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2 Sehr geehrte, liebe Patientin, sehr geehrter, lieber Patient, wir möchten Sie in unserer osteologischen Ambulanz sehr herzlich begrüßen. Der Begriff "Osteologie" bezeichnet die Gesamtheit aller Knochenerkrankungen, wobei der Schwerpunkt in unserer Ambulanz im Bereich der Diagnostik und Therapie der Osteoporose liegt. Es ist jedoch auch eine wesentliche Aufgabe dieser Spezialsprechstunde, andere Knochenerkrankungen frühzeitig zu diagnostizieren und einer fachgerechten Behandlung zuzuführen. Wir möchten Ihnen auf den folgenden Seiten einige Fragen beantworten, welche von den betroffenen Patientinnen und Patienten in der Sprechstunde immer wieder gestellt werden, und Ihnen damit über die Sprechstunde hinaus einige Informationen an die Hand geben, die für das Verständnis der Erkrankung wichtig sind. Nachdem das Thema bis zum Beginn der neunziger Jahre heruntergespielt und Osteoporose eher als harmlose Alterserscheinung dargestellt wurde, beobachten wir derzeit den gegenteiligen Trend, indem nämlich das Schreckgespenst von Knochenbrüchen, Pflegebedürftigkeit und Rollstuhlabhängigkeit als quasi zwangsläufige Folge von Osteoporose überzogen gezeichnet wird. Sachliche Informationen sind deshalb umso wichtiger. 1. Was ist eigentlich Osteoporose? Knochen ist ein enorm stoffwechselaktives Gewebe und wird ständig ab- und wieder aufgebaut. Solange diese beiden Vorgänge im Gleichgewicht sind, kann ein Mensch seine Gesamtknochenmasse erhalten. Kommt es jedoch zu einem stärkeren Knochenabbau, welcher durch eine entsprechende Neubildung von Knochen nicht wieder ausgeglichen werden kann, so entsteht eine negative Knochenbilanz; der Knochen dünnt aus. Dadurch kann es zu einem zunehmenden Schwund der kleinsten Knochenbälkchen kommen, welche für die Stabilität eines Knochens außerordentlich wichtig sind. Stellen Sie sich beispielsweise vor, dass bei einer Leiter einige Sprossen weggenommen werden. Dies wird die Stabilität und Tragkraft der Leiter insgesamt stark schwächen. Ähnlich kann man sich vorstellen, dass beim Wegfall von Querverstrebungen im Knochengerüst die Tragfähigkeit eines Knochens deutlich abnimmt. Dies wiederum hat zur Folge, dass die enormen Kräfte, die in der Längsachse des Körpers auf die Wirbelsäule wirken, nicht mehr ausreichend abgefangen werden können. Deshalb erscheinen osteoporotische Wirbelkörper oftmals eingedellt ("Fischwirbelkörper"). Wenn ein solcher Ausdünnungseffekt auch am Oberschenkelhalsknochen auftritt (und Osteoporose ist praktisch immer eine Erkrankung aller Knochenabschnitte), so kann bei einem Sturz auf die Hüfte der Oberschenkelhalsknochen brechen. Hierzu jedoch ein wichtiger Hinweis: Der Nachweis einer niedrigen Knochendichte (siehe "Knochendichtemessung") bedeutet nicht, dass es zwangsläufig zu einer Fraktur (einem Knochenbruch) kommen muss. Die niedrige Knochendichte stellt lediglich einen Risikofaktor für den Eintritt eines solchen Ereignisses dar. Bitte vergleichen Sie dies mit Menschen, die einen erhöhten Cholesterinspiegel haben. Bekanntlich ist ein hoher Cholesterinspiegel ein Risikofaktor für das Auftreten eines Herzinfarktes; die allermeisten Menschen mit hohem Cholesterinspiegel bekommen jedoch keinen Herzinfarkt. Bis es dazu kommt, müssen noch andere Einflüsse wirksam werden, so zum Beispiel eine Verklumpungsneigung der Blutplättchen. Ähnlich sieht es bei der Osteoporose aus. Wenn zusätzlich zu einer niedrigen Knochendichte eine schlecht entwickelte Muskulatur, eine Fallneigung oder unglückliche Bewegungen und Belastungen kommen, dann kann eine solche Fraktur eintreten. 2

