Alfred Schütz und Karl Mannheim - Ein Vergleich zweier wissenschaftlicher Perspektiven

Ähnliche Dokumente
Allgemeine Soziologie

Die Bedeutung des gesellschaftlichen Wissensvorrates für das Individuum in der Alltagswelt

Aus: Peter Fischer Phänomenologische Soziologie. Oktober 2012, 144 Seiten, kart., 12,50, ISBN

Die soziale Konstruktion der Wirklichkeit nach Peter L. Berger und Thomas Luckmann

Der Wandel der Jugendkultur und die Techno-Bewegung

Seminar: Niklas Luhmann: Die Wissenschaft der Gesellschaft/ Vorlesung: Wissen und Gesellschaft II

Das Fach»Soziologie«THEMEN SCHWERPUNKTE - PROFESSUREN D. BISCHUR INTEGRIERTE EINFÜHRUNG WS 2016/17: EINFÜHRUNGSWOCHE - FACH SOZIOLOGIE 1

Die frühe deutsche Soziologie 1909 bis 1934 und ihre Entstehungs- Milieus

Seminar HS 2008 (SUZ) Mo Prof. Dr. Beat Fux

Identitätstheorie bei Erikson und Freud

Soziologie in Deutschland

Einführung in die Geschichte der Soziologie

Die Entstehung der deutschen Parteien nach dem Cleavage-Modell

Soziologische Theorie (Fischer) Vorlesung: Einführung in die Soziologie WS 2008/2009

Das Musikleben im Konzentrationslager Theresienstadt im Spiegel nationalsozialistischer Judenpolitik

Scham - angeboren oder anerzogen?

Auf der Suche nach dem Praktischen im Urteilen.

Karl Mannheim. Wissenssoziologie

Heinz-Günter Vester. Kompendium der Soziologie II: Die Klassiker

Soziologie im Nebenfach

Alfred Schütz und die Hermeneutik

Veröffentlichung der Hochschule für Wirtschaft und Politik, Hamburg

Friedensethik und Theologie

Medien und die soziale Konstruktion von Zeit

DIE WISSENSFORMEN UND DIE GESELLSCHAFT

Zu "Sozialarbeit von unten" von Karam Khella

Die Soziologie und das Soziale

Seminar: Ferdinand Tönnies: Gemeinschaft und Gesellschaft oder der Wille zum Sozialen

Politische Theorie und Gesellschaftstheorie

Die Europäische Zentralbank: Kritische Betrachtung ihrer Geldpolitik und demokratischen Stellung

Wertewandel in Deutschland

Grundkurs Soziologie (GK I)

Zur Entstehungsgeschichte von Thomas Morus' Utopia und Niccolo Machiavelli's Der Fürst

Jüdische Sozialarbeit

Geisteswissenschaft. Andrea Polaniak. Das Ende der Anderen. Ist die Gesellschaft der Moderne eine globale Schicksalsgemeinschaft?

HS: Moderne und Individualisierung Montag, , Raum 5.052

Zeitarbeitsunternehmen in der Dreiecksbeziehung zu Kunden und Mitarbeitern. Die Vor- und Nachteile von Leiharbeit aus verscheidenen Perspektiven

BARBOZA, Kunst und Wissen. ISBN UVK Verlagsgesellschaft mbh, Konstanz 2009

Buchvorstellung (richtiges Zitieren)

Theoretische und methodische Hintergründe des Reflecting Teams

Geisteswissenschaft. Rosa Badaljan. Pierre Bourdieu. Studienarbeit

Die Hauptströmungen des Marxismus

Soziologische Theorien von Auguste Comte bis Talcott Parsons

STUDIENORDNUNG DER UNIVERSITÄT HEIDELBERG FÜR DEN DIPLOMSTUDIENGANG SOZIOLOGIE

Analyse der Tagebücher der Anne Frank

Die Religionssoziologie Max Webers

MODULSTUDIUM MODULKATALOG SOZIOLOGIE LA GRUNDSTUDIUM. (1) Modulbeschreibungen. Lehramtsstudium Soziologie

Kompendium der Innovationsforschung

Biografie - Partizipation - Behinderung

Geisteswissenschaft. Silke Piwko

Stadt und Bürgertum im 19. Jahrhundert - Entwicklungslinien und Wirkungszusammenhänge

