Günstiges Finanzierungsumfeld, historisch niedrige Zinssätze, leichter Anstieg des Kreditvolumens

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Transkript:

Zur Lage der Unternehmensfinanzierung Günstiges Finanzierungsumfeld, historisch niedrige Zinssätze, leichter Anstieg des Kreditvolumens 21. August 20 Die gesamtwirtschaftliche Grunddynamik der deutschen Wirtschaft hat sich im 2. Quartal 20 verlangsamt (-0,2 % gegenüber Vorquartal). Für das gesamte Jahr wird man daher die bisherigen BIP-Prognosen von rund 2 % etwas herunterrevidieren müssen. Das Volumen ausstehender Kredite wuchs gleichwohl im 2. Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,7 % auf insgesamt 862,7 Mrd. an. Die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen blieben wie schon im Vorjahr außerordentlich günstig. Von den angekündigten EZB-Maßnahmen ist kein spürbarer Effekt auf die langfristige Finanzierung in Deutschland zu erwarten. Wie tief wird die Konjunkturdelle? Die deutsche Wirtschaft hat im 2. Quartal dieses Jahres enttäuscht. Die gesamtwirtschaftliche Leistung sank (preis-, saison- und kalenderbereinigt) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 %. Zwar war von vornherein klar, dass das hohe Expansionstempo der ersten drei Monate dieses Jahres (+0,7 % gegenüber dem Vorquartal) nicht gehalten werden kann, denn durch den besonders milden Winter waren die Wirtschaftsdaten zum Jahresbeginn nach oben merklich überzeichnet. Doch über die erwartete Gegenbewegung hinaus ist es von il bis Juni dieses Jahres auch zu einer Verlangsamung der gesamtwirtschaftlichen Grunddynamik in Deutschland gekommen. Bei dieser Verlangsamung dürften die geopolitischen Unsicherheiten unter anderem die eskalierende Auseinandersetzung mit Russland bislang nur eine geringe Rolle gespielt haben. Allerdings können einzelne, besonders in dieser Region engagierte Unternehmen hiervon erheblich betroffen sein. Insgesamt gravierender war jedoch, dass die wirtschaftliche Entwicklung in zahlreichen Schwellenländern hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, der Welthandel insgesamt schwach blieb und auch große europäische Länder wie Frankreich und Italien mit dem Wirtschaftswachstum enttäuschten. All dies hat sich in Deutschland in einer geringeren Exportdynamik und einer gebremsten Investitionsbereitschaft niedergeschlagen. Die entscheidende Frage ist nun, ob es sich bei der konjunkturellen Abschwächung in Deutschland nur um eine kleine Delle handelt, die im zweiten Halbjahr wieder ausgebügelt wird, oder ob man auch für die nächsten Quartale mit einer äußerst gedämpften Entwicklung rechnen muss.

Zwar sind viele Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft weiterhin günstig. Allen voran die ausgesprochen gute Beschäftigungslage, die extrem niedrigen Zinsen und die wohl stärker als im Vorjahr steigenden Reallöhne. Auch die Einkaufsmanagerindizes für die deutsche Industrie sowie den Dienstleistungssektor zeigen sich in einer recht robusten Verfassung. Auf der anderen Seite haben die geopolitischen Unsicherheiten deutliche Bremsspuren bei den Geschäftserwartungen und der Investitionsneigung hinterlassen. Im Gegensatz zu den Einkaufsmanagerindizes ist der Ifo-Geschäftsklimaindex zuletzt dreimal in Folge gesunken, was auch für das zweite Halbjahr auf eine schwächere Wirtschaftsentwicklung hindeutet. Eine herbe Enttäuschung kam ferner von den jüngsten Auftrags- und Produktionsdaten der deutschen Industrie. Hier sind vor allem die Nachfrage aus dem Euro-Raum und die Bestellungen von Investitionsgütern deutlich gesunken. Aus heutiger Sicht spricht somit mehr dafür, dass sich die konjunkturelle Schwäche zunächst auch im zweiten Halbjahr fortsetzen wird. Für das gesamte Jahr 20 wird man daher die bisherigen BIP-Prognosen von rund 2 % etwas herunterrevidieren müssen. Erste Befürchtungen, dass die deutsche Wirtschaft sogar wieder in eine Rezession abgleiten könnte, sind allerdings überzogen. Neben einer vergleichsweise stabilen Binnennachfrage sollte sich auch die wirtschaftliche Erholung in den USA und Großbritannien fortsetzen. Darüber hinaus scheint sich das Wirtschaftswachstum in China wieder zu stabilisieren, wenngleich auf einem merklich niedrigeren Niveau als in den vergangenen Jahren. Für die Wirtschaftspolitik in Deutschland sollte die aktuelle wirtschaftliche Abschwächung auf jeden Fall ein Weckruf sein. Sie muss sich dringend wieder stärker um die Wachstums- und Investitionsbedingungen kümmern. Dazu gehört zum Beispiel ein überzeugendes Konzept für längerfristig wettbewerbsfähige Energiepreise in Deutschland. Gesamtvolumen der Kredite im 2. Quartal 20 steigt gegenüber Vorquartal Im 2. Quartal 20 lag das Volumen der Kredite an Unternehmen und Selbständige nach Angaben der Bundesbank mit rund 862,7 Mrd. zum ersten Mal seit fünf Quartalen über dem Wert des Vorquartals (rund 856,3 Mrd. ). Die privaten Banken (+2,0 %), Sparkassen (+0,5 %) und der Genossenschaftsbankensektor (+1,1 %) konnten das Volumen der insgesamt vergebenen Kredite jeweils erhöhen, bei den Landesbanken fiel der Rückgang (-0,7 %) geringer aus als in den Quartalen zuvor. Seite 2 / 6

