Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Holzrestaurierung , Gotha

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Transkript:

Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Holzrestaurierung 19.- 21.04. 2013, Gotha Freitag, 19.04.2013 09:00 Öffnung Tagungsbüro 10:30 Grußworte Klaus Schmitz-Gielsdorf Dr. Martin Eberle Prof. Thomas Staemmler Christian Leonhardt Bürgermeister der Stadt Gotha Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha FH Erfurt, Fachrichtung Konservierung und Restaurierung Präsident des Verbands der Restauratoren 11:00 Eberhard Roller (Berlin): Unsere Partner in Möbelrestaurierung und Denkmalpflege. Ein Überblick mit praktischen Beispielen aus einem freiberuflichen Atelier 11:30 Dr. Thomas Rainer, Hella Huber (München): Herkules im Kampf gegen Hydra - Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Restaurierung des Rennschlittens Kurfürst Max Emanuels im Marstallmuseum in München 12:00 Dr. Agnès Bos (Paris), Maria Pucalka (Potsdam): Die Prunkstücke der ersten Ebenisten. Entwicklung sinnvoller Fragestellungen durch Kunsthistoriker und Restauratoren zum Typus der französischen Ebenholzkabinettschränke aus dem 17. Jahrhundert (Vortrag teilweise in englischer Sprache) 12:30 Mittagspause 13:30 Ludwig Kallweit, Frank Dornacher (Dresden): Das Hainhofersche Werkzeugkabinett Ein Möbel als Baustelle 14:00 Bettina Beaury, Bernhard Kügler, Angelika Dill (München): Gefärbt / Gebeizt / Gebräunt /...? Braunes Furnier an einem manieristischen Fassadenschrank 14:40 Dr. Gisela Haase, Holger Meyer-Doberenz (Dresden): Stammen zwei sächsische Schrankpaare des 18. Jahrhunderts aus der Werkstatt des Stadttischlermeisters J. G. H. Grahl oder der des königlichen Spiegelfaktors E. N. Noor? Kunsthistorische und restauratorische Betrachtungen zu den Möbeln 15:10 Kaffeepause 15:40 Katrin Diesing-Otto, Irmela Breidenstein, Gabriele Jochums (Berlin): Ein Kabinettschrank in europäischer Lacktechnik aus dem 17. Jh. aus dem Besitz einer Hugenottenfamilie 16:20 Barbara Keiler (Bregenz), Helge Bartsch (Immenstadt): Kann man das zeigen? Eine ästhetische und statische Quadratur des Kreises

16:50 Melanie Dropmann (Köln), Ulrich Arnold (Castrop-Rauxel), Dr. Jürgen Legrum (Blieskastel): Jedes Netz beginnt mit einem kleinen Faden: Die Untersuchung der ev. Kirche in Leichlingen 17:30 Pause 18:00 Podiumsdiskussion: Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Holzrestaurierung Vertreter aus verschiedenen Bereichen diskutieren zum Thema der Tagung. 20:00 Bunter Abend: Gemütliches Treffen bei einem Gläschen und Musik. Ort und Programm werden noch bekannt gegeben. Samstag, 20.04.2013 09:00 Öffnung Tagungsbüro 9:30 Sven Taubert, Thomas Löther, Jochen Flade, Steffi Flade, Annegret Fuhrmann, Manfried Eisbein, Katharina Plaschkies (Dresden): Zisterzienserinnenstift St.Marienthal / Ostritz, Konservierung von Holzobjekten und Ausstattungen im Kontext der Flutschadenbeseitigung nach dem Augusthochwasser der Neisse 2010 10:30 Björn Weiß (Dresden): Holzartenbestimmungen an Kunst- und Kulturgut 10:50 Kaffeepause 11:30 Prof. Dr. Maierbacher-Legl, Mirja Harms (Hildesheim), Franziska Franke (Schleswig): Der Henndorfer Truhenfund Dokumentation und Datierung von 127 gefassten siebenbürgischen Truhen des 15. bis 18. Jahrhunderts 12:10 Inga Pelludat (München), Anne Denk (Wien): Braun, weiß oder mit Blümchen? Gehören die drei überfassten, barocken Konsoltische zu dem zweitverwendeten Panel im Audienzzimmer der Ansbacher Residenz? 12:40 Mittagspause 14:00 Dr. Christine Kowalski (Bonn), Sabine Schwab (Kösslarn): Silber oder nicht Silber, das ist hier die Frage! Verschiedene Standpunkte zum Erscheinungsbild Augsburger Prunkmöbel 14:30 Stefan Schimmel (Potsdam), Dr. Gerhard Holzhey (Erfurt): Geheime Welten aufgeschlossen! Zu einem Augsburger Kabinettschrank der Werkstatt Johann Georg Esser und Wolfauer 15:00 Dr. Thomas Nitz (Erfurt): Entwicklung der Holzstuben in Thüringen 15:20 Schlusswort

Unsere Partner in Möbelrestaurierung und Denkmalpflege - Ein Überblick mit praktischen Beispielen aus einem freiberuflichen Atelier. Eberhard Roller Akanthus Restaurierungen GmbH Waldemarstr. 24 10999 Berlin 030 / 615 11 46 oder mobil 0163 /n 615 11 46 akanthus.berlin@web.de Interdisziplinarität in Holzrestaurierung und Baudenkmalpflege hat viele Gesichter. Nicht um das herausragende Einzelstück sondern um die Arbeit von Holzrestauratoren in der Breite soll es deshalb in diesem einführenden Referat gehen. Erfolgreiche Projekte in diesem Bereich verlangen enge Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Gewerken, Spezialisierungen und wissenschaftlichen Disziplinen. Wo sind die Grenzen eigener Kompetenz und wo beginnt die Arbeit von Anderen? Vom Amtsrestaurator bis zum Ziseleur, vom Archäometrie-Labor bis zum Statiker, vom Baumaschinen-Verleiher bis zum HPLC-Analytiker, vom digitalen Zeichner bis zum Architekten reicht das Spektrum unserer Partner am Denkmal. Letztere gemeinsam mit Baudenkmalpflegern gehören in der Ausführung, Naturwissenschaftler in der Befunderhebung zu den zentralen Akteuren im Umfeld der Restauratoren. Wo sind die Schnittstellen, was sind die Verfahrenswege, wie wird die Zusammenarbeit produktiv, woran kann sie scheitern? An konkreten praktischen Beispielen aus der langjährigen Praxis eines freiberuflichen Ateliers sollen ohne Anspruch auf Vollständigkeit - auch typische Risiken und Nebenwirkungen skizziert werden, mit welchen Restauratoren hier im Ernstfall zu kämpfen haben.

