AEOI - Ein weiterer Baustein auf dem Wege der sicheren Besteuerung von Kapitalerträgen im globalen Umfeld
Hintergrund Im Oktober 2014 kamen in der Bundeshauptstadt mehr als 300 Vertreter von Finanzministerien und Steuerbehörden aus 101 Ländern zur Jahrestagung des Globalen Forums für Transparenz und Informationsaustausch für Besteuerungszwecke zusammen. Bei dem Treffen bekannten sich die Anwesenden zu dem Globalen Reporting Standard AEOI (Automatic Exchange of Information). Dieser Standard regelt den automatischen Austausch von Informationen zu Finanzkonten und ermöglicht den anwendenden Staaten eine effektive Besteuerung von im Ausland erzielten Einkünften. 80 Mitglieder des Forums erklärten sich bereit, diesen Standard zügig in ihr nationales Recht zu implementieren und bis 2017 umzusetzen. Dann beginnt der jährliche Austausch von Informationen über Zinserträge, Dividenden, Veräußerungserlöse aus Finanzanlagen und Werte eines Kontos/Depots. Die OECD hat den Standard in enger Abstimmung mit der Europäischen Union entwickelt und im Juli 2014 veröffentlicht. Mit der Überführung in innerstaatliches Recht dürfte AEOI die bestehende EU-Zinsrichtlinie mittelfristig ablösen. Zu den ersten Anwendern des neuen Standards gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Aber auch Steueroasen wie Liechtenstein und Luxemburg haben das Abkommen unterzeichnet. Die Schweiz signalisierte ebenfalls die Unterzeichnung und wird 2018 mit dem Informationsaustausch beginnen. Vorteile für die Finanzbehörden Durch den zukünftigen Informationsaustausch wird es für die Finanzbehörden deutlich einfacher, steuerrelevante Informationen aus dem Ausland zu erhalten. Der umstrittene Ankauf von Steuerdaten-CDs ist dann in den Ländern, die diesem Abkommen zustimmen, nicht mehr erforderlich. Abb. 1: Schema des Datenaustausches Hat ein Konto bei einer Bank in Land B Bürger in Land A Bank in Land B Kann ausländische Finanzkontendaten des Bürgers prüfen Behörde in Land A Behörde in Land B Meldet Finanzkontendaten von Bürger in Land A Leitet Informationen automatisch elektronisch weiter @Capgemini 2015 2 AEOI - Ein weiterer Baustein auf dem Wege der sicheren Besteuerung von Kapitalerträgen im globalen Umfeld
Application Services the way we see it Das Bankgeheimnis, wie wir es bisher gekannt haben, gehört mit Einführung von AEOI der Vergangenheit an und für Steuerhinterzieher wird es schwerer, ihre Einkommen vor dem Fiskus zu verbergen. Mit den gelieferten Finanzinformationen sind Steuerbehörden zukünftig in der Lage, die Einträge von Steuerpflichtigen auf Richtigkeit und Vollständigkeit zu überprüfen. Ähnlichkeiten mit FACTA Der weltweite gemeinsame Meldestandard (Common Reporting Standard CRS) für AEOI ist den bekannten Anforderungen des Foreign Account Tax Compliance Act kurz FATCA sehr ähnlich und enthält umfangreiche Sorgfaltspflichten, die die Finanzinstitute gegenüber ihrer nationalen Steuerverwaltung einzuhalten haben. Abb. 2: Wesentliche Eckdaten zum AEOI 1) Betroffen sind Konten von natürlichen Personen als auch solche von Rechtsträgern 2) Der CRS sieht keinen Mindestkontenstand für die Meldepflicht vor 3) Meldepflichtige Informationen sind insbesondere Zinsen, Dividenden, Veräußerungserlöse, Einkünfte aus bestimmten Versicherungsverträgen und der Wert des Kontos/ Depots/ Versicherungsvertrages zum Ende des Jahres, für das Informationen ausgetauscht werden 4) Konten, die ab dem 1. Januar 2016 eröffnet werden, sind nach den neuen Anforderungen identifizieren; Konten, die zum 31. Dezember 2015 bereits eröffnet sind, gelten als Altbestandskonten 5) Altbestandskonten von hohem Wert sind bis zum 31. Dezember 2016 zu identifizieren und dokumentieren, für alle anderen Konten besteht eine Frist bis zum 31. Dezember 2017 6) Informationen zu Konten, die zum 31. Dezember 2016 als meldepflichtig identifiziert wurden, sind im September 2017 erstmals zu melden 7) Informationen zu Altbestandskonten von niedrigem Wert sowie Altbestandskonten von