Aktuelle Managementthemen der Energiewirtschaft und -technik



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Transkript:

Aktuelle Managementthemen der Energiewirtschaft und -technik Teil 2 Prof. Dr. Alfons Haber Landshut Teil 2: Beschaffung leitungsgebundener Energien Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes Energiebörse Europas Strombeschaffung Gasbeschaffung Beschaffung von Fernwärme 2 1

Aktuelles Thema EU-Statistik: Deutschland schneidet bei erneuerbaren Energien schlecht ab Deutschland landet beim Einsatz erneuerbarer Energien im europäischen Vergleich 2012 im unteren Mittelfeld. Der Anteil von Energie aus erneuerbaren Quellen kletterte hierzulande zwar von einem Anteil von 5,8 Prozent des Brutto-Endenergieverbrauchs im Jahr 2004 auf 12,4 Prozent 2012 nach oben. Quelle: Eurostat Pressemittelung, 10.03.2014 3 Aktuelles Thema EU-Statistik: Ziele: EU: europaweit bis 2020 einen Anteil von 20 Prozent erreichen. Deutschland: 18 Prozent des Brutto- Endenergieverbrauchs im Land mithilfe der Erneuerbaren bis 2020 abdecken. Quelle: Eurostat Pressemittelung, 10.03.2014 4 2

Aktuelles Thema Versorgungssicherheit 5 Aktuelles Thema Versorgungssicherheit - 1890 Kleine, lokal begrenzte Gleichstromnetze ~1890 Mit der Erfindung des Transformators und der Mehrphasensysteme setzt sich Drehstrom durch, Hochspannungsnetze bis 60 kv ~1920 Hochspannungsnetze bis 165 kv; erste Untersuchungen zum Thema Stabilität ~1940 Lastverteiler in Kraftwerken oder bei großen Umspannwerken, nur lokale Netzzustandsinformationen zugänglich, Lastfluss- und Kurzschlussrechnungen händisch und mit analogem Netzmodell 1950-1970 Computergestützte Netzplanungsrechnungen, Einsatz von Hochspannungsgleichstromübertragungseinrichtungen (HGÜ) mit Quecksilberdampfventilen 1965 New York blackout löst einen Entwicklungsschub für EMS (Energy management systems) und SCADA (Supervisory Control And Data Acquisition) aus; Hochspannungsleitungen mit Spannungen bis 735 kv; HGÜ- Anlagen mit Thyristortechnik 1970-1990 Integrierte SCADA/EMS Systeme, Entwicklung von Programmen für State Estimation, online Lastfluss, optimalen Lastfluss 1990-2000 Beginn der Liberalisierung der Elektrizitätsmärkte, Einrichtung von Strombörsen, Notwendigkeit, online die technische Realisierung (Lastfluss, Stabilität,..) von Stromgeschäften zu überprüfen. 2000- Einsatz von leistungselektronischen Elementen (Flexible AC Transmission Systems FACTS ) zur Lastflussregelung 2003 Blackouts in USA-Kanada, Dänemark-Schweden und Italien (Unterbrechung zweier Stromleitungen aus Frankreich und der Schweiz nach einem Lichtbogen zwischen Baum und Leitung) 2006 Europaweite Trennung des UCTE-Netzes (4. November 2006) 2012 Stromausfälle in Indien mehrer hundert Millionen Menschen betroffen (600 Mio.) über mehrere Tage Ausfälle 2012 München (450.000 Haushalte) großflächiger Stromausfall Isolatoren in einem 110-kV-Umspannwerk explodiert 6 3

Aktuelles Thema Kernkraft: Nur der Ausstieg ist sicher Fest steht: Der Atomausstieg kann in aller Ruhe fortgesetzt werden, wie es in der 13. Novelle des Atomgesetzes im Sommer 2011 beschlossen wurde: Spätestens im Dezember 2015 wird das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld geschlossen, bis 2022 folgen dann die anderen. Die Schließung von Grafenrheinfeld mit ca. 1,3 Gigawatt (GW) Kapazität ist im deutschen Maßstab "Peanuts". Frage: 1. Was ist mit Versorgungsicherheit? 2. Wie bekommen wir in kurzer Zeit sichere Zwischen- und Endlager für den Atommüll? Wer bezahlt sie? Quelle: Hirschhausen, Sorge, N., Manager C., Handelsblatt, Magazine Online, 10.03.2014 11.03.2014 7 Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes EU-Liberalisierung und nationale Umsetzung Bundesgesetz EU Bundesgesetz EU Bundesgesetz BDI, VIK, VDN Bundesgesetz EU 1. Binnenmarktpaket 1996 Novellierung EnWG 1998 2. Binnenmarktpaket 2003 Novellierung EnWG 2003 Verbändevereinbarung I bis II+ 1998-2001 Novellierung EnWG 2013 3. Binnenmarktpaket 2009 Novellierung EnWG 2005 8 4

Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes Mindestanforderungen Freie Wahl des Versorgers: Jeder Stromkunde soll die Möglichkeit haben, seinen Versorger frei zu wählen. Entflechtung der Bereiche Erzeugung, Netz, Vertrieb/Handel (Unbundling): Im liberalisierten Markt sind Energieversorgungsunternehmen verpflichtet, die Unternehmensbereiche Erzeugung, Übertragung, Verteilung und Vertrieb/Handel organisatorisch, buchhalterisch und möglichst auch eigentumsrechtlich von einander zu trennen. Diskriminierungsfreier Netzzugang: Netzbetreibern sind verpflichtet, allen Netznutzern freien Zugang zu ihren Netzen unter gleichen Bedingungen wie für eigene Kunden zu gestatten. Die Netznutzungsentgelte müssen fair, transparent und für alle Netznutzer gleich sein. Ein unabhängiges Regulierungsorgan (Regulator) soll die Rahmenbedingungen für das Funktionieren des Wettbewerbs festlegen. Ein unabhängiger System-Operator (ÜNB für deutschen Markt) soll einen reibungslosen Netzbetrieb gewährleisten. Er ist für Spannungs- und Frequenzregelung und den Ausgleich von Fahrplanabweichungen zuständig. 9 Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes Marktteilnehmer Lieferant Netzbetreiber Erzeuger ÜNB VNB Kunde Energiebörse Erzeuger: Dies sind meistens Verbundunternehmen mit eigenem Kraftwerkspark, unabhängige Stromerzeuger (Independent Power Producers "IPP") und Kleinproduzenten. Sie produzieren und liefern Strom an Händler und Großkunden. 10 5

Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes Marktteilnehmer Netzbetreiber Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), welche die Höchstspannungsnetze mit Spannungen von 380 kv und 220 kv betreiben und über Netzkuppelleitungen zum deutschen Verbundnetz zusammengeschlossen sind. Sie sind zuständig für die Spannungs- und die Frequenzhaltung, dem Versorgungswiederaufbau und dem Ausgleich von Fahrplanabweichungen in ihrer Regelzone. Verteilnetzbetreiber (VNB) betreiben die Netze von 110 kv abwärts und versorgen die an ihrem Netz angeschlossenen Endkunden bzw. Weiterverteiler mit Strom. Sie sind jedoch nur für den Netzbetrieb zuständig. 11 Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes Marktteilnehmer Kunden Leistungsgemessene Kunden, vergleichbar mit den Sondervertragskunden im Monopolmarkt, sowie Großkunden, oft auch mit Eigenstromerzeugung. Grundversorgungskunden sind nach dem neuen EnWG alle Haushaltskunden und Kunden mit einem Jahresverbrauch von weniger als 10.000 kwh/a. Lieferanten Sie können Kraftwerksbetreiber oder Händler sein, die Strom in eigener Regie kaufen und verkaufen. Lieferanten sind gegenüber den Übertragungsnetzbetreibern bilanzkreisverantwortlich. 12 6

Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes Marktteilnehmer Energiebörse Im liberalisierten Markt sind Strom und Erdgas zur Handelsware geworden und werden, ähnlich wie Wertpapiere und andere Commodities, auch an Energiebörsen (z.b. European Energy Exchange AG - EEX) gehandelt. Aufgabe der Energiebörse ist es einen finanziell, rechtlich und technisch sicheren Marktplatz für alle zugelassenen Handelsteilnehmer bereitzustellen. 13 Merkmale eines liberalisierten Energiemarktes Börsenhandel, Funktionsweise und Produkte Hinweis: OTC Over the counter Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 14 7

Aktuelles Thema Geschäftsberichte - Beispiele Pressekonferenz RWE 2014 http://www.media-server.com/m/p/hm5cg6k9/lan/de http://www.rwe.com/web/cms/de/2320258/rwe/investor-relations/ 15 Aktuelles Thema Geschäftsberichte - Beispiele EEX - Geschäftsbericht 2012 http://cdn.eex.com/document/137250/eex_gb_2012_final_de_web.pdf Markt und Europa als Erfolgsfaktoren für die Energiewende z.b. Seite 5 bis 19 16 8

