Konsequenzen eines feuchten Sommers für die Wiederkäuerfütterung

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Transkript:

Konsequenzen eines feuchten Sommers für die Wiederkäuerfütterung 1. Einleitung 2. Futterhygiene 3. Qualitäten von Getreide, Stroh und Heu 4. Qualitäten des überfluteten Grünlandaufwuchses 5. Vermeidung von Silagequalitätsmängeln 6. Zusammenfassung Dr. Antje Priepke, Dr. Bernd Losand 12. Dummerstorfer Seminar Futter und Fütterung, 30.11.2011 Es gilt das gesprochene Wort!

1. Einleitung Das war der Sommer 2011 Karte: www.info-mv.de Tiefdruckgebiete Jörg, Meikel, Otto und Quentin sorgten für andauernde Starkniederschläge zur Erntezeit Auf dem Acker Flickenteppiche, Wiesen unter Wasser, Ertragseinbußen, Auswuchsgetreide, hohe Ernte- und Trocknungskosten Schwerin 360 mm = 189 % Rostock 632 mm = 334 % Greifswald 394 mm = 224 % Bodenschäden, schlechte Aussaatbedingungen v.a. für Raps Welche Konsequenzen für die Futterqualität? Niederschlagssumme pro m² und Abweichungen zum MW der Jahre 1961-1990 (aus www.wetterkontor.de) www.ndr.de www.ndr.de 2

1. Einleitung Merkmale der Futterqualität Inhaltsstoffe Energie MJ/kg Futterqualität Mineralstoffe, Spurenelemente Gärqualität bei Silagen Futterhygiene (mikrobieller Besatz) Verbotene/ unerwünschte Stoffe 3

2. Futterhygiene und Wirkung auf die Tiergesundheit Ein gewisser Keimbesatz für pflanzliche Futtermittel ist normal. Futterverderb = gehäuftes Auftreten von Bakterien und Schimmelpilzen, die in der Normalflora unterrepäsentiert sind (Gedek, 1995). Hochleistungstiere reagieren besonders empfindlich auf Qualitätsmängel. Jede Rationsgestaltung setzt futterhygienisch einwandfreie Futtermittel voraus! Futtermittel, die nicht sicher sind (d.h. die Gesundheit von Tier und Mensch beeinträchtigen können), dürfen nicht in den Verkehr gebracht oder verfüttert werden. 4

2. Futterhygiene und Wirkung auf die Tiergesundheit Futterhygiene - Wirkungen mikrobiellen Verderbes (Bakterien, Schimmelpilze, Hefen) Nährstoffumsetzungen, Energieverlust Bildung von Mykotoxinen und bakteriellen Endotoxinen Schäden im Verdauungstrakt und Stoffwechsel Beeinträchtigung des Immunsystems reduzierte FAN, verbunden mit Strukturmangel, gestörter Pansenflora Beeinträchtigung der Gesundheit (Stoffwechsel, Fruchtbarkeit, Klauen..) und der tierischen Leistung 5

www.top-agrar.com www.ndr.de Losand Was haben wir in diesem Jahr zu erwarten hinsichtlich der Getreidequalität? Heu- und Strohqualität? Gras-/Grassilagequalität? 6

3. Qualität von Getreide, Stroh und Heu Ergebnisse des Mykotoxinmonitorings aus MV liegen noch nicht vor Aufgrund der widrigen Erntebedingungen sind vermehrt schlechte Qualitäten an Getreide, Heu und Stroh zu erwarten Im Getreide mit starkem Auswuchs verringerte Fallzahl und Backqualität (statt Backweizen nur noch Futterweizen) reduzierte Keimfähigkeit (Saatgetreide häufig nur noch Futtergetreide) Umbau von Stärke zu Zucker, wenig Einfluss auf Energiegehalt Gefahr von Schimmel- und Hefebefall www.lfl.bayern.de 7

