Fachgutachten zur Erfassung von Fledermauszönosen im Bereich der ehemaligen Blücherkaserne bei Schwerin

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Transkript:

Fachgutachten zur Erfassung von Fledermauszönosen im Bereich der ehemaligen Blücherkaserne bei Schwerin Auftragsgeber: PÖYRY Deutschland GmbH Ellerried 7 19061 Schwerin Verfasser: Dipl.-Ing. Udo Binner W.- Seelenbinder-Str. 3 19059 Schwerin 31. Oktober 2012

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 2 Inhaltsverzeichnis Seite Inhaltsverzeichnis... 2 Abbildungsverzeichnis... 3 1. Anlass und Aufgabenstellung... 4 2. Gefährdung und Schutzstatus... 4 3. Untersuchungsgebiet... 7 4. Methodik der Nachweiserfassung... 10 4.1. Allgemeine Anwendung der Methoden... 10 4.2. Detektorbeobachtungen... 11 4.3. Nachweise von Quartieren... 13 4.4. Verwendetes Kartenmaterial... 14 5. Ergebnisse... 15 5.1. Historische Ergebnisse... 15 5.2. Aktuelle Ergebnisse... 15 5.2.1. Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)... 18 5.2.2. Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)... 20 5.2.3. Braunes Langohr (Plecotus auritus)... 21 5.2.4. Fransenfledermaus (Myotis nattereri)... 23 5.2.5. Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)... 24 5.2.6. Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)... 26 5.2.7. Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)... 27 5.3. Erfassung von potentiellen Quartieren... 29 5.4. Bewertung... 31 5.5. Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens... 34 6. Diskussion... 35 6.1. Erfassungsmethoden... 35 6.2. Auswertung und Interpretation der Ergebnisse... 37 7. Zusammenfassung... 38 8. Literatur... 39 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Rote Listen des Landes M-V, der Bundesrepublik sowie Anh. der FFH-Richtlinie... 7

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 3 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes (UG) mit erkennbaren Strukturen im Süden der Stadt Schwerin 8 Abb. 2: Offenes bisher ungenutztes Grünland im zentralen Bereich des Untersuchungsraumes 8 Abb. 3: Östlicher Bereich mit älteren Bäumen und dem ehemaligen Heizwerk 8 Abb. 4: Ehemaliges Kulturhaus mit Solarmodulen auf dem Dach 9 Abb. 5: Solarmodule im Wirtschaftsbereich 9 Abb. 6: Ehemaliges und aktuell als Werkstätte genutztes Gebäude mit Solarmodulen auf dem Dach 9 Abb. 7: Garagenkomplex mit Solarmodulen im Wirtschaftsbereich 9 Abb. 8: Durch den Anstellungswinkel der Module gelangt in den Sommermonaten Licht bis auf den Boden 9 Abb. 9: Solarmodulen zwischen und auf den Wirtschaftsgebäuden 9 Abb. 10: Lage der Untersuchungsorte, an denen Erfassungen mit dem Detektor (Lft. Nr. 119 133) erfolgten 12 Abb. 11: Bewaldete Gebiete des Untersuchungsraums ist für Fledermäuse ein geeignetes Habitatstruktur 14 Abb. 12: Baum mit geeigneter Höhle für Fledermäuse 14 Abb. 13: Gesamtnachweise der Fledermausarten 16 Abb. 14: Darstellung aller Nachweise im Bereich der Untersuchungsorte im Untersuchungsgebiet. 17 Abb. 15; Nachweishäufigkeiten der Fledermausarten in Abhängigkeit vom Untersuchungsort 17 Abb. 16: Auf der Basis der Nachweise und der festgestellten Flugrichtungen dargestellte Flugkorridore im Untersuchungsraum 18 Abb. 17: Nachweise des Gr. Abendseglers im Untersuchungsraum unter Berücksichtigung der Rufintensität 19 Abb. 18: Nachweise der Breitflügelfledermaus im Untersuchungsraum 20 Abb. 19: Nachweise des Braunen Langohres im Untersuchungsraum 22 Abb. 20: Braune Langohren mit unter die Flugorgane geklappten Ohren 22 Abb. 21: Nachweisorte der Fransenfledermaus 23 Abb. 22: Porträt einer Fransenfledermaus. Deutlich ist der bis zur Hälfte des Ohres reichende Tragus zu erkennen 24 Abb. 23: Nachweise der Mückenfledermaus 25 Abb. 24: Nachweisorte der Rauhhautfledermaus 27 Abb. 25: Nachweisorte der Zwergfledermaus 28 Abb. 26: Gebäude mit flachen Satteldächern bieten Fledermäuse günstige Quartierbedingungen 29 Abb. 27: Innenansicht mit ausgebauten und zugänglichen Dachbereichen 29 Abb. 28: Baumhöhle mit Fledermauswochenstube 30 Abb. 29: Wochenstube des Braunen Langohres 30 Abb. 30: Potentielle Fledermaushöhlen 31 Abb. 31: Diese Fledermaushöhle in einer Birke dient als Tagesquartier und ist sehr klein 31 Abb. 32: Zusammenhang von Fledermausaktivitäten, Tageszeit und Spitzenverbrauchszeiten 34 Abb. 32: Die Kollisionswahrscheinlichkeit von Fledermäusen mit modernen leistungsfähigen Solaranlagen ist gering, weil die Flughöhen der Insekten mehrere Meter über den Solarmodulen liegt 35

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 4 1. Anlass und Aufgabenstellung Anlass dieser Arbeit ist die Planung zum Bau einer Solaranlage (Photovoltaik) im Bereich der ehemaligen Blücherkaserne in Stern-Buchholz südlich von Schwerin. Unter einer derartigen Anlage versteht man die direkte Umwandlung von Lichtenergie, meist aus Sonnenlicht, in elektrische Energie mittels Solarzellen, die entweder auf ebenem Boden oder auf Dächern nach Süden ausgerichtet sind. Ziel dieser Arbeit war es, eine Erfassung und potentielle Gefährdungen von Fledermausvorkommen durch eine derartige geplante Anlage im Bereich der ehemaligen Blücherkaserne vorzunehmen und mögliche Folgen auf Fledermauszönosen und deren Migration abzuschätzen. Im Rahmen der Aufgabenstellung waren deshalb folgende Fragen zu beantworten: Welche Fledermausarten bzw. -zönosen sind im Untersuchungsgebiet verbreitet? Welche Räume werden durch o.g. Fledermauszönosen genutzt? Wo befinden sich im Untersuchungsraum Wanderkorridore von Fledermäusen und wie werden diese genutzt? Befinden sich möglicherweise im Untersuchungsraum Fledermausquartiere und wenn ja, wie werden sie genutzt? Welche Maßnahmen können zum Schutz der Fledermäuse ergriffen werden? 2. Gefährdung und Schutzstatus Die nachhaltigen Veränderungen in der Landnutzung durch den Menschen haben Änderungen der Lebensgrundlagen der heimischen Fledermäuse zur Folge. Diese Nutzungsänderungen der Landschaftsstrukturen finden derartig schnell statt, dass sich die Tiere evolutionär nicht entsprechend schnell den neuen Bedingungen anpassen können. Allerdings muss allen Tierarten auch eine Lernfähigkeit bescheinigt werden, die ein Überleben unter geänderten Umweltbedingungen ermöglicht. Aufgrund ihrer evolutionären Entwicklung über mindestens 80 Mill. Jahre, bewiesen durch fossile Versteinerungen in der Grube von Messel, kann davon ausgegangen

