Reizendes liegt in der Luft

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Transkript:

Reizendes liegt in der Luft Daten und Fakten zur Luftqualität im Kanton Bern beco Berner Wirtschaft Immissionsschutz

Inhalt Als Emission wird der Austritt von Schadstoffen aus einer bestimmten Quelle bezeichnet. Danach vermischen sich die Schadstoffe mit der Luft, werden verdünnt und vom Wind verfrachtet. Während dieser Transmission können die Schadstoffe miteinander reagieren und neue Substanzen bilden (etwa aggressive Photooxidantien wie das Ozon). Was schliesslich auf Menschen, Tiere und Pflanzen einwirkt, und das oft weit entfernt von der Emissionsquelle, sind die mit der Luft vermischten Schadstoffe, die Immissionen. 2 Transmission Immission Emission Frank Hauptsächliche Luftschadstoffe Emission (Hauptquellen) Auswirkungen Seite Schwefeldioxid Entsteht durch den Gebrauch schwefelhaltiger Brenn- und Treibstoffe. Bildet vermischt mit Nebel und Regen schweflige Säure und Schwefelsäure («saurer Regen»); ist Vorläufersubstanz lungengängiger Feinstäube. 5 Kohlenmonoxid Entsteht durch die unvollständige Verbrennung von Brennund Treibstoffen. Behindert den Sauerstofftransport im Blut von Mensch und Tier. 5 Schwermetalle im Staubniederschlag Zink oder Cadmium entweichen Kehrichtverbrennungsanlagen und industriellen Anlagen; Blei stammt vom Motorfahrzeugverkehr. Sind zum Teil sehr giftig und haben gesundheitsschädigende Auswirkungen auf die Blutbildung und das Nervensystem. 5 Stickoxide Entstehen durch Verbrennungsvorgänge in Motoren und in Feuerungen. Bilden vermischt mit Nebel und Regen salpetrige Säure und Salpetersäure («saurer Regen»), sind Vorläufersubstanzen lungengängiger Feinstäube und bilden unter Sonneneinwirkung bodennahes Ozon. 6 Bodennahes Ozon Das bodennahe Ozon ist ein Sekundärschadstoff. Es entsteht fotochemisch während intensiver Sonneneinstrahlung in Luftmassen, die stark mit Stickoxiden und mit flüchtigen organischen Verbindungen belastet sind. Reizt die Schleimhäute und schädigt Pflanzen. 8 Lungengängiger Feinstaub Blütenstäube und die Aufwirbelung von Staub sind natürliche Quellen. Vor allem entstehen lungengängige Feinstäube aber durch Verbrennungsprozesse (Dieselruss), durch industrielle Prozesse sowie durch den Abrieb im Strassenund Schienenverkehr. Bedeutende gasförmige Vorläufersubstanzen des Feinstaubs sind zudem Schwefeldioxid sowie das aus dem Hofdünger entweichende Ammoniak. Feinstäube und Russ führen zu Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems sowie zu einer Zunahme der Sterblichkeit und des Krebsrisikos (Dieselruss). 10

Besser, aber noch längst nicht gut genug 100% 90% 80% 1988 1988 1988 1988 2003 1988 70% Die Luftreinhaltemassnahmen zeigen Wirkung. Am deutlichsten ist die Verbesserung beim Schwefeldioxid mit einem Rückgang von 70% gegenüber der Situation im Jahr 1988 (Trendentwicklung der Jahresmittelwerte; beim Ozon Trendentwicklung der maximalen Einstundenwerte). 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0 Schwefeldioxid 2003 Kohlenmonoxid 2003 Stickoxide 2003 Ozon Feinstaub 2003 3 Prisma Im Kanton Bern geht es der Luft besser als auch schon, aber noch nicht gut genug. Während die Belastungen durch Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Schwermetalle im Staubniederschlag stark zurückgegangen sind, werden bei den Stickoxiden, beim bodennahen Ozon und bei den lungengängigen Feinstäuben nach wie vor zu hohe Werte gemessen. 1986 wurde die Luftreinhalte-Verordnung des Bundes (LRV) in Kraft gesetzt. Seither sind die Kantone verpflichtet, den Schadstoffausstoss an den Quellen zu begrenzen und für Gebiete mit übermässig hoher Luftverunreinigung Sanierungskonzepte auszuarbeiten (und die daraus abgeleiteten Massnahmenpläne umzusetzen). Erfreulich ist die Bilanz nach 17 Jahren Luftreinhaltepolitik auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene vor allem auf der Emissionsseite. Durch zahlreiche technische Massnahmen dazu gehören die verschärften Abgasvorschriften für Motorfahrzeuge, die Sanierung industrieller und gewerblicher Einzelquellen, die Reduktion des Schwefels im Heizöl oder die Auflagen für Feuerungen konnten die Emissionen von Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Schwermetallen in den vergangenen Jahren markant gesenkt werden. Bei den Stickoxiden sie sind neben den flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) die entscheidenden Vorläuferschadstoffe bei der Bildung des Reizgases Ozon sind die Emissionen ebenfalls zurückgegangen, allerdings bei weitem nicht so stark, wie es die Minimalziele des bundesrätlichen Luftreinhaltekonzepts einst vorsahen. Entsprechend ist die Bilanz auf der Immissionsseite. Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und die Schwermetalle im Staubniederschlag sind heute kein Problem mehr. Dagegen liegen die Konzentrationen bei den Schadstoffen Stickoxid und Ozon sowie bei den lungengängigen Feinstäuben zum Teil weit über den Immissionsgrenzwerten. Hier besteht also noch immer Handlungsbedarf. Das Ziel heisst nach wie vor bessere Luft (und damit mehr Lebensqualität). Aber allein durch technische Massnahmen können die Emissionen und Immissionen nicht auf jenes Mass gesenkt werden, das für einen nachhaltigen Schutz von Mensch und Umwelt erforderlich wäre. Denn durch die Zunahme des Konsums, der Produktion und vor allem des motorisierten Strassenverkehrs wird die Wirkung der technischen Massnahmen zum Teil wieder aufgehoben. Zudem sind die technisch machbaren Verbesserungen, denen wir fast alle bisherigen Erfolge zur Luftreinhaltung verdanken, bereits heute in manchen Bereichen ausgeschöpft. Aus dieser Erfahrung ergeben sich für die künftige Luftreinhaltepolitik folgende Konsequenzen: Einerseits muss die Luftreinhaltung besser mit den anderen Bereichen der kantonalen Politik verflochten werden, da die künftige Entwicklung der Schadstoffemissionen vor allem durch die Entscheide zum Strassenverkehr, zur Raumnutzung oder zur Landwirtschaft bestimmt wird. Andererseits müssen auch globale Aspekte vermehrt berücksichtigt werden, denn übermässige Emissionen von Kohlendioxid, Methan oder Lachgas tragen zur Klimaerwärmung bei. Die Emissionen von Kohlendioxid* können nur durch eine Verbrauchssenkung bei fossilen Brenn- und Treibstoffen entscheidend vermindert werden. Schliesslich sollen vermehrt ökonomische Anreize für ein umweltgerechteres Verhalten bei Mobilität, Konsum und Produktion geschaffen werden, etwa durch wirtschaftliche Anreize und Lenkungsabgaben oder durch eine Abgeltung (Internalisierung) der externen Kosten, die durch die Luftverschmutzung verursacht werden. * Das Kohlendioxid (CO 2 ) ist ein so genanntes Treibhausgas, das den Klimawandel fördert. Es ist aber kein Luftschadstoff, der die Gesundheit von Mensch und Tier schädigt, und es wird auch nicht vom kantonalen Luft-Messnetz erfasst.

