Lebensmittel im deutschen Fernsehen

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Transkript:

Joachim Trebbe, Ada Fehr, Anne Beier Lebensmittel im deutschen Fernsehen Analyse der Strukturen, Themen und Akteure in der Fernsehberichterstattung über Lebensmittel, Ernährung und Lebensmittelsicherheit Berlin/Potsdam, Eine Studie im Auftrag von

Executive Summary/ Abstract In der 15. Kalenderwoche 2014, vom 7. bis 13. April 2014, wurden die acht reichweitenstärksten Fernsehvollprogramme ARD/Das Erste, ZDF, RTL, RTL II, Sat.1, VOX, ProSieben und kabel eins 24 Stunden pro Tag aufgezeichnet und auf die Thematisierung von Lebensmitteln, Ernährung und Lebensmittel-sicherheit in der fernsehpublizistischen Berichterstattung untersucht. Insgesamt wurden 8 x 168 = 1344 Fernsehprogrammstunden von einem siebenköpfigen Forschungsteam analysiert. In der Untersuchungswoche wurden auf diese Weise n=302 Sendungen und Einzelbeiträge mit einem Gesamtumfang von etwa 34 Stunden identifiziert. Für die Themenanalyse der Lebensmittelberichterstattung wurde das Untersuchungsmaterial auf Hauptnachrichten, Kochsendungen, Magazine, Frühstücksfernsehformate sowie Informationsformate in der Prime Time zwischen 18 und 23 Uhr beschränkt. Insgesamt ergibt sich ein auf Lebensmittel bezogener Untersuchungskorpus von etwa 29 Stunden, etwas mehr als 2 Prozent des gesamten, im Untersuchungszeitraum ausgestrahlten Programms. 2

Executive Summary/ Abstract Analog zur Analyse der Presseberichterstattung im vergangenen Jahr (GöfaK 2013) kann man insgesamt auch im Fernsehen vier eindeutig abgrenzbare Thematisierungsdimensionen identifizieren: (1) Die Thematisierung von Alltag, Konsum und Verbrauch von Lebensmitteln ist in allen Programmen dominant (> 90 Prozent), die Themen (2) Produktion und Erzeugung von Lebensmitteln und (3) Ökonomie, Markt und Marketing sind sehr unterschiedlich in den Programmen verteilt und liegen jeweils an zweiter bzw. dritter Stelle (zwischen 4 Prozent und 60 Prozent). (4) Verbraucherschutz, Recht und exekutives Handeln sind dagegen unterrepräsentiert (zwischen 10 und 34 Prozent). Das Thema Lebensmittelsicherheit spielt in vielen Beiträgen eine substantielle Nebenrolle. Das alltägliche Leben mit Lebensmitteln ist im Fernsehen allerdings eindeutig das Hauptthema. Im Untersuchungszeitraum gab es keine herausragende Skandalberichterstattung. 3

Executive Summary/ Abstract Es gibt deutliche Unterschiede in der Bewertung von Lebensmittelwirtschaft und -produktion zwischen ARD, ZDF und RTL auf der einen Seite (überwiegend negativ) und Sat.1 und ProSieben auf der anderen Seite (überwiegend positiv). Lebensmittelberichterstattung im Fernsehen hat starke nationale und regionale Bezüge und ist in der Mehrheit der Fälle nicht tagesaktuell und ereignisbezogen. Unter den Akteuren und Sprechern in der Fernsehberichterstattung dominieren Konsumenten vor Wirtschaftsvertretern und Personen aus Wissenschaft und Forschung. In den Bereichen Lebensmittelökonomie und - produktion liegen Lebensmittelwirtschaft und Verbraucherschutzverbände gleichauf aber auf vergleichsweise niedrigem quantitativen Niveau. 4

Hintergrund der Studie In 2013 analysierte GöfaK Medienforschung im Auftrag des Vereins Die Lebensmittelwirtschaft e.v. die deutsche Presseberichterstattung über Lebensmittel, Ernährung und Lebensmittelsicherheit. Die qualitative Inhaltsanalyse von 417 Zeitungsartikeln sowie die quantitative Inhaltsanalyse von 587 Zeitungsartikeln zeigten, dass: es große Unterschiede zwischen den untersuchten Pressesegmenten, v.a. zwischen Tagespresse (Verbraucherschutz) und Wochenpresse (Hintergrundberichterstattung) gibt, die Themendimension Alltag, Verbrauch und Konsum quantitativ besonders relevant sind, Skandale Peaks der Berichterstattung sind, aber im Hinblick auf den Umfang von nachgeordneter Bedeutung. die Berichterstattung zum den Themen Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelproduktion oft einhellig ist: Kontroversen und Gegenpositionen finden sich vergleichsweise selten. Die Folgestudie Lebensmittel im Fernsehen erforscht diese u.ä. Fragestellungen nun auch auf Grund einer aktuellen Bewegtbildanalyse. 5

