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Transkript:

Deutsche Post AG (Hrsg.) Bernd Raffelhüschen Reinhard Schlinkert Deutsche Post GLÜCKSATLAS 2015 Knaus + Glu cksatlas2015_i.indd 1

Autoren: Professor Andrew E. Clark, Paris School of Economics Professor Dr. Bernd Raffelhüschen, Universität Freiburg René Petilliot, Universität Freiburg Reinhard Schlinkert, dimap Bonn Konzeption und Redaktion: Max A. Höfer, höfermedia Projektverantwortliche Deutsche Post: Jill Meiburg Theresa Mosemann Joachim Landefeld Verlagsgruppe Random House FSC-N001967 Für dieses Buch wurde das FSC -zertifizierte Papier Profibulk verwendet. 1. Auflage Copyright der Originalausgabe 2015 Deutsche Post AG, Bonn, und Albrecht Knaus Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Gesamtgestaltung und Satz: Oliver Schmitt Cover unter Verwendung von Depositphotos.com/ Majivecka/Bokica/Jorgenmac/Imagewell Druck und Bindung: Tešínská Tiskárna, Ceský Tešín Printed in the Czech Republic ISBN 978-3-8135-0717-1 www.knaus-verlag.de + Glu cksatlas2015_i.indd 2

Vorwort 5 von Jürgen Gerdes Glücksatlas 2015 Eine Zusammenfassung der Ergebnisse Was nützt uns Glück? 7 19 Teil I von Andrew E. Clark Stand und Entwicklung der Lebenszufriedenheit 27 Teil II in Deutschland von Bernd Raffelhüschen und René Petilliot 1. Zur Entwicklung der allgemeinen Lebenszufriedenheit 28 Aufstieg zu mehr Zufriedenheit 28 Zur Datengrundlage des Glücksatlas 2015 30 Lebenszufriedenheit im regionalen Vergleich 33 Wie entsteht der Regionenvergleich? 35 Europäischer Glücksvergleich Aufschwung in den Krisenländern 36 2. Trends und Schwerpunkte bei der Lebenszufriedenheit 43 Aktuelle Entwicklungen 43 Schwerpunktthema Bildung 50 3. Zufriedenheitsfaktor Arbeit 58 Arbeit und Arbeitslosigkeit 59 Lebenszufriedenheit vor und nach Eintritt der Arbeitslosigkeit 61 Arbeits- und Lebenszufriedenheit 64 Arbeitszeit und Arbeitsdruck 67 Autonomie und Selbstbestimmtheit 82 Beschäftigungsdauer und Beschäftigungsverhältnisse 85 Pendeln als Zufriedenheitshemmnis 90 Die Generation Y, die Babyboomer und ihre Einstellung zur Arbeit 91 + Glu cksatlas2015_i.indd 3

Teil III Beruf und Freizeit in Zeiten der Digitalisierung 105 von Reinhard Schlinkert 1. Der Arbeitsplatz der Deutschen und die Zufriedenheit 106 mit der Arbeit Anhang + Glu cksatlas2015_i.indd 4 2. Die Rolle der Digitalisierung 115 3. Die Bedeutung der Work-Life-Balance 123 4. Fazit 128 Statistisches Glossar 130 Anmerkungen 131 Literatur 135 Autoren 139