Messdaten aus Stadt und Land Im Kanton Bern wird die Luftbelastung kontinuierlich an unterschiedlichen Standorten erfasst. Durchgeführt werden die Messungen nicht nur von der kantonalen Fachstelle Luftreinhaltung. Die Messstation Bern-Brunngasshalde sowie die Passivsammler in der Stadt Bern werden vom Amt für Umweltschutz und Lebensmittelkontrolle der Stadt Bern (AfUL) betreut, während die Messstationen Bern-Bollwerk und Jungfraujoch Teile des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) sind. Schadstoffkonzentrationen werden üblicherweise in µg/m 3 (Mikrogramm pro Kubikmeter Luft) angegeben. 4 Bei der Beurteilung der Luftqualität werden bestimmte Indikatoren gemessen, um den Schadstoffgehalt der Luft zu charakterisieren.* Da die Luftverschmutzung zum grossen Teil eine Folge von Verbrennungsprozessen ist, sei das im Verkehr, sei das durch private und industrielle Feuerungen, kann das dadurch entstehende Stickstoffdioxid (NO 2 ) als sinnvoller Indikator für das Ausmass der Luftverschmutzung benutzt werden. Das heisst: Je höher die gemessenen NO 2 - Konzentrationen, desto höher ist auch die Gesamtluftverschmutzung. Aus den Messdaten werden statistische Grössen, zum Beispiel Mittelwerte, gebildet: Stunden- oder Tagesmittelwerte repräsentieren die Kurzzeitbelastung der Luft, Jahresmittelwerte die Langzeitbelastung. In neueren medizinischen Studien wird die Luftverschmutzung oft auch anhand der Konzentration der feinen Schwebestaubpartikel charakterisiert. Diese lungengängigen Feinstäube sind ein guter Indikator für die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung. DOAS-Stationen (optische Messung über eine Strecke von 300 bis 500 Metern) Bern-Laupenstrasse Ittigen Thun-Bälliz Biel Langenthal Konventionelle Messstationen (punktuelle Messungen) Bern-Wankdorf Bern-Bollwerk (NABEL) Bern-Brunngasshalde (AfUL) Thun-Pestalozzi Jungfraujoch (NABEL) Ozonstationen Etzelkofen Zimmerwald Gstaad (Sommerhalbjahr) Moutier (Sommerhalbjahr) > Schwefeldioxid > Stickstoffdioxid > Ozon > Schwefeldioxid > Stickoxide > Ozon > Kohlenmonoxid > lungengängige Feinstäube > Ozon * Die Luftbelastung wird mit Hilfe von Immissionsgrenzwerten beurteilt. Diese sind in der Luftreinhalte- Verordnung des Bundes (LRV) so festgelegt, dass für Luftschadstoffbelastungen unterhalb der Grenzwerte im Allgemeinen keine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt auftreten. Aus dem Vergleich der Messresultate mit den Immissionsgrenzwerten lässt sich der Handlungsbedarf ableiten und die Notwendigkeit von Luftreinhaltemassnahmen begründen. Schwebestaubmessgeräte Ittigen Biel Passivsammler 118 Standorte > lungengängige Feinstäube > Stickstoffdioxid Frank (5)

Schwefeldioxid Kohlenmonoxid Schwermetalle im Staubniederschlag Standorttyp Immissionsgrenzwerte Standorttyp Immissionsgrenzwerte Standorttyp Immissionsgrenzwerte Stadt Stadt Stadt Agglomeration Agglomeration Agglomeration Land Land Land 5 Emission (Hauptquellen). Das Reizgas Schwefeldioxid (SO 2 ) stammt zu rund 95% aus Haus- und Industriefeuerungen; der kleine Rest wird vom Strassenverkehr verursacht. Seit 1980 sind die entsprechenden Emissionen um rund drei Viertel zurückgegangen. Damit konnte beim Schwefeldioxid sogar das Maximalziel des bundesrätlichen Luftreinhaltekonzepts erreicht werden: die Reduktion der Emissionen auf den Stand von 1950. Zu diesem markanten und nachhaltigen Rückgang haben eine ganze Reihe von Massnahmen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene beigetragen. Dazu zählen in erster Linie die Senkung des Schwefelgehalts im Heizöl, die vermehrte Substitution von Kohle und Erdöl durch Erdgas, die obligatorische Feuerungskontrolle und die effizientere Isolation von Gebäuden. Immission (Situation im Kanton Bern). Die Belastung der Luft durch Schwefeldioxid ist seit 1988 um rund 70% zurückgegangen und liegt heute weit unter den Grenzwerten. Eine weitere Senkung des Schwefeldioxidausstosses ist dennoch anzustreben, denn dieser trägt zusammen mit anderen säurebildenden Schadstoffen zur Versauerung der Niederschläge bei. Das ist für die Wälder und andere empfindliche Ökosysteme von Bedeutung, da vielerorts die kritischen Belastungsgrenzen für den Säureeintrag noch immer überschritten werden. Emission (Hauptquellen). Das farb- und geruchlose Gas Kohlenmonoxid (CO) entsteht bei unvollständiger Verbrennung von Brenn- und Treibstoffen. In den vergangenen 20 Jahren konnten diese Emissionen um rund zwei Drittel gesenkt werden. Dieser starke Rückgang ist vor allem auf die Abgasvorschriften für Personenwagen zurückzuführen, denn die Emissionen stammen zum grössten Teil aus dem motorisierten Strassenverkehr.* Immission (Situation im Kanton Bern). Auch die Kohlenmonoxidbelastung stellt schon seit längerer Zeit kein Problem mehr dar und liegt heute selbst an Orten mit viel Strassenverkehr deutlich unter dem Grenzwert der Luftreinhalte-Verordnung. Die bereits in den Siebzigerjahren eingeführten Abgasvorschriften für Motorfahrzeuge zahlen sich inzwischen offensichtlich aus. * Anders verhält es sich beim Kohlendioxid (CO 2 ). Während die Emissionen aus Industrie, Gewerbe und Haushalten stagnieren oder sogar leicht rückläufig sind, nehmen die Emissionen von Kohlendioxid durch den zunehmenden Strassenverkehr weiter zu. Nötig ist ihre Verminderung, denn der hohe Ausstoss dieses Treibhausgases stellt ein unberechenbares Risiko für das Klima dar. Dabei stehen nicht technische Massnahmen im Vordergrund, sondern die Senkung des Treibstoffverbrauchs. Emission (Hauptquellen). Schwermetalle wie Cadmium, Zink oder Thallium stammen von cadmiumhaltigen Farbund Kunststoffen, von verzinktem Metall, von Batterien oder aus schwermetallhaltigem Schrott. Sie gelangen aus Kehrichtverbrennungsanlagen oder Stahlund Zementwerken in die Luft. Der schwermetallhaltige Staubniederschlag konnte in den vergangenen Jahren durch technische Massnahmen an den Hauptquellen entscheidend reduziert werden. Auch die Bleibelastung früher stammten die meisten Emissionen aus dem Motorfahrzeugverkehr hat durch die Einführung des bleifreien Benzins und des Verbots bleihaltigen Benzins drastisch abgenommen. Heute gelangt Blei vor allem bei industriellen Prozessen in die Umwelt (und reichert sich zusammen mit dem Staubniederschlag im Boden an). Immission (Situation im Kanton Bern). Die Immissionsgrenzwerte für Schwermetalle im Staubniederschlag werden inzwischen sowohl in der Nähe von grossen Industriebetrieben als auch an stark befahrenen Verkehrsachsen eingehalten. Bei den an den lungengängigen Feinstaub gebundenen Schwermetallen treten ebenfalls keine Grenzwertüberschreitungen mehr auf.

