Das Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart

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Transkript:

Das Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart 03 16 ARCHITEKTUR Kubus ohne Ecken Wohnhaus nördlich von Berlin bietet Künstlerin viel Raum zum Leben und Malen INNENARCHITEKTUR Der Pavillion auf dem Bikinihaus Ein Mix aus Verkauf und Gastronomie MOBILITÄT Die Hauptstadt baut das Radwegenetz aus In Berlin entsteht das größte Radverleihsystem Deutschlands KUNST UND KULTUR Holzarchitektur Die Ausstellung Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft

INHALT KUBUS OHNE ECKEN Das vom Büro Deeken Architekten geplante und realisierte Haus am Weiher befindet sich nördlich von Berlin im Mühlenbecker Land. Die Bauherrin beschäftigt sich intensiv mit der Kalligraphie. Das neugebaute Haus sollte Raum zum Wohnen und für die Kunst bieten und es sollte nachhaltig genutzt werden können. Seite 4 FEINES ZUSAMMENSPIEL Ein Loft an der Spree für viele ist das wahrscheinlich der Traum vom Wohnen in Berlin schlechthin. Das Büro Collignon Architektur hat diese Wohnvision im Norden Charlottenburgs Wirklichkeit werden lassen. Am Ufer der Spree in unmittelbarer Nähe des Schlosses Charlottenburg haben die Architekten einen ehemaligen Industriebau vorgefunden. Seite 16 Liebe Leserin, lieber Leser, 4 KUBUS OHNE ECKEN Wohnhaus nördlich von Berlin bietet Künstlerin viel Raum die Zeitschrift Monocle sieht in ihrem Ranking Deutschlands Hauptstadt weltweit als die Metropole mit der höchsten Lebensqualität. Treibende Kraft der Beliebtheit Berlins bleibt die Kreativszene. Wir zeigen Ihnen in der aktuellen Ausgabe zwei Beispiele wie Kreative wohnen. In Schöneberg hat ein Galerist und Kunstsammler einen Altbau saniert und dabei eine urbane Interpretation barocker Pracht realisert. Im Norden vor den Toren Berlins hat eine ebenfalls kunstbegeisterte Bauherrin sich einen Ort für die Kunst und zum Leben geschaffen. Wir präsentieren weiterhin Berliner Neubauten, die auch städtebaulich Akzente setzen. Darunter zwei Wohnhäuser, die in der Nähe der Fischerinsel eine Antwort auf ein extrem heterogenes Umfeld finden. Am Weißen See hat eine Baugruppe ein ganzes Ensemble von Wohnbauten entwickelt und damit das Quartier aufgewertet. Und an den Ufern der Spree interpretierten die Architekten den Klassiker Loftwohnen auf moderne Weise. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit CUBE dem Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart. Ihre CUBE-Redaktion 7 MARITIMES FLAIR Villa in Pankow erinnert mit ihrer Silhouette an eine Yacht 11 GRUSS AUS LONG ISLAND Drei Holzbaukörper bringen neue gestalterische Qualität 14 PERLE IN DER MITTE Am Weißen See ist ein Wohnensemble in Parklage entstanden 16 FEINES ZUSAMMENSPIEL Individuelle Wohnungstypen in einem alten Industriebau 21 FREUDE AN DER VIELFALT Zwei Wohnhäuser finden eine Antwort auf die Umgebung 24 VORBILD NATUR Forschungsneubau orientiert sich an der Welt der Pflanzen 32 DESIGNSPOT AUF DEM DACH Der Pavillon auf dem Neubau des Bikinihauses 34 EINLADUNG ZUM WOHLFÜHLEN Ambiente einer oralchirurgischen Praxis 36 SCHÖNE NEUE KREATIVARBEIT Ein Loft in Kreuzberg für TV- und Filmemacher 39 URBANER BAROCK In einer Wohnung dominieren Raumflucht und italienischer Marmor 42 PERFEKT IN SZENE GESETZT Eventhaus bietet Ambiente für professionelle Feste 49 NEW WORK AUFBRUCH 4.0 Das Büro wird viel mehr sein als ein Platz zum Arbeiten 54 RAUM IM RAUM KUBATUR In einer Fabriketage entsteht eine Bürolandschaft 80 DESIGN AUS BERLIN ekomia setzt auf zeitloses, minimalistisches Design 81 CLASSIC CARS In den 1960er-Jahren ensteht das Classic Car Mercedes Pagode SL 82 BERLIN MACHT MOBIL Die Hauptstadt baut das Radwegenetz aus 88 KUNST UND KULTUR Die Ausstellung Bauen mit Holz. Wege in die Zukunft 94 IMPRESSUM 3

ARCHITEKTUR KUBUS OHNE ECKEN Wohnhaus nördlich von Berlin bietet Künstlerin viel Raum zum Leben und Malen Fotos: Jens Passoth Das vom Büro Deeken Architekten geplante und realisierte Haus am Weiher befindet sich nördlich von Berlin im Mühlenbecker Land. Die Bauherrin beschäftigt sich intensiv mit der Kalligraphie. Das neugebaute Haus sollte Raum zum Wohnen bieten, ebenso für die Kunst und sollte nachhaltig genutzt werden können. So kann das großzügige Atelier durch einfache Maßnahmen in Kinderzimmer umgebaut werden. Auf dem optimal ausgerichteten Grundstück stand ursprünglich eine kleine Datsche. Im Norden befindet sich die Straße, im Süden der kleine Seerosenweiher. Die Ausrichtung des Gebäudes war dadurch klar. Wir wollten uns zum Garten hin orientieren, zur nördlichen Straße geschlossen halten, berichtet Architekt Sebastian Deeken. Auf dem Grundstück befindet sich eine große Eiche. Sowohl die Bauaufsicht als auch die Bauherrin wollten diese erhalten. Das Wohnhaus steht deshalb nicht vorne an der Straße, sondern ist ein wenig nach hinten versetzt. Die Eiche hat eine große Krone, die auf das Baufeld ragt. Schnell kam mir die Idee des Würfels, aus dem wir vier Ecken subtrahieren. Jeder Aus- 4 schnitt dient einem anderen Zweck, erklärt der Architekt. Auf der Vorderseite ist unten eine Ecke herausgeschnitten, damit dort Raum zum Parken des Autos entsteht. An der oberen Ecke rechts befindet sich die Terrasse vor dem Atelier. So kann sich die Baumkrone hier voll entfalten und spendet im Sommer Schatten. Auf der nach Süden ausgerichteten Gartenseite entsteht unten eine überdachte Terrasse. Die obere Ecke auf der rechten Seite bildet die rückseitige Terrasse

ARCHITEKTUR für das Atelier mit Blick auf den Weiher. Durch diese Einschnitte entsteht ein Haus, das sich den ein bis zweigeschossigen Bebauungen der Nachbarschaft anpasst. Der Bauherrin hat der Entwurf auf Anhieb sehr gefallen. Sie sagt, dass Haus sei ihre zweite Haut. Von Anfang an stand fest, dass die Fassade weiß sein sollten. Auch im Inneren dominiert mit dem gespachtelten Boden die helle Farbe. Die Bauherrin hatte den Wunsch, eine möglichst neutrale Umgebung zu schaffen die Farbe kommt mit der Kunst ins Haus. Die Wohngegend im Mühlenbecker Land ist seit einigen Jahren vom Wandel geprägt. Der Ortsteil Schildow ist recht heterogen. Dort sind in den letzten Jahren viele Neubauten in sehr unterschiedlichen Baustilen entstanden, sagt Deeken. Mit dem Haus am Weiher hat sich vor den Toren Berlins nun auch die zeitgenössiche Architektur selbstbewußt ihren Platz erobert. (Beteiligte Gewerke siehe S. 93) www.deeken-architekten.de 5

