Bildung auf einen Blick. Rede der Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen

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Bildung auf einen Blick Rede der Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen anlässlich der Pressekonferenz zu Bildung auf einen Blick am 11. September 2012 in der Bundespressekonferenz Berlin Es gilt das gesprochene Wort!

1 Meine sehr geehrten Damen und Herren, der konsequente Kurs Deutschlands in Richtung Bildungsrepublik zahlt sich aus. Der neue OECD-Bericht Bildung auf einen Blick bescheinigt Deutschland in vielen Bildungsbereichen klare Fortschritte. Das zeigt zugleich die dynamische Entwicklung seit 2009/2010, den Jahren der diesem OECD-Bericht zu Grunde liegenden Daten. Als Beispiele will ich nennen: 1. Deutschland ist das Land der Bildungsabschlüsse Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg wachsen weiter In der frühkindlichen Bildung liegt Deutschland bei der Betreuung von 3- und 4-Jährigen in Einrichtungen des Elementarbereichs mit 89 % bzw. 96 % weit über dem OECD-Durchschnitt von 66 % bzw. 81 %. Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss wurde reduziert: Von 8 % auf 6,5% zwischen 2006 und 2010. Deutschland weist eine weit überdurchschnittliche Quote an Bildungsabschlüssen im Sekundarbereich II und dem Tertiärbereich von insgesamt 86 % gegenüber 74 % im OECD- Durchschnitt auf. Dem entsprechend liegt der Anteil Geringqualifizierter in Deutschland nur bei 14 % gegenüber 26 % im OECD-Durchschnitt. Auch ist Deutschland eines der wenigen Länder, in denen nur ein geringer Anteil der 15- bis 29-Jährigen weder in Beschäftigung noch in Bildung stehen (12 % gegenüber OECD 15,8%). Der Bildungsstand der Bevölkerung steigt seit Jahren kontinuierlich: Erwarben 2000 noch 37 % eines Jahrgangs eine Studienberechtigung, waren es 2010 mit 49 % fast die Hälfte eines Jahrgangs.

2 Die Zahl der Studienanfänger ist weiter stark gestiegen von 30 % im Jahr 2000 auf 42% 2010. Nach der nationalen Berechnung betrug die Studienanfängerquote 2010 sogar 45 % und erreichte 2011 mit rund 50 % ein Rekordhoch. In den nächsten Jahren wird damit in Deutschland auch die Hochschulabsolventenquote nochmals deutlich steigen. Besonders erfreulich ist die Steigerung der Studierenden im MINT- Bereich die Zahl der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften lag 2011 um 24 % höher als im Vorjahr. Hervorzuheben ist auch der in den vergangenen 10 Jahren um über 10 Prozentpunkte gewachsene Anteil der Frauen, die ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen haben. Kaum ein Land konnte ähnlich hohe Steigerungsraten verzeichnen. Beides sind wesentliche Voraussetzungen, um unsere Position im internationalen Wettbewerb zu behaupten. An der positiven Entwicklung bei den Bildungsabschlüssen und der Bildungsbeteiligung kann auch das immer noch mangelnde Verständnis der OECD für den Wert der deutschen Berufsausbildung nichts ändern. Die Warnung, wir gefährdeten Wachstum und Wohlstand wegen einer unter dem OECD-Durchschnitt derzeit 63% liegenden Studienanfängerquote wird durch Wiederholung nicht richtiger. Das duale Berufsbildungssystem in Deutschland steht mit seinen Abschlüssen so manchem Studienabschluss im Ausland in nichts nach. Erfolgreiche Ausbildung heißt eben nicht nur Abitur oder Hochschulabschluss. Das zeigt unsere florierende Wirtschaft, das zeigen die niedrigen Arbeitslosenzahlen gerade bei jungen Menschen. Nicht zufällig entscheidet sich auch ein Viertel unser Fachabiturienten und Abiturienten für eine duale Berufsausbildung. In anderen Ländern fehlt diese attraktive Alternative. Die derzeit geradezu sprunghaft wachsende Nachfrage aus