Stickoxide Immissionsgrenzwerte NO 2 Jahresmittelwert 30 µg/m 3 24-Stunden-Mittelwert 80 µg/m 3 (Überschreitung höchstens einmal pro Jahr) Standorttyp Stadt Agglomeration Land Immissionsgrenzwerte häufig stark überschritten teilweise überschritten abseits von Verkehrsachsen 6 Emission (Hauptquellen). Die Stickoxide* bilden sich hauptsächlich durch Verbrennungsvorgänge in Motoren, in Heizungen und in industriellen Feuerungen. An der Quelle treten die Stickoxide zum allergrössten Teil als Stickstoffmonoxid (NO) aus. Durch den Kontakt mit der Umgebungsluft wird das Stickstoffmonoxid sehr rasch in das giftigere Stickstoffdioxid (NO 2 ) umgewandelt. Hauptemittent von Stickoxiden im Kanton Bern ist mit einem Anteil von rund 60% der motorisierte Strassenverkehr. Seit dem Höchststand Mitte der Achtzigerjahre haben die Emissionen allerdings deutlich abgenommen. Erreicht wurde diese Verbesserung vor allem dank der Abgasvorschriften für Motorfahrzeuge, insbesondere der Katalysatortechnik bei Personenwagen. Daneben wurden aber auch zahlreiche bauliche, betriebliche und verkehrstechnische Massnahmen realisiert. Auch die Einführung stickoxidarmer Verbrennungstechnik bei Feuerungsanlagen sowie die Ausrüstung von Verbrennungsanlagen mit Abgasreinigungen haben die Stickoxidemissionen entscheidend reduziert. * In der Atmosphäre kommen eine Reihe von gasförmigen Stickstoffverbindungen vor, welche als Stickoxide bezeichnet werden. Für lufthygienische Prozesse, beispielsweise die Ozonbildung, sind in erster Linie die beiden Verbindungen Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO 2 ) von Bedeutung. Immission (Situation im Kanton Bern). Seit Beginn der Luftmessungen Ende der Achtzigerjahre hat die Belastung mit Stickstoffdioxid an den meisten Messstandorten um bis zu 40% abgenommen. Flächendeckende Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte treten nur noch in den Zentren der Städte Bern und Biel auf. Auch hohe kurzzeitige Spitzenwerte treten generell nicht mehr so häufig auf wie noch zu Beginn der Neunzigerjahre. So wurde der Tagesgrenzwert im Jahr 2002 im Kanton Bern nur ein einziges Mal überschritten. Dennoch liegt die Belastung in den verkehrsreichen Zentren der Städte sowie entlang der Hauptverkehrsachsen im Jahresmittel teilweise noch immer deutlich über dem Grenzwert. Besser ist die Situation in den Agglomerationen. Dort liegen die Werte mehrheitlich im Bereich des Immissionsgrenzwertes. Sogar deutlich unter dem Grenzwert liegt die Belastung in ländlichen Gebieten, die sich fernab viel befahrener Strassen befinden. 60 50 40 30 20 10 0 Jahresmittelwerte im Jahr 2002 <10 µg/m 3 10 15 µg/m 3 15 25 µg/m 3 25 30 µg/m 3 >30 µg/m 3 Die verschärften Abgasnormen haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Emissionen von Stickoxiden in den letzten Jahren zurückgegangen sind obwohl der Verkehr wie zum Beispiel auf der A1 bei Kirchberg stark zunahm. Kirchberg A1: Kirchberg A1: Jahresmittel NO 2 in µg/m 3 Fahrzeuge pro Tag 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 60000 40000 20000 0

Ammoniak Ausgehend von einem Emissionskataster, wurde die Konzentration von Ammoniak in der Luft mit Hilfe eines Ausbreitungsmodells berechnet und anhand von Messstationen überprüft. Die rote Farbe zeigt jene Gebiete, in denen die Ammoniakkonzentration besonders hoch ist (>4 µg/m 3 ). 7 1990 2002 Die übermässige Belastung durch Stickoxide ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Auch in der Stadt Biel übersteigt die NO 2 -Belastung den Langzeitgrenzwert (rot) inzwischen in weit weniger Gebieten als noch 1990. Trend. Der grösste Teil der Stickoxide stammt vom Motorfahrzeugverkehr, und somit gibt es die grössten Belastungen in der Nähe von stark befahrenen Strassen. Doch auch dort ist die Belastung in den vergangenen Jahren zurückgegangen und das trotz teilweise deutlicher Zunahme des Verkehrs (vgl. Grafik auf Seite 6 mit dem Beispiel Kirchberg). Dennoch besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Die Belastung durch Stickoxide muss weiter gesenkt werden, da diese als Vorläufersubstanzen entscheidend zur Bildung des bodennahen Ozons beitragen. Allerdings zeichnet sich ab, dass der Abwärtstrend mehr und mehr abflacht. Denn einerseits sind die technischen Möglichkeiten, den Stickoxidausstoss bei Motorfahrzeugen noch stärker einzudämmen, allmählich ausgeschöpft. Andererseits nimmt der Personen- und Güterverkehr auf der Strasse weiter zu. Auch aus der Landwirtschaft gelangen bedeutende Mengen an Stickstoffverbindungen in die Atmosphäre. Dabei geht es vor allem um das Ammoniak (NH 3 ), das hauptsächlich beim Lagern und beim Ausbringen von Hofdünger entsteht. Wichtigste Quelle ist deshalb die Nutztierhaltung in der Landwirtschaft, und entsprechend treten die höchsten Belastungen in Gebieten mit intensiver Tierhaltung auf (vgl. Karte oben). Die Ammoniakbelastungen stellen an sich keine direkte toxische Gefährdung dar. Aber sie tragen zur Überdüngung der Böden bei, und sie schädigen empfindliche Ökosysteme wie zum Beispiel Wälder, Hochmoore oder artenreiche Wiesen. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Rolle, die das Ammoniak als Vorläufersubstanz bei der Bildung des lungengängigen Feinstaubs spielt. Deshalb müssen auch die Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft durch technische und betriebliche Massnahmen weiter vermindert werden, und zwar um etwa die Hälfte gegenüber dem Stand von 1995.