Liebe Leserin, lieber Leser, der Deutsche Post Glücksatlas geht in diesem Jahr in sein Jubiläumsjahr! Bereits zum fünften Mal beschäftigt er sich nun mit der Frage, was Menschen in Deutschland bewegt und wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Ein Thema, das in diesem Jahr relevanter denn je erscheint. In ungewissen und krisenhaften Zeiten Griechenlandkrise in Europa, Zunahme des internationalen Terrorismus, weltweite Flüchtlingsströme gewinnt das Streben nach persönlicher Zufriedenheit im Alltag an Gewicht. Für viele steht die Suche nach dem privaten Glück im Zentrum. In dieser Situation hat der Deutsche Post Glücksatlas offensichtlich einen Nerv getroffen. Das anhaltende Interesse in Medien und Öffentlichkeit freut und bestärkt uns. Auch in diesem Jahr liefert der Deutsche Post Glücksatlas wieder fundierte Antworten auf die Frage, wie zufrieden die Menschen in Deutschland mit ihrem Leben sind. Von besonderem Interesse ist dabei der Blick auf die Lebenszufriedenheit im regionalen Vergleich. Er zeigt: Die glücklichsten Menschen leben offenkundig nach wie vor im äußersten Norden Deutschlands. Schleswig-Holstein konnte seine Spitzenposition sogar weiter ausbauen, während Hamburg in diesem Jahr zurückfällt. Seinen diesjährigen Schwerpunkt setzt der aktuelle Deutsche Post Glücksatlas auf ein hochrelevantes Thema nämlich die Zufriedenheit der Menschen mit ihrer Arbeit. Dieses Thema liegt uns als einem der größten Arbeitgeber Deutschlands besonders am Herzen. Wir untersuchen dabei nicht nur die Arbeitszufriedenheit insgesamt, sondern auch Aspekte wie Karriere, Mobilität, Work-Life-Balance oder die Rolle der Digitalisierung im Berufsleben. Um den Einfluss dieser und weiterer Faktoren auf die Zufriedenheit mit der Arbeit zu messen, haben wir rund 1500 Menschen in Deutschland repräsentativ befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Deutschen insgesamt mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Die Untersuchung belegt auch sehr klar, dass die Digitalisierung im Arbeitsleben der meisten Menschen mittlerweile eine große Rolle spielt und es überwiegend erleichtert hat. Nicht nur die Kommunikation ist einfacher geworden, auch die Produktivität wurde aus Sicht vieler Befragter gesteigert. Über alle untersuchten Themen und Fragestellungen hinweg, und mit teils erstaunlichen Ergebnissen, befassen wir uns zudem mit der»generation Y«. Ist sie nur ein von Medien heraufbeschworenes Konstrukt, oder gibt es sie wirklich? Welche Ansprüche stellen die Angehörigen dieser Vorwort + Glu cksatlas2015_i.indd 5 5

Generation an ein zufriedenstellendes Arbeitsverhältnis, und wie unterscheidet sich dies von anderen Generationen? In einem zentralen Punkt zeichnen die Ergebnisse des Deutsche Post Glücksatlas ein klares Bild. Die eigene Arbeitszufriedenheit hängt auch davon ab, wie sicher der Arbeitsplatz ist. Mit anderen Worten: Persönliches Glück ist auch planbare Zukunft durch einen sicheren Job. Hierzu leistet gerade unser Unternehmen mit seinen mehr als 170.000 Beschäftigten in Deutschland einen zentralen Beitrag. Und dies bleibt weiterhin so. Wir wollen auch in den nächsten Jahren mehrere Tausend neue Arbeitsplätze schaffen, die attraktiv und zukunftssicher sind. Es ist erfreulich, dass fundamentale gesellschaftliche Themen wie die Lebens- oder Arbeitszufriedenheit zunehmend in der deutschen Öffentlichkeit thematisiert werden. Aus der Politik heraus werden mittlerweile sogar Bürgerdialoge mit dem Titel»Gut leben in Deutschland«über den Stand der Lebensqualität hierzulande durchgeführt. Begrüßenswert ist auch, dass im Lichte des aktuellen Grünbuchs»Arbeiten 4.0«des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales eine breite Diskussion zur zukünftigen Gestaltung unserer Arbeitswelt in Gang gekommen ist. Uns als Deutsche Post ist wichtig, diese und weitere Debatten mit Erkenntnissen aus unserem Glücksatlas zu bereichern und dabei den einen oder anderen Denkanstoß zu liefern. Ich freue mich über Ihr Interesse und wünsche Ihnen ein inspirierendes Lesevergnügen. Jürgen Gerdes Konzernvorstand Post ecommerce Parcel (PeP) Deutsche Post DHL Group 6 + Glu cksatlas2015_i.indd 6 Vorwort