Kredite an inländische Unternehmen und wirtschaftlich Selbständige (ohne Wohnungsbau und ohne Finanzierungsinstitutionen) Jahr Insgesamt* Kreditbanken Sparkassen und Genossenschaftssektor Landesbanken Stand am Jahres- bzw. Quartalsende in Mrd. 2008 902,31 241,41 401,85 6,28 2009 860,61 220,98 387,56 2,30 2010 857,36 215,77 384,01 8,39 2011 866,65 222,23 384,34 151,88 20 871,00 222,31 384,51 162,61 20 856,96 219,27 376,43 167,74 1. Q. 20 856,28 220,29 374,25 169,51 2. Q. 20 862,74 224,38 375,18 171,42 Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) 2009-4,6-8,4-3,6 +4,8 2010-0,4 +2,3-0,9 +,1 2011 +0,6 +0,9 +0,1 +3,9 20 +0,3-2,3 +0,6 +5,3 20-1,5-1,5-2,0 +3,1 1. Q. 20-1,8-2,1-2,4 +2,7 2. Q. 20 +0,6 +0,9-1,5 +3,1 * Zum Berichtskreis gehören zusätzlich: Realkreditinstitute, Bausparkassen und Banken mit Sonderaufgaben. Quelle: Deutsche Bundesbank, August 20. Finanzierungssituation der Unternehmen besser denn je Die jüngste KfW-Unternehmensbefragung unter rund 3.400 Unternehmen ergibt für die Finanzierungssituation der Unternehmen für das Jahr 20 das beste je in dieser Befragung gemessene Ergebnis. Sowohl für die Investitions- als auch für die Betriebsmittelfinanzierung war der Zugang zu Krediten ausgesprochen gut. Im Vergleich zu anderen Ländern des Euroraumes zeigt sich, dass in keinem anderen Land die Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen sich so unproblematisch darstellt wie in Deutschland. Diese außerordentlich günstige Finanzierungssituation setzte sich auch in der ersten Jahreshälfte 20 fort (dies bestätigen etwa die Ergebnisse der DIHK-Umfrage vom Sommer). EZB-Maßnahmen lassen kaum Effekt auf Unternehmenskredite erwarten Die geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 5. Juni 20 umfassen ein Maßnahmenpaket, das aus einer weiteren Leitzinssenkung, der Festlegung eines erstmals negativen Einlagezinssatzes sowie neuen zielgerichteten langfristigen Refinanzierungsgeschäften besteht. Relevant für die Unternehmensfinanzierung sind insbesondere die sogenannten EZB-Langfristtender, die in zwei Stufen umgesetzt werden sollen. Die Banken Seite 3 / 6

