Wiesbaden, 6. November 2012 Pressekonferenz Kindertagesbetreuung in Deutschland 2012 am 6. November 2012 in Berlin Statement von Direktor Karl Müller Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Damen und Herren, der Ausbau der Kindertagesbetreuung steht derzeit im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Nachdem lange Zeit die Debatte auf die Betreuung von Kindern ab 3 Jahren bis zum Schuleintritt beschränkt war, rückte spätestens mit dem Krippengipfel von Bund, Ländern und Kommunen im Jahr 2007 die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren in den Fokus. Ein Ausbau der Betreuungskapazitäten für unter 3-Jährige bis zum Jahr 2013 steht seitdem ganz oben auf der politischen Agenda. Die damalige Planungsgröße von 750 000 Plätzen wurde mittlerweile auf 780 000 Plätze nach oben gesetzt, was einer Betreuungsquote von rund 39 % bundesweit entsprechen würde. Darüber hinaus besteht entsprechend des im Dezember 2008 verabschiedeten Kinderförderungsgesetzes (KiföG) ab dem 1. August 2013 mit Vollendung des 1. Lebensjahres ein Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung. In den vergangenen fünf Jahren ist die Betreuungsquote für unter 3-Jährige deutlich angestiegen; bei den 3- bis 5-Jährigen kann man sogar von einer annähernden Vollversorgung sprechen. Ich stelle Ihnen heute die aktuellen Ergebnisse zur Kindertagesbetreuung in Deutschland zum 1. März 2012 vor. Dabei gehe ich zunächst darauf ein, wie viele Betreuungsplätze bis zu diesem Zeitpunkt geschaffen wurden und wie viele Betreuungsplätze noch fehlen, um die Zielmarke von 780 000 Plätzen für unter 3-Jährige zu erreichen. Danach möchte ich mich einigen Fragen der Qualität der Kindertagesbetreuung widmen. So werde ich beispielsweise Daten über die personelle Ausstattung und über die Öffnungszeiten der Kindertageseinrichtungen sowie über die Qualifikation von Tagesmüttern und -vätern präsentieren.
Seite - 2 - Betreuungsquote für unter 3-Jährige steigt auf 27,6 % Bundesweit wurden zum Stichtag 1. März 2012 rund 558 000 Kinder unter 3 Jahren ergänzend zur Erziehung und Betreuung durch die Eltern in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Tagesmutter beziehungsweise einen Tagesvater betreut. Gegenüber März 2011 ist dies ein Anstieg um knapp 44 000. Er liegt damit in derselben Größenordnung wie zwischen März 2010 und März 2011 (ebenfalls + 44 000). Nur zwischen März 2007 und März 2008 war der Anstieg noch geringer. Den höchsten jährlichen Zuwachs hatte es mit annähernd + 57 000 Kindern unter 3 Jahren zwischen März 2009 und März 2010 gegeben. Schaubild 1 Kinder unter 3 Jahren in Kindertagesbetreuung und Betreuungsquoten Zielwert für 2013: 780 000 (39 %) 800 000 15,5% 17,6% 20,2% 23,0% 25,2% 27,6% 600 000 400 000 200 000 2007 2008 2009 2010 2011 2012 0 Die Betreuungsquote, das heißt, der Anteil aller Kinder in Kindertagesbetreuung bezogen auf die jeweilige Bevölkerungsgruppe, erhöhte sich in den vergangenen fünf Jahren von 15,5 % im März 2007 auf 27,6 % im März 2012. Die bundesweit höchsten Betreuungsquoten für Kinder unter 3 Jahren gab es im März 2012 wie bereits in den Vorjahren in Sachsen-Anhalt mit 57,5 %, in Mecklenburg-Vorpommern (53,6 %) und in Brandenburg (53,4 %). Unter den westdeutschen Flächenländern hatte Rheinland-Pfalz mit 27,0 % die mit Abstand höchste Betreuungsquote. In Hamburg lag die Quote bei 35,8 %. Die bundesweit niedrigste Betreuungsquote gab es nach wie vor in Nordrhein-Westfalen (18,1 %). Damit ist Nordrhein-Westfalen das einzige Bundesland, in dem zum 1. März 2012 für weniger als jedes fünfte Kind unter 3 Jahren ein Betreuungsplatz zur Verfügung stand.