Glücksatlas 2015 Eine Zusammenfassung der Ergebnisse E uropa wird wieder glücklicher. Die Daten des Eurobarometers signalisieren eindeutig, dass die europäischen Nationen die Talsohle in Sachen Glück durchschritten haben. Der EU-Durchschnittswert in der Lebenszufriedenheit hat sich erstmals seit Ausbruch der Finanzund Schuldenkrise wieder verbessert und beträgt aktuell (2014) 6,5 Punkte. Damit hat er wieder das Niveau des Jahres 2007 erreicht. Die Schuldenkrise hatte die Europäer bei der Lebenszufriedenheit allerdings stark auseinanderdividiert. Der Tiefpunkt war 2013 erreicht, als der EU-Durchschnitt auf 6,2 Punkte zurückgefallen war. Vor allem die südeuropäischen Krisenländer rutschten im Lauf der Krise in eine Depression. Griechenland lag 2007 noch bei 5,6 Punkten und fiel im Jahr 2012 auf 3,4 Punkte der niedrigste je gemessene Wert in Europa. Ähnliche Abstürze erlebten auch Portugal, Spanien oder Irland. Die Gründe liegen vor allem in der hohen Arbeitslosigkeit und den Einkommensverlusten. Anders entwickelten sich dagegen die nord europäischen Länder, die traditionell das europäische Glücksranking anführen: Dänemark und Schweden konnten ihre Zufriedenheitswerte in diesem Zeitraum sogar leicht steigern. Dieses Auseinanderdriften Europas ist nun beendet. Das zeigt sich auch am Abstand zwischen dem Spitzenreiter Dänemark (8,9) und dem Schlusslicht Griechenland (4,0). 2014 schrumpfte er um 0,2 Punkte auf 4,9 Punkte, nachdem er im Vorjahr 5,1 und 2012 sogar 5,5 Punkte betragen hatte. Vor der Finanzkrise lagen der erste und der letzte Platz im europäischen Glücksranking jedoch nur 3,0 Punkte auseinander. Von diesem ausgeglichenen Glücksniveau sind wir allerdings noch weit entfernt. Die Entwicklung der einzelnen Länder zeigt jedoch, dass die Wende geschafft ist. Fast alle Nationen in der unteren Hälfte des Glücksrankings konnten ihr Zufriedenheitsniveau sogar beträchtlich steigern: Portugal machte einen Sprung von 3,8 (2013) auf 4,2 (2014), reicht aber immer noch nicht an den Vorkrisenwert von 6,0 (2004) heran. Serbien kletterte von 4,2 (2013) auf 4,9 (2014), Ungarn Eine Zusammenfassung der Ergebnisse + Glu cksatlas2015_i.indd 7 7

