Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)



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Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) Stiftung des öffentlichen Rechts Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft "Gottfried Wilhelm Leibniz" (WGL) Jahresbericht 2009/2010

Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) Stiftung des öffentlichen Rechts Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft "Gottfried Wilhelm Leibniz" (WGL) Jahresbericht 2009/2010

INHALTSVERZEICHNIS Die Jahre 2009 und 2010 im Überblick... 3 1 Organisation des IAMO, Finanzierung und Personal... 5 1.1 Aufgaben und Organe des IAMO... 5 1.2 Finanzierung... 8 1.3 Personal... 8 1.4 Abteilungen... 9 1.4.1 Wissenschaftliche Abteilungen... 9 1.4.2 Abteilung Administration und Zentrale Dienste/Technik... 10 2 Forschung am IAMO... 11 2.1 Organisation und Koordinierung der Forschung... 11 2.2 Forschungsergebnisse... 12 2.2.1 Forschungsschwerpunkt 1: Politikreform und institutioneller Wandel... 12 2.2.2 Forschungsschwerpunkt 2: Strukturwandel und Unternehmenswachstum... 19 2.2.3 Forschungsschwerpunkt 3: Beschäftigung und Lebensverhältnisse... 32 2.2.4 Forschungsschwerpunkt 4: Wettbewerbsstrategien und Marktanforderungen... 40 2.3 Wissenschaftliche Kooperationen... 50 2.4 Drittmittelprojekte... 51 2.4.1 Entwicklung der Drittmitteleinwerbung... 51 2.4.2 Ausgewählte Drittmittelprojekte... 55 2.5 "Pakt für Forschung und Innovation I": Forschungsbericht zur IAMO-Graduiertenschule... 57 2.6 "Pakt für Forschung und Innovation II": Forschungsbericht zur Internationalen China Forschergruppe am IAMO... 59 2.7 Publikationen... 61 3 Wissenstransfer und Kommunikation... 63 3.1 Forum des wissenschaftlichen Austausches... 66 3.1.1 IAMO Forum 2009 und 2010... 67 3.1.2 Weitere ausgewählte Tagungen und Seminare... 69 3.1.3 Agrarökonomisches Kolloquium... 71 3.1.4 Wissenschaftliche Schriftenreihen des IAMO... 73 3.1.5 Öffentlichkeitsarbeit und Internetauftritt des IAMO... 73 3.1.6 Bibliothek... 75 3.1.7 Elektronische Informationssysteme... 75 3.2 Nachwuchsförderung... 76 3.2.1 Förderung von GastwissenschaftlerInnenaufenthalten am IAMO... 76 3.2.2 Agrarökonomisches Promotionskolleg und Learning Workshops... 76 3.2.3 Doktorandenseminar... 77 3.2.4 Agrarökonomische Kaffeerunde... 77 3.2.5 Lehrtätigkeit... 78 3.2.6 Sommerschulen... 82 3.2.7 Dissertationen und Habilitationen... 83

2 Inhaltsverzeichnis 4 Anhang... 85 4.1 Publikationsverzeichnis... 85 4.1.1 Monographien und Sammelbände... 85 4.1.2 Aufsätze... 86 4.1.3 IAMO Discussion Paper und externe Discussion Papers von IAMO-MitarbeiterInnen... 98 4.1.4 Sonstige Publikationen, nicht publizierte Schriften, elektronische Publikationen... 99 4.1.5 Poster... 101 4.1.6 Herausgeberschaften... 103 4.2 Vorträge... 104 4.2.1 Inland... 104 4.2.2 Ausland... 112 4.3 Sonstige akademische Aktivitäten... 125 4.4 Zusammenarbeit mit anderen Instituten... 126 4.5 Gäste des IAMO in den Jahren 2009 und 2010... 131 4.6 Verzeichnis der MitarbeiterInnen des IAMO (Stand 31.12.2010)... 135 4.7 Verzeichnis der Abkürzungen... 139

Die Jahre 2009 und 2010 im Überblick 3 DIE JAHRE 2009 UND 2010 IM ÜBERBLICK Uneingeschränkt förderungswürdig lautete Ende 2008 das Ergebnis der Evaluierung des IAMO durch die Leibniz-Gemeinschaft. Die Jahre 2009 und 2010 standen dann im Zeichen des erfolgreichen weiteren Ausbaus der wissenschaftlichen Arbeit. Bereits 2008 konnte der Output an hochwertig referierten Artikeln deutlich gesteigert werden. 2009 und 2010 setzte sich der positive Trend ungebrochen fort, so dass sich ihre Anzahl gegenüber 2006 vervielfacht hat. Diese günstige Entwicklung in den nächsten Jahren weiter zu verstetigen, ist eine beständige Herausforderung an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IAMO. Gleiches gilt für die Drittmitteleinwerbung, die sich seit 2000 auf kontinuierlichem Expansionskurs befindet, der sich 2006 noch beschleunigt hat. Dabei hat sich der Anteil der eingeworbenen DFG-Mittel von allen Geldgebern zwischen 2007 und 2010 von 21 % auf 42 % verdoppelt. Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft leistet das IAMO durch Forschung auf theoretisch und methodisch hohem Niveau seinen Beitrag zur Lösung drängender Gegenwartsfragen. Die Auswirkungen der momentan sich vollziehenden globalen Ernährungskrise und des Klimawandels auf die Ernährungssicherung in den Armutsregionen Kaukasus und Zentralasien sind hierbei genauso in den Fokus gerückt wie das Agieren der strategisch wichtigen Getreidenationen Russland, Kasachstan und Ukraine auf den Weltgetreidemärkten. Eine stärkere und aus ökologischer Sicht nachhaltige Nutzung des gewaltigen ungenutzten Agrarpotentials dieser drei Flächenstaaten kann einen entscheidenden Beitrag zur Entspannung der Welternährungskrise und zur Bewältigung des Klimawandels leisten. Wichtige Grundlagen für die zukünftige Forschung in diesem zentralen Bereich sind im Berichtszeitraum gelegt worden. Gleiches gilt für das wichtige Thema Landnutzung in China, um den Aufbau produktiver Agrarbetriebe angesichts sich rasant verknappender landwirtschaftlicher Flächen mit wachsenden ökologischen Anforderungen zu verbinden. Es sind die Nachwuchswissenschaftler von heute, die in ihren Heimatländern die Lösungen für morgen finden müssen. Hierbei hilft das IAMO an entscheidender Stelle. Stipendiaten und Gastwissenschaftler aus über 25 Ländern forschten 2009 und 2010 am IAMO. Neben gemeinsamen Publikationen stehen gerade bei den zahlreichen langfristigen Aufenthalten Promotionen im Vordergrund. Dies belegt mehr als alles andere, dass neben der Forschung der Aufbau wissenschaftlicher Kompetenz vornehmlich in unseren Partnerländern eine der Kernaufgaben des IAMO darstellt. Wichtig ist hierbei, Nachwuchswissenschaftler aus Transformationsländern dauerhaft in der internationalen Wissensgemeinschaft zu vernetzen. Die Leistungen des IAMO sowohl in der Forschung als auch in der Nachwuchsförderung wären ohne die engagierte Arbeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Administration nicht zu verwirklichen gewesen. Sie haben es hervorragend verstanden, flexibel und unter hohem Einsatz auf sich beständig erweiternde Anforderungen eines im weltweiten Wettbewerb stehenden Institutes zu reagieren. Auch in Zukunft wird die ausgesprochen positive Entwicklung des IAMO nicht ohne die aktive Unterstützung durch den Bund und die Länder voranschreiten können. Für die vielfältigen Anregungen und Hilfen geht daher unser besonderer Dank an das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, an das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt sowie die Mitglieder des Stiftungsrates und des Wissenschaftlichen Beirates des IAMO. Das Direktorium des IAMO Prof. Dr. Alfons Balmann Prof. Dr. Thomas Glauben PD Dr. Martin Petrick Dipl.-Ökon. Hannelore Zerjeski

