Infektionsrisiken beim Kontakt mit Asylsuchenden

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Transkript:

Infektionsrisiken beim Kontakt mit Asylsuchenden Hinweise fu r Mitarbeiter der unteren Aufnahmebehörden und ehrenamtliche Helfer Gesundheitsamt Cuxhaven

Allgemeines Infektionsrisiko Kontakt mit Menschen: grundsätzliches Risiko, eine Infektionskrankheit zu erwerben Immunität, Dauer und der Art des Kontaktes bestimmen das Risiko fu r eine Ansteckung Erhöhtes Risiko, z B. Fehlende Impfungen beengte Verhältnisse, wie in Aufnahmestellen Verhinderung von Infektionen Einfache Hygienemaßnahmen Ausreichender eigener Impfschutz

Flüchtlinge sind nicht gefährlich, sondern gefährdet! Selten ein Problem: eingeschleppte Infektionen Problem: Infektion vor Ort, besonders in Massenunterkünften Hier für Helfer auch ein höheres Risiko

Gesundheitliche Probleme bei Asylsuchenden Infektionskrankheiten Einheimische, allgemeine Infektionen Z.B. Erkältung, Grippe, Durchfall, Läuse, Krätze Impfpräventable Infektionen Kinderkrankheiten, oft unzureichender Schutz Tropische Infektionen Z.B. Malaria. Diagnostische Herausforderung für Ärzte Seltene Infektionen Z.B Tuberkulose Psychische Leiden 4

Gesundheitsuntersuchung Flüchtlinge 62 Abs1 AsylVfG Ärztliche Untersuchung vor Verteilung an Kommunen zur Feststellung übertragbarer Krankheiten: Läuse+ Krätze Ansteckungsfähige Lungentuberkulose 36 Abs.4 IfSG Andere Krankheitserreger, wenn angezeigt Zuständig: Landesaufnahmebehörde Niedersachsen An die Kommunen verteilt werden nur Personen die gesundheitlich untersucht wurden keine Anhaltspunkte für das Vorliegen einer übertragbaren Krankheit haben In der Praxis gibt es manchmal Abweichungen

Hintergrunddaten Infektionskrankheiten Anzahl meldepflichtiger Infektionskrankheiten bei Asylsuchenden, Deutschland, 40 KW 2015-13 KW 2016, n=5.715 RKI, März 2016 Landkreis Cuxhaven, 1.1.-25.04.2016 526 Meldungen incl. Läuse, Krätze, Durchfallerkrankungen Davon 20 Meldungen von Asylsuchenden 6

Empfehlungen zur Minimierung Ihrer Ansteckungsgefahr 7

Eigener Impfschutz Kontrolle Impfpass und Auffrischen von Impfungen Hausarzt, Betriebsarzt 8

Empfohlene Impfungen Ständige Impfkommission Allgemein Tetanus Diphtherie Kinderlähmung (Polio) Keuchhusten (Pertussis) Masern, Mumps, Röteln (für nach 1970 Geborene) Influenza (ab 60 J; chronisch Kranke, Schwangere) Bei beruflicher Indikation Hepatitis A Hepatitis B Influenza (in der Saison) 9

Hygienemaßnahmen Regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife Händedesinfektion bei Indikation Abstand halten bei Gesprächen Verzicht auf Händeschütteln Regelmäßiges Lüften der Räume Regelmäßige Reinigung häufig berührter Flächen: Türgriffe, Tastaturen, Tische

Händewaschen mit Seife, fließendem Wasser, Abtrockenen mit Einmalhandtüchern Nach jeder Verschmutzung, Nach Reinigungsarbeiten, Nach Toilettenbenutzung, Vor dem Umgang mit Lebensmitteln, Vor dem Essen, Vor dem Trinken und Rauchen Nach dem Umgang mit Tieren

Richtig Händewaschen 12

Richtig Händewaschen 20-30 Sekunden! 13

Händedesinfektion Nach Kontakt mit Blut, Erbrochenem, Stuhl, Urin und anderen Körperausscheidungen Nach Kontakt mit sonstigem potentiell infektiösen Material Nach direktem Kontakt mit Erkrankten Nach dem Ablegen von Einmalhandschuhen In den meisten Fällen nicht notwendig

Übertragung und Schutzmaßnahmen für relevante Erkrankungen 15

Masern, Windpocken und Influenza Sehr ansteckend Tröpcheninfektion über Atemluft Kurze Kontakte reichen zur Übertragung. Eigenen Impfschutz u berpru fen und vervollständigen Händehygiene 16

Magen- und Darminfekte Schmierinfektion, fäkal-oral Auch beim Einatmen von Tröpfchen, die beim Erbrechen entstehen Händehygiene Schutzkleidung in Abhängigkeit von der Tätigkeit 17

Tuberkulose Einatmen von ausgehusteter bakterieller Atemluft Ansteckungsgefahr hängt von der Häufigkeit und Enge des Kontakts ab Infektionsrisiko nach 8h Aufenthalt mit einem an offener Lungentuberkulose Erkrankten in einem geschlossenen Raum Arbeits-, Wohn- und Aufenthaltsräume häufig und regelmäßig lu ften (Stoßlu ftung) 18

Tuberkulosefälle im Landkreis Cuxhaven, 2002-2015 RKI, SurvStat 19

Tuberkulose bei Asylsuchenden Erkrankungen an TB pro Jahr Afghanistan 200 Fälle/ 100 000 Personen Syrien 17 Fälle/ 100 000 Personen Deutschland 6 Fälle/ 100 000 Personen Das bedeutet: 1:500 Afghanen hat eine aktive Tuberkulose 1:6000 Syrern hat eine aktive Tuberkulose Nur 70 % der aktiven Tuberkulosen sind ansteckend Infektionsrisiko erst ab 8h in einem Raum 20

Meningokokken (Hirnhautentzündung) Sie sterben außerhalb des Körpers rasch ab Fu r eine Infektion ist ein enger Kontakt erforderlich Abstand halten bei Gesprächen Nicht anhusten oder anniesen lassen. 21

Krätzmilben/Kopfläuse Übertragung durch lang andauerndem und engem Körperkontakt Abstand halten 22

Können Asylsuchende auch schwere Infektionskrankheiten wie Ebola mitbringen? Nein, das ist unwahrscheinlich: die Krankheiten kommen in den Herkunftsländern bzw. auf der Reiseroute selbst nicht vor Inkubationszeit (die Zeitspanne zwischen Ansteckung und Erkrankungsbeginn) kürzer als die Dauer der Flucht Die Krankheiten werden meist nur durch Personen übertragen, die selbst Symptome zeigen 23

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Nun ist Zeit für Ihre Fragen 24