Schwere Blutungen Allgemein: Eine Blutung ist das Austreten von Blut aus einem beliebigen Bereich der Blutbahn bzw. des Blutkreislaufs. Blutungen können nach außen aus dem Körper austreten oder nach innen in den Körper (innere Blutung) einbluten und einen Bluterguss bilden. Sie sind aus allen Gefäßen des Blutkreislaufs oder des Lungenkreislaufs möglich. Wenn der Blutverlust groß ist (Hypovolämie), kann er schnell zum Schock und schließlich zum Tod führen (Verbluten). Bei einer Ruptur der Aorta und dem damit verbundenen schnellen Zusammenbruch des Blutkreislaufs tritt der Tod innerhalb weniger Sekunden ein. Bei einem langsamen Blutverlust kann es einige Stunden dauern, bis der Verletzte alle Stadien des Hämorrhagischen Schocks durchlebt hat: Bei einem Volumen von 5 bis 6 Litern Blut ist das Fehlen von 0,75 Litern Blut nicht kritisch. Eine Blutspende entspricht etwa 0,5 Liter. Der Verlust von 1,5 Litern führt zu Durst- und Schwächegefühl, die Atmung beschleunigt sich, der Betroffene verspürt Angst. Ab 2 Litern Blutverlust fühlt man sich verwirrt, schwindelig und verliert schließlich das Bewusstsein. Durch die massive Reduzierung des Herzzeitvolumens erfolgt der Zusammenbruch des Blutkreislaufs. 1
Hämatothorax 500-7000 ml Oberarmfraktur 100-800 ml Leberruptur Milzruptur 1500 2000 ml 1500 2000 ml Unterarmfraktur 50-400 ml Oberschenkelfraktur 300 2000 ml Beckenfraktur 500 5000 ml Unterschekelfraktur 100 1000 ml 2
Blutende Wunden sind zunächst mit einer Wundauflage abzudecken. Eventuelle Fremdkörper in der Wunde sollten abgepolstert, ihre Entfernung Fachpersonal überlassen werden. Bei starken Blutungen, die insbesondere bei Verletzungen einer größeren Arterie oder einer größeren Vene auftreten, kann es darüber hinaus nötig sein, einen Druckverband anzulegen. Das Anlegen eines Druckverbandes kann aber auch zusätzliche Gefahren und Komplikationen auslösen und sollte in einem Lehrgang erlernt/ geübt werden. Das Abdrücken einer größeren Arterie oder Vene (außer als vorübergehende Maßnahme beim Anlegen eines Druckverbandes) oder gar das Abbinden der betroffenen Extremität ist zu unterlassen. Beim Abbinden durch Laien kommt es häufig ohnehin nur zu einer Stauung der Arterie, die weiteres Blut vom Herzen zur Wunde transportiert. Dadurch wird die Blutung nicht beendet, sondern im Gegenteil noch verstärkt. Der Abschnürverband kann Amputationen zur Folge haben 3
Volumenmangelschock Im Anfangsstadium (noch keine sicheren Zeichen der Dekompensation) Blutdruck normal Haut ist oft feucht, kühl und blass Stadium 2 (erste Zeichen der Dekompensation) Puls ist beschleunigt (Tachykardie) und meist schwach systolischer Blutdruck beträgt weniger als 100 mmhg die Patienten klagen über starken Durst, die Harnausscheidung geht durch die Verminderung der Nierenfunktion zurück Stadium 3 (massive Zeichen der Dekompensation) systolischer Blutdruck sinkt unter 60 mmhg der Puls ist kaum tastbar Atmung ist flach und schnell, Bewusstseinsstörungen 4
Wenn eine Blutung durch einen Druckverband nicht zum Stillstand gebracht werden kann, dann gibt es die Möglichkeit die zuführende Arterie abzudrücken oder abzubinden. Das kann allerdingst zu schweren Schäden durch Sauerstoffmangel des Gewebes führen, die Blutzufuhr wird dabei völlig unterbrochen. Das Abdrücken gelingt nur dann, wenn die genaue Lage der zuführenden Arterie bekannt ist. Die Arterie wird dabei gegen einen Knochen gedrückt. Dies stellt jedoch nur eine vorübergehende Notmaßnahme dar, bis ein zweiter Helfer einen Druckverband angelegt hat. Bei schweren Blutungen im Kopf- / Halsbereich besteht die Möglichkeit durch Drücken der Halsschlagader gegen die Wirbelsäule die Blutung zu stoppen. Beim Oberarm kann die Oberarmarterie gegen den Oberarmknochen gedrückt werden. Am Bein muss die Beckenarterie gegen den Beckenknochen in der Leiste gedrückt werden. Das Abbinden darf nur in absoluten Notsituationen durchgeführt werden! Dabei wird möglichst immer eine breite Binde (mindestens 6cm), zum Beispiel das Dreiecktuch verwendet. Bei Blutungen am Arm wird zunächst der Arm hochgehoben und in der Mitte des Oberarms eine breite Binde angelegt und eine Schlaufe gebunden. Dann wird die Schlaufe mit beiden Händen kräftig aber schonend zugezogen. Eventuell sind mehrere Umschlingungen nötig, bis die Blutung vollkommen zum Stillstand kommt. Danach werden die Enden miteinander verknotet. Am Bein wird ebenfalls ein breites Tuch oder Binde verwendet. Daraus wird eine schon an den Enden verknotete Schlinge gebildet und bis zur Mitte des Oberschenkels geschoben. Danach wird ein Stab zwischen Knoten und Bein geschoben und so lange gedreht, bis die Blutung zum stehen Kommt. Nun wird der Stab mit einem zweiten Tuch fixiert. Abbindungen sollten schnellstmöglich durch einen Druckverband ersetzt werden. Auf jeden Fall ist der Zeitpunkt der Abbindung zu notieren, da diese Information wichtig für den Notarzt ist, um festzustellen, wie lange die Gliedmaße ohne Sauerstoff gewesen ist. 5
Nr. Begriff Erklärung 1 Abdrücken einer Arterie Durch Druck einer Arterie gegen einen naheliegenden Knochen kann die Blutzufuhr unterbrochen werden. 2 3 4 Abdrücken der Halsschlagader Abdrücken der Oberarmarterie Abdrücken der Beckenarterie Verringere die Blutzufuhr bei schweren Blutungen durch Drücken der Halsschlagader gegen die Wirbelsäule. Drücke die Arterie in der Mitte des Oberarms gegen den Oberarmknochen um eine Blutung zu stoppen. Drücke die Arterie in der Leiste fest gegen den Beckenknochen, um eine Blutung zu stoppen. 5 Achtung Das Abbinden ist lediglich in absoluten Notsituation erlaubt, es führt durch Sauerstoffmangel zu schweren Gewebsschäden. 6 Abbinden des Armes Lege eine breite Binde in der Mitte des Oberarmes an. 7 Abbinden des Beines Lege eine breite Binde in der Mitte des Oberschenkels an und ziehe sie mit einem Stab fest. 8 Festziehen der Binde Drehe mit einem Stab so lange bis die Blutung stehet. 9 Fixieren der Abbindung Fixiere den Stab in seiner Position mit einem zweiten Tuch. 6