Subjektive Kongruenz versus gemessene Kongruenz zwischen Person und Beruf und der Zusammenhang mit arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien



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Transkript:

Subjektive Kongruenz versus gemessene Kongruenz zwischen Person und Beruf und der Zusammenhang mit arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien von Andrea Aichmayr Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) an der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften Institut für Psychologie der FernUniversität in Hagen Erstgutachter: Professor Dr. Bernd Marcus Zweitgutachter: Professor Dr. Wolfgang Mack Disputation am: 4. September 2013 2013

Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Zusammenfassung / Abstract VI VII X XI I EINLEITUNG... 1 1 Berufswahl aus Sicht der Jugendlichen... 5 2 Beruf und Berufswahl aus Sicht der Berufs- und Personalpsychologie... 6 2.1 Platzierung aus Sicht der Berufspsychologie... 7 2.2 Selektion aus Sicht der Personalpsychologie... 9 3 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit... 9 II THEORETISCHER TEIL... 12 1 The Theory of Circumscription and Compromise von Linda S. Gottfredson... 13 1.1 Bedeutung und Definition von Berufs- und Ausbildungswünschen... 13 1.2 Grundthesen der Theorie... 16 1.3 Erklärung und Definitionen der Hauptelemente der Theorie... 18 1.4 Die Entwicklung des Selbstkonzepts und die Eingrenzung beruflicher Alternativen... 19 1.4.1 Die Prinzipien des Eingrenzungprozesses... 20 1.4.2 Die vier Phasen der kognitiven Entwicklung... 20 1.4.3 Empirische Ergebnisse zur Überprüfung des Eingrenzungsprozesses... 23 1.5 Der Kompromissprozess... 24 1.5.1 Die Wahrnehmung der Zugänglichkeit zum Beruf... 24 1.5.2 Das eigene Verhalten bei der Informationssuche... 25 1.5.3 Die Prioritäten der Dimensionen der Person-Beruf-Kompatibilität... 25 1.5.4 Empirische Ergebnisse zur Überprüfung des Kompromissprozesses... 26 1.6 Kritische Bewertung der Theorie... 27 1.7 Empirische Ergebnisse zu Berufs- und Ausbildungswünschen... 28 2 The Theory of Vocational Personalities and Work Environments von John L. Holland... 31 2.1 Bedeutung und Definition von Interessen... 31 2.2 Die Entwicklung von Interessen... 32 2.2.1 Primäre Konstrukte des Interessenmodells... 33 2.2.1.1 Die sechs Persönlichkeitstypen... 33 2.2.1.2 Die sechs Umwelttypen... 35 2.2.1.3 Die typologischen Beziehungen im Hexagon... 35 2.2.2 Messung der Persönlichkeits- und Umwelttypen... 37 2.2.3 Empirische Ergebnisse zur Überprüfung der Persönlichkeits- und Umwelttypen... 38 2.2.3.1 Die Persönlichkeitstypen... 38 2.2.3.2 Die Umwelttypen... 41 II

2.3 Hollands Kongruenzkonstrukt... 42 2.3.1 Messung der Kongruenz... 42 2.3.2 Empirische Ergebnisse zur Überprüfung des Kongruenzkonstrukts... 43 2.4 Kritische Bewertung der Theorie... 46 2.5 Empirische Ergebnisse zu Zusammenhängen zwischen Berufs- und Ausbildungswünschen und Interessen... 47 3 Das Konstrukt der Kongruenz... 48 4 Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl... 49 5 Arbeits- und organisationspsychologische Kriterien... 51 5.1 Leistung... 51 5.1.1 Berufliche Leistung... 51 5.1.2 Schulische Leistung... 53 5.2 Arbeits- und Ausbildungszufriedenheit... 55 5.2.1 Das Zürcher Modell der Arbeitszufriedenheit von Agnes Bruggemann (1974)... 56 5.2.2 Empirische Ergebnisse zur Arbeitszufriedenheit... 59 5.2.3 Schul- und Ausbildungszufriedenheit... 60 5.3 Kontraproduktives Verhalten... 60 5.3.1 Kontraproduktives Verhalten am Arbeitsplatz... 61 5.3.1.1 Konzepte... 62 5.3.1.2 Ursachen und Determinanten... 62 5.3.2 Kontraproduktives Verhalten in der schulischen Ausbildung... 65 5.4 Empirische Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen den Kriterien... 66 III FORSCHUNGSFRAGEN UND HYPOTHESEN... 68 1 Forschungsfrage 1: Der Zusammenhang zwischen Prädiktoren und Kriterien... 68 1.1 Zusammenhänge und Unterschiede zwischen den Kongruenzmaßen und Determinanten... 68 1.2 Die Stabilität von Aspirationen und Ausbildungswünschen... 70 1.3 Der Zusammenhang zwischen den Kongruenzmaßen und den Kriterien... 71 1.4 Exogene Einflüsse auf die arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien... 72 2 Forschungsfrage 2: Mediatoreffekt der subjektiven Kongruenz... 73 3 Forschungsfrage 3: Moderatoreffekt der Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl74 3.1 Determinanten der Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl... 74 3.2 Moderatoreffekt der Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl... 75 IV METHODEN... 76 1 Stichprobe und Untersuchungsdesign... 76 1.1 Untersuchungsgruppen und Untersuchungsfelder... 76 1.2 Rücklaufquote... 77 1.3 Exkurs: Das österreichische Bildungssystem... 78 1.3.1 Berufsorientierung in der Sekundarstufe I... 80 1.3.2 Berufliche Ausbildung in der Sekundarstufe II... 80 1.4 Untersuchungsdesign... 81 III

2 Messinstrumente... 84 2.1 Die Kongruenzmaße... 85 2.1.1 Subjektive Kongruenz... 86 2.1.2 Interessenkongruenz... 89 2.1.3 Systemkongruenz... 90 2.2 Leistung... 95 2.3 Zufriedenheit... 96 2.4 Kontraproduktives Verhalten... 99 2.4.1 Messung des kontraproduktiven Verhaltens in der schulischen Ausbildung... 100 2.4.2 Messung des kontraproduktiven Verhaltens am Arbeitsplatz... 101 2.5 Moderatorvariable Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl... 102 3 Analysemethoden... 102 3.1 Methodische Grundlagen von Strukturgleichungsmodellen... 103 3.2 Charakteristika und Bedeutung von Strukturgleichungsmodellen... 103 3.3 Erstellung von Strukturgleichungsmodellen... 105 3.3.1 Modellspezifikation... 105 3.3.2 Modellidentifikation... 106 3.3.3 Schätzung von Mess- und Strukturregressionsmodellen... 107 3.3.4 Beurteilung der Modellgüte... 109 3.3.4.1 Bewertung des Messmodells und Interpretation der Parameterschätzungen... 109 3.3.4.2 Bewertung der Modellgüte des Gesamtmodells... 110 3.4 Das MIMIC-Modell (Multiple Indicators and Multiple Causes Model)... 112 3.5 Partial Least Squares-Pfadmodellierung als Alternative zu Strukturgleichungsmodellen... 114 3.5.1 Beurteilung der Modellgüte... 116 3.5.2 Unterschiede zwischen Strukturgleichungsmodellen und PLS-Pfadmodellen... 119 3.6 Interaktionseffekte in Strukturgleichungsmodellen und PLS-Pfadmodellen... 119 4 Ergebnisse... 121 4.1 Demographische Variablen... 121 4.2 Deskriptive Statistik und Interkorrelationen der Kongruenzmaße und Kriterien... 124 4.3 Forschungsfrage 1: Der Zusammenhang zwischen den Kongruenzmaßen und den Kriterien... 129 4.3.1 Unterschiede und Zusammenhänge zwischen den Kongruenzmaßen und Determinanten 129 4.3.1.1 Unterschiede vor Eintritt in die Ausbildung... 129 4.3.1.2 Zusammenhänge und Unterschiede vor und nach Eintritt in die Ausbildung... 132 4.3.1.3 Determinanten... 133 4.3.2 Die Stabilität von Aspirationen und Ausbildungswünschen... 134 4.3.3 Der Zusammenhang als MIMIC-Modell... 138 4.3.3.1 CFA-Messmodell der Gesamtstichprobe... 140 4.3.3.2 MIMIC-Modell der Gesamtstichprobe... 143 4.3.3.3 CFA-Messmodell der Schülerstichprobe... 147 4.3.3.4 MIMIC-Modell der Schülerstichprobe... 151 4.3.3.5 Zusammenfassung der Ergebnisse der MIMIC-Modelle... 154 4.3.4 Der Zusammenhang als PLS-Pfadmodell... 156 4.3.4.1 Messmodell der Lehrlingsstichprobe... 156 4.3.4.2 PLS-Pfadmodelle der Lehrlingsstichprobe... 158 4.3.4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der PLS-Modelle... 166 4.3.5 Analysen einzelner Indikatoren der Kriterien... 168 IV