Herkules im Kampf gegen die Hydra - Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Restaurierung des Rennschlittens Kurfürst Max Emanuels von Bayern im Marstallmuseum in München Hella Huber Dipl.- Rest.(FH) Dr. Thomas Rainer Bayerische Schlösserverwaltung Bayerische Schlösserverwaltung Schloss Nymphenburg Eingang 18 Schloss Nymphenburg, Eingang 16 80638 München 80638 München 089-17908-452 089/17908-180 / 0172-5748716 hella.huber@bsv.bayern.de thomas.rainer@bsv.bayern.de Zum 350. Geburtstag des legendären bayerischen Kurfürsten Max Emanuel (1662-1726) wurde dessen imposanter Rennschlitten von der Bayerischen Schlösserverwaltung aufwändig konserviert und restauriert. Aktuelle Forschungen in interdisziplinärer Zusammenarbeit des verantwortlichen Referenten mit den Werkstätten des Restaurierungszentrums ermöglichen die Rekonstruktion der facettenreichen Entstehungs-, Veränderungs-, und Nutzungsgeschichte des ungewöhnlichen Gefährts. Quellenkundliche Recherchen, archivalische Hinweise und vergleichende Beobachtungen verknüpfen sich mit Befunduntersuchungen zum kunsttechnologischen Aufbau, zu verwendeten Werkstoffen und handwerkstechnischen Details. Sie bieten Grundlagen zur Beurteilung seines Alterswerts und darauf basierender konservatorischer Maßnahmenkonzepte sowie Kriterien zur Vermittlung der ursprünglichen ästhetischen Wirkung im Kontext seiner ehemaligen Funktion als repräsentatives Lustgefährt barocker Festkultur. Diese Aspekte spiegelt die außergewöhnliche Neupräsentation des Figurenschlittens in den ehemaligen Stallungen des Nymphenburger Marstalls wieder. Neupräsentation des Herkulesschlittens im Marstallmuseum, München ( BSV, K. Hagemann) Herkulesschlitten, Detail Herkules und Hydra, München um 1680/83, Marstallmuseum, München ( BSV, A. Gruber, M. Scherf)

Die Prunkstücke der ersten Ebenisten- Kunsthistorische und technologische Fragestellungen zum Typus der französischen Ebenholzkabinettschränke aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts Agnès Bos, Conservateur du patrimoine Musée du Louvre Département des Objets d'art, 101 rue de Riv Rückertstrasse 20 75001 Paris 14469 Potsdam Maria Pucalka Restaurierungsatelier Pucalka 0033-1 40 20 50 33 0331-58 18 058 agnes.bos@louvre.fr maria_pucalka@yahoo.com Die französischen Ebenholzkabinettschränke aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts markieren den Beginn der französischen Kunsttischlerei und damit einen Wendepunkt in der französischen und europäischen Möbelgeschichte. Nachdem in anderen europäischen Ländern bereits seit mehreren Jahrzehnten kunstvolle Kabinettschränke gefertigt wurden, stellen diese Prunkmöbel in Frankreich den Übergang zu reich furnierten und marketierten Möbeln dar. Zuvor gestalteten die französischen Tischler ihre Stücke aus Massivholz, oftmals versehen mit aufwendigen Schnitzereien. Deutsche, niederländische und italienische Handwerkstraditionen laufen zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Paris zusammen und entwickeln ausgehend von französischen Möbeltypen diese Form des Kabinettschranks mit querrechteckigem Korpus auf einem Gestell. Einhergehend mit der beginnenden Verarbeitung von Ebenholz entsteht hier der Begriff der Ebenisterie. Nach einer Einführung zum Typus dieser Kabinettschränke geht der Vortrag im Besonderen auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen ein. Anhand von Beispielen zeigen die Autoren auf, wie wichtig die Verknüpfung kunstgeschichtlicher Forschung und restauratorischer Untersuchung dieser Möbel ist, um sie historisch einzuordnen und technologisch zu bewerten. Interessant ist auch der Rückblick auf frühere Deutungen dieser Objekte. Bestehende Theorien unermüdlich in Frage zu stellen und durch Ergebnisse aktueller Untersuchungen zu erweitern oder zu berichtigen, ist dabei Aufgabe der weiteren Forschung, an der Wissenschaftler und Kunsthistoriker ebenso beteiligt sein sollten, wie die Holzrestauratoren. Kabinettschrank Inv. Nr. 1897,131 aus dem KGM Berlin Nische eines Kabinettschranks in Privatbesitz, Frankreich Kabinettschrank OA 6629 aus dem Musée du Louvre, Paris

Das Hainhofersche Werkzeugkabinett Ein Möbel als Baustelle Ludwig Kallweit B.A. Frank Dornacher Bernhardstr. 103 A Dresdner Atelier für Restaurierung - gruppe e 01187 Dresden Werner-Hartmann-Str. 6 015205741182 01099 Dresden ludwig.kallweit@mailbox.tu-dresden.de 0351-456 84 68 oder 0172-17 17 303 info@gruppe-e.de Die originellen Schreibtische und Trüchlein, welche der Augsburger Kunstagent und Diplomat Philipp Hainhofer (1578 1647) oftmals in Verbindung mit einer dazugehörigen Ausstattung an die Fürstenhöfe des Alten Reiches vermittelte, gehören zu den Höhepunkten der kunsthandwerklichen Erzeugnisse aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nur wenige dieser Schöpfungen haben sich bis in die Gegenwart erhalten, darunter auch jene zwei Exemplare, die sich heute in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums Pillnitz (SKD) befinden und seit 2011 den Gegenstand eingehender Forschungen bilden. Dieser Vortrag widmet sich dem um 1620 25 entstandenen, sogenannten Hainhoferschen Werkzeugkabinett, einem auf den ersten Blick verhältnismäßig schlichten Kabinettmöbel, das seinen Namen der umfangreichen Sammlung eiserner Handwerkszeuge verdankt, die es enthält. Im Rahmen der Vorbereitung einer Neupräsentation des Stückes in der Dauerausstellung des Museums wurde insbesondere der hölzerne Korpus einer umfassenden restauratorisch/technologischen Untersuchung unterzogen, deren Ergebnisse die Grundlage dieses Beitrages bilden sollen. Denn die vergangenen vier Jahrhunderte sind keineswegs spurlos an dem in gestalterischer und funktionaler Hinsicht äußerst komplex aufgebauten Sammlungsmöbel vorübergegangen; auch erweist sich die Beurteilung seiner ursprünglichen Erscheinung insofern als schwierig, als dass sie sich durch die wenigen schriftlichen Überlieferungen nur mehr erahnen lässt. Als Quelle muss daher das Objekt selbst in den Vordergrund rücken, wobei sich gerade in diesem Falle die enge Verknüpfung restauratorischer und kunsthistorischer Methoden bei der Betrachtung als äußerst sinnvoll erweist. Zum einen widmen sich die Referenten dabei verstärkt jenen Befunden, welche der Idee eines ganzheitlich entworfenen und unter dieser Maßgabe ausgeführten Kunstwerks entgegenstehen und somit auf einen komplizierteren Entstehungsprozess hindeuten. Andererseits soll danach gefragt werden, ob das Werkzeugkabinett neben seiner ursprünglichen Konzeption als Verwandlungsmöbel nicht auch aus geschichtlicher Perspektive Veränderungen unterlag, die sich als eine Art Verwandlung, d. h. eine zeitlich nachfolgende Dresdner Interpretation des Kabinetts begreifen lassen. Hainhofersches Werkzeugkabinett, Augsburg, ca. 1620-25; Frontansicht geöffnet Hainhofersches Werkzeugkabinett, Detailaufnahme der Tischplatte Hainhofersches Werkzeugkabinett, Detailaufnahme einer Schubkastenblende

