Shortcut Simulation. Abbildung 1: Flowsheet Shortcut Kolonne

Ähnliche Dokumente
Azeotrope Rektifikation

Fraktionierte Batchdestillation

Einführung in die Rektifikation mit CHEMCAD

Thermische Trennverfahren I Destillation, Rektifikation Shell Eastern Petrochemicals Complex (SEPC), Pulau Bukom, Singapore

Versuch 10. Rektifikation und Rektifizierkolonne

Manfred Nitsche. Kolonnen-Fibel. Für die Praxis im chemischen Anlagenbau. Springer Vi eweg

Siedediagramm binärer Gemische und Rektifikation

Wärmeübertragersimulation

Physikalische Chemie 1 (Thermodyn. u. Elektrochemie) SS09 - Blatt 1 von 13. Klausur PC 1. Sommersemester :15 bis 11:45.

Inhaltsverzeichnis 1 Planung von Destillations- und Absorptionskolonnen

Phasengleichgewicht (Destillation)

Institut für Technische Chemie Technische Universität Clausthal. Technisch-chemisches Praktikum TCB. Versuch: Rektifikation

Endersch, Jonas 09./

Destillation und Rektifikation: Vorlesung am : Zusammenfassung des zweiten Teils. Siedediagramm

Mischphasenthermodynamik Prüfung

Praktikum Physikalische Chemie II (C-3) Versuch Nr. 12

14 Destillation Grundlagen Destillation

Versuchsbeschreibung zum Chemisch-Technischen Grundpraktikum

Thermische Verfahrenstechnik I. Prof. Dr.-Ing. B. Platzer Folie 1 University of Applied Sciences Kaiserslautern

Die Simulation einer Abwasseranlage mit CHEMCAD

Institut für Physikalische Chemie Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Taschenbuch der Verfahrenstechnik Herausgegeben von Karl Schwister

Manfred Nitsche. Kolonnen-Fibel. Für die Praxis im chemischen Anlagenbau

CHEMCAD hilft Produktwechselzeiten zu verkürzen

Thermodynamik 1 Klausur 02. August 2010

REKTIFIKATION. 1. Voraussetzung. 2. Zielsetzung

Übung 3. Ziel: Bedeutung/Umgang innere Energie U und Enthalpie H verstehen (Teil 2) Verständnis des thermodynamischen Gleichgewichts

IV T H E R M I S C H E V E R F A H R E N S T E C H N I K A G R U N D L A G E N

Versuch 6: Rektifikation

Karl Stephan Franz Mayinger. Thermodynamik. Grundlagen und technische Anwendungen. Zwölfte, neubearbeitete und erweiterte Auflage

LMPG1 ÜB Grundlagen der Destillation Lösungen Seite 1 von 12

Optimale Steuerung 1 Prozessoptimierung 1

Chemische Thermodynamik. Arbeitsbuch 4. 4., überarbeitete Auflage. Autoren. Mit 53 Bildern sowie zahlreichen Tabellen im Text und im Anhang

Institut für Verfahrenstechnik & Umwelttechnik Professur für Verfahrensautomatisierung Simulation & Optimierung : Übungsaufgaben für das Fernstudium

Inhalt 1 Grundlagen der Thermodynamik

Praktikum Physikalische Chemie II (C-3) Versuch Nr. 11

LMPG1 ÜB3-Lösungen Grundlagen der Destillation Seite 1 von 12

Physikalisch-chemische Grundlagen der thermischen Verfahrenstechnik

Destillation und Prozesssimulation

Liste der Formelzeichen. A. Thermodynamik der Gemische 1


Rektifikation. Daniel Bomze W05 Paul Gauss W12 Paul Kautny W

Institut für Technische Chemie Technische Universität Clausthal

Einführung thermischen

Thermodynamik I. Sommersemester 2012 Kapitel 3, Teil 3. Prof. Dr.-Ing. Heinz Pitsch

1 Thermodynamik allgemein

PC I Thermodynamik und Transportprozesse

Kurzbeschreibung. Simulation einer Glockenbodenkolonne. Ingenieurbüro Dr.-Ing. Schoop GmbH Riechelmannweg Hamburg

Lernziele: Phasen, Komponenten, Freiheitsgrade Die Phasenregel Zweikomponentensysteme: Dampfdruckdiagramme,

Optimale Steuerung 1

Phasengleichgewichte (VLE)

