Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LSBT)

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Transkript:

Der Polizeipräsident in Berlin Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LSBT) Konzept und Tätigkeitsbericht der Ansprechpartnerin und des Ansprechpartners für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Zentralstelle für Prävention, LKA Präv 1 Die Ansprechpartnerin und der Ansprechpartner der Polizei Berlin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Kriminalkommissarin Maria Tischbier, Kriminalhauptkommissar Uwe Löher Platz der Luftbrücke 6, 12101 Berlin Tel. 030-4664-979444 Berlin, aktualisierte Fassung Januar 2012

Inhalt Einleitung 03 Straften gegen LSBT 04 Konzeptioneller Ansatz 05 Erkenntnisgewinnung 05 Polizeiliche Aus- und Fortbildung 06 Einsatzunterstützung 07 Beratung 07 Opferschutz 07 Unterstützung in Beschwerdefällen 08 Prävention 08 Öffentlichkeitsarbeit 09 Netzwerkarbeit 09 Praktische Beispiele 10 Ausblick 12 Seite 2 von 12

Einleitung Im Jahr 1992 wurde die Stelle des Ansprechpartners der Berliner Polizei für gleichgeschlechtliche Lebensweisen eingerichtet. 2006 wurde zusätzlich eine Ansprechpartnerin benannt, um den Belangen lesbischer Frauen besser gerecht werden zu können. Die Einrichtung der Stelle erfolgte, um das durch die gesellschaftliche Ächtung und das Verbot männlicher Homosexualität durch 175 StGB jahrzehntelang schwer belastete Verhältnis zwischen Homosexuellen und der Polizei zu verbessern. Die Polizei wurde bis zu diesem Zeitpunkt vorwiegend als Verfolgungsbehörde wahrgenommen, was dazu führte, dass auch schwerste Straftaten gegen LSBT nicht zur Anzeige kamen und jeglichem polizeilichen Handeln mit tiefem Misstrauen begegnet wurde. Mit der Einrichtung der Stelle sollte zunächst ein neues Rollenverständnis vermittelt werden. Es mussten gänzlich neue Konzepte erarbeitet und umgesetzt, neue Strukturen und ein geeignetes Klima geschaffen werden, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit überhaupt erst möglich machten. Seit 1992 konnte das Verhältnis zwischen Lesben, Schwulen, Transgendern und der Polizei nachhaltig verbessert werden, auch wenn uns bewusst ist, dass weitere vertrauensbildende Maßnahmen nötig sind, um einerseits die bestehenden Kontakte und Strukturen zu festigen und andererseits neue Bereiche der LSBT-Bevölkerung zu erschließen. Im Jahr 2008 berichteten Presse und Medien verstärkt über Gewalt gegen LSBT. Aus polizeilicher Sicht sind diese Straftaten kein neues Phänomen. Vergleichbare Fälle konnten auch in den Vorjahren festgestellt werden. Die Ursachen für Gewalt und Diskriminierung von LSBT sind vielfältig. Die Förderung der Akzeptanz verschiedener sexueller Orientierungen und Identitäten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Polizei hat in diesem Zusammenhang in erster Linie die Aufgabe, Straftaten durch vorbeugende Maßnahmen zu verhindern, Opfer und Zeugen von Straftaten zur Mitarbeit im Strafverfahren zu ermutigen und Täter zu ermitteln. Als zuverlässiger Netzwerkpartner trägt sie darüber hinaus aktiv zur Schaffung eines gewaltfreien Klimas bei. Seite 3 von 12