3. Qualität von Getreide, Stroh und Heu Maßnahmen der sogenannten guten fachlichen Praxis einhalten. Lagerung Getreide reinigen, kühl und trocken lagern bzw. Feuchtkonservierung z.b. mit Säurezusatz regelmäßige Temperaturkontrolle Heu- und Strohmieten abdecken! Beste Qualitäten gibt es nur unter Dach. Bewertung nach Sensorik: Getreide rötlich (Fusarien?), gräulich-schwarz (Schwärzepilze?, vermutlich auch andere produkttypische Keime wie Pseudomonaden, Enterobacteriaceae) Modriger Geruch? (Schimmelpilze), Gärgeruch? (Hefen) Heu: Farb-oder Geruchsveränderung? (DLG-Sinnenprüfung 1/2004) Kein offensichtlich verschimmeltes Heu oder Stroh verfüttern Analyse auf Schimmelpilze, dabei Orientierungswerte beachten! Was ist normal bzw. Verderb? oder direkt auf Mykotoxine (Bezug aber nicht immer eindeutig) 8

3. Qualität von Getreide, Stroh und Heu Orientierungswerte für produkttyp. und verderbanzeigende Mikroorganismen (zus.gefasst zu den KG 1-7) (VDLUFA Methodenbuch III, 8. Ergänz. 2011, im Druck) EINZELFUTTER MITTEL Indikatorkeime (ausgenommen probioti. MO) KG Gelbkeime, Pseudomonas / Enterobacteriaceae, Sonstige Bakterien KG 1 (produktyp./feldbürtig) Mesophile aerobe Bakterien x10 6 KBE/g Bacillus, Staphylococcus/ Micrococcus KG 2 (verderbanzeigend) Streptomyceten KG 3 (verderbanzeigend) Schimmel- und Schwärzepilze x10 3 KBE/g Schwärzepilze, Acremonium, Verticillium, Fusarium, Aureobasidium, sonstige Pilze KG 4 (produktyp./ Feldbürtig) Aspergillus, Penicillium, Scopulariopsis, Wallemia, sonstige Pilze KG 5 (verderbanzeigend Mucorales KG 6 (verderbanzeigend) Hefen x10 3 KBE/g Hefen (alle Gattungen) KG 7 (produkttyp./ Verderbanzeig.) KZS * ) I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV K E I M G E H A L T E x10 6 KBE/g x10 6 KBE/g x10 6 KBE/g x10 3 KBE/g x10 3 KBE/g x10 3 KBE/g x10 3 KBE/g > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > Mais 2 2 10 20 0,5 0,5 2,5 5 0,05 0,05 0,25 0,5 20 20 100 200 30 30 150 300 5 5 25 50 60 60 300 600 Weizen, Roggen 5 5 25 50 0,5 0,5 2,5 5 0,05 0,05 0,25 0,5 30 30 150 300 20 20 100 200 2 2 10 20 30 30 150 300 Gerste 20 20 100 200 1 1 5 10 0,05 0,05 0,25 0,5 40 40 200 400 30 30 150 300 2 2 10 20 100 100 500 1000 Hafer 50 50 250 500 1 1 5 10 0,05 0,05 0,25 0,5 200 200 10002000 50 50 250 500 2 2 10 20 200 200 1000 2000 Heu 30 30 150 300 2 2 10 20 0,15 0,15 0,75 1,5 200 200 1000 2000 100 100500 1000 5 5 25 50 150 150 750 1500 Stroh 100 100 500 1000 2 2 10 20 0,15 0,15 0,75 1,5 200 200 10002000 100 1005001000 5 5 25 50 400 400 2000 4000 * ) Keimgehalte der 4 Keimzahlstufen: I = normal, entspricht Gehalten bis höchstens zum Orientierungswert II = leicht erhöht bis erhöht; III = deutlich erhöht; IV = überhöht bis stark überhöht QS I IV (ohne Qualitätsminderung fortgeschr. Verderb) 9

3. Qualität von Getreide, Stroh und Heu Grenz- und Orientierungswerte als maximal zu tolerierende Mykotoxin-Gehalte im Futter Aflatoxine (mg/kg) Fumonisin B1, B2 (mg/kg) Ochratoxin A (mg/kg) DON (mg/kg) ZEA ( g/kg) Futtermittelausgangserzeugnisse Getreide und 8 2) 2,0 2) Getreideerzeugnisse* 0,25 2) Maisnebenprodukte 12 2) 3,0 2) Mais,Maiserzeugnisse 60 2) Futtermittel Rind Prä-ruminierend 0,01 3) 2 1) 2) 0,25 1) /0,5 2) Weibl. Aufzuchtrind/Milchkuh 0,005 3) 5 1) 2) 0,5 1) 2) Mastrind 0,02 3) 5 1) 2) --- ** * außer Maisnebenprodukte ** nach heutigem Wissensstand keine OW erforderlich 1) Orientierungswerte des BMELV, 7/2000 2) Empfehlungen der EU-Komission, 17.8.2006 3) FMV, Anlage 5, 2007 10