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ARCHITEKTUR MARITIMES FLAIR Eine Villa in Pankow erinnert mit ihrer ungewöhnlichen Silhouette an eine Yacht Fotos: Poroton/Linus Lintner Das vom Potsdamer Büro Miethe + Quehl geplante Wohnhaus befindet sich im Bezirk Pankow. Zwei scheinbar horizontal versetzte Kuben mit weißer Putzfassade und Edelstahl-Reling erinnern unweigerlich an die Silhouette einer Yacht. Das Obergeschoss kragt im zur Straße gelegenen Teil des Gebäudes aus. Die Fläche darunter dient den Bewohnern als Carport. Die an dieser Stelle mit Schieferplatten gestaltete Fassade setzt Akzente. Das Heck wird von Bewohnern und Gästen als Terrasse und Balkon genutzt. Blickfang ist ein Lichtband im mittleren Bereich des zweigeschossigen Wohnhauses, das sich über die gesamte Höhe erstreckt und die Gebäudeteile optisch verbindet. Die Beleuchtung setzt die Hauswände wirkungsvoll in Szene. Eine scheinbar schwebende Treppe führt in das Obergeschoss. Die dunkle Holzwand links daneben bildet einen schönen Kontrast zum Weiß der Wand- und Deckenflächen sowie dem anthrazitfarbenen Bodenbelag. Dahinter verbergen sich das Badezimmer sowie die Schlaf- und Gästeräume. Während sich Erdgeschoss und Keller 7

ARCHITEKTUR wie bei einer Kajüte eher verschlossen geben, öffnet sich oben eine lichtdurchflutete Etage. Hier befinden sich der großzügige Wohn- und Essbereich sowie ein offen gestalteter Lese- und Ruheraum mit Bibliothek und kleinem Balkon. Wie im gesamten Gebäude herrscht auch in der oberen Etage ein spannungsvoller Hell-Dunkel- Kontrast. Eine Optik, die mit dem Außenbereich der Villa korrespondiert. Die besonderen statischen Anforderungen wurden mit Detan- Zugstäben gelöst, die auch als Spannstäbe an großen Hängebrücken eingesetzt werden. Da zum Bau des Wohnhauses überwiegend natürliche Materialien verwendet wurden, fiel die Wahl auf den ökologisch und energetisch hochwertigen Baustoff Ziegel. Auf eine zusätzliche Dämmschicht konnte auf der Außenwand verzichtet werden. Die diffusionsoffenen Wände sorgen im gesamten Gebäude für ein ganzjährig angenehmes Raumklima. www.poroton.org www.miethe-quehl.de www.lebensraum-ziegel.de 8

WAS ZÄHLT SIND TEAMWORK, KREATIVITÄT UND SIE. Smarter together. USM schafft ein kollaboratives Arbeitsumfeld: kreatives Potenzial wird freigesetzt, Synergien optimal genutzt ein Team, ein Tisch. #usmmakeityours Gesellschaft für moderne Einrichtung Berlin mbh, Lindenstraße 1, 10969 Berlin Tel.: +49 30 4003376 00, berlin@designfunktion.de, www.designfunktion.de www.usm.com

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ARCHITEKTUR GRUSS AUS LONG ISLAND Drei Holzbaukörper verleihen einer schlichten Doppelhaushälfte eine neue gestalterische Qualität Fotos: Hannes Franke Die Berliner Architektin Annette Goderbauer war viele Jahre Associate von Steven Holl Architects in New York. Deren Projekt Box Out East hat als Bezugspunkt ein Wohnhaus des amerikanischen Architekten. Holls Writing with Light House ist ein anspruchsvoll gestaltetes Strandhaus aus Holz, welches sich auf der zum US-Bundesstaat New York gehörigen Insel Long Island befindet. Die Ausgangslage für das Projekt Box Out East ist im Vergleich dazu deutlich bescheidener. Es handelt sich um einen Anbau an eine Doppelhaushälfte, wie sie für die Region Berlin/Brandenburg typisch ist. Die Bewohner gucken hier nicht auf den Atlantik, sondern auf ein brandenburgisches Naturschutzgebiet. Das Haus nutzt eine fünfköpfige Familie als Wochenend- und Ferienhaus. Der Anbau sollte vor allem mehr Platz für die älter gewordenen Kinder schaffen. Die Architektin löst die Aufgabe auf einfache Weise. Sie entwirft drei kubenförmige Holzkörper und hängt diese an das Haus dran. Die streng geometrische Formensprache sowie die Wahl des Materials Holz sind Bezüge zu dem amerikanischen Strandhaus. Der Verzicht auf Mauerwerk darf man ebenso als eine Referenz an die ländliche Umgebung verstehen. Viele Schuppen oder Scheunen sind aus Holz gebaut. Die drei Baukörper integriert die Architektin auf verschiedene Weise in den Bestand. Der erste Kubus vergrößert als Gaube den Dachraum des Hauses. Das Dach war ursprünglich bereits ausgebaut, hatte aber nur wenig Licht. Außerdem gab es dort ausschließlich Dachschrägen. Der zweite Kubus schließt im Untergeschoss an die bestehende Küche an. Die Küche ist nun auf moderne Weise offen gestaltet und steht in direkter Verbindung mit dem neu entstandenen Wohn- und Esszimmer. Ein großes Pano- 11

ARCHITEKTUR ramafenster gibt den Blick auf die umgebende Natur frei. Der vorgelagerte Würfel orientiert sich an der Brüstungshöhe der oberen Fenster und bietet so eine etwas größere Raumhöhe als der Bestandsbau. Die Architektin fügt dem Anbau noch einen dritten Kubus hinzu. Der ist allerdings vollkommen leer und besteht nur aus einem Rahmen aus Holzbalken. Der Terrasse verhilft der Holzrahmen optisch zu mehr Abgeschlossenheit. Solch freistehende Elemente aus Holz findet man auch bei Steven Holls Bau auf Long Island. Der Architekt sorgt damit für ein spannungsvolles, sich ständig veränderndes Spiel von Licht und Schatten. Annette Goderbauer nimmt dieses Element auf und macht damit auch ihren Entwurf stimmungsvoller. Das Endergebnis ist nicht ganz so spektakulär wie bei der fernen Verwandtschaft. Das Projekt zeigt aber, wie sich ein für die Region typischer Bestand auf unkomplizierte Weise in ein elegant gestaltetes Schmuckstück verwandeln lässt. www.goderbauer.com 12

The Destination for Design. stilwerk Berlin Kantstraße 17, Ecke Uhlandstraße Uhlandstraße Öffnungszeiten: Mo. Sa. 10 19 Uhr stilwerk.de stilwerk-shop.de