Gefärbt / Gebeizt / Gebräunt /? Braunes Furnier an einem manieristischen Fassadenschrank Bernhard Kügler Staatlich geprüfter Restaurator; Diplomrestaurator FH Staatlich anerkannte Fachakademie zur Ausbildung von Restauratoren des A.R. Goering Instituts e.v, München Giselastrasse 7 80802 München 089/38395025 kuegler@restaurierung-goering.de Angelika Dill Studierende an der staatlich anerkannten Fachakademie für Restauratorenausbildung für Möbel und Holzobjekte des A.R. Goering Instituts München Kammerfeldstrasse 6 85391 Allershausen c/ o Goering Institut München Giselastrasse 7 80802 München 0176 / 70686478 Angelika-dill@gmx.de Bettina Beaury Diplom Biologin Universität Staatlich anerkannte Fachakademie zur Ausbildung von Restauratoren des A.R. Goering Instituts e.v, München Giselastrasse 7 80802 München Privat: Seerosenweg 10 B 83236 Übersee 08642 / 5962524 bebeaury@aol.com Brauntonige Hölzer an einem Fassadenschrank wurden holzanatomisch bestimmt. Für notwendige Rekonstruktionen musste ermittelt werden, wie die braune Farbe zustande kam, um sie zu reproduzieren. Die dabei durchgeführten Versuche und gewonnenen Erkenntnisse sowie die gelungene Reproduktion werden erläutert. Fassadenschrank Ansicht Füllungsansicht

Stammen zwei Dresdner Schrankpaare des 18. Jahrhunderts aus der Werkstatt des Stadttischlermeisters J. G. H. Grahl oder der des königlichen Spiegelfaktors E. N. Noor? Kunsthistorische und restauratorische Betrachtungen Dr. Gisela Haase Königstraße 4 01097 Dresden +49 (0)351/8104837 haaski@t-online.de Holger Meyer-Doberenz Museen der Stadt Dresden Junghansstraße 1-3 01277 Dresden +49 (0)3 51 / 4 88 72 42 holger.meyer-doberenz@museen-dresden.de 1733 werden im Inventar von Schloss Moritzburg nachstehende zwei Schrankpaare verzeichnet: ein Paar Kabinettschränke wie folgt Zwey Stück egale sauber fournirte Schränke von Nußbaum Holtz mit vielen Spiegeln verzieret und doppelten Spiegel-Thüren, oben gehen die Spiegel stufenweise und ein Paar Schreibschränke mit dem Text Zwey Stück große mit vielen Spiegel-Glas verzierete Schreibe-Schränke, jeder mit 2 Spiegel Thüren. Einer der beiden Kabinettschränke belegt durch eine Inschrift, dass der Schrank 1725 von drei Gesellen in der Werkstatt des Tischlermeisters Grahl gefertigt wurde. Zu beiden Schreibschränken ist in einer Akte des sächsischen Hausmarschallamtes von 1728 festgehalten, dass diese der Spiegelfaktor Noor 1727 in das kurfürstlich-königliche Jagdschloss Moritzburg geliefert hat. Die zwei Schrankpaare sind sich stilistisch sehr ähnlich. Sie besitzen beide geschliffene Spiegel und verspiegelte kannelierte Pilaster. Die Balusterform der Beine von den Kabinettschränken findet sich an den Schreibschränken in Pilasterverblendungen wieder. Deshalb ist zu vermuten, dass sowohl der Tischlermeister Grahl als auch der Spiegelfaktor Noor an der Herstellung beider Schrankpaare beteiligt waren. Interessanterweise unterscheiden sich jedoch die Möbel in einzelnen Gestaltungsdetails und besonders in der Konstruktion innerhalb des Paares. So bestehen z.b. die Seiten des signierten Kabinettschrankes aus Rahmen und Füllung, wogegen die Seiten des Pendants aus verleimten Brettern mit Hirnleisten gefertigt sind. Auch die aus Einzelteilen zusammengesetzten Balusterbeine der Kabinettschränke sind an beiden Möbeln völlig unterschiedlich zusammengesetzt. Beide Schränke zeigen außerdem in den Intarsien sowie in der Form der Kreuzstege Differenzen. An den beiden Schreibschränken sind ebenfalls ähnliche Unterschiede in der gestalterischen Ausführung und auch in der Bauweise festzustellen. Konstruktive Ähnlichkeiten ergeben sich eher zwischen je einem Möbel der Schrankpaare. Daher erscheint die Herstellung eines Möbelpaares in einer Tischlerwerkstatt wohl als unwahrscheinlich. Zu vermuten ist deshalb, dass der als Lieferant der Schreibschränke urkundlich erwähnte Spiegelfaktor Noor als Hauptauftragnehmer für beiden Schrankpaare fungierte und die Holzarbeiten an zwei Tischlerwerkstätten vergeben haben könnte. Kabinettschrank. Inv.-Nr. 37 330 a Foto: H. Meyer-Doberenz, Radebeul Schreibschrank. Inv.-Nr. 37 658 a Foto: O. Ehrhardt, Dresden

Die Geschichte eines Berliner Kabinettschrankes aus dem Umfeld von Gérard Dagly eine Spurensuche Katrin Diesing-Otto M.A. Alte Kunst Königin-Luise-Str.:10a 14195 Berlin 030 / 81195303 info@diesing-otto.de Irmela Breidenstein Dipl.-Rest. (FH) Restaurierungsatelier Breidenstein Erich-Weinert-Str. 17 10439 Berlin 030-44719824 irmelarestauro@aol.com Gabriele Jochums Kamminer Str. 36 10589 Berlin 030-33778240 Gabriele.jochums@web.de Im Jahre 2004 wurde die Restauratorin Irmela Breidenstein mit der Konservierung eines Lackkabinettes im chinoisen Stil beauftragt, das sich seit dreihundert Jahren im Besitz einer Berliner Hugenottenfamilie befand. Durch die Restaurierung wurden äußerst detaillierte, feingezeichnete Lackmalereien freigelegt, die zusammen mit kunsttechnologischen Untersuchungen der Fassung vermuten lassen, daß der bisher noch nicht veröffentlichte Schrank aus der Werkstatt Gérard Daglys stammen könnte. Dem dramatischen Umstand, daß der Schrank im Jahr 2011 einem Kunstraub zum Opfer fiel, ist zu verdanken, daß die Restauratorin und Kunsthistorikerin Katrin Diesing-Otto mit einem Gutachten zu dem Schrank beauftragt wurde. Die Ergebnisse ihrer weiterführenden kunsttechnologischen und stilistischen Vergleiche stoßen Türen zu neuen Fragen der Lackforschung auf, die nicht nur die Werkstatt Dagly betreffen. Die Bibliothekarin Gabriele Jochums schließlich geht der Frage nach, wie ein so hochwertiges Möbel in den Besitz einer bürgerlichen Familie gelangte und recherchierte die persönlichen Verbindungen Daglys und anderer innerhalb der zeitgenössischen Berliner Bürgerschaft. Nicht zuletzt soll der Vortrag auch dazu dienen, eine mögliche Spur des verschwundenen Schrankes aufzufinden, indem er hier erstmals bekannt gemacht wird. Kabinettschrank in europäischer Lacktechnik, geöffnet Kabinettschrank in europäischer Lacktechnik, geschlossen