Rechtsträgern, die bis zum 31. Dezember 2017 zu identifizieren und dokumentieren sind, werden im September 2018 erstmals gemeldet @Capgemini 2015 Die neuen Regeln zeigen erhebliche Melde- und Mitwirkungspflichten der Institute. Wegen der engen Anlehnung des neuen Reporting Standards an FATCA bietet es sich an, Synergien zu nutzen. Gegenüber FATCA bietet der CRS den Vorteil, dass er bei der Ermittlung der steuerlichen Ansässigkeit nicht auf die Staatsangehörigkeit abstellt. Der automatische Informationsaustausch von Informationen nach dem CRS ist deutlich standardisiert, ermöglicht es aber, bestimmte nationale Besonderheiten angemessen zu berücksichtigen. Datenformate und Übertragungsstandards werden einheitlich festgelegt. Finanzinstitute erhalten die technischen Informationen, die für eine schnelle und kostengünstige Implementierung der erforderlichen Verfahren notwendig sind. Bei Konten von hohem Wert 1 müssen elektronische Datensätze und aktuelle Kundenstammakten ausgewertet werden. Solange dabei keine meldepflichtigen Indizien festgestellt werden, sind weitere Maßnahmen nur erforderlich, wenn sich die Gegebenheiten ändern und das Institut davon erfährt. 1 Konto mit einem Saldo/Wert von > 1 Mio. US $ zum 31. Dezember eines Jahres 3
Unterschiede zu FACTA AEOI wird für immer mehr Finanzinstitute gelten und zu vielen weiteren berichtspflichtigen Konten führen. Aber AEOI ist nicht einfach FATCA 2.0 oder GATCA 2. In manchen Teilen werden die bereits für FATCA entwickelten Lösungen nicht mit denjenigen für AEOI vereinbar sein und die Betroffenen stehen vor der doppelten Herausforderung, auf beide Anforderungen zu reagieren. Auf funktionaler Ebene sind die Anforderungen denen unter FATCA sehr ähnlich. Nun ist aber der Umfang nicht mehr auf US-Personen beschränkt, sondern erstreckt sich auf alle nichtgebietsansässigen Kunden mit ausländischem Steuerdomizil. Herausfordernd ist es, alle im Rahmen eines Engagements bestehende Geschäfte zu dokumentieren, denn die FATCA-Summengrenzen, die Kunden von der Betrachtung ausnehmen, existieren nicht mehr. Was ist zu tun? Die Umsetzung der neuen Anforderungen bedarf einer grundsätzlichen Überprüfung der Prozess- und IT-Landschaft. Betroffen ist insbesondere die Legitimationsprüfung (KYC 3 ) bei der Kundenannahme. Kundenunterlagen müssen überprüft und gegebenenfalls erweitert werden. Systeme für das Reporting an die Steuerbehörden sind neu aufzubauen oder zu erweitern. Die größte operative Herausforderung ist jedoch die Entwicklung und Implementierung effizienter Prozesse und IT-Lösungen sowie deren Governance. Sie müssen den neuen Anforderungen entsprechen und zugleich nachhaltig und skalierbar sein, denn schnell werden weitere Länder am AEOI-Regime teilnehmen. Einmal mehr fordert der schnelle Wandel die Fähigkeiten der Finanzindustrie heraus, die die erforderlichen Systeme zu entwickeln und die Prozesse umzusetzen hat. Solange der CRS nicht vollständig in nationales Recht umgesetzt ist, ist es schwierig Details festzulegen. Trotzdem hat die Flut aktueller und zurückliegender regulatorischer Anforderungen gezeigt, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig mit neuen Anforderungen und deren Auswirkungen auf Prozesse und IT-Infrastruktur zu beschäftigen. Neue Anforderungen haben meist erheblichen Einfluss auf strategische Entscheidungen und Investitionen, deshalb sollten notwendige Maßnahmen rasch eingeleitet werden. Machen Sie sich rechtzeitig ein Bild davon, welche Anforderungen auf Sie zukommen, in welchem Maß Ihr Haus davon betroffen ist und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen. Beispielsweise sollten die Kundenerfassungssysteme, KYC-Prozesse und Dokumentationsstandards überprüft, optimiert und rationalisiert werden. Betroffene Richtlinien, Definitionen und Verantwortlichkeiten müssen entsprechend identifiziert und angepasst werden. Die Umsetzung der neuen Anforderungen ist nicht einfach und erfordert ein gutes Management, denn zum Teil arbeiten Kreditinstitute noch daran, die FATCA-Compliance zu erreichen und Systeme und Prozesse, die nur auf FACTA aufgebaut wurden, dürfen nicht gestört werden. 2 Global Account Tax Compliance Act 3 Know-Your-Customer-Principle 4 AEOI - Ein weiterer Baustein auf dem Wege der sicheren Besteuerung von Kapitalerträgen im globalen Umfeld
