STD/I: Sexuell übertragbare Erkrankungen/Infektionen

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Transkript:

STD/I: Sexuell übertragbare Erkrankungen/Infektionen Ein Update zu Klinik, Diagnostik und Therapie und aktuellen Leitlinien Dr. med. Stefan Esser Universitätshautklinik Essen S. Esser Universitätshautklinik Essen

Sexuell übertragbare Infektionen (STI`s) Durch Bakterien übertragen Syphilis Gonorrhö Genitale Chlamydia-trachomatis- Infektionen Lymphgranuloma venereum Granuloma inguinale Ulcus molle Bakterielle Vaginose Durch Protozoen übertragen Trichomoniasis Durch Viren übertragen Hepatitis B HIV HPV Herpes genitalis Durch Pilze übertragen Candidose Sexuell übertragene Epizoonosen Phthiriasis pubis (Filzläuse) Skabies (Krätze) Eine sexuell übertragbare Erkrankung Kommt selten allein! Universitätshautklinik Essen S. Esser Universitätshautklinik Essen

Gonorrhoe Gramnegative Diplokokken: Neisseria gonorrhoeae Nachweis: Mikroskop.: Ausstrich Methylenblau o. Gramfärbung Kulturell: Thay-Martin-Medium u. pos. Oxidasereakt. Biochemisch: Dextrosevergärung PCR Übertragung durch Geschlechtsverkehr Infektionsrisiko 50 % Inkubationszeit e 10 Tage Manifestation an nicht verhornenden Schleimhäuten Zunehmende Resistenzen gegenüber Antibiotika Universitätshautklinik Essen

N. gonorrhoeae: Klinik Lokalisation Urethritis Proktitis Pharyngitis Männer Frauen Entzündung der Zervix Urethritis Proktitis Pharyngitis Symptome (genital) Sympt. (anal) Komplikationen Folie 4 Dysurie Ausfluss (eitirig) Erythem Ostium urethrae Balanitits Prostatitis Epididymitis systemische Infektion (<1%) mit Sepsis, Arthritis, Perihepatitis, Hauteffloreszenzen... Titel bis zu 50% asymptomatisch (eitriger) Fluor Dysurie unspez. Unterleibsbeschwerden postkoitale Blutung Schmerzen eitriger/blutiger Ausfluss Tenesmen Salpingitis Endometritis Sterilität systemische Infektion (<1%) mit Sepsis, Arthritis, Perihepatitis, Hauteffloreszenzen...

N. gonorrhoeae: Therapie-Leitlinien GO-Referenzlabor: 500 mg Ceftriaxon i.m. + 1 g Azithromycin p.o. Europ. Leitlinien: 500 mg Ceftriaxon i.m. + 2 g Azithromycin p.o. DSTIG-Leitlinien: 1 g Ceftriaxon i.m. + 1,5 g Azithromycin p.o. Cefixim p.o. nicht mehr first line!! Reservemittel: Spectinomycin 2 g i.m. Folie 5 (in D nur im veterinärmed. Bereich zugelassen!) Titel

C. trachomatis Obligat intrazelluläre, gramneg. Bakterien Mehrere Serovare: A-C: Trachom D-K: urogenitale/anale Infektionen L1-L3: Lymphogranumola venereum (LGV) Häufigste bakterielle STI weltweit (90 Mio. Infektionen pro Jahr) Sehr ansteckend: bis 75% Übertragungswahrscheinlichkeit bei GV Inkubationszeit: 1-3 Wochen Dauer der Kontagiösität:? Folie 6 Titel

C. trachomatis: Häufigste STI bei Frauen Prävalenz: >10% bei sexuell aktiven jungen Frauen in D seit dem 01.01.08 Screening von sexuell aktiven Frauen <25 J. (gepoolte Urinproben) Screening von Schwangeren Folie 7 Titel RKI, Epidemiol. Bulletin 03/2010