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 5 werden, dass die Gruppe der Fledermäuse sich durchaus an besonders statische Veränderungen innerhalb weniger Generationen anpassen können. Trotzdem mussten aufgrund ihrer Lebensweise und ihrer Empfindlichkeit gegenüber anthropogenen Einflüssen 26 in Deutschland erfasste Fledermausarten in Gefährdungskategorien der Roten Listen eingestuft werden (BLAB et al. 1993). Die Ursachen für die teilweise drastischen Bestandsrückgänge der heimischen Fledermausarten in den letzten Jahrzehnten fassen SCHOBER & GRIMMBERGER (1998), RICHARZ (1992); und GEBHARD (1997) sowie DIETZ et al. (2007) wie folgt zusammen: Zerstörung naturnaher Landschaften und Lebensräume; Vernichtung der Nahrungsgrundlage durch Biozide sowie direkte Giftbelastung durch vergiftete Nahrung und so genannte Schutzmittel in der Bauindustrie; Zerstörung von Quartieren durch Abriss bzw. Modernisierung von Gebäuden Abholzung von Altbaumbeständen durch unsachgemäße Waldwirtschaft; Beunruhigung und Tötung durch Menschen; Unfalltod durch Fahrzeugverkehr und technische Gebilde, wie rohrähnliche Gefäße, die als Quartiere angenommen werden; Orientierungsverlust der Fledermäuse durch zunehmende Schallund Lichtemissionen (Ultraschall; IR- u. UV- Licht); Ungünstige klimatische Veränderungen besonders in den Winterquartieren; fehlende Leitstrukturen in der Landschaft ermöglichen Beutegreifern bessere Jagdbedingungen Vier Fledermausarten sind in den so genannten FFH Richtlinien im Anhang II aufgeführt (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.05.1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Abl. EG Nr. L 206/7 vom 22.07.92). Alle anderen stehen im Anhang IV. Für die Arten lt. Anhang II sind für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete auszuweisen! Fünf Fledermausarten gelten als vom Aussterben bedroht. Die Langflügelfledermaus gilt in Deutschland als ausgestorben. Sie kommt nur noch in Südeuropa vor.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 6 Offen ist der Status der Nordfledermaus. Die Wimpernfledermaus u.a. Arten haben nicht ihr Verbreitungsgebiet in Norddeutschland. Weitere gesetzliche Regelungen sind bei Baumaßnahmen besonders zum Schutz der Fledermäuse zu beachten: das Bau- und Raumordnungsgesetz (BauROG) vom 18.8.1997 (BGBl. I S. 2081); das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 20. Dezember 1976 in der Fassung der Bekanntmachung vom 12. März 1987, BGBl. I S. 889, zuletzt geändert durch Art. 6 Bau- und Raumordnungsgesetz 1998 - BauROG - v. 18.8.1997 (BGBl. I S. 2081, 2110). die Verordnung zum Schutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung, BArtSchVO) in der Neufassung vom 18.09.1989. BGBl. I S. 2011. die Bonner Konvention: Gesetz zu dem Übereinkommen vom 23. Juni 1979 zur Erhaltung der wandernden, wildlebenden Tierarten vom 29. Juni 1984, BGBl. II S.569 in Verbindung mit der dritten Verordnung über die Inkraftsetzung von Änderungen der Anhänge I und II des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden, wildlebenden Tierarten vom 18. Juli 1992, BGBl. II S. 518. das Gesetz zu dem Abkommen vom 4. Dezember 1991 zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa vom 21. Juli 1993. BGBl. II S. 1106 (Regionalabkommen zum Schutz der Fledermäuse). die Berner Konvention: Gesetz zu dem Übereinkommen vom 19. September 1979 über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume vom 17. Juli 1984, BGBl. II S. 618 in Verbindung mit der ersten Verordnung über die Inkraftsetzung von Änderungen der Anhänge II und III des Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume vom 30. Juli 1990, BGBl. II S. 718.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 7 Tab. 1: Rote Listen des Landes M-V, der Bundesrepublik sowie Anh. der FFH-Richtlinie (0 = Bestand erloschen; 1= vom Erlöschen (Aussterben) bedroht; 2 = Stark gefährdet; 3 = gefährdet;* noch nicht in die Listen aufgenommen) Lfd. Nr. FFH- Code wissenschaftlicher Artname deutscher Artname Anhang II Anhang IV Rote Liste M-V 1 1308 Barbastella barbastellus Mopsfledermaus x x 1 1 2 1313 Eptesicus nilssonii Nordfledermaus x 0 2 3 1327 Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus x 3 2 4 1320 Myotis brandtii Große Bartfledermaus x 2 2 5 1318 Myotis dasycneme Teichfledermaus x x 1 II 6 1314 Myotis daubentonii Wasserfledermaus x 4 3 7 1324 Myotis myotis Großes Mausohr x x 2 2 8 1330 Myotis mystacinus Kleine Bartfledermaus x 1 2 9 1322 Myotis nattereri Fransenfledermaus x 3 2 10 1331 Nyctalus leisleri Kleiner Abendsegler x 1 2 11 1312 Nyctalus noctula Abendsegler x 3 3 12 1317 Pipistrellus nathusii Rauhhautfledermaus x 4 2 13 1309 Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus x 4 3 14 Pipistrellus pygmaeus Mückenfledermaus* x 15 1326 Plecotus auritus Braunes Langohr x 4 2 16 1329 Plecotus austriacus Graues Langohr x 17 1332 Vespertilio murinus Zweifarbfledermaus x 1 2 Dtschl. 3. Untersuchungsgebiet Das Untersuchungsgebiet (UG) befindet sich südlich der Stadt Schwerin. Es umfasst eine Fläche von etwa 22 ha und wird vorwiegend gewerblich genutzt. Das Landschaftsprofil im Untersuchungsraum ist durch eine flache Landschaftsstruktur gekennzeichnet. Durchzogen wird dieses Gebiet von asphaltierten Wirtschaftswegen, die zu verschiedenen Gebäude und Bereichen führen. Die Gebäude werden gegenwärtig unterschiedlich genutzt und befinden sich entsprechend in jeweils unterschiedlichem baulichen Zustand. Der Baumanteil ist hoch und inselartig verteilt. Es existieren offene Bereiche ebenso, wie dichte Vegetationsstrukturen. Umgeben ist das untersuchte Gebiet von dichten Waldbereichen, in denen auch Altbaumbestände mit ausgebildeten Höhlen vorhanden sind. Die Randbereiche des Untersuchungsraumes sowie die Straßenführungen bilden entsprechend den meteorologischen Bedingungen Leitstrukturen für jagende Fledermäuse. Das be-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 8 deutet, dass Insekten, die den Hauptanteil der Nahrung der heimischen Fledermäuse darstellen, im Allgemeinen wenig verdriftet werden und länger als in der Offenlandschaft für Fledermäuse erreichbar sind. Die Altersstruktur des Baumbestandes beträgt zum großen Teil weniger als 60 Jahren. Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes (UG) mit erkennbaren Strukturen im Süden der Stadt Schwerin Abb. 2: Offenes bisher ungenutztes Grünland im zentralen Bereich des Untersuchungsraumes Abb. 3: Östlicher Bereich mit älteren Bäumen und dem ehemaligen Heizwerk

