Suchtpräventionskonzept Entwurf für die Konzeptgruppen der Schulen 1 Notwendigkeit von schulischer Suchtprävention Suchtverhalten bedeutet immer Abhängigkeit, d.h. Unfreiheit. Diese Unfreiheit liegt in der Einschränkung der persönlichen Lebensführung, die in jedem Fall eine Beeinträchtigung des emotionalen und sozialen Verhaltens bedeutet, oftmals aber eine Beeinträchtigung in allen Lebensbereichen nach sich zieht. Schulische Erziehung hat die Aufgabe, Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und in ihrem Leistungsvermögen so zu unterstützen, dass sie ihre Möglichkeiten in beiden Bereichen zur vollen Entfaltung bringen können. Schulische Suchtprävention will Kindern und Jugendlichen helfen, in ihrem persönlichen und sozialen Entwicklungsprozess diejenigen psychischen Eigenschaften und Fähigkeiten auszubilden, die es ihnen ermöglichen, auch schwierigen Lebenssituationen ohne Ausbildung von süchtigem Verhalten gewachsen zu sein und sozial kompetent mit ihnen umzugehen. 2 Grundsätze schulischer Suchtprävention 1 a) Suchtprävention in der Schule ist primär drogenunspezifisch, auch wenn die Vermittlung drogenspezifischer Kenntnisse nötig ist (insbesondere im Falle der gängigen Alltagsdrogen: Zigaretten, Alkohol und evtl. Haschisch). b) Suchtprävention in der Schule ist ein fächerübergreifender Auftrag für alle Lehrerinnen und Lehrer in allen Schulstufen und Schulformen. c) Schulische Suchtprävention will Kindern und Jugendlichen helfen, in ihrem persönlichen und sozialen Entwicklungsprozess diejenigen psychischen Eigenschaften auszubilden, die es ihnen ermöglichen, auch schwierigen Lebenssituationen standzuhalten. d) Ein schulisches Präventionskonzept muss sich an den Problemen der Jugendlichen orientieren. e) Suchtprävention ist keine punktuelle Maßnahme, sie durchzieht den Schulalltag als allgemeines Pädagogisches Konzept, das sich an folgenden Erziehungszielen orientiert: Die Förderung des Ich-Bewusstseins und des Selbstwertgefühls durch die Übernahme von Verantwortung Die Schaffung einer Atmosphäre des Vertrauens und der Geborgenheit im Alltag. Die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und Ziele Die Vermittlung von Orientierungen in Verbindung mit dem gelebten Vorbild Die Ausbildung der Fähigkeit, mit Krisen umzugehen. 3 Aufgaben der Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer für Suchtprävention gemäß dem Erlass vom 15.Juli 2015 (Abl.7/15, S,214-217) 1 Beratung von Schulleitung, Kollegium Schulkonferenz, Schulelternbeirat und Schülervertretung bei schulischen Vorhaben zur Prävention Information der unter 1. Genannten über den aktuellen Stand der Suchtproblematik, über gesicherte Konzepte und über erprobte Modelle zur schulischen Suchtprävention Beratung bei der Auswahl von Lehr- und Lernmaterialien 1 zusammengefasst von Dipl.-Psych. Claudia Fritz, PORin,
Beratung und Mitwirkung bei der Planung und Durchführung von Elternabenden und Informationsverantstaltungen zur Suchtprävention Zusammenarbeit mit der Schülervertretung Beratung von Lehrerinnen und Lehrern und den dualen Ausbildungspartnern der Berufsschulen bei Fragen zur Suchtproblematik durch Einzelgespräche und Teilnahme an den Sitzungen der jeweiligen Gremien Es gehört nicht zu ihrer oder seiner Aufgabe therapeutisch tätig zu werden oder polizeiliche Hilfsfunktionen zu übernehmen. 4 Welche Bestandteile eines Suchtpräventionskonzepts setzen wir an unserer Schule bereits um? - Checkliste für das Präventionskonzept 4.1 Schulleitung Schulethos/Leitgedanken und implizite Benimmregeln der Schule, auf die alle achten Schulordnung, die unter anderem einen gestuften Maßnahmenkatatlog enthält für den Umgang mit Regelverstößen im Allgemeinen und beim Gebrauch von Suchtmitteln im Besonderen Gestaltung von Schule als Lebensraum Aktive Pausengestaltung Teamteaching (Teamstammgruppenmodell) Einbeziehung des Hausmeisters in das Erziehungskonzept der Schule in Form von Anleitung gemeinnütziger Arbeit für regelwidriges Verhalten von Schülern Jahrgangsbezogene und fächerübergreifende Unterrichtsprojekte zur