.7 Bechsteinfledermaus (Myotis- bechsteinii) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 3, gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, noch zu bestätigen mit anderen Methoden Anzahl Datensätze dieser Art: 1 Anzahl Standorte: 1 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 23: Nachweiskarte für Bechsteinfledermaus Hinweise: Seite 34 von 56

5.9.8 Grosses Mausohr (Myotis- myotis) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 1, vom Aussterben bedroht Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, noch zu bestätigen mit anderen Methoden Anzahl Datensätze dieser Art: 2 Anzahl Standorte: 2 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: Teilzieher (< 150 km) Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 24: Nachweiskarte für Grosses Mausohr Hinweise: Seite 35 von 56

5.9.9 Grosser Abendsegler (Nyctalus noctula) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 3, gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: ja, Schlafplätze im Telliring, Hasenberg Bestimmungssicherheit: sicher Anzahl Datensätze dieser Art: 151 Anzahl Standorte: 16 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: mittelgross (vor allem im Aareraum) Zugverhalten: Langstreckenzieher (bis 1600 km), im Sommer abwesend Qartiere in Aarau: keine (mehr) bekannt Bild 25: Nachweiskarte für Grosser Abendsegler Hinweise: Nachweise vor allem im Aareraum, das ehemalige Quartier im Telliring scheint seit einigen Jahren erloschen, Bäume mit Wohnhöhlen sind gefällt worden, Ersatzkästen wurden nicht angenommen. Seite 36 von 56

5.9.10 Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 3, gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, wenig Aufnahmen Anzahl Datensätze dieser Art: 18 Anzahl Standorte: 5 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: Langstreckenzieher (bis 1600 km) Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 26: Nachweiskarte für Kleiner Abendsegler Hinweise: Seite 37 von 56

5.9.11 Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 1, vom Aussterben bedroht Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, wenig Aufnahmen Anzahl Datensätze dieser Art: 1 Anzahl Standorte: 1 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 27: Nachweiskarte für Breitflügelmaus Hinweise: Seite 38 von 56

5.9.12 Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 1, vom Aussterben bedroht Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, wenig Aufnahmen Anzahl Datensätze dieser Art: 6 Anzahl Standorte: 5 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 28: Nachweiskarte für Nordfledermaus Hinweise: Seite 39 von 56

5.9.13 Zweifarbenfledermaus (Vespertilio murinus) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 1, vom Aussterben bedroht Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, wenig Aufnahmen Anzahl Datensätze dieser Art: 113 Anzahl Standorte: 7 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: Langstreckenzieher Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 29: Nachweiskarte für Zweifarbenfledermaus Hinweise: Seite 40 von 56

5.9.14 Zwergfledermaus (Pipstrellus pipistrellus) Gefährdungseinschätzung: n, nicht gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: ja Bestimmungssicherheit: gut Anzahl Datensätze dieser Art: 2322 Anzahl Standorte: 253 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: häufig Zugverhalten: stationär Qartiere in Aarau: 1 Schlafquartier Zelgli (Meldung 2014) Bild 30: Nachweiskarte für Zwergfledermaus Hinweise: häufigste Art in Aarau Seite 41 von 56

5.9.15 Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) Gefährdungseinschätzung: -, keine verfügbar Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher Anzahl Datensätze dieser Art: 9 Anzahl Standorte: 6 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: stationär Qartiere in Aarau: keine bekannt Bild 31: Nachweiskarte für Mückenfledermaus Hinweise: Seite 42 von 56

5.9.16 Rauhautfledermaus (Pipstrellus nathusii) Die Unterscheidung von Rauhaut- und Weissrandfledermäusen ist anhand der Jagdrufe (noch) nicht möglichdie Rauhautfledermaus ist bei uns zwischen Mitte August und Ende März ein Wintergast. Während dieser Zeit können die Rufe nicht einer der beiden Arten zugeordnet werden. Eine Ausnahme bilden Sozialrufe. Diese können als relativ sichere Bestimmungsmerkmale gelten.. In den nachfolgenden Darstellungen sind Rauhaut- oder Weissrandfledermausrufe (gelbe Punkte) aus dem Zeitraum zwischen 15. August 31. März und relativ sichere Rauhautfledermausrufe als grüne Punkte dargestellt. Rauhautfledermaus: Gefährdungseinschätzung: Frühere Nachweise für Aarau: Bestimmungssicherheit: Anzahl Datensätze dieser Art: Anzahl Standorte: Häufigkeitsabschätzung für Aarau: Zugverhalten: Qartiere in Aarau: Rote Liste Status Nathusii: 3, gefährdet ja für Rauhautfledermaus, unsicher, anhand der Jagdrufe nicht von der Weissrandfledermaus unterschieden werden 354 (beide Arten) 3 rel. sichere- und 68 potentielle häufig (Unsicherheit da nur gemeinsam mit der Weissrandfledermaus beurteilbar) Rauhautfledermaus: Langstreckenzieher keine bekannt Bild 32: Nachweiskarte für Rauhaut-/Weissrandfledermaus Seite 43 von 56