Kann man das zeigen? Eine ästhetische und statische Quadratur des Kreises. Barbara Keiler Dipl.Ing.-Mag. Bundesdenkmalamt Bregenz Amtsplatz 1 A-6900 Bregenz +43-5574-42101 barbara.keiler@bda.at Helge Bartsch Magister /ö.b.u.v. Sachverständiger Reute 4 87509 Immenstadt Allgäu 08320 1076 / 01705474072 hbrest@t-online.de Bei dem vorzustellenden Objekt handelt es sich um eine spätgotische Bohlenbalkendecke von 1473, die ursprünglich freitragend eine Fläche von 8,5 auf 7,2 m überspannte. Als die Deckenanlage von mehreren Überbauungen freigelegt wurde, war die Freude auf der einen Seite groß, auf der anderen Seite zeigte sich eine gewisse Hilflosigkeit wegen des immensen Schadensbildes. Es begann ein langer, aufwendiger Kampf um die Erhaltung der Deckenanlage überhaupt, sowie einer evtl. sichtbaren Präsentation auf der anderen Seite. Dann kamen die statischen Vorgaben und die Nutzungswünsche als unterteilte Arztpraxis oder als einen kompletten Seminarraum. Hier soll jetzt der Wunsch des Bauherrn (einer Bank) mit ganz konkreten ästhetischen wie auch Nutzungswünschen, die Vorgaben und Vorstellungen des zuständigen Denkmalamtes sowie die schwierigen technischen Umsetzungsmöglichkeiten in statischer und logistischer Form vorgestellt werden. Die grundlegende Frage stellte sich insoweit, was kann man mit den knapp 200 massiven Substanzverletzungen machen? Kann man so was präsentieren? Lässt sich die Decke im Bestand restaurieren? Alles mit dem Ziel, jeder sollte am Ende mit dem Ergebnis zufrieden sein. Ein Teil sollte die unterschiedlichen Vorabwünschen aufzeigen, wie z.b. mit der Tatsache umgegangen werden konnte, dass ein Statiker ausgewechselt werden musste mit dem keine denkmalkonforme Umsetzung des Vorhabens möglich war. Weiter, wieso man entgegen der ersten Einschätzung doch einer Entnahme aus dem Bestand zustimmen konnte. Bei der praktischen Umsetzung des Projektes soll auf die schwierige Entnahme aus dem Bestand eingegangen werden sowie auf die technische Umsetzbarkeit bei der Fehlstellenergänzung. Auch die Abwägungen, die nötig waren, um die später realisierte Oberflächenwirkung zu präsentieren, sollte erläutert werden. Letztlich wie die statische Sicherung und öffentliche Nutzung der Deckenanlage doch noch möglich wurde. Zustand der Deckenanlage nach Abnahme aller Überbauungen Detail der Schäden an einem Streichbalken Statische Auflagen, verändern mitunter die geplante Vorgehensweise

Jedes Netz beginnt mit einem kleinen Faden: Die Untersuchung der ev. Kirche in Leichlingen Melanie Dropmann FH Köln, CICS Ubierring 40 50678 Köln 0221-8275 3588; 0177-7628880 melanie.dropmann@fhkoeln.de Ulrich Arnold Planungs- und Gutachterbüro für Holzschutz Frohlinder Straße 50 44577 Castrop-Rauxel 02305-690304; 0178-2304321 info@bauplanungsbueroarnold.de Dr. Jürgen Legrum Büro und Labor für Baustoffe, Bausanierung und Bauphysik Wormser Straße 18 55239 Gau-Odernheim 06733-948670; 0171-3114515 info@labor-legrum.de Die evangelische Kirche in Leichlingen enthält eine spätbarocke, teilweise farbig gefasste, Innenausstattung. Die sog. Holzhofer Bank ist ein besonders reich dekorierter Abschnitt des Gestühls. Als ein Studienprojekt der Studienrichtung Holzobjekte der FH Köln im Herbst 2008 mit vier Studenten und zwei Lehrkörpern vor Ort begann, ahnten zu diesem Zeitpunkt weder der Bauherr noch die Beteiligten der FH, wie weit sich dieses Projekt in den folgenden fünf Jahren im Umfang sowie dem daraus resultierenden Beziehungsgeflecht ausweiten würde. Während des Studienprojekts wurde im Bereich der Holzerhofer Bank aktiver Befall durch den Bunten Nagekäfer festgestellt. Bei einer anschließend vorgenommenen Öffnung der Wandverkleidung konnte zudem ein Holz zerstörender Pilz festgestellt werden. Spätestens jetzt wurde den bis dato Beteiligten klar: Aus dem Studienprojekt entwickelte sich restauratorischer Handlungsbedarf sowie die Einbindung unterschiedlicher Sonderfachleute. Ein beauftragter Sachverständiger für Hausfäulepilze identifizierte den Pilzbefall als Echten Hausschwamm. Der Befall erforderte eine ausführliche Untersuchung der betroffenen Bereiche und ein Sanierungskonzept. Das Projekt wurde so umfangreich und vielschichtig, dass weitere Spezialisten hinzugezogen werden mussten. Von der Kirchengemeinde wurden deshalb ein Sachverständiger für Bauphysik und zur Untersuchung der Massivbaustoffe beauftragt sowie ein Sachverständiger zur Entwicklung eines Holzschutzkonzepts. Zudem waren Abstimmungen mit der unteren und oberen Denkmalbehörde notwendig. Nachdem sich alle Beteiligten in mehreren Treffen ausgetauscht hatten, mussten für die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten Kompromisse gefunden werden, denn nur die Summe aller Ergebnisse der verschiedenen Fachdisziplinen ermöglichte es, ein Sanierungskonzept zu entwickeln und schrittweise umzusetzen. Weitere Laboruntersuchungen in spezialisierten Instituten waren erforderlich, da sich ein Verdacht auf Belastung mit alten Holzschutzmitteln ergab. An einem, im Rahmen der Maßnahme entdeckten, weiteren Pilzschaden wurde molekularbiologisch geprüft, ob der Echte Hausschwamm den Schaden verursacht hat. Parallel wurden mit Datenloggern Mikroklimate an einzelnen Bauteilen erfasst sowie eine Holzfeuchtemessung nach dem Widerstandsprinzip, basierend auf Forschungsergebnissen der Universität Hannover, eingerichtet. Dadurch erweiterte sich der Kreis der beteiligten Spezialisten zusätzlich. Nachdem weitere Arbeitsschritte in Form von ersten Sicherungsmaßnahmen an dem Gestühl, die Bekämpfung der Holz zerstörenden Insekten sowie ein Grundwasser-Pegel eingerichtet wurde, war das Projekt so umfangreich geworden, dass eine professionelle Koordinierung erforderlich wurde. Eine Architektin koordiniert nun die Gesamtmaßnahme. Die Sanierung der Kirche ist bis dato nicht abgeschlossen, da weitere Maßnahmen bspw. an der Außenfassade und den Fenstern anstehen. Innenansicht, Blick nach West ev. Kirche Leichlingen, Außenansicht

