Instrumente des Altersübergangs und Hindernisse in der Umsetzung Dr. Thilo Fehmel Übergänge in die Rente flexibel und abgesichert? Fachtagung, Hans Böckler Stiftung Hannover, 30. und 31. Januar 2014
Studie: Re-Flexibilisierung des Rentenübergangs? Untersuchungsgegenstand: tarifliche und betriebliche Gestaltung des flexiblen Erwerbsausstiegs Untersuchte Übergangsinstrumente: Altersteilzeit Langzeitkonten Teilrentenmodelle Bezug von Arbeitslosengeld mit ergänzenden betrieblichen Leistungen vorgezogene Rente mit ergänzenden betrieblichen Leistungen Vorruhestand und geringfügige Beschäftigung Themen: Verteilung der Angebote dieser Instrumente Regelungsbasis und -qualität der Instrumente NutzerInnen der Instrumente
Angebote von Übergangsinstrumenten: beeinflussende Faktoren In jedem vierten Unternehmen (25,5%) wird überhaupt kein Übergangsinstrument angeboten! Betriebliches Angebot eines oder mehrerer Instrumente vor allem abhängig von der Betriebsgröße der Tarifbindung der Belegschaftsstruktur der Branchenzugehörigkeit des Unternehmens D.h.: Angebote (und damit: Nutzungsmöglichkeiten) von betrieblichen Übergangsinstrumenten sind strukturell bedingt ungleich verteilt
Verteilung von Angebot und Interesse an den Instrumenten Angebot und (wenn nicht angeboten) Interesse an Übergangsinstrumenten (in % der befragten Betriebe) Quelle: eigene Teilbefragung im Rahmen der WSI-Betriebsrätebefragung 2010; eig. Ber. Mehrfachnennungen möglich
Regelungsbasis und -qualität der Übergangsinstrumente Regelungsbasis der Instrumente / Praktikabilität der Tarifverträge (in % der anbietenden Betriebe / in % der Betriebe mit TV mit Gestaltungsspielräumen) Instrument Betriebe mit Angebot (%) davon hauptsächliche Regelungsbasis (Spalte 1 = 100%) kein Tarifvertrag individuell BV ohne TV- Bezug ohne betr. Spielraum Tarifvertrag mit betr. Spielraum Umsetzbarkeit der TVe mit Gestaltungsspielräumen (Spalte 5 = 100%) (sehr) gut mittel (sehr) schlecht Spalte 1 2 3 4 5 6 7 8 Altersteilzeit 54,7 27,1 9,5 29,6 33,8 49,4 45,7 3,7 Langzeitkonto 11,2 20,1 30,2 10,1 39,0 34,8 54,5 10,6 Beschäftigung + Teilrente 10,6 54,3 6,9 18,1 20,7 29,1 54,2 16,7 ALG + betriebliche Leistungen vorgezogene Rente + betriebliche Leistungen Vorruhestand + geringfügige Beschäftigung 6,4 45,0 21,3 7,5 26,3 19,0 66,7 14,3 13,6 39,2 20,4 17,7 22,7 36,6 61,0 4,9 13,6 59,5 8,7 14,9 16,9 36,0 57,2 6,5 Quelle: eigene Teilbefragung im Rahmen der WSI-Betriebsrätebefragung 2010; eig. Ber.
Verhandlungsschwierigkeiten Bewertung der Verhandlungen mit der Unternehmensleitung (in % der Betriebe, die das jeweilige Instrument anbieten) Quelle: eigene Teilbefragung im Rahmen der WSI-Betriebsrätebefragung 2010; eig. Ber.
Gründe für Verhandlungsschwierigkeiten Gründe für die Verhandlungsschwierigkeiten mit der Unternehmensleitung (in % der Betriebe mit Angebot des jeweiligen Übergangsinstruments) Quelle: eigene Teilbefragung im Rahmen der WSI-Betriebsrätebefragung 2010; eig. Ber. Mehrfachnennungen möglich
ein kurzes Fazit: zunehmend differenzierte und heterogene Regelungslandschaft bzgl. flexibler Übergänge in die Rente zunehmende Bedeutung der betrieblichen Ebene (Branchenzugehörigkeit, Größe, Belegschaftsstruktur, Personalpolitik eines Unternehmens) für die Chance auf Übergangsmöglichkeiten Folge: zunehmende strukturelle Selektivität beim Zugang zu Übergangsinstrumenten damit auch zunehmende Relevanz der individuellen Handlungsbedingungen und Ressourcen der Beschäftigten (Einkommen, Qualifikation, Arbeitszeit, Gesundheit u.ä.) Folge: Verschärfung der strukturellen Selektivität auf individueller Ebene
Einzelhandel einerseits: hohe körperliche Belastungen bei Tätigkeiten im Einzelhandel vglw. hohes berufsbedingtes Risiko gesundheitlicher Beeinträchtigungen großer Bedarf an flexiblen /vorzeitigen Erwerbsausstiegsmöglichkeiten andererseits: geringes Interesse der Unternehmen an Übergangsangeboten vglw. geringe Einkommen im Einzelhandel und sehr hoher Anteil atypisch Beschäftigter, Erwartungspriorität auf Lohn- und Arbeitszeitfragen kaum Impulse für tarifliche und betriebliche Regulierung eines sozial akzeptablen Übergangsgeschehens Konsequenz: im Einzelhandel besonders großes Missverhältnis zwischen Bedarf an und Existenz von Möglichkeiten des geregelten flexiblen Altersübergangs
Einzelhandel: Verteilung der Beschäftigungsformen Beschäftigungsformen (in Tsd. Personen und Anteile in %) Quelle: WABE-Institut 2013
Instrumente des Altersübergangs und Hindernisse in der Umsetzung Vielen Dank!