Abschied von Paul Yogi Mayer 8. September Juli 2011

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Abschied von Paul Yogi Mayer 8. September 1912 8. Juli 2011 Im Herbst 1988 fragte ein ehemaliger Wiesbadener, Paul Mayer, Spitzname Yogi, beim eben gegründeten >Förderkreis Aktives Museum deutsch-jüdischer Geschichte< an, ob Interesse bestehe, ihn als Zeitzeugen einzuladen. Als früher aktiver Sportler hatte er von London aus Kontakte zur Sporthochschule in Köln und dort vor Studenten bereits seine persönliche Geschichte erzählt. Wir holten ihn nach Wiesbaden, brachten ihn in einem Hotel unter (das erste und einzige Mal) und vermittelten Gespräche mit Schülern in seiner alten Penne, der Leibnizschule. Aus dieser Begegnung wurde eine langjährige Freundschaft, die bis vorgestern andauerte. Oft habe ich ihn in London besucht. Mit der Zeit habe ich mich auch mit seiner Familie angefreundet: seiner Frau Ilse, den Töchtern Monica und Carol. So war es selbstverständlich, 2002 zu seinem 90. Geburtstag seiner Einladung zu folgen und nach London zu reisen. Dort lernte ich erstmals auch den in Australien lebenden Sohn Thomas, die wenigen Angehörigen kennen, die geblieben sind, und nahestehende einige Überlebende und Emigranten. Ein langes und erfülltes Leben ging nun zuende und damit eine ungewöhnliche, generationenübergreifende, mehr als zweiundzwanzigjährige Freundschaft. Wie oft schon habe ich bei unseren Begegnungen hier und in London gedacht hoffentlich war das nicht das letzte Mal! Zuletzt, 2010, musste ich ihn im Krankenhaus besuchte, danach erholte er sich noch einmal. Aber seit dem Tod seiner Frau war die Lebenslust geringer und die Beschwerlichkeit des Alters größer geworden. Nun ist er eingeschlafen. 1

Bad Kreuznach: Yogi: Diese beiden Quadratmeter sind das Einzige, was mir von Deutschland noch geblieben ist, die Gräber seiner Eltern und der Großmutter Amalie Mayer auf dem jüdischen Friedhof Bad Kreuznach. Grabstein für Albert Mayer (1877-1924) und Selma Mayer geb. Löwenberg (1883-1919) Die Mutter stammte aus Münzenberg, die Familie des Vaters aus Rhaunen/Hunsrück und Monzingen. Adressbücher Bad Kreuznach 1909/10 Der Monzinger Friedhof mit dem Grab seines Großvater wurde in der Nazizeit völlig beseitigt. Einige Grabsteine, darunter der von Jacob Mayer (1832-1896) befinden sich im jüdischen Friedhof Bad Sobernheim. Albert Mayer hatte in Bad Kreuznach zusammen mit seinem Bruder Gustav den väterlichen Getreidehandel ausgebaut. Yogi und sein Bruder wurden dort geboren. Viele Erinnerungen werden lebendig, als Yogi mit Freunden vor dem großen Haus steht, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Im 1. Weltkrieg diente das Kreuznacher Kurhaus zeitweilig als Großes Hauptquartier der Reichswehr, 1917 kam Kaiser Wilhelm II mehrfach zu Besprechungen. In einem offenen Wagen wurde er vom Bahnhof abgeholt. Albert Mayer griff das Tatütata der Hupe auf: von unserem Geld, von unserem Geld. Sohn Yogi war 5 Jahre alt. Nur zwei Jahre später stirbt seine Mutter. Eine Weile kümmert sich die Großmutter um die Jungen, aber 1921 entscheidet sich der Vater für eine zweite Ehe und einen Ortswechsel. Wiesbaden: Das geräumiges Haus Lessingstraße 13 wird zum Wohnsitz der Familie. Hier können die Söhne das Gymnasium besuchen. Der Halbbruder Richard wird geboren. Aber bereits 1924 später stirbt auch der Vater, mit 12 Jahren ist Yogi Waise. 2