Energiebörse Europas EEX - European Energy Exchange (www.eex.com) - Deutschland, Österreich, Frankreich EXAA Energy Exchange Austria (www.exaa.at) - Österreich NASDAQ OMX (www.nasdaqomx.com) - Skandinavien, Baltische Staaten APX - Amsterdam Power Exchange (www.apxgroup.com) - Niederlande, UK Belpex - Belgian Power Exchange (www.belpex.be) - Belgien PXE - Power Exchange Central Europe (www.pxe.cz) - Tschechien, Slowakei, Ungarn PolPX - Polish Power Exchange (www.polpx.pl) Polen IPEX - Italian Power Exchange (www.mercatoelettrico.org) - Italien OMIE (www.omie.es), OMIP (www.omip.pt) - Spanien, Portugal CEGH - Central European Gas Hub (www.cegh.at) [Gas Exchange Market Operator] - Österreich... 17 Etabliert im Sommer 2000 in Leipzig mehr als 200 Handelsteilnehmern aus 20 Ländern Strom-, Erdgashandel und Handel mit CO 2 -Emissionsrechtigung betreibt zwei Arten von Börsengeschäften, den Spotmarkt und den Terminmarkt. aktuellen EEX-Broschüren [EEX]: Einführung in den Börsenhandel an der EEX EEX Produktbroschüren für Strom, Emissionsberechtigungen, Gas und Kohle 18 9

Stromhandel Stromhandel an der EEX EEX Spotmarkt EEX Terminmarkt Stundenkontrakte Blockkontrakte Futureskontrakte Optionskontrakte Baseload Futureskontrakte Peakload Futureskontrakte Lieferort: die Regelzonen der vier deutschen ÜNB sowie die der Austrian Power Grid APG und Swissgrid 19 Stromhandel - Der Merit-Order Der Merit-Order ist die Verdrängung teuer produzierender Kraftwerke durch den Markteintritt eines Kraftwerks mit geringeren variablen Kosten, z. B. durch Aufschaltung eines solchen Kraftwerks auf das Netz. Entsprechend der Ausgleichsmechanismus- Verordnung wird in Deutschland der nach EEG (Strom aus Wind, Wasser, Solarenergie, Biomasse, etc.) eingespeiste Strom seit 2010 von den ÜNB am Spotmarkt (EEX) vermarktet. Vor 2010 mussten die ÜNB die fluktuierenden EEG- Strommengen zu einem Leistungsband veredeln und waren dazu auch an der Strombörse aktiv. Dieser "EEG-Strom" verdrängt gegebenenfalls das aktuell teuerste Kraftwerk und senkt so über den Merit-Order-Effekt den Börsenpreis. Quelle: EEX Geschäftsbericht 2012 http://cdn.eex.com/document/137250/eex_gb_2012_final_de_web.pdf 20 10

Stromhandel am EEX-Spotmarkt Der EEX-Spotmarkt ist ein sogenannter day-ahead-market. Der Handel wird einen Tag vor der physischen Erfüllung ausgeführt. Der Verkäufer zur Lieferung und der Käufer zur Übernahme der vereinbarten Strommenge und Zahlung des vereinbarten Preises verpflichtet. Die Lieferung wird über Fahrplanmeldungen bei den ÜNB abgewickelt. Handelsebene: Höchstspannungsnetz 220/380 kv. Kontrakten: Stundenkontrakten: wird die Lieferung von Strom mit konstanter Leistung über eine vorgegebene Lieferstunde gehandelt Blockkontrakten: wird die Lieferung von Strom mit konstanter Lieferleistung über mehrere Lieferstunden gehandelt. 21 Stromhandel am EEX-Spotmarkt EEX-Block- und Stundenkontrakte: Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 22 11

Stromhandel am EEX-Spotmarkt Kontinuierlichen Handel: Im kontinuierlichen Handel werden Blockkontrakte gehandelt. Marktteilnehmer können ihre Kauf- oder Verkaufsangebote nach Menge und Preislimit in der Zeit von 08:00 Uhr bis 12:00 Uhr in das offene elektronische Orderbuch eingeben. Darin werden alle Angebote nach Volumen und Preis gelistet und gegenübergestellt. Auktionshandel: Im Auktionshandel werden Stundenkontrakte gehandelt. Marktteilnehmer können Verkaufs- und Kaufgebote mit Angabe von Volumen und Preislimit bis 12:00 Uhr des Handelstages per Email abgeben. Die Gebotsabgabe erfolgt anonym über ein geschlossenes Orderbuch. Auf der Basis aller eingegangenen Gebote wird auf dem Auktionsmarkt der Preis für jede einzelne Stunde des Folgetages bestimmt. Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 23 Stromhandel am EEX-Spotmarkt Der Gleichgewichtspreis (Market Clearing Price - MCP) ergibt sich aus dem Schnittpunkt der beiden Kurven und gilt für alle ausführbaren Orders der betreffenden Stunde. Zur Ausführung kommen diejenigen Verkaufsaufträge, deren Preis gleich oder niedriger ist als der MCP und diejenigen Kauforder, deren Preis gleich oder höher ist als der MCP. Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 24 12