Seite - 3 - Schaubild 2 Betreuungsquoten von Kindern unter 3 Jahren 2007 und 2012 nach Ländern Sachsen-Anhalt 51,8 57,5 Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg 44,1 43,4 53,6 53,4 Thüringen Sachsen 37,5 34,6 46,4 49,8 Berlin 39,8 42,6 Hamburg 22,0 35,8 Rheinland-Pfalz Schleswig-Holstein Hessen Baden-Württemberg Bayern Niedersachsen Saarland Bremen Nordrhein-Westfalen 12,0 8,2 12,4 11,5 10,7 6,9 12,1 10,5 6,9 27,0 24,2 23,7 23,1 23,0 22,1 22,1 21,2 18,1 2007 Zuwachs 2007 bis 2012 Betreuungsquoten einzelner Altersjahre bei den unter 3-Jährigen Die Betreuungsquoten sind in den einzelnen Altersjahren der unter 3-Jährigen sehr unterschiedlich. An dieser Stelle ist zu berücksichtigen, dass der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einigen Ländern bereits ab einem früheren Kindesalter eingeräumt wird als das derzeitige Bundesgesetz, das einen Rechtsanspruch erst ab drei Jahren vorsieht. In Thüringen beispielsweise besteht schon jetzt ein Rechtsanspruch ab Vollendung des 1. Lebensjahres, in Rheinland-Pfalz mit Vollendung des 2. Lebensjahres und in Sachsen-Anhalt sogar bereits ab Geburt des Kindes.
Seite - 4 - Schaubild 3 Betreuungsquoten der Kinder unter 3 Jahren nach Einzelalter 82,5 51,1 43,4 59,4 28,4 20,7 2,8 2,3 4,7 Deutschland unter 1-Jährige Früheres Bundesgebiet Neue Länder (einschl. Berlin) 1-Jährige 2-Jährige Bei Kindern unter 1 Jahr spielt die Tagesbetreuung nur eine sehr geringe Rolle. Hier betrug die Betreuungsquote bundesweit weniger als 3 %. Bei den 1-Jährigen ist der Anteil schon deutlich höher: hier wurde mehr als jedes vierte Kind (28,4 %) betreut. Bei den 2-Jährigen war es bereits mehr als jedes zweite Kind (51,1 %). Auch bei den einzelnen Altersjahren sind die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland groß. Während in Ostdeutschland im März 2012 bereits sechs von zehn 1-Jährigen (59,4 %) in einer Kindertageseinrichtung oder von einer Tagespflegeperson betreut wurden, waren es in Westdeutschland nur 20,7 % der 1-Jährigen. Bei den 2-jährigen Kindern lag die Betreuungsquote in Ostdeutschland bei 82,5 %, im Westen betrug sie 43,4 %. Damit liegt die Betreuungsquote bereits bei den 1-jährigen Kindern in Ostdeutschland deutlich über der Betreuungsquote der 2- jährigen Kinder in Westdeutschland. Bei 3- bis 5-Jährigen ist fast eine Vollversorgung erreicht In der Altersgruppe der 3-bis 5-Jährigen haben im März 2012 die Eltern von rund 1,9 Millionen Kindern ein Angebot der Kindertagesbetreuung in Anspruch genommen. Obwohl die Zahl in dieser Altersgruppe im Vergleich zum März 2007 um rund 5 000 betreute Kinder geringer ausfiel, stieg die Betreuungsquote um über 4 %-Punkte auf aktuell 93,4 % an. Ursache hierfür ist, dass bundesweit die Zahl aller Kinder in dieser Altersgruppe um fast 108 000 Kinder zurückging. Mit der aktuellen Betreuungsquote ist nahezu eine Vollversorgung erreicht.