Die Konservierung von Holzobjekten und Ausstattungen im Kontext der Flutschadenbeseitigung nach dem Augusthochwasser der Neisse 2010 im Zisterzienserinnenstift St.Marienthal / Ostritz. Sven Taubert Dipl.-Rest. Stenzel & Taubert Büro f. Bauforschung, Denkmalpflege und Restaurierung Lasertechnik in Restaurierung und Kulturguterhaltung Franz-Lehmannstr.18 01139 Dresden 0351-8385701 / 0172-3521941 sven.taubert@t-online.de Thomas Löther Dipl.-Ing (FH) Institut für Diagnostik und Konservierung in Sachsen und Sachsen-Anhalt e.v. Schloßplatz 1 01067 Dresden 0351 48430427 / 0171 8646244 loether@idk-info.de Jochen Flade Dipl.-Restaurator (FH) Holz- / Möbelrestaurierung Eichbuschweg 3 01326 Dresden 0351-2610804 / 0179-9865052 jo.flade@t-online.de Steffi Flade Dipl.-Rest. (FH) Holzrestaurierung Flade junior Zur Preiskermühle 12 01665 Klipphausen 03521 404456/ 0173 3611616 holzrestaurierung@flade-jun.de Annegret Fuhrmann Dipl.-LC Hochschule für Bildende Künste Dresden Güntzstr. 34 01307 Dresden 0351 44022108 fuhrmann@hfbk-dresden.de Manfried Eisbein Dipl.-Rest. Landesamt für Denkmalpflege Sachsen Schloßplatz 1 01067 Dresden 0351 48430417 Manfried.Eisbein@lfd.smi.sachsen.de Katharina Plaschkies Dipl.-Biol. Institut für Holztechnologie Dresden gemeinnützige GmbH (IHD) Zellescher Weg 24 01217 Dresden 0351 4662 334 plaschkies@ihd-dresden.de Der Vortrag soll Eindrücke zum Flutereignis im August 2010 vermitteln und die daraus resultierenden Schäden an Gebäuden, vor allem aber an Kunstgut und Ausstattungen aufzeigen. Besonders schwer und in großem Umfang sind die Kunstobjekte und Ausstattungen aus Holz betroffen. Die Kombination z.t. sehr unterschiedlicher Materialien mit Holz ist - kunsttechnologisch betrachtet - kein Novum. Die flutbedingten Schäden sind aus konservatorischer Sicht allerdings besonders problematisch und vielschichtig. Folgerichtig erwächst daraus die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Restauratoren unterschiedlicher Spezialisierungen unter fachlicher Begleitung der Kollegen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen. Die konservatorische Nachhaltigkeit und eine hohe Qualität der restauratorischen Arbeitsergebnisse werden maßgeblich von umfangreichen Begleitmessungen und Konsultationen zu bauklimatischen und bauphysikalischen Fragen durch ausgewiesene Experten gesichert. Die kontinuierliche Erfassung und Auswertung von Klimadaten ist eine wichtige Basis für die Bewertung der analysierten Feuchte-, Salz- und Schimmelkeimwerte in den zahlreichen Räumen der Konventgebäude. Die Korrelation der beobachteten Schadbilder, Erscheinungen und Effekte mit konkret gemessenen Werten hilft für das fachliche Verständnis sowie bei der Beschreibung von Handlungsanweisungen und Maßnahmen. Dazu gehört auch die Auswahl der Restaurierungsmethoden und -materialien, die immer im Zusammenhang der schweren Flutwasserschäden und der zukünftig zu erwartenden bauklimatischen Verhältnisse zu sehen sind. Präventive Konservierungsansätze sind der Einbau von Temperier- und Lüftungseinrichtungen ebenso, wie die Entwicklung intelligenter Konstruktions- und Befestigungssysteme, die zukünftig eine effektive und schonende Bergung baufester Ausstattungen zulassen. Neben den konservatorischen Aspekten ist die Erarbeitung und Umsetzung von Konzepten zum Klima-Monitoring und zu technischen Möglichkeiten der Klimabeeinflussung auch über den Projektzeitraum hinaus schon jetzt ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt für die Bau- und Restaurierungsplaner, Naturwissenschaftler und Techniker.

Kapitelsaal St.Marienthal kurz nach Hochwasser Klosterkirche St.Marienthal im Hochwasser Sakristei St.Marienthal kurz nach Hochwasser Klimadaten zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe, Michaeliskapelle St.Marienthal

Holzartenbestimmungen an Kunst- und Kulturgut Björn Weiß Institut für Holztechnologie Dresden gemeinnützige GmbH Zellescher Weg 24 01217 Dresden 0351/4662270 weiss@ihd-dresden.de Die holzanatomische Forschung, insbesondere die angewandte Holzanatomie, hat im Institut für Holztechnologie Dresden gemeinnützige GmbH eine langjährige Tradition. Einen wichtigen Platz innerhalb des breiten Aufgabenspektrums nehmen dabei makroskopische und mikroskopische Holzartenbestimmungen ein. Derartige Bestimmungen werden an den unterschiedlichsten Materialien, so z.b. an Rund- und Schnittholz, verarbeitetem Holz, Holzwerkstoffen, aber auch an Kunst- und Kulturgut durchgeführt. Bei hölzernem Kunstgut (Möbeln, Intarsien, Türen, Schnitzereien, Holzfiguren, wiss. Geräten, Waffen, ) ist eine Holzartenbestimmung für eine fachgerechte Restaurierung, aber auch für eine Katalogisierung erforderlich. So arbeitet das im Ressort Biologie/Holzschutz angesiedelte Holzanatomische Labor seit vielen Jahren eng und sehr vertrauensvoll mit Restauratoren und Fachleuten aus Museen, Kunstsammlungen, Landesämtern für Denkmalpflege, Restaurierungswerkstätten, Hochschulen und auch Archäologen zusammen, wenn es um die Frage der Holzartenbestimmung geht. Holzartenbestimmungen an wertvollem Kunst- und Kulturgut stellen dabei eine besonders große fachliche Herausforderung dar. Ursachen dafür sind einerseits, dass die Probennahme nicht sichtbar sein darf und dementsprechend meist nur sehr eingeschränkt möglich ist, auch soll möglichst wenig Material entnommen werden, um das Objekt nicht zu schädigen. Andererseits ist das Holz häufig biotisch oder abiotisch geschädigt und Merkmale stehen nicht mehr für die Bestimmung zur Verfügung. Häufig wurden seltene Holzarten (Nebenholzarten) verwendet. Um derartige Bestimmungen in einer hohen Qualität ausführen zu können, sind eine leistungsfähige Mikroskopiertechnik, Vergleichsproben, mikrofotografische Abbildungen, Bestimmungsschlüssel und insbesondere langjährige Mikroskopierpraxis und fundierte holzanatomische Kenntnisse notwendig. Im Vortrag wird auf folgende Punkte eingeangen: Besonderheiten der Methodik bei Holzartenbestimmungen an Kunst- und Kulturgut (Restaurierungsobjekte, Ausgrabungsgegenstände) Übersicht über Untersuchungsobjekte und bestimmte Holzarten Vorstellungen von Holzartenbestimmungen an verschiedenartigen Objekten mit Besonderheiten bzgl. Probennahme, Präparation und Bestimmung: - Holzartenbestimmungen an Restaurierungsobjekten; Diskrepanz zwischen vermuteten und mikroskopisch bestimmten Holzarten, - Holzartenbestimmungen an extrem kleinen Proben, - Holzartenbestimmungen an abiotisch geschädigten Furnierproben eines Möbels sowie Bestimmung seltener verwendeter Holzarten. Holzanatomisches Labor im IHD; Holzartenbestimmungen an Armbrüsten Türkische Pfeile aus dem Holz der Schwarzkiefer; Rüstkammer Dresden Mikroskopische Durchlichtbetrachtung; Radialschnitt, Fenstertüpfel vorhanden; M 600:1

