Fledermauskundliche Untersuchung

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1 Fledermauskundliche Untersuchung für das Erschließungsgebiet BBP Nr. 15/1 Werner-Areal Albrecht-Dürer-Strasse 63 Stadt Oberasbach Bericht Untersuchungszeitungszeitraum: Dipl.-Biologin Katharina Michielin PRO TERRA Landschaftsökologie & Umweltbildung Oberasbach im Auftrag der Stadt Oberasbach

2 1. Einleitung, Aufgabenstellung Für das Erschließungsgebiet Werner-Areal an der Albrecht-Dürer-Strasse, Ortsteil Altoberasbach, Stadt Oberasbach, wurde eine Fledermausuntersuchung beauftragt. Untersuchungsinhalt ist die Überprüfung der Gebäude und ggf des Baumbestandes auf aktuelle und potenzielle Fledermausquartiere sowie zwei nächtliche Datenerfassungen von Fledermausaktivitäten mittels digitaler Rufaufnahme und deren Auswertung. Grundlagen der Datenerfassung: Kontrolle der Gebäudes im Innen- und Außenbereich bezüglich potenzieller Quartiere (Spalten, Ritzen, Einflugöffnungen) und Anzeichen von Fledermausbesatz (Kotspuren, Nahrungsreste) Rufaufnahmen mit digitalem Aufnahmegerät (batlogger, CH) an zwei Abenden Aktualisierung der Daten aus der Artenschutzkartierungs-Datenbank (ASK) 2. Untersuchungsgebiet (UG) Das Untersuchungsgebiet liegt politisch im Bezirk Mittelfranken, Stadt Oberasbach, geographisch im Mittelfränkischen Becken, TK /4 Fürth. Die Untersuchungsfläche befindet sich von der Albrecht-Dürer-Straße ausgehend östlich. Ein wesentlicher Teil der Fläche wird von den Gebäuden der ehemaligen Schreinerei Werner sowie von einem Wohngebäude eingenommen. Die Freiflächen sind zum Teil gepflastert - der Innenhof und die an die Schreinerei angrenzenden Freiflächen im Außenbereich. Hier säumen naturnah belassene Flächen und Seitenstreifen mit artenreicher Vegetation den gepflasterten Bereich. Der an das Wohngebäude angrenzende Garten ist artenreich und naturnah angelegt und beherbergt eine Vielzahl an Nistmöglichkeiten für unterschiedliche Tiergruppen. Direkt im Osten an den Gebäudekomplex benachbart steht eine mit Hecke aus einheimischen Gehölzen. Angrenzend befindet sich eine Wiese. DIPL.-BIOL. KATHARINA MICHIELIN - PRO TERRA IM AUFTRAG DER STADT OBERASBACH 2

3 ERFASSUNG VON FLEDERMÄUSEN IM BEREICH WERNER-AREAL, ALBRECHT-DÜRER-STR. OBERASBACH 3. Quartiererfassung 3.1. Quartiere im Gebäude Die Innenräume der ehemaligen Schreinerei wurden auf Fraßplatz- und Kotfunde sowie aktuellen Fledermausbesatz überprüft Fassadenquartiere am Gebäude Die Fassaden der Gebäude auf dem UG wurden auf (potenzielle) Fledermausquartiere hin untersucht. Abb. 1: Nord-Fassade im UG, Außenansicht Abb. 2: Ost-Fassade im UG, Außenansicht DIPL.-BIOL. KATHARINA MICHIELIN - PRO TERRA IM AUFTRAG DER STADT OBERASBACH 3

4 ERFASSUNG VON FLEDERMÄUSEN IM BEREICH WERNER-AREAL, ALBRECHT-DÜRER-STR. OBERASBACH Abb. 3: West-Fassade im UG, Außenansicht Abb. 4: Potenzielle Spaltenquartiere Nord-Fassade Abb. 5: Potenzielle Spaltenquartiere Westfassade DIPL.-BIOL. KATHARINA MICHIELIN - PRO TERRA IM AUFTRAG DER STADT OBERASBACH 4