Seite - 5 - Betreuungsumfang in Ostdeutschland höher als in Westdeutschland Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist es für viele Eltern überaus wichtig, wie lange ihr Kind in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Tagesmutter beziehungsweise einen Tagesvater betreut wird. Schaubild 4 Betreuungsumfang in Wochenstunden von Kindern unter 3 Jahren in Kindertagesbetreuung am 1. März 2012 73 51 29 22 9 32 27 18 39 bis zu 25 26 bis zu 35 36 und mehr Wochenstunden Deutschland Früheres Bundesgebiet Neue Länder (einschl. Berlin) Von den insgesamt rund 558 000 betreuten Kindern unter 3 Jahren war zum Stichtag 1. März 2012 für mehr als die Hälfte (51 %) ein Betreuungsumfang von mindestens 36 Stunden pro Woche vertraglich vereinbart. 22 % der Kinder wurden hingegen maximal 25 Stunden in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Tagesmutter beziehungsweise einen Tagesvater betreut. Dabei zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Während in Ostdeutschland fast drei von vier Kindern (73 %) in Tagesbetreuung mindestens 36 Stunden in der Woche betreut wurden, waren es in Westdeutschland nur 39 %. Auf der anderen Seite lag hier der Anteil der unter 3- jährigen Kinder in Tagesbetreuung mit einem Betreuungsumfang von bis zu 25 Stunden mit 29 % gut dreimal so hoch wie in Ostdeutschland (9 %).
Seite - 6 - Mehr als jedes vierte betreute Kind hat einen Migrationshintergrund Von den insgesamt fast 2,5 Millionen Kindern unter 6 Jahren in Kindertagesbetreuung hatte im März 2012 mehr als ein Viertel (26 % beziehungsweise 651 000 Kinder) einen Migrationshintergrund. Um beurteilen zu können, wie viele Kinder mit Migrationshintergrund überhaupt in Kindertageseinrichtungen oder in Tagespflege betreut werden, bedarf es einer migrationsspezifischen Betreuungsquote. Kinder mit Migrationshintergrund sind seltener in Kindertagesbetreuung Schaubild 5 Betreuungsquoten von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund nach Alter 96 ohne Migrationshintergrund, 3- bis 5-Jährige 96 100 84 mit Migrationshintergrund, 3- bis 5-Jährige 87 75 50 ohne Migrationshintergrund, unter 3-Jährige 33 25 16 11 mit Migrationshintergrund, unter 3-Jährige 2009 2010 2011 2012 25 0 Zum Stichtag 1. März 2012 ergab sich für Kinder unter 3 Jahren insgesamt eine bundesweite Betreuungsquote von 27,6 %. Kinder mit Migrationshintergrund in dieser Altersgruppe weisen allerdings eine Betreuungsquote von lediglich 16 % auf. Die Betreuungsquote der gleichaltrigen Kinder ohne Migrationshintergrund war mit 33 % mehr als doppelt so hoch. Auch in der Altersgruppe der 3- bis 5-jährigen Kinder lag die Betreuungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund mit 87 % unter der Quote von Kindern ohne Migrationshintergrund (96 %). Die Betreuungsquoten bei den unter 3-Jährigen sind im Vergleich zu den Vorjahren sowohl bei den Kindern mit als auch bei den Kindern ohne Migrationshintergrund angestiegen. Mit rund + 8 %-Punkten zwischen 2009 und 2012 lag der Anstieg bei Kindern ohne Migrationshintergrund jedoch etwas höher als bei Kindern mit Migrationshintergrund (+ 5 %-Punkte). Bei den Kindern von 3 bis 5 Jahren waren die migrationsspezifischen Betreuungsquoten hingegen in den letzten Jahren relativ konstant.
