Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit und Vermittlungshemmnisse

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Transkript:

Segel setzen 21.04.2016 Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit und Vermittlungshemmnisse Impulsvortrag Workshop 3 Manfred Becker MBeckerBN@web.de m: 0179-1459451 d: 221-2943-444 1

SGB II / Hartz-IV Langzeit-Arbeitslosigkeit seit mehreren Jahren verfestigt bei einer Million Trotz guter Arbeitsmarktlage Langzeitarbeitslosen-Quote über OECD-Länderdurchschnitt. offensichtlich keine nennenswerte Bewegung für diese Menschen in Richtung regulärer Beschäftigung 2

3

Psychische Erkrankung als Vermittlungshemmnis psychische Erkrankungen bei vielen langzeitarbeitslosen Menschen im Hartz IV erwiesen, dass lange Arbeitslosigkeit selbst ein Ursache psychischer Erkrankungen 4

Studie Universität Halle-Wittenberg / Aktion Psychisch Kranke für das IAB 2013 Krankenkassendaten: mehr als 1/3 Alg-II-Bezieher in einem Jahr mind. eine psychiatrische Diagnose Affektive und neurotische Störungen, Belastungs- und somatoforme Störungen am häufigsten Arbeitsvermittler schätzen Anteil an Alg-II-Beziehern mit psychischen Beeinträchtigungen 5 bis 40 % Fallmanager in ihrem Bereich auf 1/2 bis 2/3 aller Fälle 5

oft notwendige intensive Betreuung und Vermittlung durch institutionelle Rahmenbedingungen stark begrenzt Werden psychische Problemlagen erkannt > meist fachdienstliche Gutachten, die Momentaufnahmen sind kein Assessment oft mangels Alternativen Standardmaßnahmen der allgemeinen Förderung, die nur bedingt eine individuelle Ausrichtung gestatten 6

Kooperation Jobcenter - psychosoziales Hilfesystem qualitativ und quantitativ sehr unterschiedlich meist keine etablierte Zusammenarbeit psychosoziale Betreuung nach 16a SGB II - kommunale Eingliederungsleistung - wenig genutzt Aus Sicht der psychosozialen Versorgung Zusammenarbeit mit Jobcentern vielfach kritisch gesehen. Teilhabe an Arbeit und Beschäftigung je nach institutionellem Fokus - weniger prioritär als andere, institutionsspezifische Aufgaben. Die Bedeutung einer Kooperation wird daher entsprechend unterschiedlich beurteilt. 7

Was tun? Kürzungen Regierung bei Eingliederungs-Leistungen seit 2010 ca. 2,6 Mrd. Euro (von ca. 6,6 Mrd. auf ca. 4 Mrd. 2015) alle Jobcenter schieben zusätzlich ca. 15% dieser Mittel in den Verwaltungs-Etat Folge: die Arbeitsförderung erreicht nur noch ca. 810.000 Menschen jährlich - 2009 ca. 1,63 Mio. für Zielgruppe besonders wichtige öffentlich geförderte Beschäftigung mit etwa 99.000 Beschäftigten 2015 auf einem Tiefststand - 1999 noch ca. 700.000 8

9

Jobcenter haben aber weiterhin sowohl im Einzelfall als auch für gesamte Zielgruppe einige Möglichkeiten Individuell SGB II bietet div. Möglichkeiten für personenbezogene Lösungen persönliche Begleitung und Unterstützung durch Fachkräfte hilft, mit dem Jobcenter gemeinsam Lösungen zu finden Fachärztliche Empfehlungen mit Blick auf die realisierbaren Möglichkeiten können ebenfalls weiter helfen Leider fehlen auch dort oft notwendige Ressourcen Integrationsfachdienst kann nur mit besonderem (Reha-) Auftrag helfen 10

Jobcenter haben aber weiterhin sowohl im Einzelfall als auch für gesamte Zielgruppe einige Möglichkeiten Institutionell psychosoziales Hilfssystem sollte aktiv tätig werden Zusammenarbeit anbieten, die das Jobcenter nutzen kann Dabei kann auf positive Erfahrungen aufgebaut werden 11

Jobcenter haben aber weiterhin sowohl im Einzelfall als auch für gesamte Zielgruppe einige Möglichkeiten Institutionell Die Kommune kann im Rahmen des 16a SGB II selbst Hilfen entwickeln und das Jobcenter qualifizieren Der Sozialpsychiatrische Dienst z. B. kann Jobcenter-Vermittler schulen fachliche Beurteilungen abgeben zur beruflichen Perspektive von psychisch beeinträchtigten Hartz IV-Empfängern und sogar Netzwerke zur Zusammenarbeit von Jobcenter und psychosozialer Versorgung entwickeln 12