4. Qualität des überfluteten Grünlandaufwuchses Was passiert bei überfluteten Grasaufwüchsen? (nach A. Milimonka 2011) eingeschränkte Photosynthese, gesteigerte Atmung bis zum O 2 -Mangel eingeschränkte Nährstoffaufnahme geringerer KH-und Proteinaufbau ohne Gasaustausch Zelltot Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten und XP, Z-PK, XF und XA Ungünstiger TS-Gehalt (zu nass, dann zu trocken) Siliereignung sinkt Mikrobieller Befall mit Schwärzepilzen, Fusarien mit Verschmutzung Gefahr der Clostridien, Listerien Schwagerick Harms Harms Harms 11

4. Qualität des überfluteten Grünlandaufwuchses Grünlandmonitoring des LALLF und der LUFA im Auftrag des LU (2011) Grasproben von Grünland in Überschwemmungsgebieten untersucht 17 Grasproben aus 12 Landwirtschaftsbetrieben auf unterschiedlichen Standorten in MV Untersuchung auf mikrobiol. Beschaffenheit sowie in 5 Proben auf unerwünschte Stoffe wie Dioxin, WHO, i-pcb und Schwermetalle Ergebnisse: Befunde für Dioxin und Schwermetalle weit unter Grenzwert Bakterien: von produkttyp. Keimen wie gramneg. und coryneformen KG dominiert, im Mittel 1,8 x 10 8 KBE/g Pilze: im Mittel 7,2 x 10 5 KBE/g (2/3 unterhalb des MW), v.a. Schwärzepilze, in 9 Proben auch Fusarien Milchsäurebakterien: wurden in 11 von 18 Proben nachgewiesen mit Ø 7,2 x 10 4 KBE/g (Mindestkeimdichte für buttersäurefreie Silagen laut Weißbach und Honig (1996) bei 10 5 ) 2 x Nachweis von Salmonellen und E.coli (vermutlich durch fäkale Kontamination durch Wildtiere/Vögel) 6 x Nachweis von Clostridien (ohne Differenzierung) Empfehlung: Siliermittel, Schnitt auf abgetrockneten Flächen nicht unter 10 cm Monitoring unterbindet Landwirt nicht von seiner eigenen Verantwortung für die Gesundheit seiner Tiere! (Backhaus) 12

4. Qualität des überfluteten Grünlandaufwuchses Welcher Keimbesatz ist beim Siliergut üblich? Es gibt bisher keine OW für Gras, große Spannbreite in Abhängigkeit von Pflanzenart, Alter, Standort, Grünlandbehandlung Epiphytische Mikroflora des Siliergutes (Keime /g Futter) Aerobe Bakterien: > 10.000.000 Enterobakterien: 1000-1000.000 Milchsäurebakterien: 10-1000.000 Hefepilze: 1000-100.000 Schimmelpilze: 1000-10.000 Clostridien (Endosporen): 100-1.000 Bacillus (Endosporen): 100-1.000 Quelle: Pahlow, 2010 13

4. Qualität des überfluteten Grünlandaufwuchses Zu den Clostridien: weit verbreitet (Boden, Darm gesunder Menschen + Tiere), meistens nützlich (Abbau org.subst.) = grampositive, obligat anaerob sporenbildende Bakterien Benötigen zum Auskeimen der Sporen sehr sauerstoffarme und wenig saure Bedingungen! Kommen überwiegend über Verunreinigungen des Erntematerials in das Futter Clostridien als Gärschädlinge Buttersäuregärung in zuckerarmen, meist feuchten Silagen (Praxishandbuch Futterkonservierung 2006) 14