Der Henndorfer Truhenfund. Dokumentation und Datierung von 127 gefassten siebenbürgischen Truhen des 15. - 18. Jahrhunderts. Prof. Dr. Gerdi Maierbacher-Legl Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fakultät Bauen und Erhalten Kaiserstraße 19 (Raum 305) 31134 Hildesheim 05121/881-378 maierbacher-legl@hawk-hhg.de Mirja Harms Dipl. Rest. (FH), M.A. Restaurierungsatelier Duhme & Harms GbR Richthofenstraße 29 31137 Hildesheim 05121/708370 mh@restaurierung-duhme-harms.de Franziska Franke Dipl. Rest. (FH), M.A. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Schlossinsel 1 24837 Schleswig 04621/813-240, 04621/3077-916 franziska.franke@schloss-gottorf.de In den beiden Obergeschossen der spätmittelalterlichen Wehrkirche von Henndorf/Br deni nahe Hermannstadt in Siebenbürgen/Rumänien hat sich eine einzigartige Ansammlung von 127 ursprünglich bemalten Stollentruhen mit Satteldachdeckeln erhalten. Nach der Öffnung der rumänischen Grenzen verließ die Mehrzahl der deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen das Land. Ein Großteil ihrer Kulturgüter wurde zurückgelassen. Ende der 1990er Jahre machte die ungarische Ethnologin Klára Csilléry auf das spektakuläre Ensemble und den prekären Erhaltungszustand der Truhen aufmerksam. Daraufhin wurden die Möbel Gegenstand eines mehrjährigen Forschungs- und Konservierungsprojekts der Studienrichtung Möbel und Holzobjekte an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Nach einer ersten Sichtung des Truhenbestands im Jahr 2000 fanden 2003 bis 2008 jeden Sommer zweiwöchige Studienreisen nach Siebenbürgen statt, die der Erforschung, Dokumentation und Konservierung der Truhen dienten. Die auf den ersten Blick baugleichen, in Zimmermannstechnik aus massivem Buchenholz gefertigten Giebeldachtruhen lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Einige Truhen besitzen asymmetrische, die anderen symmetrische Giebelquerschnitte. Beide Truhentypen weisen Reste polychromer Bemalung auf. Dies ist einmalig in der europäischen Stollentruhenüberlieferung. Anhand zweier Truhen, die bei Projektbeginn nach Hildesheim gebracht wurden, entwickelten Studierende und Lehrende ein Konservierungskonzept, das sich in Siebenbürgen unter den gegebenen Rahmenbedingungen umsetzen ließ. Exemplarisch wurden vor Ort rund zwei Dutzend Truhen konserviert. Den Behandlungsschwerpunkt bildeten dabei die Reinigung und die Festigung der fragilen Fassung sowie die Stabilisierung der durch holzzerstörende Insekten stark geschädigten Holzsubstanz. Das bis heute fortlaufende Monitoring überprüft die Nachhaltigkeit der durchgeführten Maßnahmen sowie den Erhaltungszustand des Gesamtbestands. Der Erhaltung dieser einmaligen Möbelgruppe dient aber auch ihre fachübergreifende Erforschung und umfassende Dokumentation. Durch technologisch-restauratorische Untersuchung, systematische Befundsicherung und kunstwissenschaftlichen Vergleich konnten Erkenntnisse zur Herstellungsweise und zu den möglichen Herstellern, dem Gebrauch und der Wertschätzung sowie der Bedeutung des Motivprogramms gewonnen werden. Das größte Geheimnis der Truhen war aber die Frage nach ihrer zeitlichen Verortung in der Geschichte. Es konnten keine archivalischen Quellen ausgemacht werden, die Aufschluss über die Entstehungszeit der Truhen geben. Zudem führten die unterschiedlichen Einschätzungen in der Fachliteratur sowie die stilkritische Untersuchung nur zu einer groben, summarischen Datierung des gesamten Truhenbestands. Erst mit Hilfe der naturwissenschaftlichen Methode der Dendrochronologie konnten die Truhen schließlich datiert werden. Während der Projektfahrten nach Siebenbürgen wurden über die Jahre hinweg etwa 70 Truhen des Bestands und Vergleichsobjekte ungarischer Museen dendrochronologisch untersucht. Die jahrgenaue Datierung von etwa 60 Exemplaren gelang durch die Bildung einer regionalen, 524 Jahre umfassenden Buchenholz-Jahrringkurve, die mit Hilfe einer bestehenden Vergleichschronologie aus der Region der Beskiden auf den Zeitraum zwischen 1276 und 1799 definiert wurde. Durch das Zusammenwirken von Restauratoren, Möbelforschern und Naturwissenschaftlern, durch die Kombination der Methoden und den Abgleich der Erkenntnisse konnte der einzigartige Truhenfund von Henndorf umfassend beleuchtet werden. Alle Untersuchungsergebnisse und Abbildungen der Truhen sind in Form eines ausführlichen Katalogs festgehalten. Zudem erschien im August 2012 eine interdisziplinär angelegte Publikation der Referenten, die den Forschungsstand der Öffentlichkeit zugänglich macht. Giebeldachtruhen auf einem Wehrgeschoss der kleinen Henndorfer Kirchenburg. Dendrochronologische Untersuchung eines Truhendeckelbretts aus Buchenholz.