5.9.17 Weissrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) In der nachfolgenden Kartendarstellung sind mit gelben Kreisflächen Standorte bezeichnet, die sowohl Weissrand- als auch Rauhautfledermäusen zugeordnet werden können. Grüne Flächen bezeichnen Beobachtungsstandorte von Weissrandfledermäusen. Diese Zuordnung erfolgte anhand des Beobachtungsdatums (Abwesenheit der Rauhautfledermäuse). Gefährdungseinschätzung: n, nicht gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: ja Bestimmungssicherheit: sicher Anzahl Datensätze dieser Art: 1102 (Rauhaut- und Weissrandfledermaus), Anzahl Standorte: 141 65 davon können auf Grund des Beobachtungsdatums als sichere Weissrandfledermausstandorte gelten Häufigkeitsabschätzung für Aarau: häufig Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: 1 Bild 33: Nachweiskarte Weissrandfledermäuse Seite 44 von 56

5.9.18 Braunes Langohr (Plecotus auritus) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 2, stark gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: ja Bestimmungssicherheit: unsicher, zu wenig Datensätze Anzahl Datensätze dieser Art: 1 Anzahl Standorte: 1 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: 1 Bild 34: Nachweiskarte Braunes Langohr Seite 45 von 56

5.9.19 Alpenfledermaus (Hypsugo savii) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 2, stark gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, zu wenig Datensätze Anzahl Datensätze dieser Art: 19 Anzahl Standorte: 11 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: standorttreu Qartiere in Aarau: nein Bild 35: Nachweiskarte Alpenfledermaus Seite 46 von 56

5.9.20 Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersii) Gefährdungseinschätzung: Rote Liste Status: 2, stark gefährdet Frühere Nachweise für Aarau: nein Bestimmungssicherheit: unsicher, zu wenig Datensätze Anzahl Datensätze dieser Art: 4, Anzahl Standorte: 2 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: selten Zugverhalten: Langstreckenzieher Qartiere in Aarau: nein Bild 36: Nachweiskarte Langflügelfledermaus Seite 47 von 56

5.9.21 Unbekannte Myotis-Fledermäuse Gefährdungseinschätzung: nicht anwendbar Frühere Nachweise für Aarau: nicht anwendbar Bestimmungssicherheit: Rufe konnten nur der Myotis-Familie zugeordnet werden, keiner Art Anzahl Datensätze dieser Art: 8, Anzahl Standorte: 3 Häufigkeitsabschätzung für Aarau: nicht anwendbar Zugverhalten: nicht anwendbar Qartiere in Aarau: nicht anwendbar Bild 37: Nachweiskarte unbekannte Myotis-Arten Seite 48 von 56

5.9.22 Raumnutzung durch die seltenen Arten Seltenen Fledermäusen kommt aus Artenschutzgründen eine spezielle Bedeutung zu. Die Erhaltung und Förderung dieser Arten soll einen hohen Stellenwert haben. Wenn die Jagdräume und die Quartiere bekannt sind, wird es möglich gezielte Förderungsprojekte durchzuführen. Die Ruferhebungen aus dem vorliegenden Projekt ergaben bei diesen Arten zu wenig Informationen, um entsprechende Jagdräume oder Quartier genauer bestimmen zu können. Zudem ist bei den meisten dieser Arten eine sichere Zuordnung noch nicht möglich. Damit es trotzdem möglich ist, die in diesem Zusammenhang interessanteren Gebiete bestimmen zu können, wurden in der nachfolgenden Nachweiskarte alle Beobachtungen der seltenen Arten zusammengefasst. Damit sollte es möglich sein, bei späteren Untersuchungen gezielter nach den selteneren Arten und deren Quartieren zu suchen. Bild 38: Gebiete mit vermuteten Nachweisen von seltenen Arten Die Darstellung zeigt auf, dass die seltenen Arten vor allem in der nordöstlichen Telli und im nördlichen Rohrer Schachen beobachtet worden sind. Seite 49 von 56