Stromhandel am EEX-Terminmarkt Lieferperioden: Kalendermonate, -Quartale und -Jahre. Kontrakten: Futureskontrakte: ist charakterisiert durch die verpflichtende Lieferung (für den Verkäufer) bzw. Abnahme (für den Käufer) eines genau bestimmten Vertragsgegenstandes (Basiswert) in einer bestimmten Menge (Kontraktgröße) und Qualität zu einem fixen Zeitpunkt in der Zukunft (Termin) und zu einem konkreten, bereits bei Vertragsabschluss festgelegten Preis. Die Marktteilnehmer geben Kauf- und Verkaufsaufträge in das offene Orderbuch mit Preis und Anzahl der Kontrakte ein. 25 Stromhandel am EEX-Terminmarkt Optionskontrakten: bezeichnet in der Wirtschaft ein Recht, Strom zu einem späteren Zeitpunkt zu einem vereinbarten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Es handelt sich ausdrücklich um ein Recht und um keine Pflicht, d. h. der Optionsinhaber, der die Option zu einem bestimmten Preis (Prämie) vom Stillhalter (Optionsverkäufer) gekauft hat, entscheidet einseitig, ob er die Option gegen den Stillhalter ausübt oder die Option verfallen lässt. 26 13

Stromhandel am EEX-Terminmarkt Gegenüberstellung Futures - Optionen: Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 27 Stromhandel am EEX-Terminmarkt Baseload-Futures: durchgehende Lieferung von 1 MW in den 24 Stunden eines Liefertages Peakload-Futures: Lieferung von 1 MW in der Zeit von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr über die gesamte Lieferperiode Barausgleich: Sobald ein Phelix- Base-Future mit einer Lieferperiode von z.b. einem Monat fällig wird, muss der Verkäufer die vereinbarte Menge Strom am Spotmarkt mit dem jeweiligen MCP-Preis veräußern. In der Monatsbetrachtung erhält er praktisch den durchschnittlichen Monats preis des Spotmarktes, der i.d.r. nicht mit dem vereinbarten Preis des Futures identisch ist. Wenn dieser Spotmarktpreis niedriger ist als der vereinbarte Preis, erhält er für die Differenz einen Ausgleich und umgekehrt, wenn er höher ist, muss er einen Barausgleich bezahlen Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 28 14

Veröffentlichung der Handelsergebnisse des EEX Phelix Base: das ist der stundengewichtete Durchschnittspreis pro Tag, er wird für alle Kalendertage veröffentlicht. Phelix Base (Tag) Quelle: www.eex.com/de/marktdaten/strom/terminmarkt/phelix-futures#!/2014/03/20 29 Veröffentlichung der Handelsergebnisse des EEX Phelix Peak: das ist der stundengewichtete Durchschnittspreis für die Stunden 08:00 bis 20:00 Uhr. Er wird für alle Kalendertage des Jahres ermittelt. Phelix Peak (Tag) Quelle: www.eex.com/de/marktdaten/strom/terminmarkt/phelix-futures#!/2014/03/20 30 15

Veröffentlichung der Handelsergebnisse des EEX Phelix Monat: für beide, Phelix Base und Phelix Peak, wird ein Monatsdurchschnittspreis als einfaches arithmetisches Mittel aus den Durchschnittspreisen aller Kalendertage des Monats ermittelt. Phelix Base Monat Phelix Peak Monat Quelle: www.eex.com/de/marktdaten/strom/terminmarkt/phelix-futures#!/2014/03/20 31 Veröffentlichung der Handelsergebnisse des EEX Phelix Jahr: Phelix Base Jahr Phelix Peak Jahr Gleichgewichtspreis MCP: der im Auktionsmarkt für die Stundenprodukte jeden Tag Quelle: www.eex.com/de/marktdaten/strom/terminmarkt/phelix-futures#!/2014/03/20 32 16