Organisation des IAMO, Finanzierung und Personal 5 1 ORGANISATION DES IAMO, FINANZIERUNG UND PERSONAL 1.1 Aufgaben und Organe des IAMO Gründung Auf Empfehlung des Wissenschaftsrates wurde das Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) im November 1994 als Stiftung des öffentlichen Rechts und Einrichtung der Blauen Liste gegründet. Zudem ist das IAMO Mitglied in der Wissenschaftsgemeinschaft "Gottfried Wilhelm Leibniz" (WGL). Alle Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft werden im Rahmen der gemeinsamen Bund- Länder-Forschungsförderung für Institutionen der Blauen Liste unterstützt. Das IAMO ist eine von Bund und Ländern (vertreten durch das Sitzland Sachsen-Anhalt) getragene unabhängige außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Seit dem 6. Februar 2006 darf sich das IAMO "Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa" nennen. Diese Umbenennung trägt der zunehmenden Präsenz und wachsenden Anerkennung der Leibniz-Gemeinschaft in der Öffentlichkeit Rechnung. Aufgaben und Ziele Die folgenden drei Kernaufgaben charakterisieren die Arbeit des Institutes: Forschung zur internationalen Agrarentwicklung; Weiterbildung von WissenschaftlerInnen; Forum des wissenschaftlichen Austausches zu sein. Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) richtet als weltweit einmalige agrarökonomische Forschungseinrichtung seinen primären Fokus auf die tiefgreifenden Veränderungsprozesse und andauernden Entwicklungsdefizite in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie der ländlichen Räume Mittel- und Osteuropas. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse nutzt das IAMO zugleich für die Auseinandersetzung mit vergleichbaren wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen in der sich erweiternden Europäischen Union sowie Zentral- und Ostasien. Das Institut versteht sich als führendes internationales Kompetenzzentrum, das sich wissenschaftlich mit den drängenden wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft und in den ländlichen Räumen Mittel- und Osteuropas sowie den östlich angrenzenden Transformationsökonomien Zentral- und Ostasiens auseinandersetzt. Durch die Nutzung und die Weiterentwicklung neuerer ökonomischer Theorien und Forschungsmethoden leistet es einen maßgeblichen Beitrag zum Verständnis und zur Verbesserung von unternehmerischen Konzepten, Wettbewerbs- und Innovationsprozessen, strukturellem und institutionellem Wandel, der Entwicklung wirtschafts- und regionalpolitischer Maßnahmen sowie der Lebensumstände in ländlichen Regionen. Landwirtschaftliche Produktionspotentiale in unseren Partnerländern im Kontext von Klima- und Landnutzungswandel sowie ihr Agieren auf erratischen Weltagrarmärkten stellen angesichts der gegenwärtigen Welternährungskrise neue Schwerpunkte in der Forschung des IAMO dar. Zur Umsetzung seiner Forschungsaufgaben hat das IAMO eine umfassende wissenschaftliche Kooperation mit ökonomischen und agrarökonomischen Forschungseinrichtungen in den Ländern Mittelund Osteuropas, Zentral- und Ostasiens sowie in Deutschland, Westeuropa und den USA aufgebaut. Damit trägt das Institut zur Vernetzung innerhalb der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft bei. Ferner dient das IAMO als Ansprechpartner für alle, die sich mit Fragen der agrarökonomischen Forschung über Mittel- und Osteuropa und zu den asiatischen Transformationsländern beschäftigen. Der Förderung des akademischen Nachwuchses aus den Partnerländern dienen insbesondere die zahlreichen Gastaufenthalte junger ForscherInnen aus mehr als 25 Ländern am IAMO. Nachwuchsförderung auf hohem Niveau sicherten im Berichtszeitraum die im Rahmen des "Paktes für Forschung und Innovation" vom IAMO etablierten Graduiertenschule und internationale Forschergruppe zu China. Der vom Bund und den Ländern getragene Pakt entspricht für die außeruniversitäre Forschung der Exzellenzinitiative zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an den Universitäten. Darüber hinaus leistet das IAMO in Zusammenarbeit mit dem Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Naturwissenschaftlichen Fakultät III der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) einen Beitrag zur Verbesserung der wissenschaftlichen Ausbildung in Mittel- und Osteuropa und den östlich

6 Organisation des IAMO, Finanzierung und Personal angrenzenden Transformationsökonomien Zentral- und Ostasiens. Gemeinsam führen beide Institutionen seit 2002 in Form von Sommerschulen agrarökonomische Weiterbildungslehrgänge für Hochschulabsolventen in ausgewählten Ländern Osteuropas durch. Organe Entsprechend 6 der Satzung des IAMO sind die Organe des Institutes der Stiftungsrat, das Direktorium und der Wissenschaftliche Beirat (siehe Übersicht 1). Übersicht 1: Organigramm des Leibniz-Institutes für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa Stiftungsrat Direktorium Wissenschaftlicher Beirat Abteilungen Administration und Zentrale Dienste / Technik Rahmenbedingungen des Agrarsektors und Politikanalyse Agrarmärkte, Agrarvermarktung und Weltagrarhandel Betriebs- und Strukturentwicklung im ländlichen Raum Arbeitsgruppen Bibliothek Politikreformen und institutioneller Wandel Veröffentlichungen FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE Strukturwandel und Unternehmenswachstum Beschäftigung und Lebensverhältnisse Drittmittel Elektronische Informationssysteme Evaluierung Öffentlichkeitsarbeit Wettbewerbsstrategien und Produktanforderungen Koordinierungsgruppe Forschung Dem Stiftungsrat gehören neben Vertretern der Zuwendungsgeber, also des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt, sowie dem Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates weitere Persönlichkeiten des wissenschaftlichen und öffentlichen Lebens an (siehe Übersicht 2). Er überprüft die Wirtschaftsführung des Institutes, genehmigt die Jahresrechnung, begleitet die langfristige Forschungs-, Entwicklungs- und Ausbauplanung des Institutes, erteilt der Geschäftsführung Entlastung für das abgelaufene Haushaltsjahr und bestellt ein Direktoriumsmitglied zum Geschäftsführenden Direktor. Dem Direktorium als einem Kollegialorgan gehören die Leiter der drei wissenschaftlichen Abteilungen und die Administrative Leiterin an. Ihm obliegt im Besonderen die langfristige Forschungs-, Entwicklungs- und Ausbauplanung des Institutes. Dazu gehören das Aufstellen von Forschungsprogrammen und die Verantwortung für deren Durchführung, das Erarbeiten von Vorschlägen für die Besetzung von Leitungspositionen, das Aufstellen und der Vollzug des jährlichen Wirtschaftsplanes und der mehrjährigen Finanzplanung sowie die Förderung der Zusammenarbeit mit Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen. Aufgabe des Wissenschaftlichen Beirates ist es, das Direktorium und den Stiftungsrat in wissenschaftlichen und technischen Fragen zu beraten, Verbindungen zu Institutionen mit gleichgelagerter wissenschaftlicher Ausrichtung im In- und Ausland zu fördern sowie die Ergebnisse der Arbeit des IAMO in regelmäßigen Abständen zu bewerten.