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 9 Abb. 4: Ehemaliges Kulturhaus mit Solarmodulen auf dem Dach Abb. 5: Solarmodule im Wirtschaftsbereich Abb. 6: Ehemaliges und aktuell als Werkstätte genutztes Gebäude mit Solarmodulen auf dem Dach Abb. 7: Garagenkomplex mit Solarmodulen im Wirtschaftsbereich Abb. 8: Durch den Anstellungswinkel der Module gelangt in den Sommermonaten Licht bis auf den Boden Abb. 9: Solarmodulen zwischen und auf den Wirtschaftsgebäuden

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 10 4. Methodik der Nachweiserfassung 4.1. Allgemeine Anwendung der Methoden Entsprechend den methodischen Forderungen zur Erfassung und Kartierung von Fledermäusen wurde sich in dieser Arbeit nach folgenden Regelungen und Vorschriften gerichtet: Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz des Bundesamtes für Naturschutz Nr. 70 (2002) Entwicklung und Festlegung von Methodenstandards im Naturschutz ; Hinweise zur Berücksichtigung des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie zur Durchführung der Umweltprüfung und Umweltverträglichkeitsprüfung bei Standortplanung und Zulassung von Windenergieanlagen (Stand: Mai 2005). Gesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes (Naturschutzausführungsgesetz - NatSchAG M- V) vom 23. Februar 2010 (in Kraft zum 1. März 2010); Leitfaden - Artenschutz in Mecklenburg-Vorpommern; Hauptmodul Planfeststellung / Genehmigung nach Büro Froelich & Sporbeck Potsdam sowie des Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V vom 20.09.2010. Hinweise zu den artenschutzrechtlichen Zugriffsverboten des 44; Bundesnaturschutzgesetz bei der Planung und Durchführung von Eingriffen Die in der Praxis angewendeten Erfassungsmethoden bestehen aus: 1. einer Analyse der Biotope hinsichtlich ihrer Eignung als Habitat für die verschiedenen Fledermausarten sowie Erfassung von potentiellen Fledermausquartieren in Baumhöhlen u.a. höhlenartigen Strukturen; 2. der Erfassung der vorkommenden Fledermausarten durch Beobachtungen mittels BATlogger sowie genannter Horchboxen; 3. notwendigerweise dem Fang von Fledermäusen zur genauen Artbestimmung mit Spezialnetzen an landschaftlichen linienhaften Vegetationsstrukturen und an Sommerquartieren mittels Rohr- bzw. Harfenfallen Um ein vollständiges Bild zur Nutzung des Untersuchungsraumes durch Fledermäuse zu bekommen, wurden entsprechend o.g. Anweisungen von Juni bis Ende September 2012 Untersuchungen zur Erfassung der Fledermauszönosen durchge-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 11 führt. Es erfolgten insgesamt 6 Begehungen im Untersuchungsraum mittels Detektor auf der Basis der Punkt-Stopp-Methode sowie auf der Basis so genannter Horchboxen. 4.2. Detektorbeobachtungen Diese Methode der Erfassung von Fledermausarten basiert auf einer rechnergestützten bioakustischen Analyse der Ultraschalllaute der Fledermäuse. Diese können mit so genannten Fledermausdetektoren (BAT-Detektor, BATlogger) durch verschiedene elektronische Verfahren hörbar gemacht und auf Tonträgern gespeichert werden. Für die Erfassung der Fledermauslaute werden 3 grundsätzliche Methoden angewendet: 1. das Frequenzmischverfahren 2. das Frequenzteilungsverfahren 3. das Zeitdehnungsverfahren. Zur Anwendung kam das Frequenzmisch- sowie für die Auswertung das Zeitdehnungsverfahren. Im Gegensatz zu dem Frequenzteilungsverfahren gehen mit diesen Methoden keine Schallinformationen verloren. Die Aufzeichnung der Fledermausrufe erfolgte mit einem Zeitdehnungsdetektor (Typ D 960 der Fa. LARS PETTERSON ELEKTRONIK AB; SWEDEN). Die Aufnahme der Rufe zur nachträglichen Bestimmung erfolgte auf normalen Audiokassetten sowohl im Frequenzmisch- als auch im Zeitdehnungsverfahren. Als Aufnahmegerät diente der WALKMAN professional der Fa. SONY. Außerdem wurde bei dieser Erfassung der Arten ein so genannter BATLOGGER eingesetzt, mit dem neben einer genaueren Artbestimmung auch Parameter zur Wetterlage und zu den jeweiligen konkreten Nachweisorten auf der Basis von GPS Koordinaten erfolgte. Die konkrete Artbestimmung der Rufe und deren Auswertung erfolgten durch Aufzeichnung und Vergleich der Rufsignale mittels eines so genannten BATexplorer. Folgende Parameter wurden zur genauen Analyse der Arten bzw. Gattungen angewendet: Oszillogramm ( Schalldruck-Zeit-Funktion ) Sonagramm ( Frequenz-Zeit-Funktion ) Betragsspektrum Leistungsspektrum

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 12 Außerdem wurden folgende Datengruppen für die Analyse herangezogen: Signaldauer ( Millisekunden/ms ) Signalamplitude ( Kilohertz/kHz ) Pulsrate ( Laute pro Sekunde ) Signalform ( constantfrequent/frequenzmoduliert-cf/fm ) Impulsabstand ( Millisekunden/ms ) Schwerpunkt (Kilohertz/kHz)= mittlere Amplitude eines einzelnen Signals erfasst und mittels Computerprogramm ausgewertet. Ergänzt werden die akustischen Informationen durch die Analyse der Gegebenheiten am Untersuchungsort und durch Sichtbeobachtung gegen den Abendhimmel. Zur flächenhaften Erfassung wurden Transekte mit Stopppunkten (UO) auf der Basis von vorangegangenen Habitatanalysen festgelegt. Die Wahrscheinlichkeit von Detektorbeobachtungen sollte an diesen Orten möglichst hoch sein. Es wurde versucht, alle Stopppunkte an Vegetationsstrukturen, wie z.b. Baumgruppen oder Hecken unterschiedlichen Alters zu legen (Abb. 1). Abb. 10: Lage der Untersuchungsorte, an denen Erfassungen mit dem Detektor (Lft. Nr. 119 133) erfolgten