Braun, weiß oder mit Blümchen? Gehören die drei überfassten, barocken Konsoltische zu dem zweitverwendeten Paneel im Audienzzimmer der Ansbacher Residenz? Anne Denk Dipl.- Rest. (FH) Goering Institut e.v. Giselastraße 7 80802 München denk@restaurierung-goering.de; anne.denk@gmx.net Inga Pelludat Dipl.-Rest. (FH) Bayerische Schlösserverwaltung Schloss Nymphenburg/ Eingang 16/ Restaurierungszentrum 80638 München 089/17908-348; m. 01520/6109886 inga.pelludat@freenet.de Im Rahmen kunsthistorischer Forschungen zum Ansbacher Hofmobiliar fiel ein Augenmerk auf drei im Depot eingelagerte Konsoltische, die sich nur in dekorativen Details und ihren Fassungen unterscheiden (Hr. Dr. Graf v. Pfeil). Anlass waren stilistische und konstruktive Abweichungen zum übrigen Bestand. Zudem konnten Aufstellungen in verschiedenen Räumen der Ansbacher Residenz nachgewiesen werden. Angesichts der letztlich gewünschten Rückführung der Möbel in das Audienzzimmers des Gästeappartements wurde dort die Wandvertäfelung genauer untersucht. Dadurch ergaben sich Ungereimtheiten bezüglich der Zusammengehörigkeit der Konsoltische und der Holzausstattung. Bauakten von 1775 erwähnen zweitverwendete Bayreuther Vertäfelungselemente für diesen Raum. Eine exakte Zuordnung verschiedener Verkleidungsbereiche konnte anhand der knappen Aktennotiz und der stilistischen Merkmale jedoch nicht vorgenommen werden. Detaillierte technologische Untersuchungen der Konstruktion, der Fasstechnik und des Wandaufbaus, durchgeführt im Rahmen der Diplomarbeit von Frau Denk, erbrachten wesentliche Erkenntnisse. Ohne die gezielten Analysen einzelner Fassungsschichten durch naturwissenschaftliche Labors wären optisch kaum wahrnehmbare, aber für die Zuordnung relevante Fassungsunterschiede nicht nachweisbar gewesen (FH Köln: Fr. Dr. Jägers, CTA Fr. Uckermann; BSV: Hr. Dr. Piening; Doerner-Institut: Fr. Tilenschi, Fr. Dr. Stege). Ergänzt durch das Hintergrundwissen der Mitarbeiter der Bayerischen Schlösserverwaltung, den Fachrestauratoren des Restaurierungszentrums (Gemälde/Skulptur: Fr. Dipl.-Rest. Pelludat; Holz/Möbel: Hr. Dipl.-Rest. Mintrop; Wand/Stein: Hr. Wolf) und den Kunsthistorikern der Museumsabteilung (Hr. Dr. Graf v. Pfeil, Fr. Dr. Albrecht) konnten rein technologisch nicht eindeutig auswertbare Beobachtungen schließlich im Kontext interpretiert werden. Hierzu zählten Parallelbefunde und kunsthistorische Beobachtungen in weiteren Räumen der Ansbacher Residenz und an Ausstattungsstücken in den Schlössern Bayreuths. Nur durch die gute Zusammenarbeit von Restauratoren, Kunsthistorikern und Naturwissenschaftlern konnte die Provenienz der Konsoltische als auch der verschiedenen Vertäfelungsabschnitte so weit geklärt werden, dass ein fundiertes Konzept für die Wiederaufstellung der Konsoltische möglich wurde. Dieses wird aktuell durch Fassungsrekonstruktion und Freilegung in der Gemälde-/Skulpturenwerkstatt der Schlösserverwaltung umgesetzt. Residenz Ansbach, Audienzzimmer - Raumaufnahme mit Ecksituation Residenz Ansbach, Audienzzimmer - Raumaufnahme mit Tür teilfreigelegter Konsoltisch

Silber oder nicht Silber, das ist hier die Frage! - Verschiedene Standpunkte zum Erscheinungsbild Augsburger Prunkmöbel Dr. Christine Kowalski Kaiserstraße 167 53113 Bonn 0228/ 22 70 23 29 ChristineKowalski@web.de Sabine Schwab Dipl.- Restauratorin Restaurierung für Kunstkammerstücke und Kunsthandwerk Leithen 4 94149 Kößlarn 08536 / 919910 0151 270 57 553 Höfische Möbel aus Augsburg des späten 17. Jh. dienten der Repräsentation und der Konversation. Eine Gruppe aus der Vielzahl der Augsburger Kunstwerke sind die Prunkkabinette mit Uhr von Heinrich Eichler d. Ä. (1637 1719). Sie weisen neben aufwändigen Holzkonstruktionen und exotischen Materialien wie Schildpatt und Elfenbein Kombinationen mit Feinsilberfolien auf. Diese Feinsilberfolien wurden in einer besonderen Technik ausgeführt sie wurden im Gesenk geschlagen und zum Teil mit einem Blattgold versehen, so dass im Zusammenspiel mit den anderen Materialien starke Farbkontraste entstanden: Braun, Grün, Rot, Gold und Silber. Diese Farbkontraste sind heute nur zum Teil erhalten. Besonders die Feinsilberfolien zeigen nicht mehr ihr ursprüngliches Erscheinungsbild, sondern sind von einer matt-grauen Korrosionsschicht überzogen. Es steht die Frage im Raum, wie der restauratorische Umgang gerade mit diesen Feinsilberfolien, aber auch mit anderen Oberflächenphänomenen dieser Werkgruppe aussehen soll. Am Beispiel des Prunkkabinetts mit Uhr aus dem Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig möchten die beiden Referentinnen die unterschiedlichen Ansätze eines restauratorischen Umgangs verdeutlichen. Als Möbelrestauratorin und Kunstwissenschaftlerin wird Christine Kowalski die Möbelgruppe an sich vorstellen und die spezielle Problematik im Umgang mit den Feinsilberfolien darstellen. Es steht dabei ein zurückhaltender Ansatz einer Restaurierung im Mittelpunkt. Als Restauratorin für Kunsthandwerkliche Objekte wird Sabine Schwab eine repräsentative Restaurierung desselben Objekts erläutern. Sie wird die Umsetzung der Maßnahmen darlegen sowie die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Museum. Die jeweiligen Ergebnisse werden bewusst zur Diskussion gestellt und sollen zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit, aber auch die Auseinandersetzung über die eigene Disziplin hinaus ist. Prunkkabinett mit Uhr, Heinrich Eichler d. Ä. (1637 1719) und seine Werkstatt, Augsburg, um 1685, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich- Museum, Inv. Nr. Uhr 71, Foto: Christine Kowalski, Bonn Detail des Prunkkabinetts mit Uhr nach partieller Reinigung, linke Seite, Sockelgeschoss, Foto: Sabine Schwab, Kösslarn Detail des Prunkkabinetts mit Uhr aus Braunschweig nach der Reinigung, Volute auf der linken Seite, Foto: Sabine Schwab, Kösslarn