4. Qualität des überfluteten Grünlandaufwuchses Clostridien an verrottetem Material (C. stercorarium, C. alkalicellulosi, C. thermocellum) Pathogene Clostridien proteolytische und saccharolytische Eigenschaften, bilden darüber hinaus Exotoxine Infektions- und Intoxikationskrankheiten Z.B. Clostridium tetani Z.B. Clostridium perfringens Z.B. Clostridium botulinum Klassischer Botulismus: Vergiftung durch Botulinum-Neurotoxine, Nervenlähmungen, generell tödlich viszeraler, chronischer Botulismus Etwa seit 2001 in Diskussion These: Erregervermehrung im Darm, dort Toxinbildung und kontinuierliche Resorption vielfältige Klinik, beeinflusst durch viele Faktoren (Faktorenerkrankung) mehr Klarheit zum Krankheitsbild und zur Ursache notwendig benötigen zur Sporenauskeimung und Vermehrung eiweißhaltiges Nährsubstrat, bevorzugt tierisches (z.b. Tierkadaver) Zu beachten: nicht alle Clostridien sind pathogen! Wikipedia.org 15

5. Vermeidung von Silagequalitätsmängeln Schmutzeintrag in das Futter gering halten! Ernte: dichte Grasnarbe durch ausreichende Grünlandpflege, Anpassen des Viehbesatzes an mechanische Belastbarkeit der Grasnarbe, bedarfsgerechte N-Düngung Vermeidung von Blattbeschmutzungen Beachtung der Schnitthöhe Früher Schnittzeitpunkt (vor der Blüte mit ca. 23-26 % XF) für hohen Zuckergehalt Grünlandflächen von innen nach außen mähen, keine Tierkadaver mit einsilieren, Vernünftiges Anwelken (30-40 % TS), TM-Kontrolle Einhaltung von Silierregeln, schnelle ph-absenkung! kurzes Häckseln, maximales Verdichten schnelles Befüllen und Verschließen des Silos Schnelle Ansäuerung, Silierzusätze Mindestgärdauer 5 Wo, ausreichender Vorschub bei Entnahme Konnten Sie die Maßnahmen umsetzen? Wenn nicht, Silagequalität noch genauer überprüfen! 16

5. Einflussnahme auf Silagequalität Zugelassene Siliermittel mit DLG-Gütezeichen Mittel zur Verbesserung des Gärverlaufes Mittel zur Verbesserung der aeroben Stabilität Mittel zur Verbesserung des Futterwertes der Silage Mittel zur Verhinderung der Vermehrung von Clostridien im Futter Bonsilage Forte (MS-Bakterien) Bergo SiloPlus, Bergo SiloPlus G (chem. Verbindung) Kofasil Liquid, Kofasil Plus (chem. Verbindung) Safesil (chem. Verbindung) 17

5. Einflussnahme auf Silagequalität Zielgrößen für Grassilagen mit höchstem Futterwert Toleranzbereich Maßnahmen TS 30-40 % in TM Mäßiges Anwelken XF 22-25 % in TM früher Schnittzeitpunkt XA < 10 % in TM Verschmutzungen vermeiden Energie > 6,4 / > 6,0 MJNEL/kg TM Gräseranteil > 60 % XP 16-18 % in TM N-Düngung, Schnittzeitpunkt WLK 3-5 % in TM Gräseranteil, Schnittzeitpunkt ph 4,0-4,3 (TM-abhängig) Förderung der Milchsäuregärung Buttersäure < 0,3 % in der TM > 3,0 % in der TM Verschmutzungen vermeiden, schnelle Ansäuerung Silage verwerfen Essigsäure 0,3 - < 3,0 % in der TM Vermeiden von Nasssilagen NH 3 -N am Ges.- N < 10 % in der TM Schnelle ph-absenkung, anaerobe Bedingungen 18

5. Vermeidung von Silagequalitätsmängeln Silo/Silagecontrolling Temperaturmessung mittels Sonde nicht nur Analyse der TS, Nährstoffe, Energie (TS-korrigiert), sondern auch Beurteilung des Konserviererfolges über die Sinnenprüfung nach DLG 1/2004 (Geruch, Farbe, Gefüge, TM, ph) Beurteilung der Gärqualität nach DLG 2/2006 Buttersäure-und Essigsäuregehalt, Berücksichtigung des ph in Abhängigkeit von der TM (NH 3, Alkohole) Untersuchungen zur Ermittlung der mikrobiologischen Qualität Neu: OW für Silagen (VDLUFA) Managementhilfe (Wo liegen meine Silagen?), Aussagen zur Tiergesundheit nicht ableitbar Untersuchungen auf den Gehalt von Mykotoxinen 19