3 2. Warum habe gerade ich Osteoporose? Wenn Menschen mit einer Erkrankung konfrontiert werden, so fragen sie sich verständlicherweise, warum es gerade sie "getroffen" hat. Dies gilt für alle Erkrankungen und damit auch für die Osteoporose. Ganz besonders drängend wird diese Frage, wenn der betroffene Mensch ein aus seiner Sicht "gesundes" Leben geführt hat und sich nicht darüber im Klaren war, dass er überhaupt ein Risiko für diese Erkrankung hatte. Die Knochenmasse ist jedoch in erheblichem Umfang genetisch (erblich) bedingt; aus diesem Grunde fragen wir alle Patientinnen und Patienten nach dem Auftreten von Osteoporose in der Familie. Weitere Risikofaktoren erfassen wir mit dem Fragebogen, der Ihnen bei der Anmeldung stets ausgehändigt wird. Solche Risikofaktoren sind zum Beispiel: Östrogenmangelzustände Sehr schlanker Körperbau Nieren- und Darmerkrankungen Schilddrüsenüberfunktion Einnahme bestimmter Medikamente, z. B. "Kortison" u.v.a. 3. Wie wird Osteoporose diagnostiziert? Wenn ein Patient akut Rückenschmerzen bekommt und man dann im Röntgenbild eine typische Verformung eines oder mehrerer Wirbelkörper sieht, ist die Diagnose einer Osteoporose sicher. Man versucht jedoch heute, durch Früherkennung den Eintritt von Frakturen zu verhindern. Diese Früherkennung ist mit Hilfe der Knochendichtemessung möglich, bei welcher die Abschwächung eines Röntgenstrahls durch den Knochen gemessen wird. Wenn dabei bestimmte Messwerte unterschritten werden, so spricht man von Osteoporose. Diese Messwerte hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt. 4. Warum ist die Untersuchung in einer Spezialsprechstunde sinnvoll? Zur Diagnose einer Osteoporose reicht es nicht aus, eine Knochendichtemessung zu veranlassen und anschließend eine Therapie zu verordnen. Vielmehr muss aufgrund einer genauen Untersuchung ausgeschlossen werden, dass eine andere Erkrankung vorliegt, welche die Osteoporose nur als Symptom verursacht hat. Dies ist in den allermeisten Fällen durch eine gründliche Erhebung der Krankengeschichte, eine körperliche Untersuchung und bestimmte Laborwerte möglich. In einzelnen Fällen empfehlen wir allerdings die Entnahme einer kleinen Knochenprobe aus dem Beckenkamm in örtlicher Betäubung, um den Knochen unter dem Mikroskop untersuchen zu können. Falls wir dies bei Ihnen für erforderlich halten, werden wir Ihnen den Ablauf genau erklären und die Notwendigkeit der Untersuchung begründen. Eine Untersuchung in der Spezialsprechstunde ist auch deswegen erforderlich, weil zur Verhinderung von Frakturen eine Erfassung des Sturzrisikos, der Muskelkraft, des Koordinationsvermögens und anderer wichtiger Funktionen notwendig ist. In der heutzutage weitgehend spezialisierten Medizin sollten auch die Osteoporose und andere osteologische Erkrankungen in einer spezialisierten Sprechstunde diagnostiziert und behandelt werden. 5. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? In den letzten Jahren ist eine Reihe hochwirksamer Medikamente entwickelt worden, welche in der Lage sind, einen weiteren Verlust an Knochenmasse zu stoppen und zum Teil sogar neuen Knochen aufzubauen. Diese Medikamente sind in Studien mit tausenden bis zehntausenden von Patientinnen und Patienten getestet und als wirksam befunden worden. Sie sind in aller Regel gut verträglich; auf einige spezielle Nebenwirkungen werden wir Sie bei der Verordnung aufmerksam machen. Grundsätzlich können Nebenwirkungen, wie bei jeder wirksamen Therapie, nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden. Wie bei jeder anderen medikamentösen Behandlung, muss man dagegen aber das Risiko stellen, welches sich aus einer Nichtbehandlung ergeben würde. 3