ARCHITEKTUR PERLE IN DER MITTE Am Weißen See ist ein neues Wohnensemble in Parklage entstanden Fotos: Werner Huthmacher Das Projekt Wohnen am Weißen See hat eine Baugruppe auf einem 5.600 m 2 großen Grundstück am Rande des Weißen Sees realisiert. Die Initiative kam von Julia Dahlhaus vom Büro DMSW Architekten. Ursprünglich befand sich auf dem Gelände das ehemalige, 1903 erbaute Rathaus des Bezirks Weißensee. Die Baugruppe hat das alte Rathaus saniert und dort Wohnungen eingerichtet. Um das Rathaus herum sind außerdem vier Neubauten mit insgesamt 45 Wohnungen entstanden. An dem gesamten Projekt waren vier verschiedene Architekturteams beteiligt. Zu den verantwortlichen Büros gehörten DMSW Architekten, Arnold und Gladisch Architekten, büro 1.0 sowie Stahl Denninger. Jedes Büro hat auf der Grundlage eines gemeinschaflich erarbeiteten Konzepts einen Entwurf für einen der vier Neubauten geliefert. Es sollte kein bunter Haufen entstehen, meint Architektin Julia Dahlhaus. Es ging uns da rum, ein komplettes Ensemble zu entwickeln, was in sich schlüssig und stimmig ist. Zum Gestaltungskonzept gehören Putzfassaden oder auch die einheitliche Farbe der Fenster. 14 In der Umgebung dominieren geneigte Dächer. Für die Neubauten schafften es die Architekten, bei der Bauaufsicht Flachdächer durchzusetzen. Wir wollten den Altbau, der eine sehr expressive Form hat, ergänzen durch schlichte kubische Baukörper, erklärt die Architektin. Der Altbau bleibt so als Perle erhalten. Nicht nur die Flachdächer, auch die städtebauliche Figur der

ARCHITEKTUR vier Bauten bedurfte viel Überzeugungsarbeit. Statt einer Blockrandbebauung platzieren die Architekten die Neubauten so, dass zwischen ihnen genügend Freiraum für viel Grün und Gemeinschaftsflächen entsteht. Darunter befindet sich die Tiefgarage mit 38 Stellplätzen. Das gesamte Grundstück ist autofrei. DMSW Architekten haben das viergeschossige Haus C entwickelt, welches den Bewohnern Blick zum See und zum Gemeinschaftsgrün bietet. Pro Etage sind zwei Wohnungen zwischen 110 und 185 m 2 Wohnfläche entstanden. Alle Räume sind ähnlich groß und bieten interessante Durchblicke in verschiedene Richtungen. Durch ein Zusammenschließen oder Trennen von Räumen können die Wohnungen an unterschiedliche Lebensphasen und flexible Nutzungen angepasst werden. Alle Wände sind in Kalksandstein ausgeführt. Damit verbessert sich das Raumklima für die Bewohner deutlich. Das Projekt Wohnen am Weißen See zeigt, dass Baugruppen in Zusammenarbeit mit Architekten nicht nur einzelne Wohnhäuser entwicklen können. Am Weißen See realisiert die Baugruppe ein ganzes Emsemble von Gebäuden und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Städtebau. www.dmsw.de 15

ARCHITEKTUR FEINES ZUSAMMENSPIEL Fotos: Jan Bitter In einem alten Industriebau an der Spree realisieren die Architekten ungewöhnliche Wohnungstypen Ein Loft an der Spree für viele ist das der Traum vom Wohnen in Berlin schlechthin. Das Büro CollignonArchitektur hat diese Wohnvision im Norden Charlottenburgs Wirklichkeit werden lassen. Am Ufer der Spree in unmittelbarer Nähe des Schlosses Charlottenburg haben die Architekten einen ehemaligen Industriebau vorgefunden. Dort waren noch bis in die 1990er-Jahre die ehemaligen Heliowattwerke beheimatet, die Bauteile für Rundfunk- und Fernsehgeräte sowie für Mess- und Regeltechnik produzierten. Nach verschiedenen Eigentümerwechseln schloss 1996 das Unternehmen endgültig seine Pforten. Der Urzustand war ein leerstehendes altes Gebäude, das erhebliche bauliche Mängel aufwies. Wir mussten nicht nur in die Substanz eingreifen, um dort Grundrisse zum Wohnen zu realisieren, berichtet Architekt Oliver Collignon. Auch bautechnisch haben wir das Gebäude grundlegend erneuert, dazu gehörten die Verbesserung der Akustik oder die thermische Behandlung der Außenwände. Wichtigste Maßnahme war die Erweiterung des Altbaus durch einen Neubau. Das zusätzliche Gebäude 16 ergänzt die Blockrandbebauung und vergrößert die Hoffläche. Der zur Spree hin offene Hof sorgt bei allen nach Norden ausgerichteten Wohnungen für den Blick aufs Wasser. Die rückseitigen Wohnungen des Altbaus sind nach Süden zur Sonne hin ausgerichtet. Für den Alt- und Neubau schaffen die Architekten eine gemeinsame Erschließung mit vier Aufgängen. Sie erhalten die südliche Klinkerfassade des Altbaus. Mit seiner Putzfassade nimmt der Neubau Bezug auf die

ARCHITEKTUR ebenfalls geputzte Nordfassade des Bestands. Auch der Klinkersockel findet sich in beiden Gebäudeteilen und schafft so deren Verbindung. In der damaligen Bauweise waren Fabriken vor allem funktional gestaltete Gebäude. Unsere Idee war es, mit dem Neubau den sachlichen Stil dieser Architektur aufzunehmen und modern zu interpretieren. Auf diese Weise führen wir die beiden Baukörper zusammen, erklärt Collignon. In vielen weiteren Details nehmen die Architekten Bezug auf die Anmutung alter Industrieanlagen. Dazu gehören die maßgefertigten, CollignonArchitektur stählernen Balkongeländer, die den gesamten Bau prägen. An die Tage des Gebäudes als Fabrik erinnern auch die grauen Stahltüren mit kleinem Fenster und Torbogen bei den Erdgeschosswohnungen. Das Aufeinandertreffen verschiedener Bauhistorien wirkt sich auch auf das Wohnen aus. Das Projekt bot uns als Architekten ungewöhnlich großen Spielraum und machte deshalb viel Freude. Wir konnten aufgrund der unterschiedlichen Ausgangssituationen im Alt- und Neubau die Grundrisse auf vielfältige Art gestalten. Es gibt 17

ARCHITEKTUR zahlreiche individuelle Raumkonstellationen, wie man sie bei einem konventionellem Neubau so nie machen würde, sagt der Architekt. In den unteren Geschossen findet man Maisonettewohnungen, die über den Hof erschlossen werden. Die rückseitigen Wohnungen im Altbau verfügen sogar über eigene Gärten. Die nach vorne zur Spree hin ausgerichteten Wohnungen haben unterschiedliche Größen und Zuschnitte. Ungewöhnlich sind die über Eck laufenden Apartments. Sie bieten den Bewohnern viel Licht und spannende Perspektiven auf die Umgebung. In den oberen Geschossen befinden sich die Penthouses mit weitem Blick über Berlin. Das Projekt Spreeloft zeigt, wie Architekten auf zeitgemäße Weise mit einer ehemaligen Industriearchitektur umgehen. Sie rekonstruieren nicht einfach das alte Gebäude, sondern ergänzen es um viele moderne Elemente. Dabei entsteht kein Gegensatz von Alt und Neu, sondern ein fein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel. (Beteiligte Gewerke siehe S. 93) www.collignonarchitektur.com 18

www.cramer-moebel.de T-TABLE: der wohl dünnste Zentralfuß der Welt. Cramer Stammhaus Elmshorn Cramer Wohnvilla Hamburg Cramer Möbel + Design Hamburg Cramer im Stilwerk Berlin Cramer Design Loft Meinekestraße 11 10719 Berlin