Seite - 7 - Vorrangig zu Hause gesprochene Sprache vielfach nicht deutsch Neben der Frage, ob ein Kind ausländische Wurzeln hat, liefern die Statistiken der Kindertagesbetreuung Angaben zur vorrangig zu Hause gesprochenen Sprache. Im März 2012 wurde bei der Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund unter 3 Jahren, die in einer Kindertageseinrichtung oder durch eine Tagesmutter beziehungsweise einen Tagesvater betreut wurden, zu Hause nicht vorrangig deutsch gesprochen. Bei den Kindern zwischen 3 und 5 Jahren lag der Anteil sogar bei 61 %. Dies deutet darauf hin, dass Eltern, die aus dem Ausland stammen und bei denen zu Hause nicht vorrangig deutsch gesprochen wird, erst später ein Angebot zur Kindertagesbetreuung für ihr Kind nutzen als Eltern, die zu Hause vorrangig deutsch sprechen. Schaubild 6 Kinder mit Migrationshintergrund in Kindertagesbetreuung am 1. März 2012, die zu Hause nicht vorrangig Deutsch sprechen 3- bis 5-Jährige 61 unter 3-Jährige 50 Anteil der freien Träger steigt Insgesamt gab es im März 2012 bundesweit 52 000 Kindertageseinrichtungen. Ein Drittel der Kindertageseinrichtungen (33 % beziehungsweise 17 200) wurde von öffentlichen Trägern überwiegend Kommunen betrieben. Mit 67 % befand sich der weit überwiegende Teil der Einrichtungen nach wie vor in der Hand von freien Trägern. 2007 lag dieses Verhältnis bei 36 % zu 64 %.
Seite - 8 - Schaubild 7 Kindertageseinrichtungen nach Trägerschaft 2007 und 2012 Deutschland Früheres Bundesgebiet Neue Länder (einschl. Berlin) 60 000 64% 67% 40 000 66% 68% 20 000 36% 33% 2007 2012 2007 2012 2007 2012 öffentliche Träger 34% 32% 56% 44% freie Träger 61% 39% 0 Allein 51 % der Einrichtungen in freier Trägerschaft wurden 2012 von christlich-konfessionellen Verbänden der freien Wohlfahrtspflege (unter anderem Diakonisches Werk und Caritas) betrieben. Mit fast 17 900 Einrichtungen haben die beiden konfessionellen Träger damit mehr Einrichtungen als die gesamte öffentliche Hand (17 200). Regionale Unterschiede bei den Öffnungszeiten der Einrichtungen Bundesweit öffnete im März 2012 rund jede fünfte Kindertageseinrichtung (21 %) vor 07.00 Uhr. Fast zwei Drittel der Einrichtungen (63 %) öffnete zwischen 07.00 und 07.30 Uhr, rund jede sechste Einrichtung (16 %) erst nach 07.30 Uhr. Auch bei den Öffnungszeiten zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland. So öffneten im März 2012 in den ostdeutschen Bundesländern 81 % aller Tageseinrichtungen bereits vor 07.00 Uhr. In Sachsen-Anhalt lag der Anteil sogar bei 95 %. In den westdeutschen Bundesländern hingegen öffneten lediglich 5% der Einrichtungen zu diesem frühen Zeitpunkt. Eine Ausnahme bildete hier Hamburg, wo fast jede dritte Einrichtung vor 07.00 Uhr öffnete. Bei den Schließzeiten ergibt sich ein ähnliches Bild: Während in Ostdeutschland nur jede zehnte Tageseinrichtung (10 %) vor 16.30 Uhr schloss, war es in Westdeutschland fast jede zweite
Seite - 9 - Einrichtung (48 %). 51 % der Einrichtungen in Westdeutschland schlossen zwischen 16.30 Uhr und 18.00 Uhr, in Ostdeutschland lag dieser Anteil bei 87 %. Schaubild 8 Öffnungszeiten von Kindertageseinrichtungen am 1. März 2012 Beginn der Öffnungszeit vor 7.00 Uhr 5 81 7.00 bis 7.30 Uhr 11 76 später als 7.30 Uhr 8 18 Ende der Öffnungszeit vor 16.30 Uhr 10 48 16.30 bis 18.00 Uhr 51 87 später als 18.00 Uhr 1 3 Früheres Bundesgebiet Neue Länder (einschl. Berlin) Zahl der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen steigt auf 468 000 Bundesweit waren zum 1. März 2012 mehr als 468 000 Personen in Kindertageseinrichtungen als pädagogisches Personal, als Leitungs- beziehungsweise Verwaltungspersonal beschäftigt. Gegenüber dem Jahr 2007 hat sich die Zahl des Personals um gut 102 000 Personen beziehungsweise 28 % erhöht. Mit + 28 % war der Anstieg in Westdeutschland leicht höher als in Ostdeutschland (+ 26 %). Die mehr als 468 000 Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen sind überwiegend Frauen. Im März 2012 belief sich der Anteil der weiblichen Beschäftigten auf 96 %. Damit blieb er gegenüber den Vorjahren unverändert.