ÜBUNGEN ZUR VORLESUNG Physikalische Chemie I (PC I) (Prof. Meerholz, Hertel, Klemmer) Blatt 14,

Versuch 14: Dampfdruckkurve - Messung der Dampfdruckkurven leicht verdampfbarer Flüssigkeiten -

Leseprobe. Werner Koehldorfer. Finite-Elemente-Methoden mit CATIA V5 / SIMULIA. Berechnung von Bauteilen und Baugruppen in der Konstruktion

Flüssigdichte eines Gemisches

Praktikumsanleitung Trennung eines azeotropen Stoffgemisches in einer Rektifikationskolonne

Phasen, Komponenten, Freiheitsgrade

in die thermischen Tren nverfahren

Kolligative Eigenschaften

REKTIFIKATION. 1. Voraussetzung. 2. Zielsetzung

Versuch: Siedediagramm eines binären Gemisches

Berechnung von Kurzschlussströmen - Teil 9

Erforderliche Stoffdaten zur Auslegung Technischer Prozesse

1. BESTIMMUNG DER DAMPFDRUCKKURVE EINER REINEN FLÜSSIGKEIT ZUR BERECHNUNG DER VER- DAMPFUNGSENTHALPIE DH verd UND -ENTROPIE DS verd

Schmelzdiagramm eines binären Stoffgemisches

2. GRUNDLAGEN. 2.1 Kontinuierliche Thermodynamik

Übungen zur Vorlesung Physikalische Chemie 1 (B. Sc.) Lösungsvorschlag zu Blatt 11

Fachlabor UTRM. Versuch: Kontinuierliche-Rektifikation SS 2016 RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM

Ueber den Einfluss von Salz-Zusätzen auf das Phasengleichgewicht wässeriger Ameisensäure

Spezische Wärme von Festkörpern

Rechnung wurde das gerundete Ergebnis verwendet. Abhängig vom Rechenweg kann es aber dennoch zu leicht abweichenden Ergebnissen kommen!

Abiturprüfung Physik, Leistungskurs

Praktikumsprotokoll Physikalisch-Chemisches Anfängerpraktikum

Thermodynamik. Grundlagen und technische Anwendungen

Geometrische Optik. Praktikumsversuch am Gruppe: 3. Thomas Himmelbauer Daniel Weiss

TU Dresden Fachrichtung Mathematik Institut für Numerische Mathematik 1. Dr. M. Herrich SS 2017

Physik 4 Praktikum Auswertung Zustandsdiagramm Ethan

Masterstudiengang Chemie. Bericht zum Modul "Verfahrensentwicklung" Dynamic Simulation and Optimization of an Extractive Batch Distillation

Membrantechnik. Daniel Bomze Paul Gauss Paul Kautny Inhaltsverzeichnis. 1. Aufgabenstellung Theoretische Grundlagen...

Untersuchung der batchweisen Azeotroprektifikation zur Trennung des Gemischs Essigsäure/Wasser

Die Zusammensetzung am Ausgang der 1. Verdampfereinheit (0) kann aus dem beigefügten T, x-diagramm abgelesen werden zu

Inhaltsverzeichnis Hinweise zur Benutzung Einführung in die Arbeits- und Denkweise Basis der Thermodynamik

Erforderliche Stoffdaten zur Auslegung Technischer Prozesse

7 Gültige und zukünftige Richtlinien auf dem Gebiet der Druckentlastung

Institut für Metallurgie Praktikum W7953. Solventextraktion

Ermittlung der Kennlinien einer Verbrennungskraftmaschine

Universität Stuttgart. Institut für Technische Chemie

Abschlussbericht zu Kennziffer 2472: Experimentelle Bestimmung von Grenzaktivitätskoeffizienten in ternären und höheren Elektrolytsystemen

2 Grundbegriffe der Thermodynamik

Inhaltsverzeichnis. Symbolverzeichnis 3. Einführung 6

Vorlesungen und Übungen im Sommersemester 2016

Thermodynamik 1 Klausur 01. März Alle Unterlagen zu Vorlesung und Übung sowie Lehrbücher und Taschenrechner sind als Hilfsmittel zugelassen.