Erdgashandel Erdgashandel an der EEX EEX Spotmarkt EEX Terminmarkt Blockkontrakte Tages Grundlastlieferungen Wochenend Grundlastlieferungen Lieferort: die virtuellen Handelspunkte der beiden Marktgebiete der ÜNB: E.ON Gastransport AG & Co. [EGT-Natural-Gas-Futures] BEB Transport GmbH & Co KG [BEB-Natural-Gas-Futures] 33 Erdgashandel am EEX-Spotmarkt Kontrakten: (Typ: Blockkontrakten) Tages-Grundlastlieferungen (Natural-Gas-Day-Kontrakte): Diese umfassen die Stunden 06:00 Uhr eines Liefertages bis 06:00 Uhr des folgenden Kalendertages von Montag bis Sonntag. Die Liefermenge beträgt 24 MWh/d. Lieferperioden: handelbar für die nächsten beiden dem Handelstag folgenden Kalendertagen sowie an allen sich unmittelbar an den Handelstag anschließenden Feiertagen und den Feiertagen folgendem Kalendertag. Wochenend-Grundlastlieferungen (Natural-Gas-Weekend-Kontrakte): Diese entsprechen einer Lieferung in der Zeit von Samstag 06:00 Uhr bis Montag 06:00 Uhr. Die Liefermenge beträgt somit 48 MWh. Lieferperioden: handelbar an zwei der Lieferperiode vorangehenden Börsentage, i.d.r. Donnerstag und Freitag. 34 17

Erdgashandel am EEX-Terminmarkt Kontraktgegenstand: die Lieferung bzw. der Bezug von Erdgas mit H-Gas Qualität mit konstanter Leistung von 1 MW in der Zeit von 06:00 Uhr an jedem Liefertag des Liefermonats bis 06:00 Uhr des nachfolgenden Kalendertages. Liefermenge ist somit in der Regel 24 MWh. Kontraktvolumen: 720 MWh bei einem Monatsfuture mit 30 Tagen 2.184 MWh bei einem Quartalsfuture mit 91 Tagen 8.760 MWh bei einem Jahresfuture mit 365 Tagen 35 Handel mit CO 2 -Emissionsberechtigung Eine Emissionsberechtigung (EB) oder EU-Emission Allowance (EUA) berechtigt den Anlagebetreiber in einem EU-Mitgliedstaat, eine Tonne CO 2 zu emittieren. Spotmarkt: haben ein Kontraktvolumen von 1 EUA und werden auf zwei Nachkommastellen in /EUA gehandelt. Die Feststellung des Abrechnungspreises findet am Ende des Handels an jedem Börsentag nach den Regularien der EEX statt. Terminmarkt: wird der börsliche Handel von Futures für EB abgewickelt. Kontraktgegenstand der European-Carbon-Futures ist die Lieferung bzw. die Abnahme von EUAs für das EU- Emissionshandelsystem der zweiten Handelsperiode von 2008 bis 2012. Das Mindest- Kontraktvolumen beträgt 1.000 EUA. Quelle: www.eex.com/de/marktdaten/strom/terminmarkt/phelix-futures#!/2014/03/20 36 18

Strombeschaffung Vertragliche Ausgestaltung Stromverträge in Deutschland: Netzanschlussvertrag Netznutzungsvertrag Bilanzkreisvertrag Rahmenvertrag Netznutzung Stromliefervertrag Systemdienstleistungsverträge Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 37 Strombeschaffung Zusammensetzung der Stromverbraucherpreise Hauptbestandteilen von Stromverbraucherpreis: Preis für die Stromlieferung: ist das Entgelt für den Stromkauf von den Stromproduzenten und soll die Stromgestehungskosten der Kraftwerke abdecken, die diesen der Strom produzieren Netznutzungsentgelt (NNE): sind die Entgelte für den Transport und die Verteilung des Stromes durch die Stromnetze Entgelt für Messung und Abrechnung: werden zuzüglich zu den NNE in Rechnung gestellt Steuern, Abgaben und Umlagen (KWK-und EEG-Aufschlag): die Stromsteuer gemäß Stromsteuergesetz - die KWK-Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz - die EEG- Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz - die Konzessionsabgabe als Entgelt für die Einräumung von Wegerechten durch die Kommunen - die Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer 38 19

