Der Siegeszug des Maiswurzelbohrers? Dr. Marion Seiter/Dipl.-Ing. Hubert Köppl Dipl.-Ing. Christian Krumphuber
Struktur Maisproduktion (Ober)österreich Mais ist flächenstärkste Ackerkultur Österreichs Kultur mit den größten Produktivitätszuwächsen Fläche Österreich zuletzt 308.000 ha = 23 % der Ackerfläche Fläche Oberösterreich zuletzt: 82.000 ha = 28 % der Ackerfläche Aber: Fläche Österreich rückläufig Fläche Oberösterreich stabil Grund: zunehmende Diabroticaprobleme in Süd/Ostösterreich Bundesland Fläche 2014 Fläche 2013 +/- % zu 2013 Burgenland 27.079 29.611-9 Kärnten 23.797 24.943-5 Niederösterreich 100.167 105.007-5 Steiermark 62.412 69.780-11 Oberösterreich 81.625 80.495 +1 16.02.2015 /Folie 2
Struktur Maisproduktion Oberösterreich 16.02.2015 /Folie 3
Gliederung Ausbreitung Gesetzliche Situation Schäden durch Larven/Käfer Alternative Futterpflanzen Populationsentwicklung in Österreich Situation im Bundesländervergleich Direkte Bekämpfungsmaßnahmen Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen Prognose 16.02.2015 /Folie 4
Ausbreitung in Europa 16.02.2015 /Folie 5
Ausbreitung in Österreich 2002 16.02.2015 /Folie 6
Ausbreitung in Österreich 2003 16.02.2015 /Folie 7
Ausbreitung in Österreich 2004 16.02.2015 /Folie 8
Ausbreitung in Österreich 2005 16.02.2015 /Folie 9
Ausbreitung in Österreich 2006 16.02.2015 /Folie 10
Ausbreitung in Österreich 2007 16.02.2015 /Folie 11
Ausbreitung in Österreich 2008 16.02.2015 /Folie 12
Ausbreitung in Österreich 2011 16.02.2015 /Folie 13
Ausbreitung in Österreich 2013 16.02.2015 /Folie 14
Gesetzliche Situation 2014 2003 Quarantäneschädling (Entscheidung EU Kommission 2003/766/EG) Ziel: Ausrottung des Käfers Seit Juni 2014 gilt der Maiswurzelbohrer nicht mehr als Quarantäneschädling er ist eingebürgert OÖ Maiswurzelbohrerverordnung 2004 behält die Gültigkeit: Damit verpflichtende Fruchtfolge: Mais darf innerhalb von 4 Jahren nur 3x angebaut werden Ausnahme: Saatmaisproduktion 16.02.2015 /Folie 15
Entwicklung 3 Larvenstadien Abb. 3: Der Lebenszyklus des Maiswurzelbohrers (Quelle: S. Wagner, Dr. M. Zellner, LfL) 16.02.2015 /Folie 16
Larven: Schäden am Mais
Larven: Schäden am Mais Ältere Larven bohren sich in die Wurzel ein und können sie abfressen. Folge: Pflanzen fallen um, Bestand kann nicht geerntet werden. Ist die Wasser- und Nährstoffversorgung gegeben bilden die Maispflanzen Adventivwurzeln und richten sich wieder auf = Gänsehalssymptom. 16.02.2015 /Folie 18
Käfer: Schäden am Mais Käfer fressen an Pollen und Narbenfäden ( silk clipping ) Folge: Geringere Kornzahl am Kolben (Ertragseinbußen) milchreifen Maiskörnern frischen Blättern Folge: Fensterfraß 16.02.2015 /Folie 19
Diabrotica: Käfer fehlende Befruchtung 16.02.2015 /Folie 20
Käfer: Alternative Futterpflanzen nach dem Mais Reift der Mais ab wird er für den Käfer uninteressant. Er wandert ab und sucht alternative Futterpflanzen auf (Gemüse, Ackerwinde, Hirse). So vergrößert er sein Ausbreitungsgebiet. 16.02.2015 /Folie 21
Diabrotica sonstige (Kultur)pflanzen 16.02.2015 /Folie 22
Diabrotica breite Nahrungsgrundlage 16.02.2015 /Folie 23
Situation in Österreich (2002-2013) 1000 900 800 700 durchschnittliche Anzahl Käfer / Falle / Jahr (nur befallene Standorte) Maiswurzelbohrer- Verordnung 600 541 584 500 461 400 300 328 255 335 363 200 100 0 138 81 5 18 31 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 16.02.2015 /Folie 24
Situation im Bundesländervergleich (2002-2014): Wo stehen wir? 16.02.2015 /Folie 25 Erste Schäden ab 2009: 2085 Käfer/Falle Erste Symptome ab 2005: 443 Käfer/Falle Erste Schäden ab 2011: 931 Käfer/Falle