Organisation des IAMO, Finanzierung und Personal 7 Übersicht 2: Die Organe des IAMO und ihre Mitglieder (Stand 31.12.2010) Stiftungsrat MinDirig. Dr. Joachim Welz, Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg (Vorsitzender) MinR. Dr. Rudolf Wendt, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin (Stellvertretender Vorsitzender) MinR. Dr. Ulrich Neubauer, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin Staatssekretär Jürgen Stadelmann, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Kirschke, Humboldt-Universität zu Berlin (Mitglied als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates) Prof. Dr. Bernhard Brümmer, Georg-August-Universität Göttingen (Mitglied als stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates) Prof. Dr. Gesine Foljanty-Jost, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Mitglied als Vertreterin des wissenschaftlichen Lebens) Dr. Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der Dt. Landwirtschafts-Gesellschaft DLG e.v., Frankfurt (Mitglied als Vertreter des wissenschaftlichen Lebens) Direktorium Prof. Dr. Alfons Balmann (Direktor, Wissenschaftlicher Abteilungsleiter) Prof. Dr. Thomas Glauben (Geschäftsführender Direktor, Wissenschaftlicher Abteilungsleiter) PD Dr. Martin Petrick (zzt. amt. Wissenschaftlicher Abteilungsleiter) Dipl. Ökon. Hannelore Zerjeski (Direktorin, Administrative Leiterin) Wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Kirschke, Humboldt-Universität zu Berlin (Vorsitzender) Prof. Dr. Bernhard Brümmer, Georg-August-Universität Göttingen (Stellvertretender Vorsitzender) Prof. Dr. Ernst Berg, Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Prof. Dr. Michael Grings, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Prof. Dr. Martina Brockmeier, Universität Hohenheim Prof. Dr. Joachim von Braun, Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), Bonn Prof. Dr. Emil Erjavec, University of Ljubljana, Slowenien Prof. Ewa Rabinowicz, Ph.D., AgriFood Economics Centre, Lund, Schweden Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Koester, Christian-Albrecht Universität Kiel Prof. Johan Swinnen, Ph.D., Katholike Universiteit Leuven, Belgien Prof. Dr. Stefan Tangermann, Georg-August-Universität Göttingen

8 Organisation des IAMO, Finanzierung und Personal 1.2 Finanzierung Im Rahmen der institutionellen Förderung tragen der Bund (BMVEL) und die Länder (hier durch das Sitzland Sachsen-Anhalt vertreten) zu gleichen Teilen die Finanzierung des IAMO. Für die administrative und wissenschaftliche Arbeit des Institutes wurden im Jahr 2009/2010 Mittel in Höhe von 3.842/3.769 TEUR verwendet, davon 2700/2.752 TEUR für Personalausgaben, 1.049/941 TEUR für Sachausgaben und 93/76 TEUR für Investitionen. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Sachausgaben war der weitere Aufbau der wissenschaftlichen Bibliothek des IAMO, deren Bestand in den Jahren 2009 und 2010 mit einem finanziellen Aufwand in Höhe von insgesamt 263 TEUR auf 24.504 Bestandseinheiten erweitert werden konnte. Darüber hinaus wurden in den Berichtsjahren Drittmittel in Höhe von 858/846 TEUR verausgabt, davon 525/696 TEUR für Personalausgaben und 333/150 TEUR für Sachausgaben. Sie dienten der Finanzierung von Forschungsvorhaben und wissenschaftlichen Veranstaltungen. Zuwendungsgeber waren u. a. die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Europäische Union, der Bund und das Land Sachsen-Anhalt sowie verschiedene Stiftungen. Gleichzeitig ist es gelungen, im Jahr 2009/2010 Drittmittel in Höhe von insgesamt 574/1.843 TEUR neu einzuwerben. Gemäß Beschluss der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung wurden 96/99 TEUR an die DFG abgeführt (2,5 % des im Wirtschaftsplan ausgewiesenen Zuwendungsbedarfs). Abbildung 1: Gesamtetat des IAMO (4.700 TEUR/4.615 TEUR) Anteile in % am Gesamtetat 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2009 2010 Investitionen Sachausgaben Personalausgaben 1.3 Personal Einen Überblick über den Personalbestand des IAMO am Jahresende 2009/2010 liefert die Tabelle 1. Zum Stichtag 31.12.2009/2010 waren 40/40 von 40/40 Planstellen, die aus dem Grundhaushalt finanziert werden, besetzt. Im Laufe des Jahres wurden durchschnittlich 21,25/20,83 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte sowie 10/12 Stipendiaten aus dem Haushalt finanziert. Darüber hinaus wurden 6,96/10,01 Stellen für wissenschaftliche MitarbeiterInnen aus Projektmitteln gefördert. Ferner erhielten 6/3 wissenschaftliche MitarbeiterInnen ein Fremd-Stipendium. Im Rahmen der Berufsausbildung wurden am IAMO im Jahr 2009/2010 zwei Auszubildende in den Ausbildungsberufen Bürokauffrau und Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtung Bibliothek) betreut. Den jungen Auszubildenden wird auch die Teilnahme an berufsbezogenen Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen sowie der Erfahrungsaustausch mit anderen Einrichtungen ermöglicht. Im Jahr 2010 hat das IAMO von der Berufsakademie Sachsen die Bescheinigung zur "fachlichen Eignung" zwecks Ausbildung zum Bachelor of Science im Studiengang Informatik (Praxisphase) erhalten. Auf dieser Grundlage begann im Oktober 2010 erstmals ein BA-Student sein Duales Studium zum Bachelor of Science Informatik am IAMO. Das Studium erfolgt in Kooperation mit

