Jugend + Alkohol = Gewalt?

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Transkript:

Unterstützt vom BMBF Jugend + Alkohol = Gewalt? Fachtagung Alkohol und Gewalt Hintergründe, Risikofaktoren und Ansatzpunkte für die Prävention 24. Mai 211 PD Dr. med. Michael Berner Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland Rhein-Jura Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Bad Säckingen Stadt Freiburg, Fachtagung am 13. März 28 Übersicht Epidemiologie der Abhängigkeitserkrankungen Ein Fallbeispiel Epidemiologie des Alkoholkonsums unter jungen - Repräsentativbefragung 26 - NESARC-Studie ca. 4. Tote/Jahr ca. 1. Tote/Jahr Was macht Alkohol im Gehirn des jungen Alkohol und Gewalt Was ist zu tun? ca. 1.2 Tote/Jahr

Volkswirtschaftliche Kosten Übersicht Ein Fallbeispiel Epidemiologie des Alkoholkonsums unter jungen - Repräsentativbefragung 26 - NESARC-Studie Was macht Alkohol im Gehirn des jungen Alkohol und Gewalt Was ist zu tun? Repräsentativerhebung 26 Konsummuster gesamt Repräsentativerhebung 26 Konsummuster Männer 12 1 8 6 4 2 N=7573 1,4 8,6 9,1 9,8 7,8 6,3 5,4 2,9 3,1 3,4 2,9 2,1 1,1 1,2,4,6,5,3,6,1,3 18-2 21-24 25-29 3-39 4-49 5-59 6-64 16 14 12 1 8 6 4 2 N=3396 13,5 12,1 11,6 1,3 1,5 9,7 5,3 6,1 4,6 4, 4, 2,9 1,6 1,8,7,9,5,9,6,5,3 18-2 21-24 25-29 3-39 4-49 5-59 6-64 Riskanter Konsum Gefährlicher Konsum Hochkonsum Riskanter Konsum Gefährlicher Konsum Hochkonsum RK: M 3-6 F: 2-4; GK: M: 6-12, F: 4-8; HK: M:>12 F: >8 Pabst et al. 28 RK: M 3-6 F: 2-4; GK: M: 6-12, F: 4-8; HK: M:>12 F: >8 Pabst et al. 28

Repräsentativerhebung 26 Konsummuster Frauen Repräsentativerhebung 26 Rauschtrinken gesamt 9 8 7 6 5 4 3 2 1 N=4177 7,8 6,6 6,2 6,1 5,3 4,8 3,1 1,6 1,8 1,3 1,4 1,3,7,6,3,4,3 18-2 21-24 25-29 3-39 4-49 5-59 6-64 9 8 7 6 5 4 3 2 1 38,8 33,4 27,7 N=5774 78,9 74,3 7,6 67,6 57,9 41,1 36,2 27,5 2,8 16,9 22,6 14,6 13,2 1,7 11,6 12,5 12,5 1,3 18-2 21-24 25-29 3-39 4-49 5-59 6-64 Riskanter Konsum Gefährlicher Konsum Hochkonsum mal 1-3 mal 4 mal und mehr RK: M 3-6 F: 2-4; GK: M: 6-12, F: 4-8; HK: M:>12 F: >8 Rauschtrinken: 5 oder mehr Gläser Alkohol bezogen auf 3 Tage Pabst et al. 28 Pabst et al. 28 Repräsentativerhebung 26 Rauschtrinken Männer Repräsentativerhebung 26 Rauschtrinken Frauen 8 7 6 5 4 3 2 1 N=2778 7,7 62,7 59, 55,8 43,8 37,3 4,7 33,4 32,7 29,7 26,8 22, 3, 29,6 19,1 22,8 14,4 17,4 18,3 18,2 14,2 18-2 21-24 25-29 3-39 4-49 5-59 6-64 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 N=2996 88,3 9, 81,2 83,8 73,9 55,9 5, 34,4 3,6 2,9 15,7 13,5 13,8 1,2 5,2 5,2 5, 7,1 6, 4,8 4,6 18-2 21-24 25-29 3-39 4-49 5-59 6-64 -Mal 1 bis 3x 4 mal und mehr -Mal 1 bis 3x 4 mal und mehr Rauschtrinken: 5 oder mehr Gläser Alkohol bezogen auf 3 Tage Rauschtrinken: 5 oder mehr Gläser Alkohol bezogen auf 3 Tage Pabst et al. 28 Pabst et al. 28