Seite - 10 - Schaubild 9 Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen Deutschland 468 434 500 000 366 172 Früheres Bundesgebiet 362 962 400 000 282 635 300 000 200 000 83 537 Neue Länder (einschl. Berlin) 105 472 100 000 2007 2008 2009 2010 2011 2012 0 Beschäftigte in Ostdeutschland sind älter als in Westdeutschland Die größte Altersgruppe bildeten im März 2012 mit 41 % die Beschäftigten im Alter zwischen 40 und 54 Jahren. Jeder dritte Beschäftigte (34 %) war zwischen 25 und 39 Jahren alt. 12 % der Mitarbeiter/-innen war jünger als 25 Jahre und 13 % mindestens 55 Jahre alt. Schaubild 10 Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen am 1. März 2012 nach Altersgruppen 13 11 19 41 39 48 34 36 26 12 14 Deutschland Früheres Bundesgebiet Neue Länder (einschl. Berlin) unter 25 Jahre 25 bis 39 Jahre 40 bis 54 Jahre 8 55 Jahre und älter
Seite - 11 - Auffällig ist, dass die in ostdeutschen Kindertageseinrichtungen Beschäftigten deutlich älter sind als ihre westdeutschen Kolleginnen und Kollegen: Während in Westdeutschland nur 11 % der Beschäftigten mindestens 55 Jahre alt waren, betrug der Anteil in Ostdeutschland 19 %. Auch bei den 40 bis 54-Jährigen lag der Anteil in Ostdeutschland mit 48 % ebenfalls deutlich über dem im früheren Bundesgebiet (39 %). In der Altersgruppe der unter 25-Jährigen sind die Anteile hingegen in Westdeutschland deutlich höher. Erzieherinnen stellen den Kern der Beschäftigten Schaubild 11 Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen nach Berufsausbildungsabschluss am 1. März 2012 Erzieher/-innen andere Abschlüsse Kinderpfleger/-innen (noch) kein Abschluss Mit dem quantitativen Ausbau des Angebots in Kindertageseinrichtungen gewinnen auch qualitative Aspekte eine zunehmende Bedeutung und hier vor allem die Qualität des Betreuungspersonals. Rund 324 000 der insgesamt mehr als 468 000 Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen verfügten im März 2012 über eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung zur Erzieherin (beziehungsweise zum Erzieher). Das entspricht einem Anteil von 69 %. Diese Gruppe stellt somit den Kern der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen. Die zweitgrößte Gruppe bildeten mit 12 % (56 000 Personen) die Kinderpfleger/-innen. Akademiker/- innen findet man im Bereich der Kindertageseinrichtungen hingegen kaum. Nur rund 22 000 beziehungsweise 5 % der Mitarbeiter/-innen verfügten über einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss. Damit war der Anteil der akademisch Ausgebildeten ähnlich hoch wie der Anteil der Beschäftigten, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten oder noch in Ausbildung waren (4 %). (Fach-)Hochschulabschluss Deutschland 68 69 12 5 11 4 Früheres Bundesgebiet 65 16 15 4 11 4 Neue Länder (einschl. Berlin) 81 1 5 10 3