Organisation des IAMO, Finanzierung und Personal 9 der Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Leipzig, und läuft über einen Zeitraum von 3 Jahren. Insgesamt waren zum Stichtag 31.12.2009/2010 am IAMO 111/110 Personen beschäftigt. Zusätzlich zu den in Tabelle 1 aufgeführten Stellen hat das IAMO im Jahr 2009/2010 insgesamt 33/14 von 37/21 GastwissenschaftlerInnen, die zu Studienaufenthalten am IAMO weilten, aus Haushaltsmitteln finanziell unterstützt. Sieht man von der Besetzung für wissenschaftliche AbteilungsleiterInnen ab, so erfolgte jede Einstellung von WissenschaftlerInnen zunächst befristet. Derzeit sind 32,91 % aller wissenschaftlichen Planstellen durch unbefristete Verträge gebunden. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten am Gesamtpersonal betrug im Jahr 2009/2010 56,32/56,18 %, während der Frauenanteil beim wissenschaftlichen Personal bei 45,90/48,44 % lag. Das Durchschnittsalter des gesamten Stellenplanpersonals betrug im Betrachtungszeitraum 40,2/38,6 Jahre, das des wissenschaftlichen Stellenplanpersonals 35,6/35,8 Jahre. Tabelle 1: Gesamtübersicht Personal für die Jahre 2009/2010 (Ist-Besetzung am 31.12.) Personal gesamt Davon nach Art der Finanzierung Stellenplanpersonal Annex- Personal Drittmittel-/ Fremdfinanz./ Stipendien Beschäftigtengruppe Personen VZÄ * Personen Personen Personen 2009 2010 2009 2010 2009 2010 2009 2010 2009 2010 AbteilungsleiterInnen 3 3 3,0 3,0 3 3 Wiss. MitarbeiterInnen 42 45 21,0 21,0 24 23 6 6 12 16 Stipendiaten 16 15 10 12 6 3 Wiss./student. Hilfskräfte/Praktik. 22 20 17 14 5 6 Wiss. Personal gesamt 83 83 24,0 24,00 27 26 33 32 23 25 Abteilungsleiterin 1 1 1,0 1,0 1 1 Nichtwiss. Angestellte 22 21 15 15,0 16 16 6 5 stud. Hilfskräfte, geringf. Besch. 3 2 3 2 Auszubildende 2 3 2 3 Nichtwiss. Personal ges. 28 27 17 16,0 17 17 11 10 0 0 Personal gesamt 111 110 40 40,0 45 44 44 42 23 25 Anm.: 1.4 Abteilungen *Vollzeitäquivalente. 1.4.1 Wissenschaftliche Abteilungen Die dreigliedrige wissenschaftliche Struktur des IAMO leitet sich aus der Ausrichtung seiner Forschung ab. Das Institut analysiert insbesondere die agrarpolitischen Rahmenbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten, die Märkte im Agrar- und Ernährungssektor sowie die Entwicklung der Betriebe und Strukturen im ländlichen Raum. Dementsprechend unterteilt sich das Institut in drei wissenschaftliche Abteilungen Abteilung Rahmenbedingungen des Agrarsektors und Politikanalyse Abteilung Agrarmärkte, Agrarvermarktung und Weltagrarhandel Abteilung Betriebs- und Strukturentwicklung im ländlichen Raum mit den Kurzbezeichnungen Agrarpolitik, Agrarmärkte und Strukturentwicklung. Hinzu kommt als vierte die Abteilung Administration und Zentrale Dienste/Technik (Administration).

10 Organisation des IAMO, Finanzierung und Personal Auch wenn Programmbudgets für die Organisation und Koordinierung der Forschung am IAMO von zentraler Bedeutung sind, spielen Abteilungen als organisatorische Einheiten und Kompetenzzentren weiterhin eine herausragende Rolle für die wissenschaftliche Arbeit als übergeordnetes fachliches Diskussionsforum, für die reibungslosen Kommunikation zwischen Leitung und MitarbeiterInnen sowie für die Klärung organisatorischer Fragen von der Promotionsbetreuung bis zur Durchführung von Konferenzen und Workshops. Seit der Umstellung auf Programmbudgets erfolgt die Darstellung der wissenschaftlichen Leistung des IAMO in Kapitel 2 "Forschung am IAMO" anhand der vier Forschungsschwerpunkte. Für die Abteilung Administration findet sich ein Überblick über ihre Tätigkeit im nachfolgenden Punkt. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die für das gesamte Institut erbracht wurden, als Voraussetzungen dafür, dass das IAMO seinem Auftrag gerecht werden kann. 1.4.2 Abteilung Administration und Zentrale Dienste/Technik Die Abteilung Administration und Zentrale Dienste/Technik besteht aus den Arbeitsbereichen Personalverwaltung, Haushalt, Drittmittelbearbeitung, EDV, Controlling, Dokumentation und Statistik, Veröffentlichungen, Öffentlichkeitsarbeit, Allgemeine Verwaltung/Beschaffung, wissenschaftliche Bibliothek, Haustechnik und dem Gästebereich. Dabei versteht sich die Administration als Serviceabteilung zur Unterstützung der Wissenschaft. Ihrem gesellschaftlichen Auftrag zur Ausbildung junger Menschen wird die Administration gerecht, indem kontinuierlich zwei Auszubildende in den Ausbildungsberufen Bürokauffrau/mann und Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste betreut werden. Außerdem hat im Jahr 2010 ein BA-Student seine Ausbildung zum Bachelor of Science, Studiengang Informatik, aufgenommen. Interne Serviceleistungen werden im Rahmen der wissenschaftlich-technischen Infrastruktur des Institutes erbracht. Neben der wissenschaftlichen Bibliothek, die als Präsenzbibliothek auch externen Nutzern zur Verfügung steht, ist hier vor allem der EDV-Bereich zu nennen. Zudem werden die Veröffentlichungen am IAMO im Eigenverlag erstellt. Neben der herkömmlichen Verwaltungstätigkeit ist die Arbeit am IAMO dadurch geprägt, dass im Rahmen der Kernaufgabe, Forum des wissenschaftlichen Austausches zu sein, eine Vielzahl von überwiegend mittel- und osteuropäischer sowie chinesischer GastwissenschaftlerInnen eingeladen und vom Institut finanziert werden. Daneben erfolgt jährlich die Durchführung einer Reihe wissenschaftlicher Veranstaltungen (Seminare, Workshops, IAMO-Forum etc.) mit internationaler Beteiligung. Die Gastaufenthalte und Veranstaltungen sind durch die Mitarbeiter der Administration verwaltungs-technisch zu organisieren, zu betreuen sowie finanziell und rechtssicher abzuwickeln. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass das IAMO für die Bewirtschaftung eines Forschungsmehrzweckgebäudes mit Gästewohnungen, Büro- und Hörsaalbereich, in welchem das Institut der Hauptnutzer ist, die Verantwortung trägt.