Übersicht Ein Fallbeispiel Epidemiologie des Alkoholkonsums unter jungen - Repräsentativbefragung 26 - NESARC-Studie Was macht Alkohol im Gehirn des jungen Die NESARC-Studie National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions % Aktuelles Trinken Episodischer riskanter Konsum (5+ für Männer; 4+ für Frauen) Trend Anzah hl der Tage Chen et. al, 25 Häufigkeit Menge Trend Alkohol und Gewalt Was ist zu tun? Anzahl der Getränke Gesamt-Population nach Alter Aktuelle Trinker nach Alter Die NESARC-Studie National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions Männer Frauen Chen et. al, 25 Die NESARC-Studie National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions Chen et. al, 25 Männer Prozent Trinken Episodischer riskanter Konsum (5+ für Männer, 4+ für Frauen) Intoxikation Prozent Trinkmenge Toleranz Frauen Häufigkeit Figur 4: Häufigkeit des Trinkens, des episodischen riskanten Konsums und der Intoxikation unter aktuellen Trinkern im Alter von 18-24 Jahren nach Geschlecht, NESARC, 21-22 1= keine 5= 1 Mal pro Monat 9= 3-4 Mal pro Woche 2= 1-2 Mal im letzten Jahr 6= 2-3 Mal pro Monat 1= fast jeden Tag 3= 3-6 Mal im letzten Jahr 7= 1 Mal pro Woche 11= täglich 4= 7-11 Mal im letzten Jahr8= 2 Mal pro Woche Anzahl der Getränke

Zusammenhänge zwischen soziodemografischen Variablen und problematischem Alkoholkonsum bei jungen Zusammenhänge zwischen psychosozialen Variablen und problematischem Alkoholkonsum bei jungen Geschlecht (Johnston et al. 24; O Malley und Johnston 22) Familienstand und Elterschaft (Bachman et al. 1997) Ausbildungsstatus (Jackson et al. 25; White et al. 25) Arbeit (Bachman et al. 1997) Impulsivität, Sensation-Seeking, Risikoverhalten (Baer 22; Jackson et al. 25) Negativer Affekt (Jackson et al. 25; Jackson und Sher 23) Alkoholerwartungen (Schulenberg and Maggs 22; Smith et al. 1995) Einfluss Gleichaltriger (Borsari and Carey 21, 23; Perkins 22b) Einfluss der Familie (Jackson et al. 25) Übersicht Alkoholwirkungen Ein Fallbeispiel Epidemiologie des Alkoholkonsums unter jungen Was macht Alkohol im Gehirn des jungen - kurzfristige Konsequenzen - langfristige Konsequenzen - Spezifika bei jungen Alkohol und Gewalt stimuliert sediert ungehemmt redselig Beeinträchtigte Bewegungsfunktion (Probleme beim Gehen, Fahren etc.) Bewußtlosigkeit Koma Tod Was ist zu tun? Quelle:

Strukturen, die durch Alkohol beeinträchtigt werden Nach Tapert et al., 25 Wirkung von Alkohol an der Nervenzelle Das Zusammenspiel der Neurotransmitter Blau dopaminerge, noradrenerge, serotonerge Bahnen Rot GABA-erge Bahnen Grün Glutamin-erge Bahnen

Alkoholwirkung auf Rezeptoren im Gehirn Dopaminkonzentration Einfluss auf Hirnbelohnungssystem Stimmung, pos. Verstärkung erhöht Abhängigkeitsrisiko Serotonin- & Noradrenalin- Ausschüttung Aggressivität & Depression Veränderungen im Gehirn mit Langzeitkonsequenzen Veränderungen im Dopamin- und Serotoninstoffwechsel sind langanhaltend, haben Einfluss auf die Persönlichkeit, begünstigen die Abhängigkeit. Endorphin- & Enkephalin- Ausschüttung Euphorie begünstigt Sucht GABA Funktion Sedierung, motorische Beeinträchtigungen Durch Veränderung der GABA- Rezeptoren tritt schon während des einmaligen Trinkens eine Toleranzentwicklung ein. GABA- Rezeptoren spielen auch bei Entzugserscheinungen & Anfällen eine wichtige Rolle. Glutamat- Rezeptorfunktion kognitive Beeinträchtigung, Reduktion der Gedächtnisfunktion Alkohol und das jugendliche Gehirn Riskanter Alkoholkonsum während der Jugend assoziiert mit: Alkohol und das jugendliche Gehirn Welches Trinkverhalten / prädisponierend? neurokognitive Funktion Aufmerksamkeit, räumlich-visuelle Fähigkeiten Anomalitäten bzw. Veränderungen in Gehirnstruktur und funktion Hippocampus-Volumen weiße Substanz neurale Reaktionen während der Informationsverarbeitung riskanter und episodischer Alkoholkonsum, bei dem der Betroffene anschließend unangenehme Auswirkungen erlebt (z.b. Kater, Entzugssymptome), ist mit schlechter kognitiver Funktionalität verbunden Weibliches Geschlecht und Alkoholabhängigkeit in der Familiengeschichte Komorbide psychiatrische Störungen (z.b. Verhaltensstörungen) Gehirnaktivität in den Regionen, die für die Bearbeitung von Aufgaben zuständig sind, die Gedächtnisleistungen erfordern