4 6. Kann ich durch die Einnahme von Frauenhormonen Osteoporose verhindern oder behandeln? Der Wegfall der Frauenhormone (Östrogene) mit der letzten Regelblutung (Menopause) bedingt ein erhöhtes Osteoporose-Risiko. Dennoch werden Östrogene allein zum Zweck einer Osteoporose-Vorbeugung heute nicht mehr empfohlen, da das Nutzen-Risiko- Verhältnis sich durch große Studien als ungünstig erwiesen hat. Eine Ausnahme davon bilden allerdings junge Frauen, bei denen sich beispielsweise durch eine beidseitige operative Entfernung der Eierstöcke bereits sehr frühzeitig ein schwerer Östrogenmangelzustand einstellt. In diesen Fällen ist nach wie vor, und zwar nicht nur zur Verhinderung einer Osteoporose, eine Hormon-Ersatztherapie angezeigt; diese Entscheidung trifft die Frauenärztin/der Frauenarzt gemeinsam mit der betroffenen Patientin. Ansonsten stehen für die älteren Patientinnen hochwirksame Medikamente zur Osteoporoseverhinderung und -behandlung zur Verfügung. 7. Wie lange muss eine Behandlung erfolgen? Über die Behandlungsdauer wird im Einzelfall entschieden. Die Fachgesellschaften für Knochenerkrankungen empfehlen derzeit eine Behandlungsdauer von drei bis fünf Jahren. Bei einem günstigen Verlauf wird man danach eine Therapiepause einlegen und die weitere Entwicklung unter entsprechenden Kontrollen abwarten. Es gibt jedoch wissenschaftliche Erkenntnisse, dass auch nach einem Fünfjahres-Therapiezyklus eine Behandlung durchaus sinnvoll sein kann. 8. Wie oft sollte die Knochendichte gemessen werden? Wenn eine Therapie eingeleitet wurde, ist eine erste Kontrollmessung in aller Regel erst nach zwei Jahren erforderlich. In Ausnahmefällen, wenn man mit einem raschen Knochenmasseverlust rechnet oder bei fortgeschrittenem Knochenmasseverlust die Wirksamkeit der Therapie frühzeitig dokumentieren möchte, kann eine Messung bereits nach einem Jahr sinnvoll sein. Dies wäre z. B. der Fall, wenn eine Patientin wegen eines gleichzeitig bestehenden Brustkrebses mit Medikamenten behandelt wird, welche erfahrungsgemäß zu einem raschen Verlust an Knochenmasse führen. Wir empfehlen jedoch eine Verlaufsuntersuchung in der Ambulanz bereits nach 6 und 12 Monaten, um das Auftreten von Frakturen frühzeitig zu erfassen. Die Messung der Knochendichte kann mit verschiedenen Methoden erfolgen. Wir arbeiten hier in Kiel mit einem Verfahren, welches auch von der Weltgesundheitsorganisation als Methode anerkannt ist (DXA) und eine sehr geringe Strahlenbelastung mit sich bringt. Bei Verdacht auf Wirbelkörperfrakturen wird meist auch eine Röntgenaufnahme angefertigt. Leider werden die Kosten für die Knochendichtemessung von den meisten Krankenkassen nicht übernommen; es sei denn, dass bereits eine Fraktur eingetreten ist. 9. Kann und darf ich mich nach der Diagnose einer Osteoporose noch sportlich betätigen? Vom Grundsatz her ist es äußerst erwünscht, dass Patienten mit Osteoporose sich sportlich betätigen, weil der Knochen als lebendes Gewebe auf Belastungen mit einer Zunahme der Knochenmasse reagiert. Gerade Menschen, die bis zur Diagnose einer Osteoporose wenig Sport betrieben haben, profitieren hinsichtlich ihrer Knochenmasse, wenn sie solche Betätigungen beginnen. Geeignet sind dafür alle sportlichen Aktivitäten, bei denen Sie Ihr eigenes Körpergewicht gegen die Schwerkraft bewegen, also Jogging, Walking, Tanzen, etc. Sportarten wie Schwimmen und Fahrrad fahren sind ebenfalls nützlich, weil sie die Kreislaufsituation und die Muskelkraft verbessern, kommen dem Knochen selbst aber weniger zugute. Sinnvoll sind auch Übungen wie Gewichtheben und Übungen an Geräten wie sie in Fitnessstudios zu finden sind. 4