Forschung am IAMO 11 2 FORSCHUNG AM IAMO 2.1 Organisation und Koordinierung der Forschung Entwicklungen auf einzelbetrieblicher Ebene und in ländlichen Räumen, der Aufbau funktionierender Agrarmärkte und die Gestaltung der Agrarpolitik hängen eng miteinander zusammen. Dementsprechend ist die wissenschaftliche Arbeit des IAMO abteilungsübergreifend in vier Forschungsschwerpunkten organisiert, die sich auf zentrale Problemfelder der Agrarentwicklung in eurasischen Transformations- und Schwellenländern konzentrieren. Die erhöhte Kommunikationsdichte innerhalb der Forschungsschwerpunkte wirkt dabei einer Zersplitterung der Forschung entgegen. Neben positiven Bündelungseffekten erlaubt die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Forschungsschwerpunkte ein effizientes, ergebnisorientiertes Forschungsmanagement. Mit dem 2008 in Kraft getretenen Mittelfristkonzept kam es zu einer Anpassung der Forschungsschwerpunkte an die sich verändernden Problemlagen in den Untersuchungsräumen des IAMO. Immer mehr sind allgemeine Fragen der Agrarentwicklung im Kontext von Globalisierung und zunehmender Divergenz sowohl zwischen Ländern als auch zwischen strukturschwachen und dynamischen Regionen in den Vordergrund getreten. Die anhaltende Welternährungskrise und der über die nächsten Jahrzehnte sich weiter verschärfende Druck auf die agararischen Ressourcen stellen die Agrarwissenschaften weltweit vor große Herausforderungen. Eine verbesserte Nutzung der gewaltigen landwirtschaftlichen Produktionspotentiale in den großen GUS-Flächenstaaten, die wachsenden Unsicherheiten auf den Weltagrarmärkten verschärft durch massive Handelsbeschränkungen der wichtigen osteuropäischen Exportländer und die expandierende Nachfrage Chinas stehen zunehmend im Fokus der Forschung des IAMO. Auch wenn genuin transformationsspezifische Fragestellungen z.b. in Mitteleuropa kaum noch eine Rolle spielen, so prägt die sozialistische Vergangenheit auch dort weiterhin die Entwicklung der Agrarund Ernährungswirtschaft. Erinnert sei hier nur an die spezifisch duale Agrarstruktur vieler EU-Beitrittsländer in Mittel- und Osteuropa oder die tiefgehende vertikale Integration der Wertschöpfungsketten in der Agrar- und Ernährungswirtschaft vieler GUS-Staaten. Die vier Forschungsschwerpunkte des IAMO sind: I. Politikreformen und institutioneller Wandel II. Strukturwandel und Unternehmenswachstum III. Beschäftigung und Lebensverhältnisse IV. Wettbewerbsstrategien und Marktanforderungen Organisation und Management der Forschungsaktivitäten erfolgt zum einen in der "Koordinierungsgruppe Forschung", die sowohl die mittelfristige und strategische Ausrichtung der Forschung als auch die Vernetzung der Forschungsaktivitäten innerhalb des Institutes abstimmt. Daneben übernehmen die Forschungsschwerpunkte Koordinierungsfunktionen zwischen den einzelnen Forschungsprojekten. Verantwortlich für die Koordination der Aktivitäten innerhalb eines Forschungsschwerpunktes sind ihre jeweiligen Leiter. Die Beschreibung der Forschungsprojekte enthält auch einen Überblick über die InstitutsmitarbeiterInnen und die eingebundenen externen (Gast)WissenschaftlerInnen. Hinzu kommen Informationen über Drittmittelgeber und institutionelle Kooperationspartner. Die restlichen Punkte des zweiten Kapitels beschäftigen sich mit wissenschaftlichen Kooperationen, bieten einen umfassenden Bericht zur Drittmitteleinwerbung und zur Publikationstätigkeit des IAMO.

12 Forschung am IAMO 2.2 Forschungsergebnisse 2.2.1 Forschungsschwerpunkt 1: Politikreformen und institutioneller Wandel Ansprechpartner: IAMO-WissenschaftlerInnen: Externe WissenschaftlerInnen: GastwissenschaftlerInnen: Drittmittel: Kooperationspartner: Martin Petrick Florian Amersdorffer, Roland Azibo Balgah, Kinga Boing, Gertrud Buchenrieder, Tom Dufhues, Doris Marquardt, Judith Möllers, Insa Theesfeld, Klodjan Rama, Oscar Schmidt, Vladislav Valentinov, Patrick Zier Volker Beckmann, Michael R. Carter, Nicola Consmüller, Stephan von Cramon-Taubadel, Elke Herrfahrdt-Pähle, Ulrich Koester, Chinwe Ifejika Speranza, Nuchanta Mungkung, Frauke Pirscher, Waltina Scheumann, Christian Schleyer, Achim Schlüter Xiangping Jia (China), Richard Markus (Ungarn), Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Europäische Kommission, 7. RP, Friedrich-Ebert-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung Akademie der Technikwissenschaften (acatech), Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Humboldt Universität zu Berlin, Leibniz-Institut für Marine Tropenökologie, Bremen, Workshop in Political Theory and Policy Analysis der Indiana Universität (USA), Weltbank, Washington D.C., USA, Kasetsart University, Bangkok (Thailand), Institut für Systemforschung im Agrar-Industrie-Komplex, Minsk (Belarus), Nationale Akademie der Wissenschaft der Republik Belarus, Staatliche Universität in Pinsk (Belarus), Staatliche Agrarakademie in Gorki (Belarus), Centre for Rural Economy, University of Newcastle (England), Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, University of California-Davis (USA) Erfolgreiche ländliche sowie agrar- und ernährungswirtschaftliche Entwicklung stellt komplexe Anforderungen an die politischen und institutionellen Rahmenbedingungen. Aufgrund der spezifischen Probleme in den Transformationsökonomien unterscheiden sich die Anforderungen sowohl von denen in entwickelten Marktwirtschaften als auch von denen in Entwicklungsländern. Hinzu kommt, dass politische Entscheidungsprozesse einer stetigen Dynamik unterliegen. Dieses äußert sich z.b. in sich ändernden gesellschaftlichen Anforderungen, die politische Reformen weg von allgemeinen Marktinterventionen hin zu ausdifferenzierten Maßnahmen erfordern. Dem übergeordnet steht die generelle Frage nach der Zukunftsfähigkeit des Agrarpolitiksystems; insbesondere nach dem Abbau von Subventionen sowie der Rolle und Funktion von Institutionen zur Entwicklung (über)lebensfähiger ländlicher Räume. Die Analyse und Evaluierung von politischen und institutionellen Rahmenbedingungen steht im Zentrum dieses Forschungsschwerpunkts. Die im Rahmen der IAMO-Graduiertenschule (Punkt 2.5) bearbeiteten Projekte "Reichweite und Effizienz der ländlichen Finanzintermediation in Bulgarien" sowie "Lokale Entwicklungspartnerschaften in Polen" gehören dem Forschungsschwerpunkt an. Wirkungsanalyse der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU Agrarpolitische Entscheidungsträger setzen seit mehreren Jahren verstärkt auf ausdifferenzierte Maßnahmen zur "ländlichen Entwicklung", die neben der Förderung landwirtschaftlicher Betriebe auch umweltpolitischen Zielen und der Stärkung der Wirtschaftskraft ländlicher Räume insgesamt dienen sollen. Die im Hinblick auf die jeweilige Budgetallokation wichtigsten Instrumente in Deutschland umfassen für den Förderzeitraum 2009 bis 2013 Agrarumweltmaßnahmen, Maßnahmen zur Dorferneuerung, einzelbetriebliche Investitionsförderung in der Landwirtschaft und Ausgleichszahlungen für