1. Aufgabenstellung. 2. Methode der Auswertung. 2.1 Die Theorie: 2.2 Der SAS-Quellcode:

1. Ziel des Versuchs. 2. Theorie. Dennis Fischer Gruppe 9 Magdalena Boeddinghaus

Wasserstofferzeugung durch partielle katalytische Dehydrierung ausgewählter Komponenten von Kerosin

Aufgabe 1 (60 Punkte, TTS & TTD1) Bitte alles LESBAR verfassen!!!

Multiple-Choice Test. Alle Fragen können mit Hilfe der Versuchsanleitung richtig gelöst werden.

Transkript:

Problemstellung/ Zielsetzung: Shortcut Simulation Die Shortcut Simulation grenzt den optimalen Betriebsbereich einer Rektifikationskolonne für sich annähernd ideal verhaltende Gemische ein. Die Ergebnisse sind nur als Orientierungswerte anzusehen. Eine detaillierte Kolonnensimulation und die Simulation nicht idealer Gemische werden mit einer rigorosen Kolonnensimulation, z.b. SCDS, durchgeführt. Der Vorteil der Shortcut Kolonne sind die Eingrenzung des Bereichs des Rücklaufverhältnisses und die direkte Berechnung des Einlaufbodens. Es bietet einen schnellen Überblick der Gesamtlösung. In diesem Tutorial wird ein einfaches Zweistoffgemisch aus Benzol und o-xylol betrachtet. Dieses Gemisch soll mittels Rektifikation aufgetrennt und dabei eine minimale Benzolreinheit von 99% am Kopf erzielt werden. Am Sumpf soll eine Benzolkonzentration von 1% nicht überschritten werden. Die Simulation erfolgt über die Shortcut Kolonne, um das optimale Rücklaufverhältnis und den Einlaufboden zu bestimmen. Abbildung 1: Flowsheet Shortcut Kolonne Umsetzung der Shortcut Simulation in CHEMCAD: Die Simulation wird mit CHEMCAD Steady State durchgeführt. Vor der Simulation müssen die Komponenten und die thermodynamischen Modelle eingestellt werden. Unter Select Components werden die Komponenten Benzol (CAS-Nr.: 71-43-2) und o-xylol (CAS-Nr.: 95-47-6) ausgewählt. Der sich anschließend öffnende Thermodynamics Wizard schlägt ein geeignetes Modell nach der Spezifikation des Drucks und der Temperatur vor. CHEMCAD schlägt für das gegebene Beispiel das k-wert Modell (k-value Model) UNIFAC vor. Als Enthalpie Modell (Enthaply Model) wird LATE (Latent Heat) vorgeschlagen. Seite 1 von 11

Diese Auswahl ist eine Vorentscheidung des Programms und sollte stets durch den Nutzer überprüft oder mit einem Entscheidungsbaum ([3], Figure 8/9] abgestimmt werden. Zunächst wird unter [Plot] [TPXY] das T-x- Diagramm und das Gleichgewichtsdiagramm erstellt, um das Verhalten des Gemisches zu untersuchen. In dem T-x Diagramm ist die Siedelinse dargestellt aus dem der Leicht- und Schwersieder sofort ablesbar ist. In dem Gleichgewichtsdiagramm ist erkennbar, dass das Gemisch Benzol/ o-xylol kein Azeotrop bildet und ein annähernd ideales Verhalten aufweist. Die Shortcut Simulation ist für das Gemisch anwendbar. Abbildung 2: T-x- Diagramm und Gleichgewichtsdiagramm In dem Flowsheet wird die UnitOp (Unit Operation) für die Shortcut Kolonne eingefügt und mit einem Feedstrom und zwei Produktströmen versehen. Der Feedstrom wird mit denen in Tabelle 1 angegebenen Daten eingestellt, siehe Abbildung 3. Tabelle 1: relevante Daten für die Beispielsimulation Einheiten Komponenten Thermodynamik Feedströme Unit Operations SI Benzol (feed) o- Xylol (feed) K: UNIFAC, H: LATE Benzol : 50 kg/h o-xylol : 50 kg/h T = 20 C p = 1,013 bar 1Shortcut Kolonne 1 Feed 2 Produkte Seite 2 von 11