Dieser Bericht soll die aktuelle strategische Ausrichtung erläutern und anhand von Beispielsfällen den konzeptionellen Ansatz verdeutlichen. Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender In der Polizeilichen Kriminalstatistik sind Straftaten gegen LSBT nicht recherchierbar, da die sexuelle Orientierung der Opfer bewusst nicht erfasst wird. Straftaten gegen die sexuelle Orientierung werden als Taten der Hasskriminalität statistisch beim Polizeilichen Staatsschutz erfasst. Ausschlaggebend ist dabei alleine die Tätermotivation, unabhängig von der tatsächlichen sexuellen Orientierung oder Identität des Opfers. Diese Zahlen bilden jedoch nur das Hellfeld ab und lassen keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Anzahl der Taten zu. Dass das Dunkelfeld bei Straftaten mit der Tätermotivation Hass bzw. Vorurteile gegen LSBT nach wie vor hoch ist, kann als gesichert angenommen werden. Untersuchungen kommen zu Ergebnissen von weit über 90 Prozent bei Beleidigungen und ca. 50 Prozent bei Körperverletzungen. Diese Delikte stehen bei den vorurteilsmotivierten Taten im Vordergrund, aber auch Raubtaten werden begangen. Die Tatorte liegen häufig in der Öffentlichkeit, in der Umgebung von Szenetreffpunkten oder im Wohnumfeld des Opfers. Als Täter treten überdurchschnittlich oft männliche Jugendliche, männliche Heranwachsende und junge männliche Erwachsene auf. Straftaten der Eigentumskriminalität, bei denen die Art und Weise der Tatbegehung darauf schließen lassen, dass günstige Tatgelegenheiten, zumeist in schwulen Szenebereichen, gesucht wurden und die Täter damit rechnen, dass Schwule keine Anzeige bei der Polizei erstatten, sind nicht ohne weiteres der Hasskriminalität zuzuordnen, werden aber immer mit betrachtet und in der polizeilichen Arbeit berücksichtigt. Seite 4 von 12

Konzeptioneller Ansatz Der Ansprechpartner und die Ansprechpartnerin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen haben das Ziel, Straftaten gegen LSBT durch vorbeugende Maßnahmen zu verhindern und die Aufklärung begangener Straftaten zu erleichtern. Polizeiextern liegt der Schwerpunkt dabei in der Durchführung vertrauensbildender Maßnahmen, der damit verbundenen Öffentlichkeitsarbeit und der Gewaltprävention. Polizeiintern liegen die Schwerpunkte in der Auswertung von Straftaten gegen LSBT, der Entwicklung von Konzepten zur Vorbeugung und Strafverfolgung, der Aus- und Fortbildung von Polizeiangehörigen, sowie der Ermittlungsunterstützung. Die dabei besonders im Fokus stehenden Bereiche Opferschutz, Prävention und Bürgernähe haben in den vergangenen Jahren in der gesamten Polizei Berlin eine deutliche Aufwertung erfahren. So wird die Arbeit der Ansprechpartnerin und des Ansprechpartners der Polizei Berlin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen durch die inzwischen eingerichteten Stellen der Opferschutz- und Präventionsbeamten der örtlichen Direktionen und Abschnitte, durch die Arbeitsgebiete Integration und Migration (AGIM), die Ansprechpartner für Integration und Migration, aber auch durch die Beschwerdesachbearbeiter unterstützt. Die Ansprechpartnerin und der Ansprechpartner sind bei der Zentralstelle für Prävention im Landeskriminalamt angesiedelt und berlinweit zuständig. Erkenntnisgewinnung Um ein aktuelles und umfangreiches Fachwissen zu erlangen, werden sowohl bei den Ansprechpartnern bekannt gewordene Straftaten als auch Studien und Fachpublikationen ausgewertet. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den vorurteilsmotivierten Taten, jedoch werden auch die Bereiche Eigentumskriminalität und Häusliche Gewalt in die Betrachtung einbezogen. Seite 5 von 12