"Geheime Welten aufgeschlossen!" - Zu einem Augsburger Kabinettschrank der Werkstatt Johann Georg Esser und Wolfbauer Stefan Schimmel Verein Historisches Paretz e.v. Dennis-Gabor-Str. 6 14469 Potsdam 0151 1836 9270 StefanSchimmel@web.de Dr. Gerhard Holzhey Reicharstr. 22 99094 Erfurt 0361-2259952 gholzhey@gmx.de Stefan Schimmel: Vorgestellt wird ein in den Sammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein befindlicher Kabinettschrank, der bisher von der Forschung wenig beachtet wurde. Die Marketerie des Möbel besteht aus aufwendigen Einlegearbeiten, wozu so kostbare Materialien wie Schildpatt, Silber, Messing, Kupfer und Perlmutter, vor allem aber Edel- und Schmucksteine sowie verschiedene Marmorarten gehören. Der Schrank wird auf Grund neuerer Forschungen (Alfter) der Augsburger Werkstatt Johann Georg Esser und Wolfbauer zugeschrieben und 1680/90 datiert. Unbekannt ist die Provenienz des aufwendig gestalteten Möbels. Eine Herkunft aus dem Privatbesitz des Herzogshauses Sachsen-Coburg-Gotha liegt jedoch nahe. Auf Schloss Friedenstein fand das Prunkmöbel im Paradeappartement des Nordflügels erst nach dem 2. Weltkrieg seinen Platz. Seitdem ist es in der Braunen Galerie und dem Schlafzimmer des Herzogs nachweisbar. Der Vortrag widmet sich nicht nur der Frage der Herkunft dieses Möbels, sondern auch der Würdigung der Stadt Augsburg als Zentrum der Gold- und Silberschmiedekunst, bzw. des Möbelhandwerks. Das Möbel soll im Kontext anderer erhaltener Bildhauer- und Kastenmöbel aus der Werkstatt Johann Georg Esser und Wolfbauer untersucht werden. Dazu gehört ein Ensemble von zwei dem Gothaer Exemplar sehr ähnlichen Kabinettschränken und zwei zugehörigen Prunktischen, die zur Ausstattung der Münchner Residenz gehörten. Eine Deutung der aufwendigen Verzierung, die Beschreibung des Aufbaus und der Architektur sowohl des Äußeren sowie das geheimnisvolle Innere findet dabei Berücksichtigung. Ein Überblick der Eingriffe in die Substanz des Schrankes durch Restaurierungen des 19. und 20. Jahrhunderts beschließt den Vortrag. Kabinettschrank, Schildpatt, Perlmutt, Messing, Ebenholz, Augsburg um 1680, Johann Georg Esser und Wolfbauer zugeschrieben

Gerhard Holzhey: An der Schaufassade des Kabinettschranks aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert ist ein Besatz undurchsichtiger Schmucksteine aus der Quarz-Gruppe vorhanden. Auf die Verteilung und Art der Fassung der als sogenannte Cabochons vorliegenden 93 Steine wird im Kontext mit weiteren Schmuckelementen am Schrank eingegangen. Die einzelnen Cabochons aus der Quarz-Gruppe, welche überwiegend verschiedenen Achaten zuzuordnen sind, lassen sich auf der Grundlage ihrer visuellen mineralogisch-gemmologischen Begutachtung hinsichtlich Art und Vorkommen unterscheiden. Bezüglich der 46 Achat-Cabochons brasilianischer Herkunft ist eine künstliche Färbung nachzuweisen. Das Vorhandensein dieser gefärbten Achatespielt für eine zeitliche Datierung des Schmuckstein-Besatzes die entscheidende Rolle. Brasilianische Achat-Rohsteine wurden erst ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeführt. Die Entwicklung von Färbeverfahren für die am Schrank agebrachten Achate war nicht vor 1850 abgeschlossen. Demzufolge kann der Schmuckstein-Besatz erst frühestens um die Mitte des 19. Jahrhunderts eingefügt worden sein. Die Merkmale der handwerklichen Ausführung der Cabochon-Fassungen mittels Perlmutt und Schildpatt unterstützen die These einer nachträglichen Hinzufügung. Beispiel einer Schubladenfront, überwiegend mit künstlich gefärbten brasilianischen Achat- Cabochons, deren Grössen deutlich geringer als die der Holzvertiefungen sind. Die teils noch vorhandenen und beschädigten bzw. unvollendeten Perlmutter-Einfassungen der Cabochons weichen wesentlich von den anderen Perlmut-Arbeiten am Schrank ab. Der sehr flache künstlich gefärbte Achat- Cabochon brasilianischer Provenienz deutet mit seiner Bänderung die Gestalt des verwendeten Rohsteins in Form einer sogenannten Achatmandel an. Der sehr flache künstlich blau gefärbte Achat- Cabochon brasilianischer Provenienz weist eine nicht unterlegte rissige, stark beschädigte Schildpatt-Einfassung auf.

Entwicklung der Holzstuben in Thüringen Dr. Thomas Nitz Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Petersberg Haus 12 99084 Erfurt 0361-3781-366 Thomas.Nitz@TLDA.Thueringen.de Das "Wohnen im hölzernen Gehäus" ist eine bauhistorische Entwicklung, die in unserem Raum seit dem 13. Jahrhundert über Quellen und Befunde fassbar wird. Seit dieser Zeit entwickelt sich innerhalb der Wohnbehausungen ein "rauchfrei beheizbarer Raum" - die Stube. Da dieser Raum im gesamten Alpenländischen und Oberdeutschen Bereich meist aus Holz gebildet wird, sprechen wir hier von der "Holzstube". In Thüringen können wir die Einführung der Holzstube in der Zeit um 1300 bauhistorisch fassen. Ältere bauliche Befunde für heizbare Räume im Profanbau weisen sämtlich auf Kaminheizung oder Steinofen-Luftheizung im Erdgeschoß hin, während Obergeschoßräume keine Heizmöglickeit hatten. Bauten ab etwa der Zeit um 1300 weisen hingegen Befunde für eingestellte "Holzkisten" im Obergeschoß auf, die als ofenbeheizte Holzstuben gedeutet werden können. Die ältesten vollständig erhaltenen Holzstuben kennen wir in Thüringen aus der Zeit um 1400. Von diesem Zeitpunkt bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts ist die Holzstube als "Standard" im Wohnhausbau anzutreffen. Seit dem 17. Jahrhundert geht die bauliche Ausführung der beheizbaren Stuben dann von der allseitigen Holzkiste allmählich zum Raum mit verputzten Fachwerkwänden und Holzdecke zurück. Verschiedene Varianten der Holzverkleidung an den Wänden sind bis ins 20. Jahrhundert als "Nachklang" der einstigen Vollholzwände zu konstatieren. Holzstube 16 Jh. Bad Langensalza Haus Rosenthal Holzvertäferung 17 Jh. Bad Langenslaza Haus Rosenthal Holzverkleidung um 1900 Nordhausen Villa Evers