Blick zum Nachbarn nach dem Wechsel zur grundständigen Akademisierung der Gesundheitsberufe in der Schweiz

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Transkript:

1 Blick zum Nachbarn nach dem Wechsel zur grundständigen Akademisierung der Gesundheitsberufe in der Schweiz Prof. Dr. phil. Astrid Schämann Leiterin Institut für Physiotherapie

Agenda Situation Schweiz 2006-2012 Leistungsauftrag der Fachhochschulen: Research and Teaching University Forschungsprojekte mit impact auf die Patientenversorgung Nationale Forschungsprioritäten Physiotherapie Valedo TM Motion Schlussfolgerung und Fazit 2

Situation Schweiz 2006-2012 2004 politischer Entscheid zum grundständigen Studium in den Gesundheitsberufen 2006 Start BScPT 2009 Verordnung nachträglicher Titelerwerb Definition nationaler Abschlusskompetenzen BSc und MSc Angebot der Hochschulen zur Qualifikation der PraxisausbildnerInnen 2010 Start MScPT (wissenschaftlich) Stiftung Physiotherapie Wissenschaften Start MAS PT (professional master) Studie Direktzugang 2011 Nationale Forschungsagenda 2012 Einführung des «Klinischer Spezialisten» durch physioswiss 3

Leistungsauftrag der Fachhochschulen Leistungsauftrag der Fachhochschulen BSc- Studiengang MSc- Studiengang Weiterbildung & Dienstleistungen Forschung & Entwicklung Research and Teaching Universities 4

Forschungsprojekte mit impact auf die PatientInnenversorgung (2 Beispiele) 1. Studie Nationale Forschungsprioritäten Physiotherapie 2. Studie Valedo TM Motion 5

1. Nationale Forschungsprioritäten PT Hintergrund: Initiiert von der Stiftung Physiotherapie Wissenschaften (PTW) Finanziert von PTW, physioswiss und den Fachhochschulen Kooperationsprojekt der 4 Fachhochschulen der Schweiz Die Definition von Forschungsschwerpunkten hilft: die Bedürfnisse verschiedener Interessensgruppen zu verstehen (HRB, 2010) Forschungsanträge zu begründen (Rankin et al.for The Chartered Society of Physiotherapy, 2012) Forschungsprojekte zu koordinieren (Rushton et al., 2010) die Entwicklung der Profession zu fördern (Miles-Tapping et a., 1990) 6

Fragestellung Welche Physiotherapie-Forschungsthemen sind aus Sicht verschiedener Interessensgruppen zukünftig relevant? Kooperationsprojekt der vier Schweizer Fachhochschulen BFH, HES-SO, SUPSI; ZHAW 7

Studiendesign 8

Methodik Qualitative Erhebung möglicher Forschungsthemen 17 Fokusgruppendiskussionen 24 Einzelinterviews Quantitative Priorisierung der Forschungsthemen Online-Befragung (2. Befragungsrunde N=293) 9

Online Befragung: Stichprobe Teilnehmer/-innen (N=293 in der zweiten Befragungsrunde; Antwortrate: 70%) 46% Physiotherapie-Praktizierende 13% Physiotherapie-Ausbildende 10% Physiotherapie-Forschende 6% Patienten/-innen, Vertretende von Patientenorganisationen 2% Vertretende von nationalen Gesundheitsorganisationen 4% Politiker/-innen 2% Sportlehrer 1% Vertretende von Versicherungen 16% andere Gesundheitsberufe 10

Online-Befragung: Rangliste der Forschungsbereiche (mittlerer Rang) 1. Physiotherapeutische Untersuchung und Diagnosestellung (2.5) 2. Physiotherapeutische Behandlung (2.6) 3. Prävention (4.7) 4. Physiotherapeut/-in Patient/-in Interaktion (5.0) 5. Phyisotherapeutische Grundausbildung (5.8) 6. Entwicklung des Berufs der Physiotherapie (5.9) 7. Direktzugang zur Physiotherapie (6.6) 8. Neue Technologien (6.9) 9. Weiterführende physiotherapeutische Ausbildung und Weiterbildung (7.2) 10. Zusammenarbeitende Netzwerke für den Beruf der Physiotherapie (7.8) 11