6 Interpretation der Resultate Gute Voraussetzungen für Fledermäuse bieten Räume, die ein reiches Nahrungsangebot bieten, viele unterschiedliche Winter- und Sommerquartiere aufweisen sowie vielfältig strukturiert sind. Die fast flächendeckende Nutzung von Aarau als Jagdraum ist ein Hinweis auf günstige Bedingungen, zumindest, was das Nahrungsangebot betrifft. Die Dominanz von wenigen Fledermausarten zeigt jedoch auch einige Probleme auf. Häufig sind nur die nicht oder wenig gefährdeten Arten der Schweiz. Alle anderen kommen nur in geringen Beständen vor. Zudem muss der Nachweis von vielen der seltenen Arten als unsicher gelten. Einerseits können die wenigen erfassten Rufen von durchfliegenden Arten stammen oder die Bestimmung anhand der Rufe ist zu unsicher. Wichtig für die Beurteilung der Vorkommen wäre zu wissen, wie sich die einzelnen Artbestände in Aarau entwickelt haben. Leider ist dies auf der Grundlage der vorhandenen älteren Daten nur bei wenigen Arten möglich. Die folgende Einschätzung basiert auf einem Vergleich mit den Daten aus dem Naturinventar Aarau 1985 und der Fledermausdatenbank des Kantons Aargau. Stabile Vorkommen: Zwergfledermaus Wasserfledermaus Rückgang: Grosser Abendsegler: Vorkommen zurückgegangen, keine Nachweise im Zelgli und Gönhard Kleine Bartfledermaus: in der kantonalen Datenbank sind Vorkommen in der Altstadt gespeichert, die nicht beobachtet werden konnten. Zunahme: Weissrandfledermaus: es ist nicht verständlich, weshalb diese Art früher nicht schon nachgewiesen worden ist. Es könnte sein, dass die schwierige Unterscheidung zu den Rauhautfledermäusen der Grund für das Fehlen von Daten aus früheren Untersuchungen ist. Unsichere Entwicklung: Bei allen anderen Arten ist die Entwicklung nicht abschätzbar. Einerseits wegen fehlenden Archivdaten, anderseits wegen Bestimmungsunsicherheiten oder der zu geringen Anzahl an Beobachtungen. Seite 50 von 56

Gesamtbeurteilung: In Aarau leben vor allem weniger oder nicht gefährdete Fledermausarten. Diese scheinen stabile Bestände aufzuweisen. Ob und wie sich die Vorkommen verändern, ist mit den aktuell vorhandenen Daten schwer abschätzbar. Hinweise auf positive Entwicklungen (Alpen- oder Weissrandfledermaus) und auf negative (Grosser Abendsegler oder Bartfledermaus) bestehen. Einige seltene Arten kommen in Restbeständen noch vor und könnten mit geeigneten Massnahmen unterstützt werden (beispielweise Myotis-Arten). Das Vorhandensein von Fledermäusen kann als Indikator gelten für den Zustand der Umwelt in Aarau. Aarau kann danach als relativ naturnah gelten. Die günstigsten Voraussetzungen bieten die Gewässer. Sie und deren unmittelbare Umgebung (Auen, Hungerberghang) weisen die höchste Fledermausdichte und auch die grösste Artenvielfalt auf. Den seltenen und gefährdeten Arten bietet Aarau offensichtlich schlechte Voraussetzungen. Sie sind nicht, nicht mehr oder nur noch in Restbeständen vorkommend. Dieser Umstand kann als Hinweis dafür dienen, dass die Ansprüche dieser Arten in Aarau zu wenig oder nicht (mehr) erfüllt werden 7 Förderung der Fledermäuse in Aarau Ausgehend von den Ansprüchen der Fledermäuse sollen sich die Bemühungen um den Erhalt und die Förderung auf folgende Bereiche konzentrieren: Verbesserung des Nahrungsangebotes Verbessern der Pflanzenvielfalt als Grundlage für Insekten Vergrösserung des Anteils einheimischer und standortgerechter Pflanzen Vermehren, erhalten von Weihern, Feuchtstellen, Gewässer zur Förderung von Wasserinsekten Reduktion des Einsatzes von Insektiziden Beispiele: Naturwiesen statt Rasen, Buchenhecken statt Kirschlorbeer, Linden statt Platanen, Flachwasser statt Steilufer, Verbesserung des Angebotes an Sommer- und Winterquartieren Fördern und Erhalten von alten Bäumen die für Spechte attraktiv sind (Fledermäuse nutzen häufig Spechthöhlen als Quartiere). Beispiele: Telliringlinden, Waldrandbäume, Balänenallee und hang, Uferbäume, Friedhof, Pärke, Schaffen und Erhalten von Hohlräumen/Dachstöcken in und an geeigneten Gebäuden, die für Fledermäuse leicht zugänglich sind. Seite 51 von 56