Situation im Bundesländervergleich (2002-2014): Wo stehen wir? ca. 2x ca. 2x ca. 5x ca. 2x ca. 8x 2014: rund 3.800 Käfer/Falle 2006-2007: Ver5fachung Sonst eine Verdoppelung d.h. exponentielles Wachstum Trotz verpflichtender FF 2014: 237 Käfer/Falle 2014: Ver8fachung der Käferdichten Ver10fachung der Käfer 16.02.2015 /Folie 26
Überlebensstrategien Ein geringer Anteil an Eiern (0,21 %) überwintert zwei Jahre im Boden. Mais/Weizen/Mais Wenige Eier (geschätzt 3 bis 5 %) werden nicht in Mais, sondern in anderen Kulturen abgelegt. Kürbis/Mais Kürbis/Hirse/Mais Einige Larven können an Gramineen (Süßgräsern) überleben. Folgerung: Je weiter die Fruchtfolge desto besser. 16.02.2015 /Folie 27
Optimale Ausbreitungsbedingungen: Mais-Monokultur 16.02.2015 /Folie 28
Mais auf Mais 700 600 Durchschni liche Anzahl Käfer/Falle in OÖ 2014 627 In Maismonokultur kann sich der Schädling am besten entwickeln. 500 400 300 200 145 ca. 4x Fruchtfolge ist noch das billigste und effektivste Bekämpfungsmittel. 100 0 kein Mais auf Mais Mais auf Mais 16.02.2015 /Folie 29
Indirekte Bekämpfungsmaßnahmen Fruchtfolge: Der Weg für Oberösterreich. In Oberösterreich sind wir aufgrund des niedrigen Populationsdruckes noch in der Lage, mittels Fruchtfolge den Käfer soweit zu unterdrücken, dass das Schadniveau nicht erreicht wird. Wenn: Der Maisanteil in der Fruchtfolge 50 % nicht überschreitet, bzw. auf 33 % reduziert wird. Dies wäre auch für die Saatmaisproduktion anzuwenden. 16.02.2015 /Folie 30
Direkte Bekämpfungsmaßnahmen Was ist möglich? - Larvenbekämpfung Belem 0.8 MG (Wirkstoff Cypermethrin) seit Sept. 2014 regulär zugelassen Aufwandmenge: 12 kg/ha Wirkungsdauer: ca. 60 Tage daher zu frühe Aussaattermine (vor 10. April) vermeiden Larven treten in Ö. Anf. Juni auf Saatfurchengranulatstreuer am Sägerät notwendig Mit Diffusoren verteiltes Granulat ist doppelt so wirksam Diffusoren werden bei Kauf gratis mitgeliefert Wirkt nicht systemisch oder über die Dampfphase Granulat muss vollständig mit Erde bedeckt werden auch gegen Drahtwurm zugelassen 16.02.2015 /Folie 31
Direkte Bekämpfungsmaßnahmen Was ist möglich? - Larvenbekämpfung Injektor Dianem (Nematodenpräparat) Reguläre Zulassung (bis 31. August 2019) Aufwandmenge: 2 Mia. Nematoden/ha in 200 l Wasser Wirkungsgrad (lt. Hersteller): rund 80 % 200 l / ha Wasser direkt in die Saatfurche Sämaschinen müssen Injektorschare haben Behälter mit ständig laufenden Rührwerk nötig hohe Kosten entstehen durch Umrüstung daher überbetrieblicher Einsatz zielführend 16.02.2015 /Folie 32
Direkte Bekämpfungsmaßnahmen Was ist möglich? - Bekämpfung der Käfer Stelzentraktor Biscaya (Wirkstoff: Thiacloprid) Reguläre Zulassung (bis Ende 2016) Aufwandmenge pro ha: 0,3 l / ha mit 200 500 l Wasser Ausbringung mit Stelzentraktoren zur Blüte (BBCH 61-69) Hohe Kosten überbetrieblicher Einsatz sinnvoll Käfer werden abgetötet Nur 2 Anwendungen je Saison 16.02.2015 /Folie 33
Direkte Bekämpfungsmaßnahmen Was ist möglich? Verwirrung der Käfer CornProtect (Pheromone - Verwirrtechnik) Notfallzulassung (1. Mai bis 31. August 2015) Aufwandmenge pro ha: 4 kg mit 200 l bis 400 l Wasser Ausbringung ab dem 8-Blattstadium des Maises Kann mit herkömmlichen Spritzen ausgebracht werden Wirkungsdauer: 8 10 Wochen Geringere Paarungserfolge aufgrund von Verwirrung Wirkung (wenn überhaupt) erst in nächsten Jahr sichtbar 16.02.2015 /Folie 34
Prognose für 2015 Ohne Bekämpfungsmaßnahmen Erste Schäden 2011 bei 931 Käfer/Falle Entwickelt sich die Population in OÖ 2015 ähnlich rasant wie heuer erreichen wir das Schadniveau Schäden sind zu erwarten. 16.02.2015 /Folie 35
16.02.2015 /Folie 36... Danke!