4.3.6 Exogene Einflüsse auf die arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien... 174 4.3.6.1 Exogene Einflüsse bei der Gesamtstichprobe... 178 4.3.6.2 Exogene Einflüsse bei der Schülerstichprobe... 180 4.3.6.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der Analysen der exogenen Einflüsse... 182 4.4 Forschungsfrage 2: Mediatoreffekt der subjektiven Kongruenz 2... 183 4.4.1 Mediatormodell der Gesamtstichprobe... 183 4.4.2 Mediatormodell der Schülerstichprobe... 186 4.4.3 Mediatormodell der Lehrlingsstichprobe... 187 4.4.4 Zusammenfassung der Ergebnisse der Mediatormodelle... 193 4.5 Forschungsfrage 3: Moderatoreffekt der Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl... 193 4.5.1 Determinanten der Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl... 194 4.5.2 Überprüfung des Moderatoreffekts der Entschiedenheit mit SEM... 197 4.6 Überblick über die Ergebnisse der Hypothesentests... 200 V DISKUSSION... 203 1 Interpretation der Befunde... 203 1.1 Der Zusammenhang zwischen den Kongruenzmaßen und den Kriterien (Forschungsfrage 1)... 203 1.1.1 Unterschiede und Zusammenhänge zwischen den Kongruenzmaßen und Determinanten 203 1.1.2 Die Stabilität von Aspirationen und Ausbildungswünschen... 205 1.1.3 Der Zusammenhang zwischen den Kongruenzmaßen und den Kriterien... 206 1.1.4 Analysen einzelner Indikatoren der Kriterien... 210 1.1.5 Exogene Einflüsse auf die arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien... 212 1.2 Mediatoreffekt der subjektiven Kongruenz 2 (Forschungsfrage 2)... 214 1.3 Moderatoreffekt der Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl (Forschungsfrage 3)... 218 1.3.1 Determinanten der Entschiedenheit... 218 2 Implikationen... 219 2.1 Implikationen für die zukünftige Forschung... 219 2.2 Implikationen für die Praxis... 221 3 Stärken und Limitationen... 225 VI LITERATUR... 228 VII ANHANG... 253 1 ANHANG A: Messinstrumente... 253 2 ANHANG B: Datenaufbereitung... 275 3 ANHANG C: Explorative Faktorenanalysen und Reliabilitätsanalysen... 282 4 ANHANG D: CFA-Messmodelle der Kriterien... 286 5 ANHANG E: MIMIC-Modelle... 287 6 ANHANG F: Analysen einzelner Indikatoren der Kriterien... 288 V

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Hexagonales Modell... 36 Abbildung 2 Formen der Arbeitszufriedenheit... 57 Abbildung 3 Rahmenmodell zur Integration der Erklärungsansätze kontraproduktiven Verhaltens... 63 Abbildung 4 Das österreichische Bildungssystem... 79 Abbildung 5 Prädiktives Untersuchungsdesign... 83 Abbildung 6 MIMIC-Modell... 113 Abbildung 7 Spezifikation eines Moderatoreffekts als Produktterm... 120 Abbildung 8 CFA-Messmodell der Gesamtstichprobe mit standardisierten Schätzungen (N = 394)... 141 Abbildung 9 MIMIC-Basismodell der Gesamtstichprobe (N = 394)... 145 Abbildung 10 CFA-Messmodell der Schülerstichprobe mit standardisierten Schätzungen (N = 348)... 149 Abbildung 11 MIMIC-Basismodell Schülerstichprobe (N = 348)... 152 Abbildung 12 PLS-Strukturmodell E1 mit Pfadkoeffizienten und R²-Werten (N = 44)... 161 Abbildung 13 PLS-Strukturmodell F mit Pfadkoeffizienten und R²-Werten (N = 46)... 165 Abbildung 14 Mediatormodell Med1 mit Regressionskoeffizienten (N = 394)... 184 Abbildung 15 PLS-Strukturmodell Med3a mit Pfadkoeffizienten und R²-Werten... 191 Abbildung 16 Moderatormodell Mod1 mit Regressionskoeffizienten (N = 394)... 198 VI

Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Die vier Phasen der Entwicklung des Selbstkonzepts und der beruflichen Vorlieben... 21 Tabelle 2 Die sechs Persönlichkeitstypen bzw. Interessentypen nach Holland... 34 Tabelle 3 Gesamtstichprobe und Rücklaufquote... 77 Tabelle 4 Berufsausbildungsmöglichkeiten in der Sekundarstufe II... 81 Tabelle 5 Konstrukte und Messinstrumente... 84 Tabelle 6 Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Kongruenzmaßen... 86 Tabelle 7 Items zur Messung der subjektiven Kongruenz nach Messphasen... 87 Tabelle 8 Items zur Operationalisierung der Systemkongruenz... 91 Tabelle 9 Kriterien zur Bestimmung der Systemkongruenz... 93 Tabelle 10 Kongruenzindex der gemessenen Kongruenz laut Ausbildungssystem... 94 Tabelle 11 Auswertungsschlüssel der Zufriedenheitsformen und Unzufriedenheitsformen... 98 Tabelle 12 Zufriedenheitsformen nach den Dimensionen Konstruktivität und Nicht-Konstruktivität... 99 Tabelle 13 Dimensionen des kontraproduktiven Verhaltens in der schulischen Ausbildung... 101 Tabelle 14 Cutoff-Werte für Reliabilitätsmaße... 110 Tabelle 15 Cutoff-Werte für Modellgütekriterien... 112 Tabelle 16 Modellgütekriterien für PLS-PM... 118 Tabelle 17 Unterschiede zwischen PLS und SEM... 119 Tabelle 18 Vergleich Gesamtstichprobe Oberösterreich/Österreich (Schuljahr 2008/09)... 122 Tabelle 19 Vergleich Hauptschulabsolventen Übertrittsstatistik Österreich (Schuljahr 2008/09)... 122 Tabelle 20 Vergleich Rücklaufquote Österreich nach Schulstufen (Schuljahr 2009/10)... 123 Tabelle 21 Deskriptive Statistik der manifesten Variablen nach Stichproben... 124 Tabelle 22 Interkorrelationen der manifesten Variablen bei der Gesamtstichprobe (N = 394)... 126 Tabelle 23 Interkorrelationen der manifesten Variablen bei der Schülerstichprobe (N = 348)... 127 Tabelle 24 Interkorrelationen der manifesten Variablen bei der Lehrlingsstichprobe (N = 46)... 128 Tabelle 25 Korrelationen Nominal- bezüglich Intervallmaß (Eta)... 129 VII

