Auslandsfamulatur Chiang Mai 01.08.2016-28.08.2016 Philip Puchas Family Medicine & Community Medicine Vorbereitungen Nachdem ich in Österreich bereits einiges an Famulaturerfahrung gesammelt hatte wollte ich erstmals eine Famulatur im Ausland wagen. Ich erkundigte mich nach möglichen Destinationen und wollte primär selbst eine Famulatur in England organisieren. Da sich das schwerer als erwartet herausstellte, begann ich mich im Dezember nach weiteren Alternativen umzusehen und stieß dann auf das ASEA-Uninet Programm. Die Anmeldefrist war ungefähr bis Mitte Jänner offen und so entschied ich mich, mich zu bewerben. In der Bewerbung musste eine Wunschdestination und der gewünschte Zeitraum angegeben werden. Da ich grundsätzlich am liebsten nach Thailand wollte (es standen noch Indonesien und Vietnam zur Auswahl) und mir Bangkok zu groß und unruhig schien, kam Chiang Mai als perfekte Alternative mit seiner geringeren Größe sehr gelegen. Bereits Ende Jänner kam die Zusage seitens der Med Uni Graz. Danach gab es am 11. April ein Treffen aller Outgoings mit der Koordinatorin der MUG bei dem alle ausständigen Unterlagen (Auswahl des Departments etc.) ausgefüllt wurden, welche dann gesammelt nach Chiang Mai gesandt wurden. Auch Infos zur weiteren Planung der Reise wurden besprochen. Unterkunft Die Unterkunft wurde von der Chiang Mai University (CMU) kostenlos im Medical Students Dorm zur Verfügung gestellt, welcher nur wenige Minuten Fußmarsch von allen Departments entfernt war und mitten am Campus lag. Die Zimmer waren groß, pro Zimmer waren 2-3 Studenten einquartiert. Die Sauberkeit ließ zwar sehr zu wünschen übrig und die Matratzen waren irrsinnig hart (woran man sich aber schnell gewöhnt), aber an eine gratis Unterkunft darf man meiner Meinung nach auch keine zu hohen Ansprüche stellen! Außerdem hatten die (meisten) Zimmer eine funktionierende Air- Condition, was wirklich Gold wert war.
Wem das nicht passt, der kann sich auch im (von der CMU) empfohlenen Uniserv Hostel ein Zimmer mieten - dieses liegt allerdings etwas weiter entfernt (10-20 Minuten zu Fuß). Flug Wir buchten unseren Flug etwa Mitte März und entschieden uns zwei Tage vor Beginn der Famulatur mit AirBerlin und Etihad Airways von Wien über Abu Dhabi nach Bangkok zu fliegen, um von dort einen Inlandsflug nach Chiang Mai zu nehmen. In Summe kosteten die Flüge ca. 700. Dadurch das unser Flug von Wien nach Abu Dhabi aber ~7 Stunden Verspätung hatte wurde uns eine Nächtigung in Abu Dhabi bezahlt und ein Flug am nächsten Tag organisiert (ein ungeplanter Tagesaufenthalt in Abu Dhabi war somit auch mit dabei). Da wir nach der Famulatur noch 2 Wochen in Thailand verbrachten buchten wir unsere Rückreise für Mitte September. Impfungen Vom Hygieneinstitut wurde uns für Thailand Japan-B-Enzephalitis, Typhus und Tollwut empfohlen, was wir daraufhin auch impften. Die Kosten dafür waren allerdings sehr hoch, in Summe handelte es sich hierbei um knapp 350. Hierbei gilt es vor allem die Abstände zwischen den einzelnen Teilimpfungen zu beachten, daher sollte man hier die Planung schon früh genug (einige Monate vor Abreise) beginnen. Ich nahm zwecks Insektenschutz (Chiang Mai ist zwar zu dem Zeitpunkt malariafrei gewesen, auf Denguefieber sollte man jedoch achten) außerdem noch 2 Sprühdosen NoBite mit. Erhältlich war es in einer lokalen Apotheke (um ca. 12 pro Stück), die 2 Dosen reichten aber locker für die 4 Wochen Aufenthalt aus und funktionierten recht zuversichtlich. Visum Wir organisierten uns über die thailändische Botschaft in Wien ein Non-Immigrant Visum der Kategorie "Educational Visa", welches für eine einmalige Einreise und dann für maximal 3 Monate Aufenthalt gültig war. Dafür musste jemand persönlich (eine Person konnte alle Anträge abgeben!) mit den Anträgen (verfügbar auf der Homepage der Botschaft), unseren Reisepässen, 60 Gebühr und einem frankierten Briefumschlag (zur Rücksendung nach der Bearbeitung) nach Wien fahren (wir haben sicherheitshalber noch eine Vollmacht mitgegeben). Kurz darauf bekamen wir unseren Reisepass mit Visum zugeschickt, damit funktionierte die Ein- und Ausreise problemlos (das Visum wurde bei der Einreise in Bangkok abgestempelt - und fertig).