Forschung am IAMO 13 Landwirte in benachteiligten Gebieten. In diesem Zeitraum werden in Deutschland ca. 8,1 Mrd. EUR an Mitteln der Europäischen Union für ländliche Entwicklung ausgegeben. Es stellt sich daher die Frage, ob diese Maßnahmen den Strukturwandel im Agrarsektor in gesellschaftlich wünschenswerter Weise beeinflussen. Die Bereitstellung der für eine solche Wirkungsanalyse geeigneten ökonometrischen Analysemethoden und ihre exemplarische Anwendung auf Landkreisebene in ausgewählten deutschen Bundesländern steht im Mittelpunkt eines von Martin Petrick und Patrick Zier bearbeiteten Projektes. Dieses Projekt ist Mitglied der von der DFG geförderten Forschergruppe "Strukturwandel im Agrarsektor" (SiAg), die von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin koordiniert wird (siehe http://www.agrar.hu-berlin.de/struktur/institute/wisola/fowisola/siag). Der in diesem Projekt verfolgte Ansatz strebt eine Quantifizierung von Politikeffekten auf regional aggregierter Ebene an. Die Basierung auf territorialen Beobachtungseinheiten erlaubt es, auch solche Instrumente zu analysieren, die nicht unmittelbar auf landwirtschaftliche Betriebe ausgerichtet sind, z.b. die besonders in Ostdeutschland wichtigen Maßnahmen zur Dorferneuerung. Das Teilprojekt knüpft an die umfangreiche neuere Literatur zur Paneldatenanalyse an. Einen Schwerpunkt bildeten im Berichtszeitraum die Wirkungen auf die Beschäftigungssituation in der ostdeutschen Landwirtschaft. Den Ergebnissen zufolge verfehlen die meisten agrarpolitischen Maßnahmen das Ziel, Arbeitsplätze auf Agrarbetrieben zu sichern. Weiterhin entstand im Rahmen der SiAg-Forschergruppe ein Beitrag zur Adoption von Bt-Mais in Deutschland. Während erwartungsgemäß die regionale Bedeutung des Maisanbaus eine wichtige Triebkraft der Bt-Mais Adoption darstellt, wurde sie durch einen hohen Organisationsgrad von Umweltgruppen gebremst. PETRICK, M., ZIER, P. (2010): Employment impacts of Common Agricultural Policy measures in Eastern Germany: A difference-in-differences approach, Agricultural Economics, 42, S. 183-193. CONSMÜLLER, N., BECKMANN, V., PETRICK, M. (2010): An econometric analysis of regional adoption patterns of Bt maize in Germany, Agricultural Economics, 41/3-4, S. 275-284. Reichweite und Effizienz der ländlichen Finanzintermediation in Bulgarien Das von Gertrud Buchenrieder betreute Promotionsprojekt von Florian Amersdorffer untersucht die Reichweite sowie die Effizienz des Finanzsektors im ländlichen Bulgarien. In den Jahren 2009 und 2010 wurde eine umfassende Erhebung qualitativer und quantitativer Daten durchgeführt. Weiterhin ließen sich aus einer Datenbank (Bankscope, Bureau van Dijk) Finanzkennzahlen von 374 Banken in Transformationsländern erwerben. Das Forschungsprojekt untersucht drei Themenbereiche: (1) Die soziale und wirtschaftliche Effizienz von ländlichen Finanzintermediären kleinerer Struktur, (2) die Reichweite (Financial Deepening) des Finanzsektors im ländlichen Bulgarien, und (3) die Effizienz von Banken in Transformationsländern und den Einfluss der Qualität der Bank-Kunden-Beziehung auf die wirtschaftliche Effizienz. Erste Ergebnisse zur wirtschaftlichen und sozialen Effizienz ländlicher Kreditgenossenschaften in Bulgarien liegen bereits vor. Die soziale Leistung, bestehend aus Maßnahmen auf institutioneller Ebene sowie aus messbaren sozialen Effekten, wurde in ein analytisches Modell als ein zusätzliches Produkt neben Messgrößen der wirtschaftlichen Leistung einbezogen. In einer nichtparametrischen DEA (Data Envelopment Analysis) ließen sich mittels Distanzfunktionen die technischen Effizienzen sowie Skaleneffizienzen für 15 Kreditgenossenschaften schätzen. Dabei ergab sich ein mit den qualitativen Informationen, sowie im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit, plausibles Ranking der Genossenschaften. Weiterhin wurden die jährlichen Änderungen der technischen Effizienz, der Skaleneffizienz sowie der technische Fortschritt berechnet. Als Ergebnis ist ein Anstieg der optimalen Größe bezüglich der Skaleneffizienz über die vergangenen zehn Jahre festzuhalten. Produktionsziele, wie eine maximale Zahl an Mitgliedern, Wachstum des Eigenkapitals und die Erreichung von sozialen Effekten, haben einige effiziente Genossenschaften geschafft. Ein enges soziales Netzwerk zu und unter den Mitgliedern ermöglicht eine intensive Beratung und Betreuung der Kreditnehmer über die Finanzdienstleistung hinaus und trägt zu einer hohen Rückzahlungsquote bei. Die Existenz, Intensität und Nutzung dieser Netzwerke hat sich als entscheidender Faktor in der Entwicklung der ländlichen Kreditgenossenschaften in Bulgarien herausgestellt.