Tabelle 26 Unterschiede zwischen den Kongruenzmaßen nach Häufigkeiten (N = 507)... 130 Tabelle 27 Unterschiede zwischen subjektiver Kongruenz und Systemkongruenz... 131 Tabelle 28 Veränderungen der Ausbildungswünsche von t1 auf t2 nach Schultyp (N = 86)... 135 Tabelle 29 Häufigkeiten der Stabilität der Ausbildungswünsche... 136 Tabelle 30 Veränderungen der Ausbildungswünsche von t2 auf t3 nach Schultyp (N = 25)... 137 Tabelle 31 Robuste ML-Schätzungen des CFA-Messmodells der Gesamtstichprobe (N = 394)... 142 Tabelle 32 Fit-Statistik des CFA-Messmodells der Gesamtstichprobe... 143 Tabelle 33 Robuste ML-Schätzungen der MIMIC-Modelle A und B... 145 Tabelle 34 Fit-Statistik der MIMIC-Modelle A und B... 146 Tabelle 35 Robuste ML-Schätzungen des CFA-Messmodells der Schülerstichprobe (N = 348)... 150 Tabelle 36 Fit-Statistik der CFA-Messmodelle der Schülerstichprobe... 151 Tabelle 37 Robuste ML-Schätzungen der MIMIC-Modelle C und D... 153 Tabelle 38 Fit-Statistik der MIMIC-Modelle C und D... 153 Tabelle 39 Korrelationen der Indikatoren der Leistung bei der Lehrlingsstichprobe (N = 46)... 156 Tabelle 40 Faktoren und Indikatoren der Kriterien der Lehrlingsstichprobe... 158 Tabelle 41 Reliabilität, Ladungen und Kreuzladungen des Modells E (N = 44)... 159 Tabelle 42 Reliabilität, Ladungen und Kreuzladungen des Modells E1 (N = 44)... 159 Tabelle 43 Modell E1 mit Parameterschätzungen und Bootstrap-Konfidenzintervallen (95 %)... 160 Tabelle 44 Effektstärken f² der Kongruenzmaße auf die Kriterien (Modell E1)... 161 Tabelle 45 R², Kommunalität, Redundanz, Q² und GoF des Modells E1... 162 Tabelle 46 Reliabilität, Ladungen und Kreuzladungen des Modells F (N = 46)... 163 Tabelle 47 Modell F mit Parameterschätzungen und Bootstrap-Konfidenzintervallen (95 %)... 164 Tabelle 48 Effektstärken f² der Kongruenzmaße auf die Kriterien (Modell F)... 165 Tabelle 49 R², Kommunalität, Redundanz, Q² und GoF des Modells F... 166 Tabelle 50 Konstruktivitätsdimensionen nach Häufigkeiten und Stichproben... 168 Tabelle 51 Kreuztabelle zwischen den Konstruktivitätsdimensionen und der Fluktuationsabsicht... 169 Tabelle 52 Konstruktivitätsdimensionen nach dem Notendurchschnitt (N = 394)... 173 VIII

Tabelle 53 Konstruktivitätsdimensionen nach der Vorgesetztenbeurteilung (N = 46)... 174 Tabelle 54 Deskriptive Statistik der Gründe für die Inkongruenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit... 176 Tabelle 55 Dichotome Kovariate nach Kategorien und Häufigkeiten (N = 394)... 177 Tabelle 56 Deskriptive Statistik der dichotomen Kovariate und tetrachorische Korrelationen... 177 Tabelle 57 Robuste ML-Schätzungen der MIMIC-Modelle G und H (N = 394)... 179 Tabelle 58 Fit-Statistik der MIMIC-Modelle G und H... 179 Tabelle 59 Robuste ML-Schätzungen der MIMIC-Modelle I und J (N = 348)... 181 Tabelle 60 Fit-Statistik der MIMIC-Modelle I und J... 182 Tabelle 61 Robuste ML-Schätzungen des Mediatormodells Med1 (N = 394)... 185 Tabelle 62 Aufteilung der Effekte des Mediatormodells Med1... 185 Tabelle 63 Robuste ML-Schätzungen des Mediatormodells Med2 (N = 348)... 186 Tabelle 64 Aufteilung der Effekte des Mediatormodells Med2... 187 Tabelle 65 Reliabilität, Ladungen und Kreuzladungen des Mediatormodells Med3 (N = 46)... 188 Tabelle 66 Reliabilität, Ladungen und Kreuzladungen des Mediatormodells Med3a (N = 46)... 189 Tabelle 67 Modell Med3a mit Parameterschätzungen und Bootstrap-Konfidenzintervallen (95 %)... 190 Tabelle 68 Aufteilung der Effekte des Mediatormodells Med3a... 191 Tabelle 69 Effektstärken f² der Kongruenzmaße auf die Kriterien (Modell Med3a)... 192 Tabelle 70 Kommunalität, Redundanz, Q² und GoF des Mediatormodells Med3a... 192 Tabelle 71 Deskriptive Statistik der Entschiedenheit nach den Gruppen Interessentest ja/nein... 194 Tabelle 72 Deskriptive Statistik der Entschiedenheit t1 nach dem Geschlecht... 195 Tabelle 73 Deskriptive Statistik der Entschiedenheit nach der Stabilität... 196 Tabelle 74 Robuste ML-Schätzungen der Moderatormodelle Mod1 und Mod2 (N = 394)... 198 Tabelle 75 Fit-Statistik der Moderatormodelle Mod1 und Mod2... 199 Tabelle 76 Überblick über die Ergebnisse der Hypothesentests... 200 IX

Abkürzungsverzeichnis AHS AVE BHS BMS CFA CFI df EFA GFI KINT KPV KSUB KSYS M MIMIC ML N PLS PLS-PM PTS RMSEA SD SEM SRMR Allgemeinbildende höhere Schule durchschnittlich erfasste Varianz Berufsbildende höhere Schule Berufsbildende mittlere Schule konfirmatorische Faktorenanalyse (Confirmatory Factor Analysis) Comparative Fit Index Freiheitsgrade explorative Faktorenanalyse Goodness of Fit Index Interessenkongruenz kontraproduktives Verhalten subjektive Kongruenz Systemkongruenz (arithmetischer) Mittelwert Multiple Indicators and Multiple Causes Maximum Likelihood Stichprobengröße Partial Least Squares Partial Least Squares-Path Modeling (Pfadmodellierung) Polytechnische Schule Root Mean Squared Error of Approximation Standardabweichung Structural Equation Modeling (Strukturgleichungsmodell) Standardized Root Mean Square Residual X

