TooLS: Werkzeuge für die Entwicklung vergleichbarer Erhebungen auf lokaler Ebene gefördert von der Europäischen Union



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Transkript:

TooLS: Werkzeuge für die Entwicklung vergleichbarer Erhebungen auf lokaler Ebene gefördert von der Europäischen Union Kurzbeschreibung des mit EU-Mitteln geförderten Projekts TooLS- Monitoring 1. Institutioneller Hintergrund 2. Aufgabe und Zielsetzung 3. Datenquellen 3.1 Urban Audit als Quelle europaweit vergleichbarer Daten 3.2 Der europäische Perception Survey 3.3 Erhebung von Indikatoren durch Survey-Methoden Chancen: Trend zu einer aktiven Gesellschaft bzw. Kommune? Herausforderungen: Steigende Versorgungsbedürfnisse / Pflegebedürftigkeit soziale Netzwerke und Bedarf nach Versorgungsinfrastrukturen 4. Ausbau und Nutzung des technischen Instrumentariums von DUVA 5. Beteiligung von Kommunen: Beispiel-Städte 1

1. Institutioneller Hintergrund Die beiden KOSIS-Gemeinschaften sind BGB-Gemeinschaften von öffentlichen Einrichtungen, vorwiegend von Städten, die auf der Grundlage ihres Statuts als Organe neben der Mitgliederversammlung über je eine Betreuende Stelle und eine Lenkungsgruppe verfügen und von der Betreuenden Stelle vertreten werden. Die KOSIS-Gemeinschaft DUVA arbeitet seit 1989 mit nunmehr 55 Mitgliedern an der Entwicklung eines Informationsmanagement-Systems. Diese Entwicklung wird gemeinschaftlich durch Lizenzgebühren und jährliche Wartungsbeiträge finanziert. Betreuende Stelle ist seit 2001 die Stadt Freiburg i. Br.. Weitere Informationen bietet die Website unter www.duva.de Die KOSIS-Gemeinschaft Urban Audit organisiert im Einvernehmen mit den Statistischen Ämtern des Bundes, der Länder und der beteiligten 40 deutschen Städte in Deutschland die europäische Datensammlung zur Lebensqualität in den Städten. In diese Sammlung sind mittlerweile auch alle anderen Großstädte einbezogen. Die Datensammlung im Dreijahresabstand reicht zurück bis 1992 und erstreckt sich in Kürze bis 2009. Finanziert wird die Arbeit durch EU-Förderung. Betreuende Stelle ist die Stadt Nürnberg. Weitere Informationen finden sich unter www.kosis.de/urban-audit.html. Das Institut für Soziologie der Universität Freiburg (IfS) und das assoziierte Freiburger Institut für angewandte Sozialforschung e.v. (FIFAS) hat Forschungsschwerpunkte in den für das Projekt relevanten Bereichen. Die Leitung liegt bei Prof. Dr. Baldo Blinkert, Geschäftsführer von FIFAS ist Jürgen Spiegel. 2. Aufgabe und Zielsetzung Das TooLS-Projekt soll am Beispiel des demographischen Wandels und einer alternden Bevölkerung entwickelt werden. Diesen Wandel zu bewältigen und ihm mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen, stellt vor allem die lokalen Körperschaften vor große und wohl noch wachsende Herausforderungen. Diese erfordern eine ständige Entwicklungsbeobachtung und periodische Strukturuntersuchungen, die sich zunächst einmal auf vorhandene, sekundäre Daten stützen. Die Erhebung vergleichbarer Daten auf der örtlichen Ebene soll der örtliche Planung und Politik die Informationen verschaffen, die sie zur Fundierung ihrer Maßnahmen und Programme braucht, die aber aus nationalen oder gar europaweiten Erhebungen nicht zur Verfügung stehen. Qualitative Daten sind dabei ebenso von Nutzen wie Sekundärstatistiken. Das europäische Urban Audit und der Perception Survey der EU sind dafür wichtige Datenquellen. In Deutschland kommen dazu noch die Ergebnisse der Koordinierten Umfragen zur Lebensqualität, die in ihrem Fragenprogramm und in ihrer Methodik dem Perception Survey entsprechen. 2