können diese Refinanzierungsmittel für bis zu vier Jahre zu einem Festzins von aktuell 0,25 % erhalten. Der limitierende Faktor in der Unternehmensfinanzierung in Deutschland ist aktuell nicht ein Mangel an günstiger Refinanzierung für Banken, sondern eine geringe Nachfrage nach Unternehmenskrediten. Die Gründe hierfür liegen insbesondere in der weiterhin guten Innenfinanzierungssituation der Unternehmen in Deutschland sowie der vergleichsweise geringen Investitionsneigung. Banken würden gerne mehr Kredite vergeben als die Nachfrage der Unternehmen in Deutschland hergibt. Ähnliches gilt nach Einschätzung der privaten Banken in Europa auch für die Finanzierungssituation in den Peripheriestaaten: Hier kommen Finanzierungen wegen der oft sehr schlechten Bonitäten der Unternehmen und der dafür zu schwachen Risikotragfähigkeit der Banken nicht zustande an Liquidität mangelt es auch hier in der Regel nicht. Nach heutiger Einschätzung wird der erstmals im September 20 zuzuteilende neue Langfristtender auf die Unternehmensfinanzierung allenfalls einen geringen Effekt haben. EU-Kommission: Unternehmensfinanzierung stärker auf Kapitalmärkte stützen Nach Wahl und Konstituierung des Europäischen Parlaments ist mit der Berufung von Jean- Claude Juncker die erste wichtige Personalie auf europäischer Ebene entschieden. In seiner Bewerbungsrede beschrieb Juncker die Leitlinien für die neue Europäische Kommission, die zum 1. ember 20 ihre Arbeit aufnehmen soll. Hierin unterstütze er den Kurs der bisherigen Kommission, die Unternehmensfinanzierung stärker auf Kapitalmärkte zu stützen. Ob und inwieweit eine solche Kapitalmarktfinanzierung auch für KMU realistisch ist, wird dabei noch zu diskutieren sein. Der Bankenverband geht in einem Positionspapier zur Kapitalmarktfähigkeit davon aus, dass in Deutschland maximal 10.000 Unternehmen potentiell kapitalmarktfähig sind. Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen bleibt deshalb auch künftig auf den Bankkredit als Rückgrat der Unternehmensfinanzierung angewiesen. Umso wichtiger wird deshalb der politische Schwerpunkt der Besseren Regulierung, den Juncker ankündigt. Hier muss dringend überprüft werden, ob die grundsätzlich richtige Bankenregulierung der letzten Jahre nicht-intendierte Nebenwirkungen hatte, die die Funktions- und Leistungsfähigkeit der Kreditwirtschaft im Dienste ihrer Kunden unnötig einschränken. Den Verbriefungsmarkt wiederbeleben Verbriefungen sind ein sinnvolles Instrument, die bankbasierte Kreditvergabe mit der Kapitalmarktfinanzierung zu verknüpfen. Sie dienen Unternehmen mittel- und unmittelbar als Finanzierungsinstrument; bei Banken erhöhen sie deren Kapazitäten zur Kreditvergabe, indem Kreditrisiken unter Beibehaltung der Bank-Kunde-Beziehung an Dritte weitergegeben werden können; Investoren bieten sie eine passgenaue Investitionsmöglichkeit, beispielsweise durch ein breit gestreutes Investment in mittelständische Unternehmen. Seite 4 / 6