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 13 Die geografische Lage der Stopppunkte wurden in Form von Hoch- und Rechtswerten auf der Basis von topographischen Karten im Maßstab 1: 10.000 nach 3 Koordinatensystem nach Bessel bestimmt bzw. durch Transformation von WEG Koordinaten der BATlogger Erfassung ermittelt. Im Untersuchungsgebiet erfolgte so die Festlegung von insgesamt 15 Stopppunkten (119 133). Die Erfassung von Fledermausrufen im Gelände erfolgte an den einzelnen Stopppunkten etwa 10 Minuten lang. Während dieser Zeit wurden alle feststellbaren Fledermausrufe aufgenommen, auf SD-Karte gespeichert und wenn möglich sofort bestimmt. Danach erfolgte der Wechsel zum nächsten Untersuchungsort. Während des Ortswechsels zwischen den Stopppunkten erfolgte weiter die Erfassung von Fledermausrufen, die durch ein internes Navigationssystem im BATlogger dem entsprechenden erfassten Bereich zugeordnet werden können. Um dem zeitlich unterschiedlichen Flugbeginn der Fledermäuse an den Stopppunkten Rechnung zu tragen, wurde die Reihenfolge der Untersuchungsorte bei den Begehungen jeweils verändert. Der Beginn der einzelnen Untersuchungen richtete sich nach dem Sonnenuntergang und dem damit einsetzenden Flug der Fledermäuse. In der Regel war für jede Begehung ein Abend mit etwa 6 Stunden notwendig. 4.3. Nachweise von Quartieren Fledermausquartiere in geeigneten Bäumen wurden mittels Fernglas und auf der Basis der Analyse von Fledermausrufen gesucht. Die Kontrolle der vorgefundenen Höhlen erfolgte einmal durch Verhören mit und ohne BAT-Detektor. Erfolgte eine akustische Erfassung von Fledermäuse, so wurde mit einem Endoskop die entsprechende Höhle auf das Vorhandensein von Fledermäusen hin untersucht. Eine Artansprache ist meistens nicht möglich, weil der Optikvorsatz ein zu geringes Auflösungsvermögen hat, der Details der Fledermäuse in den Höhlen nicht erkennen lässt. Bei einer Nutzung der Höhle durch Fledermäuse erfolgte der gezielte Fang während des Ausfliegens mittels einer harfenähnlichen Konstruktion mit Fangsack.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Abb. 11: Bewaldete Gebiete des Untersuchungsraums ist für Fledermäuse ein geeignetes Habitatstruktur 4.4. Seite - 14 Abb. 12: Baum mit geeigneter Höhle für Fledermäuse Verwendetes Kartenmaterial Die Kartierung erfolgte auf der Basis von Topographischen Karten im Maßstab 1: 10 000, in der die erfassten Nachweisbereiche eingetragen werden. Diese stellen eine Fläche von etwa 5,5 x 5,5 km dar und besitzen ein Koordinatensystem nach GaußKrüger auf der Basis des Erdellipsoid von Bessel mit 3 - Meridianstreifensystem. Dieses Gittersystem ist allgemein gebräuchlich und gestattet den problemlosen Vergleich der Untersuchungspunkte mit den gegenwärtig üblichen Luftbildaufnahmen, die auf dem gleichen System basieren. BATlogger-Daten werden in geographischen Koordinaten WGS 84 erhoben und können problemlos in das Gauß-KrügerKoordinatensystem übernommen werden. Zur Lokalisierung der Standorte im Gelände erfolgte die Nutzung eines GPS Gerätes der Fa. Garmin vom Typ GPSmap 60CSx bzw. der erfassten Koordinaten mittels BATlogger. Die Ergebnisse über das GPS-Computerprogramm von GARMIN wurden grafisch dargestellt.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 15 5. Ergebnisse 5.1. Historische Ergebnisse Aus dem bearbeiteten Untersuchungsgebiet liegen keine punktgenauen und methodisch nachvollziehbaren Ergebnisse zu bisherigen Erfassungen von Fledermäusen vor. Von insgesamt 16 potentiell in weiten Teilen Norddeutschlands vorkommenden Arten konnten in der Vergangenheit im Bereich südlich von Schwerin bzw. im Gebiet der Lewitz 15 Fledermausarten festgestellt werden (Tab. 1). Konkrete punktgenaue Daten aus dem Bereich des Untersuchungsraumes liegen z.z. nur wenige vor. Die vorhandenen Verbreitungskarten in Westmecklenburg zeigten besonders im Bereich südlich von Schwerin Nachweislücken. Sie lassen die Frage offen, ob ein Bereich ohne Nachweise nicht untersucht wurde oder ob es in diesen Bereichen die jeweiligen Fledermausarten nicht gibt. Für den betroffenen kleinräumigen Untersuchungsraum hat diese Darstellung keine hinreichende Relevanz. 5.2. Aktuelle Ergebnisse Insgesamt konnten im Untersuchungsraum bei 6 Begehungen 7 von 16 im Raum von Schwerin vorkommende Fledermausarten erfasst werden. Das entspricht 43,7 % der in M-V nachgewiesenen Fledermausarten. Damit liegt die Nachweisquote für das Untersuchungsgebiet im Verhältnis zu anderen Untersuchungen in Norddeutschland auf ähnlichem Niveau. Insgesamt erfolgten 116 Einzelnachweise (Abb. 9 und Tab.2). Am häufigsten konnte die Rauhhautfledermaus mit 37-mal nachgewiesen werden. Der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) wurde insgesamt 29 und die Zwergfledermaus 18-mal nachgewiesen. Nachweise der Fransenfledermaus (Myotis nattereri) erfolgten 6-mal und des Braunen Langohrs (Plecotus austriacus) 7-mal. Fledermausarten nach den FFH - Richtlinien nach Anhang II wurden nicht nachgewiesen. Aufgrund der Ultraschallerfassung sind bei der Gattung Pipistrellus Überschneidungen der Ruffrequenzen möglich, die bei unsauberem bzw. gestörtem Empfang nicht eindeutig einer konkreten Art zuzuordnen waren. Dadurch können die Nachweiszahlen etwas abweichen. Im Vergleich zu anderer Untersuchungen mit identischer Me-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 16 thode kann davon ausgegangen werden, dass das Verhältnis der Nachweiszahlen der drei erfassten Arten innerhalb der Gattung Pipistrellus der Realität nahe kommt. n ges. = 116 40 37 35 30 29 25 20 19 15 10 5 0 10 7 8 6 0 0 0 As Bf B L Ff Kl As Mü GrBa Rh Wf Zwgf Abb. 13: Gesamtnachweise der Fledermausarten Die Nachweise konzentrieren sich auf die Randbereiche des Untersuchungsraumes. Diese Häufung hat unter anderem ihre Ursache in der Überschneidung der Flugrouten entlang der Wirtschaftswege, die durch Waldränder und partielle Heckenabschnitte flankiert werden. Die außerhalb des Untersuchungsraumes vorhandenen Baumvegetationsinseln und Ortslagen müssen als Teil des Lebensraums der Fledermäuse mit angesehen werden, weil der Aktionsräume der einzelnen Fledermauszönosen teilweise beträchtlich über den Untersuchungsraum hinausreichen. Insgesamt ist hinsichtlich der Raumnutzung von erfassten Fledermäusen ein Trend erkennbar, der zeigt, dass besonders der nördliche Teil des Untersuchungsraumes mehr als der südliche Teil genutzt wird. Dabei konnte festgestellt werden, dass häufiger Flugbewegungen in bzw. aus Richtung Westen nach Osten und umgekehrt registriert werden konnten (Abb. 16).