Das folgende Schema verdeutlicht die im Rahmen von TooLS berücksichtigten Datentypen: Datentypen 1 objektive, quantitative Daten 2 subjektive, qualitative Daten A vorhandene (sekundäre) Daten B primär zu erhebende Daten 1 A überörtlich: Urban Audit u. a. 1 B Module von Fragen, an Stadtverwaltungen und Diensteanbieter 2 A Überörtlich: Perception Survey u. a. 2 B Module von Fragen an Bürgerinnen und Bürger (insbes. die Gruppe der Senioren) Nicht unmittelbar durch das Projekt abgedeckt sind Prognoserechnungen, obwohl die Vorausschau sicher zu den wichtigsten Voraussetzungen einer zielgerichteten Politik gehören. Dem Prognoseauftrag zuzurechnen sind allerdings die Sammlung und Bereitstellung der Basisdaten für solche Rechnungen und gegebenenfalls auch die Methoden hierzu. Welche inhaltlichen Fragestellungen zu behandeln sind, soll im Zuge der Projektarbeit entwickelt werden. Hierzu dienen auch die vorgesehenen (Test-)Erhebungen. Die zu entwickelnden Fragenmodule werden sowohl objektive wie subjektive Aspekte, wie z. B. Einschätzungen und Prioritäten der Betroffenen, der verantwortlichen Verwaltungen und der Diensteanbieter umfassen. Es wird zu klären sein, inwieweit Ergebnisse dieser Erhebungen in das Monitoring-System eingehen oder eher gelegentlichen Querschnittsbetrachtungen dienen. Örtliche Erhebungen können sich auf die Gesamtstadt oder auf Stadtteile beziehen. 3. Datenquellen 3.1 Urban Audit als Quelle europaweit vergleichbarer Daten Das Urban Audit ist ein periodischer Städtevergleich auf der Basis vorhandener statistischer Daten. Die Mitgliedstaaten der EU, die Schweiz, Norwegen, Island, Kroatien und die Türkei liefern auf bisher freiwilliger Basis für die beteiligten Städte Daten für 335 einheitlich definierte Merkmale, von Bevölkerung bis zu Freizeit und Erholung. Ziel ist vor allen, die Lebensqualität in den Städten zu beschreiben und Disparitäten aufzudecken. Für die Stadtteile (mit je 5000 bis 40.000 Einwohnern) dieser Städte werden 53 Merkmale gesammelt. Insgesamt sind in das Vorhaben 372 Urban Audit-Städte und mit reduziertem Datenkatalog alle übrigen 235 Großstädte der EU einbezogen. In Annäherung an die funktionale städtische Region sind sog. Larger Urban Zones abgegrenzt, für die Daten zu 170 Merkmalen verfügbar gemacht werden. Für eine Auswahl von Merkmalen und für die meisten Städte, die 2001 bereits der EU angehörten, reicht die Datensammlung bis 1992 zurück. Eine Beschreibung des Projekts findet sich unter www.urbanaudit.org. Alle Daten sind bei Eurostat kostenlos aus dem Internet herunterzuladen unter : http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/region_cities/city_urban/data_cities/database_sub1 Dort finden sich auch die Merkmalsbeschreibungen und Definitionen. Der umfassende Datenkatalog wird von Eurostat alle 3 Jahre gefordert, in den Zwischenjahren nur ein Kernbestand von Merkmalen, der wichtige Entwicklungen frühzeitig 3

anzeigen soll. 2008 wurde für Deutschland entschieden, den gesamten Datenkatalog jährlich zu erheben. 3.2 Der europäische Perception Survey Die Lebensqualität der Menschen in einem objektiv beschriebenen Umfeld wird wesentlich auch von den persönlichen Einstellungen, Verhaltensweisen und Erwartungen bestimmt. Die GD Regionalpolitik gab daher erstmals 2004 eine Befragung der Bürger in seinerzeit 31 Städten im Rahmen des Eurobarometer in Auftrag und hat diese Befragung 2009 zum zweiten Mal in inzwischen 75 Städten wiederholt. Durch Telefoninterviews wurden jeweils im Spätherbst zunächst je 300 nunmehr je 500 zufällig ausgewählte Personen befragt. Die Ergebnisse sind ausführlich dokumentiert und stehen im Internet zum Herunterladen bereit. Die meisten der gestellten Fragen können auch für das TooLS-Projekt relevant sein, natürlich nur bei den Städten, die auch in die Befragung einbezogen waren. Wie bereits 2006 ist mit der EU ein Austausch der Daten vereinbart, so dass 2009 in Deutschland 26 Städte im Spiegel der Meinungen ihrer Bürger miteinander verglichen werden können. Der ganz wesentliche Vorzug dieser Primärerhebung liegt darin, dass es die Einzeldaten erlauben, die Merkmale und ihre Ausprägungen miteinander zu kombinieren. So können vor allem die Senioren als eigene Gruppe herausgefiltert und ihre Aussagen mit denen der Jüngeren verglichen werden. 