Die Studie Durchführung: GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam Projektleitung: Prof. Dr. Joachim Trebbe, Freie Universität Berlin Fragestellung: Beschreibung und Analyse der Thematisierung von Lebensmitteln, Ernährung und Lebensmittelsicherheit im deutschen Fernsehen Arbeitsschritte: (1) Durchsicht: Identifikation der Lebensmittelberichterstattung in fernsehpublizistischen, im weitesten Sinne journalistischen Sendungen der deutschen Fernsehvollprogramme. (2) Quantitative Inhaltsanalyse: 28 Stunden und 50 Minuten zur Ermittlung thematischer Strukturen, Themenschwerpunkte und Akteure. 6

Methodensteckbrief Untersuchungszeitraum: 7. April - 13. April 2014 (Eine natürliche Kalenderwoche, 7 x 24 = 168 Stunden) Untersuchte Programme: ARD / Das Erste, ZDF RTL, RTL II, VOX Sat.1, ProSieben, kabel eins Auswahlregel für die Fernsehanalyse (n=290 Sendungen und Beiträge): Der Komplex Lebensmittel / Nahrungsmittel / Ernährung oder das Thema Lebensmittelsicherheit muss mind. als Nebenthema ein Schwerpunkt der journalistischen Berichterstattung sein. 7

Die Stichprobe 8

Abstract Die Thematisierung von Alltag, Konsum und Verbrauch von Lebensmitteln ist in allen Programmen dominant (> 90 Prozent). Die Themen Produktion und Erzeugung von Lebensmitteln und Ökonomie, Markt und Marketing rangieren in den Programmen an zweiter bzw. dritter Stelle und werden von den Programmen sehr unterschiedlich gewichtet. Verbraucherschutz, Recht und exekutives Handeln sind weniger stark vertreten. Die Bewertung von Lebensmittelwirtschaft und produktion ist sehr unterschiedlich. Die Lebensmittelberichterstattung hat starke nationale und regionale Bezüge und ist in der Mehrheit der Fälle nicht tagesaktuell und ereignisbezogen. Unter den Akteuren dominieren Konsumenten vor Wirtschaftsvertretern und Personen aus Wissenschaft und Forschung. 9

Vorarbeiten: Themenschwerpunkte Identifizierte Themendimensionen im Lebensmitteldiskurs in der Presse (GöfaK-Studie 2013) Alltag, Konsum und Verbrauch Produktion und Erzeugung Ökonomie, Markt und Marketing Verbraucherschutz, Recht und exekutives Handeln 10

Darstellungsformen Filmbeiträge (in Magazinen) dominieren. Bei ARD und ZDF sind Studioformate (Buffet- und Kochsendungen) stark vertreten. kabel eins setzt auf Reportagen. 11

Thema Der Bezug zu Lebensmitteln oder Lebensmittelsicherheit ist Aufgreifkriterium der Studie. In den meisten Fällen stehen Lebensmittel im Zentrum der Berichterstattung. Lebensmittelsicherheit ist in einigen Fällen ein zusätzlicher Aspekt. 12

Themendimensionen Der Alltag mit Lebensmitteln steht im Mittelpunkt der Fernsehberichterstattung. Die ökonomische Perspektive konkurriert mit Beiträgen zu Produktion und Erzeugung. Verbraucherschutz und Recht liegen in allen Programmen auf dem letzten Rang. 13

Bewertung Bewertungen der Lebensmittelwirtschaft sind selten, bei ARD und ZDF sowie bei RTL häufig überwiegend negativ. 14

Aktualität Der Großteil der Berichterstattung ist nicht tagesaktuell. In den meisten Fernsehbeiträgen werden gar keine Zeitbezüge hergestellt (Alltag/Konsum). Verbraucherschutz hat als Thema den höchsten tagesaktuellen Bezug im Vergleich. 15

Anlass der Berichterstattung Das Thema Ökonomie/Markt/Marketing ist sehr stark von Ereignissen abhängig. Induzierte Berichterstattung ist in allen Themensegmenten in der Minderheit, Verbraucherschutzbeiträge sind vergleichsweise oft induziert. 16

Geografischer Bezug Die nationale Ebene ist in der Mehrheit der Sendezeit der vorherrschende Ortsbezug. Ökonomische Perspektiven werden häufig europäisiert (EU) bzw. globalisiert. Regionale und lokale Bezüge sind besonders beim Thema Alltag/Konsum relevant. 17

Akteure In allen Themensegmenten sind Konsumenten die dominanten Akteure. Wirtschaft, Wissenschaft und Experten rangieren vor Journalismus und Politik. Verbraucherschutzverbände sind in ihrem Themensegment stark vertreten. 18

Sprecher Wirtschaft und Industrie kommen vergleichsweise häufig zu Wort. Experten sind klassische O-Ton-Lieferanten. Analog zur Presseanalyse: Nachholbedarf für Sprecher aus der LM- Wirtschaft. 19