Zeitliche Dynamik der Flächenversiegelung/Flächenentsiegelung am Beispiel des Gewerbegebietes Jena-Göschwitz Katrin Decker, Gunter Braniek, Stefan Sommer, Jena, 09.05.2012 1
1. Einleitung und Fragestellung 2. Datengrundlage 3. Methodik 4. Untersuchungsgebiet 5. Ergebnisse Nutzungsdynamik Versiegelungsdynamik Grünflächenentwicklung Parkflächenbetrachtung 6. Quellen 2
Entwicklung der Flächenversiegelung in Thüringen 2000-2009 80000 70000 64999 65371 65863 66037 66218 66474 66730 67046 67440 67861 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Jahr Versiegelte Flächen innerhalb der Siedlungs- u. Verkehrsflächen in ha Quelle: Statist. Bericht PV j/10 Umweltökonom. Gesamtrechnungen. Basisdaten u. ausgewählte Ergebnisse für Thüringen: Ausgabe 2010, S. 170; Erfurt (TLS) 3
Anteilige Flächenversiegelung in Thüringen Jahr Anteil an der Siedlungsu. Verkehrsfläche in % Anteil an der Gesamtfläche des Landes Thüringen in % 2000 45,85 4,02 2001 45,82 4,04 2002 45,72 4,07 2003 45,67 4,08 2004 45,68 4,09 2005 45,67 4,11 2006 45,67 4,13 2007 45,65 4,15 2008 45,63 4,17 2009 45,62 4,20
Fakten zur Flächenversiegelung Der stetig steigende Verbrauch von Flächen für Siedlungszwecke stellt eines der größten Herausforderungen für die nachhaltige Stadt- und Siedlungsentwicklung dar. (BVBW+BWZE 2001). In der Bundesrepublik ist die tägliche Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche zwar leicht auf 114 ha/d gesunken (BBR 2006). In Sachsen z. B. nimmt der tägliche Flächenverbrauch jedoch wieder zu, nachdem er 2002 einen Tiefstand von 2,8 ha/d erreicht hatte. Im Jahr 2006 hat sich dieser Wert auf 4,5 ha/d erhöht (LfUG 2007). Thüringen hat derzeit ein Flächenverbrauch von ca. 3,7 ha/d. Es ist also noch nicht gelungen, Wirtschaftswachstum und Flächenverbrauch zu entkoppeln! (Quelle: SOCHER 2007) 5
Definition der Flächenversiegelung Unter Flächen- bzw. Bodenversiegelung versteht man die Isolierung der Pedosphäre von der Atmosphäre durch - die Errichtung von Gebäuden und/oder die Bedeckung von Verkehrsflächen mit (zumindest teilweise) wasserundurchlässigen Materialien, - die Unterbauung der Bodenoberfläche (z. B. durch Tiefgaragen), - die hochgradige Verdichtung der Bodenoberfläche. Die Versiegelung hat Auswirkungen auf - den Wasserhaushalt in Qualität und Quantität durch geringere Grundwasserneubildung und Verdunstung, größeren Oberflächenabfluss und damit steigende Hochwassergefährdung sowie geringere Reinigungsleistung des Bodens für Sickerwasser, - die Lebensraumfunktion für Pflanzen und Tiere und damit schlechtere Vernetzung der Lebensräume, - das Mikroklima durch sommerliche Überhitzung infolge Wärmespeicherung, Luft- Feuchtedefizite, fehlende Verdunstungskühlung und stark eingeschränkte Filterwirkung der Vegetation. (Quelle: KUTTLER 2004 in SOCHER 2007). 6
Wie gestalteten sich Flächennutzung und Flächenversieglung im Gewerbegebiet Göschwitz zwischen1998 und 2012? Inwiefern tragen Kfz-Parkflächen zur Versiegelungssituation bei und gibt es auf diesem Gebiet Entsiegelungsmöglichkeiten? 7
Orthofoto 1998 (tif) Luftbild Untersuchungsgebiet (jpg) Landnutzung Jena (shp) Bilder Befragung Landschaftsbaubetrieb eigene Aufmaße 8
- Orthofoto 1998 ETRS 1989 UTM Zone 32N - Digitalisieren des Orthofoto 1998 - durch WMS Geoproxy-Th digitales Orthofoto farbig mit 20 cm Bodenauflösung Stand 2008 durch: GetCapabilities: http://www.geoproxy.geoportalth.de/geoproxy/services? 9
Datenaufnahme Ist-Stand - Abschätzung des Aufwandes Begehung gezielte Datenaufnahme mit GPS - Abschätzung des Versiegelungsgrades (VSG) - Kostenaufstellung für unterschiedliche Materialien und Bauarbeiten in /m² der Parkplatzgestaltung 10
VSG- Klasse VSG- Grad % Klassifizierung I 0-20% Grünflächen - incl. Fußw eg, Wegeteilen, Kleingebäuden, Kleingärten, Teich, Gehölz II 20-40% Grünflächen - incl. größerer Wegeteile, FW- Leitung, brachliegenden Flächen mit Schuttablagerungen III 40-60% Wohn- und Gew erbeflächen - incl. Grünflächenanteilen, lockeren Schotterflächen, Rasengittern IV 60-80% Wohn- und Gew erbeflächen - incl. kleinen Grünflächenanteilen, teilw eise mit Verkehrsflächen V 80-99% Verkehrsflächen incl. anteiligen Wohn- und Gew erbeflächen, Dachbegrünung VI 100% Gebäude, Straßen mit geschlossenen Asphalt- und Betonflächen 11
Probleme - Orthofoto s/w 1998 schräge Hauswände und Schatten schwierige Abgrenzung zwischen Parkflächen und den Grünflächen schwierige Schätzung des Versiegelungsgrades, auch in der Fachliteratur gibt es bis heute keine eindeutige Nomenklatur 12
Gewerbegebiet Göschwitz Flächennutzungsplan Jena 2005 13
Nutzung Gewerbefläche Nutzungsdynamik 1998-2012 Gewerbliche Gebäude Grünfläche Verkehrsfläche Sonstige Nutzung Wasserfläche 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Anteile der Flächennutzungen in % im Vergleich Gewerbliche Gebäude Grünfläche 1998 2012 1998 2012 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Gew erbefläche Verkehrsfläche 1998 2012 0 100 200 400 600 800 14 Meter
Versiegelungsdynamik 1998-2012 1998 2012 Anteile der Versiegelungsgrade in % 50 40 1998 2012 30 20 10 0 I II III IV V VI 0 62,5125 250 375 500 Meter 15
Versiegelungsdynamik 1998-2012 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Veränderung der Versiegelung um mehr als eine Kategorie nach Gesamtflächen 1998-2012 in % Entsiegelung Versiegelung Veränderungen 1998-2012 Zunahme der Versiegelung um mehr als eine Klasse Keine Veränderung um mehr als eine Klasse 0 62,5125 250 375 500 Abnahme der Versiegelung um mehr als eine Klasse Meter 16
Versiegelungsdynamik 1998-2012 Orthofoto 1998 0 62,5125 250 375 500 Meter Orthofoto 2008 17
Versiegelungsdynamik 1998-2012 Nutzung ehemaliger Grünflächen im Jahr 2012 Gewerbefläche Gewerbliche Gebäude Gruenfläche Sonstige Verkehrsfläche 12 10 8 6 4 2 0 Was ist 2012 aus den Grünflächen von 1998 geworden? In % Gew erbefläche Verkehrsfläche Gew erbliche Gebäude 77 % der Grünflächen blieben erhalten, v.a. im Uferbereich der Saale. 0 62,5 125 250 375 500 Meter 18
Versiegelungsdynamik 1998-2012 Bing Birds Eye 2007 Orthofoto 2008 Umweltbericht Stadt Jena von 2009 (S.88): Dem hingegen erfolgten in den letzten 3 Jahren im Stadtgebiet folgende größere Entsiegelungen, vorwiegend im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen: - Gewerbegebiet Göschwitz ca. 3.200 m² 19
Aufnahme und VSG - Abschätzung der Parkflächen A = Schotterdecke VSG III 40-60% B = Asphalt VSG VI 100% 20
Aufnahme und VSG - Abschätzung der Parkflächen C = Rasengitterstein (Sand/Rasen/Kies) VSG III 40-60% D = Rasenfugenpflaster VSG III 40-60% 21
Aufnahme und VSG Abschätzung der Parkflächen E = Knochenpflaster/Verbundsteine VSG IV 60-80% F = Betonplatten mit Fugen VSG III 40-60% 22
Jenoptik Je na - Op tr o nik Anteilige Flächenverteilung verw endeter Belage in % auf Kfz-Stellflächen 0,4 52,2 1,5 24,9 17,0 4,1 Verbundsteine (VSG IV) Rasengitter (VSG III) Asphalt (VSG VI) Schotterdecke (VSG III) Rasenfugengitter (VSG III) Anteilige Flächenverteilung verw endeter Belage in % auf Zufahrten M & V Umspannwerk 2,0 1,2 Verbundsteine (VSG IV) Fläche Asphalt (VSG VI) JENATEC OLPE 45,8 51,0 Schotterdecke (VSG III) Betonplatten (VSG III) JEN DATA Analytik Jena TLUG IN NOVEN T Legende: Kfz-Stellplätze Zufahrt Parkflächen/Asphalt Zufahrt Parkflächen Grünfläche Ge werbe 0 25 50 100 150 200 Meter 23
Abb. Entsieglung Asphalt vs. Rasengitter/Rasenfugenpflaster (Zusammengetragen aus: Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz 2007 (S. 8ff); Landesagentur für Umwelt 2008 (S. 5ff); http://www.welt.de, Kostenaufstellung für Belage von: GalaBau Kromsdorf GmbH) 24
Versiegelung der Parkflächen 2012 Entsiegelungsvorschlag Weitere Betrachtung: - Eignung für die vorgesehene Nutzung - Kosten für die Umsetzung - Erscheinungsbild vor Ort - Aufwand zur Pflege Le ge nde: I 0 40 80 160 240 II I IV 320 Meters VI VSG 25
80000 70000 Versiegelung der Parkflächen (m²) Bestand und Variante zur Flächenentsiegelung (III) Schotter - Parkplatz(17,85 /m²) 60000 50000 P P P (III) Rasengittersteine/ Rasenfugenpflaster -Parkplatz (23,80 /m²) (III) Rasengittersteine/ Rasenfugenpflaster -Zufahrt (23,80 /m²) 40000 Z (IV) Verbundsteine - Parkplatz (26,18 /m²) 30000 (IV) Verbundsteine - Zufahrt (26,18 /m²) 20000 P Z (VI) Asphalt - Parkplatz (41,65 /m²) 10000 Z (VI) Asphalt - Zufahrt (41,65 /m²) 0 Fläche in m² Variante Flächenentsiegelung in m² Flächenentsiegelung um 10,5 % erzielbar 26
2500000 Kostenvergleich (in ) der Parkflächen Bestand und der Variante zur Flächenentsiegelung (III) Schotter - Parkplatz(17,85 /m²) 2000000 P (III) Rasengittersteine/ Rasenfugenpflaster -Parkplatz (23,80 /m²) 1500000 1000000 P Z P P (III) Rasengittersteine/ Rasenfugenpflaster -Zufahrt (23,80 /m²) (IV) Verbundsteine - Parkplatz (26,18 /m²) (IV) Verbundsteine - Zufahrt (26,18 /m²) 500000 Z Z (VI) Asphalt - Parkplatz (41,65 /m²) 0 Preis in Variante Flächenentsiegelung in (VI) Asphalt - Zufahrt (41,65 /m²) Kosten um ca. 17 % (350.000 ) bei Erstanlage reduzierbar 27
Gewerbegebiet Göschwitz Westteil (2008) Legende Parkflächen Grünflächen Brachflächen Gebäude 0 75 150 300 450 600 Meter Verkehrsflächen 28
Kostenvergleich der Kfz-Parkflächen in Göschwitz-West 45,0% 40,0% 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 40,0% Anteil der Kfz-Parkflächen in Göschwitz- West nach Materialien unterteilt 0,0% (VI) Asphalt (41,65 /m²) (IV) Verbundsteine (26,18 /m²) (III) Rasengittersteine/ Ökopflaster (23,80 /m²) 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% (VI) Asphalt (41,65 /m²) (IV) Verbundsteine (26,18 /m²) (III) Rasengittersteine/ Ökopflaster (23,80 /m²) 29
Parkflächenmaterialien im Gewerbegebiet Göschwitz 18,60% (VI) Asphalt 36,78% (IV) Verbundstein 44,62% (III) Rasengitter / Ökopflaster / Schotter Gesamter Parkraum: 129.174,1 m 2 30
LITERATUR: HESSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWELT, LÄNDLICHEN RAUM UND VERBRAUCHERSCHUTZ (2007): Entsiegeln und Versickern in der Wohnbebauung, S. 8 ff.; Wiesbaden. KUTTLER, W. (2004): Stadtklima. Grundzüge und Ursachen. - Zt. f. Umweltchem. u. Ökotox. 16 (1): 1-13; Berlin. LANDESAGENTUR FÜR UMWELT (2008): Leidfaden zum naturnahen Umgang mit Regenwasser, S. 5ff.; Bozen. SOCHER, W. (2007): Landeshauptstadt Dresden: Umweltbericht 2005/2006 Fakten zur Umwelt; Dresden. THÜRINGER LANDESANSTALT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (2009): Georäumliche Analysen zur aktuellen Versiegelungssituation in Thüringen. - Schr. d. TLUG 85; Jena. INTERNET: http://www.welt.de Bitumen platt gemacht zu Flüsterasphalt (Zugriff am 04.05.2012) 31
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Quelle: eichhorn-siegel.de Quelle: zonebat t ler.net 32