Beispiele: Schlössli, Alte Kanti, ehemalige Fabrik der Chocoalt-Frey, Villen am Hungerberg, Tribüne Pferderennbahn, Haldenring, nördlicher Altstadtring, Schaffen und Erhalten von Hohlräumen an geeigneten Infrastrukturbauten, vor allem denjenigen in der Nähe von Gewässern. Beispiele: Kettenbrücke, ARA Telli, IBAarau und Rüchligkraftwerk, Stauwehr Rüchlig, Staffeleggzubringerbrücke, Grundwasserpumpwerke, Erhalten oder zugänglich machen von Stollen und kellerähnlichen Hohlräumen Beispiele: alte Eiskeller, Stadtbachunterführungen, Gebäude Schönenwerderstrasse, Schiessanlagen,.. Erhalten oder zugänglich machen von Höhlen, Spalten in Felspartien oder Natursteinmauern Felspartien Hasenberg, Natursteinmauern Hungerberg Geographische Schwerpunkte der Fledermausförderung Massnahmen zum Schutz und zur Förderung der Fledermäuse sollen vor allem in den Gebieten erfolgen, in denen noch seltenere Arten nachgewiesen worden sind, oder die auf Grund der Strukturen ein grösseres Potential aufweisen. Diese Kriterien treffen zurzeit vor allem im Aareraum und am Hungerberg zu. Spezifische Förderung einzelner und gefährdeter Arten Es ist offensichtlich, dass auch in Aarau diejenigen Arten selten sind oder nicht vorkommen, die Schweiz weit gefährdet sind. Es wäre wünschenswert, die Förderung vor allem auf diese Arten auszurichten. Leider sind die Voraussetzungen dazu nicht günstig, da uns zu wenig Informationen über die spezifischen Ansprüche vorliegen (Ausnahmen: Nahrung und Quartiere). Die Gestaltung des Gemeindegebietes ist vor allem auf die Bedürfnisse der EinwohnerInnen ausgerichtet. Korrekturen zugunsten gefährdeter Fledermausarten sind aufwendig, zeitraubend und teuer. Beispiele wäre Änderungen der Nutzungsordnung, Zonenordnung, Bauvorschriften, Waldbewirtschaftung. Erschwerend kommt dazu, dass getroffene Massnahmen keine Garantie für einen Erfolg geben können. Es erscheint daher sinnvoller, die Qualitäten der von den Fledermäusen nutzbaren Flächen zu verbessern, unabhängig davon, welche Arten damit unterstützt werden. Seite 52 von 56

Organisatorische Voraussetzung in Aarau Arten werde vor allem geschützt, wenn sie bekannt, geschätzt und gefährdet sind. Weitere wichtige Voraussetzungen sind zudem Gesetze für den Schutz der Arten und deren Lebensräumen sowie eine politische und verwaltungstechnische Zuordnung der Verantwortung. Mitentscheidend ist auch die Bedeutung, die Umweltorganisationen, politische Parteien und EinwohnerInnen dem Fledermausschutz zumessen. In Aarau sind die Umweltfachstelle, die Bauverwaltung und die Ortsbürgergutsverwaltung für den Fledermausschutz die wichtigen Schlüsselstellen. Die lokalen Naturschutzvereine unterstützen bei der Sensibilisierung, beantragen Projekte und beobachten das Geschehen. Spezifische Projekte für Aarau Suche nach Quartieren spezifischer Fledermausarten. Schutz für bekannte oder potentielleschlafquartiere (Hasenberg, Hungerberg, Telliring) Erstellen oder zugänglich machen von neuen Quartieren (Turnerhäuschen Telliring, neue Kettenbrücke, ARA Telli, neue Brücken) Aufnahme von geeigneten dicken oder/und dürren Bäumen und Programm für deren Erhaltung. Überprüfen der Fledermausvorkommen im Wald. Sensibilisierungsprogramm für EinwohnerInnen. Seite 53 von 56

8 Daten Zu Kontrollzwecken oder für wiederholte Analysen, allenfalls mit anderer Software, können die Rohdaten und die Auswertungen zur Verfügung gestellt werden. Die Rohdaten bestehen aus: Ultraschallaufnahmen: Gerätedaten: Statusdaten Aufnahmeprozess: Standortdaten GPS:.wav-Files.xml-Files.log-File.kml-File Die Auswertungsdaten sind :.xls-files Inventarkarten sind mit Powerpoint erstellt:,.pptx-files Für den Übertrag in Datenbanken können die xls-files verwendet werden. Der Bezug dieser Daten ist via Projektverfasser möglich. Seite 54 von 56