14 Forschung am IAMO Institutionenökonomik der ländlichen Entwicklung und ihre Umsetzung Die grundlegende Reform der GAP sowie die fundamentalen Transformationsprozesse in den Agrarsektoren Mittel- und Osteuropas haben die Frage aufgeworfen, inwieweit das herkömmliche theoretische und methodische Instrumentarium der Agrarökonomen geeignet ist, auf gesellschaftliche Fragen politikrelevante Antworten zu geben. Probleme der Organisation von Agrarbetrieben, bei der Bereitstellung öffentlichen Güter oder die Funktionsweise von landwirtschaftlichen Faktormärkten haben Ansätze der Institutionenökonomik in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Im Berichtszeitraum wurden ländliche Entwicklungspartnerschaften in Polen von Andreas Gramzow und Martin Petrick im Rahmen einer Doktorarbeit untersucht. Ein weiterer Schwerpunkt war die Analyse von Organisationsformen in der postsowjetischen Landwirtschaft, welche mit Kooperationspartnern der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel und der University of California-Davis (USA) durchgeführt wurde. Diese Arbeiten betonen die Bedeutung sozialer und kultureller Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung im Agrarbereich. GRAMZOW, A. (2009): Rural development as provision of local public goods, Theory and evidence from Poland, Studies on the Agricultural and Food Sector in Central and Eastern Europe, Bd. 51, IAMO, Halle (Saale), http://www.iamo.de/dok/sr_vol51.pdf. KOESTER, U., PETRICK, M. (2010): Embedded Institutions and the Persistence of Large Farms in Russia, in: FERTO, I., FORGACS, C., JAMBOR, A. (ed.): Changing Landscape of European Agriculture, Essays in Honour of Professor Csaba Csaki, Agroinform, Budapest, S. 57-76. PETRICK, M. (2009): Informale Regeln und die kulturelle Wende in Douglass North s Theorie des institutionellen Wandels, in: PIES, I., LESCHKE, M. (Hrsg.): Douglass Norths ökonomische Geschichtstheorie, Konzepte der Gesellschaftstheorie, Bd. 15, Mohr Siebeck, Tübingen, S. 136-141. PETRICK, M., CARTER, M. R. (2009): Critical Masses in the Decollectivisation of Post-Soviet Agriculture, European Review of Agricultural Economics, Bd. 36, S. 231-252. In der Europäischen Union ebenso wie in der Entwicklungszusammenarbeit werden in der ländlichen Entwicklung zunehmend Politikansätze und Maßnahmen betont, die auf die Förderung der Aktivität und Zusammenarbeit von lokalen Akteuren abzielen. Durch sie soll eine Entwicklung "von unten" (bottom-up) initiiert werden, die regionale und individuelle Stärken als Entwicklungspotenzial nutzt; Kooperation zwischen möglichst vielen relevanten Akteuren soll Synergien erzeugen und kritische Massen herstellen. Während die Wissenschaft die Bedingungen von Zusammenarbeit und der einer bottom-up Entwicklung nahe stehenden Selbstorganisation von lokalen Akteuren bereits umfangreich analysiert hat, ist die Frage, ob, wie und unter welchen Bedingungen sich eine solche Entwicklung von außen initiieren lässt, weitgehend unerforscht. Das Dissertationsprojekt von Kinga Boenning "Lokale Entwicklungspartnerschaften in Polen" unter Betreuung von Martin Petrick widmet sich daher der zentralen Frage, inwieweit und unter welchen Bedingungen eine externe Intervention zu einer tatsächlichen "Aktivierung" und Kooperation der lokalen Bevölkerung, d.h. zu der angestrebten bottom-up Entwicklung führt. Dies wird am Beispiel eines der am weitesten fortgeschrittenen Programme für die Unterstützung einer bottom-up ländlichen Entwicklung, dem EU-Programm LEADER (Liaison entre actions de développement de l'économie rurale) untersucht. Untersuchungsland ist Polen, weil es hier die erst wenige Jahre zurückliegende Einführung des Programms erlaubt, dessen direkte Wirkungsweise deutlicher nachzuvollziehen, und weil Polen mit seinen über 180 LEADER-Partnerschaften eine gute Grundlage für empirische Untersuchungen bietet. In Polen kam es zur Einführung eines Pilotprogrammes LEADER+ (PPL+) nach dem EU-Beitritt des Landes 2004. Im ersten "Schema" des Programms wurden lokale Initiativen darin unterstützt, eine lokale Partnerschaft (die sog. Lokale Aktionsgruppe, LAG) unter breiter Beteilung diverser Akteure zu gründen, und eine gemeinsame Strategie für eine Region von max. 100.000 Einwohnern zu erarbeiten. Im zweiten Schema konnten Projekte im Rahmen dieser Strategie verwirklicht werden. Die Nachfrage nach dem Programm war weitaus höher, als gemeinhin erwartet. Für das zweite Schema bewarben sich schließlich 187 registrierte Lokale Aktionsgruppen mit den entsprechenden regionalen Entwicklungsstrategien. Die hier interessierende Frage ist, inwieweit die Einführung des LEADER-Programms tatsächlich zu einer bottom-up Entwicklung führte? Wie Hintergrundgesprächen verdeutlichen, sieht

Forschung am IAMO 15 die lokale Implementation des Programms in dieser Hinsicht sehr unterschiedlich aus. Es steht zu erwarten, dass mancherorts das Programm einen breiten Austausch unter der Bevölkerung zu Problemen, Zielen und Projekten im Sinne einer bottom-up Entwicklung anregt, während es anderorts bei einer nur formalen Implementation des Programms bleibt, deren Wirkung kaum über die finanzierten Projekte hinausgeht. Im Rahmen der empirischen Untersuchung ist in qualitativen Fallstudien nach dem Warum der unterschiedlichen Ergebnisse zu fragen. Finanziell unterstützt durch die IAMO Graduate School hielt sich die Bearbeiterin mehrere Monate am Workshop in Political Theory and Policy Analysis der University of Indiana (USA) auf. In dieser Zeit wurde der Grundstein für eine gemeinsame Publikation mit der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom gelegt. Einen Aufenthalt im Untersuchungsland Polen finanzierte der Deutsche Akademisch Austauschdienst (DAAD). FLEISCHMAN, F. D., BOENNING, K., GARCIA-LOPEZ, G. A., MINCEY, S., SCHMITT-HARSH, M., DAEDLOW, K., LOPEZ, M., BASURTO, X., FISCHER, B., OSTROM, E. (2010): Disturbance, response, and persistence in self-organized forested communities: Analysis of robustness and resilience in five communities in southern Indiana, Ecology and Society, 15(4), S. 9. Mit dem Beitritt zur Europäischen Union (EU) im Jahr 2007 ist Rumänien verpflichtet, die Maßnahmen der gemeinsamen Politik zur Entwicklung des Ländlichen Raums umzusetzen. In diesem Rahmen stellen insbesondere zwei Politikinstrumente für die rumänischen Akteure politische und administrative Herausforderungen, aber auch Chancen dar. Beide gehören zu den "new policy instruments", die von offenen Governancestrukturen gekennzeichnet sind. Zum einen ist dies das LEADER Programm ("Liaison entre actions de développement de l économie rurale" bzw. "Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft") zur Förderung integrierter ländlicher Regionalentwicklung, welches in den alten EU-Mitgliedstaaten schon seit 1991 läuft. Zum anderen sind es die Nationalen Netzwerke für den Ländlichen Raum, die in der laufenden Förderperiode das erste Mal in dieser Form von der EU initiiert implementiert werden. Die Netzwerke zielen in erster Linie darauf ab, die Effektivität der EU-Interventionen durch EU-weiten Erfahrungs- und Informationsaustausch zu erhöhen. Innerhalb des von Doris Marquardt bearbeiteten Dissertationsprojekts wird das Potential für die Implementierung der beiden Politikinstrumente in Rumänien unter Berücksichtigung der politischadministrativen, sozioökonomischen und kulturhistorischen Rahmenbedingungen analysiert. Empirische Daten wurden sowohl unter rumänischen Akteuren, als auch in den alten Mitgliedsstaaten zur Erfassung von Erfahrungen und zum Vergleich erhoben. Durch die Unterstützung einer rumänischen Region bei der Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts für die Teilnahme an LEADER lassen sich weiterführend Forschung und Praxis kombinieren. Die Bereitstellung verschiedener Zwischenberichte erlaubte es, zum einen rumänische Akteure die Administration sowie die potentiell Begünstigten im Umsetzungsprozess zu unterstützen, und zum anderen der europäischen und den nationalen Vernetzungsstellen Feedback zu ihrer Arbeit und zur zugehörigen EU-Gesetzgebung zu geben. MARQUARDT, D., MÖLLERS, J., BUCHENRIEDER, G. (2011): Why do we need networking for European rural development policies? The implementation of LEADER and the National Network for Rural Development in Romania, EuroChoices, forthcoming issue 2/2011. MARQUARDT, D., BUCHENRIEDER; G., MÖLLERS, J. (2009a): The relevance of social networks for the implementation of the LEADER programme in Romania, in: SCHAFT, F., BALMANN, A. (eds): Multilevel Processes of Integration and Disintegration, Studies on the Agricultural and Food Sector in Central and Eastern Europe, Bd. 52, IAMO, Halle (Saale), Germany. MARQUARDT, D., MÖLLERS, J., BUCHENRIEDER, G. (2009b): EU-wide networking: An instrumental variable for European rural development policies in Romania?, European Countryside 2009, No. 4, S. 210-226. Institutionen und natürliche Ressourcen Der Forschungsbereich "Institutionen und natürliche Ressourcen" untersucht seit 2007 die erforderlichen Koordinationsmechanismen und Institutionen für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement. Im aktuellen Fokus stehen der Grad der Anpassungsfähigkeit der Managementsysteme in einem Mehr-Ebenen- System und die Analyse von Machtverhältnissen der beteiligten Akteure.