Seite - 12 - Deutliche Unterschiede sind zwischen Ost- und Westdeutschland festzustellen. Während in Ostdeutschland 81 % der Beschäftigten eine Ausbildung zur Erzieherin (zum Erzieher) abgeschlossen haben, beläuft sich der Anteil in Westdeutschland auf lediglich 65%. Den geringsten Anteil an Erzieher/-innen gab es mit 50 % in Bayern, die höchsten mit 86 % in Sachsen-Anhalt sowie 85 % in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Kompensiert wird dieser geringe Anteil an Erzieher/-innen in Westdeutschland insbesondere durch Kinderpfleger/- innen. Deren Anteil lag bei 15 % und variierte zwischen 4 % in Hessen und 37 % in Bayern. In Ostdeutschland betrug er hingegen nur 1 %. Zunehmende Professionalisierung in der Kindertagespflege Neben dem in Kindertageseinrichtungen beschäftigten Personal kümmerten sich im März 2012 rund 43 400 Tagesmütter und -väter um die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern. Der Großteil der Tagesmütter und -väter verfügt mittlerweile über einen abgeschlossenen Qualifizierungskurs. Jede fünfte Tagespflegeperson (20 %) hat eine fachpädagogische Berufsausbildung und gleichzeitig einen Qualifizierungskurs für Kindertagespflege abgeschlossen; im Jahr 2007 waren es noch 15 %. Schaubild 12 Hauptqualifikation der Tagespflegepersonen 2007 und 2012 Fachpädagogischer Berufsausbildungsabschluss und abgeschlossener Qualifizierungskurs für Kindertagespflege 15 20 Nur abgeschlossener Qualifizierungskurs für Kindertagespflege 36 57 Nur anderer Nachweis der Qualifikation 6 21 2007 2012 Besonders deutlich wird die zunehmende Professionalisierung im Rückgang der Tagespflegepersonen, die über keinen fachpädagogischen Ausbildungsabschluss oder abgeschlossenen Qualifizierungskurs verfügen und auch nicht in tätigkeitsbegleitender
Seite - 13 - Grundqualifizierung sind. Der Anteil dieser Tagespflegepersonen ist von 21 % im Jahr 2007 auf 6 % gesunken. In ähnlichem Umfang stieg im Gegenzug der Anteil der Tagesmütter und -väter, die ausschließlich einen Qualifizierungskurs abgeschlossen haben: zwischen 2007 und 2012 nahm er von 36 % auf 57 % zu. Hoher Ausbaubedarf in Westdeutschland Der beschlossene Ausbau der Kleinkindbetreuung und die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab 1 Jahr zu Beginn des nächsten Kindergartenjahres 2013/2014 werden zu einem Anstieg bei den altersspezifischen Betreuungsquoten führen. Angestrebt wird mittlerweile für die unter 3-Jährigen eine Betreuungsquote von 37 % in Westdeutschland und 51 % in Ostdeutschland. Bundesweit ergibt sich damit eine durchschnittliche Betreuungsquote von rund 39 %. Ausgehend von zum Stichtag 1. März 2012 bundesweit 558 000 betreuten Kindern in dieser Altersgruppe bedeutet dies einen Ausbaubedarf von rund 220 000 Plätzen beziehungsweise einen Anstieg von fast 40 % zwischen März 2012 und August 2013. Der Zuwachs müsste binnen 18 Monaten damit stärker ausfallen als in den letzten vier Jahren insgesamt. Zwischen März 2008 und März 2012 lag der Anstieg bundesweit bei rund 200 000 betreuten Kindern unter 3 Jahren in Kindertagesbetreuung. Der weitere Ausbaubedarf konzentriert sich dabei ausschließlich auf Westdeutschland: innerhalb eines Jahres müsste hier ein Zuwachs um 63 % realisiert werden.