Im Nachgang zur Finanzkrise sind die Verbriefungsmärkte sinnvoll und effektiv reguliert worden (z. B. durch Selbstbehalt, Transparenz und Prüfungspflichten für Investoren). Durch zahlreiche weitere Regulierungsvorhaben und deren kumulierte Auswirkungen droht der Markt aber dauerhaft ausgetrocknet zu werden. Daher ist es wichtig, neue Regulierungsmaßnahmen zeitnah fertigzustellen und durch eine angemessene Regulierung für alle Marktteilnehmer Sicherheit zu schaffen. Die regulatorische Einführung und bevorzugte Behandlung von hochwertigen Verbriefungen so der aktuelle Vorschlag der Europäischen Zentralbank würde helfen, diese Instrumente klar von den sogenannten Subprime-Verbriefungen abzugrenzen. Investitionsgarantien zur Absicherung politischer Risiken gestiegen Der seit Jahren zu beobachtende Trend der Erschließung neuer Zielmärkte im Ausland durch deutsche Unternehmen wurde zuletzt durch die hohe Nachfrage nach den Investitionsgarantien des Bundes unterstrichen. So bedeutete das Garantievolumen mit 3,2 Mrd. im ersten Halbjahr 20 nicht bloß eine Verdopplung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, sondern es übertraf auch das Gesamtergebnis 20. Aufgrund eines Großprojektes in Mexiko lag der regionale Schwerpunkt des Garantievolumens mit 66 % in Mittel- und Südamerika gegenüber Asien (Schwerpunkt: China und Indien) mit 22 % und Europa (Schwerpunkt: Russland, Türkei, Ukraine) mit ca. 10 %. Investitionsgarantien dienen in erster Linie der Absicherung politischer Risiken, helfen aber auch bei der Strukturierung der Finanzierung. Bank Lending Survey in Deutschland und im Euroraum Im Rahmen des aktuellen Bank Lending Survey der Europäischen Zentralbank (EZB) berichten die deutschen Banken, dass sich ihre Kreditvergabestandards für Unternehmen im 2. Quartal 20 nicht verändert haben. In Bezug auf die (Brutto-) Margen haben die Banken kleinere 70 50 30 10-10 Bank Lending Survey Anteil des Saldos von Verschärfungen und Erleichterungen der Kreditvergabestandards der Banken an den Meldungen Positive Salden zeigen Verschärfungen, negative Salden Erleichterungen der Kreditvergabestandards der Banken an. -30 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 20 20 20 Euro-Raum Quellen: EZB und Deutsche Bundesbank, Juli 20. Deutschland Verschärfungen Lockerungen Anpassungen vorgenommen. So verringerte sich die (Brutto-) Marge bei großen Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal, während sie für kleine und mittlere Unternehmen unverändert blieb. Die Ergebnisse für den gesamten Euroraum zeigen, dass die Kreditinstitute ihre Vergabestandards für Unternehmenskredite kaum verändert haben. Seite 5 / 6

Zinsen für langfristige Unternehmenskredite weiter auf Talfahrt 4,0 3,5 3,0 2,5 Effektivzinssätze von Krediten bis 1 Mio. an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften (Neugeschäft) in % Okt Jul Aug Sep Okt Kredite mit anfänglicher Zinsbindung bis 1 Jahr Kredite mit anfänglicher Zinsbindung von über 1 bis 5 Jahren Kredite mit anfänglicher Zinsbindung von über 5 Jahren Quelle: Deutsche Bundesbank, Juli 20. 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 Effektivzinssätze von Krediten über 1 Mio. an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften (Neugeschäft) in % Okt Jul Aug SepOkt Kredite mit anfänglicher Zinsbindung bis 1 Jahr Kredite mit anfänglicher Zinsbindung von über 1 bis 5 Jahren Kredite mit anfänglicher Zinsbindung von über 5 Jahren Quelle: Deutsche Bundesbank, Juli 20. Im 2. Quartal 20 hat sich das außergewöhnliche Niedrigzinsumfeld weiter verfestigt. Insgesamt blieben Effektivzinssätze für neu ausgereichte Kredite an Unternehmen auf dem niedrigen Niveau der Vorquartale. Weitere Abwärtsbewegungen waren insbesondere für lang laufende Unternehmenskredite zu verzeichnen. So wurden Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften mit einer anfänglichen Zinsbindung von über 5 Jahren im kleinvolumigen Bereich bis eine Million zu einem Effektivzinssatz von 2,59 % p.a. ausgereicht; bei Krediten über einer Million sogar zu gerade einmal 2,42 % p.a. Damit profitieren die Unternehmen weiterhin von sehr günstigen Finanzierungskonditionen. Die geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 5. Juni 20 könnte diesen weiteren Rückgang begünstigt haben. Angesichts des ohnehin schon niedrigen Zinsniveaus, dürften weitere direkte Auswirkungen auf die Effektivzinssätze für neu ausgereichte Unternehmenskredite aber sehr überschaubar sein. Herausgeber: Bundesverband deutscher Banken e.v., Postfach 040307, 10062 Berlin, Telefon +49 30 1663-0, Telefax +49 30 1663-99, E-Mail: bericht.unternehmensfinanzierung@bdb.de V.i.S.d.P.: Iris Bethge, Geschäftsführerin Kommunikation; Inhaltliche Verantwortung: Markus Becker-Melching, Geschäftsführer Unternehmensfinanzierung Bundesverband deutscher Banken e.v. Der Bankenverband ist die Interessenvertretung der privaten Banken in Deutschland. Seite 6 / 6