von 4,7 (2013) auf 5,1 (2014), die Slowakei von 5,7 (2013) auf 6,0 (2014) und Zypern, das 2013 vor der Staatspleite gerettet wurde, schoss geradezu von 5,9 (2013) auf 6,8 (2014) Punkte und damit von Platz 17 ins obere Mittelfeld auf Platz 12. Auch Irland, das 2010 unter den Euro-Rettungsschirm musste, verbesserte sich stark: von 6,8 (2013) auf 7,4 (2014). Irlands Sprung ist vor allem für Deutschland bedeutsam, denn die Iren schnitten damit erstmals besser ab als die Deutschen, die vom 9. auf den 10. Platz abstiegen, obwohl auch der deutsche Zufriedenheitswert für 2014 gemessen vom Eurobarometer um 0,1 Punkte auf 7,3 Punkte anstieg. Nicht genug offensichtlich, denn die große Aufholjagd Deutschlands scheint nun ins Stocken zu geraten. Die Bundesrepublik war sehr erfolgreich durch die Krise gekommen und hatte sich seit 2006 von der Position 15 im Ranking ins obere Drittel auf Platz 9 (2013) vorarbeiten können. Nun legen aber auch die Länder auf den vorderen Plätzen bei der Zufriedenheit wieder zu: das zweitplatzierte Schweden von 8,1 (2013) auf 8,3 (2014), die drittplatzierte Niederlande von 8,0 (2013) auf 8,1 (2014), und auch Luxemburg, Finnland und Malta sind deutlich zufriedener geworden. Insgesamt stimmt also die Richtung in Europa. Das lässt sich von der inneren Entwicklung in Deutschland ebenfalls sagen. Im Deutsche Post Glücksatlas 2015 ist das Glücksniveau der Deutschen leicht von 6,96 auf 7,02 gestiegen. Die Daten dafür stammen aus einer aktu ellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, das im Frühsommer 2015 knapp 6000 Personen repräsentativ zu ihrer Lebenszufriedenheit befragte. Mit dem Wert 7,02 nahm das Glücksniveau der Deutschen wieder zu, nachdem es in den beiden vorherigen Jahren leicht gesunken war. Seit 2010 schwankt es um den Wert 7 und kann sich nicht zu einem Ausbruch nach oben durchringen, obwohl die gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage eine Verbesserung des Wohlbefindens eigentlich erwarten ließe. Eine sehr gute Botschaft liefert die aktuelle Allensbach-Umfrage dann aber doch: Der Glücksabstand zwischen Ost- und Westdeutschland ist so klein wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Er beträgt 2015 lediglich 0,15 Punkte, nach 0,36 Punkten im letzten Jahr. Vor zehn Jahren waren es noch 0,46 Punkte, und 1991 betrug der Abstand sogar gigantische 1,3 Punkte. Aktuell haben die Westdeutschen eine Lebenszufriedenheit in Höhe von 7,05 Punkten, die Ostdeutschen kommen auf 6,90 Punkte. Zusammen mit den Daten des IfD Allensbach und denen des Soziooekonomischen Panels (SOEP), das seit 1984 die Lebenszufriedenheit jährlich misst, wurde auch ein Glücksranking der Regionen durchgeführt. Spit- 8 + Glu cksatlas2015_i.indd 8 Glücksatlas 2015

zenreiter unter den 19 deutschen Regionen ist 2015 wie schon im letzten Jahr Schleswig-Holstein, das seine Führung sogar leicht auf 7,36 Punkte ausbauen konnte. Überraschend stark fällt der Aufstieg von Baden (7,22) aus, das sich vom 4. auf den 2. Platz verbesserte. Den dritten Rang behauptet Niedersachsen/Nordsee (7,17). Hamburg folgt auf Platz 4 und bestätigt, dass der Norden die glücklichste Region Deutschlands ist. Aber diese Position des Nordens wackelt, denn von allen 19 Regionen sinkt die Lebenszufriedenheit im Vergleich zum Vorjahr einzig in Hamburg (7,14), wenn auch nur minimal um 0,04 Punkte. Umgekehrt zeigt das gute Abschneiden von Baden, Franken (7,14) und Württemberg, das sich von 7,06 auf 7,12 Punkte verbesserte, dass der Süden Deutschlands langsam, aber sicher aufholt. Einzig Bayern-Süd fiel um zwei Positionen auf Rang 10 zurück, obwohl das Lebensglück auch dort um 0,02 Punkte auf 7,07 anstieg. Das Mittelfeld des Rankings mit den westdeutschen Regionen liegt insgesamt so dicht bei einander, dass den einzelnen Platzierungen nicht zu viel Bedeutung zugemessen werden sollte. Zum guten Abschneiden Ostdeutschlands trägt besonders Brandenburg bei, das erstmals das Tabellenende verlassen konnte und in diesem Jahr auf Platz 17 vorrückte. In keiner anderen Region stieg die Lebenszufriedenheit so stark an wie dort. Sie nahm um 0,16 Punkte auf 6,76 zu. Bis auf das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern konnten alle ostdeutschen Regionen leicht zulegen. Eine erfreuliche Tendenz zeigt auch die Bewertung, wie glücklich die Deutschen mit einzelnen Teilbereichen ihres Lebens sind. Hier stehen die Befragungsdaten des SOEP bis 2013 zur Verfügung. Die meisten Werte konnten sich gegenüber dem Vorjahr verbessern. So stieg die Zufriedenheit mit dem persönlichen Einkommen (6,2) und mit dem Haushaltseinkommen (6,6) 2013 deutlich an. Gleichwohl sind die Deutschen mit ihrem Einkommen am unglücklichsten, verglichen etwa mit ihrer Zufriedenheit mit der Familie und dem Wohnen, die beide bei Werten um 7,8 rangieren. Glücklicher sind sie auch mit der Freizeit (7,2), während die Zufriedenheit mit der Arbeit bei knapp 7,0 stagnierte und die mit der Gesundheit (6,5) leicht sank. Seit 2010 hat aber die Zufriedenheit mit sämtlichen Teilbereichen des Lebens zugelegt, manche sogar deutlich. Dennoch verharrt das allgemeine Lebensglück auf einem Plateau um den Wert 7. Die Beziehungen der einzelnen subjektiven Zufriedenheiten folgen eben keiner einfachen»arithmetik«. Auch wenn die Menschen mit einzelnen Teilbereichen des Lebens zufriedener sind, heißt das noch nicht, dass auch das allgemeine Glücks niveau steigt. Zu viele andere Faktoren Erwartungen, Ängste, Befindlichkeiten spielen bei diesem generellen Wert zusammen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse + Glu cksatlas2015_i.indd 9 9