3.3 Erhebung von Indikatoren durch Survey-Methoden In der EU insgesamt wird der Altenquotient von 26 % auf 53 % ansteigen, in Deutschland von 31 % auf 59 %. Diese Veränderungen betreffen in vielfältiger und komplexer Weise Ökonomie, Kultur und soziale Lebensbedingungen in der EU-Zone. Sie verändern die Verfügbarkeit über Ressourcen. Sie haben Einfluss auf die Lebensqualität. Sie erfordern neue Strategien der Bewältigung von Problemen auf nationaler, aber auch auf kommunaler Ebene. Sie ermöglichen und erfordern aber auch von den Individuen Anpassungsleistungen, die sich in veränderten Lebensentwürfen niederschlagen. Der demografische Wandel lässt neue Situation entstehen, Konflikte und Probleme aber auch neue Chancen was im öffentlichen Diskurs oft übersehen wird. Zu wenig beachtet wird auch, dass der demografische Wandel wegen seiner weitreichenden Konsequenzen im Grunde als ein umfassender soziokultureller Wandel zu interpretieren ist. Der demografische Wandel betrifft alle Altersgruppen und letztlich die gesamte Gesellschaft. Da jedoch eine Auswahl für die Entwicklung von Fragestellungen für die TooLS-Surveys erforderlich ist, erfolgt eine Konzentration auf die Altersgruppe 50Jahre und älter. Anteil und Anzahl von Menschen in den Altersgruppen 50+ werden in allen EU-Ländern deutlich zunehmen werden. Das ist mit widersprüchlichen, sogar paradoxen Konsequenzen verbunden. Auf der einen Seite ist zu berücksichtigen, dass nicht nur die allgemeine Lebenserwartung zugenommen hat, sondern auch die Zeit, in der wir fit, gesund und leistungsfähig sind. Das gibt Anlass zu der Vermutung, dass sich der Aktivierungsbzw. Mobilisierungsgrad der Altersgruppen 50+ in den europäischen Ländern und Kommunen verändern könnte. Auf der anderen Seite aber haben auch der Anteil und die Anzahl von Menschen zugenommen, die in eine ( vierte ) Lebensphase kommen, in der sie in erhöhtem Maße das Gesundheitssystem und Versorgungsleistungen in Anspruch nehmen müssen und auf die Solidarität des Gemeinwesens angewiesen sind. Es ist deshalb zu erwarten, dass auch der Solidaritätsbedarf steigt und zwar sowohl der Bedarf nach von Angehörigen praktizierte Nahraumsolidarität wie auch die Anforderungen im Hinblick auf zivilgesellschaftlich zu leistende Fernraumsolidarität 4

Aus diesen Entwicklungen ergeben sich für die Kommunen aber auch für Regionen und Staaten spezifische Herausforderungen, aber auch Chancen. Chancen: Trend zu einer aktiven Gesellschaft bzw. Kommune? Im Zuge des demografischen Wandels sind zwei Entwicklungspfade denkbar: der eine führt zu einer eher resignativ-passiven Gesellschaft bzw. Kommune und der andere zu einer aktiven Gesellschaft bzw. Kommune. In Surveys zu erfragende und in einen Index aufzunehmende Indikatoren dafür könnten sein: Umfang des Erwerbspersonenpotential in der Altersgruppen 50+; Veränderung dieses Potentials im Zeitverlauf; regionale Unterschiede Teilnahme und Interesse an beruflicher Fortbildung/Qualifizierung in den Altersgruppen 50+, Interesse in diesen Altersgruppen am zivilgesellschaftlichen Engagement. Subjektives Wohlbefinden in der Altersgruppe 50+: Hat die Position auf dem aktivpassiv-kontinuum Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen? Ist man in den aktiven Gesellschaften/Kommunen glücklicher, zufriedener, gesünder als in den passivresignativen Gesellschaften/Kommunen? Oder ist es eher umgekehrt: Ist der Rückzug aus dem beruflichen und öffentlichen Leben und eine damit vielleicht verbundene Entlastung in stärkerem Maße mit Wohlbefinden, Zufriedenheit und Gesundheit verbunden? Herausforderungen: Steigende Versorgungsbedürfnisse / Pflegebedürftigkeit