Seite - 14 - Schaubild 13 Kinder unter 3 Jahren in Kindertagesbetreuung am 1. März 2012 und Bedarf an Betreuungsangeboten 800 000 600 000 400 000 200 000 2012 Bedarf 2013 Bedarf 2020 Bedarf 2025 0 Deutschland Früheres Bundesgebiet Neue Länder (einschl. Berlin) Wenn sich hingegen die Betreuungssituation in Westdeutschland in den kommenden Jahren in einem ähnlichen Tempo entwickelt wie seit Inkrafttreten des Kinderförderungsgesetzes Ende 2008, so würde die Zielmarke von 37 % erst deutlich später, und zwar im Jahr 2018 erreicht werden. Blickt man etwas weiter in die Zukunft, bleibt bis zum Jahr 2025 die Zahl der zu betreuenden Kinder unter 3 Jahren in Westdeutschland annähernd konstant. Anders verhält es sich in den ostdeutschen Bundesländern. Aufgrund der zu erwartenden demografischen Entwicklung wird sich unter der Annahme, dass die Betreuungsquote unverändert bleibt der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder im Krippenalter deutlich verringern; und zwar um etwa 20 % auf rund 154 000. Ausbau der Kindertagespflege unter dem Soll Im Kinderförderungsgesetz (KiföG) wurde festgelegt, neben der Betreuung der Kinder in Kindertageseinrichtungen die Kindertagespflege zu stärken. 30 % der neu zu schaffenden Plätze für Kinder unter 3 Jahren sollten durch eine Tagesmutter oder einen Tagesvater bereitgestellt werden. Um diesem Ziel Rechnung zu tragen, hätten zwischen März 2009 und 2012 in Westdeutschland von rund 123 000 neu geschaffenen Betreuungsangeboten insgesamt 37 000 in Tagespflege entstehen müssen. Tatsächlich wurden im März 2012 aber nur etwa 25 000
Seite - 15 - Kleinkinder mehr als noch im März 2009 durch eine Tagesmutter oder einen Tagesvater betreut. Damit sind lediglich rund 20 % der neuen Betreuungsplätze in der Tagespflege entstanden. Zusammenfassung Die Zahl der Kinder unter 3 Jahren sowie der Kinder zwischen 3 und 5 Jahren in Kindertagesbetreuung ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich angestiegen. Bei den unter 3-Jährigen stieg die Betreuungsquote von 15,5 % im März 2007 auf 27,6 % im März 2012. Bei den 3- bis 5-jährigen erhöhte sie sich von 89 % auf über 93 %. Von den insgesamt rund 558 000 betreuten Kindern unter 3 Jahren war zum Stichtag 1. März 2012 für mehr als die Hälfte ein Betreuungsumfang von mindestens 36 Stunden pro Woche vertraglich vereinbart. Der entsprechende Anteil ist in Ostdeutschland mit 73 % deutlich höher als in Westdeutschland (39 %). Mit 69 % stellen ausgebildete Erzieherinnen den Kern der Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen. In Ostdeutschland liegt der Anteil jedoch deutlich über dem in den westdeutschen Bundesländern. Deutlich gestiegen ist der Anteil der qualifizierten Tagesmütter und -väter. Um das Ziel von 780 000 betreuten Kindern unter 3 Jahren zu erreichen, sind zwischen März 2012 und August 2013 noch rund 220 000 Angebote zusätzlich zu schaffen. Der Zuwachs müsste binnen 18 Monaten damit stärker ausfallen als in den letzten vier Jahren insgesamt. Das Ziel, 30 % der neu zu schaffenden Plätze in Kindertagespflege bereit zu stellen, konnte bislang nicht erreicht werden.