Suchtprävention als fester Bestandteil des Curriculums in Zusammenarbeit mit den Beratungslehrern. Pressemitteilungen und Veröffentlichungen eigener Projekte sind wichtig, damit die gesamte Schulgemeinde erfährt, dass die Schule aktiv etwas gegen die Entwicklung süchtigen Verhaltens bei Kindern- und Jugendlichen tut. 4.2 Kollegen 4.2.1 Angebote zum sozialen Lernen Wahlpflichtunterricht Arbeitsgemeinschaften LRS-Förderkurse Sprachkurse für Kinder anderer Muttersprache Klassen- und Auslandsfahrten Angebote für die Schülervertretung (Wochenendseminare) Internationaler Schüleraustausch mit Berufspraktikum im Ausland Organisation von Hilfsprojekten in Zusammenarbeit mit Schülern Mittagstisch - Schüler kochen für Schüler Nachmittagsbetreuung (z.b. AGs, Hausaufgabenhilfe, Fördergruppen) 4.2.2 Angebote zum Erlernen von Arbeitstechniken, Kommunikations- und Teamfähigkeit Selbständiges Lernen Wochenplanarbeit
Projektarbeit mit z.b. Fächerübergreifendem Thema und Klassen- und Jahrgangsübergreifenden Gruppen Schulfeste Exkursionen 4.2.3 Angebote aus der Erlebnispädagogik Besuch des Abenteuerparcours der Stadt Marburg in Zusammenarbeit mit der Landesservicestelle Jugendhilfe-Schule des bsj in Marburg (Tel.: 06421/68533-15) Angebote des Jugendbildungswerks Schwal-Eder 4.3 Beratungslehrerinnen und -lehrer Schüler-, Lehrer- und Elternberatung Organisation und Leitung des Beratungsteams Zusammenarbeit mit dem Schulpsychologischen Dienst und außerschulischen Beratungsinstitutionen (Jugendamt: Stadtjugendpflege, Allgemeiner sozialer Dienst, Familienhilfe, Pflegekinderdienst, Jugendgerichtshilfe; Erziehungsberatungsstelle, Polizei, Berufsberatung) Regelmäßige Fortbildung zu Themen der Beratungstätigkeit und Suchtprävention 4.3.1 Unterrichtsprojekte zu Themen der Suchtprävention und Gesundheitsförderung Grundstufe: Burow, F;Aßhauer, M.; Hanewinkel, Dr. R. (2002) Fit und stark fürs Leben. Persönlichkeitsförderung zur Prävention von Aggression, Rauchen und Sucht,1.und 2.Schuljahr; 3.und 4. Schuljahr, Klett-Verlag Klasse 2000: Ein Projekt des Instituts für Präventive Pneumologie in 90340 Nürnberg (0911/ 3 98 31 96) "Eigenständig werden", Materialien zur Suchtprävention in Verbindung mit einem Fortbildungskurs für Lehrkräfte durch die Fachstellen für Suchtprävention. Mindmatters, Materialien in Verbindung mit einer Schulung zu vielen Bereichen der schulischen Gesundheitsförderung (Universität Lüneburg, s. Internet) weitere Materialien für den Unterricht s. www.bzga.de und Verlag an der Ruhr Förderstufe (5./6. Klasse): Burow, F;Aßhauer, M.; Hanewinkel, Dr. R. (2002) Fit und stark fürs Leben. zur Prävention des Rauchens durch Persönlichkeitsförderung,5..und 6. Schuljahr; Klett-Verlag "Mindmatters", Materialien in Verbindung mit einer Schulung zu vielen Bereichen der schulischen Gesundheitsförderung (Universität Lüneburg, s. Internet) Walden, K., Kröger, C., Kirmes, J., Reese, A. & Kutzka, R. (2000). ALF-Allgemeine Lebenkompetenzen und Fertigkeiten. Programm für Schüler und Schülerinnen der 5. (6.) Klasse mit Unterrichtseinheiten zu Nikotin und Alkohol. Lehrermanual mit Kopiervorlagen zur Unterrichtsgestaltung. SchneiderVerlag Hohengehren GmbH. weitere Materialien für den Unterricht s. www.bzga.de und Verlag an der Ruhr
Sekundarstufe (7.-13. Klasse) BZgA "Rauchen", Materialien für die Suchtprävention in den Klassen 5-10 BZgA "Alkohol", Materialien für die Suchtprävention in den Klassen 5-10 BZgA "Arzneimittel", Materialien für die Suchtprävention in den Klassen 5-10 Lions-Quest. Lehrerhandbuch. Erwachsen werden. Ist nicht über einen Verlag zu beziehen, sondern nur erhältlich, wenn das Einführungsseminar besucht wurde. Hierzu können sich Lehrkräfte über den örtlichen Lions-Club anmelden. "Mindmatters", Materialien in Verbindung mit einer Schulung zu vielen Bereichen der schulischen Gesundheitsförderung (Universität Lüneburg, s. Internet) weitere Materialien für den Unterricht s. www.bzga.de und Verlag an der Ruhr 4.3.2 Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen Regelmäßige Information der Kollegen über neue