ARCHITEKTUR FREUDE AN DER VIELFALT Zwei Wohnhäuser finden eine Antwort auf eine stadtgeschichtlich stark gezeichnete Umgebung Fotos: Maximilian Meisse Die beiden vom Büro Modersohn & Freiesleben geplanten Wohnhäuser in Mitte haben Zugang von der Neuen Roßstraße sowie Wallstraße. Beide Gebäude stehen auf zwei rechtlich zusammenlegten Grundstücken. Die Gegend in direkter Nachbarschaft zur Fischerinsel ist wie die gesamte Mitte Berlins gekennzeichnet von vielen Rissen und Brüchen, bedingt durch die ereignisreiche Geschichte der Stadt. Dreigeschossige Wohnhäuser aus der Zeit um 1800 treffen auf Geschäftshäuser aus der Gründerzeit. Neben DDR-Plattenbauten stehen dort ebenso schnell hochgezogene Billigbauten der Nachwendezeit. Als Wohnlage stand das Viertel lange Zeit nicht ganz so stark im Fokus. In der letzten Zeit ist dort aber eine rege Bautätigkeit zu beobachten. Das neu erwachte Interesse an der Gegend ist der zentralen Lage geschuldet. An der Neuen Roßstraße zeigt sich deutlich, wie städtebaulich kompliziert die Ausgangssituation des Bauvorhabens war. Das auf einer zweimal 15 m breiten Parzelle errichtete Stadthaus wird auf der rechten Seite flankiert von einem Geschäftshaus aus dem Jahr 1913. Hier galt es, aus Gründen des Denkmalschutzes Bezug zu nehmen. Auf der linken Seite befindet sich nach hinten versetzt ein DDR-Plattenbau, der während der Bauphase teilweise von wild wachsendem Grün verdeckt wurde. Mittlerweile wurde der Bau modernisert. Das neue Wohnhaus behauptet sich mit einer beachtlichen Tiefe von 18,75 m zwischen den beiden ungleichen Polen. Sechs Vollgeschosse sowie zwei zusätzliche Staffelgeschosse sorgen für eine stattliche Erscheinung sowie für maximale Raumnutzung. Die Fassade ist mit Erkern, Loggien und Sandsteinplatten 21

ARCHITEKTUR am Sockel und als Fensterrahmung sehr ereignisreich gestaltet. Es gibt historische Bezüge, wie zum Beispiel die Satteldächer der Staffelgeschosse. Scheinbar edles Holz bei den Türen kombinieren die Architekten mit verschiedenen Putzarten, Mustern und Farbe. Auf der Rückseite nimmt sich das Gebäude wieder zurück. Die Architekten betonen mit den durchgehenden Balkonen die Horizontale. Im Innenhof steht das ebenfalls neu gebaute, achtgeschossige Gartenhaus. Zugang erhält das Gebäude von der Wallstraße, wo ein Neubau von Tobias Nöfer steht. Das Gartenhaus grenzt an der Rückseite an eine Brandwand, seitlich an einen Technikflachbau der BVG. Alle Wohnungen sind mit Wohnraum und Balkon der Sonne nach ausgerichtet. Im Innenhof gewähren die Bauvorschriften den Architekten mehr Freiheiten. Auch hier bedienen sie sich des Prinzips der Collage. Viele Elemente des Vorderhauses tauchen wieder auf, wie zum Beispiel die Flächenmuster aus unterschiedlichen Putzarten. Im Foyer treffen hochwertige handwerkliche Elemente auf schlichte Briefkästen aus industrieller Produktion. Beide Bauten setzen in ihrer Freude am Zusammenspiel unterschiedlichster Elemente einen eigenen Akzent inmitten der Berliner Vielfalt. www.mofrei.de 22

DAS KÜCHENATELIER TORSTEN PIEKARZ Karl-Marx-Allee 62 10243 Berlin T. +49 30 44 73 39 37 www.kuechenatelier.com

ARCHITEKTUR VORBILD NATUR Forschungsneubau orientiert sich bei der Fassadengestaltung an der Welt der Pflanzen Fotos: Stefan Meyer Beim Neubau der Forschungsgewächshäuser des Instituts für Biologie der Freien Universität Berlin waren Weberwürschinger Architekten für die Gestaltung des Kopfbaus verantwortlich. Das Gebäude schließt an ein Gewächshaus an, das ein Spezialist für Systembauten errichtet hat. Vom Gewächshaus zum Kopfbau gibt es zusätzlich einen ebenfalls von den Architekten geplanten Verbindungsbau. Innen wie außen wird dieses Gebäude vom Material Eternit dominiert. Damit behauptet der Verbinder gegenüber dem Kopfbau seine Eigenständigkeit. Der Kopfbau besteht aus zwei versetzt übereinanderliegenden Baukörpern, wobei der obere Körper auskragt. Unten werden die Pflanzen für die Versuchsreihen in Kabinen vorbereitet. Außerdem sind dort das Erdlager sowie Dämpfräume zur Sterilisation untergebracht. Im Obergeschoss befindet sich das Büro des Gärtnermeisters, ebenso ein Konferenzraum. Es gibt dort auch eine kleine Terrasse, von der man die Anlage überblicken kann. Gestalterisch nehmen die Architekten eine klare Trennung der beiden Einheiten vor. Die Geschosse haben nicht 24 nur unterschiedliche Volumen, sondern sind vor allem in der Fassadengestaltung deutlich voneinander getrennt. Zur Gestaltung der unteren Fassade verwenden die Architekten Streckmetalle. Aufgrund der dreidimensionalen, licht- und luftdurchlässigen Struktur des Materials wirkt das Erscheinungsbild des Gebäudes je nach Blickwinkel sehr unterschiedlich. Es entfaltet sich ein

ARCHITEKTUR lebendiges Spiel von Licht und Schatten, Reflexionen und Transparenz. Mit der Materialwahl referieren die Gestalter auf Projekte wie das Palais de Justive von Jean Novel in Nantes oder den Bilbao Axhibition Centre vom Büro ACXT. Der zentrale Bezugspunkt der Fassade ist die Natur. Transluzent sind die Blätter der Pflanzen. Auch deren verästelte Struktur ähnelt der der Streckmetalle. Hinter der Metallfassade befindet sich zusätzlich eine mineralische Dämmplatte, auf die ein grünes Vlies aufgebracht ist eine weitere eindeutige Referenz. Aufgrund der Verwendung von Streckmetall wirkt das Erdgeschoss leicht und luftig. Das Obergeschoss steht dazu in starkem Kontrast. Es tritt als geschlossener Kubus auf, mit als Wärmeverbundsystem ausgebildeter Putzfassade. Die Ebene unten steht für die Welt der Pflanzen, Erde und Wachstum. Davon getragen werden Geist, Wissen und Wissenschaft. Die Natur als Fundament der Wissenschaft dieser Leitidee folgt der Entwurf der Architekten. www.weberwuerschinger.com 25

Anzeige IMMOBILIEN HERRSCHAFTLICH WOHNEN Im Schlüter Palais ist noch eine Dachgeschosswohnung zu haben Abb.: PRIO Haus- & Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbh Modern wohnen und dabei die Atmosphäre der Vergangenheit wahren: Das ist das Ziel, das bei der aufwendigen Kernsanierung der Villa in der Schlüterstraße im Fokus steht. 1910 vom Berliner Baumeister Ernst Schrader als Barockhaus gebaut, befindet sich das geschichtsträchtige Gebäude in unmittelbarer Nähe des Ku damms, in einer Straße, die von Gründerzeitbauten mit prachtvollen Balustraden durchzogen ist und ein Stück fürstliche Vergangenheit präsentiert. Das Schlüter Palais bietet mit insgesamt 17 Wohneinheiten repräsentative Möglichkeiten zum Wohnen und Arbeiten. Außerdem sind hier drei Gewerbeeinheiten mit großzügigen exklusiven Schaufensterfronten und unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten untergebracht, die das Bild des herrschaftlichen Gebäudes abrunden. Innen prägen prachtvolle Stuckdecken, Dielenböden und Kassettenschiebetüren das Bild und sorgen für ein historisch lebendiges Raumgefühl. Mit dem Ziel, die geschichtsträchtige Optik des Gebäudes zu erhalten und eine Verbindung zur Moderne zu schaffen, wird das bestehende Dach vollständig demontiert und zimmermannsmäßig 26

IMMOBILIEN Anzeige in historisch gewachsener Kubatur neu errichtet. Auf diese Weise entstehen drei luxuriöse Wohneinheiten mit Galerie und Aufdachterrassen, die einen atemberaubenden Blick über Berlin eröffnen. Charakteristisch für die Dachschrägen-freie Dachgeschosswohnungen, die zu Recht den Namen Grand View tragen und über zwei Ebenen verfügen, ist eine Deckenhöhe von vier bis sechs Metern. Natürliches Licht und der Blick prägen das Wesentliche der großzügigen Wohneinheit, zu deren exklusiver Ausstattung eine Sauna, Klimaanlage, Kamin und Fußbodenheizung gehören. Flure und Bewegungsflächen begleiten die beiden Ebenen und verbinden sie zu einer formalen Einheit mit einer wohnlichen Raumakustik. Hier wurde an alles gedacht auch daran, dass Geschmäcker nun mal verschieden sind. So werden individuelle Kundenwünsche in Planung und Umsetzung einbezogen, was bedeutet, dass Materialien, Farben und Strukturen bis ins letzte Detail vom Käufer abgestimmt werden können. Dafür wurden drei unterschiedliche Wohnkonzepte mit intelligenten Grundrissen entwickelt, die sich individuellen Wünschen anpassen lassen. www.schlueter-palais.de 27

INTERVIEW Alexandra Knuth Thomas Rücker entwickelt seit mehr als 20 Jahren Kommunikationslösungen für Immobilienunternehmen. Er ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungshauses Rueckerconsult und des Wissen- und Meinungsportals The Property Post. Zu den Kunden zählen Unternehmen aus dem Wohn- und Gewerbebereich, unter anderem Architekturbüros und Projektentwickler. www.rueckerconsult.de International Campus International Campus LIVING IN A BOX MIKROWOHNEN LIEGT IM TREND Thomas Rücker im Gespräch mit Horst Lieder Thomas Rücker: Herr Lieder, woher kommt plötzlich der Trend zum Mikrowohnen in Deutschland? Horst Lieder: Nun, der Trend zum Mikrowohnen kommt keineswegs plötzlich. Es ist eher so, dass viele gesellschaftliche Entwicklungen in den letzten Jahren zu diesem großen, nachhaltigen Trend geführt haben. Die anhaltend hohe Nachfrage nach kompaktem Wohnraum resultiert aus dem stetigen Zuzug junger Menschen in die großen Städte, dem steigenden Anteil Alleinlebender aller Altersstufen und der weiter zunehmenden beruflichen Mobilität vieler Menschen. Dazu kommt, dass es in den deutschen Metropolen und Universitätsstädten historisch bedingt nur unverhältnismäßig wenige Kleinwohnungen gibt. In Stuttgart beispielsweise haben Ein- und Zweizimmerwohnungen zusammen nur einen Anteil von knapp sieben Prozent der Wohnungen, wobei mehr als die Hälfte der Stuttgarter Haushalte Ein-Personen-Haushalte sind. In Berlin, München oder Hamburg sieht die Situation ähnlich aus. Weil Angebot und Nachfrage weit auseinandergehen, haben Architekten, Projektentwickler und natürlich auch Anleger das Thema Mikrowohnen mehr und mehr für sich entdeckt. Wie unterscheiden sich Mikroapartments von anderen Wohnimmobilien? Über die kompakteren Maße von vielleicht 15 bis 45 m 2 hinaus gibt es eine Reihe von besonderen Merkmalen. Die Bewohner sollten bei der Alltagstauglichkeit, Ausstattung, Gestaltung und Qualität keinerlei Abstriche machen müssen. Eine funktionale Grundstruktur, eine hochwertige Ausstattung, ein Duschbad, eine Pantryküche und zumindest eine Teilmöblierung sind deshalb elementar. Mikroapartments sollten zudem zentral gelegen, verkehrstechnisch gut angebunden und mit schnellem Internetzugang ausgestattet sein. Was Mikroapartments generell von anderen Wohnimmobilien unterscheidet, sind Gemeinschaftsflächen. Weil beim Mikrowohnen die Funktionen, die nicht täglich gebraucht werden, ausgelagert und mit der Community geteilt werden, gehören Gemeinschaftsflächen, wie Cooking Areas, Wasch- und Trockenräume, Arbeitsräume und Lounges, zur sinnvollen Ausstattung des Gebäudes. Die Ansprüche der Nutzergruppen, wie zum Beispiel Studierende, Young Professionals oder Projektmitarbeiter aus dem Ausland, unterscheiden sich allerdings hinsichtlich der präferierten Apartmentgrößen, Mehrwertservices und Gebäudeausstattung, etwa mit Business Lounges oder Dachterrassen. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit einem englischsprachigen House Coordinator gemacht, der Ansprechpartner für die Sorgen des Alltags und gute Seele des Hauses ist. Welche Rolle spielt dabei Branding? Der Stellenwert von Branding ist, zumindest nach unserer Auffassung, gerade im Bereich Mikrowohnen nicht zu unterschätzen. Marken repräsentieren einen besonderen Lifestyle, übertragen ein bestimmtes Image auf den Nutzer und unterstreichen einen individuellen Anspruch. Folgerichtig und mit etwas Verzögerung nimmt auch die Immobilienbranche 28

INTERVIEW den Trend zum Branding auf. Viele Menschen wollen sich ja mit ihrem direkten Lebensumfeld identifizieren können. Deshalb haben wir von Anfang an sehr viel Wert auf die Kreation, Etablierung und Pflege einer Wohnproduktmarke (THE FIZZ, Anm. der Redaktion) gelegt, die dann in verschiedene Sub-Marken für verschiedene Zielgruppen im Bereich Mikrowohnen differenziert wird. Und wie übersetzt man diesen Anspruch in ein konkretes Objekt? Architekten und Projektentwickler gehen hier natürlich verschiedene Wege, insofern kann ich diese Frage nur am Beispiel unserer Studentenwohnhäuser erläutern. Mit dem Frankfurter Büro Magnus Kaminiarz & Cie haben wir einen Hausarchitekten, der versteht, was unsere Marke ausmacht. Kaminiarz lieferte in den vergangenen Jahren herausragende Entwürfe und zeichnet unter anderem für unsere neuen Studentenwohnhäuser in Hamburg, Köln und Freiburg verantwortlich. Unsere Marke steht für eine besondere Qualität und Gestaltung der Wohngebäude, der Apartments, der Dienstleistungen und der Lage, kombiniert mit einem wesentlichen Community-Gedanken und einer kosmopolitischen Wohnatmosphäre. Im Design zeigt sich dieser Anspruch zum Beispiel in der Möblierung, in den Oberflächen und Materialien, aber auch in den stylischen Piktogrammen, die wir speziell zur Orientierung in unseren Häusern entwickelt haben. Herzstück unserer Studentenwohnhäuser sind immer die Gemeinschaftsflächen, eine zentrale Rezeption mit House Coordinator, Arbeitsräume, Cooking Areas und Lounges. Sie ermöglichen Kommunikation und Gemeinschaft, hier finden unsere Events statt. Damit lösen die Architektur und Gestaltung das Qualitätsversprechen der Marke ein: sie sorgen dafür, dass unsere Bewohner jeden Tag aufs Neue gern bei uns wohnen. Gerade vor der Immobilien-Messe Expo Real wird ja viel über Mikrowohnen geschrieben und geredet. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung? In der Tat, man könnte den Eindruck gewinnen, alle Welt baut Mikroapartments. Es gibt immer mehr Wohnprodukte, immer mehr Akteure in diesem Bereich und auch immer mehr Interesse seitens privater und institutioneller Geldanleger. Mit Blick auf die Zahlen wird aber schnell deutlich, dass nicht annähernd so viele Projekte realisiert wie besprochen werden. Seit 2010 wurden beispielsweise kaum mehr als 25.000 privat finanzierte Studentenapartments errichtet, bei inzwischen rund 2,8 Millionen Studierenden. Während die Anzahl der Studentinnen und Studenten seit 2007 um mehr als 40 Prozent stieg, wurden nicht einmal zehn Prozent mehr Wohnheimplätze realisiert. Die großen deutschen Städte wachsen, ebenso wie die Zahl der Pendler, Projektmitarbeiter, Singles. Laut aktueller Zahlen von CBRE fehlen in Deutschland mehr als 630.000 Wohnungen! Getrieben von einer riesigen Nachfrage von Einpersonenhaushalten wird die Nachfrage nach kompakten, gut gelegenen und vollmöblierten Apartments, deren Nutzergruppen ja substituierbar sind, also sehr hoch bleiben erst recht, wenn Architektur und Marke stimmen. International Campus AG Zur Person: Horst Lieder ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der International Campus AG, die Studentenwohnhäuser und Mikroapartments entwickelt, kauft und betreibt. In den Niederlanden realisiert oder betreibt International Campus rund 2.000 Apartments und in Deutschland an 13 Standorten ca. 5.200 Apartments. In Hamburg arbeitet International Campus aktuell an einem dreigeteilten Wohnhaus für Studierende, Berufseinsteiger und Auszubildende.

Anzeige IMMOBILIE WECHSELNDE WOHNKULISSE Rev House verbindet grenzenlose Freiheit mit anspruchsvollem Design Fotos: Rev House Wer träumt nicht von einem Leben in Wassernähe? Doch leider sind Wassergrundstücke recht teuer und Hausboote wenig komfortabel. Mit schwimmenden Penthouses, die nicht nur hohen Qualitätsansprüchen genügen, sondern zudem auch voll fahrfähig sind, bietet Rev House eine neue interessante Lösung. Wir möchten mit Rev House die Menschen erreichen, die in ihrem Lifestyle die Großzügigkeit und Weite in der Natur schätzen und gleichzeitig Wert auf Top-Qualität legen, so Geschäftsführer Lars Voigt. Dabei ist der Grundriss frei nach individuellen Wünschen gestaltbar und auch die Innenausstattung kann nach Belieben zum Beispiel um einen offenen Kamin, Unterwasserbeleuchtung und vieles mehr bereichert werden. Die Basisgröße eines Rev Houses beträgt 14,90 m x 6,25 m und umfasst eine Nutzfläche von 175 m 2, wobei die Wohnfläche rund 70 m 2 und die Terrassenflächen insgesamt 105 m 2 betragen. Der speziell entwickelte Rumpf bietet rund 100 m 2 Kellerfläche mit bis zu 1,80 m Stehhöhe und somit eine großzügige Staufläche für Technik und Hausrat. Der Clou: Wer eine neue Aussicht genießen will, legt einfach ab und steuert mit Sack und Pack einen neuen Hafen an. Das Rev House ist eines der hochwertigsten fahrenden Hausboote in Serienproduktion weltweit und kann höchste Qualitätsanforderungen bei Dämmung, Heiztechnik, Stabilität und Langlebigkeit vorweisen, sagt Voigt und fügt hinzu, dass das Eigenheim auf dem Wasser in rund sechs bis acht Monaten fertig gestellt werden kann. www.rev-house.com 30

Das gute Licht. mein Haus mein Garten mein Licht Unsere Broschüre Licht für Haus und Garten zeigt eine Leuchtenauswahl aus dem BEGA Gesamtprogramm, welche sich besonders für die Beleuchtung und Gestaltung des privaten Außenraums eignet. Bestellen Sie einfach Ihr kostenloses Exemplar mit detaillierten Informationen und vielen Anwendungsbeispielen. www.bega.de

INNENARCHITEKTUR DESIGNSPOT AUF DEM DACH Der Gestalten Pavilion auf dem Bikinihaus realisiert einen Mix aus Verkauf und Gastronomie Fotos: Yves Sucksdorff Das Bikinihaus wollte ursprünglich ein vollkommen neues Shoppingkonzept umsetzen. Gelungen ist das bis jetzt nur vereinzelt. Eine geradezu musterhafte Ausgestaltung der eigentlichen Idee der Mall findet der Besucher auf dem Dach des Neubaus. Dort hat der Berliner Gestalten Verlag seinen Pavilion eingerichtet. Der Verlag gehört mit seinen Bildbänden zu Architektur, Design, Mode und Life Style international zu einer der bekanntesten Marken aus der Hauptstadt. Verantwortlich für den Innenausbau des Dachgebäudes war die Architektin Lena Klanten. Von Anfang an war klar, dass die außergewöhnliche Lage mehr erforderte als nur einen konventionellen Verkaufsraum. Der Ort war zu besonders, um dort nicht auch ein Café einzurichten, berichtet Klanten. Die Architektin entwickelte für die anfangs komplett leere Fläche zunächst ein Grundrisskonzept, wo die zwei unterschiedlichen Bereiche Platz finden. Die Idee der Verbindung von Gastronomie und Verkauf erwies sich in der Umsetzung allerdings als schwierig. Beim Bauamt verwies man auf eine Vorschrift, die die Flächen für den Verkauf klar von der 32 für die Gastronomie trennt, erklärt Klanten. Die ursprünglich von der Behörde geforderte Wand mit Tür konnte die Planerin mit viel Überredungskunst verhindern. Sie trennt die Flächen mit einer Gitterstrukur aus Holz. Das in Istanbul ansässige Designstudio Autoban hat den Raumtrenner gestaltet und produziert. Das Objekt steht exemplarisch für Arbeitsweise bei dem Projekt. Es gab die seltene Konstellation, dass Bauherr und Architektin ein Paar waren. Der Ehemann der Architektin ist Robert Klanten, Designer und Inhaber des Gestalten Verlag.

INNENARCHITEKTUR Man findet in dem Pavillon vieles wieder von dem, was man bislang nur aus den Büchern kennt. Dazu gehört zum Beispiel der erwähnte Raumtrenner. Zu den Autoban Designern hat der Verlag eine Monografie veröffentlicht. Die im Cafe verwendeten Leuchten des New Yorker Labels Roll & Hill findet man in dem Buch: Lux Lamps & Lights. Für Designliebhaber ist es eine große Freude, all die schönen und seltenen Dinge im realen Gebrauchskontext zu erleben. Die Café- und Ladeneinrichtung sowie das Mobiliar wurden von Robert Klanten, der gelernter Industriedesigner ist, gemeinsam mit seiner Frau entworfen. Ausgestellt werden dort Designprodukte und die Bücher des Verlages. Passend zum Loungesessel von Jaime Hayon für Fritz Hansen kann der Besucher dort ein Buch des Designers aus Barcelona kaufen. Es mischen sich die Bildwelten der Bücher mit denen des Verkaufs. Der Pavillon ist damit ein Beispiel für die Veränderung im stationären Handel. Die Produkte sind hier nicht aufgereiht im Regal oder in einem sterilen Showroom zu Tode inszeniert. Die Bereiche Architektur, Fotografie, Produkt- und Printdesign, Verkauf und Gastronomie vermischen sich. Es entsteht eine Erlebniswelt, die den Besucher komplett vereinahmt. www.lena-klanten.de 33

INNENARCHITEKTUR EINLADUNG ZUM WOHLFÜHLEN Ambiente einer oralchirurgischen Praxis unterstützt deren ganzheitliches Konzept Fotos: Kjubik Die von der Innenarchitektin Katja Schuster gestaltete oralchirurgische Praxis befindet sich im Office Tower des Europacenters in Charlottenburg. Ausgangspunkt war eine komplett leere Fläche, die einzig durch ein bestehendes Deckenraster inklusive Einbauten strukturiert war. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Gerl Dental und Kjubik wurde eine stimmige, funktionale Neugliederung geschaffen, die einen großzügigen Empfangsbereich, sechs Behandlungsräume, einen Ruheraum, ein Beratungszimmer sowie Nebenräume für Büro und Personal integriert. Mit dem Empfang betritt der Patient keinen anonymen Warteraum. Der Zahnarzt lädt stattdessen ein, auf gemütlichen Loungesesseln Platz zu nehmen. Ein Pouf mit orangefarbenem Bezug signalisiert ebenfalls Ruhe und Entspannung. Man fühlt sich mehr wie in einem Wohnzimmer als in einer sterilen Klinik. Der Eindruck verstärkt sich durch ein Sideboard, welches in einer neu geschaffenen Nische an der Wand Platz findet. Der Empfangstresen ist mit dem Naturstein Emperador Marron verkleidet. Der schwere 34 Stein erdet ebenfalls die Stimmung, die bei vielen Patienten vor dem Zahnarztbesuch ein wenig nervöser Art ist. In den nachfolgenden Behandlungsräumen ist die Gestaltung konzentrierter. Die Schrankeinbauten sind in weiß gehalten, die Wände grau, die Behandlungsstühle anthrazit. Einzige Ablenkung ist der schöne Blick durchs Fenster auf die Stadt. Neben den Behandlungsräumen gibt es ein Ruhezimmer mit Musiksessel, wo die Patienten sich von der Behandlung erholen können. Im Beratungszimmer des Zahnarztes setzt sich die gewählte Gestaltungslinie fort. Es

INNENARCHITEKTUR dominieren die Materialien Holz, Leder, Textilien. Mit dem orangen Teppich setzt die Gestalterin wie im Eingangsbereich einen farblichen Akzent. In allen Räumen ist ein strapazierfähiger Vinylboden in Holzoptik verlegt. Die Beleuchtung in der Decke war bereits vorhanden. Diese wird an vielen Stellen durch dekoratives Licht in Form von Steh- und Tischleuchten ergänzt. Die Praxis bietet ganzheitliche Methoden an. Zahnschmerzen lassen sich oft nicht nur durch Behandlungen am Kauapparat beheben. Die Ursachen können körperlicher Natur sein, zuviel Stress oder eine falsche Ernährung. Das von der Innenarchitektin entworfene Ambiente spiegelt diesen Ansatz wieder. Mit Farben, Textilien und natürlichen Materialien spricht sie sowohl die Sinne als auch die Seele der Patienten an. Sie schafft eine wohnliche Atmosphäre, in dem sich die Besucher der Praxis wie zu Hause fühlen sollen. Das hilft hoffentlich dabei, die Beschwerden und die manchmal anstrengende Behandlung schneller zu vergessen. www.kjubik.com 35

INNENARCHITEKTUR SCHÖNE NEUE KREATIVARBEIT In einem Loft in Kreuzberg schaffen Architekten eine Umgebung für TV- und Filmemacher Fotos: Sabine Münch Das Projekt South & Browse, realisiert von Berlinrodeo Interior Concepts, ist in den Gebäudekomplex der ehemaligen Sarotti Schokoladenfabrik am Mehringdamm realisiert. Die Aufgabe war es, in einer leerstehenden Fabriketage neue Räume für eine TV- und Filmproduktionsgesellschaft einzurichten. Das Büroloft sollte sowohl Platz zum Arbeiten schaffen, als auch repräsentativen Charakter haben. Die Architekten haben vom Rohbau über die Elektroinstallation bis hin zur Einrichtung den gesamten Umbau betreut. Die Projektphase war insgesamt sechs Monate lang. Die Etage gliedern die Planer in einen Empfang mit anschließendem, offen gestaltetem Co-Working Space. Hinzu kommen eine Gemeinschaftsküche, die auch für Meetings genutzt werden kann. Es gibt weiterhin abgeschlossene Räume für Schnitt- und Tonarbeiten sowie die Chefbüros. Für den Eingangsbereich haben die Architekten einen Tresen, verkleidet in dunklem Furnierholz, entworfen. In die Tresenfront eingelassen sind beleuchtete, rot gefärbte Plexiglaspaneele. Damit korrespondiert eine ebenfalls 36 rote, großdimensionierte Stehleuchte. Licht und die Signalfarbe Rot markieren den Einlass ins Firmenuniversum. In dem großen, offenen Arbeitsbereich geht es nüchterner zu. Es dominieren die Farben Weiß, Grau und Anthrazit. Egal ob in einer Werbeagentur oder bei einer TV-Produktion überall da, wo Leute kreativ arbeiten, wird man immer sehr zurückhaltend in der Farbgebung sein, sagt Ingo Hölters, Geschäftsführer bei Berlinrodeo. Die Leute haben den ganzen Tag viel Buntes auf dem Bildschirm. Das reicht dem Auge. Die monochrome Gestaltung des

INNENARCHITEKTUR Arbeitsbereiches vermeidet nicht nur Ablenkung der kreativen Geister. Sie unterstreicht auch den Industriecharme der ehemaligen Fabriketage. Wichtig war uns, die alten Elemente zu erhalten, dem Ganzen aber einen modernen Look zu geben, meint Hölters. Die Architekten verzichten bewusst auf die Abdeckung der Verkabelungen. Der Boden ist ein grauer Estrich. Die Kappendecken, massive Stahlträger sowie die Kachelwände mit all ihren Macken und Ecken bleiben ebenfalls erhalten. Auch die Chefbüros gestalten die Architekten schlicht, leisten sich dort aber zusätzlich eine elegante Note. Die Schränke sind in edlem Holzfurnier gehalten. Bei den Leuchten und Möbeln wählen die Einrichter ausgesuchte Designklassiker und unterstreichen damit die insgesamt zeitlose Gestaltung. Das Projekt zeigt einen authentischen Umgang mit einer für Berlin typischen Ausgangsituation. Dort wo früher Arbeiter im Maschienenlärm schufteten, bemühen heute Wissensarbeiter ihre Köpfe. Die Tätigkeiten verändern sich, das Gebäude bleibt das gleiche. Die Architekten betonen den ursprünglichen Charakter des Ortes und schaffen dort gleichzeitig eine auf zeitgenössische Anforderungen abgestimmte Arbeitsumgebung. www.berlinrodeo.com 37

Badewanne Controstampo in Kombination mit Waschtischsystem EDGE in Metall oder mit Glasoberfläche. falper berlin I friedrichstr. 115 I 10117 berlin I tel.: +49 (0) 30 20 07 71 71 I info@falper-berlin.com I www.falper-berlin.com

INNENARCHITEKTUR URBANER BAROCK In der Wohnung eines Kunstsammlers dominieren die Raumflucht und italienischer Marmor Fotos: Steffen Jagenburg Bei der Sanierung einer Altbauwohung in Schöneberg hatten die Architekten Bettina Kraus und Thomas Baecker zwei Fragestellungen zu meistern. Der Eigentümer ist Galerist und Kunstsammler. Auf rund 300 m 2 sollten die Architekten nicht nur Raum zum Wohnen schaffen, sondern auch einen Ort gestalten, an dem die Kunst dominieren kann. Mit wenigen strategischen Eingriffen in die Grundstruktur der Wohnung wurde das Raumgefüge maßgebend verbessert. Die Architekten verändern die verschachtelte, unpräzise Raumfolge des Bestands. Wir haben nichttragende Wände herausgenommen und teilweise Öffnungen versetzt, weil deren Positionen unklar waren, erklärt Architektin Bettina Kraus. Dadurch haben wir neue, offene Blickachsen und eine Ausgewogenheit in der Wohnung geschaffen. Die Architekten öffnen die Räume nicht nur. Sie schaffen ebenso möglichst viele zusammenhängende Wandflächen, damit dort Bilder und Skulpturen ihren Platz finden. Das so neu entstandene Raumgefühl beschreibt Bettina Kraus mit dem Begriff fließender Raum. Es gibt keine gefangenen Zimmer mehr. In jedem Raum zeigen sich mindesten zwei Durchgänge zu den nächsten. Zwischen den einzelnen Räumen gibt es verspiegelte Schiebetüren. Der Eindruck einer nicht enden wollenden Raumschleife verstärkt sich. Alle Böden und Oberflächen haben die Architekten erneuert. Schächte, wie man sie häufig im Altbau findet, werden entfernt oder geometrisch ausgeglichen 39

INNENARCHITEKTUR damit eine durchlaufende Wand gegeben ist. Im Servicebereich, wo Küche und Bäder untergebracht sind, ändert sich die Materialität. Hier dominiert am Boden, an den Wänden und auch bei den Einbauten italienischer Mamor. Bei den Plattengrößen sind wir an die Grenze gegangen, kurz bevor das Material bricht, berichtet die Architektin. Bei der Verlegung wurde mit äußerster Präzision gearbeitet, um die Fugenbreite zu minimieren. Dass der Bauherr diese aufwendige Reduzierung gewünscht und unterstützt 40 hat, war für den gesamten Prozess sehr wichtig. Zur Belichtung der Kunst haben die Architekten einen Leuchtenprototyp verwendet, der erst auf den Markt kommt. Sie arbeiten mit einem extrem minimierten Schienensystem, welches nur noch als dünne schwarze Line an der Decke sichtbar ist. Die darin eingehängten Leuchten sind beliebig positionierbar. Das eingebaute Licht hat museale Qualitäten, meint Bettina Kraus. Mit dem Stilmittel der Raumflucht sowie der Verwendung von italienischem Marmor inszenieren die Architekten in dem Schöneberger Altbau eine moderne, urbane Interpretation barocker Pracht. Neben dem Wohnen steht bei dem Projekt vor allem die Präsentation zeitgenössischer Kunst im Fokus. Dass die Kunst heute einen Status wie zu Zeiten der Renaissance und des Barocks erlangt hat, haben die Architekten mit ihrer Arbeit deutlich zum Ausdruck gebracht. (Beteiligte Gewerke siehe S. 93) www.tbbk.de

INNENARCHITEKTUR PERFEKT IN SZENE GESETZT Eventhaus bietet Ausstattung und Ambiente für professionelle Feste Fotos: Cornelius Bodamer Das vom Büro a.s.h. Interior Design geplante Haus bietet ein ungewöhnliches Nutzungskonzept. Der Bauherr wohnt dort nicht, hat auch kein Büro zum Arbeiten eingerichtet. Er feiert in seinem Haus Feste. Die sind privater Art mit Familie oder Freunden. Ebenso vermietet er die Location an professionelle Veranstalter. Berlin ist als Partystadt berüchtigt. Manchmal will man aber lieber mit geladenen Gästen feiern als in aller Öffentlichkeit. Der Ort bietet dazu die Möglichkeiten, ohne dass der Veranstalter auf hochkarätige Gastroausstattung verzichten muss. Die Ausgangssituation für die Arbeit der Architekten war ein Altbau mit Sanierungsbedarf. Das Gebäude ist eingebunden in eine parkähnliche Gartensituation. Durch einen unterirdischen Gang sind dessen Räumlichkeiten mit einem zur Straße gelegenen Vorderhaus verbunden. Die ursprüngliche Struktur des Hauses war sehr kleinteilig. Der Bauherr wollte diese in große fließende Räume verwandeln, die den Gästen viel Ausblick und Licht bieten. Das Haus wurde deshalb zunächst komplett entkernt. Wo statisch notwendig, ziehen die Architekten neue Wän- 42 de aus Stahlbeton ein. Den Dachstuhl setzen sie höher, so dass dort mehr Platz ensteht. Das Konzept machte es notwendig, in den Räumen möglichst flexible Nutzungen zu realisieren. Die Küche können Partyveranstalter nutzen, um dort mit den Gästen gemeinsam zu kochen oder ein Life-Cooking zu veranstalten. Bei Events, wo keine Küche gebraucht wird, ist der Raum ab-

INNENARCHITEKTUR Insgesamt erscheint der Raum dadurch größer. Farbige LED-Leisten oberhalb der Ellipse lassen das Element schweben und tauchen den Raum bei Bedarf in unterschiedliche Lichtstimmungen. Mit dem richtigen Drink in der Hand wird die Nacht zum unvergesslichen Erlebnis. Es gibt weiterhin ein Esszimmer mit einer imposanten Tischskulptur in der Mitte und einem Kamin. Die Tischplatte besteht aus zwei Teilen massiver Eiche. Das Gestell ist gegossen aus Messing, dessen Oberfläche wurde bruniert. Auch dieser Raum kann flexibel genutzt werden als Esstrennbar. Die technische Ausstattung ist so, dass dort professionelle Cateringunternehmen arbeiten können. Der Küchenblock ist genauso wie die Bar aus Corian gefertigt. Das Material ist komplett verschliffen, so dass keine Fugen sichtbar sind. Es entsteht der Eindruck, die Elemente seien aus einem Stück hergestellt. Als Raumtrenner zwischen Bar und Küche steht ein Weinschrank, den ein Hersteller aus der Schweiz extra angefertigt hat. Das Möbel trennt die Räume voneinander, wirkt aber ebenso transparent und weckt Neugierde darauf, was sich dahinter versteckt. Die Bar gehört zu den Higlights und würde sich auch im Berliner Nachtleben gut machen. In der riesigen gekippten Deckenellipse in hochglänzendem Lack spiegelt sich das Party-Geschehen. 43