16 Forschung am IAMO In diesem Zusammenhang läuft seit August 2010 das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Projekt "Institutionelle Analyse der Auswirkungen von Dezentralisierung auf die mögliche Partizipation von Akteuren im agrarpolitischen Entscheidungsprozess" (Institutional Analysis of Decentralization and Options of Stakeholders for Participation in Agro-rural Policy Design). Das von Gertrud Buchenrieder und Insa Theesfeld geleitete Projekt befasst sich mit der Frage von Teilhabe der ländlich-agrarischen Bevölkerung an agrarpolitischen Entscheidungsprozessen am Beispiel Thailands. Die Wissenschaftlerinnen möchten gemeinsam mit Tom Dufhues, dem Post-Doc Forscher im Projekt, herausfinden, inwieweit Dezentralisierung die Teilhabe von Landwirten an agrarpolitischen Entscheidungen begünstigt oder behindert. Ausgangsthese ist, dass sich durch Partizipation der Akteure bessere Politikmaßnahmen ausarbeiten und umsetzen lassen. Basierend auf der Ausgangsfrage, ob Dezentralisierung tatsächlich so gestaltet ist, dass die Partizipation von Akteuren im ländlichen Agrarsektor verbessert werden kann, ist bereits ein Arbeitspapier entstanden: DUFHUES, T., THEESFELD, I., BUCHENRIEDER, G. (2011). The political economy of decentralization in Thailand. Does decentralization allow for peasant participation within contradictory contexts of centre-local relationships? (submitted to Asia Pacific Viewpoint). Im Rahmen der Arbeitsgruppe von Frau Theesfeld hat Klodjan Rama im Mai 2010 sein Dissertationsprojekt begonnen. Er arbeitet zum Wassermanagement in Albanien und den Möglichkeiten der Anpassung von Regeln und Koordinationsmechanismen an ökologische und soziopolitische Veränderungen, wie z.b. die Auswirkungen des bevorstehenden Klimawandels und den anvisierten Beitritt Albaniens zur EU. Beides erfordert institutionellen Wandel und trifft auf Gegebenheiten, die für Transformationsländer, ungewöhnlich sind: z.b. die große Bedeutung von Gewohnheitsrechten (Kanun) im Norden Albaniens. Ein anderes Projekt dieser Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Rolle von Eliten und Machtausnutzung im natürlichen Ressourcenmanagement, hier am Beispiel der Fischereiwirtschaft in Albanien. Publikationen, die aus diesen Studien resultieren sind: RAMA, K., THEESFELD, I. (2010): Social inclusion, customary rules and natural resource management in Albania, Paper presented at the World Bank Conference "Western Balkans Poverty and Inclusion", Brüssel/Belgien, 08.-09.12.2010. SCHMIDT, O., THEESFELD, I. (forthcoming): Elite Capture in Local Fishery Management Post-socialist Experiences from Albania, International Journal of Agricultural Resources, Governance and Ecology (IJARGE), accepted. Zwei externe Arbeiten, die von Insa Theesfeld vom IAMO betreut und begutachtet wurden und die dem Forschungsschwerpunkt zuzuordnen sind, gewannen Auszeichnungen. Die Dissertation von Christian Schleyer "Institutioneller Wandel von Meliorationssystemen Eine vergleichende Studie in Ostdeutschland und Polen" erhielt den Albrecht-Daniel-Thaer-Förderpreis 2010 der Landwirtschaftlich- Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Masterarbeit von Oscar Schmidt "Challenges to Collective Action in a Transitional Commons. An Institutional Analysis of Local Fishery at Lake Ohrid, Albania" bekam den Erhard-Höpfner-Studienpreis 2009 der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft. Insa Theesfeld hat im Jahr 2009 und 2010 an zwei institutsübergreifenden Studien teilgenommen. Gemeinsam mit Kollegen des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Bonn hat sie im Projekt "Klimawandel und Entwicklung" die Anpassung von landwirtschaftlichen Wasserbehörden an durch den Klimawandel hervorgerufenen Effekte untersucht. Eine andere Studie hat Frau Theesfeld mit einem Kollegen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften erstellt. Für die Akademie der Technikwissenschaften (acatech) im Projekt "Georessoure Wasser Herausforderung Globaler Wandel" hat sie die institutionellen Herausforderungen für Integriertes Wasser Ressourcen Management (IWRM) in Deutschland genauer analysiert. Beide Gutachten konnten in eine Publikation überführt werden: THEESFELD, I., SCHMIDT, O., HERRFAHRDT-PÄHLE, E., IFEJIKA SPERANZA, C., SCHEUMANN, W. (2011): Adapting Agricultural Water Governance to Climate Change: Experience from Germany, Spain and California, Discussion Paper, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn.