medien kunst sammeln Perspektiven einer Sammlung

Ähnliche Dokumente
Katharina Grosse Wer, ich? Wen, Du?

Aus der Sammlung Bild, Realität und Forschung von 1960 bis 1980

PRINZIP LABOR DESIGN THINKING IM PRAXISTEST

SAMMLUNG LEOPOLD VORSCHAU SONDERAUSSTELLUNGEN. Die größte EGON SCHIELE Sammlung der Welt

Constantin Luser Musik zähmt die Bestie

PRESSEINFORMATION AUSSTELLUNG

Günther Hladisch, Apfel, 2016 galerie gugging

Ausstellungen von Jochen Gerz / Xu Bing / Gerhard Losemann

Medien im Kunstunterricht. Einführung in die. Fotografie und digitale Bildbearbeitung an der. Viktoriaschule Darmstadt 2011

Arbeitsblatt für Schüler und Lehrer der Klassen 9 bis 12

Kunst- und Kulturgeschichte

4.3 MUSIK, BILDNERISCHE ERZIEHUNG UND KREATIVER AUSDRUCK

Schwerpunktfach Bildnerisches Gestalten

Gemeinsam statt einsam

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ZUR REIHE 11 VORWORT 13 EINLEITUNG 15 I. MUSEEN 37. Bibliografische Informationen

Vorlesung Kommunikationsmanagement. Sommersemester 2011

Studienführer. Kunstpädagogik. Bachelor of arts. Zentrale Studienberatung

Konzeptkünstlerin / esc medien kunst labor, Graz

Konkretisierte KOMPETENZERWARTUNGEN* Die Schülerinnen und Schüler. KOMPETENZBEREICHE, zugeordnete Verfahren und hiermit behandelte Inhalte Q1 1

Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln

JENS Jansen Illustration

PORTFOLIO. Maria Juen

Wozu brauchen wir Museen? Eine 11-teilige Veranstaltungsreihe des Universalmuseums Joanneum in Graz, Stainz und Trautenfels

Angebote für Familien mit Kindern

Staatsexamen Lehramt an Grundschulen Kunst

U P. COMING UP Arbeiten junger KünstlerInnen Tirol

14. Ausstellung Kunst und Umwelt ENERGIEFLÜSSE 28. Mai bis 19. Juli 2009

Mediendidaktik Deutsch

Teilstudiengang. Kunst für das Lehramt an Gymnasien. Studienheft

Diskurs und Partizipation im Museum durch Soziale Medien

Das Kunsthaus Graz (Steiermark)

galerie schürmann a u f Zeche Zollverein bettina hachmann manuel schroeder andré schweers anja weinberg

Modulhandbuch für das Studienfach Kunstwissenschaft im Zwei-Fach-Bachelor-Studiengang an der Universität Duisburg-Essen

Exportmodule aus dem MA Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft (PO vom )

Lernintentionen Inhalte Methodische Anregungen Hinweise Tür als Symbol für Öffnung, Durchgang

Lernfeld Kunst. Bildungsverlag EINS. Lernsituationen zur ästhetischen Bildung in sozialpädagogischen Berufen

Kunsthaus Grenchen Jubiläum 10 Jahre Erweiterungsbau 27. Februar 2018, Uhr Kunsthaus Grenchen. Grussbotschaft Regierungsrat Dr.

Archiv Galerie Dauerausstellung

Team-Event in Berlin

Gerda Schütte Fotografie! Eine Rückschau nach vorn 8. September 4. November, 2017 Eröffnung: Freitag, 8. September, Uhr

Teilstudiengang Kunst und visuelle Medien davon Kontaktst. 9 jährlich 6 SWS 270 h 90 h 180 h 1 Semester

Bildende Kunst und Ästhetische Erziehung - Kunst-MA-M01

Modulbezeichnung Sozio-kulturelle Transformationen: Umwelt, Konflikt, Gesellschaft Leistungspunkte

Bildnerisches und Technisches Gestalten

Artfactory. Jahrgang 10. Inhalt (Worum geht es?)

imago viva Innovative Planungs- und Austellungstechnologien für Museen

20 Jahre Laupheimer Museum. Heimat revisited. 25. April bis 22. Juli 2018

Stand: März Haltung einnehmen

INSTITUT FÜR GLEICHSTELLUNG UND GENDER STUDIES

Joseph Beuys - Werk und Wirkung

Damenporträt im orangenen Kleid / Öl auf Leinwand / 89 x 68 cm /

Gastausstellung Sind Cartoons Kunst? Jules Stauber und Co. 6. April bis 30. Juni 2019

Ralf Schnell. Medienästhetik. Zu Geschichte und Theorie audiovisueller Wahrnehmungsformen. Verlag J. B. Metzler Stuttgart Weimar

Zeitgenössische Kunst am Minoritenplatz

STRATEGIE KUNSTFÖRDERUNG

kino:class Programm 2

Medienfassade: Park Kolonnaden, Potsdamer Platz 1, Berlin. Besonderer Dank gilt den Projektpartnern:

LEHRPLAN BILNERISCHES GESTALTEN KURZZEITGYMNASIUM

So erstellen Sie eine Videoserie aus Fotos und Bildern

Fotos sehen, verstehen, gestalten

Soziale Arbeit öffentlich machen?! SELBST- UND FREMDBILD DER SOZIALEN ARBEIT IN DER MEDIALEN WELT

PROJEKT INNER DRESS. (Thomas Kirchgrabner, Maximilian Lehner, ISA STEIN, Barbara Wetzlmair. Jakob Kaiser)

Integrierte Medienbildung in der Grundschule in Rheinland-Pfalz, Teilrahmenplan Sachunterricht * (Stand 2/2011)

Universalmuseum Joanneum. Presse. Fact Sheet

LEHRPLAN BILDNERISCHES GESTALTEN SPORT- UND MUSIKKLASSE

Unter uns. Ausstellung Stuttgart Stadtraum in Bewegung? Eine fotografische Spurensuche. Raumintervention Anja Ohliger, Christian Holl

Mediendidaktik Deutsch

Wenn der grosse österreichische Zeichner, Maler, Denker, Aktionskünstler und Literat Günter

CAMPUS GESTALTUNG KOMMUNIKATIONS DESIGN BACHELOR OF ARTS

Video-Thema Manuskript & Glossar

I. C Unternehmenskommunikation

Lichtprojektionen Animationen & Effekte Audiotechnik Art-Visual Design

LIEBE ARBEIT. für Galerien und befreundete Künstler

Albert-Einstein-Gymnasium

YOTTA KIPPE ULRICH VOGL YOU GU ISABELLE HUSCHKE BERT SILZNER

Exposé Wanderausstellung. Unter uns? Sinti in Ostfriesland. Das Projekt

Schwerpunkt: KUNST.SCHAFFEN / SPKS. Bilder in der darstellenden Kunst / SPKS1. Schwerpunkt: KUNST.SCHAFFEN / SPKS

Dramaturgie journalistischer Medien Konzepte der medialen Inszenierung

Kent Nagano: Botschafter für eine lebendige Musikpraxis

Ausstellungseröffnung

Fachtagung Sprache durch Kunst 24. April 2015 von Uhr Eine Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen gefördert durch die Stiftung Mercator

5e) Grammatikalische Phänomene in ihrem Kontext reflektieren

Illustrierende Aufgaben zum LehrplanPLUS

Fotografie im Diskurs performativer Kulturen

Kleines Blumenstillleben, 1805 Öl auf Leinwand, cm Belvedere, Wien

HERIBERT MICHL BIOGRAFIE in Köflach geboren

Temporäres Feld für experimentelles Arbeiten ohne unbedingtes Ergebnis. Temporary field of experimental work without implicit outcome