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 17 16 14 12 11 15 14 Anteil der Nachweise an den Untersuchungsorten 12 n = 116 10 8 6 4 4 4 6 6 5 8 7 8 6 5 5 2 0 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 Nr. d.untersuchungsorte Abb. 14: Darstellung aller Nachweise im Bereich der Untersuchungsorte im Untersuchungsgebiet. Zwgf 16% Dominanz n = 116 As 25% Bf 9% Rh 32% B L 6% Mü 7% Ff 5% Abb. 15; Nachweishäufigkeiten der Fledermausarten in Abhängigkeit vom Untersuchungsort Da Fledermäuse sich vorwiegend entlang der linienartigen Vegetationsstrukturen bewegen, ist anzunehmen, dass dieser Bereich vorwiegend als Verbindungskorridor

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 18 zwischen potentiellen Sommerquartieren und Jagdhabitaten dient. Diese scheinen sich außerhalb des Untersuchungsraumes zu befinden. Mit dem BAT-Detektor konnten diese Bewegungen deutlich erfasst werden. Abb. 16: Auf der Basis der Nachweise und der festgestellten Flugrichtungen dargestellte Flugkorridore im Untersuchungsraum 5.2.1. Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) Im Untersuchungsraum konnte der Abendsegler insgesamt 29-mal mittels Detektor und Sichtbeobachtung nachgewiesen werden. Besonders häufig konnte er im östlichen Teil nahe des Heizwerkes bzw. der Schwimmhalle nachgewiesen werden. Im Bereich des Untersuchungsraumes konnten keine Möglichkeiten für eine Überwinterung in einem entsprechenden Winterquartier gefunden werden. Im Randbereich im und besonders außerhalb des Untersuchungsraumes sind in den Waldstrukturen potentielle Fledermausquartiere vorhanden, die allerdings vorwiegend mehr sporadisch genutzt werden. Sie können als potentielle Sommerquartiere angesehen werden. Wochenstuben konnten im vorgegebenen Untersuchungsraum nicht festgestellt wer-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 19 den. Für den Abendsegler stellen Entfernungen ins Umland und in andere geeignete Habitatstrukturen aufgrund seines Flugvermögens kein Problem dar. Abb. 17: Nachweise des Gr. Abendseglers im Untersuchungsraum unter Berücksichtigung der Rufintensität Der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) zählt in M-V und deutschlandweit zu den größten Fledermausarten und ist am weitesten verbreiteten (DIETZ 2007). Der Lebensraum befindet sich vorwiegend in waldähnlichen Strukturen. Als Quartier nutzt er vorwiegend Baumhöhlen. Nach verschiedenen Untersuchungen ist der Gr. Abendsegler eine sehr mobile Art, die neben weiten täglichen Jagdflügen auch im Herbst lange Flugstrecken in Richtung Südwest in die Winterquartiere bis nach Spanien zurücklegen kann.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 20 5.2.2. Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Insgesamt erfolgten an 6 Untersuchungsorten 10 Nachweise der Breitflügelfledermaus. Sie befinden sich ausschließlich im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes entlang der linienhaften Vegetation. Diese Konzentration der Nachweise im nördlichen Teil des Untersuchungsraumes hängt wahrscheinlich von der windgeschützten Lage aus nordwestlicher Richtung dieses Raumes ab. Abb. 18: Nachweise der Breitflügelfledermaus im Untersuchungsraum Außerhalb des Untersuchungsraumes sind bisher Nachweise der Breitflügelfledermäuse aus dem Gebiet des Großen Dreesch sowie den Göhrener Tannen bekannt. Bei dieser Art ist ebenfalls festzustellen, dass sie in der Regel hoch fliegt und deshalb schwer nachzuweisen ist. Hier stellt die Flughöhe in Hinsicht auf die geplante Photovoltaik kein potentielles Konfliktpotential dar. Aufgrund der relativ kleinen Untersuchungsgebietsfläche und den angrenzenden Landschaftsstrukturen kann da-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 21 von ausgegangen werden, dass die Breitflügelfledermaus in ihrer Raumnutzung nicht durch die geplante Anlage beeinträchtigt wird. Es ist davon auszugehen, dass die Nachweise auf eine regelmäßige Nutzung des untersuchten Raumes schließen lassen. Die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) ist eine der größten und schwersten Fledermausarten in Mitteleuropa. Sie ist über ganz Süd und Mitteleuropa verbreitet. Nachweise besonders aus Südskandinavien häufen sich in den letzten Jahren. In Deutschland zeigt die Verbreitungskarte östlich der Elbe eine flächendeckende Verbreitung der Breitflügelfledermaus. 5.2.3. Braunes Langohr (Plecotus auritus) Aufgrund der recht leisen Rufe sind die Ultraschallrufe kaum weiter als 35 m zu erfassen. Dadurch konnte in der Vergangenheit kein vollständiges Verbreitungsbild ermittelt werden. Im Rahmen dieser Untersuchungen erfolgten insgesamt 10 Nachweise des Braunen Langohrs mit dem BAT-Detektor. Mittels BATlogger konnten in den Randbereichen mit dichten Gehölzstrukturen weitere Nachweise erbracht werden, die sich allerdings außerhalb des Untersuchungsraumes befanden. Diese konzentrieren sich auf den westlichen Teil und nördlichen Randbereich des Untersuchungsgebietes und dort auf kleine dichte Vegetationsgruppen. Diese Art bewohnt vorwiegend Wälder mit dichten Unterholzbeständen. Sie nutzt dichte, linienhafte Vegetationsstrukturen, wie diese im östlichen Teil des Untersuchungsgebiets und auch außerhalb des untersuchten Raumes existieren. Aufgrund der Lage dieses Gebietes sind auch für Braune Langohren Baumhöhlen als Sommerquartier und Wochenstube in den außerhalb des untersuchten Raumes hinreichend in den Baumbeständen vorhanden. Es ist anzunehmen, dass diese Art besonders in der Umgebung in Kellern und möglicherweise noch existierende alte Bunkeranlagen überwintert. Wochenstuben und Sommerquartiere konnten aufgrund der späten Auftragserteilung im Untersuchungsraum nicht gefunden werden.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 22 Abb. 19: Nachweise des Braunen Langohres im Untersuchungsraum Abb. 20: Braune Langohren mit unter die Flugorgane geklappten Ohren Erkennbar ist diese Fledermausart an ihren großen Ohren. Ein Konflikt mit Solaranlagen wird nicht gesehen, da das Braune Langohr nur in geringer Höhe bis max. 15 m fliegt und sehr wendig ist. Diese Fledermausart ist typisch für dichte Waldstukturen, in denen sich diese Art aufgrund ihres empfindlichen Ortungssystems gut orientieren kann.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 23 5.2.4. Fransenfledermaus (Myotis nattereri) Insgesamt wurde die Fransenfledermaus 6-mal akustisch erfasst. Die Nachweise sind gleichmäßig über dem gesamten Untersuchungsraum verteilt. Die Fransenfledermaus besiedelt sowohl Waldstrukturen als auch urbane Bereiche. Sommerhabitate befinden sich in der Regel vorwiegend in offenen Waldstrukturen. Im Herbst wandert die Fransenfledermaus bis etwa 200 km zu den Winterquartieren, die sich vorwiegend in feuchten Kellergewölben, Bastionen oder Höhlen befinden. Ihre Jagdgebiete beschränken sich nicht nur auf die Waldbereiche, sondern auch auf den zentralen Bereich des Untersuchungsgebietes. Es muss deshalb davon ausgegangen werden, dass diese Art nur den Untersuchungsraum von und zu den Nahrungshabitaten bzw. zu den Sommerquartieren nutzt. Auch reich strukturierte, halboffene Parklandschaften mit Hecken, Baumgruppen und Streuobstwiesen werden durch diese Art zur Jagd genutzt. Abb. 21: Nachweisorte der Fransenfledermaus