Die durch die Auswertung gewonnenen Erkenntnisse und das bei den Ansprechpartnern für gleichgeschlechtliche Lebensweisen gesammelte Fachwissen fließen in die polizeilichen Maßnahmen der originär zuständigen Dienststellen ein. So können Tatzusammenhänge erkannt und präventive sowie repressive Strategien entwickelt werden. Polizeiliche Aus- und Fortbildung Mit dem Ziel, eine angemessene Opferbetreuung sicherzustellen und das Fachwissen zu erhöhen, werden durch die Ansprechpartner der Polizei Berlin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Aus- und Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt. Dabei werden insbesondere die Themen Phänomenologie und Bearbeitung von Straftaten gegen LSBT sowie der Opferschutz vermittelt. Auch allgemeine Fragen zu sexuellen Orientierungen und Identitäten werden diskutiert, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sensibilisieren. In der Ausbildung ist dafür ein Tagesseminar vorgesehen. Eine Unterrichtseinheit von 90 Minuten wird dabei von Mitarbeitern der Einrichtung Maneo Das schwule Anti-Gewalt- Projekt in Berlin durchgeführt. Fortbildungsveranstaltungen bei Dienststellen haben in der Regel einen Umfang von zwei bis drei Stunden. Sie werden schwerpunktmäßig in Dienststellen durchgeführt, in deren Zuständigkeitsbereich sich Szenetreffpunkte oder -einrichtungen befinden oder die in anderer Weise mit der Bearbeitung von Straftaten gegen LSBT befasst sind. Seit 1998 wurden mit diesen Veranstaltungen ca. 5900 Beamtinnen und Beamte erreicht, davon ca. 4600 in der Ausbildung. Zum Thema Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung werden gemeinsam mit Referenten von Maneo bis 2013 ca. 500 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit Führungsaufgaben der örtlichen Direktionen fortgebildet. Seite 6 von 12

Einsatzunterstützung Einsätze anlässlich von szenebezogenen Veranstaltungen (z. B. Christopher-Street-Day- Demonstration), aber auch polizeiliche Maßnahmen in von LSBT frequentierten Szenebereichen (z. B. in Diskotheken; in Cruisinggebieten) werden nach Möglichkeit durch die Ansprechpartnerin oder den Ansprechpartner der Polizei Berlin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen begleitet. Dies kann die Vorbereitung der Einsätze erleichtern und wirkt bei den Betroffenen der Maßnahmen vertrauensbildend. Beratung Die Ansprechpartnerin und der Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen stehen Einzelpersonen, Freien Trägern, sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Verwaltungen und Behörden für Beratungen zur Verfügung. Durchschnittlich werden dabei pro Jahr ca. 400 telefonische und persönliche Beratungen vom Büro aus geführt. Persönliche Beratungen im Rahmen der Präventionseinsätze vor Ort und der Netzwerkarbeit kommen noch hinzu. Opferschutz In Ergänzung zu den allgemeinen Anstrengungen der Polizei Berlin zum Opferschutz und der Sensibilisierung von Polizeiangehörigen in den o. g. Aus- und Fortbildungen stellt die Dienststelle ein niedrigschwelliges Angebot für Betroffene von Straftaten dar. Neben der telefonischen oder persönlichen Beratung erfolgt auch direkte Hilfe bei der Erstattung von Anzeigen und es werden Kontakte zu Opferberatungsstellen hergestellt. Seite 7 von 12

Unterstützung in Beschwerdefällen Bringen LSBT als Opfer von Straftaten oder als Betroffene polizeilicher Maßnahmen Beschwerden gegen die Polizei vor, so werden die Ansprechpartnerin oder der Ansprechpartner von den Beschwerdesachbearbeiterinnen und -sachbearbeitern in die Auswertung eingebunden. Gute Ergebnisse konnten mit klärenden Gesprächen zwischen den Beschwerdeführenden und den betroffenen Dienststellen unter Beteiligung der Ansprechpartner erzielt werden. Prävention Durch die Ansprechpartnerin und den Ansprechpartner der Polizei Berlin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen werden Flyer und Präventionsmaterialien entwickelt, z. B. zu den Themen Gewalt gegen Lesben und Schwule, Raub in Wohnung, Rücksichtsvolles Verhalten im Cruisinggebiet, Nothilfe und Beratungseinrichtungen. Diese werden bei Präventionseinsätzen oder im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit verteilt und in Beratungseinrichtungen ausgelegt. Bei Großveranstaltungen von LSBT, wie dem Lesbisch-Schwulen Stadtfest Berlin in Schöneberg oder dem Parkfest Friedrichshain, sind die Ansprechpartnerin und der Ansprechpartner der Polizei Berlin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen regelmäßig mit einem Informationsstand vor Ort vertreten. Gemeinsam mit den Präventionsbeauftragten der Abschnitte werden außerdem Präventionseinsätze an Szenetreffpunkten oder in Lokalen durchgeführt. Zum Teil erfolgen die Einsätze auch in Kooperation mit dem Anti-Gewalt-Projekt Maneo. In LSBT-Beratungseinrichtungen werden Veranstaltungen zum Umgang mit Aggression und Gewalt in der Öffentlichkeit durchgeführt. In den vergangenen Jahren erfolgte darüber hinaus die Beratung und Unterstützung von Präventionskampagnen von LSBT-Projekten, wie z. B. Plakatkampagnen oder Seite 8 von 12