Zusammenfassung / Abstract Zu den wichtigsten Verfahren der Berufsberatung zählen psychometrische Inventare zur Erfassung beruflicher Interessen. Die Validität von Interesseninventaren wurde in zahlreichen Studien und mehreren Metaanalysen für berufswahlbezogene und auch entferntere Kriterien nachgewiesen. Führt der Einsatz von Berufsinteresseninventaren tatsächlich zu einer besseren Passung von Person und Beruf als die subjektiv geäußerte Präferenz für einen bestimmten Beruf und ihre wahrgenommene Kongruenz mit der Ausbildung? Die Person-Environment-Fit-Forschung bestätigt im Allgemeinen, dass direkt wahrgenommene, subjektive Kongruenzmaße indirekten Fit-Maßen wie Interesseninventaren hinsichtlich ihrer prädiktiven Validität für arbeits- und organisationspsychologische Kriterien überlegen sind. Ziel dieser Dissertation war die Überprüfung der prognostischen Validität direkter und indirekter Kongruenzmaße für arbeits- und organisationspsychologische Kriterien im Zuge der Berufs- und Ausbildungswahl Jugendlicher. In dieser Untersuchung wurden drei verschiedene Kongruenzmaße berücksichtigt: die Interessenkongruenz, die subjektive Kongruenz und die Systemkongruenz. Die Interessenkongruenz basiert auf Hollands (1997) Kongruenzkonstrukt, einem der wichtigsten und validesten Konstrukte der Berufspsychologie. Die subjektive Kongruenz erfasst die subjektiv wahrgenommene Kongruenz zwischen dem Beruf, den der/die Jugendliche erlernen möchte und der Ausbildung, von der er/sie glaubt, dass sie zu diesem Beruf passt. Berufs- und Ausbildungswünsche entwickeln sich in frühester Kindheit und repräsentieren nach der Theorie von Gottfredson (1981) das berufliche Selbstkonzept des/der Jugendlichen. Zusätzlich wurde ein drittes Verfahren entwickelt die Systemkongruenz, die die Kongruenz zwischen der ausgedrückten Aspiration und dem ausgedrückten Ausbildungswunsch des/der Jugendlichen laut dem österreichischen Ausbildungssystem erfasst. Zur Messung der Effektivität der Kongruenzmaße wurden drei zentrale arbeits- und organisationspsychologische Kriterien in die Untersuchung miteinbezogen, die in der klassischen Berufspsychologie üblicherweise nicht untersucht werden. Die Zufriedenheit mit der beruflichen Ausbildung wurde mit verschiedenen Formen der Zufriedenheit und Unzufriedenheit bzw. mit den Konstruktivitätsdimensionen nach dem Modell von Bruggemann (1974) gemessen. Es wurden schulische und berufliche Leistungsmaße und das kontraproduktive Verhalten in der schulischen und betrieblichen Ausbildung erfasst. Mediatoreffekte und Moderatorvariablen wie die Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl wurden ebenfalls berücksichtigt. Die Kongruenzmaße wurden mit einem prädiktiven Design vor und nach Eintritt in die Ausbildung erhoben. Die Untersuchungsstichprobe setzte sich, vor Eintritt in die Ausbildung, aus rund 500 Viertklässlern der achten Schulstufe von neun Pflichtschulen zusammen. Nach Eintritt in die weiterführende Ausbildung wurden 348 Schüler/innen in 32 berufsbildenden und zwei Polytechnischen Schulen und 46 Lehrlinge in 41 Ausbildungsbetrieben befragt. Die Zusammenhänge wurden bei der Gesamt- und Schülerstichprobe mit der kovarianzbasierten Technik der MIMIC- Modellierung geschätzt. Bei der Lehrlingsstichprobe wurde das varianzbasierte Verfahren der Partial Least Squares-Pfadmodellierung eingesetzt. Die Ergebnisse zeigten, dass die durch den/die Jugendliche/n direkt wahrgenommene, subjektive Kongruenz den beiden indirekt gemessenen Verfahren in Zusammenhang mit den arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien überlegen war. Die subjektive Kongruenz erwies sich nicht nur als der beste (von r =.157 bis.476), sondern auch als der einzige Prädiktor für die Zufriedenheit mit der Ausbildung. Nach Eintritt in die Ausbildung ergab sich außerdem ein Zusammenhang mit der schulischen Leistung (r =.156 bis.159). Bei der Lehrlingsstichprobe zeigte sich vor Eintritt in die Ausbildung kein signifikanter Einfluss der subjektiven Kongruenz auf die Kriterien. Nach Eintritt in die Ausbildung erwies sich die subjektive Kongruenz wiederum als der beste Prädiktor für die Zufriedenheit (r =.807), das XI

kontraproduktive Verhalten (r = -.551) und die schulische Leistung (r =.302 nicht signifikant) und wies von allen Kongruenzvariablen die größten Effektstärken auf (f² = 1.21 Zufriedenheit, f² = 0.315 kontraproduktives Verhalten, f² = 0.073 schulische Leistung). Die Ergebnisse bestätigen die Befunde der Person-Environment-Fit Forschung, dass direkte Maße des wahrgenommenen Fit zu höheren Zusammenhängen mit arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien führen als indirekte Kongruenzmaße. Überdies lieferten das Ausmaß der subjektiven Kongruenz, die Auswertungen der Konstruktivitätsdimensionen und die Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität aufschlussreiche Erklärungen für die Fluktuationsabsicht von rund einem Viertel der Jugendlichen der Stichprobe. Interest inventories are one of the most important and most widely applied methods of career counseling. Validity of interest inventories has been confirmed in a bulk of studies and some metaanalysis for career-related as well as distal outcomes. But do interest inventories really predict a better person-vocation fit than the adolescent s expressed preference for a certain vocation and its perceived congruence with vocational training? Person-environment-fit research has generally confirmed that direct measures of perceived fit are more highly related to job and academic outcomes than indirect measures of fit such as interest inventories. Purpose of this dissertation was the examination of the predictive validity of direct and indirect measures of congruence for job and academic outcomes in the context of adolescents vocational choice. Three measures of congruence were used in this study: Interest congruence, subjective congruence and system congruence. Interest congruence is based on Holland s (1997) congruence construct, one of the most important and most valid constructs of vocational psychology. Subjective congruence measures perceived subjective congruence of the adolescent s expressed aspiration and the expressed intended vocational training. Vocational and educational aspirations develop early in childhood and represent according the Gottfredson s theory (1981) the adolescent s vocational self concept. Additionally a third measure was constructed the system congruence, which measures the congruence between the adolescent s expressed aspiration and the expressed intended vocational training according to the Austrian educational system. To test the effectiveness of the congruence measures three important job and academic outcomes were used. Satisfaction with vocational training was measured with different forms of satisfaction and dissatisfaction resp. constructivity dimensions according to Bruggemann s (1974) theory. Academic and work performance and counterproductive behavior were also measured. Effects of mediation and moderation of career decidedness were considered. Congruence measures were collected before and after entry into vocational training. The sample before entry consisted of about 500 students of fourth classes of the eighth grade of nine secondary schools. After entry into vocational training data was collected from students in 32 schools for vocational training and two Polytechnic schools and from 46 apprentices at 41 workplaces. Predictive validity of congruence measures for job and academic outcomes was examined using covariance-based technique of MIMIC-modeling (total and students sample) and variance-based technique of Partial Least Squares-Path Modeling (apprentices sample). Results showed that perceived subjective congruence had higher effects on job and academic outcomes than indirect congruence measures. Subjective congruence was the best (from r =.157 to.476) as well as the only predictor for satisfaction with vocational training of students. After entry into vocational training there was a significant relation with academic performance (from r =.156 to.159), too. In the apprentices sample no significant relation was found between subjective congruence and job and academic XII

outcomes before entry into vocational training. After entry into vocational training subjective congruence was again the best predictor for satisfaction (r =.807), counterproductive behaviour (r = -.551) and academic performance (r =.302 not significant) with the highest effect sizes of all congruence measures (f² = 1.21 satisfaction, f² = 0.315 counterproductive behavior, f² = 0.073 academic performance). Results support findings of person-environment-fit-research, that direct measures of perceived fit are higher related to job and academic outcomes than indirect congruence measures. Moreover, degree of subjective congruence, analyses of constructivity dimensions and discrepancy between adolescent s expectation and reality provided some revealing explanations for intent to leave of about a quarter of the adolescents of the sample. XIII