Strombeschaffung Portfoliomanagement Eine optimierte Strombeschaffung durch Kombination mehrerer Produkte des Strommarktes wird als Portfoliomanagement bezeichnet. Dies ist allerdings enorm zeit- und kostenaufwendig, weshalb sich nur sehr große Stromkunden diesen Aufwand leisten können. Voraussetzung ist ferner ein Netznutzungsvertrag mit dem Verteilnetzbetreiber. Quelle: Praxisbuch Energiewirtschaft, Konstantin, P., Auflage 2007 39 Strombeschaffung Strombezug mit Vollversorgungsvertrag (All-Inclusive-Vertrag) wesentlichen Bestandteile: Art und Umfang der Lieferung Lieferstelle Preisregelung einschließlich Preisänderung Entgelt für Messung, Datenbereitstellung und Abrechnung Abgaben und Steuern Abrechnung Vertragslaufzeit und Kündigung Vorteil: Die Kunden brauchen keine genauen Kenntnisse über seinen Strombedarf, es reicht lediglich eine relativ grobe Bedarfsprognose über seine voraussichtliche Höchstlast und seinen Jahresverbrauch. 40 20

Gasbeschaffung Gasversorgung Europas Quelle: www.faz.net/aktuell/politik/ausland/gasleitungen-projekt-nabucco-fuer-europa-1638605-b2.html 41 Aktuelles Thema Krim-Konflikt: Gas-Pipeline South Stream steht vor dem Aus (1) Der Bau der Pipeline, die russisches Gas an der Ukraine vorbei nach Europa liefern soll, ist gefährdet. Die EU blockiert das Projekt aufgrund des Krim-Konflikts. Sie will sich aus der russischen Energie-Abhängigkeit lösen. Putin hingegen droht bei Vertragsbruch mit Klagen. Das Gas-Pipeline Projekt South Stream steht unmittelbar vor dem Aus. Die geplante Pipeline sollte ursprünglich Gaslieferungen aus Russland an der Ukraine vorbei nach Europa führen. Doch europäische Unternehmen, die an dem Projekt beteiligt sind, bekundeten nun Zweifel an der Umsetzung. Grund dafür sei die angespannte politische Lage zwischen Russland und Europa. Die EU-Kommission zog ihre Unterstützung für das Projekt zurück. Sie will sich aus der Abhängigkeit russischer Energielieferungen lösen zu wollen. Anonyme Quellen sagten gegenüber Euractiv, dass das Projekt keine sichere Investition mehr und praktisch tot sei. Die Firma des russischen Oligarchen Gennadi Timtschenko, Stroytransgaz, gewann kürzlich eine Ausschreibung zum Bau des bulgarischen Teils von South Stream. Timtschenko befindet sich jedoch auf der Sanktionsliste der EU. Seine Vermögenswerte wurden eingefroren, was ihm finanzielle Transaktionen innerhalb der EU unmöglich macht. Dadurch ist bereits der Anfang des Projekts gefährdet. Von Bulgarien aus sollte South Stream auf je einem Strang nach Italien und Österreich weitergeführt werden. Die Durchleitungskapazität soll rund 60 Milliarden Kubikmeter im Jahr betragen. Partner des Joint Ventures sind neben Eni, der russische Energiekonzern Gazprom, der französische Versorger EdF sowie die BASF-Tochter... Quelle: Sorge, N., Manager Magazine Online, 11.03.2014 Quelle: www.deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/03/25/krim-konflikt-gas-pipeline-south-stream-steht-vor-dem-aus/ (25.03.2014) 42 21