5. Vermeidung von Silagequalitätsmängeln Orientierungswerte für produkttypische und verderbanzeigende Mikroorganismen in Silagen Neu! (VDLUFA Methodenbuch III, 8. Ergänz. 2011, im Druck) Gruppe Bedeutung Indikatorkeime KG OW für Silagen Aerobe mesophile Bakterien Produkttypisch Verderbanzeigend Gelbkeime Pseudomonaden Enterobacteriaceae (wie E. coli, Klebsiella, Serratia, Salmonellen, Yersinia) sonstige produkttypische Bakterien (z.b. coryneforme) Bacillen Staphylokokken/Mikrokokken Streptomyceten 3 1 2 400.000 KBE/g (MS) 200.000 KBE/g (GS) 200.000 KBE/g (MS) 200.000 KBE/g (MS) 30.000 KBE/g (MS) 10.000 KBE/g (GS) Schwärze-/Schimmelpilze Produkttypisch verderbanzeigend Schwärzepilze (z.b. Alternaria) Acremonium Fusarien Verticillium, Aureobasidien sonstige produkttypische Pilze Aspergillen, Penicillien, Scopulariopsis, Wallemia sonstige verderbanzeigende Schimmelpilze 4 5 5.000 KBE/g (MS) 5.000 KBE/g (GS) 5.000 KBE/g (MS) 5.000 KBE/g (GS) Mucorales 6 5.000 KBE/g (MS, GS) Hefen verderbanzeigend alle Gattungen 7 1.000.000 KBE/g (MS) 200.000 KBE/g (GS) 20

6. Zusammenfassung Nach dem nassen Sommer 2011 sind im Getreide, Stroh und Heu vermehrter Schimmelpilzbefall sowie erhöhte Mykotoxingehalte zu erwarten, Monitoring-Ergebnisse aus MV liegen jedoch noch nicht vor. Augenmerk auf Lagerbedingungen, Beachtung der OW! Bei den überschwemmten Grünlandaufwüchsen ist von einer Beeinträchtigung der Siliereignung auszugehen. Ein Untersuchung des LALLF und der LUFA wies v.a. produkttyp. Bakterien und Pilze nach, der Epiphytenbesatz an Milchsäurebakterien war gering bis nicht vorhanden. In 6 (verschmutzen) Silagen wurden Clostridien nachgewiesen. Der Einsatz von Siliermitteln und eine ausreichende Schnitthöhe wird empfohlen. Zur Vermeidung von Silagequalitätsmängeln sind im Rahmen der guten fachlichen Praxis Maßnahmen zu ergreifen, die den Schmutz- und damit Clostridieneintrag reduzieren und eine schnelle ph-absenkung gewährleisten. Bei der Beurteilung der Silagequalität sind die DLG-Empfehlungen zur Sinnenprüfung und Beurteilung der Gärqualität zu berücksichtigen. Zusätzliche Informationen erhält man über mikrobiologische Analysen (OW!). 21

In (nicht nur) eigener Sache! Neues Forschungsprojekt Thema: Mikrobiologische Bewertung von Grobfuttermitteln in der Milchviehhaltung im Zusammenhang mit tiergesundheitlichen Bestandsproblemen Gemeinschaftsprojekt der LFA, LALLF, LUFA, RGD, Uni Rostock, LU Ziel: Finden eines möglichen Zusammenhangs von tiergesundheitlichen Störungen (vorrangig Verdauungsstörungen) in der Milchviehhaltung mit der mikrobiologischen Qualität des eingesetzten Grobfutters. Fall-Kontrollstudie (anonym!) Betriebe mit Verdauungsstörungen und auffälliger Silagequalität im Vergleich zu unauffälligen Betrieben Beurteilung der Fütterung, detaillierte Untersuchung von Futterproben Erfassung der klinischen Gesundheit Stoffwechsel- und Kotuntersuchungen Bei Auffälligkeiten in der Silagequalität und Tiergesundheit wenden Sie sich bitte an uns! 22

Vielen Dank fürs Zuhören und viel Erfolg! 23