Im nächsten Schritt wird die Shortcut Kolonne initialisiert. Im Einstellungsfenster (Abbildung 3) können unter Select Mode drei verschiedene Auslegungsoptionen ausgewählt werden. Abbildung 3: Einstellungsfenster der Shortcut Kolonne Die erste Auswahlmöglichkeit Rating: Fenske- Underwood- Gilliland kann nicht für die Auslegung verwendet werden. Es wird verwendet, wenn die Kolonnendaten bereits vorhanden sind und das Trennverhalten schnell überschaut werden soll. Die anderen beiden Auswahlmöglichkeiten 2 Design; FUG with Fenske feed tray location und 3 Design; FUG with Kirkbride feed tray location werden für die Auslegung der Shortcut Kolonne benötigt. Der Unterschied dieser Methoden ist in Tabelle 2 zusammengefasst. Tabelle 2: Vergleich der Auslegungsoptionen in der Shortcut Kolonne 2 Design; FUG with Fenske feed tray location Berechnungsgrundlage für -minimale Stufenzahl -minimales Rücklaufverhältnis -theoretische Stufenzahl Berechnungsgrundlage für -theoretischen Zulaufboden Unterschied nach Fenske- Underwood- Gilliland nach Fenske Berechnung des theoretischen Zulaufbodens über minimale und theoretische Stufenzahl 3 Design; FUG with Kirkbride feed tray location nach Fenske- Underwood- Gilliland nach Kirkbride Berechnung des theoretischen Zulaufbodens über das Verhältnisses der Stufen im Verstärkungs- und Abtriebsteil Seite 3 von 11

Für dieses Tutorial wird der Designfall 2 FUG with Fenske feed tray location ausgewählt. Es werden drei Angaben für die Initialisierung der Shortcut Kolonne benötigt: Light Keysplit, Heavy Keysplit und das Verhältnis. Die Keysplits geben das Verhältnis zwischen den abgehenden Leicht- bzw. Schwersieder im Kopf zu dem im Feed zugeführten an. Dies ist nicht gleichbedeutend mit der gewünschten Reinheit am Kopf. Die Vereinfachung der Shortcut Methode besteht darin, dass das zu betrachtende Gemisch auf ein binäres System reduziert wird. Die zwei zu trennenden Komponenten werden als Light- und Heavykey bezeichnet. Über eine Bilanz können die Massenströme am Kopf ( ) und Sumpf ( ) für die gewünschte Reinheit ( bestimmt werden. w entspricht dem Massenanteil. w D m D w F m F w B m B Anschließend können somit der Light und Heavy Keysplit berechnet werden. Abbildung 4: Kolonnenskizze Laut Aufgabenstellung ist eine minimale Benzolkonzentration von 99% am Kopf gefordert (. o-xylol soll eine maximale Konzentration von 1% am Kopf nicht überschreiten (. Somit ergeben sich für die gegebenen Daten aus Tabelle 1 ein Light Keysplit von LKS = 0,99 und ein Heavy Keysplit von HKS =0,01. Die letzte Eingabe, die für die Berechnung der Shortcut Kolonne in CHEMCAD notwendig ist, ist die Angabe des Verhältnisses des theoretischen zum minimalen Rücklaufverhältnis. Ziel der Simulation ist die Ermittlung des optimalen Rücklaufverhältnisses. Zunächst wird dementsprechend nur ein Startwert vorgebeben und dieser anschließend durch eine Sensitivity Study optimiert. Als Faustregel 1 wird in der Regel ein Verhältnis zwischen (1 3) angegeben. Wenn das Verhältnis 1 ist, dann entspricht das Rücklaufverhältnis dem minimalen Rücklaufverhältnis, was eine unendliche Stufenzahl ergeben würde. Aus diesem Grund wird als Startwert 1,1 angenommen. 1 Löwe, Eberhard : Destillation Rektifikation, TFH Berlin, 1989 Seite 4 von 11

Sämtliche Einstellungen sind abgeschlossen und die Simulation kann nun gestartet werden. Es ist zu erwarten, dass die Kolonne zur Konvergenz kommt. Über eine Sensitivity Study [6] wird im nächsten Schritt die Apparate- Energiekurve (Abbildung 5) erstellt. Hierfür wird das Verhältnis von 1,01 bis 3 variiert wird und die dazu berechnete theoretische Stufenzahl aufgetragen. Abbildung 5: Apparate- Energiekurve Aus dem Apparate- Energiekurve ist zu erkennen, dass die Stufenzahl bei größer werdendem Verhältnis sinkt. Jedoch muss bei der Wahl des optimalen Verhältnisses beachtet werden, dass bei steigendem Verhältnis auch die Verdampferleistung steigt und somit die Betriebskosten. Als optimales Verhältnis wird angesetzt und die Simulation erneut gestartet. Seite 5 von 11