Ozon Immissionsgrenzwerte O 3 98% der Halbstundenwerte 100 µg/m 3 eines Monats Maximaler 1-Stunden-Mittelwert 120 µg/m 3 (Überschreitung höchstens einmal pro Jahr) Standorttyp Stadt Agglomeration Land Immissionsgrenzwerte abseits von Verkehrsachsen häufig stark überschritten häufig stark überschritten häufig stark überschritten Beim bodennahen Ozon beeinträchtigen auch die kurzzeitigen Spitzenwerte die menschliche Gesundheit. Die Grenzwerte beziehen sich deshalb nicht auf das Jahresmittel, sondern auf kurzfristigere Werte. 8 Emission (Hauptquellen). Im Gegensatz zu den anderen Luftschadstoffen entweicht Ozon (O 3 ) nicht direkt Kaminen oder Auspuffrohren. Ozon ist vielmehr ein Sekundärschadstoff: Im Übermass entsteht das aggressive Reizgas erst, wenn bestimmte Vorläufersubstanzen fotochemisch miteinander reagieren. Die entscheidenden Vorläufersubstanzen sind Stickoxide und flüchtige organische Verbindungen (VOC). Hauptquellen dieser Vorläufersubstanzen sind der motorisierte Strassenverkehr sowie Lösungsmittel, die bei Anwendungen in Industrie, Gewerbe und Haushalten entweichen. Die fotochemische Reaktion, welche die Vorläufersubstanzen zu Ozon umwandelt, wird durch die starke Sonneneinstrahlung angetrieben. Hohe Konzentrationen von Ozon in Bodennähe werden deshalb vor allem im Sommerhalbjahr gemessen. Ozon wird also nur tagsüber bei Sonnenschein gebildet. Nachts hingegen dominiert der Abbau. Dabei sind die gleichen Vorläufersubstanzen (etwa Stickstoffmonoxid) beteiligt, die das Ozon zuvor gebildet haben. Deshalb werden an stark befahrenen Verkehrsachsen Stickstoffmonoxid stammt im Sommer in erster Linie aus dem motorisierten Strassenverkehr oft geringere Ozonkonzentrationen gemessen als auf dem Land. Immission (Situation im Kanton Bern). Hohe Belastungen sind in den letzten Jahren tendenziell weniger häufig aufgetreten als auch schon, und Spitzenbelastungen von über 180 µg/m 3 werden in der Regel selten gemessen (eine Ausnahme war der Rekordsommer 2003). Die geltenden Grenzwerte werden aber immer noch viel zu häufig überschritten, und das nicht nur in den Städten und Agglomerationen, sondern auch in den ländlichen Gebieten (und dort vor allem in den mittleren Höhenlagen). Denn durch den Wind wird Ozon auch in Gebiete transportiert, die an sich weit von den eigentlichen Schadstoffquellen entfernt sind. Dort bleibt das Reizgas selbst über Nacht erhalten, und die Konzentration schaukelt sich allmählich hoch. Die Daten der Messstation Zimmerwald belegen diese Verlagerung: Grenzwertüberschreitungen sind dort besonders häufig (vgl. Grafik auf Seite 9). Anzahl Stunden im Jahr 2002 mit Ozonwerten über 120 µg/m 3 nicht untersucht* 0 200 Stunden 200 300 Stunden 300 400 Stunden >400 Stunden * höher als 1500mü.M. Anders ist die Situation in Städten und Agglomerationen sowie entlang stark befahrener Strassen. Dieselben Schadstoffe, die unter Sonneneinwirkung das Ozon bilden, bauen es chemisch wieder ab, sobald die Sonneneinstrahlung fehlt. Deshalb war die Ozonkonzentration in den verkehrsreichsten Gebieten bislang meist tiefer als abseits viel befahrener Strassen. Doch die Unterschiede zwischen Stadt und Land verwischen sich immer mehr. Diese Entwicklung steht paradoxerweise in Zusammenhang mit dem allgemeinen und an sich erwünschten Rückgang der Stickoxide: Nimmt dieser Schadstoff ab, wird auch weniger Ozon abgebaut.