I EINLEITUNG Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben eines/einer Jugendlichen, denn sie stellt gleichsam die Weichen für den weiteren beruflichen Lebensweg. Dabei geht es bei der Berufswahl nicht primär darum, denjenigen Beruf zu wählen, der am besten zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen passt, sondern der/die Jugendliche sollte zumindest eine günstige Richtung einschlagen (Gottfredson, 2005), sei es nun in einem Lehrberuf oder einer höheren beruflichen Ausbildung, sei es in einem technischen oder sozialem Beruf. Aus entwicklungstheoretischer Perspektive bedeutet Berufswahl auch nicht nur einfach die Wahl eines bestimmten Berufes, sondern die Wahl eines Berufslebens oder einer Laufbahn, die mit der Übernahme verschiedener Lebensrollen und Verpflichtungen verbunden ist (Super, 1980; Gottfredson, 2005). Wie entwickeln sich Berufs- und Ausbildungswünsche und wie wählt der/die Jugendliche einen Beruf und eine Ausbildung, die zu ihm/ihr passen? Wie entscheidet der/die Jugendliche, welcher Beruf bzw. welche Ausbildung die richtige für ihn/sie ist? Eine Theorie, die sich mit der Entwicklung von Berufs- und Ausbildungswünschen und dem Berufswahlverhalten von Individuen beschäftigt, ist die Theorie von Gottfredson (1981, 1996, 2002). Nach Gottfredson (1981, 1996) setzen sich Individuen bereits im Kindergartenalter mit Berufswünschen auseinander. Nach und nach entwickeln sie immer konkretere Vorstellungen über ihre berufliche Zukunft und lernen einzuschätzen, welche Berufe mit dem eigenen beruflichen Selbstkonzept kompatibel sind und welche nicht. Mit etwa 14 Jahren haben die meisten Jugendlichen ihre persönliche Identität so weit entwickelt, dass sie eine mit ihrem Selbstkonzept übereinstimmende Berufswahl treffen können. Die Wahl des Berufs ergibt sich dann aus dem Abwägen verschiedener, verfügbarer Alternativen (Gottfredson, 2005). Über die Berufswahl Jugendlicher, vor allem in Zusammenhang mit nahen, berufswahlbezogenen Kriterien, gibt es eine umfangreiche Forschung. Es wurden verschiedene Konstrukte wie Berufswünsche bzw. Aspirationen, Ausbildungswünsche und Interessen als Prädiktoren der Berufs- und Ausbildungswahl untersucht. Studien bestätigten, dass Berufs- und Ausbildungswünsche von Jugendlichen die besten Prädiktoren für die Berufs- und Ausbildungswahl im Erwachsenenalter sind (z. B. Mau & Bikos, 2000; Rojewski & Kim, 2003). Zahlreiche Autoren bestätigten auch einen Zusammenhang zwischen Ausbildungswünschen und der erreichten Ausbildung (z. B. Marjoribanks, 2002; Mau & Bikos 2000; Schoon & Parsons, 2002) und Aspirationen und der akademischen Leistung (z. B. Mau & Bikos 2000; Schoon & Parsons, 2002; Heckhausen & Tomasik, 2002). Zum Zusammenhang zwischen Berufs- und Ausbildungswünschen und distalen, arbeitsbezogenen Kriterien existieren jedoch nur wenige Studien. Eines der wichtigsten und meist untersuchten Konstrukte der Berufs- und Laufbahnpsychologie sind Interessen, was nicht zuletzt auf die Berufswahltheorie von Holland (1997), die populärste Theorie der Berufspsychologie (Spokane & Cruza-Guet, 2005), zurückzuführen ist. Nach Holland (1997) drücken Menschen ihre Interessen in Arbeit, Schule, Hobbys, Freizeitaktivitäten und Vorlieben aus. Die Wahl eines Berufs ist daher nichts anderes als der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Menschen suchen nach passenden Umwelten, die ihren Persönlichkeitseigenschaften entsprechen und in denen sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen können. Wenn sich die Person in einer zu ihren Interessen passenden Berufs- oder Ausbildungsumwelt befindet, führt dies zu beruflicher Zufriedenheit, Stabilität und Erfolg. Eine Nichtübereinstimmung bzw. Inkongruenz hingegen führt zu Veränderungsverhalten und der Suche nach einer kongruenten Umwelt (Holland (1997). Diese Annahme Hollands wird auch als Kongruenzhypothese bezeichnet. 1

Interessen und Neigungen werden in der Berufspsychologie daher als Persönlichkeitseigenschaft oder persönliche Veranlagung verstanden (z. B. Holland, 1997; Bergmann & Eder, 2005). Psychometrische Inventare zur Erfassung beruflicher Interessen zählen zu den wichtigsten Verfahren der Berufsberatung, deren Zweck, nach Hollands Kongruenzhypothese, die Passung bzw. Kongruenz zwischen den Interessen einer Person und der Berufs- oder Ausbildungsumwelt ist. Die Effektivität dieser Verfahren wurde in verschiedenen Studien (z. B. Miller & Brown, 2005) nachgewiesen. Sie bestätigten positive Effekte von Berufsinteresseninventaren in Bezug auf unmittelbare Kriterien wie Informationssuchverhalten, Karriere-Entschlossenheit und karrierebezogene Fertigkeiten. Studien zum Zusammenhang zwischen dem Kongruenzkonstrukt und distalen, arbeits- und ausbildungsbezogenen Kriterien brachten jedoch gemischte Ergebnisse. Drei Metaanalysen (Assouline & Meir, 1987; Tranberg, Slane & Ekeberg, 1993; Tsabari, Tziner & Meir, 2005) bestätigten, dass ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Kongruenz und wichtigen Kriterien der Arbeitstätigkeit wie Stabilität, Zufriedenheit und Leistung besteht. Allerdings sind die Korrelationen eher gering oder nicht signifikant. Auch wenn der/die Jugendliche bereits weiß, was er werden möchte, wie gelingt es ihm, den gewünschten Beruf in der meist kurzen Zeit des beruflichen Übergangs auch bei aufkommenden Hindernissen zu realisieren? Wie wählt er aus der Vielzahl von Schulen eine Ausbildungsrichtung, die zu seinem Berufswunsch passt? Was geschieht, wenn er keinen Ausbildungsplatz findet oder die gewünschte berufliche Ausbildung nicht zugänglich ist? Manche Autoren und Autorinnen bezeichnen die Berufswahl gar als eines der Rätsel des Erwachsenwerdens (Reuel, 2003). Diese Arbeit soll etwas dazu beitragen, das Rätsel der Berufswahl Jugendlicher zu lösen nämlich wie treffen Jugendliche eine kongruente Berufswahl? Im Mittelpunkt der Untersuchung steht dabei die Frage, wie Jugendliche, in der kurzen Phase des beruflichen Übergangs, auch beispielsweise bei aufkommenden Hindernissen, die Übereinstimmung bzw. Kongruenz zwischen individuellen beruflichen Merkmalen und der passenden Berufs- und Ausbildungsumwelt einschätzen und ob sich das Ausmaß, die Art und Erhebungsmethode der Kongruenz auf arbeitsund organisationspsychologische Kriterien auswirkt. Hollands (1997) Kongruenzkonstrukt ist eines der wichtigsten und validesten Konstrukte der Berufspsychologie. Auch in dieser Arbeit wird die Interessenkongruenz, die mit einem validen Interesseninventar gemessen wurde, berücksichtigt. Überdies wird jedoch untersucht, wie die Jugendlichen selbst die Übereinstimmung zwischen dem Beruf, den sie erlernen möchten und der Ausbildung, von der sie glauben, dass sie zu diesem Beruf bzw. ihrem Berufswunsch passt, wahrnehmen und einschätzen. Bei der subjektiven Einschätzung der Kongruenz durch den/die Jugendliche/n handelt es sich ebenfalls um eine Art Kongruenzmaß, das sich jedoch grundlegend von der Interessenkongruenz nach dem Holland-Modell (1997) unterscheidet. Zusätzlich wird ein weiteres Kongruenzmaß entwickelt, mit dem überprüft werden soll, ob die ausgedrückte Aspiration und der ausgedrückte Ausbildungswunsch des/der Jugendlichen im Sinne des österreichischen Ausbildungssystems kongruent sind. Außerdem werden drei zentrale arbeits- und organisationspsychologische Kriterien, Leistung, Zufriedenheit und kontraproduktives Verhalten, in dieser Arbeit berücksichtigt, die in der klassischen Berufspsychologie üblicherweise nicht untersucht werden. Der Schwerpunkt dieser Forschungsarbeit liegt auf der Untersuchung der prognostischen Validität drei verschiedener Arten von Kongruenzmaßen für arbeits- und organisationspsychologische Kriterien. Es wird, erstens, angenommen, dass die durch den/die Jugendliche/n wahrgenommene, subjektiv eingeschätzte Kongruenz zwischen seinem Berufswunsch und seinem Ausbildungswunsch die arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien besser vorhersagt als die mittels eines validen Interesseninventars gemessene Kongruenz zwischen den Interessen und der Berufs- 2