Übersicht Ein Fallbeispiel Epidemiologie des Alkoholkonsums unter jungen Was macht Alkohol im Gehirn des jungen Alkohol und Gewalt - Adoleszenz, Alkohol und Gewalt - Aus dem Bermudadreieck von Liverpool und Freiburg Was ist zu tun? Anteil der Straftaten unter Alkohol an der Gesamtzahl der jeweiligen Straftaten Straftat 1994 1995 Gefährliche/schwere Körperverletzung 29,% 27,5% Vergewaltigung 29,1% 32,4% Raubmord 32,% 32,7% Sexualmord 33,% 35,% Körperverletzung mit tödlichem Ausgang 37,6% 38,% Totschlag 39,2% 38,8% Gewaltkriminalität insgesamt 26,9% 25,% Widerstand gegen die Staatsgewalt 57,9% 56,3% Quelle: Simon et al.: Suchtbericht Deutschland 1997 Adoleszenz, Alkohol und Gewalt Adoleszenz, Alkohol und Gewalt Junge Erwachsene erleben mehr Gewalt als andere Altersgruppen Junge Erwachsene erleben mehr Gewalt als andere Altersgruppen bei jungen Männern Gewalt vorwiegend in Bars und Diskotheken bei jungen Frauen Gewalt vorwiegend zu Hause bei jungen Männern Gewalt vorwiegend in Bars und Diskotheken bei jungen Frauen Gewalt vorwiegend zu Hause Grundthese: Intoxikation Konfliktsituation verschlechtert sich Quigley and Leonhard, 25 Bars mit freizügiger Atmosphäre betrunkene Aggressionen je mehr Alkohol konsumiert wird, desto wahrscheinlicher Schäden Häusliche Gewalt: Alkoholkonsum des Mannes nur in konfliktreichen Ehen ein Prädiktor schwerer Gewaltdelikte Quigley and Leonhard, 25

Adoleszenz, Alkohol und Gewalt Aus dem Bermudadreieck von Liverpool Nötig: besseres Verständnis der pharmakologischen Auswirkungen von Alkohol auf Entscheidungsprozesse, die in aggressiven Interaktionen zum Tragen kommen 2 theoretische Grundmodelle Alkoholkurzsichtigkeit : reduzierte Aufmerksamkeit auf Hinweise, die Aggressionen verhindern Angst-Enthemmungs-Modell: Alkohol dämpft angstbesetzte Situationen/Hinweisreize Liverpool Quigley and Leonhard, 25 Addiction, Februar 28 Aus dem Bermudadreieck von Liverpool glaubten, ihr Getränk sei mit Alkohol versetzt worden 4,7 zu betrunken, um zu laufen 37,2 sexuell angegangen worden in Wortgefechte verwickelt in eine Schlägerei verwickelt Frauen tranken bevor sie im Pub waren Männer tranken bevor sie im Pub waren 9, 1,5 15,4 24,9 3,6 Freiburger Streettalk Wahl S, Kriston L, Berner M. Drinking before going out A predictor of negative nightlife experiences in a German inner city area. International Journal of Drug Policy, 21 tranken immer beim Ausgehen 77,4 tranken keinen Alkohol 1,5 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Hughes et al., 28 and oral communication Angaben in % 43

3.4.28 von 21. 1. Durchschnittsmengen konsumierten Alkohols Angesprochen: 562 Personen Teilnehmer: 38 (55%) 15-65 (Mw 22,4) 4% w 6 % m standardisierter Interviewleitfaden 23 geschulte Interviewer/innen Männer trinken signifikant mehr als Frauen, Jüngere trinken signifikant mehr als Ältere junge Männer im Alter von 15-2 konsumieren signifikant mehr Alkohol als alle anderen Untergruppen. 44 Berner und Wahl, 28 Vorglühen und Gesamtalkoholkonsum Wie gefährdet ist die Population? Mann-Whitney-U-Test: 295.5**, p=. Personen, die privat Alkohol konsumieren, bevor sie in die Innenstadt gehen, trinken insgesamt hochsignifikant mehr als die übrigen Befragten. Wahl et al., 21 68.3% der 15-17jährigen beantworten eine oder mehr der Screening- Fragen mit Ja. Auffällige Screening- Ergebnisse nehmen mit zunehmendem Alter ab. Berner und Wahl, 28