Flüchtige organische Verbindungen Tendenziell gingen die Spitzenbelastungen durch Ozon in den vergangenen Sommern zurück. Doch bei lang anhaltenden Schönwetterperioden wie im Rekordsommer 2003 steigen die Ozonwerte nach wie vor sehr stark an. So wurden in Etzelkofen im Sommer 2003 während mehr als 100 Stunden Belastungen von über 160 µg/m 3 gemessen. Ozonwerte der Messstation Etzelkofen im Rekordsommer 2003 (in µg/m 3 ) Von den flüchtigen organischen Verbindungen macht vor allem das Benzol Sorgen, da es nicht nur Ozon bildet, sondern auch die Gesundheit gefährdet. Die höchsten Belastungswerte von mehr als 1,5 µg/m 3 (gelb) haben Stadtzentren und die Umgebung viel befahrener Strassen. 200 9 150 120 100 Stundenmittel von 120 µg/m 3, das pro Jahr höchstens einmal überschritten werden dürfte 50 0 4.8.2003 5.8.2003 6.8.2003 7.8.2003 1000x 900x 800x 700x 600x Trend. Es ist schwierig, Aussagen über die längerfristige Entwicklung der Ozonbelastung zu machen, da sie in hohem Masse durch den Witterungsverlauf beeinflusst wird: Während sonniger Tage ist die Ozonbelastung ungleich grösser als während Tagen mit starker Bewölkung und Regen. Durch diese starke Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen schwankt die Ozonbelastung von Jahr zu Jahr sehr stark. Um erhöhte Ozonkonzentrationen in Zukunft zu vermeiden, müssen die Emissionen der Vorläufersubstanzen gegenüber dem Stand von 1995 um etwa die Hälfte verringert werden. Unten zu viel und oben zu wenig. Das Ozon stiftet Verwirrung. Während das stark oxidierende Reizgas in Bodennähe Mensch und Umwelt schädigt, wirkt es in höheren Luftschichten als lebenswichtiger, aber vor allem durch langlebige Fluorchlorkohlenwasserstoffe bedrohter Filter gegen die UV-Strahlung. Doch der Überschuss in den untersten Schichten gleicht den Mangel in der Stratosphäre nicht aus, da es zwischen unten und oben kaum einen Austausch gibt. Deshalb sind die Massnahmen gegen den Ozonsmog und die gleichzeitigen Bemühungen, die Ozonschicht zu schützen, kein Widerspruch. Je mehr Stickoxide und flüchtige organische Verbindungen in der Luft sind und je stärker die Sonne scheint, umso mehr bodennahes Ozon bildet sich. Die Ozonbelastung variiert somit in Abhängigkeit von der Witterung von Jahr zu Jahr sehr stark: Anzahl Überschreitungen des Stundenmittels von 120 µg/m 3 bei der Messstation Zimmerwald. Auch flüchtige organische Verbindungen (VOC*) sind Vorläuferstoffe bei der Ozonbildung. Die Hauptquellen sind Lösungsmittel in Farben, Lacken, Beiz- und Reinigungsmitteln, die aus unzähligen kleinen und kleinsten Quellen entweichen. Zudem spielt der Strassenverkehr eine wichtige Rolle, denn rund ein Drittel der entsprechenden Emissionen stammen aus Auspuffrohren, entweichen undichten Tanks oder verdampfen an Tankstellen. Eine dieser flüchtigen organischen Verbindungen ist das Benzol (das nicht nur Ozon bildet, sondern auch zu den krebserregenden Stoffen zählt). Durch technische Massnahmen konnte die Belastung durch Benzol in den letzten Jahren um mehr als 50% vermindert werden (so wurde etwa der Benzolgehalt im Benzin von 5 auf 1% gesenkt). Dennoch ist in der Berner Luft nach wie vor zu viel Benzol vorhanden. Ein Grenzwert existiert für diesen Luftschadstoff allerdings nicht, da es keine Schwelle gibt, unterhalb der keine Gefahr für die Gesundheit besteht. Benzol sollte deshalb so geringe Konzentrationen aufweisen wie nur möglich. 500x 400x 300x 200x 100x 0 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 Frank * Die flüchtigen organischen Verbindungen werden abgekürzt als VOC bezeichnet nach dem englischen Begriff Volatile Organic Compounds. Es handelt sich dabei um Alkane und Alkene (wie Propan und Ethylen), sauerstoffhaltige Kohlenwasserstoffe (wie Alkohole und Aldehyde), halogenierte Kohlenwasserstoffe (zum Beispiel Perchlorethylen) oder aromatische Kohlenwasserstoffe (wie Toluol oder Benzol).

Lungengängiger Feinstaub Immissionsgrenzwerte PM10 Jahresmittelwert 20 µg/m 3 24-Stunden-Mittelwert 50 µg/m 3 (Überschreitung höchstens einmal pro Jahr) Standorttyp Stadt Agglomeration Land Immissionsgrenzwerte häufig stark überschritten teilweise überschritten teilweise überschritten 10 Emission (Hauptquellen). Lungengängiger Feinstaub abgekürzt PM10 ist ein komplexes Gemisch aus sehr kleinen Teilchen, die einen Durchmesser von weniger als 0,01 Millimetern haben.* PM10 besteht einerseits aus primären Partikeln, die durch Verbrennungsprozesse, durch mechanischen Abrieb von Reifen und Strassenbelag und durch Aufwirbelung aus natürlichen Quellen entstehen. Andererseits gibt es auch sekundäre Partikel (so genannte Aerosole), die sich erst in der Luft aus gasförmigen Vorläuferschadstoffen wie etwa Schwefeldioxid oder Ammoniak bilden. Über die Herkunft all dieser Partikel, die zu Atemwegs- und Kreislauferkrankungen führen können, besteht noch nicht restlose Klarheit. Als gesichert gilt, dass der motorisierte Strassenverkehr sowie Industrie und Gewerbe zusammen für rund zwei Drittel der Emissionen verantwortlich sind. Aber auch die Landwirtschaft liefert einen spürbaren Beitrag: Ammoniak, das bei der Lagerung und der Austragung von Hofdüngern entweicht, bildet zusammen mit Schwefeldioxid oder Stickoxid ebenfalls kleinste Partikel, die durch die Luft schweben. * 0,01 Millimeter entsprechen 10 Mikrometern. Deshalb wird für diese Schadstoffe inzwischen nach der englischen Bezeichnung «particulate matter <10 µm» meist die Abkürzung PM10 verwendet. Immission (Situation im Kanton Bern). Die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) ist 1986 in Kraft gesetzt worden. Damals war die Bedeutung des lungengängigen Feinstaubs für die menschliche Gesundheit aber noch kein Thema. Erst 1998 wurden entsprechende Belastungsgrenzen festgelegt und in die Luftreinhalte-Verordnung aufgenommen. Inzwischen zeigen die Messungen ein unterschiedliches Bild. In den Städten und Agglomerationen und entlang von stark befahrenen Strassenverkehrsachsen wird der Immissionsgrenzwert deutlich überschritten, während die Werte in den meisten ländlichen Gebieten des Mittellandes im Bereich des Grenzwerts liegen. Lediglich in den höher gelegenen Regionen treten keine Überschreitungen des Jahresmittel-Grenzwerts auf. Der Stadt-Land-Gegensatz ist beim lungengängigen Feinstaub weniger stark Jahresmittelwerte im Jahr 2000 <14 µg/m 3 14 16 µg/m 3 16 18 µg/m 3 18 20 µg/m 3 >20 µg/m 3 ausgeprägt als beim Stickstoffdioxid. Zwei Ursachen sind dafür verantwortlich. Zum einen besteht ein Drittel bis über die Hälfte der Belastung aus sekundären Partikeln (Aerosolen), die erst abseits der Quellen der gasförmigen Vorläuferschadstoffe gebildet werden, was zu einer homogenen räumlichen Verteilung führt. Zum anderen wird lungengängiger Feinstaub über weite Strecken transportiert. Gesamteuropäische Modellrechnungen weisen darauf hin, dass die durch grossräumigen Transport von lungengängigen Feinstäuben verursachte Grundbelastung rund 10 µg/m 3 beträgt.