Bewertung der Simulationsergebnisse Die berechneten Kolonneneigenschaften sind in dem Einstellungsfenster der Shortcut Kolonne dargestellt, siehe Abbildung 6. Mit den eingestellten Daten wurde eine theoretische Stufenzahl von 13 errechnet. Der Zulaufboden befindet sich auf der 7. Stufe. Ebenfalls können den Ergebnissen das Rücklaufverhältnis, minimale Stufenzahl, Verdampfer-und Kondensatorleistung entnommen werden. Abbildung 6: Ergebnisse der Shortcut Simulation Eine Darstellung der Eigenschaften der Prozessströme (siehe Abbildung 8) erfolgt unter [Format] [Add Stream Box]. Abbildung 7: Eigenschaften der Ströme Seite 6 von 11

Aus der Stream Box können die Molanteile der Komponenten am Kopf, Sumpf und im Feed abgelesen werden. Es ist zu erkennen, dass die gestellten Anforderungen aus der Aufgabenstellung erreicht worden sind. Benzol wurde in nahezu reiner Form gewonnen. o-xylol wird nur in sehr geringer Konzentration am Kopf ausgetragen. Die Simulationsergebnisse sind Orientierungswerte, die nicht für eine reale Kolonnenauslegung geeignet sind. Eine detaillierte Simulation ist mit einer rigorosen Kolonne auszuführen. Jedoch grenzen die berechneten Kolonneneigenschaften den Betriebsbereich ein, sodass bei der Simulation der rigorosen Kolonne Arbeit und Zeit eingespart werden kann. Verfahrensgrundlagen Im Folgenden wird das theoretische Basiswissen, welches sich hinter der Shortcut Funktion befindet, vertieft und dazu detailliertere Informationen vermittelt. Mit der Shortcut Methode ist eine einfache und schnelle Abschätzung der Kolonneneigenschaften für die Auftrennung idealer Gemische möglich, da das betrachtete System stark vereinfacht wird. Die Vereinfachung der Shortcut Methode besteht darin, dass das zu betrachtende Gemisch auf ein binäres System reduziert wird. Die zwei zu trennenden Komponenten werden als Light- und Heavykey bezeichnet, welche in der idealisierten Berechnung betrachtet werden. Weitere Komponenten beeinflussen die relative Flüchtigkeit, werden für die Berechnung jedoch nicht weiter berücksichtigt. Eine weitere Vereinfachung ist, dass die relative Flüchtigkeit bzw. die Trennfaktoren innerhalb des betrachteten Temperaturbereichs als konstant angesehen werden. Die relative Flüchtigkeit ist definiert als: Setzt man hier für die Dampfphasenanteile das Dalton sche Gesetz ein mit dem Partialdruck p i und für die Flüssigphasenanteile das Raoult sche Gesetz (1) (2) mit dem Aktivitätskoeffizient und dem Dampfdruck kommt man auf (3) CHEMCAD benötigt für die Berechnung der relativen Flüchtigkeiten lediglich die Aktivitätskoeffizienten und die Dampfdrücke des Leichtsieders und des Schwersieders. Die Berechnung, die im Shortcut Modell hinterlegt ist, erfolgt nach den Berechnungsmethoden von Fenske Underwood und Gilliland, die im Folgenden erläutert werden. (4) Seite 7 von 11