3 dem Ausland von europäischen Partnerstaaten bis hin zu erfolgreichen Schwellenländern nach deutscher Unterstützung beim Aufbau beruflicher Bildungssysteme unterstreicht dies nachdrücklich. Wer den Anspruch auf einen aussagekräftigen Ländervergleich erhebt, darf die Bedeutung der beruflichen Bildung nicht kontinuierlich negieren. Und dieses Thema betrifft auch den neuen Indikator zur Bildungsmobilität zwischen Generationen. Wenn Kinder von Akademikereltern eine Ausbildung machen, handelt es sich laut diesem Indikator um Abwärtsmobilität. Das ist ein Unding! Hundertausende Unternehmen in Deutschland brauchen Nachfolger. Wieso ein Optiker, ein Zahntechniker, ein Schreiner oder ein Mechatroniker weniger wert sein soll als ein Akademiker das ist mir schleierhaft. Außerdem stellt Bildung auf einen Blick fest, dass seit Jahren der Bildungsstand der Bevölkerung in Deutschland kontinuierlich steigt und das von einem hohen Ausgangsniveau. Wie das mit der vermeintlichen Abwärtsmobilität zusammenpassen soll, weiß ich nicht. Es widerspricht auch den Daten im repräsentativen nationalen Bildungsbericht, den das unabhängige Autorenteam am 22. Juni 2012 hier vorgestellt hat. Danach steigen in Westdeutschland 40,4 %, in Ostdeutschland 42,4 % auf, hingegen nur 15,6 % in Ostdeutschland, in Westdeutschland sogar nur 12,5% ab. 1 2. Deutlich niedrigere Arbeitslosigkeit in Deutschland, insbesondere bei jungen Menschen Der Blick auf die Daten zur Arbeitslosigkeit belegt in besonderer Weise den Erfolg unseres kombinierten deutschen Ansatzes im Bildungssystem: Deutschland ist das einzige OECD-Land, in dem die Erwerbslosenquote über alle Niveaus hinweg seit 2008 kontinuierlich gesunken ist trotz der Krise. 2010 betrug die Quote 1 Nationaler Bildungsbericht, S. 213

4 für Hochschulabsolventen 3,1 % (OECD 4,7 %); für Sekundarabschluss II 6,9 % (OECD 7,6 %) und für Geringqualifizierte 15,9 % (OECD 12,5 %). Seither ist sie in den meisten Ländern weiter gestiegen, in Deutschland dagegen weiter gesunken (2011: 2,4%; 5,8% und 13,9% respektive). In Deutschland sind weniger Jugendliche arbeitslos als in allen anderen europäischen Ländern: Im Juni 2012 waren es 7,9 % gegenüber 22,6% in der EU. Auch die etwas anders berechneten OECD-Werte belegen bereits für 2010 mit 12 % gegenüber einem OECD-Durchschnitt von 16 % eine deutlich unterdurchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit. 3. Erneut deutlicher Anstieg der Bildungsausgaben Bildung auf einen Blick belegt: Wir haben die Bildungsausgaben in den letzten Jahren in Deutschland überdurchschnittlich stark gesteigert. Bund, Länder und Kommunen haben zwischen 2005 und 2009 den Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben am gesamten öffentlichen Haushalt in Deutschland von 9,8% auf 10,5 % erhöht. Der Bericht bezieht sich auf das Jahr 2009. Auch 2010 und 2011 haben Bund, Länder und Kommunen mehr in Bildung investiert. 2010 und 2011 lagen die öffentlichen Haushaltsansätze für Bildung bei 103 Mrd. bzw. 106 Mrd. Euro. Der Bund hat dabei seinen Beitrag seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt (von 2,9 Mrd. auf 6,9 Mrd. Euro). Der Regierungsentwurf für den Haushalt 2013 mit einer weiteren Steigerung der Bildungsinvestitionen zeigt, dass die Bundesregierung auch in Zeiten der Haushaltskonsolidierung auf Bildung als zentrale Zukunftsinvestition setzt. 4. Hohe Renditen für Bildungsinvestitionen Gute Bildung nutzt dem einzelnen Menschen und der Gesellschaft das haben die OECD-Statistiker sehr genau heraus gearbeitet:

5 Gute Bildung lohnt sich für den Einzelnen durch die Chance auf ein höheres Einkommen und durch ein niedriges Risiko, arbeitslos zu werden. Ein Mann mit einem Hochschul- oder einem Meister- bzw. Fachschulabschluss kann davon ausgehen, dass er in Deutschland im Laufe seines Erwerbslebens mindestens 384.000 US$ brutto mehr verdienen wird als einer mit einem niedrigeren Bildungsabschluss. Bei den Frauen beträgt die Differenz 267.000 US$. Gute Bildung lohnt sich ebenso für die Gesellschaft. Ausschlaggebend sind dafür die geringere Arbeitslosigkeit und höhere Einnahmen bei Steuern und Sozialabgaben. Für Deutschland ergibt sich ein im OECD-Vergleich überdurchschnittlich hoher öffentlicher Ertrag eines tertiären Abschlusses von 156.000 US $ bei Männern und 73.000 US $ für Frauen (OECD-Durchschnitt Männer: 101.000 US $, Frauen: 53.000 US $) Ich danke allen, die zu diesen Erfolgen beigetragen haben, vor allem den Ländern und den Kommunen, zu deren Kernaufgaben die Bildung gehört, wie auch der deutschen Wirtschaft und dem Handwerk für ihren Einsatz in der beruflichen Bildung. So sichern wir gemeinsam den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland und damit die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Vielen Dank.