Mit blossem Auge sind die lungengängigen Feinstäube gerade nicht mehr zu sehen. Doch sie sind ebenso unscheinbar wie gefährlich. Mit Durchmessern von weniger als einem Hundertstelmillimeter dringen sie beim Einatmen tief in die Atemwege ein und lösen Entzündungen in feinen Verästelungen der Lunge aus. Mit einem Filter kann die menschliche Lunge simuliert werden: Zunächst ist der Filter weiss, dann erhält er durch abgelagerten Staub eine Grau- und schliesslich eine Schwarzfärbung. Dieselruss In vielen Bereichen ist eine Ausrüstung der Dieselmotoren mit Partikelfiltern bereits heute zwingend so zum Beispiel im Tunnelbau oder auf Grossbaustellen. Auch im Bereich des öffentlichen Verkehrs rüsten immer mehr Anbieter ihre Fahrzeugflotten mit Russfiltern aus. 11 Nejedly 3.2.03 4.2.03 5.2.03 6.2.03 7.2.03 8.2.03 9.2.03 10.2.03 11.2.03 12.2.03 13.2.03 14.2.03 15.2.03 16.2.03 17.2.03 18.2.03 19.2.03 20.2.03 21.2.03 22.2.03 23.2.03 24.2.03 25.2.03 26.2.03 27.2.03 28.2.03 1.3.03 2.3.03 Bei winterlichen Inversionslagen steigt die Belastung durch lungengängigen Feinstaub (PM10) jeweils besonders hoch an: Tagesmittelwerte im Februar 2003 bei der Messstation Ittigen (in µg/m 3 ). 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 24-Stunden-Mittelwert, der pro Jahr höchstens einmal überschritten werden dürfte Trend. Da in der Schweiz für lungengängigen Feinstaub (PM10) erst seit 1998 Grenzwerte bestehen, sind auch die entsprechenden Messreihen noch sehr kurz. Aufgrund von Hochrechnungen aus Messungen des totalen Schwebestaubes, die vor 1998 erfolgten, und aus Messungen im Rahmen des SAPALDIA-Projekts (vgl. Seite 13) lässt sich aber ableiten, dass die PM10-Belastung grundsätzlich rückläufig ist. Die kurzzeitige Änderung der Belastung durch lungengängigen Feinstaub ist stark von der Witterung abhängig. Besonders hoch ist sie jeweils bei winterlichen Inversionslagen wenn relativ warme Luft wie ein Deckel über kalter Bodenluft liegt und den Austausch blockiert. Die Abgase bleiben dann in einem so genannten Kaltluftsee am Boden liegen und werden nicht mehr nach oben weggeführt. Dadurch wird der Grenzwert für das Tagesmittel von PM10 (50 µg/m 3 ) häufig überschritten, wie das Beispiel einer Messperiode im Februar 2003 zeigt (vgl. Abbildung links). Regen und starke Winde hingegen haben einen reinigenden Effekt und bringen frische, unbelastete Luft. Dadurch sinkt auch die Belastung durch lungengängigen Feinstaub wieder. Unbehandelte Abgase aus Dieselmotoren sind eine der entscheidenden Quellen des lungengängigen Feinstaubs (PM10). Etwa die Hälfte dieser Schadstoffe stammt aus dem so genannten Offroad-Bereich. Gemeint sind Baumaschinen und Fahrzeuge der Landwirtschaft, aber auch Schiffe und dieselbetriebene Schienenfahrzeuge. Die andere Hälfte wird durch Motorfahrzeuge verursacht, die der Strassenverkehrsgesetzgebung unterstehen: dieselbetriebene Lastwagen, Busse und Personenwagen. Auch im Kanton Bern lebt ein grosser Teil der Bevölkerung in Gebieten, in denen die Feinstaubkonzentration gesundheitsschädliche Ausmasse erreicht: Dieselruss ist in dicht besiedelten Gebieten für einen Grossteil des durch Luftschadstoffe bedingten Krebsrisikos verantwortlich. Dabei wäre es aus technischer Sicht kein Problem mehr, den Ausstoss von Dieselruss weitgehend zu vermeiden. Denn mit Partikelfiltern können die krebserregenden Russpartikel praktisch vollständig zurückgehalten werden. Solche Filter werden inzwischen auf Grossbaustellen, im Tunnelbau und vermehrt auch im öffentlichen Verkehr eingesetzt. Anders ist die Situation bei den dieselbetriebenen Personenwagen. Dort werden zum heutigen Zeitpunkt erst wenige mit Russfilter ausgerüstete Modelle angeboten. Hier besteht dringend Handlungsbedarf. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120

Gesundheitliche Auswirkungen der Luftschadstoffe Ärztlich festgestellte Auswirkungen von eingeatmeten Luftschadstoffen sind: Reizungen der Schleimhäute von Augen, Nase und Hals sowie erhöhte Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten und Atemwegsinfektionen; verminderte Lungenfunktion; Zunahme von Asthmaanfällen; Zunahme von chronischer Bronchitis; Verschlimmerung bestehender Lungenkrankheiten; erhöhtes Lungenkrebsrisiko. 12 Prisma (2) Atemwegserkrankungen können viele Ursachen haben. Die Luftverschmutzung ist eine davon. Denn sie reizt und schwächt die Atemwege, sie macht anfälliger für Atemwegserkrankungen und sie verschlimmert die Symptome bestehender Krankheiten. Im Einzelfall ist es ausserordentlich schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und gesundheitlicher Beeinträchtigung nachzuweisen. Die Wirkung dieser Schadstoffe ist unspezifisch: Aus Symptomen und Erkrankungen kann meist nicht direkt auf eine bestimmte Ursache geschlossen werden, denn Bakterien, Viren und Allergene wie Pollen können die gleichen Effekte haben wie Luftschadstoffe. Zudem braucht es oft mehrere Faktoren, bis eine Krankheit auftritt, und schliesslich sind nicht alle Menschen gleich empfindlich gegenüber Luftschadstoffen. Deshalb muss auch im Zusammenhang mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Luftschadstoffe unterschieden werden zwischen dem individuellen Risiko und den gesundheitlichen Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung: Je höher die Konzentration eines bestimmten Schadstoffs, umso mehr Personen sind direkt betroffen und umso stärker sind die Beschwerden und Funktionsstörungen. Das individuelle Risiko, durch Luftschadstoffe zu erkranken, ist im Kanton Bern zwar relativ gering und statistisch gesehen kaum wahrnehmbar. Dennoch sind die Folgen für die Gesamtbevölkerung keineswegs vernachlässigbar: In den städtischen Zentren und entlang von Hauptachsen des Strassenverkehrs belasten vor allem Stickoxide und Feinstäube die Luft. Je höher die langfristige Belastung ist, desto grösser ist das Risiko für Atemwegsbeschwerden und entsprechende Erkrankungen. Zusätzlich zur alltäglichen Schadstoffbelastung können im Frühling und im Sommer hohe Ozonwerte die Lungenfunktion beeinträchtigen oder Schleimhäute reizen. Die Empfindlichkeit ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden, aber je grösser die körperliche Anstrengung ist, desto stärker wird die entsprechende Reaktion sein. Während winterlicher Inversionslagen sammeln sich Schadstoffe in den unteren Luftschichten an. Während solcher Smogperioden leiden vor allem ältere Menschen, Kleinkinder und Menschen mit bereits bestehenden Lungenkrankheiten unter vermehrten Beschwerden. 25% 20% 15% 10% 5% 0 Die Luftverschmutzung hat nicht nur in Extremsituationen kurzfristige Auswirkungen, sondern auch im Alltag langfristige gesundheitliche Folgen. Die SCAR- POL-Studie* hat fast 4500 Schulkinder aus allen Landesteilen auf Atemwegserkrankungen und Allergien untersucht. Je höher die Stickoxid- und Feinstaubbelastung am Wohnort war, desto häufiger litten die Kinder unter Atemwegserkrankungen, und Husten und Schnupfen dauerten länger. So ist für Kinder aus Bern oder Biel das Risiko höher, an trockenem Reizhusten zu leiden, als etwa für Kinder aus Langnau. Prozentuale Häufigkeit von trockenem, nächtlichem Reizhusten bei Schulkindern Montana Langnau Biel Bern Lugano 0 5 10 15 20 25 30 35 Jahresmittel PM10 in µg/m 3 Genf

