Mein Auslandssemester A small College of National Distinction BETHANY Erfahrungsbericht für das BadenWürttemberg-STIPENDIUM Isabel Seltsam Gasthochschule: Bethany College, West Virginia, USA Heimathochschule: Pädagogische Hochschule Heidelberg Studienfach: Lehramt an Sonderschulen Studienziel: Staatsexamen Aufenthalt: WS 2012/2013 Semester: 7 Berichterstellung: 19. Januar 2013
Vorbereitung Schon zu Beginn meines Studiums war mir bewusst, dass ich auf alle Fälle gerne die Chance nutzen wollte für ein Semester im Ausland zu studieren und dort zu leben. Nachdem ich mich beim Akademischen Auslandsamt der PH Heidelberg und über dessen Homepage über die verschiedenen Partnerhochschulen, Länder und Fördermöglichkeiten informiert hatte, entschied ich mich schließlich mich für das Bethany College in West Virginia zu bewerben. Mich begeisterte die Vorstellung von einem kleinen College mit persönlicher und familiärer Atmosphäre und da ich Englisch studiere, wollte ich meine Landes- und Sprachkenntnisse zusätzlich vertiefen. Des Weiteren habe ich mich für ein Baden- Württemberg-STIPENDIUM beworben, durch das ich mir eine finanzielle Unterstützung erhoffte. Nachdem ich die Zusage vom College erhalten hatte, konnte es an die ersten Vorbereitungen gehen. Am zeitaufwändigsten war hierbei die Beantragung des Visums und ich war froh, als nach einem Interview im amerikanischen Konsulat endlich mein Reisepass mit Visum in der Post war. Bei Fragen zum Visum und zur Vorbereitung für das Auslandssemester allgemein konnte ich mich jederzeit an Doktor Menz wenden, den Betreuer für die internationalen Austauschstudenten in Bethany. Unmittelbar nach der Zusage für das Bethany College hat er sich mit allen zukünftigen Austauschstudenten in Bethany in Verbindung gesetzt und gab uns hilfreiche Tipps und Hinweise, was alles zu beachten und organisieren war. So musste unter anderem der Stundenplan erstellt werden. Anhand der Seminarauflistung, die Doktor Menz uns zugeschickt hat, konnte ich mir die Seminare, die ich gerne belegen wollte, aussuchen. Prinzipiell kann der Stundenplan auch in der ersten Vorlesungswoche in Bethany noch geändert werden, jedoch können dann einige Seminare schon vollständig belegt sein. Nachdem ich geklärt hatte, was aus meiner Wohnung werden sollte, eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hatte und etwa einen Monat vor Abreise auch die erhoffte Zusage für das Baden- Württemberg-STIPENDIUM erhielt, konnte ich mich nun voll und ganz auf das Auslandssemester in Bethany freuen.
Studieren am Bethany College Das Bethany College ist ein Liberal Arts College, also ein College, in dem die Studenten zwar ein Hauptfach und Nebenfach studieren, aber zusätzlich Kurse aus anderen Fachbereichen belegen müssen. Dadurch soll den Studenten ein möglichst breites Spektrum an Wissen vermittelt werden. Die Möglichkeit auch Seminare aus Fachrichtungen besuchen zu können, die nicht an meiner Heimathochschule angeboten werden, wollte ich auf alle Fälle nutzen. So belegte ich Italian I, Advanced Composition and Translation (einen Spanischkurs für Fortgeschrittene) und Introduction to Lifelong Fitness. Des Weiteren besuchte ich English as a Second Language um meine Englischkenntnisse zusätzlich zu verbessern. Da ich Sonderpädagogik-Studentin bin, belegte ich außerdem Autism I, um so einen Vergleich der unterschiedlichen Therapieansätze, Diagnose- und Fördermöglichkeiten in Deutschland und den USA zu bekommen. Eine Pflichtveranstaltung für die ausländischen Studierenden war außerdem Extended Orientation. Der Kurs sollte dabei helfen, ein besseres Verständnis