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 24 Abb. 22: Porträt einer Fransenfledermaus. Deutlich ist der bis zur Hälfte des Ohres reichende Tragus zu erkennen. Die Fransenfledermaus gehört zu den mittelgroßen Fledermausarten. Sie ist schwer nachzuweisen, da die Ortungsrufe sehr leise und leicht mit anderen Myotis-Arten (u.a. M. daubentoni, M. brandti und M. mystacinus) zu verwechseln sind. Aufgrund der Raumnutzung der Fransenfledermaus kann davon ausgegangen werden, dass diese Art durch die direkten Wirkungen von Solaranlagen nicht bzw. nur im geringen Maß gefährdet ist. Die Verbreitung der Fransenfledermaus (Myotis nattereri) erstreckt sich über ganz Europa. Die Nachweise reichen bis zum 60-sten nördlichen Breitengrad. In Niedersachsen wurde sie entsprechend der Habitatausstattung unterschiedlich nachgewiesen. Die Verbreitungskarte von M-V weist zwar große Lücken dieser Art auf, aber diese sind wahrscheinlich methodisch bedingt, weil diese Art ähnlich dem des Braunen Langohrs sehr leise ruft und deshalb problematischer zu erfassen ist. In Auswertung der eigenen Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass die Fransenfledermaus auch in den angrenzenden Gebieten außerhalb des Untersuchungsraumes verbreitet ist. 5.2.5. Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) Im vorgegebenen Untersuchungsraum wurde die Mückenfledermaus, die auch als 55 khz Pipistrellusart bezeichnet wird, insgesamt 8-mal nachgewiesen. Diese konzentrieren sich auf die Baum- und Gebüschvegetation besonders im östlichen Teil des Untersuchungsraumes (Abb. 23).

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 25 Das Verhalten der Mückenfledermaus kann mit dem der Zwergfledermaus verglichen werden. Häufig sind beide Arten im gleichartigen Habitat nachzuweisen. Sie nutzen vorwiegend vegetationsreiche Strukturen aber auch urbane Bereiche. Die Rufe sind leise und besonders in dichten Wäldern schwer zu empfangen. Zur Verbreitung in Mecklenburg, Norddeutschland und europaweit können gegenwärtig keine konkreten Angaben gemacht werden, da die Mückenfledermaus bisher häufig nicht genau erkannt und deshalb als Zwergfledermaus bestimmt wurde. Abb. 23: Nachweise der Mückenfledermaus Die Mückenfledermaus wird erst seit wenigen Jahren als eigene Art (Pipistrellus pygmaeus) anerkannt. Ursprünglich erkannte man nicht, dass die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) eine sehr ähnliche Art ist. Zuerst bezeichnete man die inzwischen beschriebene Mückenfledermaus als 55 khz Zwergfledermaus, ehe diese Art systematisch beschrieben wurde (MAYER et al. 2001). Aufmerksam wurde man erst mit der Einführung des BAT-Detektors in der Feldforschung. Diese Fledermausart ist etwas kleiner als die Zwergfledermaus und ihr äußerlich sehr ähnlich.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 26 Erst seit etwa 2006 wird diese Art bei Kartierungsarbeiten besonders aufgeführt. Man stellte fest, dass Zwergfledermäuse verschiedene Ruffrequenzen haben. Einmal bewegten sich die Laute bei einzelnen Tieren um die 45 khz und bei anderen Tieren stellte man 55 khz fest. Inzwischen wurden neben genetischen auch morphologische Unterschiede festgestellt. So liegen die Rufe der neu beschriebenen Art Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) bei etwa 55 khz. Sie können allerdings ihre Ruffrequenz sehr variieren, was die Nachweisbarkeit erschwert. Morphologisch kann man die Unterschiede anhand der so genannten Flügelfelderung und der Penisform erkennen. 5.2.6. Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) Die Rauhhautfledermaus konnte regelmäßig nachgewiesen werden. Insgesamt erfolgten 37 Nachweise mittels BAT-Detektor. Besonders im östlichen Bereich des Untersuchungsraumes ist eine Konzentration der Nachweise festzustellen. Die Rauhautfledermäuse bevorzugen als Lebensraum strukturreiche Landschaften. Ihre Wochenstuben befinden sich häufig in Bungalows und in Siedlungsbereichen. Diese Art jagt häufig in Gartenanlagen zwischen Wohnbebauung. In urbanen Bereichen ist sie häufig anzutreffen. In M-V und speziell im Raum der Stadt Schwerin ist diese Art bisher am häufigsten nachgewiesen worden. In Baumhöhlen und des Öfteren in Fledermauskästen sind Rauhhautfledermäuse zu finden. Eine Vergesellschaftung mit Zwerg- und Kleinen Bartfledermäusen in den Sommerquartieren ist keine Seltenheit. Aufgrund der häufigen Nachweise konnten keine konkreten Wanderkorridore ermittelt werden. Diese Art scheint das gesamte Untersuchungsgebiet zu nutzen. Über Herbstwanderungen sind nur die Orte der Fernfunde auf Grund der Beringungsdaten bekannt. Über die Flugrouten und Flughöhen bei dieser Wanderung ist nichts bekannt. Verwechslungen mit der Zwerg- oder Mückenfledermaus sind besonders mittels Detektorerfassung möglich, aber mittels BATlogger und Computeranalyse inzwischen stark eingeschränkt. Entscheidend für die eindeutige Artbestimmung ist das Maß des 5. Fingers (siehe STRESEMANN 1974). Dieser ist bei der Rauhhautfledermaus et-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 27 was länger als bei den Mücken- und Zwergfledermäusen und beträgt mindestens 42-43 mm. Abb. 24: Nachweisorte der Rauhhautfledermaus Die z.z. aktuelle Verbreitungskarte des Landes M-V lässt eine gleichmäßige Verbreitung der Rauhhautfledermaus erkennen. Die hohe Zahl der Nachweise im Rahmen dieser Untersuchungen wird durch die gleichmäßige Verbreitung dieser Art zumindest in Westmecklenburg bestätigt. 5.2.7. Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist die kleinste heimische Fledermausart. Sie ist über ganz Europa verbreitet und sucht besonders die Nähe der menschlichen Behausungen und die Gebäude auf. Zwergfledermausinvasionen in Wohnräumen im Herbst sind keine Seltenheit. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Parks, Gärten, Obstplantagen und Offenlandschaften.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 28 Insgesamt konnte die Zwergfledermaus 19-mal mittels Ultraschallerfassung nachgewiesen werden. Hierbei sind allerdings die Schwierigkeiten der Erfassung zu nennen, die durch den leisen Ruf die Zwergfledermaus, der kaum weiter als 20 bis 30m zu empfangen ist, begründet. Es muss deshalb angenommen werden, dass Zwergfledermäuse häufiger vorkommen, als es die Nachweise erscheinen lassen (BINNER 1999). Die Nachweise der Zwergfledermaus erfolgten im gesamten Bereich des Untersuchungsraumes. Die Nachweisorte der Zwergfledermaus sind im östlichen Teil des Untersuchungsgebietes konzentriert. Einzelnachweise erfolgten an der nördlichen und nahe der westlichen Grenze des Untersuchungsraumes. Es zeigt sich, dass eine Strukturierung der Landschaft, wie sie das Untersuchungsgebiet aufweist, von der Zwergfledermausart bevorzugt wird. Abb. 25: Nachweisorte der Zwergfledermaus