5 4. Ergebnis der Ortsbegehungen Fledermäuse besiedeln als Kulturfolger Spalten und Ritzen an und in Gebäuden. Im Außenbereich von Gebäuden befinden sich zahlreiche schmale Spalten, die gerne von kleinen Fledermausarten als Quartiere genutzt werden. Das Gebäude im UG weist im Außenbereich zahlreiche Spalten, die gerne von kleinen Fledermausarten als Habitate genutzt werden auf. In keinem der Spalten wurde Fledermausbesatz noch Spuren davon festgestellt. 5. Ergebnis der Rufanalysen 5.1. Methodik Am (1) und (2) wurden Rufaufnahmen von Fledermäusen durchgeführt. Der Standort (1) befand sich (in Abstimmung mit den Eigentümern) im Innenhof zwischen den Wohn und Gewerbegebäuden. Die Aufnahmen (2) wurden im Außenbereich (nach Süden offener Hof) gemacht. Für die Rufaufnahmen wurde ein mobiles digitales Aufnahmegerät (batlogger, Firma elekon) verwendet und fest installiert. Die Rufanalysen wurden mit dem Programm Batscope_CH_3.1.6 (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL) bearbeitet und manuell überprüft Aktivitätskartierung nach Ortungslauten der Fledermäuse Die Tabelle zeigt die bei der Studie nachgewiesenen Arten und ihre Aktivität im Gebiet. Die den Arten zugeordneten Zahlen sind als sog. Aktivitätsnachweise anzusehen, wobei sowohl die Anzahl im Gebiet lebender Tiere als auch deren Flugaktivität in den Zahlen nicht trennbar vereinigt sind. Somit sind Mehrfachzählungen von einzelnen Individuen möglich. Aufnahmeabende/-orte Aktivitätsdaten det. 1) 2) Zwergfledermaus! Gesamt 43 Tab. 1: Ergebnis der Rufananlysen Erläuterung zu den verwendeten Abkürzungen: det. = Bestimmungssicherheit nach Sonagramm und Beobachtung:! - Artbestimmung sicher!? - Artbestimmung sicher, aber nicht alle Aufnahmen sicher zuzuordnen? - Artbestimmung nicht sicher / Verdacht auf die Art s - Sichtbeobachtung DIPL.-BIOL. KATHARINA MICHIELIN - PRO TERRA IM AUFTRAG DER STADT OBERASBACH 5

6 6. Fledermausartnachweise (Literatur und Datenbanken) Alle Fledermausarten sind nach FFH-Anhang II oder IV streng geschützt. Im Folgenden werden für das UG relevante Fledermausfunddaten aus verschiedenen Quellen tabellarisch zusammengestellt ABSP Landkreis Fürth (Bearbeitungsstand März 1999) Nach dem Arten- und Biotopschutzprogramm sind für den Landkreis Fürth 9 Arten nachgewiesen: Abendsegler (Nyctalus noctula) Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) Braunes Langohr (Plecotus auritus) Fransenfledermaus (Myotis nattereri) Großes Mausohr (Myotis myotis) Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Nordfledermaus (Eptesicus nilsonii) Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) 6.2. ASK_Datenbank (LFU Stand 2015) Abendsegler (Nyctalus noctula) Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) Braunes Langohr (Plecotus auritus) Fransenfledermaus (Myotis nattereri) Großes Mausohr (Myotis myotis) Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) Mückenfeldermaus (Pipistrellus pygmaeus) Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Nach ASK_Datenbank sind 11 Fledermausarten im Bereich der TK 6531 nachgewiesen ASK-Datenbank der Bayerischen Koordinationsstelle für Fledermausschutz für Oberasbach (Stand 2015) Laut ASK-Datenbank sind in Oberasbach folgende 5 Fledermausarten nachgewiesen: Abendsegler (Nyctalus noctula) Braunes Langohr (Plecotus auritus) Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) DIPL.-BIOL. KATHARINA MICHIELIN - PRO TERRA IM AUFTRAG DER STADT OBERASBACH 6