vom Gastland zu bekommen, wir besprachen unsere persönlichen Erwartungen und Ziele für das Auslandssemester in Bethany und unternahmen verschiedene Ausflüge wie z.b. ins Andy Warhol Museum in Pittsburgh. Da die Kurse in Bethany nicht wie in an meiner Heimathochschule nur einmal wöchentlich stattfanden, hatte ich zwar insgesamt weniger Seminare, diese jedoch zwei- oder dreimal die Woche. Die Kurse selbst habe ich als sehr verschult wahrgenommen. So wurden regelmäßig Tests und Arbeiten geschrieben und Anwesenheitslisten geführt. Vor allem die vielen Hausaufgaben waren anfangs ungewohnt für mich. Außerdem waren die Kurse sehr viel kleiner als in Deutschland. In einem meiner Kurse waren wir beispielsweise nur zu fünft. Dadurch entwickelte sich jedoch schnell ein sehr persönlicher und vertrauter Kontakt zwischen dem Dozent und den Studenten und den Studenten untereinander und ich war gefordert mich stärker aktiv am Unterricht zu beteiligen. Belegt man einen Sprachkurs, gibt es zusätzlich zu den Vorlesungen bei dem Dozenten noch zwei Übungsstunden wöchentlich, die von anderen Studenten unterrichtet werden. Da ich über gute Sprachkenntnisse in Spanisch verfüge, bekam ich die Chance, als Tutorin Spanisch 3 (Spanisch für Fortgeschrittene) zu unterrichten. In den Übungsstunden ging es darum die Studenten bei ungeklärten Fragen und Problemen zu unterstützen und sie auf Klausuren und Tests vorzubereiten. Des
Weiteren musste ein Sketch für die Skitnight vorbereitet und einstudiert werden, bei der die einzelnen Sprachkurse gegeneinander antraten und mehr Freude an der Fremdsprache entwickeln sollten. Bei den Übungsstunden konnte ich meine Erfahrungen aus meinen Aufenthalten in Lateinamerika einbringen und bin mit den Studenten oft in ein Gespräch über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Lateinamerika, den USA und auch Deutschland gekommen. Zusätzlich zu den Übungsstunden gab es wöchentliche Meetings, in denen Fragen besprochen wurden und die gehaltenen Übungsstunden mit den anderen Tutoren reflektiert und Ideen ausgetauscht wurden. Aufenthalt in den USA Das Bethany College befindet sich in Bethany, einem kleinen Ort mit ca. 1000 Einwohnern (inklusive Studenten!) in West Virginia, etwa eine Autofahrtstunde von Pittsburgh entfernt. Bethany liegt im wahrsten Sinne des Wortes in the middle of nowhere, ohne Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Außer den Campusgebäuden und Wohnhäusern gibt es noch ein Post Office, eine Bar und einen kleinen Supermarkt. Am Anfang war es sehr ungewohnt für mich, nicht selbständig den Campus verlassen zu können, doch glücklicherweise bekam man jederzeit einen Ride angeboten. Entscheidet man sich für ein Auslandsstudium am Bethany College bedeutet das, dass sich von nun an fast das ganze Leben auf dem Campus abspielt. Man besucht nicht nur die Vorlesungen dort, sondern wohnt auch in einem der Wohnheime auf dem Campus, isst in einer der Mensen dort und verbringt auch fast seine ganze Freizeit auf dem Campus. Das Schöne daran ist jedoch, dass sich die Studenten und Dozenten alle untereinander kennen und man sehr viel Zeit miteinander verbringt. Es gibt in Bethany sehr viele Möglichkeiten sich aktiv am Campusleben zu beteiligen. So gibt es eine Menge Clubs, die sich wöchentlich treffen um Aktivitäten und Veranstaltungen zu planen und zu organisieren oder man kann einem Sportteam beitreten. Dies ist eine gute Möglichkeit viel Spaß zu haben, Leute kennenzulernen und gleichzeitig eine tolle Ablenkung, falls einem in der Bethany Bubble mal langweilig werden sollte. Ich selbst war Mitglied im German-Club und außerdem war ich im Tennisteam. Dies war sehr zeitintensiv, wir hatten jeden Tag zwei Stunden Training und sind zusätzlich noch zu den Spielen gefahren. Bei manchen Teams muss man sich vorher qualifizieren um aufgenommen werden, andere Sportteams jedoch sind offen jeden, der sich für die Sportart interessiert. Auch vom College selbst wurden viele