Aktuelles Thema Krim-Konflikt: Gas-Pipeline South Stream steht vor dem Aus (2)... sind neben Eni, der russische Energiekonzern Gazprom, der französische Versorger EdF sowie die BASF- Tochter Wintershall. Die Kosten werden auf 17 Milliarden Euro geschätzt. Die Pipeline sollte ursprünglich 2018 in Betrieb gehen. Der italienische Energie-Konzern Eni ist einer der größten Anteilseigner an dem Projekt und meldete nun öffentlich Zweifel an seiner Umsetzung an. Die Zukunft des Projekts sei derzeit sehr düster, sagte Eni-Chef Paolo Scaroni. Die Krise auf der Krim bedrohe die Fertigstellung des Projekts. [Der Konflikt] stellt die vielen behördlichen Genehmigungen infrage, die die europäischen Staaten für den Bau der Pipeline erteilen müssen, so Scaroni vor einem Parlamentsausschuss in Rom. Am Freitag sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, dass die EU-Staatschefs sich auf eine Reduktion der Energieabhängigkeit verständigt hätten, insbesondere von Russland. Die EU wolle dies erreichen, indem man die Binnennachfrage verringert, die Versorgungsrouten breiter fächert, sowie heimische Energieressourcen stärker ausbaut. Speziell erneuerbare Energien müssten deshalb stärker gefördert werden, so Van Rompuy. Auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger sagte, dass die EU kein Interesse mehr daran habe, das juristische Chaos der sechs beteiligten EU-Länder des South Stream Projekts zu schlichten. Ohne die Unterstützung der EU-Kommission haben die sechs EU-Mitgliedsstaaten die Wahl: Entweder sie führen das Projekt weiter und riskieren EU-Strafen wegen Rechtsverstößen oder sie riskieren Klagen von Russland wegen Vertragsbruch. Quelle: Sorge, N., Manager Magazine Online, 11.03.2014 Quelle: www.deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/03/25/krim-konflikt-gas-pipeline-south-stream-steht-vor-dem-aus/ (25.03.2014) 43 Gasbeschaffung Im Gegensatz zum Strom stand Erdgas auch vor der Liberalisierung im Substitutionswettbewerb mit anderen Energieträgern. Der Brennstoffmarkt insgesamt war also lange vor Beginn der Liberalisierung ein Wettbewerbsmarkt (zwischen Erdgas und seinen Konkurrenten Kraftstoffe). Es gibt momentan der Wettbewerb zwischen Erdgas und seinen Konkurrenten Kraftstoffe und auch Gas-zu-Gas Die Mittel hierzu sind die Entflechtung von Produktion, Netzbetrieb und Handel sowie ein diskriminierungsfreier Netzzugang für alle Marktteilnehmer. 44 22

Gasbeschaffung Vertragliche Ausgestaltung Grundlage des Systems für den Netzzugang zu den Erdgasnetzen und für die Entgeltabrechnung ist das Entry-Exit Netznutzungsmodell nach 20 Abs. 1 des Energiewirtschaftsgesetzes. Gasverträge in Deutschland: Lieferantenrahmenvertrag: kann ein All-inclusive Vertrag (mit Lieferant, Kunde) sein Einspeisevertrag: Durch den Einspeisevertrag ist der Netzbetreiber verpflichtet, das vom Transportkunden am Einspeisepunkt bereitgestellte Erdgas in das Netz aufzunehmen und auf dem Bilanzkonto des Kunden zu verbuchen Ausspeisevertrag: Durch den Ausspeisevertrag verpflichtet sich der Netzbetreiber, das in das Netz eingespeiste Erdgas dem Transportkunden am Ausspeisepunkt mit der vereinbarten Kapazität bereitzustellen Bilanzkreisvertrag: Der Abgleich und Ausgleich von Abweichungen zwischen den an Einund Ausspeisepunkt übertragenen Gasmengen wird im Bilanzkreisvertrag geregelt 45 Gasbeschaffung Zusammensetzung der Gasverbraucherpreise Hauptbestandteilen von Gasverbraucherpreis: Preis für die Gaslieferung: orientiert sich weiterhin über Preisgleitklauseln in den Gaslieferungsverträgen an dem Preis vom Heizöl Kapazitätsentgelte für Ein-und Ausspeisekapazitäten: sind in /(mn 3 /h) oder in kwh/h berechnet und beziehen sich in der Regel auf zwölf aufeinanderfolgende Monate Entgelt für Messung und Abrechnung: abhängig von der Größe des Messgerätes und von der Ausrüstung der Messstelle Steuern, Abgaben: der Erdgassteuer Regelsatz für Heizgas (0,55 ct/kwh H0 ) - die Konzessionsabgabe für Erdgas gemäß Konzessionsabgabeverordnung - die Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer (19%) 46 23

Gasbeschaffung Gasbezug mit Vollversorgungsvertrag (All-Inclusive-Vertrag) wesentlichen Bestandteile: Art und Umfang der Lieferung Vorhalteleistung und Vertragsliefermenge Durchgehende oder unterbrechbare Lieferung Messung und Gasübergabe Preisgestaltung Abgaben und Steuern Vertragslaufzeit Weitere Vertragsbestandteile 47 Beschaffung von Fernwärme Grundlage ist die Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme "AVBFernwärmeV. Die Verordnung enthält Regelungen u.a. über Baukostenzuschüsse, Hausanschlusskosten, technische Anschlussbedingungen, Preisänderungsklauseln etc. Wärmeliefervertrag in Deutschland: Die Versorgung mit Fernwärme wird über einen Wärmeliefervertrag geregelt, der zwischen dem Fernwärmeversorgungsunternehmen und dem Wärmekunden abgeschlossen wird. Wärmeverbraucherpreis: Der Wärmepreis setzt sich zusammen aus einem Grundpreis ( /a) oder/und einem Leistungspreis in /(kw.a) sowie einem Arbeitspreis in /kwh und ggf. auch aus einem Jahresmesspreis. 48 24