Veranstaltungen des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD e. V.), der Lesbenberatung Berlin oder von Maneo. Öffentlichkeitsarbeit Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll bei LSBT-Personen Vertrauen in die Polizei geweckt, Solidarität mit den Opfern von Straftaten demonstriert und potenziellen Tätern die Sanktionierung verdeutlicht werden. In diesem Kontext sind z. B. das Hissen der Regenbogenflagge vor dem Berliner Polizeipräsidium in der CSD-Woche sowie die Veröffentlichung der Zahlen zur Hasskriminalität gegen die sexuelle Orientierung in der jährlichen Lagedarstellung der Politisch Motivierten Kriminalität in Berlin zu nennen. Weiterhin gehören dazu die Unterstützung von Veranstaltungen und Präventionskampagnen der Kooperationspartner durch Grußworte der Behördenleitung und die Verwendung des Logos der Polizei Berlin. Trotz regelmäßiger Interviewanfragen an die Ansprechpartner hat sich das Interesse der Presse und der Medien an dem Thema Homophobe Gewalt in den letzten Jahren als wechselhaft und insgesamt eher verhalten erwiesen. Daher wird dauerhaft auf die Multiplikatorenfunktion von Projekten und Beratungseinrichtungen, die Veröffentlichung der Erreichbarkeit in Szenemagazinen sowie die aktive Teilnahme an Szeneveranstaltungen gesetzt, um den Bekanntheitsgrad der Ansprechpartner zu steigern. Netzwerkarbeit Ein weiterer wesentlicher Arbeitsinhalt ist die regionale, nationale und internationale Vernetzung mit Polizeidienststellen, Freien Trägern, Verwaltungen und Behörden, die mit der Verhinderung und Aufklärung von Straftaten gegen LSBT befasst sind. Dabei wird bei Arbeitstreffen, in Gremien oder anlässlich von Tagungen Fachwissen ausgetauscht und Konzepte werden abgestimmt. So sind die Ansprechpartner z. B. regelmäßig Teilnehmende Seite 9 von 12

am runden Tisch Akzeptanz sexueller Vielfalt, welcher im Rahmen der Initiative Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen - Landesantidiskriminierungsstelle organisiert wird. Sie wirken bei Veranstaltungen wie z. B. der internationalen Maneo-Tagung Building a Queer and Tolerant Neighbourhood als Workshopleiter oder als Podiumsgäste bei Diskussionsrunden mit. Hinzu kommen anlassbezogene Treffen mit Freien Trägern, wie z. B. Maneo, der Lesbenberatung Berlin, dem LSVD und Subway/Berlin sowie die Teilnahme am regelmäßig stattfindenden Lesbenvernetzungstreffen (LVT). Pro Jahr finden ca. 60 Treffen und Veranstaltungen im Rahmen der Netzwerkarbeit statt. Im April 2009 wurde auf Einladung der Polizei Berlin das bundesweit erste Fachtreffen der Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen der Länder- und Bundespolizeien in Berlin durchgeführt. Die Ansprechpartner nehmen an den jährlich stattfindenden Bundestreffen des Vereins lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol e. V.) teil und tauschen sich auch auf internationaler Ebene über polizeiliche Strategien im Umgang mit Straftaten gegen LSBT, die jeweilige Art und Weise der Zusammenarbeit von LSBT-Organisationen und der Polizei sowie über die innerbehördliche Gleichstellung von LSBT aus. Praktische Beispiele Beispiel 1: Schularbeit Durch die Präventionsbeauftragten der Abschnitte werden an Schulen Anti-Gewalt- Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler durchgeführt. In diesem Rahmen wird allgemein das Thema Gewalt und Mobbing angesprochen. Dazu wird als mögliches Fallbeispiel auch das Thema Homo- oder Transsexuellenfeindlichkeit empfohlen. Für weitergehende Informationen wird im Bedarfsfall der Kontakt zwischen der Schule und der Ansprechpartnerin und dem Ansprechpartner der Polizei Berlin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen hergestellt. Seite 10 von 12