Erkenntnisse und Unterrichtsmaterialien zum Thema Suchtprävention. Unterstützung bei der Durchführung von Projekten und Wettbewerben zur Suchtprävention (z.b. Angebot der Hospitation bei der Durchführung eigener Projekte, Vermittlung von außerschulischen Projektleitern). Unterstützung bei Elternabenden zu Themen der Suchtprävention (s.u.) Unterstützung bei der Kontaktaufnahme zu anderen Erziehungs-, Beratungs- und Therapieeinrichtungen 4.3.3 Beteiligung am Pädagogischen Tag Organisation einer Arbeitsgruppe zu einem suchtpräventiv relevanten Thema an jedem Pädagogischen Tag der Schule, zum Beispiel... Entspannungsübungen im Unterricht Interaktionsübungen und soziales Lernen im Unterricht Methoden zur Klärung von Schülerkonflikten (Streitschlichterkonzept) Einführung in die Gesprächsführung bzw. Methoden zum kompetenten Umgang mit schwierigen Gesprächen Vorstellung der kollegialen Supervision Vorschläge zur Gestaltung von Elternabenden zum Thema Suchtprävention Umgang mit Suchtmitteln an unserer Schule Information zum Freizeitverhalten und zu typischen Problemen von Jugendlichen heute Konzentrationstraining Konzepte zur Förderung des Arbeitsverhaltens von Schülern Ansätze zum Training des Sozialverhaltens im Unterricht 4.4 Elternarbeit Elternstammtische Elternabende zu Erziehungsfragen und Suchtprävention...
4.4.1 Themen in der Grundschule Mein Kind ist jetzt ein Schulkind- Wie helfe ich ihm bei der Umstellung vom Kindergarten auf die Schulzeit? Gestaltung von Kindergeburtstagen Schlafens- und Ruhephasen Ernährung Strukturierung des Tagesablaufs angemessene Hausaufgabenunterstützung sinnvolle Freizeitgestaltung Taschengeld Mein Kind ist in der zweiten/dritten Klasse: Jedes Kind ist anders - Als Eltern und Lehrer müssen wir uns darauf einstellen Kindern Grenzen setzen und Pflichten übertragen Umgang mit Fernsehen, PC und Konsumgütern Schrittweise Verselbständigung bei den Hausaufgaben Hilfen bei Lernschwierigkeiten und bei Problemen im Umgang mit anderen Vorbereitung der Kinder auf Klassenfahrt Mein Kind verlässt die Grundschule: Wie bereite ich mein Kind auf die weiterführende Schule vor? Welche Schule ist die richtige für mein Kind? Was muß es schulisch, sozial und lebenspraktisch können? Wie führe ich mein Kind an den sinnvollen Handygebrauch heran? Was tun bei ersten Experimenten mit Alkohol und Zigaretten? 4.4.2 Themen in der Sekundarstufe? Klasse 5: Information der Eltern übersuchtpräventive Unterrichtsprojekte wie ALF oder Fit und stark fürs Leben Mein Kind ist in der Fünf- Sorgen und Wünsche von Eltern beim Übergang Lese-Rechtschreibschwierigkeiten - was ist das und was können Eltern tun? Kinder brauchen Grenzen Rauchen/ Nichtrauchen Wie können auch rauchende Eltern die erfolgreiche Teilnahme am Klassenwettbewerb "Be smart, don't start" Klasse 6: Die Klasse Sieben steht bevor und wird ganz anders - was kommt auf Kinder und Eltern zu? Pubertät - Zeit des Wandels Mein Kind kann sich nicht gut konzentrieren - wie helfe ich am sinnvollsten? Klasse 7: Alltagsdrogen (Nikotin und Alkohol) - Wie bereite ich mein Kind darauf vor? Drogen - Wie schütze ich mein Kind davor?
Klasse 8: Ist mein Kind nach der Konfirmation erwachsen? Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren Was sagt das Jugendschutzgesetz dazu? Gradwanderung zwischen Selbständigkeit und Bevormundung Der erste Freund, die erste Freundin - Eltern machen sich Gedanken Klasse 9: Das Schulende naht - wie unterstütze ich mein Kind bei der Berufswahl? Klasse 10: Der Weg in Lehre, Ausbildung und Beruf Sechzehn und endlich erwachsen - ist jetzt alles erlaubt? 4.5 Schulpsychologischer Dienst Beratungstage/Sprechstunden Lehrer-, Eltern- und Schülerberatung Diagnostische Überprüfungen Vernetzung verschiedenster Institutionen im Einzelfall Mediation Krisenintervention Supervision für Lehrkräfte und Schulleitung Lehrerfortbildung Trainingsangebote 5 In welcher Hinsicht wollen wir unser Suchtpräventionskonzept zukünftig weiter entwickeln? Hier können Maßnahmen aus der Checkliste unter Absatz 4 und eigene Ideen/Ziele ergänzt werden.