Die Bedeutung der Bildung für das Lebensglück ist ein aktuelles Thema des diesjährigen Deutsche Post Glücksatlas. Es überrascht zunächst, dass Bildung per se keinen direkten Einfluss auf die Zufriedenheit hat, sondern nur einen indirekten. Weil mit einem höheren Bildungsniveau in der Regel auch ein höheres Einkommen einhergeht und besser Gebildete auch gesundheitsbewusster leben, wirkt sich Bildung positiv auf das Lebensglück aus. Rechnet man aber diese indirekten Faktoren heraus, ist kein Effekt mehr messbar. Bildung hebt das Glück eben vor allem über das damit verbundene höhere Einkommen und bessere Jobs: Zwischen dem höchsten und niedrigsten Bildungsabschluss besteht eine Zufriedenheitslücke von durchschnittlich 0,6 Punkten. Die Lebenszufriedenheit von Personen mit Hochschul abschluss beträgt 7,2 Punkte, die von jenen mit Abitur 7,1, bei einem Hauptschulabschluss werden 6,9 und ohne Schulabschluss nur noch 6,6 Punkte erzielt. Auch aus der Sicht der Glücksforschung sind Investitionen in die Bildung also gut angelegt. Sie müssen aber auch vom Markt nachgefragt werden, sonst stellen sich negative Effekte ein. Ein solcher Effekt ist die Überqualifizierung. Finden Höherqualifizierte keine ihrem Berufsabschluss adäquate Beschäftigung, macht sie das unzufrieden. Im Jahr 2013 bezeichneten sich immerhin 29 Prozent der Beschäftigten in Deutschland als überqualifiziert. Überqualifizierte bewerten ihr Lebensglück im Durchschnitt um 0,22 Punkte geringer als adäquat Beschäftigte mit dem gleichen Bildungsniveau. Wer mit einem Fachhochschulstudium in einem passenden Beruf arbeitet, hat eine durchschnittliche Lebenszufriedenheit von 7,4. Geht er aber einem Beruf nach, der nur Abitur erfordert, sinkt seine Lebenszufriedenheit auf 7,0. Diese Zusammenhänge sind für die Bedarfsplanung an den Hochschulen Stichwort Überakademisierung sehr interessant. Umgekehrt erfahren Berufstätige, die für ihren Job unterqualifiziert sind, dadurch einen Zufriedenheitsgewinn. Sie sind im Durchschnitt 0,12 Punkte glücklicher als adäquat Beschäftigte mit dem gleichen Bildungsabschluss. Offenbar hebt es das Lebensglück, wenn eine Tätigkeit ausgeübt wird, die über der eigenen formalen Qualifikation liegt. Das Schwerpunktthema des Deutsche Post Glücksatlas 2015 ist die Arbeitszufriedenheit. Vor dem Hintergrund der guten Beschäftigungslage in Deutschland loten Professor Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg und Reinhard Schlinkert vom Bonner Meinungsforschungsinstitut dimap die Frage aus, welche Anforderungen die Berufstätigen an einen guten Arbeitsplatz stellen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Generation Y, den 10 + Glu cksatlas2015_i.indd 10 Glücksatlas 2015

Berufsanfängern der Jahrgänge 1980 bis 1995. Raffelhüschen und sein Team untersuchen anhand der Befragungsdaten des SOEP die Zufriedenheit der Erwerbstätigen mit ihrem Arbeitsplatz. Weil das SOEP dazu seit knapp 30 Jahren Umfragedaten erhebt (Face-to-face-Methode), sind Aussagen über zeitliche Veränderungen von Einstellungen und langfristige Trends möglich. Hinzu kommt der Vorteil eines unmittelbaren Generationenvergleichs: Wie unterscheiden sich die Angehörigen der Generation Y von den Babyboomern (der Jahrgänge 1948 bis 1966), als diese noch Berufsanfänger waren? Da die jüngsten SOEP-Daten nur bis 2013 reichen, führte dimap im Frühsommer 2015 eine Umfrage bei insgesamt 1500 Berufstätigen ab 16 Jahren durch (computergestützte Telefoninterviews), um aktuelle Entwicklungen auch zu den Themen Digitalisierung und Work-Life-Balance abzudecken. Wie zu erwarten war, ist Arbeitslosigkeit ein großer Glückshemmer. Die Analysen von Professor Raffelhüschen zeigen, dass Erwerbstätige ihre Lebenszufriedenheit durchschnittlich mit 7,1 Punkten bewerten. Arbeitslose liegen mit einem Wert von 6,0 deutlich darunter. Arbeitslose Männer (5,8 Punkte) haben sogar ein um circa 1,3 Punkte niedrigeres Zufriedenheitsniveau als erwerbstätige Männer (7,1). Am stärksten leiden Männer mittleren Alters mit einem hohen Bildungsniveau. Für die große Unzufriedenheit der Arbeitslosen sind sowohl die finanziellen Einschränkungen ausschlaggebend als auch der Rückgang des Selbstwertgefühls. Würde man Arbeitslose finanziell vollständig für die entstandenen Einkommensverluste entschädigen, bliebe dennoch ein Unterschied von 0,6 Punkten zum Zufriedenheitsniveau der Erwerbstätigen bestehen. Arbeitslosigkeit beeinträchtigt aber nicht nur die Lebenszufriedenheit der Betroffenen, die ganze Gesellschaft leidet mit. Als Indikator für das gesellschaftliche Glücksniveau ist sie sehr gut geeignet. Steigt sie, steigt auch die Unzufriedenheit. Als sich in den 1990er-Jahren die Arbeitslosenquote von sechs auf zwölf Prozent verdoppelte, gingen auch die Zufriedenheitswerte erheblich zurück. Die Arbeitslosenzahlen können auch das unterschiedliche Abschneiden der einzelnen Regionen und das Glücksgefälle zwischen West- und Ostdeutschland zu einem guten Teil erklären. Zwischen Arbeits- und Lebenszufriedenheit besteht ein enger positiver Zusammenhang. Erwerbstätige, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind, bewerten ihr Lebensglück mit 8,02 Punkten deutlich höher als Berufstätige, die mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sind (5,89 Punkte). Was aber fördert und was senkt die Arbeitszufriedenheit? Ein Faktor ist die Arbeitszeit. Grundsätzlich sind Menschen, die mehr arbeiten, als sie eigentlich möchten, unzufriedener als diejenigen, deren gewünschte und tatsächliche Arbeitszeiten über- Eine Zusammenfassung der Ergebnisse + Glu cksatlas2015_i.indd 11 11

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE Bernd Raffelhüschen, Reinhard Schlinkert Deutsche Post Glücksatlas 2015 Paperback, Klappenbroschur, 140 Seiten, 16,0 x 23,0 cm ISBN: 978-3-8135-0717-1 Knaus Erscheinungstermin: Dezember 2015 Zum fünften Mal liegt mit dem Glücksatlas 2015 eine Bestandsaufnahme zum Lebensglück der Deutschen vor. Er zeigt auf, in welchen Bereichen des Lebens die Zufriedenheit zunimmt und wo sie abnimmt. Und er dokumentiert, in welcher Region die Deutschen am glücklichsten bzw. unglücklichsten sind.