Beispiel 2: Straßenkriminalität Schöneberg In Schöneberg befinden sich in der Umgebung der Motzstraße in enger räumlicher Begrenzung ca. 50 Lokale und Szeneeinrichtungen, die überwiegend von schwulen Männern frequentiert werden. Der Bereich zählt auch zu einer bevorzugten Wohngegend für Lesben und Schwule. Dort kommt es wiederholt zu vorurteilsmotivierten Übergriffen gegenüber LSBT, aber auch zu Eigentumsdelikten, bei denen gezielt schwule Männer als Opfer von Taschendiebstählen und Raubtaten ausgesucht werden. Hier wurde mit dem zuständigen Polizeiabschnitt und Maneo ein mehrstufiges Modell entwickelt: In regelmäßigen Abständen werden durch den Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und den Präventionsbeauftragten des zuständigen Abschnitts 41 Lokale und Szeneeinrichtungen aufgesucht, um das Personal zu sensibilisieren, für Anzeigebereitschaft und Zusammenhalt zu werben sowie Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei werden auch Flyer für die Gäste und Besucher ausgelegt. Durch Maneo wird anlassbezogen zu Kiezforen eingeladen, bei denen sich Maneo, Wirte, weitere Kiezakteure und die Polizei über die Lage und gemeinsame Strategien austauschen. Die bei den Informationseinsätzen und durch die Auswertung angezeigter Taten gewonnenen Erkenntnisse werden an den Streifendienst Verbrechensbekämpfung des Abschnitts 41 weitergegeben, der in bürgerlicher Kleidung strafverfolgend und gefahrenabwehrend in dem Bereich tätig wird, sobald die Lage dies erfordert. Die Beamtinnen und Beamten wurden dabei dem Personal der Lokale vorgestellt, um den Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu legen. Beispiel 3: Bündnis gegen Homophobie Die Polizei Berlin ist Gründungsmitglied des Bündnis gegen Homophobie. In dem Bündnis sind zur Zeit 30 relevante gesellschaftliche Organisationen, Institutionen und Unternehmen engagiert, um ein klares Zeichen gegen Homo- und Transsexuellenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt zu setzen. Durch die Mitglieder werden so die Angehörigen verschiedener Berufsgruppen, Religionsgemeinschaften, Sportverbände gesellschaftliche Teilgruppen für die Ziele des Bündnis zugänglich. und andere Seite 11 von 12

Ausblick In den Medien und der Öffentlichkeit wurden die Probleme von LSBT lange Zeit auf die Gleichstellung von Lebenspartnerschaft und Ehe, das Adoptionsrecht oder ähnliche Fragestellungen reduziert. In der Bevölkerung besteht wenig Bewusstsein für die Existenz homo- und transphober Gewalt. Die Akzeptanz von Homo-, Bi- und Transsexualität als gleichberechtigte sexuelle Orientierung oder Identität scheint Umfragen zufolge in größeren Teilen der Bevölkerung nicht besonders ausgeprägt. Bei den Anstrengungen dies zu ändern, wird die Polizei Berlin auch weiterhin ihren Beitrag leisten und bestehende Konzepte kontinuierlich fortentwickeln. Seite 12 von 12