Online-Befragung: Höchste Prioritäten im Bereich klinischer Krankheitsbilder Als prioritär wird die Forschung in den für die Physiotherapie typischen Bereichen erachtet: 1. Muskuloskelettaler Bereich 2. Orthopädie 3. Neurologie 4. Geriatrie 5. Ergonomie und Gesundheit am Arbeitsplatz Gesundheitsversorgung der Zukunft: Bereiche wie z.b. palliative care werden ebenfalls als wichtig betrachtet, rangieren aber weiter hinten auf der Prioritäten-Liste. 12

Diskussion Der primäre Fokus hängt ganz direkt mit der physiotherapeutischen Tätigkeit zusammen wie Untersuchung, Diagnosestellung und Behandlung. Dass die Prävention als Forschungsbereich in den Augen vieler der Befragten prioritär zu behandeln ist, wird durch Ergebnisse von Rankin und Mitarbeitern für die Chartered Society of Physiotherapy unterstützt (2012). Auch bei den Themen Physiotherapeut-Patienten Beziehung, Direktzugang, neue Technologien und Netzwerke für die Physiotherapie wurde ein Konsens erreicht, wenn auch nicht so hoch. 13

Diskussion Stärken: Hoher Konsens in den meisten Bereichen Hohe Rücklaufquote in der zweiten Online Befragung (70%) Angemessene Vertretung der Sprachregionen Grenzen: Repräsentation der verschiedenen Interessengruppen? 14

2. Studie Valedo TM Motion 2007 2009: Valedo Motion => Behandlung Industriepartner Hocoma zusammen mit FH NW und ZHAW: Softwareentwicklung Technologie Bewegungssensoren Kinematische Erfassung von Segmenten (Becken, Wirbelsäule, ) Anwendung in der Physiotherapie Trainingsgerät für Rückenschmerzpatienten Motivierendes, visuelles Feedback über die Bewegungsausführung 15

2007 2009: Valedo Motion => Behandlung 16

2010-2013: Valedo Movement Lab => Bewegungsdiagnostik Erkennen von Bewegungsmustern bei Patienten mit unspezifischen Rückenschmerzen Einteilung von Patienten mit unspezifischen Rückenschmerzen in Subgruppen: Vermindertes Bewegungsausmass Verminderte Bewegungskontrolle Verminderte Haltungskontrolle Verminderte Bewegungsgenauigkeit 17

2010 2013: Erwartete Ergebnisse Objektives und zuverlässiges Messsystem (Bewegungssensoren) zur Erfassung der Bewegung von Hüfte, Becken und Wirbelsäule. => Valedo TM Movement Lab portables, kostengünstiges System zur Unterstützung von Physiotherapeuten bei der Quantifizierung von Bewegungsmustern und deren Zuordnung zu Subgruppen 18

Schlussfolgerungen Angewandte und zukunftsorientierte Forschung & Entwicklung ermöglicht: Praxisnahe Forschung, evidenzbasierte Physiotherapie Entwicklung neuer Technologien für die Physiotherapie Unterstützung des Physiotherapeuten im Praxisalltag Optimierung der Patientenversorgung Zeitgerechte Ausbildung der BSc- und MSc-Studierenden 19

Fazit Ein hoher Impact für die patientenorientierte Versorgung liegt in der engen Verknüpfung von Forschung, Lehre und Praxis. Research and Teaching Universities sind dafür eine ideale Basis 20

21 Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. phil. Astrid Schämann Leiterin Institut für Physiotherapie www.gesundheit.zhaw.ch