Veranstaltungen angeboten, wie zum Beispiel Bingo- und Casinonächte, eine kostenlose Fahrt in einen Freizeitpark und es wurden Redner, Comedians, DJs und Sänger eingeladen. Was das Wohnen betrifft, hatte ich das Glück ein eigenes Zimmer in einer 4er-WG in Campbell Village zu bekommen. Die Wohnungen dort sind schön, es gibt zwei Bäder, eine Wohnzimmer und eine Küche, in der es jedoch leider keinen Herd gibt. In anderen Studentenwohnhäusern hingegen teilen sich die Studenten ein Zimmer. Meine Mitbewohnerinnen haben mich herzlich aufgenommen und ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl dort. Schön war es auch etwas zu reisen und so auch die USA außerhalb des Campus kennenzulernen. In der Zeit in der ich dort war bin ich unter anderem nach Washington D.C., Chicago, Boston und New York gereist. Besonders toll waren auch die Besuche bei Freunden aus Bethany, bei denen ich ein traditionelles Thanksgiving und Weihnachten in den USA miterleben und die amerikanische Gastfreundschaft kennenlernen durfte. Teilnahme an Tagungen Während meiner Studienzeit in Bethany konnte ich an der West Virginia Foreign Language Teacher Conference teilnehmen. Zusammen mit zwei anderen Studenten, Doktor Menz und einem weiteren Dozenten von Bethany sind wir nach Fairmont gefahren und konnten dort an den Workshops der Konferenz teilnehmen und uns verschiedene Vorträge zum Unterrichten von Fremdsprachen anhören. Praktische Tipps Infos einholen Die Leseecke des Akademischen Auslandsamtes und Gespräche mit anderen Studenten, die in Bethany waren, bieten eine tolle Möglichkeit sich über alles zu informieren.
Bankautomaten In Bethany gibt es zwei Bankautomaten, an denen man jederzeit Bargeld abheben kann. Auf dem Campus selbst benötigt man kaum Geld. Allgemein würde ich empfehlen eine Kreditkarte mitzunehmen. Germanroom Im Germanroom findet man alles Mögliche (Handtücher, Bettwäsche, Wecker, Schreibtischlampen, Ordner, Bücher, etc.) das ehemalige Austauschstudenten hinterlassen haben und das man dementsprechend nicht von zu Hause mitnehmen oder kaufen muss. Bücher Anstatt die Bücher, die man für die Seminare benötigt neu und teuer zu kaufen, kann man sich auch in der Bibliothek umsonst Kopien machen oder gebrauchte Bücher ausleihen und nach Ende des Seminars wieder zurückgeben. Post Bei der Post kann man sich für die Zeit, in der man dort ist, eine Postbox einrichten und so Briefe und Pakete erhalten. Nicht vergessen: Adapterstecker Persönliche Wertung des Aufenthalts Die Zeit in Bethany ging viel zu schnell um und ich wäre gerne noch länger geblieben. Jetzt im Nachhinein kann ich auf eine tolle und einzigartige Zeit zurückblicken, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt und durfte schöne und einzigartige Erfahrungen sammeln, an die ich mich immer gerne erinnern werde. Außerdem konnte ich nicht nur meine Sprachkenntnisse verbessern, sondern habe auch die USA (zumindest einen kleinen Teil davon) kennengelernt und dadurch auch mehr über mein eigenes Land und mich selbst erfahren. Für dieses und noch so viel mehr möchte ich mich ausdrücklich beim Baden-Württemberg-STIPENDIUM und insbesondere bei Frau Schön und beim Akademischen Auslandsamt bedanken. Denn sie haben mir das Studium in den USA erst ermöglicht.