5 Wenn Sie gebrechlich sind, bereits Frakturen hatten oder häufig hinfallen, sollten Sie Übungen jeglicher Art mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt oder mit unserer Ambulanz abstimmen. Bestimmte Bewegungen, wie zum Beispiel eine abrupte Verdrehung der Wirbelsäule oder Rumpfbeugen, können unter Umständen ungünstig sein. Bevor Sie sich sportlich betätigen, sollten Sie außerdem eine allgemeinärztliche Untersuchung absolvieren, um Ihre Gesundheit hinsichtlich Herz, Kreislauf und Lungen überprüfen zu lassen. Körperliche Übungen nützen nur so lange etwas, wie sie durchgeführt werden! 10. Ernährung Eine "knochengesunde Ernährung" ist für die Erhaltung der Knochenmasse von großer Bedeutung. Kalzium und Phosphat gehören zu den wesentlichen Bausubstanzen des Knochens. Phosphat kann allerdings, da es die Kalziumaufnahme in den Körper hemmen kann, auch einen ungünstigen Effekt auf den Knochen ausüben. Lebenssituationen mit besonders hohem Kalziumbedarf sind Wachstum, Schwangerschaft, Stillen, Postmenopause (die Zeit nach den Wechseljahren). Kalzium ist vor allem in Milch- und Milchprodukten, frischem Gemüse, Obst und Getreideprodukten enthalten. Bei den Milchprodukten gilt, dass insbesondere Hartkäse viel Kalzium enthält ("je härter desto besser"). Eine Ausnahme bildet Morzarella, der ebenfalls viel Kalzium bietet. Auch Mineralwässer können gute Kalziumlieferanten sein, wobei der Kalziumgehalt in den einzelnen Mineralwässern sehr unterschiedlich ist. Um in den Knochen gelangen zu können, muss Kalzium zunächst aus dem Darm in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Durch verschiedene Nahrungsbestandteile kann diese Aufnahme behindert werden. Wir möchten darauf an dieser Stelle im Einzelnen nicht eingehen, weil die damit verbundenen Ernährungsempfehlungen schwierig in die Tat umzusetzen sind. Stattdessen raten wir Ihnen, die Richtlinien einer allgemeinen "gesunden Ernährung" zu befolgen. Die Fachgesellschaft (Dachverband Osteologie) sagt dazu: Eine Zufuhr von 1000 mg Kalzium täglich ist ausreichend Supplementierung (Ergänzung mit Kalzium-Tabletten) nur, wenn die empfohlene Kalziumzufuhr mit der Nahrung nicht erreicht wird Gesamtzufuhr aus Nahrungskalzium und Supplementen soll max.1500 mg betragen Der Vitamin-D-Spiegel im Blut soll über 20 ng/ml bzw. 50 nmol/l liegen (nach neueren Er kenntnissen liegt der optimale Spiegel über 30 ng/ml bzw. 75 nmo/l) Dies erreicht man durch die Gabe von ca. 800 2000 IE Vitamin D pro Tag oder einer äquivalenten Dosis mehrwöchentlich (z. B. 20 000 IE wöchentlich). Insgesamt stehen wir auf dem Standpunkt, dass Ernährungsempfehlungen, auch wenn sie prinzipiell sinnvoll sind, die Lebensfreude und die Freude am Genuss nicht unnötig beeinträchtigen sollten. 5