bzw. Ausbildungsumwelt oder die auf der ausgedrückten Aspiration und dem ausgedrückten Ausbildungswunsch des/der Jugendlichen basierende Kongruenz laut dem österreichischen Ausbildungssystem. Für diese Annahme gibt es mehrere theoretische und empirische Gründe: Erstens zeigte die Forschung, dass die Art der Messung der Kongruenz (direkt versus indirekt) zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. In der Person-Environment-Fit-Forschung wird das Konstrukt des Fit unterschiedlich gemessen, entweder direkt oder indirekt. Bei der direkten Messung wird die Person nach dem wahrgenommenen Fit gefragt. Der wahrgenommene Fit wird dabei als direkte Bewertung der Kongruenz definiert (z. B. French, Rodgers & Cobb, 1974; Kristof, 1996; zitiert nach Kristof-Brown, Zimmerman & Johnson, 2005, S. 291), im Gegensatz zur indirekten Bewertung mit einem Messinstrument. Bei der indirekten Messung werden die Merkmale der Person und der Umwelt getrennt erhoben und anschließend die Kongruenz berechnet. Die Umwelt kann entweder subjektiv durch den Probanden oder objektiv durch andere Quellen bewertet werden (Kristof-Brown et al., 2005). Die indirekte Messung erfolgt daher in ähnlicher Weise wie die Messung der Kongruenz mit einem Interesseninventar. In einer Metaanalyse stellten Kristof-Brown et al. (2005) fest, dass die Art der Messung des Fit als Moderator wirkte. Die Autoren fanden einen wesentlich höheren Zusammenhang (in ρ = geschätzte True-Score- Korrelation) zwischen der direkt erhobenen, wahrgenommenen Kongruenz und der Fluktuationsabsicht (direkt wahrgenommen: -.49, indirekt subjektiv -.44, indirekt objektiv: -.18) und der Gesamtleistung (.22;.20;.16) als mit einem indirekten Fit-Maß. Obwohl die prädiktive Validität von Interesseninventaren (indirekte Messung) von zahlreichen Autoren in Zusammenhang mit Kriterien wie Stabilität, Zufriedenheit und Leistung großteils bestätigt wurde (z. B. Assouline & Meir, 1987; Tranberg, Slane & Ekeberg, 1993; Tsabari, Tziner & Meir, 2005), konnte die Vorhersagekraft von Berufs- und Ausbildungswünschen ebenso nachgewiesen werden. Diverse Studien bestätigten, dass der selbst ausgedrückte Berufswunsch ein genauso guter (oder sogar besserer) Prädiktor für den erreichten Beruf war, als der gemessene mittels Berufsinteresseninventaren (z.b. Holland, Gottfredson & Baker, 1990; Rojewski, 2005; Gottfredson, 2005; Super, 1980). Zweitens zeigten sich Unterschiede nicht nur in der Art der Messung, sondern auch nach der kognitiven Zugänglichkeit der Kongruenz (bewusst versus unbewusst). Die bewusste, kognitiv zugängliche Einschätzung der Kongruenz durch den/die Jugendliche/n müsste mehr Varianz der Kriterien erklären, als die unbewusste, nicht kognitiv zugängliche, gemessene Kongruenz. Eine Theorie, die die bewusste bzw. unbewusste Wahrnehmung der Situation berücksichtigt, ist das Konzept der Arbeitszufriedenheit von Bruggemann (1974). Arbeitszufriedenheit ergibt sich aus dem mehr oder weniger bewussten Vergleich der angenehmen und unangenehmen Seiten der Arbeitssituation. Je nachdem, ob Personen die Situation als kongruent oder inkongruent mit ihren ursprünglichen Vorstellungen wahrnehmen, führt dies zu verschiedenen Formen der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit. Mit den verschiedenen Formen und dem Anspruchsniveau, dem Kernstück beim Prozess der Entstehung der Arbeitszufriedenheit, berücksichtigte Bruggemann erstmals das Person-Umwelt-Verhältnis und betrachtete damit Arbeitszufriedenheit als dynamischen Prozess (Büssing, 1991). Arbeitszufriedenheit ist kein Zustand, sondern verändert sich im Laufe der Zeit. Bei der resignativen Form der Arbeitszufriedenheit, beispielsweise, nimmt die Person die Situation als inkongruent mit den eigenen Erwartungen und Bedürfnissen wahr. Sie löst das Problem, indem sie das Anspruchsniveau senkt, was zwar in einer positiven Form der Arbeitszufriedenheit (resignative Arbeitszufriedenheit) resultiert (Bruggemann, 1974), jedoch mit zahlreichen negativen Folgen für die Gesundheit verbunden ist (Iwanowa, 2007) und zum Arbeitsplatzwechsel oder Ausbildungsabbruch führen kann. 3

Welche Konsequenzen hat eine Berufs- und Ausbildungswahl für den/die Jugendliche/n, die den ursprünglichen Erwartungen nicht gerecht wird? Wirkt es sich negativ auf die arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien aus, wenn der/die Jugendliche die reale Ausbildungssituation als inkongruent zu seinen ursprünglichen Erwartungen wahrnimmt? Führt Inkongruenz zu Unzufriedenheit mit der Ausbildung, mangelhafter Leistung, kontraproduktivem Verhalten oder gar zum Schul- bzw. Ausbildungsabbruch? Die wahrgenommene, subjektiv eingeschätzte Kongruenz zwischen dem Berufswunsch bzw. der Aspiration und der gewünschten Ausbildung des/der Jugendlichen sollte die arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien daher bereits vor Eintritt in die Ausbildung besser vorhersagen als die indirekt erhobene, gemessene Kongruenz mittels Interesseninventar. Studien konnten nachweisen, dass Maße des wahrgenommenen Fit vor Eintritt in den Beruf spätere Arbeitseinstellungen genauso gut vorhersagen wie wahrgenommene Fit-Maße nach Eintritt in den Beruf (z. B. Saks & Ashforth, 2002). In diesem Zusammenhang soll, zweitens, auch ein möglicher Mediatoreffekt der nach Eintritt in die Ausbildung erhobenen subjektiv, eingeschätzten Kongruenz untersucht werden. Wenn die Jugendlichen ihre ursprünglichen Erwartungen an die Realität der Ausbildungssituation anpassen, sollte sich mit der nach Eintritt in die Ausbildung erhobenen subjektiv, eingeschätzten Kongruenz ein wesentlich höherer Zusammenhang mit den Kriterien ergeben als mit der vor Eintritt in die Ausbildung erhobenen Kongruenz. Drittens sollen im Rahmen dieser Forschungsarbeit auch Moderatoreffekte wie die Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl in Zusammenhang mit der wahrgenommenen, subjektiv eingeschätzten Kongruenz überprüft werden. Studien bestätigten Zusammenhänge zwischen der Entschiedenheit der Berufs- und Ausbildungswahl und nahen berufswahlbezogenen Kriterien (z. B. Holland & Holland, 1977; Tracy & Darcy, 2002; Tracey, 2008) und auch entfernteren Kriterien wie dem Wohlbefinden und der schulischen Leistung (Creed, Prideaux & Patton, 2005). Diese drei Aspekte wurden von der Forschung bisher vernachlässigt. Überdies unterscheidet sich diese Untersuchung in einigen wesentlichen Punkten grundlegend von anderen. Erstens wird die subjektive Einschätzung der wahrgenommenen Kongruenz durch den/die Jugendliche/n direkt berücksichtigt. Die Jugendlichen wurden nach ihren Aspirationen und Ausbildungswünschen gefragt und danach, wie gut sie glauben, dass die beiden zusammenpassen. Die Aspirationen und Ausbildungswünsche wurden dabei nicht wie üblich kodiert (z. B. Holland, Gottfredson, & Baker, 1990; Bergmann, 1994), woraus sich eine direkte Einschätzung der Kongruenz durch den/die Jugendliche/n ergibt. Zweitens wurde die wahrgenommene, subjektiv eingeschätzte Kongruenz vor und nach Eintritt in die Ausbildung erhoben. Es sollen damit die Erwartungen des/der Jugendlichen an die zukünftige Ausbildung und zusätzlich die Wahrnehmung der realen Ausbildungssituation berücksichtigt werden. Anhand der arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien können Unterschiede zwischen den Erwartungen des/der Jugendlichen und der Wirklichkeit und potentielle Auswirkungen auf die Kriterien untersucht werden. Drittens werden in dieser Arbeit als Kriterien für den Erfolg der Berufs- und Ausbildungswahl arbeits- und organisationspsychologische Konstrukte verwendet, die bisher, wenn überhaupt, großteils in Zusammenhang mit dem Interessenkonstrukt untersucht wurden. Zu Aspirationen und Ausbildungswünschen und der wahrgenommenen Kongruenz zwischen den beiden in Zusammenhang mit arbeits- und organisationspsychologischen Kriterien existieren so gut wie keine Studien. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sollen dazu beitragen, die Perspektiven der Berufs- und Personalpsychologie, die sich seit Jahrzehnten auseinander entwickelt haben, wieder zu integrieren. Sie sollen den Grundschulen ermöglichen, bisher ungenutzte Ressourcen im Rahmen des obligatorischen Berufsorientierungsunterrichts aufzudecken, um die Jugendlichen optimal auf die 4

Berufs- und Ausbildungswelt vorzubereiten. Zusätzlich sollen sie den weiterführenden, berufsbildenden Schulen als Anstoß dienen, die Wünsche der Schüler/innen in stärkerem Ausmaß zu berücksichtigen und institutionelle Hürden bei der Wahl der weiterführenden Schule bzw. des Ausbildungsplatzes zu verringern, um Schul- und Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Eine günstige Laufbahnentscheidung sollte zu konstruktiver Zufriedenheit, hoher Leistungsbereitschaft und geringem kontraproduktiven Verhalten der Jugendlichen führen und so zum Erfolg des Berufsausbildungssystems beitragen. Bevor die theoretischen Grundlagen dieser Arbeit thematisiert werden, wird auf die kurze Zeit des beruflichen Übergangs Jugendlicher, speziell aus Sicht des österreichischen Bildungssystems, eingegangen. Anschließend wird die Berufswahl aus der Perspektive der Berufspsychologie und der Personalpsychologie erläutert. 1 Berufswahl aus Sicht der Jugendlichen Der Übergang von der Grundschule in die Berufsausbildung ist für den/die Jugendliche/n kurz und hat langfristige Konsequenzen. In Österreich müssen sich die Jugendlichen nach der 4. Klasse Hauptschule für eine weiterführende Berufsausbildung entscheiden. Auch etwa die Hälfte der Schüler/innen der 4. Klassen allgemeinbildender höherer Schulen wählt eine Berufsausbildung. Die Schüler/innen sind im Durchschnitt 14 Jahre alt. Die Auseinandersetzung mit der Berufswahl beginnt jedoch meistens schon viel früher, spätestens ein Jahr vor dem Übertritt (in der 3. Klasse) in die weiterführende Ausbildung. Der zukünftige Beruf und die Arbeit sind Jugendlichen nach wie vor wichtig. Nach der letzten österreichischen Jugend-Wertestudie 2006/07 (Friesl, Kromer & Polak, 2008) sind die wichtigsten Lebensbereiche 16- bis 24-Jähriger mit rund 70 %iger Zustimmung der Freundeskreis und die Familie. Im Mittelfeld liegen mit 53 % Arbeit und Schule. Die Bedeutung von Arbeit hat im Vergleich mit der Wertestudie von 1990 (43 %) und 2000 (48 %) um je 5 % zugenommen, nicht zuletzt aufgrund des massiven Wandels der Arbeitsmarktbedingungen in den letzten Jahrzehnten (Kromer, 2011). Dass die Berufsausbildung in Österreich eine wichtige Rolle spielt, zeigt sich in der Vielfalt und Attraktivität des Berufsbildungsangebotes. Rund 80 % aller Schüler/innen wählen nach der Pflichtschule eine Berufsausbildung (Tritscher-Archan & Nowak, 2010). Gemäß OECD befanden sich im Jahr 2007 77 % der Schüler/innen bzw. Auszubildenden innerhalb der Sekundarstufe II in einem berufsbildenden oder berufsvorbereitenden Ausbildungsgang und nur 23 % in einer allgemeinbildenden Ausbildung. Im Vergleich zu den 19 OECD-Ländern innerhalb der EU betrug dieses Verhältnis insgesamt 53 % (berufliche Bildung) zu 47 % (allgemeine Bildung). Österreich weist damit den höchsten Anteil an beruflicher Bildung innerhalb der Sekundarstufe II auf (Dornmayr & Wieser, 2010). Probleme bei der Ausbildungswahl ergeben sich durch die große Vielfalt und die regionalen Unterschiede der verschiedenen Schulformen, Typen und Standortprofile, die zu Unübersichtlichkeit und Desorientierung führen können (Schlögl, 2011). Man fragt sich daher zu Recht, wie ein/e Jugendliche/r, der vor dem Übertritt in eine weiterführende Berufsausbildung steht, eine passende Berufs- und Ausbildungswahl trifft. Auch wenn er/sie bereits weiß, was er/sie werden möchte und welchen Beruf er/sie daher ergreifen möchte, wie wählt er/sie aus der Vielzahl von Schulen eine Ausbildungsrichtung, die zu seinem/ihrem Berufswunsch passt? Das 14. Lebensjahr wird auch als Identitätskrise des/der Jugendlichen bezeichnet. Er/sie nimmt die berufliche Entwicklung nun als bewusst wahr und versucht gezielt, etwas über seine/ihre spezifischen beruflichen Interessen, Fähigkeiten, Wertvorstellungen und Ziele herauszufinden. Dies ist allerdings oft schwierig, da es den Jugendlichen an Erfahrung fehlt und viele ihrer relevanten 5