Application Services the way we see it Abb. 3: Capgemini AEOI Compliance Projekt AEOI Program Scoping Anforderungsspezifikation Implementierung & Test IT Development Business & Recht Legal review of AEOI Impacts Initial gap analysis Detailled gap analysis & fund scoping 3 rd parties review & Legal KPIs definition Registration companies & Funds Review Clients Updating 3 rd parties agreements / SLAs Legal KPIs Monitoring Verification Compliance check Report relevant clients Prozesse High-level business Execution approach Governance model Macro Budget Planning implementation Detailed Business Finalize process design especially new clients on boarding & reporting procedures Business & process changes Review of operating-/ work-instructions New on boarding / new clients process testing & implementations Reporting processes implementation Data & IT Short term macro actions Data inventory Detailed IT Finalize and baseline solution design Implementation (Sourcing, Engine, Reporting) & testing Development prerequisites IT Deployment Kommunikation & Training Kick Off Meeting AEOI champions designation Communication plan Training design Champions training Communication plan deployment @Capgemini 2015 Warum ist Capgemini der richtige Partner für die Beantwortung Ihrer aktuellen AEOI-Fragestellungen? Capgemini bietet eine einzigartige Kombination aus Fach-, Branchen- und Methodenkompetenz und kann seine Kunden gezielt beraten. Wir greifen auf umfangreiche Erfahrungen aus FATCA- und CRS-Beratungsprojekten für diverse lokal und global agierende Banken und Versicherungsunternehmen zurück. Institute profitieren von der langjährigen Praxiserfahrung im Umfeld von Informationstechnologie, Datenmanagement und bei der Umsetzung regulatorischer Anforderungen. Damit ist ein schneller Einstieg möglich und Aufwand sowie Risiken werden minimiert. Capgemini hat ein tiefes Wissen rund um IT-Architekturen und Datenmanagement und versteht die damit verbundenen Herausforderungen. Mit passgenauen Lösungen steigern wir Performance und Qualität. Durch unsere ausgeprägte Erfahrung mit organisatorischen Veränderungen in Banken sind wir fähig, erarbeitete Lösungen und neue Prozesse im gesamten Institut zu verankern. Sie erhalten von der Konzeptionierung bis zur Implementierung der Maßnahmen in IT, Banking Operations und Organisation alles aus einer Hand. Capgemini berät hersteller- und technologieneutral, kann aber bei Bedarf auf starke Partnerschaften zurückgreifen. Capgemini verfügt durch seinen Rightshore -Ansatz über ein globales Liefernetzwerk und zeichnet sich als multinationale Organisation durch seine besondere Art der Zusammenarbeit aus die Collaborative Business Experience TM. 5
Kontakt: Stefan Will Senior Managing Consultant Riskmanagement & Compliance +49 69 9515 2243 Über Capgemini Mit rund 145.000 Mitarbeitern in über 40 Ländern ist Capgemini einer der weltweit führenden Anbieter von Management- und IT-Beratung, Technologie-Services sowie Outsourcing-Dienstleistungen. Im Jahr 2014 betrug der Umsatz der Capgemini-Gruppe 10,573 Milliarden Euro. Gemeinsam mit seinen Kunden erstellt Capgemini Geschäftswie auch Technologielösungen, die passgenau auf die individuellen Anforderungen zugeschnitten sind. Auf der Grundlage seines weltweiten Liefermodells Rightshore zeichnet sich Capgemini als multinationale Organisation durch seine besondere Art der Zusammenarbeit aus die Collaborative Business Experience TM. Erfahren Sie mehr unter www.de.capgemini.com Rightshore ist eine eingetragene Marke von Capgemini Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind geschützt. Copyright 2015 Capgemini. Alle Rechte vorbehalten.