21 MB Film. salto.bz: Wie kann man die Figur Alfred Quellmalz politisch einstufen?

CAMPUS GESTALTUNG KOMMUNIKATIONS DESIGN MASTER OF ARTS

Überblick. Aspekte technischer Systeme. Technikvermittlung. virtuelles Museum. museale Vermittlungsansätze

#ferdinand Jubiläumsjahr. Eine gemeinsame Initiative von Kultur- und Bildungsinstitutionen

Ausbildungsrichtung Gestaltung Jahrgangsstufe

Reformkiosk Kunstprojekt anlässlich des Reformationsjubiläums 2017

Gutenberg und die Folgen

6. Modelle vermittelter Kommunikation

Veranstaltungen von Michael Lingner an der FH / HAW (Fb: Gestaltung)

Modulbeschreibung: Master of Education Bildende Kunst, Gymnasium Stand:

Vienna Chinatown INvisible

Taumel Navigieren im Unbekannten

Transkript:

Kunsthaus Graz Deutsch medien kunst sammeln Perspektiven einer Sammlung 16.06.2012 02.06.2013 Space02 Kunsthaus Graz, Universalmuseum Joanneum, Lendkai 1, 8020 Graz, T +43 (0)316/8017 9200, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr kunsthausgraz@museum-joanneum.at, www.museum-joanneum.at

Dieser Text erscheint anlässlich der Ausstellung medien.kunst.sammeln Perspektiven einer Sammlung Kunsthaus Graz Universalmuseum Joanneum 16. Juni 2012 bis 02. Juni 2013 medien.kunst.sammeln zeigt eine umfassende Auswahl an Werken aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz, die ausgehend von trigon 73 die sehr frühe Auseindersetzung mit dem Thema der Neuen Medien in Graz bis in die Gegenwart demonstriert. Die Perspektiven diese r Sammlung machen Lücken sichtbar, die in wechselnden historischen und gegenwärtigen Positionen als Desiderate die Schau ergänzen.

medien.kunst.sammeln 1973 begann die Neue Galerie Graz im Zuge der Ausstellung Audiovisuelle Botschaften Videokunst zu sammeln. Diese Ausstellung war noch vor der ars electronica in Linz die erste in Öster reich, die sich mit den Neuen Medien auseinandersetzte. Sie war darüber hinaus eine der frühesten Ausstellungen in Europa, die sich ausschließlich der Videokunst widmete. Der Blick reichte dabei vom österreichisch-italienischjugoslawischen trigon-raum bis in die USA, von wo der damalige Kurator der Neuen Galerie, Horst Gerhard Haberl, Pionierwerke der Videokunst (etwa von Nam June Paik, Keith Sonnier, Bruce Nauma n oder Trisha Brown) mitbrachte. Seitdem erweiterte sich der Bestand kontinuierlich durch einzelne Übernahmen aus Ausstellungsbeteiligungen. Wie jede museale Sammlung ist auch diese weder vollständig noch einheitlich in ihrem Aufbau, und sie ist in ihrem Zustandekommen im Laufe der letzten 40 Jahre auch von zahlreichen Zufällen geprägt. Eine systematische Sammeltätigkeit ist in diesem Bereich bis in die letzten Jahre nicht erfolgt. medien.kunst.sammeln zeigt nun über 10 Monate eine sehr umfassende Auswahl an Werken aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz, die ausgehend von trigon 73 die sehr frühe Auseinandersetzung mit dem Thema der Neuen Medien in Graz demonstriert. Gleichzeitig ist es auch ein Anliegen, die über Generationen reiche Szene institutionell stärker einzubinden, wofür diese Ausstellung ein Impuls und ein Beginn sein will. Sichtbar werden neben der hohen Qualität der unterschiedlichen Werke auch Lücken und Fehlstellen der Sammlung, die sehr viele Videos und Videoinstalla tionen, aber auch Fotografien, Bilder und Objekte umfasst, die eine inhaltliche Auseinandersetzung mit einer westlichen, progressiven Medienkultur aufweisen. Ein Anliegen dieser umfangreichen Sammlungsschau ist es, einige Lücken der Sammlung in der historischen Rückschau und im Blick auf die Gegenwart durch wechselnde Präsentationen zu schließen. Arrivierte sowie gegenwärtige, junge Positionen schüren eine aktive Auseinandersetzung mit den progressiven Strömungen, aber auch mit der gegenwärtigen Entwicklung. Temporär werden immer wieder zwei zentrale Positionen der Schau ausgetauscht, mit dem Ziel, einige diese r Desiderate in die Sammlung überführen zu können. Das Museum wird damit auch zum aktuellen Ort der Produktion. Die Ausstellung macht in ihrer Dichte vor allem die Durchdringung der Lebenswelt durch immer intensivere Medienrealitäten sichtbar. Das beginnt bei frühen Videos, die den Kurzfilm als mögliches Medium der Kunst begriffen und zunutze machten. Aus der zeitlichen Begrenztheit von Aktionen, Happenings oder anderen performativen Kunstformen erwuchs aus dem Wunsch des Festhaltens solcher Momente abseits des Films eine eigene Kunstform, die sich einerseits für das Medium zu inszenieren begann, aber sich in seinen wesentlichen Zügen auch selbstreflexiv auseinandersetzte. Neue Techniken wurden zu Trägern einer Kunst, die aus den Kommunikationsmöglichkeiten der Massenmedien (Buchdruck, Fernsehen, Radio, Printmedien, Internet) entstand und die Kunst generell nämlich im Sinne einer sich verändernden Gegenwart beeinflusste. Medienkultur meint eigentlich nichts anderes als Medien im Sinne kulturstiftender Faktoren zu verstehen. Medienkunst hingegen ist im Prinzip ein sehr irreführender Begriff, zumal sich Kunst immer medial konstituiert, und Kunst seit jeher als Medium im weiteren Sinne dient. Im engeren Sinn konzentriert sich die Medienkunst auf jene Informationsträger, die in zivilisierten Gesellschaften Wissen (und Unwissen) kurz- und langlebig vermitteln, weitergeben und speichern. Insofern ist die Rezeption der (jeweils) Neuen Medien ein wesentliches Thema, das zeigt, wie sich Wahrnehmung, Kommunikation und die Bedeutung von Information im Spiegel eines medialen Wandels gleichsam multimedial verändern. medien.kunst.sammeln geht von einem weiten Begriff der Medienkunst aus, einerseits um dessen unscharfe Begriffsgrenzen aufzuzeigen, andererseits aber auch um zu verdeutlichen, wie sehr sich mediale Ansätze wechselweise durchdringen können. Die gezeig-

ten Arbeiten bewegen sich im Kontext der Medienkunst, reflektieren diese (auch in Fotos, Leuchtkästen, Objekten und Malerei) und bieten so die Möglichkeit, über Kategorie-Grenzen hinweg technische Bildmedien als zentralen Bestandteil der Kunstentwicklung zu begreifen. Das Entstehen neuer Technologien hat immer zur Folge gehabt, dass sich auch die Kunstproduktion und die Kunstrezeption verändert hat, womit sich auch die Wahrnehmung der Realität wandelte. Informationen zu den Werken und deren Künstler/innen finden sie in den beiden Karteikästen in der Ausstellung oder online als Glossar zur Ausstellung auf unserer Homepage.

KuratorInnen Katrin Bucher Trantow Günther Holler-Schuster Katia Huemer Text Monika Holzer-Kernbichler Lektorat Jörg Eipper Kaiser Grafische Konzeption und Gestaltung Lichtwitz Büro für visuelle Kommunikation Layout Karin Buol-Wischenau Mit Unterstützung von: Orange