soziale Netzwerke und Bedarf nach Versorgungsinfrastrukturen Mit der steigenden Lebenserwartung ist auch die Entwicklung verbunden, dass immer mehr Menschen in eine Lebensphase kommen, in der sie aufgrund von chronischen Krankheiten und Pflegebedürftigkeit in verstärktem Maße auf Versorgungsleistungen durch andere angewiesen sind. Parallel zu dieser Entwicklung könnte sich aber auch das informelle Pflegepotential drastisch verringern, d.h. die Möglichkeit zur nicht-beruflich geleisteten häuslichen Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Zu diesen Fragen wird für den Survey ein umfassender Fragenkatalog entwickelt: Mit welchen Unterstützungsnetzwerken können Menschen in den Altersgruppen 50+ rechnen? Welche Erfahrungen haben diese Altersgruppen mit Pflegebedürftigkeit? In welchen Umfang sind sie bereit und in der Lage, Pflegeverpflichtungen zu übernehmen? Wie stellen sie sich ihre eigene Versorgung für den Fall von Pflegebedürftigkeit vor? Zur soziologischen Interpretation der Befunde werden u.a. die folgenden Indikatoren erhoben: Verteilung der Menschen der Altersgruppen 50+ in den Kommunen auf soziale Milieus: Informationen über die strukturellen Ressourcen der zu befragenden Personen (Schulbildung, Berufsausbildung, Einkommen) und über ihren Lebensentwurf Informationen im Sinne einer Standarddemografie Alter, Geschlecht, Haushalts- /Familientyp, Wohnsituation Um den Aufwand zu reduzieren, kommt als Erhebungsmethode vorrangig eine schriftlichpostalische Befragung in Frage, eventuell auch ein Telefoninterview oder eine Erhebung über das Internet unter Verwendung des DUVA-Eingabemoduls. Für alle drei Modalitäten gilt, dass relativ einfache Frageformen den Vorzug verdienen, dass ein strukturierter und 5

weitgehend standardisierter Fragebogen zu entwickeln ist und dass in der Grundform nur ein z.b. um die Themen Migration, Sicherheit, Sicherheitsbedürfnis, shrinking cities sehr begrenzter Umfang möglich sein wird, der sich allerdings wenn Kommunen ein Interesse daran haben und auch die Möglichkeit dazu besteht durch einen lokalspezifischen Teil erweitern lässt. Das Survey-Instrument sollte also einen Kern und die Möglichkeit zu einem Rand besitzen: Mit dem Kern müssten Informationen zu den gleichen Themen mit der gleichen Methodik über einen längeren Zeitraum kontinuierlich erhoben werden. Der Rand würde Möglichkeiten für länder- und kommunenspezifische Variationen bieten. Was den Umfang angeht, sollte der Fragebogen so gestaltet sein, dass für die Beantwortung nicht mehr als 15 Minuten erforderlich sind. In der Pretest-Phase sollten für jede der teilnehmenden Kommunen mindestens 300 Personen der Altersgruppe 50 Jahre und älter zufällig ausgewählt und befragt werden. Als schriftlich-postalisches Interview würde das pro Kommune Kosten in Höhe von ca. 1.500 verursachen, wenn davon ausgegangen wird, dass das Datenmanagement und die Analyse zentral von TOOLS durchgeführt werden. Für die Pilotstädte werden die Kosten aus den Fördermitteln gedeckt. 4. Ausbau und Nutzung des technischen Instrumentariums von DUVA Nach den Zielen des TooLS-Projektes sind Informationen aus verschiedenen Quellen und von einer Vielzahl von Institutionen zusammenzutragen und kombiniert auszuwerten. Das setzt nicht nur ihre Vergleichbarkeit mit einheitlichen Definitionen sowie gebietlichen und inhaltlichen Gruppierungen voraus, sondern auch ein technisches Instrumentarium, das eine kooperative Datenorganisation und Datennutzung unterstützt. Das alle Phasen der Datenverarbeitung von der Datengewinnung bis zur Ergebnispräsentation umfassendes Informationsmanagement-System DUVA ist dafür besonders geeignet und wird im TooLS- Projekt für den allgemeinen europaweiten Einsatz weiterentwickelt. Im Vordergrund steht dabei eine Datenbeschreibung, die einheitlich und übergreifend über die verschiedenen