C. trachomatis: Klinik Lokalisation Symptome (genital) Sympt. (anal) Komplikationen Folie 8 Urethritis Proktitis Pharyngitis Titel Männer bis zu 50% asymptomatisch Dysurie Ausfluss (milchig bis eitirig) Erythem Ostium urethrae Prostatitis Epididymitis Arthritis (Gonarthritis) Tendovaginitis M. Reiter Frauen Entzündung der Zervix Urethritis Entzündung der Bartholin-Drüsen Proktitis Pharyngitis bis zu 80% asymptomatisch (eitriger) Fluor Dysurie unspez. Unterleibsbeschwerden postkoitale Blutung Schmerzen eitriger/blutiger Ausfluss Tenesmen Salpingitis Endometritis Perihepatitis (Fitz-Hugh-Curits) Arthritis Sterilität, Extrauterine Schwangerschaft

C. trachomatis: Therapie so gut wie keine Resistenzproblematik First line: 1 g Azithromycin (single shot); auch bei Schwangeren! Second line: 100 mg Doxycyclin 2 x tägl. über 7 Tage LGV: 100 mg Doxycyclin 2 x tägl. über 21 Tage CAVE: Co-Infektionen mit N. gonorrhoeae! Folie 9 Titel

Epidemiologie genitoanaler HPV-Infektionen Häufigste sexuell übertragbare Virusinfektion Geschätzte Prävalenz bei 15 49 -jährigen Männern und Frauen 1.4 Mio 5 Mio 14 Mio 81 Mio 1% Genitalwarzen Subklinische HPV-Infektion (Kolposkopie) Subklinische HPV-Infektion (PCR) Frühere Infektion (Serologie) Keine frühere oder aktuelle HPV-Infektion 34 Mio Die Durchseuchung ist extrem hoch: 75% der Bevölkerung haben eine akute oder latente HPV-Infektion Patientenzahl in Deutschland: ca. 0,4 0,8 Mio. Koutsky, Am J Med 1997 S. Esser Universitätshautklinik Essen

Epidemiologie und Risikofaktoren: Condylomata acuminata = Feigwarzen, Analkarzinom und Zervixkarzinom Junge Erwachsene am häufigsten betroffen Risikofaktoren: Promiskuität und Partnerpromiskuität Rezeptiver Analverkehr AC 6 x häufiger bei jungen männl. Singles Genitoanale Begleitinfektionen Chronische Erkrankungen (50%) Fissuren / Fisteln, frühere Radiatio Zigarettenrauchen (x2) Schwangerschaft Immunsuppression 100x > nach Nierentransplantation HIV-Infektion S. Esser Universitätshautklinik Essen

High Risk / Low Risk HPV High Risk : HPV 16, 18 (HPV 16, 18, 31, 33, 35, 45, 51, 52 und 59) High-risk-HPV-Typen verursachen genitoanale invasive Karzinome der Zervix (sog. cervikale intraepitheliale Neoplasie, CIN): 70 %, des äußeren Genitale (vulvär VIN und des Penis PIN) und des Anus (AIN): 70 % 70 % aller high grade lesions (Krebsvorstufen, CIN/AIN) Low Risk : HPV 6, 11 90 % aller Anogenitalwarzen und low-grade lesions Alle können Läsionen und abnormale PAP- Teste und auffällige zytologische Untersuchungen auslösen HIV-Infizierte sind meistens mit mehreren verschiedenen HPV-Typen infiziert. Kreuter A, et al. JDDG 2008. Jablonka R, et al. PW 84, DÖAK 2011 S. Esser Universitätshautklinik Essen

Natural clinical course of HPV Infection Within 1 Year Up to 5 Years Up to 20 Years Initial HPV Infection Continuing Infection AIN 1 AIN 2/3 anal Cancer Persistent genitoanal infection of epithelial basal cells with high risk HPV types (HPV 16, 18, 31, 33, 35, 45, 51, 52 and 59) Cleared HPV Infection #MSD S. Esser Universitätshautklinik Essen

Therapiemöglichkeiten: Condylomata acuminata Appliziert vom Patienten o. Arzt Keratolytika: Salicylsäure Virostatika: 5-Fluorouracil, Eisessig, Salpetersäure, Trichloressigsäure, Podophyllotoxin 0,5 % Retinoide: Tretinoin Immunmodulatoren: Imiquimod, Interferone Alternative Salbe mit Trockenextrakt aus Grünteeblättern (Camellia sinensis) Epigallokatechingallat Appliziert vom Arzt Lokale Exzision Kryotherapie CO2 Laser Elektrokoagulation Infrarotkoagulation Photodynamische Therapie Podophyllinlsg. 10 % S. Esser Universitätshautklinik Essen