Oft gestellte Fragen 13 Reizende Innenluft. Luftschadstoffe sind nicht nur in der Aussenluft enthalten, sondern entstehen auch im Innern von Gebäuden und das zum Teil in bedrohlicheren Konzentrationen als in der Aussenluft. Denn in manchen Fussbodenbelägen, Teppichrücken, Farben, Lacken oder Klebstoffen sind flüchtige organische Verbindungen (siehe Seite 9) enthalten, deren Rückstände während längerer Zeit in die Raumluft gelangen und gesundheitsschädigende Auswirkungen haben können. Auch in Autoinnenräumen kann die Schadstoffkonzentration ein schädliches Ausmass erreichen. Auch der Tabakrauch ist eine folgenschwere Verunreinigung der Raumluft. Wichtige Schadstoffe aus dem Tabakrauch sind Russpartikel, Nikotin, Acrolein, Formaldehyd sowie einige krebserregende Nitrosamine. Aufgrund übereinstimmender Resultate aus Laborversuchen und Untersuchungen an zahlreichen Bevölkerungsgruppen* kamen verschiedene Gesundheitsbehörden zum Schluss, dass auch das Passivrauchen (also das unfreiwillige Einatmen von Tabakrauch aus der Umgebungsluft) das Risiko für die Entstehung von Lungenkrebs signifikant erhöht. * Gemäss den Ergebnissen der beiden grossen Bevölkerungsstudien SAPALDIA (Swiss Study on Air Pollution and Lung Diseases in Adults, 1994 1997) und SCARPOL (Swiss Study on Childhood Allergy and Respiratory Symptoms with Respect to Air Pollution, Climate and Pollen, 1996) sind 30% der nicht rauchenden Erwachsenen und 47% der Schulkinder regelmässig Tabakrauch ausgesetzt. > Macht die Berner Luft krank? So eindeutig die Frage auch ist, so wenig kann sie eindeutig beantwortet werden. Denn eine typische «Berner Luft» gibt es nicht. In städtischen Zentren ist die Situation anders als in einer Landgemeinde, an einer verkehrsreichen Strasse ist sie nicht dieselbe wie auf einem Wanderweg in den Bergen. Generell gilt aber in allen Gebieten des Kantons Bern, dass die früher vor allem im Winter üblichen extrem hohen Schadstoffemissionen aus Heizungen und Industriefeuerungen eliminiert werden konnten. Auch die Belastung durch Schwermetalle wie Blei ist kein Thema mehr. Heute werden die Schadstoffemissionen vor allem durch den Strassenverkehr beeinflusst und sind das ganze Jahr hindurch etwa gleich. Unterschiede in der Belastung sind deshalb im Wesentlichen von der Witterung abhängig: So bildet sich Ozon nur dann im Übermass, wenn auch die Sonneneinstrahlung besonders stark ist, was vor allem in den Sommermonaten der Fall ist (Stichwort Sommersmog). Im Winter steigen die Schadstoffkonzentrationen vor allem bei Inversionslagen an wenn eine Nebeldecke über dem Mittelland liegt und die Durchmischung der Luftmassen behindert. > Welches ist das richtige Verhalten bei hohen Ozonwerten? Bei hohen Ozonbelastungen muss niemand zuhause bleiben. Auch Kinder können draussen spielen oder baden. Empfindlich reagierende Personen sollen sich jedoch an heissen Nachmittagen nicht zu sehr anstrengen. Sportliche Aktivitäten sind so zu planen, dass Ausdauerleistungen vormittags oder abends erbracht werden. Auf empfindlich reagierende Personen darf kein Leistungszwang ausgeübt werden. Personen, die wiederholt Beschwerden verspüren, sollen sich ärztlich beraten lassen. > Welche Folgen haben hohe Schwebestaub- und Stickoxidwerte für die menschliche Gesundheit? Gesunde, erwachsene Personen haben bei kurzfristigen Belastungen sie treten im Winter wie im Sommer während austauscharmer Wetterlagen auf aus medizinischer Sicht keine wesentlichen Konsequenzen zu befürchten. In der Lunge sind genügend Abwehrmechanismen vorhanden. Allerdings müssen lungenkranke Menschen sowie ältere Personen und Kleinkinder mit vermehrtem Hustenreiz und Auswurf rechnen, Asthmatiker mit mehr Asthmaanfällen. An Orten mit langfristig erhöhter Schwebestaubbelastung, also vor allem in städtischen Zentren, treten bei Erwachsenen wie bei Kindern insgesamt häufiger chronische Symptome und Infektionen der Atemwege auf.