Famulatur Allgemeines Als Uniform dient für Männer eine schwarze (Anzug-)Hose, ein weißes Hemd und schwarze Anzugschuhe. Mitnehmen braucht man das Ganze aber maximal für den ersten Tag (oder auch gar nicht, wenn man früh genug anreist), da man sich die Sachen super günstig in lokalen Shops besorgen kann. Die Größen sind allerdings deutlich anders als bei uns - unbedingt anprobieren beim Kauf! Einen weißen Mantel braucht man nicht. Ich hatte meinen mit, dieser lag allerdings die gesamte Reise lang nur im Koffer. Stethoskop, Stauschlauch oder Sonstiges brauchten wir (zumindest in unseren Departments) ebenfalls nicht - wenn es was zu hören gibt dann kann man auch von dort ein Stethoskop ausborgen. 1) Family Medicine Nachdem ich in allen vorangegangen Berichten nur das Beste über dieses Department gelesen hatte, beschloss ich mich auch dafür zu bewerben. Gleich zu Beginn erhielten wir den Stundenplan für die kommenden 2 Wochen. Die Arbeitszeiten waren hierbei enorm kurz: täglich von 9:30 bis 11:00 und von 13:00 bis 15:00. Medizinisch gab es in den folgenden Tagen nicht viel zu lernen: einen Teil des Tages verbrachten wir meistens im Outpatient Department mit Zusehen bei Patientengesprächen (wobei diese natürlich auf Thai gehalten wurden und - obwohl sehr bemüht - die Übersetzungen ins Englische nur sehr dürftig waren). Die andere Hälfte des Tages war etwas vielfältiger: wir durften bei Home Visits mitfahren, hatten 2 Mal einen Kurs in Thai Massage und durften etwas über Akupunktur erfahren (und dabei zusehen). In Summe war ich von diesen 2 Wochen nicht ganz überzeugt. Alle Leute (Ärzte, Studenten und Patienten) waren zwar ausgesprochen nett und gingen respektvoll mit uns um, man wird jedoch nicht wirklich gefordert und der Lerneffekt ist daher gering.
2) Community Medicine Deutlich besser hat mir dieses Department gefallen. Auch hier bekamen wir gleich zu Beginn einen Stundenplan. Täglich stand ein Ausflug in eine andere Einrichtung rund um Chiang Mai (ob Krankenhaus, Rehabilitationszentrum oder Gesundheitszentrum für Schulen und Kindergärten) auf dem Programm, wobei immer zur ausgemachten Uhrzeit ein Kleinbus mit Fahrer zur Verfügung stand, der uns in die entlegensten Ortschaften brachte, wo wir vom entsprechenden Personal herzlichst empfangen wurden. Meistens gab es eine kurze Präsentation oder ein Gespräch in einem Konferenzzimmer zur Planung, danach wurde uns alles Mögliche gezeigt. So besuchten wir einen lokalen Kindergarten wo die Kinder für unseren Besuch einen herzallerliebsten Tanz einstudiert hatten, verbrachten einen Nachmittag mit einem Besuch in einem Bergdorf bei den dort abgelegen lebenden Menschen, waren in einem ländlichen Krankenhaus nördlich von Chiang Mai, beinahe an der burmesischen Grenze und vieles mehr. In Summe waren diese zwei Wochen eine wirklich tolle Erfahrung mit unglaublichen Einblicken in das ländliche Thailand, welches man als Tourist so wahrscheinlich nicht zu sehen bekommt. Auch wenn kaum medizinisches Fachwissen vermittelt wird, kann ich dieses Department daher nur empfehlen.
Freizeit Durch die relativ kurzen Arbeitszeiten blieb uns viel Zeit um viel rund um Chiang Mai zu erkunden und anzusehen. Besonders empfehlenswert war dabei ein Ausflug zum nahegelegenen Tempel auf Doi Suthep, ein Tagesausflug zum Doi Inthanon Nationalpark und ein Besuch in einem Elephanten Camp (hierbei sollte man sich jedoch gründlich informieren, weil der Umgang mit den Tieren in den meisten Camps angeblich miserabel ist!). Tempel gibt es en masse, wobei sie immer wieder auf s Neue mit ihrer Schönheit beeindrucken. Auch die lokalen Märkte sind ein absolutes Highlight: Interessantes Streetfood und schöne Utensilien zu billigsten Preisen gibt es ohne Ende! Grundsätzlich gibt es in und rund um Chiang Mai jede Menge zu tun, es wird bestimmt niemandem langweilig. Fazit Retrospektiv war die Famulatur in Chiang Mai eine großartige Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Medizinisch kann man meiner Meinung nach (wie ja bereits mehrmals angedeutet) vergleichsweise nicht so viel lernen wie bei einer Famulatur anderswo, die Einblicke in ein anderes Gesundheitssystem und den thailändischen Lebensstil sind jedoch mit Sicherheit enorm viel wert.