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 29 5.3. Erfassung von potentiellen Quartieren Im Untersuchungsgebiet konnten zwei potentielle Formen von Fledermausquartieren gefunden werden. Das sind 1. die Dachbereiche der Gebäude, sowie 2. Baumhöhlen im und außerhalb des Untersuchungsraumes. Von den nachgewiesenen Fledermausarten bevorzugten besonders die Arten der Pipistrellus-Gattung die Dachbereiche der Gebäude als Sommerquartiere. Die meisten Dachbereiche sind durch Aluminiumprofile für die Aufnahme von Solarmodulen abgedeckt. Dadurch können kleinere Fledermausarten die Hohlräume unter dieser Dachabdeckung als Sommer- bzw. Tagesquartier nutzen. Abb. 26: Gebäude mit flachen Satteldächern bieten Fledermäuse günstige Quartierbedingungen Abb. 27: Innenansicht mit ausgebauten und zugänglichen Dachbereichen Insgesamt konnten im Untersuchungsraum verschiedene Baumhöhlen erfasst werden, die als Fledermausquartier geeignet erschienen. Bei genauer Betrachtungsweise zeigte sich, dass diese Höhlen nur als Tagesquartier geeignet sind. Das bedeutet, dass diese Höhlen von kleineren Fledermausgruppen genutzt werden können. Aufgrund der Altersstruktur der Bäume könnten sich entsprechende Ausformungen in einigen Jahren entwickeln, die durch kleine Fledermausarten als Wochenstuben genutzt werden könnten.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 30 Die Erfassung durch Sicht- und akustische Analyse zeigte eine sehr unterschiedliche Besetzung der im Bereich des Untersuchungsraumes befindlichen Quartiere durch Fledermäuse. Als Winterquartiere scheinen die gefundenen Baumhöhlen nicht geeignet zu sein, weil eine Durchfrostung der Bäume nicht ausgeschlossen werden kann (siehe Abschnitt 5.4). Die Temperierbarkeit dieser vorhandenen Höhlen sind aufgrund der thermophysikalischen Eigenschaften der unterschiedlichen Holzarten und deren Stammholzvolumen ebenfalls zu differenzieren (STRATMANN 2008). Deshalb sind Aussagen zur Nutzung dieser Höhlen durch Fledermäuse als Winterquartier nur durch direkte endoskopische Untersuchungen in den Wintermonaten möglich. Der Baumbestand im Untersuchungsraum ist relativ jung. Einzelne alte Bäume sind vorhanden, werden aber durch Fledermäuse nur als Sommer- bzw. Übergangsquartier genutzt. Abb. 28: Baumhöhle mit Fledermauswochenstube Abb. 29: Wochenstube des Braunen Langohres

Seite -31 Fledermauszönosen Ortsumgehung Schwerin B 104 Abb. 30: Potentielle Fledermaushöhlen 5.4. Abb. 31: Diese Fledermaushöhle in einer Birke dient als Tagesquartier und ist sehr klein Bewertung Winterquartiere: Winterquartiere konnten aufgrund des vorgegebenen Untersuchungszeitraumes nicht ermittelt werden. Wochenstuben: Aufgrund der Kenntnisse zur Verbreitung der Fledermäuse im Bereich südlich von Schwerin kann davon ausgegangen werden, dass zwischen der B 106 und der Störniederung zahlreiche Wochenstuben existieren. Die Entfernungen zu potentiellen Wochenstuben in Gebäuden und Bäumen ist aufgrund der bekannten Aktionsräume der heimischen Fledermäuse überwindbar. Im Untersuchungsraum konnten allerdings keine Wochenstuben ermittelt werden. Jagdverhalten: Der Jagdflug beginnt in der Regel in der Zeit des Sonnenuntergangs und endet mit dem Sonnenaufgangs. Je nach Fledermausart werden unterschiedliche strukturierte Habitate genutzt. Das Jagdverhalten ist vom Verhalten der Insekten, die den Fledermäusen als Nahrung dienen, abhängig. Die-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 32 ses Verhalten hängt wiederum von der Wetterlage ab. Besonders die unterschiedlichen Windverhältnisse sind Ursache für die Konzentration der Insekten in bestimmten windgeschützten Räumen. Hier spielen die Flughöhen und Flugräume der Insekten in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit eine entscheidende Rolle. Genau diese Bereiche ohne bzw. mit geringer Windbeeinflussung z.b. Waldlichtungen- und schneisen, werden durch die Fledermäuse zur Jagd häufig genutzt. Im untersuchten Gebiet existieren mehrere dieser Bereiche, die als Jagdgebiet geeignet erscheinen. Die Nachweisorte aller erfassten Fledermäuse bzw. arten zeigen eindeutige Konzentrationen von Nachweisen im Bereich geeigneter Jagdhabitate. Sommerquartiere: In den letzten Jahren zeigen Forschungsergebnisse, dass als Sommerquartiere verschiedenste Höhlen und Nischen in Gebäuden und Bäumen durch Fledermäuse genutzt werden. Dabei sind nur bedingt Regelmäßigkeiten festzustellen. Entsprechend den Jagdgebieten nutzen sie diese sich in deren Nähe von Jagdhabitaten befindlichen Quartiere. Bei diesen Flügen nutzen die meisten Fledermausarten lineare Landschaftselemente zur Orientierung. Das bedeutet, dass sie, jeweils artabhängig, nicht in größere Höhen fliegen, sondern innerhalb der Vegetationsstrukturhöhen bleiben. Dort sammeln sich die Insekten und werden nicht verdriftet, Die täglichen Jagdzeiten sind dann abhängig von der Art und der Zeit des Sonnenuntergangs (siehe Anschnitt 5.4) und der Windstärke und Windrichtung zum Jagdgebiet. Paarung: Die Paarung und der Paarungsflug finden im Herbst statt. Dann sind keine gerichteten Wanderwege erkennbar. Die Aktivitätszeiten beginnen während dieser Zeit in der Regel mit dem Sonnenuntergang. Diese Zeit ist für die Fledermäuse als kritisch anzusehen, da nicht mehr das Verhalten der Nahrung bestimmend für die Flüge der Fledermäuse ist, sondern das Verhalten der Paarungspartner. Während dieser Zeit kann eine erhöhte Gefährdung der Fledermäuse auftreten, wenn sie durch dieses Verhalten Flughöhen erreichen, in denen Prädatoren, wie die heimischen Greifvögel, eine Gefahr darstellen. Das Paarungsverhalten konnte aufgrund des vorgegebenen Untersuchungszeitraumes nicht vollständig erfasst werden.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 33 Wanderung in die Winterquartiere: Zu den Herbstwanderungen der Fledermäuse existieren gegenwärtig nur begrenzte Erkenntnisse. Auf der Basis von Beringungen ist bekannt, wohin die Fledermäuse in die Winterquartiere fliegen. Wie das im Detail passiert und welche genauen Zugkorridore die wandernden Fledermäuse nutzen und in welchen Höhen sie fliegen, ist kaum bekannt. Beringungen von Fledermäusen geben Hinweise zu den Zielorten der Wanderungen und über die Altersentwicklung der einzelnen Tiere Auskunft. Rückschlüsse über die Wanderkorridore bzw. -gebiete können großräumig nicht gezogen werden. Herbstaktivitäten: Im Herbst zwischen September und Dezember ist je nach Fledermausart die Paarungszeit. Diese Flugaktivitäten werden häufig als schwärmen bezeichnet. Unterschiede zwischen den Jagdflügen und den Paarungsflügen sind nicht realistisch mittels bioakustischen Erfassungsmethoden zu differenzieren. Auch hier stellt das Problem der individuellen Unterscheidung der Tiere auf der Basis der Ultraschalllaute die Grenzen dieser Methode dar. Die Betroffenheit der Fledermäuse durch Solar- bzw. Photovoltaikanlagen ändert sich im Jahresverlauf entsprechend der Grafik (Abb. 26). Dabei sind zwei wesentliche Kriterien zu beachten, in deren Abhängigkeit eine mögliche Beeinflussung des Verhaltens der Fledermäuse betrachtet werden muss. Einmal sind das die Aktivitätszeiten der Fledermäuse, die in der Regel erst mit dem Sonnenuntergang einsetzten und in den frühen Morgenstunden enden. Zum anderen stehen die Spitzenzeiten der Energieverbraucher dem gegenüber. Diese liegen nur in wenigen Monaten des Jahres im gleichen Tageszeitraum, in dem die Fledermäuse aktiv sind. Das sind vorwiegend die Abendstunden und die Nächte. Diese Abhängigkeit kann einmal von der Tageshelligkeit, dem Zeitpunkt des Sonnenauf und Sonnenuntergangs sowie der Windrichtung und der Windstärke und den damit verbundenen Aktivitäten der Insekten abgeleitet werden. Entsprechend der Jahreszeiten haben die Solar- bzw. Photovoltaikanlagen im Winter zwischen November und März keinen Einfluss auf Fledermäuse, weil sich die Tiere in dieser Zeit im Winterschlaf in entsprechenden Hohlformen befinden. Dann halten Fledermäuse Winterschlaf. In der Zeit der Sommersonnenwende ist die Tageshelligkeit so lang, dass Fledermäuse erst gegen 22 Uhr ihre Tagesquar-