Alkohol und Gewalt Haben Sie während der letzten 12 Monate Folgendes abends in der Innenstadt gesehen bzw. ist Ihnen selbst passiert (Angaben in %)? selbst erlebt beobachtet männlich (n=178) weiblich (n=121) alle (n=299) männlich (n=18) weiblich (n=121) alle (n=31) Schlägerei in Kneipe (beteiligt vs. beobachtet) Schlägerei auf Straße (beteiligt vs. beobachtet) Erlebte Gewalt /Kriminalität 11.2.8 7. 5. 42.1 46.8 29.7 6.6 19.7 62.6 55.6 59.9 Sexuelle Belästigung 4. 24. 12.1 22.2 28.9 24.9 zu betrunken sein um zu laufen 29.8 19. 25.4 91.1 86. 89. Beleidigung 65.6 33.1 46.5 81.1 78.5 8.1 Heimlich Alkohol in Getränk 6.9 5. 6.1 12.8 14. 13.3 48 Wahl et al., 21 Erlebte Gewalt /Kriminalität Zusammenhang Alkoholkonsum Gewalt Mann-Whitney-U-Test: 1957.**, p=. Jüngere erleben deutlich mehr Pöbeleien, Schlägereien und sexuelle Belästigungen & sind deutlich häufiger zu betrunken um noch zu laufen als Ältere. Berner und Wahl, 28 Personen, die im letzten Jahr an mindestens einer Schlägerei beteiligt waren, trinken an einem normalen Abend hochsignifikant mehr Alkohol als die übrige Gruppe. Wahl et al., 21

Zusammenfassung Alkoholkonsum: Objektiver Interventionsbedarf: Zusammenhang Alkoholkonsum Gewalt: Zustimmung zur Restriktion: Ansätze zur Prävention: sehr hoch hoch eindeutig Mehrheit viele Übersicht Ein Fallbeispiel Epidemiologie des Alkoholkonsums unter jungen Was macht Alkohol im Gehirn des jungen Alkohol und Gewalt Was ist zu tun? Berner und Wahl, 28 Was ist zu tun? Evidenzbasierte Strategien und Interventionen um alkoholbezogene Schäden zu vermindern

Evidenzbasierte Strategien Interventionen und eine entsprechende Alkohol-Politik für die Gesamtpopulation hat einen protektiven Effekt auf die vulnerable Populationen Die wirkungsvollsten Interventionen zielen auf eine Abschreckungspolitik z.b. bei Alkohol am Steuer und bei Gewalttätigkeit an Plätzen, wo Alkohol konsumiert wird Weitere Erprobung gemeindebezogener Aktionen und risikoreduzierende Maßnahmen, die auf den Kontext von Alkoholkonsum abzielen nötig Eine Politik, die es ermöglicht, schädlichen Alkoholkonsum zu verringern muß alle Bereiche wie Entwicklungs-, Finanz-, Handelspolitik, Agrarwirtschaft, Bildung und Arbeit einbeziehen Abschaffung von Happy hours, Freigetränken und anderen Preis- Promotions Erhöhung der Alkoholsteuer Beschränkung der Anzahl und Dichte der Einzelhandelsgeschäfte die Alkohol verkaufen Gesetze, die den Verkauf von Alkohol an Personen unter 21 Jahren oder Personen, die Anzeichen von Trunkenheit zeigen, verbietet Veränderung sozialer Normen durch die Reduktion oder Beseitigung von Alkoholwerbung an Plätzen, an denen sich gehäuft junge Erwachsene aufhalten, z.b. in der Schule, auf Konzerten, in Sportvereinen Wagenaar et al., 25 Trinkverhalten und Ausgehverhalten Alkohokonsum - Gesamtmenge 66 Median Gesamtmenge konsumierten Alkohols Med dian in g 16, 14, 12, 1, 8, 6, 4, 2,, 1, 122, 58, 79, 39, 46, 67, 15, 15-17 18-2 21-27 28+ E 2 E1 Hochignifikanter Unterschied E1-E2 (p<.1) *** Hochignifikanter Unterschied 15-17 jährige (p<.1) *** Signifikant bei 18-2 jährigen (p<.5) * und 21-27 jährigen (p<.5) * Unterschied 28+ n.s. StreetTalk II Keim et al., 211

Alkohol und Gewalt Weniger erlebte Gewalt In den letzten 12 Monaten erlebt 5 4 3 2 E 2 rten in % 1 ** * *** n.s. n.s. n.s. E 1 Schlägerei in Kneipe/Disco Schlägerei auf der Straße Sexuelle Belästigung zu bertrunken um zu laufen Beleidigung heiml. Alkohol in Getränk Ja-Antwor StreetTalk II Keim et al., 211