Aktuelles Thema China baut Thorium-Reaktor China hat sich entschieden, den Thorium-Flüssigsalzreaktor, auch LFTR oder Lifter für Liquid Fluoride Thorium Reactor genannt, zu entwickeln und zu bauen. Die Chinesen bevorzugen übrigens die Bezeichnung TMSR für Thorium Molten Salt Reactor. Gemeint ist in allen Fällen dieselbe Wundermaschine: Ein Reaktor zur Umwandlung der Kernenergie in Wärme, dessen Rohstoff Thorium in sehr großer Menge verfügbar ist und der gegenüber herkömmlichen Leichtwasserreaktoren erhebliche Effizienzvorteile aufweist. Es ist schlicht ein Konzept, durch das jedes gegen die Kernkraft ins Feld geführte Argument irrelevant werden kann. Weder produziert ein Lifter langlebigen, toxischen Atommüll, noch waffenfähige Stoffe. Da kein Phasenübergang flüssig-gasförmig im System stattfinden kann, würde ein Unfall nicht zur Verbreitung radioaktiven Materials in der Umwelt führen. Der Reaktor ist passiv sicher, bei Ausfall sämtlicher Steuerungssysteme nimmt er von selbst einen sicheren Betriebszustand ein. Er eignet sich zur Gewinnung von Wärme für die industrielle Produktion ebenso wie für die Herstellung von Radionukliden für medizinische Anwendungen. Und schließlich kann man mit diesem Gerät auch noch vorhandene radioaktive Abfälle aus anderen Kernkraftwerken vernichten. Seit 2011 arbeiten in Schanghai an einem eigens gegründeten Forschungsinstitut 400 Menschen am Lifter die staatliche Förderung beträgt 350 Millionen US-Dollar verteilt auf fünf Jahre ein Forschungsreaktor mit 2 MW Leistung soll bereits 2015 fertiggestellt sein Demonstrationsanlagen mit 10 bzw. 100 MW Leistung sind danach vorgesehen. Ist dieser ambitionierte Plan realistisch?... Quelle: Peter Heller, www.science-skeptical.de 49 Aktuelles Thema Kohlestrom-Produktion bricht drastisch ein (1) Neuer Schock für RWE, Eon und Co. Der milde Winter und große Mengen Ökostrom im Netz haben die Produktion ihrer Kohlekraftwerke in den vergangenen Monaten (Dezember, Januar und Februar) einbrechen lassen. Falls die Energiewende für die deutschen Stromversorger bisher irgendeine positive Seite hatte, dann die: Trotz eines steigenden Ökostrom-Anteils legte die Produktion ihrer Kohlekraftwerke in den vergangenen Jahren zu - unter anderem, weil der Billigstrom made in Germany im Ausland reißenden Absatz fand. Der Kohletrend ist jedenfalls vorerst gebrochen und die Energiewirtschaft bestätigte: Die Produktion von Strom aus Braunkohle ging demnach um 5,5 Prozent zurück (minus 2,1 TWh) Steinkohlekraftwerke setzten satte 15,2 Prozent weniger Strom ab (minus 4,8 TWh) Aus Gaskraftwerken flossen gar 20,6 Prozent weniger Elektrizität ins Netz (minus 4,2 TWh). Quelle: Sorge, N., Manager Magazine Online, 11.03.2014 50 25

Aktuelles Thema Kohlestrom-Produktion bricht drastisch ein (2) Grund: der milde Winter, windiges und sonniges Wetter sowie der weiter fortschreitende Ausbau der erneuerbaren Energien. Windkraft legte um 43,5 Prozent zu (plus 6 TWh), Photovoltaik um 121,4 Prozent (plus 1,7 TWh). Dies liegt auch daran, dass im vergangenen Jahr vor allem die Windkraft deutlich ausgebaut wurde. die höheren Temperaturen reduzierten die Nachfrage nach Strom zum Heizen Deutschland hatte weniger Strom im Winter 2013/14 als letzte Winter exportiert unter anderem gingen die ersten größeren Offshore-Windparks ans Netz Quelle: Sorge, N., Manager Magazine Online, 11.03.2014 51 Prof. Dr. Alfons Haber Hochschule Landshut Hochschule für angewandte Wissenschaften Am Lurzenhof 1 D-84036 Landshut Tel. +49 (0)871 506 230 Fax +49 (0)871 506 506 alfons.haber@haw-landshut.de www.haw-landshut.de 26