Zum Film über die Synagoge am Michelsberg/Memo38: Mit dem was ich sah, wurde ich wieder derselbe Junge, der vor 75 Jahren in dieser Synagoge Bar Mitzwa wurde und vorher ein ganzes Jahr lang dort das Kaddisch (Totengebet) für den gerade verstorbenen Vater sprach. Ich hatte so ein ganz besonderes Verhältnis zu dieser Synagoge. Als ich das Video sah und die Stimmen von Kantor und Synagogenchor... hörte, da waren diese die gleichen wunderbaren Klänge,... die Melodien, die unser Oberkantor Nussbaum mit seiner tiefen Stimme im Einklang mit dem gemischten Chor sang. Für mich war dies ein Stück meiner Kindheit. Aus seiner Schulzeit (Abitur1932) kann Yogi viele Anekdoten erzählen. Einmal bleibt ihm knapp ein Schulverweis erspart, aber er muß von der Oranienschule auf die >Oberrealschule am Zietenring< (Leibnizschule) wechseln. Sein Religionslehrer, Rabbiner Dr. Lazarus, kommentiert das mit den Worten Mayer, Schwein gehabt. Spaziergänge durch Wiesbaden weckten immer wieder Erinnerungen an seine Jugend. Einmal fragt er sich, wo denn der Bismarckplatz geblieben sei. Einst hatte Dr. Tendlau sein Wohn- und Praxishaus dort; mit den 4 Töchtern war Yogi befreundet. Die jüngste, Steffi, emigrierte nach Australien, wo er sie besuchte. Heute wird der Platz von der Dresdner Bank eingenommen; übrig geblieben ist nur die englische Kirche. Vor der Buchhandlung Wiederspahn auf der Wilhelmstraße fällt Yogi ein, dass es dort die >Bücherstube am Museum< gab. Die B a M brachte eine kleine Zeitschrift heraus, in der Yogis Buchbesprechungen aus Sicht eines Schülers veröffentlicht wurden; dies verschaffte ihm viele Freiexemplare. Zwei wichtige Aktivitäten prägten Yogis Jugend in Wiesbaden. Sport : er war aktives Mitglied im Wiesbadener Schwimmclub und trainierte vor allem Leichtathletik. Und die bündische Jugend: auf dem verschneiten Neroberg erzählt Yogi vor der Kamera von seiner Gruppe >Schwarzes Fähnlein<. Mit 10 Pimpfen zog er in den Taunus, baute dort Zelte auf und genoss das selbstbestimmte Leben in der Natur. Das war unser Taunus, unsere Heimat. Die bündische Jugendbewegung (Wandervogel) war in Deutschland entstanden; sie hatte auch völkische Elemente; viele Verbände nahmen schon vor 1933 keine Juden auf. Daher gründeten selbstbewusste jüdische Jugendliche ihre eigenen Gruppen; die von religiös über zionistisch bis deutsch-national reichten. 3