Datenbestände verwendet wird. Dadurch lassen sich, ohne zusätzliche Eingriffe, Daten verschiedenen Ursprungs in Auswertungen kombinieren und in ihren Ergebnissen präsentieren. Die im Nachweissystem dokumentierte Datenbeschreibung wird in DUVA auch genutzt, um automatisch Templates für die Dateneingabe zu erzeugen. Das Datenerfassungs-Tool erlaubt sogar Erhebungen über das Internet. Es wird im deutschen Urban Audit eingesetzt, um von den beteiligten Städten Gesamtstadt- und Stadtteildaten eingeben und in einem geschützten Bereich korrigieren zu lassen. Auf der Ausgabeseite beschreibt man mit Hilfe des Nachweissystems die gewünschte Selektion, Merkmalskombination, Verdichtung und Präsentationsform Tabelle, Graphik, Karte und erhält dabei eine eindeutige, nachträglich noch gestaltbare Beschriftung. Die bereits bestehende Internet-Fähigkeit des DUVA wird im Projekt weiter ausgebaut. Für das im Projekt zu entwickelnde Monitoring ist es besonders hilfreich, Ergebnisberichte automatisch mit den jeweils aktuellsten Daten versorgen zu können und so periodisch oder ad-hoc ohne Zusatzaufwand den Entscheidungsträgern den aktuellen Überblick über die neueste Entwicklung und Strukturveränderung ihrer Stadt zu bieten und diese Information mit Vergleichsdaten aus anderen Städten unterstützen zu können. Die DUVA-Module sind bereits weitgehend so ausgelegt, dass Beschriftungen, die Ausgabe von Fehlermeldungen etc. in beliebige Fremdsprachen umgestellt werden können. Geplant ist die vollständige Mehrsprachenfähigkeit aller beteiligten Module. DUVA nutzt das internationale Standardformat XML bereits als internes Format für den Austausch von Informationen. Möglich wäre, diese XML-Schnittstelle soweit zu verändern, dass ein Austausch mit anderen Metadatensystemen möglich ist. Der Webkatalog steht bereits als Möglichkeit zur Datenpräsentation und Datenweitergabe im Internet zur Verfügung. Erweiterungen im Hinblick auf die eingesetzte Technik, die Benutzeroberfläche, die vorhandenen Funktionalitäten sind geplant. Der Webkatalog soll 6

hinsichtlich seines Layouts über entsprechende Anpassungen der HTML- bzw. CSS-Dateien komplett an die Wünsche des Projektes angepasst werden. Der Datennavigator als neuer zentraler WEB-Zugang zu den DUVA-Metadaten ist bereits konzipiert. Er wird Schnittstellen zu den vorhandenen DUVA-Modulen zur Erzeugung von Tabellen, Grafiken und Karten beinhalten. Zusätzlich sollen neue Schnittstellen zu GIS-Tools und kostenfreien Open-Source-Tools zur webbasierten Datenanalyse und Erzeugung von Berichten mit Tabellen und Grafiken realisiert werden. DUVA wird gemäß der in der Bundesrepublik geltenden Regelungen des Datenschutzes entwickelt und eingesetzt. Über das BSI (Bundesinstitut für Sicherheit in der Informationstechnologie, Bonn) wird eine international anerkannte Sicherheitszertifizierung von Softwareprodukten auf Basis des Common-Criteria-Standards angeboten. Damit wird Anforderungen genüge getan, die von Seiten öffentlicher Einrichtungen verstärkt an Software gestellt werden. Ausgegangen wird dabei von einer Evaluierung gemäß Common Criteria Stufe EAL 1; der Zeitrahmen eines solchen Verfahrens liegt bei rund 12 Monaten. 5. Beteiligung von Kommunen: Beispiel-Städte TooLS ist auf die Anwendung in den europäischen Städten ausgerichtet. Daher spielt die Beteiligung der Partner- und weiterer Pilotstädte eine wichtige Rolle. Bei ihnen werden Testbefragungen durchgeführt, sie sollen das technische Instrumentarium erproben, die Einrichtung des vorgesehenen Monitoring begleiten und dieses zur Fundierung ihrer Planungen und Programme mit heranziehen. Die Projektergebnisse werden in den Städten am ehesten genutzt, wenn sich die Städte bereits an der Beratung der Konzepte beteiligen. Schließlich soll das Instrumentarium ihren Informations- und Anwendungsbedarf befriedigen