Joseph Beuys - Werk und Wirkung

Realismus und das Ziel der Wissenschaft

Markus R. Friederici. Wissen und Technik. Über die Entstehung und Verwendung von (Technik-)Wissen am Beispiel des Fahrrads. LlT

Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien

Soziologie im Grundstudium (Bachelor)

Wirtschaftspädagogik

Soziologische Theorien kompakt

Der Sozialisationsfaktor in der Erklärung der Autoritären Persönlichkeit

Aggression und Rachephantasien bei Kindern im Grundschulalter

U'IB. Uni-Taschenbücher 1886 FURWISSEN. SCHAFf. Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage

Band 159. Arbeitssituationsanalyse. Zur phänomenologischen Grundlegung einer interdisziplinären Arbeitsforschung. Beiträge aus der Forschung

Max Webers Konzepte von Macht und Herrschaft im Spiegel kontroverser Ansichten Hannah Arendts

Gesundheitspsychologie

Die Geburt der Interpretation ; ; ä

Staatsverständnisse 70. Ferdinand Tönnies. Der Sozialstaat zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft. von Dr. Uwe Carstens. 1.

Wie kommt es zu sozialer Exklusion im Wohlfahrtsstaat und was kann der Staat dagegen tun?

Aufklärung als Massenbetrug.Von der Kritischen Theorie zur Kritischen Medientheorie

Einführung in die Mediensoziologie. Vorlesung Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Wintersemester 2013/14 Prof. Dr. phil. habil.

Geschlechterkonstruktion Sozialpsychologie

Georg Simmel, Rembrandt und das italienische Fernsehen

Herbstsemester Peter-Ulrich Merz-Benz. Seminar: Georg Simmel. Mi 14-16

Was heißt Theorie? Was heißt soziologische Theorie?

Geschlechterunterschiede und Geschlechterunterscheidungen in Europa

Vorwort des Herausgebers 11 Aus Althussers Hinweis" zur 1. Auflage 13 [Aus Althussers Vorwort zur 2. Auflage] 15 Abkürzungen 17

Seminar: Humanistische Soziologie

SW-5 SW-5.1 Ethik. SW-5.2 Angewandte Ethik. SW-5.3 Sozialphilosophie. SW-6 SW-6.1 Wissenschaftstheorien

Literatur zur Vorlesung Praktische Philosophie (1), Methodische Grundlagen:

Krise der europäischen Vergesellschaftung?

Inklusiver Mathematikunterricht in der Primarstufe

Heines Reise von München nach Genua

Soziologie und Marxismus in der Deutschen Demokratischen Republik Bandl. Herausgegeben und eingeleitet von Peter Christian Ludz

Jüdische Sozialarbeit

SOZIOLOGIE. Geschichte ihrer Probleme VON DR. HELMUT SCHOECK PROFESSOR AM FAIRMONT STATE COLLEGE FAIRMONT/ WEST VIRGINIA

Lehr- und Forschungstexte Psychologie 11

Einleitung. Martin Spieß. in: 100 Jahre akademische Psychologie in Hamburg. Eine Festschrift. Herausgegeben von Martin Spieß. Hamburg, S.

Simon, Dieter. WisuWi Rechtshistorisches Journal / hrsg. von Dieter Simon. - Frankfurt am Main: Löwenklau Ges. e. V.,

Studienabbruch an Pädagogischen Hochschulen. dargestellt am Studiengang für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen

Sylvia Marlene Wilz (Hrsg.) Geschlechterdifferenzen Geschlechterdifferenzierungen

1 Einleitung. Heute weiß man von allem den Preis, von nichts den Wert. Oscar Wilde

Die Opfer schreiben - Tagebücher aus der Holocaustzeit

Das Konzept der organisationalen Identität

Perspektiven des koedukativen Sportunterrichts in der Retroperspektive

Heinrich Heines Romanzero als Text des literarischen Biedermeier

Jenseits von Gut und Böse Zur systemtheoretischen Betrachtung von Ethik und Moral nach Niklas Luhmann

Der Deutsche Orden als Landesherr und der Preußische Bund

Thomas Geisen. Arbeit in der Moderne

Transkript:

Geisteswissenschaft Alfred Schütz und Karl Mannheim - Ein Vergleich zweier wissenschaftlicher Perspektiven Studienarbeit

Hausarbeit im an der TU-Berlin Alfred Schütz und Karl Mannheim Ein Vergleich zweier wissenschaftlicher Perspektiven

Seite 1. Einleitung 2. Die Wissenssoziologie nach Alfred Schütz, Wissen und Gesellschaft 2.1 Die Entstehung subjektiven Wissens und die gesellschaftliche Bedingtheit des subjektiven Wissensvorrats 2.2 Die Entstehung des gesellschaftlichen Wissensvorrats / die Vergesellschaftung subjektiven Wissens 2.3 Die Struktur des gesellschaftlichen Wissensvorrats 3. Die Wissenssoziologie nach Karl Mannheim, Politik als Wissenschaft 3.1 Definition und Aufgabe der Wissenssoziologie nach K. Mannheim 3.2 Der Ideologiebegriff Mannheims 3.3 Über die Seinsverbundenheit (politischen) Wissens 3.4 Anwendungsmöglichkeiten einer politischen Wissenssoziologie nach Mannheim 3 4 5 7 10 13 13 14 15 17 4. Alfred Schütz und Karl Mannheim, Die historisch / biographische Situation der Autoren und ihre wissenschaftliche Perspektive 4.1 Gibt es eine Kombination der beiden Ansätze? 18 20

1. Einleitung Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den wissenssoziologischen Perspektiven von einerseits Alfred Schütz und andererseits Karl Mannheim. Nacheinander wird der Versuch gemacht, die wichtigsten Punkte der beiden theoretischen Ansätze zusammenzufassen. Die unterschiedlichen Vorstellungen der beiden Soziologen von Wissenssoziologie als Wissenschaft hinsichtlich ihrer Definition, Zielsetzung, Struktur der Theorie sowie Nutzungsmöglichkeiten werden dargestellt. Der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber ist die Struktur der Quelltexte hier in großen Teilen übernommen worden. Ein möglicher Bezug ihrer denkerischen Ausgangspunkte zur historischen Situation ihrer Entstehung, also zum politisch-gesellschaftlichen Hintergrund und zum soziologischen Forschungsstand, soll in einer kurzen Gegenüberstellung des Werdeganges und der wissenschaftlichen Zielsetzung der beiden Soziologen Beachtung finden. Es ist zu klären, wo mögliche Parallelen bzw. Differenzen der beiden Ansätze liegen, welche soziologischen Erkenntnisse grundsätzlich aus der Schütz'schen Herangehensweise und welche aus der Mannheim schen gewonnen werden können und ob eine Kombination der beiden Theorien möglich und sinnvoll ist, wenn ja, welche Ergebnisse könnte eine solche hervorbringen? Als Quellenmaterial für die Analyse der beiden wissenssoziologischen Ansätze wurden hierbei hauptsächlich herangezogen : 1. Alfred Schütz, Thomas Luckmann : Strukturen der Lebenswelt; Frankfurt Main 1979, Kapitel IV, Teile A,B,C,D, S. 293-392 1 2. Karl Mannheim, Wissenssoziologie, aus Handwörterbuch der Soziologie S.659-680, Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1959, 3. Karl Mannheim : Ideologie und Utopie, vierte Auflage, Frankfurt 1965 4. David Kettler und Volker Meja : Karl Mannheim Martin Endreß : Alfred Schütz Aus : Klassiker der Soziologie, München : Beck 2000, Dirk Kaesler (Hrsg.) 1 Anmerkung : Die unter 1. genannte Quelle blieb nach Schütz Tod 1959 unvollendet. Sein Schüler Thomas Luckmann vollendete das Werk anhand von Aufzeichnungen, erhebt diesbezüglich allerdings (verständlicherweise) keinen Anspruch auf exakte Wiedergabe der Schützschen Ideen. Trotzdem werden in der vorliegenden Arbeit Zitate und Positionen aus den Strukturen der Lebenswelt vereinfachender Weise Alfred Schütz zugesprochen. Der schöpferische Anteil Thomas Luckmanns soll damit in keiner Weise abgewertet werden.