Jobcenter haben aber weiterhin sowohl im Einzelfall als auch für gesamte Zielgruppe einige Möglichkeiten Institutionell Anbieter psychosozialer Hilfen, könnten Netzwerk für den Personenkreis aufbauen. Auch dies kann Kommune über 16a-Mittel finanzieren alles abhängig von kommunaler Politik und Verwaltung. Keine Richtlinien für die psychosozialen Hilfen gem. 16a SGB II der Politik deutlich machen, dass Nichtstun individuell und volkswirtschaftlich eine Verschwendung von Ressourcen. Kurzfristig sparen heißt langfristig viel höherer Schaden. Bundestagsabgeordnete ansprechen, denn das SGB II ist ein Bundesgesetz. 13

Modell-Erfahrungen 5 Modellregionen der IAB-Untersuchung zwei mit besonderen Strukturen für psychisch beeinträchtigte Menschen großstädtische Region D: seit 2005 ein Spezifisches Fallmanagement für SGB-II-Beziehende mit gesundheitlichen Problemen - Disability Management (DiMa) Region E: Projekt Vernetzung des Jobcenters mit den Akteuren des Hilfesystems. Hinzu kam enge Zusammenarbeit der psychosozialen Anbieter im Gemeindepsychiatrischen Verbund In beiden Regionen deutlich intensivere Zusammenarbeit, mehr Zufriedenheit der Kooperationspartner und vermutlich deshalb eine bessere Betreuung der Zielgruppe erreicht 14

GIB-Info Heft 4/2015 Arbeitslosigkeit und Gesundheit www.gibinfo.de/gibinfo/2015/4_15/schnittstellenmanagement-von-arbeits-undgesundheitsfoerderung-im-sgb-ii JobFit ein erster Schritt BKK Bundes- und Landesverband NRW mit Land NRW Projekte u.a. JobFit Regional und JobFit NRW. Pilotprojekt Motivierende Gesundheitsgespräche mit Arbeitslosen Konzeption, Implementation und Evaluation der FIT-Beratung des BKK Bundesverbands. Ergebnis: Leitfaden, der Beratende dabei unterstützt, mit erwerbslosen Menschen über ihr gesundheitsbezogenes Verhalten zu sprechen. 15

GIB-Info Heft 4/2015 Arbeitslosigkeit und Gesundheit Projekt Arbeitsförderung mit gesundheitsbezogener Ausrichtung ( AmigA ) Brandenburg - Einbeziehung des ärztlichen und berufspsychologischen Dienstes der Arbeitsförderung AK Gesundheit SGB II GIB + Jobcenter-Leitungen NRW seit 2014 NRW - Austausch zu innovativen Ansätzen bei Prävention, Gesundheitsförderung und Kooperationen in der (rechtskreisübergreifenden) Zusammenarbeit mit Trägern. 16

Gesundheitsorientierung als Instrument der Arbeitsförderung in Hagen Forcierung der Gesundheitsorientierung als Instrument der Arbeitsförderung mittels Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheinen, der Aufbau einer Selbsthilfeinitiative, der Austausch mit dem medizinischen Dienst der Agentur, Arbeitsgruppe vieler Akteure der Kommunalen Gesundheitskonferenz und die Finanzakquise für weitere Angebote im Bereich des organisierten Sports. LGZ-Modell in Duisburg Projektleitung beim Gesundheitsamt. Ausbau nachhaltiger Austauschstrukturen Gesundheitsförderung von Menschen in Arbeitslosigkeit. Seit Jahren Schwerpunktthema der Kommunalen Gesundheitskonferenz. Werkstattversuch, Präventionskurse Rauchverhalten,,Bewegung tut gut,,stress lass nach und Muskelentspannung nicht über Krankenkasse, sondern direkt über die Maßnahmenträger angeboten. 17

Integrierte Gesundheits- und Arbeitsförderung in der Stadt Essen Optionskommune JobCenter Essen, und Gesundheitsamt Essen leiten gemeinsam das Projekt Arbeitslosigkeit und Gesundheit und Schwerpunktthema in der Kommunalen Gesundheitskonferenz 18

Segel setzen 21.04.2016 Vielen Dank! Manfred Becker MBeckerBN@web.de m: 0179-1459451 d: 221-2943-444 19