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 34 tiere zur Jagd verlassen. Zu dieser Zeit wird in den Sommermonaten sehr wenig Energie verbraucht. Abb. 32: Zusammenhang von Fledermausaktivitäten, Tageszeit und Spitzenverbrauchszeiten 5.5. Einschätzung der Auswirkungen des Vorhabens Aufgrund der Erfassungsergebnisse und der Habitatanalyse ist davon auszugehen, dass der untersuchte Raum für Fledermäuse als Lebensraum gut geeignet ist. Die Verteilung der Nachweise konzentriert sich besonders auf die nördlichen und östlichen Randbereich des Untersuchungsraumes. Die Baum- und Gebüschinseln und Hecken bieten für Fledermäuse im Untersuchungsraum Leitlinien, die es den Tieren ermöglichen, geeignete Habitatstrukturen auch außerhalb des Untersuchungsraumes zu erreichen. Diese Strukturen bieten zudem bei entsprechenden Wetterbedingungen für die Nahrung der Fledermäuse geeignete Bereiche. Das zeigt sich am Nutzungsbild des Untersuchungsraumes.

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 35 Abb. 33: Die Kollisionswahrscheinlichkeit von Fledermäusen mit modernen leistungsfähigen Solaranlagen ist gering, weil die Flughöhen der Insekten mehrere Meter über den Solarmodulen liegt Im Bereich der inzwischen aufgestellten Solarmodule konnten keine Konflikte zwischen Fledermäusen und Modulen erkannt werden, was sich auch in der sehr spärlichen Literatur hinsichtlich der Gefährdung der Fledermäuse im Zusammenhang mit Solaranlagen ersichtlich wird. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass nur eine geringe Gefährdung der vorkommenden Fledermausarten existiert, die im Verhältnis zur Gefährdung der Fledermäuse durch Prädatoren als sehr gering angesehen werden muss. 6. Diskussion 6.1. Erfassungsmethoden Die Erfassung von Fledermausarten und deren Aktivitäten im Freiland beruht auf Methoden, deren Begrenztheiten zum einen physikalisch-technischer Natur sind

Fledermauserfassung Blücherkaserne Stern Buchholz Seite - 36 und zum anderen auf dem immer noch relativ geringen Kenntnisstand zum Verhalten der Fledermäuse im Verhältnis zu anderen Tiergruppen basiert. Die Methode zur Erfassung der Arten und deren Aktivitäten mit dem BAT-Detektor oder mit Horchboxen haben ebenso ihre Grenzen, wie z.b. der Fang mit Netzen. Bei der Detektormethode ist es besonders die teilweise relativ geringe Reichweite des empfangenen Ultraschallsignals der Fledermäuse, die eine umfassende Bewertung der Nachweise kaum zulässt. Als problematisch erweist sich bei der Erfassung häufig der dichte Baumbewuchs im Habitat. Im Wald lebende Fledermausarten, wie z.b. das Braune Langohr, rufen so leise, dass der Erfassungsradius bei dieser Art kaum größer als 30 m ist. Bei laut rufenden Fledermausarten beträgt die Reichweite eines verwertbaren Signals selten mehr als 100 m. Somit sind nur wenige Informationen zu den Teilbereichen der Fernwanderung einzelner Fledermausarten zu erhalten. Es sind keine individuellen Unterscheidungen der einzelnen fliegenden Tiere möglich. Einige Autoren beschreiben in diesem Zusammenhang Aktivitäten von Fledermäusen in konkreten Entfernungen zum Aufnahmegerät. Das sind meistens nur so genannte Schätzungen, die auf keinen standardisierten und nachvollziehbaren Parametern bzw. Methoden beruhen. Horizontale Peilungen werden häufiger durch Vegetation oder Gebäude behindert. Ein genauer aktueller Standort kann nicht ermittelt werden, weil die Tiere mit bis zu 70 km/h am aktuellen Untersuchungsort vorbei fliegen. Eine Kreuzpeilung, wie das bei der Telemetrie möglich ist, ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ohne automatische Erfassung der Orientierungsrufe sowie Peilung und Nachführung der Empfangseinrichtung gegenwärtig mit vertretbarem Aufwand nicht möglich! Bei der Nachweisführung handelt es sich demnach immer um Einzelbeobachtungen, deren Verallgemeinerung nicht unkritisch gesehen werden kann. Damit ist nur der Nachweis eines Individuums in einem bestimmten Raum zu einem erfassbaren Zeitpunkt möglich. Diese objektiven Erfassungsweiten wurden bei verschiedenen Fledermausarten experimentell ermittelt. Sie sind bei verschiedenen Geräten gleichen Typs oder verschiedenen Gerätetypen großen Schwankungen unterworfen. Über eine Entfernung von mehr als 100 m ist eine Erfassung selbst von großen fliegenden Arten, wie Gr. Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Großes Mausohr,