helfen. Die inhaltlichen Konzepte für die einzelnen Elemente des Projektes werden gemeinsam von den beiden KOSIS- Gemeinschaften DUVA und Urban Audit und der Uni Freiburg entworfen. Diese Entwürfe wollen die Projektpartner mit Fachleuten aus den Beispielstädten diskutieren, um ihre Praxisrelevanz und Machbarkeit so weit wie möglich abzusichern. Informationen so zu organisieren, dass sie sich mit geringem Aufwand sammeln und problemspezifisch abrufen lassen, ist ein wesentliches Anliegen des Projekts. Das in der KOSIS-Gemeinschaft DUVA seit mehr als zwanzig Jahren entwickelte Instrumentarium bietet dafür eine günstige Voraussetzung. Falls es in einer Stadt noch nicht im Einsatz ist, kann es für die Dauer des Projektes kostenlos genutzt werden. Mit der Förderung durch die EU können geplante Weiterentwicklungen, welche die Nutzerfreundlichkeit weiter verbessern, rascher realisiert werden. Sie zu testen, wird vor allem die Aufgabe der städtischen Statistikstellen sein, die zusammen mit den Fachdienststellen ihre Anwendertauglichkeit erproben. Die im Urban Audit und im Perception Survey vorhandenen Daten werden von der KOSIS- Gemeinschaft Urban Audit zentral zum Herunterladen im Internet bereitgestellt. Sie müssen jedoch um weitere Daten der Städte, die für die Beobachtung des demographischen Wandels und seine Bewältigung wichtig sind, ergänzt werden. Dazu gehören Ergebnisse von Bevölkerungs- und Haushaltsprognosen ebenso wie Informationen über die relevante Infrastruktur, Dienstleistungsangebote und Netze. Die Fachdienststellen der Beispielstädte unterstützen die Zusammenstellung dieser Informationen und kommentieren ihre Brauchbarkeit im Monitoring-System. Die von der Uni Freiburg entworfenen Module für eine Befragung von Bürgern sollen mit allen Projektbeteiligten erörtert und den Praxisbedürfnissen angepasst werden. Die AG Koordinierte Umfragen der deutschen Städtestatistiker wird ebenfalls eingeschaltet mit dem Ziel, die Fragenmodule nach ihrer Abstimmung und Erprobung auch von dort interessierten Städten und Städtenetzwerken als Standardmodule anzubieten. Die Beispielstädte unterstützen die aus dem Projekt zu finanzierenden Testerhebungen durch Anschreiben und gegebenenfalls Pressemitteilungen und beurteilen ihre Ergebnisse. Sie benennen einen Ansprechpartner, der sich um diese Aufgaben kümmert und die 7

notwendigen Gespräche mit den Fachverwaltungen und ausgewählten Dienste-Anbietern führt. Im Rahmen des Projektes sind 2 internationale Konferenzen in Amsterdam und in Helsinki vorgesehen. Außerdem soll das Projekt in je drei nationalen Konferenzen erörtert werden. Die Beispielstädte entsenden Fachvertreter zu diesen Konferenzen. Die Reisekosten der Pilotstädte werden aus den Förderungsmitteln erstattet. Der demographische Wandel stellt die Städte für viele Jahrzehnte vor besondere Aufgaben. Die Städte durch bessere, überörtlich vergleichbare Information zur Bewältigung dieser Aufgaben zu befähigen, ist Ziel dieses Förderprojekts. Die EU-Kommission erhofft sich, dass die Ergebnisse dauerhaft angewendet und weiterentwickelt werden. Die Ausweitung auf andere Themenfelder ist durchaus erwünscht. Eine förmliche Verpflichtung hierzu gehen die Städte nicht ein. Jede Stadt setzt sich bereits mehr oder weniger intensiv mit dem demographischen und sozialen Wandel auseinander. Das Projekt will sie hierbei im überörtlichen Verbund systematisch unterstützen. Die weitestgehend beratende Mitwirkung ist der einzige durch das Projekt verursachte Zusatzaufwand. Die mit den Projektergebnissen zu erwartenden Informationsvorteile dürften diesen Zusatzaufwand um ein Vielfaches übersteigen. Alleine die Möglichkeit, mit Hilfe der Projektergebnisse Rat und Verwaltung für die dringend notwendige Auseinandersetzung mit dem demographischen und sozialen Wandel zu gewinnen, dürfte den Einsatz lohnen. 8