6 11. Tipps zur Sturzvermeidung Ohne einen Sturz auf die Hüfte kann kein Oberschenkelhalsbruch entstehen. Deshalb ist es wichtig, seine Umgebung auf "Stolpersteine" zu untersuchen. Dabei sollte man auf Folgendes achten: ausreichende Beleuchtung, Handläufe im Badezimmer, freie Wege in der Wohnung, rutschige Teppiche beseitigen, Bett, Stühle und Toilette in richtige Höhe bringen. Gerade bei älteren Menschen kommt es vor, dass wegen Sehproblemen ein Sturz entsteht. Deshalb sollte die Brille regelmäßig kontrolliert und ggf. eine neue verordnet werden. Patientinnen und Patienten mit Gangproblemen oder Gleichgewichtsstörungen sind sturzgefährdet; die entsprechenden Ursachen sollten gesucht und wo immer möglich beseitigt werden. Schließlich ist noch zu bedenken, dass zahlreiche Medikamente die Sturzgefahr erhöhen; dazu gehören vor allen Dingen die Schlaf- und Beruhigungsmittel, aber auch Mittel gegen hohen Blutdruck. 12. Ein Wort zum Schluss: Die vorliegende Broschüre soll in erster Linie das Ziel verfolgen, das Thema "Osteoporose" aus einem neutralen Blickwinkel und mit der gebotenen Sachlichkeit darzustellen. Die Diagnose einer Osteoporose, und erst recht nicht die Mitteilung eines erniedrigten Wertes für die Knochendichte, müssen Anlass zur Panik geben. Die oben aufgeführten Maßnahmen allgemeiner Art und die heute zur Verfügung stehenden Medikamente sind in der Lage, das Risiko für Knochenbrüche deutlich zu vermindern. Die Effektivität der Medikamente ist in zahlreichen großen Studien eindeutig nachgewiesen worden. Die Medikamente sind größtenteils sehr gut verträglich. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Behandlungsgrundsätze der Osteoporose inzwischen von einer fachübergreifenden Fachgesellschaft (Dachverband Osteologie) herausgegeben und ständig aktualisiert werden, so dass Sie die Sicherheit haben können, nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen diagnostiziert und behandelt zu werden. Wir hoffen, dass Ihnen diese Informationen nützlich sind und stehen Ihnen für Fragen in der Sprechstunde gern zur Verfügung. Anmeldung für die osteologische Ambulanz: Tel. 0431-597-5151 (gesetzlich Versicherte) Tel. 0431-597-1302 (privat Versicherte) 6

7 Anhang A: Kalziumreiche Lebensmittel 1000 mg Kalzium sind in 1 Becher Joghurt (150 g) 1 Glas Milch (200 ml) 1 Scheibe Emmentaler (40 g) 1 Portion Eiscreme (150 g) oder 1/2 l Milch 2 Scheiben Gouda (60 g) 2 Scheiben Vollkornbrot 200 g Brokkoli oder 1 Portion Nudeln (100 g roh) 3 Esslöffel geriebener Parmesankäse 1 Scheibe Tilsiter 200 g Quark 300 ml calciumreiches Mineralwasser 7

8 Anhang B Kalziumgehalt verschiedener Lebensmittel Milch, Milchprodukte Menge Calcium (mg) 1 Becher Joghurt (1,5 % Fett) 150 g 195 1 Glas Buttermilch 200 ml 220 1 Glas Trinkmilch (1,5 % Fett) 200 ml 240 1 Portion Camembert (45 % Fett i. Tr.) 60 g 360 3 Essl. geriebener Parmesan 30 g 360 2 Scheiben Edamer (40 % Fett i. Tr.) 60 g 480 2 Scheiben Gouda (45 % Fett i. Tr.) 60 g 480 2 Scheiben Emmentaler (45 % Fett i. Tr.) 60 g 660 Getreideflocken, Brot 1 Portion Haferflocken 50 g 27 3 Scheiben Pumpernickel 150 g 32 3 Scheiben Weizenvollkornbrot 150 g 45 Obst 2 Mandarinen 120 g 40 2 Kiwis 120 g 46 1 Portion Himbeeren 150 g 60 1 Apfelsine 200 g 84 1 Portion Brombeeren 150 g 68 1 Banane 100 g 8 1 Apfel 100 g 7 Fleisch, Fleischwaren 1 Portion Hühnerbrust 150 g 21 1 Portion Rinderfilet 150 g 5 1 Portion Kassler 150 g 9 1 Portion Leberkäse 150 g 6 8

9 Anhang C Kalziumgehalt verschiedener Mineralwässer Quelle Natrium Calcium Apollinaris 380 90 Bad Dürrheimer Bertoldsquelle 8 325 Bad Vilbeler Urquelle 87 164 Gerolsteiner 118 348 Römerquelle Niedernau 11 417 Rosbacher UrQuell 40 262 Staatlich Fachingen 602 122 St. Margareten 19 566 Volvic (Frankreich) 8 10 Franken Brunnen Hochsteinquelle 38 267 9