Mit der Fenske Gleichung (5) wird die minimale Bodenzahl bei totalem Rückfluss bei bekanntem Stoff-/ Massenanteil im Destillat und Sumpf berechnet. Die relative Flüchtigkeit wird dabei als konstant angenommen. Da die relative Flüchtigkeit jedoch sowohl von der Gemischzusammensetzung als auch von Druck und Temperatur abhängig ist, wird mit einer mittleren relativen Flüchtigkeit gerechnet. mit der mittleren relativen Flüchtigkeit ( ) (6) ist der Molanteil des Leichtsieders im Kopf und der Molanteil des Schwersieders im Sumpf. Mit der Underwood Gleichung (7) wird im nächsten Schritt das minimale Rücklaufverhältnis bei unendlicher Bodenzahl berechnet. Es ist eine Näherungsberechnung, die vom Phasengleichgewicht und von den Eigenschaften des Feeds abhängig ist. (5) [ ] (7) ist der Molanteil des Leichtsieders im Feed. Als Faustregel wird in der Regel das minimale Rücklaufverhältnis mit einem Aufschlag multipliziert. (8) Die Gilliland Gleichung ist ein empirischer Ansatz um die theoretische Bodenzahl zu bestimmen. Dieser empirische Ansatz ist in einem Diagramm dargestellt und kann durch die Molokanov Gleichung beschrieben werden. Dieses Diagramm kann der Literatur entnommen werden ([5], S.199). Der Zulaufboden kann über zwei Wege bestimmt werden. Die erste Möglichkeit ist nach Fenske. Zunächst wird die Bodenzahl bei maximalem Rückfluss über Fenske (9) bestimmt. Diese Bodenzahl entspricht der Bodenzahl, die benötigt wird, um die gewünschten Kopfkonzentrationen des Light- und Heavykeys, bezogen auf die Feedkonzentration, zu erreichen. ( ) Mit der minimalen Bodenzahl und der Bodenzahl nach Fenske kann nun der theoretische Zulaufboden berechnet werden. (9) (10) Seite 8 von 11

Alternativ kann der Zulaufboden über die Gleichung nach Kirkbride bestimmt werden. Diese basiert auf empirischen Daten. Es wird ein Verhältnis aus theoretischer Anzahl der Böden im Verstärkungsteil zu theoretischer Anzahl der Böden im Abtriebsteil bestimmt. Daraus wird anschließend der Zulaufboden berechnet. [( ) ( ) ] (11) mit (12) In Tabelle 3 ist ein Überblick der Fenske- Underwood- Gilliand Methode dargestellt und die wichtigsten Berechnungsparameter zusammengefasst. Tabelle 3: Überblick der zuvor verwendeten Gleichung Fenske Underwood Gilliland Kirkbride Vorgegebene Werte - Kopf- und Sumpfkonzentationen - relative Flüchtigkeiten - Feed- und Kopfkonzentrationen - relative Flüchtigkeiten - minimale Bodenzahl - minimales Rückflussverhältnis -Molenstrom vom Kopf und Sumpf - Feed-, Kopf- und Sumpfkonzentration Zu ermittelnde Werte - minimale Bodenzahl - Zulaufboden bei maximalen Rückfluss - minimales Rücklaufverhältnis bei unendlicher Stufenzahl -tatsächliches Rücklaufverhältnis - theoretische Bodenzahl bei berechneten Rückflussverhältnis - theoretischer Zulaufboden - theoretischer Zulaufboden Die vorliegende Simulation wurde in CHEMCAD 6.4.0 erstellt. Seite 9 von 11

Interessieren Sie sich für weitere Tutorials, Seminare oder andere Lösungen mit CHEMCAD? Dann gehen Sie auf die Webseite. http://www.chemstations.eu/ Oder nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Mail: support@chemstations.eu Tel. : +49 (0)30 20 200 600 Autoren: Lisa Weise Daniel Seidl Quellen: [1] Kister, Henry Z.: Distillation design. McGraw-Hill, 1992 [2] Gmehling, Jürgen: Kolbe, Bärbel: Kleiber, Micheal: Rarey, Jürgen: Chemical Thermodynamics for Process Simulation. Wiley-VCH Verlag, 2012 [3] Edwards, John: Process Modeling Selection of Thermodynamic Methods [4] Schmidt, Wolfgang: Ideales Phasengleichgewicht und Shortcut Kolonne, Juli 2011 [5] Sattler, Klaus: Thermische Trennverfahren: Grundlagen, Auslegung, Apparate. Wiley-VCH Verlag, S.199-202 [6] CHEMCAD Hilfe Seite 10 von 11

Formelverzeichnis Formel Bedeutung Massenstrom Molanteil in der Dampfphase Massenanteil Rücklaufverhältnis relative Flüchtigkeit k-faktor Molanteil in der Flüssigphase Druck Sättigungsdruck Stufenzahl Molenstrom Indizes- Verzeichnis Indizes Bedeutung F Feed D Destillat (Distillate) B Sumpf (Bottom) L Leichtsieder (Light component) H Schwersieder (Heavy component) min minimal 1,2 Komponente 1 & 2 i i-te Komponente Seite 11 von 11