Nach dem Abitur 1932 geht Yogi zunächst nach Berlin, will dann sein Studium in Frankfurt fortsetzen. Als Jude wird ihm aber ein Studienplatz verweigert. Die einzige Chance ist die >Hochschule für Leibeserziehung< in Berlin, wo er ein Sportlehrerdiplom erwerben kann. Yogi ist aktiver Zehnkämpfer und trainiert zunächst in allgemeinen Sportvereinen, zuletzt im Berliner Sportclub. Das wurde in der Nazizeit untersagt und so tritt er dem jüdischen Turn- und Sportclub bei. Dort lernt er zahlreiche jüdische Sportler kennen, so auch Lilli Henoch, die 1942 deportiert und in Riga ermordet wurde. Die Olympiade 1936 konnte auf Drängen der US-Regierung nur stattfinden, wenn -- zumindest offiziell -- die deutsche Mannschaft ihre jüdischen Sportler nicht ausschloss. Wie zahlreiche andere jüdische Sportler und Sportlerinnen wurde Yogi 1934 zu einem Vorbereitungslehrgang eingeladen. Er selbst fühlte sich nicht reif für die Olympiade, aber auch die Teilnahme leistungsstarker Sportler wurde systematisch verhindert, so die der Hochspringerin Gretel Bergmann. Auch die dann schließlich doch in Berlin auftretende Helene Mayer aus Offenbach kannte Yogi persönlich. Obwohl Halbjüdin, wurde sie aus USA noch einmal zurückgeholt und gewann die Silbermedaille im Florettfechten. Als Journalist für jüdische Organisationen tätig, berichtete Yogi aus der 3. Reihe über die Olympischen Spiele und erinnert sich bis heute an den fairen Wettstreit zwischen dem schwarzen Amerikaner Jesse Owens und dem Deutschen Luz Long. Die Jahre in Berlin waren ereignisreich. Yogi Mayer heiratete Ilse Fabisch aus Breslau, die er in der Jugendbewegung kennen gelernt hatte. Ihr erster Sohn, den sie später Thomas nannten, wurde in Berlin geboren. Bei der Verhaftungswelle nach dem Brandanschlägen auf die Synagogen am 9. November half ihm ein Hausmeister zu entkommen. Die Berichterstattung über die Pogrome führte dazu, daß Großbritannien sich bereit erklärte, 10 000 Kinder aus Deutschland und dem bereits angeschlossenen Österreich aufzunehmen, sofern jüdische Einrichtungen dies ohne staatliche Hilfe organisierten. Als Lehrer bekam Yogi im Mai 1939 für sich und seine kleine Familie ein Visum, um sich an der Betreuung dieser >Kindertransportkinder< zu beteiligen. Später wurden die Töchter Monica und Carol geboren. Im 2. Weltkrieg trat er freiwillig in die britische Armee ein, war Teil der >Special Operations Executive<. Zu seinen Untergebenen gehörten auch 2 junge Männer, die in Wiesbaden in seiner Pimpfen-Gruppe waren. Nach dem Krieg bot Großbritannien noch einmal Zuflucht: für insgesamt 732 junge Holocaust- Überlebende, die resozialisiert werden sollten. Für sie wurde 1947 der >Primrose Club< gegründet, in dem Yogi Mayer eine leitende Rolle übernahm. Die überwiegend männlichen jungen Leute bekamen von ihm eine ganz wichtige Unterstützung: sie sollten ein normales Leben führen. Seine Wandervogel-Erfahrung half ihm dabei, ein Gruppengefühl zu begründen und attraktive Angebote zu machen. Die Geschichte dieser Jungen hat der Historiker Martin Gilbert schon 1996 aufgeschrieben: >THE BOYS<. Für die meisten wurde es trotz allem erlebtem Grauen eine Erfolgsgeschichte. Sie gründeten später ein Wohlfahrtsverein, die >'45 Aid Society<. Einmal im Jahr treffen sich alle noch Lebenden - Yogi Mayer war Ehrengast. Ins Zivilleben zurückgekehrt, begann er seine Arbeit für den jüdischen >Brady s Boy Club< in Ost- London. Yogi blieb auch später der Jugendarbeit treu, er leitete viele Jahre die beiden Brady Clubs, nun auch für Mädchen. Eine Herberge im ländlichen Kent wurde eingerichtet. Auch hier spielte wieder Sport eine große Rolle und Yogi gelang es, die Mittel für ein Schwimmbad aufzutreiben, das er mir vor Jahren einmal stolz vorführte. Seine Frau sprach perfekt englisch und war viele Jahre als Lehrerin tätig. Die letzten Jahre seiner beruflichen Tätigkeit verbrachte Yogi in der Schulverwaltung des Londoner Stadtteils Islington. 4

Im Ruhestand widmete er sich intensiv der Sportgeschichte, was zu Kontakten nach Deutschland führte und ihn in Verbindung mit den deutschen Sporthistorikern brachte. Das trug ihm Einladungen nach Köln, Berlin und Frankfurt sowie 1998 die Ehrendoktorwürde der Uni Potsdam ein. Den Titel wollte er verdienen und schrieb im Nachgang das Buch >Jüdische Olympiasieger<, 2000 auf deutsch, in verbesserten englischen Auflage 2004 erschienen. Für ihn aber noch wichtiger: Königin Elizabeth II. verlieh im den Orden >Member of the British Empire< für seine Lebensleistung in England. 2008 ist Yogi in Berlin und Potsdam öffentlich aufgetreten, um das Buch seines langjährigen Freundes Martin Gilbert über THE BOYS bekannt zu machen; seit 2007 gibt es endlich die deutsche Übersetzung. Über 15 Jahre lang kam er nach Wiesbaden und sprach vor Hunderten von Schülern. In der Siemensschule erzählt Yogi aus seinem Schülerleben, von den einschneidenden Erfahrungen nach 1933, von seiner Flucht aus Deutschland 1939. Eine Schülerin, Migrantenkind, kommt zu ihm und bedankt sich dafür, dass er auch ihre Geschichte erzählt hat. Eine andere Schülerin möchte die Geschichte anfassen und streichelt seinen Arm... Daß er nicht schüchtern war, wissen alle, die ihn kennen gelernt haben. Daß er noch gut drauf war, zeigte ein Abend mit Yogi, veranstaltet von der >'45 Aid Society< und den Ehemaligen des >Brady Clubs< in London im August 2009 (Titel-Foto). Dorothee Lottmann-Kaeseler 2009/2011 5