Persönlichkeitsmerkmale noch nicht voll entwickelt sind (Gottfredson 1981, 2005). Um eine geeignete Berufswahl treffen zu können, muss der/die Jugendliche Wissen über die verschiedenen Berufe, deren Anforderungen und die unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen etc. erwerben. Deshalb werden die Jugendlichen im Rahmen des schulischen Berufsorientierungsunterrichts gut auf die Entscheidung vorbereitet und unterstützt, beispielsweise durch Informationen über die Berufs- und Arbeitswelt, Betriebsbesichtigungen, Betriebspraktika, Schnupperlehre, Berufsinformationszentren, Berufs- und Studieninformationsmessen, computerunterstützte Selbsterkundungsprogramme etc. (Bergmann & Eder, 2010). Die Jugendlichen können auch eine individuelle Berufs- und Laufbahnberatung in Anspruch nehmen, bei der der Berater durch den Einsatz von Tests, Fragebogen und Interview ein umfassendes Persönlichkeitsprofil des Klienten erstellt. Mit Hilfe von Berufsprofilen versucht der Berater die Person einem bestimmten Beruf zuzuordnen (Bergmann, 2004). Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen, sind allerdings keineswegs passiv oder faul, wie so mancher vielleicht annehmen möchte. Sie bemühen sich aktiv um ihre berufiche Zukunft und beschaffen sich die nötigen Informationen, die sie für ihre Entscheidung brauchen, entweder von ihren Bezugspersonen, Institutionen oder aus dem Internet (Herzog, Neuenschwander & Wannack, 2004). Wenn die Jugendlichen auf Hindernisse stoßen, sei es weil sie im gewünschten Beruf keinen Ausbildungsplatz finden oder ihnen aufgrund ihrer schulischen Leistung der Zugang zur gewünschten Ausbildung verwehrt bleibt, zeigen sie eine erstaunliche Kompetenz in der Anpassung ihrer Leistungsressourcen an die beruflichen Wünsche, wenn es gegen Ende der Entscheidungsfrist geht (Heckhausen & Tomasik, 2002). 2 Beruf und Berufswahl aus Sicht der Berufs- und Personalpsychologie Der Beruf und die berufliche Arbeit bilden ein zentrales Merkmal der persönlichen Identität und ein strukturierendes Element der Gesellschaft (Bergmann & Eder, 2010). Zusammenfassend definieren Bergmann und Eder (1995) Beruf als eine auf Eignung und Neigung gegründete, auf Selbstverwirklichung gerichtete und in einem gesellschaftlich definierten Rahmen längerdauernd ausgeübte, qualifizierte und bezahlte Arbeit (Bergmann & Eder, 1995, S.1). Umgangssprachlich ist mit dem Begriff der Berufswahl meistens der Übergang von der Schule in die Ausbildung und den Beruf gemeint. Die berufspsychologische Sichtweise der Berufswahl ist jedoch wesentlich vielfältiger und bezieht sich auf verschiedene Sachverhalte wie die Entscheidung für eine bestimmte Ausbildung oder Studienrichtung, die Präferenz für einen bestimmten Beruf, den Eintritt in eine Ausbildung oder einen Beruf, einen Ausbildungs- oder Berufswechsel usw. In der Berufswahlforschung wird Berufswahl als Prozess betrachtet, der mit der kindlichen Äußerung eines Berufswunsches beginnt und mit dem endgültigen Rückzug aus dem Berufsleben endet. In der neueren angloamerikanischen Berufs- und Laufbahnforschung wird anstatt des Begriffs Berufswahl (vocational bzw. occupational choice) eher der Begriff der beruflichen Entwicklung oder Laufbahnentwicklung (vocational bzw. career development) verwendet (Bergmann, 2004). Die Begriffe Berufswahlreife oder Berufswahlbereitschaft sind ebenfalls eng mit entwicklungstheoretischen Ansätzen verbunden, werden aber oft synonym verwendet. Super (1990, S. 213), beispielsweise, spricht von career maturity und career readiness. Voraussetzung für die Wahl eines Berufs ist die Berufswahlreife oder Berufswahlbereitschaft. Entwicklungstheoretiker (z. B. Super, 1953, 1957, 1980, 1990; Gottfredson, 1981, 1996, 2002) sehen Berufswahlreife als die Bereitschaft einer Person, berufliche Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu meistern und eine Berufswahl zu treffen (Super, 1990). Entscheidend für die Berufswahl ist das Selbstkonzept des 6

Individuums. Aus entwicklungstheoretischer Perspektive bedeutet die Berufswahl jedoch nicht einfach die Wahl eines bestimmten Berufes, sondern die Wahl eines Berufslebens oder einer Laufbahn, die mit der Übernahme verschiedener Lebensrollen und Verpflichtungen verbunden ist (Super, 1980; Gottfredson, 2005). Der/die Jugendliche wird bei der Wahl seines Berufs und der damit verbundenen Ausbildung nach höchstmöglicher Kongruenz trachten. Genauso wichtig ist Kongruenz in der Berufspsychologie und Personalpsychologie bei der Zuordnung von Personen zu Plätzen. Die Berufspsychologie versucht mit Hilfe der Berufsberatung den geeigneten Beruf oder die passende Berufsausbildung für eine Person zu finden und dient vorrangig der Platzierung oder Zuordnung von Personen zu Berufen. Ziel der Personalpsychologie ist es, im Rahmen der Berufseignungsdiagnostik die geeignete Person für eine gegebene Stelle auszuwählen. Sie dient damit vorrangig der Selektion (Marcus, 2010). Die Berufspsychologie beschäftigt sich daher mit den Kriterien vor Eintritt in den Beruf und die Personalpsychologie mit den Kriterien nach Eintritt in den Beruf. Ziel beider Disziplinen ist eine möglichst hohe Kongruenz oder Person-Environment-Fit. Allgemein besagt das Konzept des Person-Environment-Fit (P-E-Fit) von French, Rodgers & Cobb (1974), dass zwischen der Person und der jeweiligen Arbeitsumgebung Übereinstimmung bestehen muss, und zwar zwischen den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Person und den Arbeitsanforderungen (P) sowie zwischen den persönlichen Bedürfnissen und den Befriedigungsmöglichkeiten bei der Arbeit (E). Aufgrund der vagen Definition haben sich mehrere unterschiedliche Fit-Konzepte entwickelt, von denen das bekannteste Hollands (1997) Kongruenzkonzept zwischen Interessen und der Berufsumwelt ist. Weitere Konzepte beziehen sich auf den Fit zwischen den Fähigkeiten einer Person und der Arbeit, der Organisation, Arbeitsgruppen oder Vorgesetzten (Kristof-Brown, Zimmerman & Johnson, 2005). Bei der Zuordnung von Personen zu Berufen werden außerdem bestimmte Kriterien berücksichtigt. Eines der wichtigsten Konstrukte der Berufspsychologie sind, neben Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wertvorstellungen, berufliche Interessen. In der Personalpsychologie wurden Interesseninventare als Personalauswahlverfahren bisher vernachlässigt (Schuler & Höft, 2006). Ziel beider Disziplinen ist eine möglichst hohe Vorhersagevalidität der Kriterien zu erreichen, bei der Berufspsychologie für die Berufswahl und bei der Personalpsychologie für arbeits- und organisationspsychologische Kriterien (Blickle, 2011). 2.1 Platzierung aus Sicht der Berufspsychologie Das Hauptziel der Berufspsychologie und Berufsberatung ist eine gelungene Berufswahl ihrer Klienten. Diese erfordert, dass die Personen ihre Zufriedenheit im Beruf maximieren können und ihre Werte, Interessen und Fähigkeiten in der Arbeitswelt einsetzen können (Blustein, Coutinho, Catraio & Backus, 2011). Zur Erklärung der Berufswahl und beruflichen Entwicklung wurden zahlreiche Theorien hervorgebracht. Die einflussreichsten psychologischen Ansätze der Berufspsychologie sind der differenzialdiagnostische Ansatz (Trait-and-Factor-Theorie), die Berufswahltheorie von Holland (1973, 1997), die Laufbahnentwicklungstheorie von Super (1953, 1980, 1990) und die Theorie des sozialen Lernens von beruflichen Entscheidungsprozessen (Krumboltz, 1979; Mitchell & Krumboltz, 1994) (Bergmann, 2004). Die Berufsberatung versucht die theoretischen Ansätze im praktischen Bereich umzusetzen, z. B. im Zuge der Berufs- und Laufbahnberatung, Berufsorientierung, beruflichen Beratung, Förderung der beruflichen Ausbildung und der Ausbildungs- und Stellenvermittlung. Diese Leistungen werden vor allem für Jugendliche angeboten. Die Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen beziehen sich in erster Linie auf den Zeitraum der vorberuflichen Entwicklung 7