7 6.4. Zusammenfassung der für das UG nachgewiesenen Fledermausarten aus den oben angegebenen Datenquellen Deutscher Name Wiss. Abk. FFH ABSP ASK ASK Oas Abendsegler Nyc noc IV x x x Bechsteinfledermaus Myo. bech II x x Braunes Langohr Plec aur IV x x x Fransenfledermaus Myo nat IV x x Gr., Kl. Bartfledermaus Myo bra/mys IV x x Großes Mausohr Myo myo x x Mückenfledermaus Pip. pyg IV x Nordfledermaus Ept. nils IV x Rauhhautfledermaus Pip nat IV x Wasserfledermaus Myo dau IV x x x Zweifarbfledermaus Vesp dis IV x x Zwergfledermaus Pip pip IV x x x Tab. 2: Zusammenfassung der Fledermausarten im und um das UG Von den 25 in Bayern nachgewiesenen Fledermausarten sind nach derzeitigem Kenntnisstand 11 Arten im Bereich der TK 6531 nachgewiesen. 7. Zusammenfassung Das UG stellt ein Jagdhabitat für Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus) dar. Diese Art ist im Siedlungsbereich häufig anzutreffen und wurde auch in der Nachbarschaft (Oberasbach Altort-Kirchenumfeld und Hühnerwiese) bereits 2012 und 2014 nachgewiesen. Im auf dem UG befindlichen Gebäude wurden keine besetzten Fledermausquartiere noch Quartierhinweise vorgefunden. Auch ohne aktuellen Quartiernachweis sind individuenarme oder unauffällige Fledermausquartiere in Gebäuden oder Quartiere von Spalten bewohnenden Arten im Außenbereich von Gebäuden nicht völlig auszuschließen. Sollten beim Gebäudeabriss Einzeltiere vorgefunden werden, sind die Arbeiten unverzüglich einzustellen und das weitere Vorgehen mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Fürth abgestimmt werden. Oberasbach, Katharina Michielin DIPL.-BIOL. KATHARINA MICHIELIN - PRO TERRA IM AUFTRAG DER STADT OBERASBACH 7

8 8. Verwendete Literatur Binot M., Bless R., Boye P., Gruttke H. & P. Pretscher (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 55, 433 S., Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg Dietz Ch., v.helversen O. & D. Nill (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. Kosmos Naturführer, 399 S., Franckh Kosmos Verlag, Stuttgart Krapp, F. (ed.) (2001): Handbuch der Säugetiere Europas; Fledertiere I. - Aula-Verlag Landesamt für Umwelt, ABSP Landkreis Fürth, Augsburg, 2000 Meschede A. & K.-G. Heller (2000): Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Wäldern. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 66, Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg Meschede A. & B.-U. Rudolph (2004): Fledermäuse in Bayern. Ulmer Verlag, 411 S., Stuttgart Naturschutzrecht 10. Auflage (2005). Beck Texte im Deutschen Taschenbuchverlag, München Petersen B. et al. (2004): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000; Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH- Richtlinie in Deutschland, Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 69/ Band 2, Bundesamt für Naturschutz, Bonn- Bad Godesberg Pfalzer, G. (2002): Inter- und intraspezifische Variabilität der Soziallaute heimischer Fledermausarten (Chiroptera: Vespertilionidae).- Mensch-und-Buch Verlag, Berlin Pfalzer G. (2007): Verwechslungsmöglichkeiten bei der akustischen Artbestimmung von Fledermäusen anhand ihrer Ortungs- und Sozialrufe. Nyctalus 12, Heft1: 3-14 Schober W. & E. Grimmberger (1998): Die Fledermäuse Europas: kennen bestimmen schützen. 2. erw. Auflage, 265 S. Kosmos Naturführer, Kosmos, Stuttgart Skiba R. (2003): Europäische Fledermäuse, Kennzeichen, Echoortung und Detektoranwendung. Die Neue Brehm- Bücherei, Bd. 648, 212 S. Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben Ssymank et al. (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 BfN Handbuch zur Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutzrichtlinie ; Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 53, Bonn, Bad Godesberg Trautner J. et al. (2006): Geschützte Arten in Planungs- und Zulassungsverfahren, Books on Demand GmbH, Norderstedt Weid, R. & v. Helversen, O. (1987): Ortungsrufe europäischer Fledermäuse beim Jagdflug im Freiland. - Myotis, 25 DIPL.-BIOL. KATHARINA MICHIELIN - PRO TERRA IM AUFTRAG DER STADT OBERASBACH 8