Massnahmenplan zur Luftreinhaltung 2000/2015 14 Frank Weitere Massnahmen sind nötig, um auch die Belastungen durch Stickstoffoxid, bodennahes Ozon und lungengängigen Feinstaub dauerhaft zu senken. Die bernische Luftreinhaltepolitik weist beachtliche Erfolge aus. Bei fast allen Stoffen ist die Belastung zurückgegangen, und die Luftqualität hat sich seit 1988 spürbar verbessert. Trotz diesen erfreulichen Fortschritten sind aber die Belastungen durch Stickoxid, bodennahes Ozon und lungengängigen Feinstaub an vielen Orten im Kanton Bern nach wie vor übermässig hoch. Zudem muss auch im Kanton Bern das klimaschädliche Kohlendioxid (CO 2 ) reduziert werden. Deshalb sind weiterhin grosse Anstrengungen nötig, um unsere Gesundheit und unsere Umwelt von diesen Schadstoffen zu entlasten. Im Jahr 2001 wurde für den Kanton Bern ein entsprechender Massnahmenplan* vorgelegt. Er umfasst 21 Massnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern, welche die Luftreinhaltepolitik des Bundes ergänzen. Massnahmen beim Verkehr Massnahmen in Industrie und Gewerbe Massnahmen in der Landwirtschaft Massnahmen im Gebäudebereich Auswahl aus dem Massnahmenplan 2000/2015 Fahrleistungsmodell. Der Verkehr zu publikumsintensiven Einrichtungen (Einkaufszentren, Fachmärkten oder Freizeiteinrichtungen) soll mit raumplanerischen Massnahmen möglichst umweltschonend gestaltet werden. Dazu hat der Kanton Bern ein Fahrleistungsmodell entwickelt, das die Ansiedlung von Einkaufszentren und Fachmärkten an Zentrumslagen fördert, die gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sind. 90% weniger Russpartikel. Dieses Ziel soll durch die Aus- und Nachrüstung von gewerblichen Dieselfahrzeugen mit Partikelfiltern erreicht werden. Dabei geht es um Linienbusse öffentlicher Transportunternehmen, um Nutzfahrzeugflotten sowie um Baumaschinen und Baustellenfahrzeuge. Verkehrsverhalten und Mobilitätsformen. Auf kantonaler und kommunaler Ebene soll das umweltfreundliche Verkehrsverhalten im Personenverkehr gefördert und sollen neue Mobilitätsformen unterstützt werden. Die Wirkung der Lenkungsabgabe auf flüchtige organische Verbindungen soll durch betriebs- oder branchenspezifische Lösungen verstärkt werden. In Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden werden Rahmenbedingungen geschaffen, um die VOC-Emissionen durch effizienten Umgang, Substitution oder Recycling kontinuierlich zu vermindern. Durch technische und betriebliche Massnahmen soll das durch Lagerung und Austrag von Gülle entstehende Ammoniak reduziert werden. Ein reduzierter Energieverbrauch im Gebäudebereich wirkt sich ebenfalls positiv auf die Luftreinhaltung und den Klimaschutz aus. Der 3. Energiebericht* des Kantons Bern formuliert die entsprechenden Ziele und Massnahmen. * KIGA, Abteilung Umweltschutz (2001; heute beco Berner Wirtschaft, Immissionsschutz): Massnahmenplan zur Luftreinhaltung 2000/2015 * Regierungsrat des Kantons Bern (2002): 3. Energiebericht des Kantons Bern

Erfolgskontrolle Augenfälliger Unterschied: links eine stark geschädigte Runzelflechte in einem Stadtzentrum mit hohem Schadstoffgehalt der Luft, rechts ein gesundes Exemplar in einem Reinluftgebiet. 15 Herzig (3) Die Gesamtbelastung der Luft durch Schadstoffe kann an jedem Baumstamm abgelesen werden: Flechten machen die Luftverschmutzung sichtbar. Während technische Mess- und Überwachungssysteme auf ganz bestimmte Schadstoffe ausgerichtet sind, ist die Flechtenvielfalt ein augenfälliges Mass zur Bestimmung der Gesamtbelastung der Luft. Denn Flechten eine empfindliche Lebensgemeinschaft aus Pilzen und Algen reagieren als lebendige Organismen umfassender als technische Geräte auf die immer komplexer werdenden Schadstoffgemische in der Luft.* Weist eine Baumrinde wenig oder sogar überhaupt keine Flechten auf, ist das ein Zeichen schlechter Luftqualität an diesem Ort. Deshalb ist die Beurteilung des Flechtenreichtums nicht nur eine nützliche Bioindikationsmethode für grossflächige Momentaufnahmen. Sie eignet sich auch für die Erfolgskontrolle: Eine Wiederholung der Flechtenuntersuchung nach einigen Jahren zeigt die Veränderung der Schadstoffbelastung und erlaubt die Überprüfung der getroffenen Massnahmen. In Biel wurde die Gesamtbelastung der Luft erstmals im Jahr 1983 mit der standardisierten Flechten-Indikationsmethode beurteilt. 1998 wurde die Erhebung zur Erfolgskontrolle der dazwischen erfolgten lufthygienischen Massnahmen wiederholt. Diese Massnahmen, zu denen auch die Sanierung der Kehrichtverbrennungsanlage gehörte, führten offensichtlich zu einer markanten Verbesserung der Luftqualität in der Stadt Biel: rot: kritische Gesamtbelastung orange: starke Gesamtbelastung gelb: mittlere Gesamtbelastung grün: geringe Gesamtbelastung blau: sehr geringe Gesamtbelastung 1983 1998 * Flechten nehmen ihre Nährstoffe schwammartig aus Niederschlagswasser und aus der Luft auf. So speichern sie auch Stoffe, die als Verunreinigung in die Luft gelangen (wie etwa Schwermetalle).

Kontakte w w w. b e. c h / l u f t > www.be.ch/luft Aktuelle Luftbelastung Kanton Bern Downloads von Publikationen > www.buwal.ch/luft Aktuelle Luftbelastung Schweiz Schadstoffkarten > www.ozonok.ch Informationen zum Thema Ozon Herausgeber beco Berner Wirtschaft Immissionsschutz Redaktion Gerrit Nejedly (beco) Konzeption und Realisation Felix Frank, Bern > Fachstelle Kanton Bern beco Berner Wirtschaft Immissionsschutz Laupenstrasse 22 3011 Bern Telefon: 031 633 57 80 info.luft@vol.be.ch Kartenvorlagen Thomas Künzle, Meteotest Bern Rolf Herzig, AGB Bern Druck Schlaefli & Maurer AG, Interlaken Kartengrundlagen reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA035687) Diese Broschüre kann in Deutsch und Französisch bezogen werden: beco Berner Wirtschaft Immissionsschutz Laupenstrasse 22 3011 Bern E-Mail: info.luft@vol.be.ch Bern, 2003 > OZON BE (Zielnummer 20120) SMS-Dienst zur aktuellen Ozonbelastung im Berner Mittelland (jeweils von Mai bis September) > www.cerclair.ch Homepage des Cercl Air (Vereinigung der schweizerischen Behördenund Hochschulvertreter im Bereich der Luftreinhaltung) > Fachstelle Stadt Bern Amt für Umweltschutz und Lebensmittelkontrolle Brunngasse 30/Postfach 124 3000 Bern 7 Telefon: 031 321 63 06 umweltschutz@bern.ch > Fachstelle Bund Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft Abteilung Luftreinhaltung 3003 Bern Telefon: 031 322 93 12 luftreinhaltung@buwal.admin.ch 855.14 d