Einfluss von Haltungsfaktoren auf die Klauengesundheit

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Transkript:

März 10 Einfluss von Haltungsfaktoren auf die Klauengesundheit Barbara Hahn, LSZ Boxberg Rudolf Wiedmann, LSZ Boxberg Die Remontierungsrate in den Ferkelerzeugerbetrieben hat in den letzten Jahren ständig zugenommen und liegt in manchen Betrieben über 50%. Auch die Sauentotalverluste sind überproportional gestiegen und übersteigen oft 10% der Sauenabgänge. Dies gilt besonders für Dänemark, wo Sauen mit Schulterläsionen nicht selten nach dem Absetzen notgetötet werden, um einer Strafe am Schlachthof zu entgehen. Diese gesundheitliche Situation kostet in den Betrieben viel Geld, hemmt die Arbeitsfreude und ist insgesamt auf Dauer nicht akzeptabel. Ein beachtlicher Teil der vorzeitigen Sauenabgänge beruht auf Klauenerkrankungen. Diese können auf infektiösen, fütterungsbedingten, erblichen und oder haltungsbedingten Ursachen beruhen, weshalb es meist keine einfache und schnelle Lösung gibt. Warum kommt es zu Klauenverletzungen? Generell verhalten sich Tiere nach dem Schadenvermeidungsprinzip, d.h. sie sind bestrebt Schäden einschließlich von Klauenverletzungen zu vermeiden. Offensichtlich sind die Ställe so gestaltet, dass die Sauen mit ihrem genetisch und durch Erfahrung erworbenem Verhaltensrepertoire überfordert sind und Verletzungen nicht vermeiden können. Besonderes Augenmerk verdienen sechs Risikobereiche: Instabile soziale Rangordnung Stressige Fütterung Permanenter Beschäftigungsmangel Mangelnder Liegekomfort Betonspaltenboden Tierumgang Risikofaktor: Instabile soziale Rangordnung Bei unvermeidlichen Neu- oder Umgruppierungen finden meist Kämpfe statt, die zu gravierenden Klauenverletzungen führen können. Rangauseinandersetzungen sind deshalb in speziell dafür vorgesehene Stallbereiche zu verlegen, zum Beispiel in eine Arena. Ein solcher Stallbereich hat eine Mindestseitenlänge von 15 m, im Mittel stehen jeder Sau ca. 5 m² zur Verfügung, der Boden ist planbefestigt und reichlich eingestreut. Bereits nach etwa 24 Stunden hat sich die Rangfolge weitgehend eingestellt. Durch die Rangkämpfe treten im wesentlichen Hautverletzungen auf, dagegen sind Klauenverletzungen und Afterklauenabrisse selten. Risikofaktor: Stressige Fütterung Die Mehrzahl der eingesetzten Fütterungssysteme fördert eher Rangauseinandersetzungen als dass sie diese möglichst unterbinden. Fütterungssysteme müssen aus der Sicht von Klauenverletzungen drei Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen eine individuelle, ungestörte und gleichzeitig Futteraufnahme ermöglichen. Nur so können fütterungsbedingte Rangkämpfe mit abrupten Ausweichmanövern und Drehungen auf Spaltenbodenkanten und Afterklauenabrisse minimiert werden. Fütterungsverfahren dürfen nicht zum Schnellfressen verleiten, wie das bei Flüssigfütterungen der Fall ist. Nur in abgesperrten Fressständen können die Sauen relativ stressfrei Kraftfutter und Raufutter trotz sehr unterschiedlicher Fressgeschwindigkeiten aufnehmen. Risikofaktor: Permanenter Beschäftigungsmangel In engem Zusammenhang mit der Fütterung steht die Beschäftigung der Sauen. Bei ständigem Hunger kann im Stall keine Ruhe entstehen. Häufige Folge sind Klauen- und Vulvaverletzungen. Schließlich sind nur satte Sauen in der Regel auch friedliche Sauen. Beschäftigungsmangel ist ein erheblicher Stressfaktor, der häufig zu Leerkauen führt. Seite 1 von 5

Was ist Leerkauen? Bei dieser Verhaltensstörung liegen die Sauen apathisch auf dem Bauch, die Augen halb geschlossen, Schaum tritt aus dem Maul hervor, der Unterkiefer bewegt sich hin und her, nicht selten kommt es zu Zähneknirschen. Leerkauen ist ein sicherer Hinweise auf Stress, der allerdings sehr viele Ursachen haben kann. Folgende Auslöser kommen in Frage: Dauernder Hunger, Rohfasermangel, Schmerzen jeglicher Art oft zum Beispiel von Klauen, Angst vor Buchtengenossinnen, zu niedrige Stalltemperaturen, zu kalte und oder nasse Liegeflächen, usw. Beim Leerkauen erzeugen Schweine körpereigene Stoffe, sogenannte Endomorphine, mit der Funktion, heftige Schmerzwahrnehmungen im Gehirn abzufiltern. Der Schmerz wird zwar noch lokalisiert, aber nicht mehr so schmerzhaft bzw. unangenehm wahrgenommen. Probleme für leerkauende Schweine ergeben sich dadurch, dass solche Tiere weniger zu entspannten Tiefschlafphasen kommen sondern nur noch vor sich hindösen. Da dies hauptsächlich in Bauchlage erfolgt führt diese Situation zu Nachteilen für die Bein- und Klauengesundheit. Risikofaktor: Mangelnder Liegekomfort Die Beschäftigung und damit verbundene Sättigung der Sauen steht in engem Zusammenhang mit dem Liegeverhalten. Da Sauen nur in entspannter Halb- oder Ganzseitenlage tief schlafen und sich erholen können, werden an die Bodengestaltung und -temperatur hohe Anforderungen gestellt. Die Hauttemperatur der Sauen ist ziemlich konstant bei 28 C, weshalb der Stallboden dem Rechnung tragen muss. Dies erreicht man in unseren Breitengraden nicht ohne Wärmedämmung. Das Liegen auf Spaltenböden ist nur für relativ kurze hochsommerliche Abschnitte eine Alternative. Die entspannte Seitenlage ist Voraussetzung dafür, dass es nicht - wie in der Bauchlage - zum Abschliff des Klauenwandhorns kommt. Da die Hinterbeine in Bauchlage weder in der gebeugten noch gestreckten Lage entspannt sind, werden sie täglich mehrere hundert Male über den Stallboden gezogen. Der Tragrand scheuert ab und abgeschliffene Trageränder führen in Folge zu Rissen im Wandhorn. Jeder weiß, wie schmerzhaft eingerissene Finger- oder Zehennägel sind. Es ist zu vermuten, dass Schweine ähnlich empfinden. Zusätzlich führt das Liegen in Bauchlage häufig zu schmerzhaften Gelenkauftreibungen bzw. Schleimbeuteln. Aus allen diesen Gründen kann für Sauen, die auch noch im 6. und 8. Wurf bei geringem Betreuungsaufwand und niedrigen Produktionskosten hohe Leistungen erbringen sollen, auf einen mindestens leicht eingestreuten Liegebereich kaum verzichtet werden. Auch Gummimatten im Liegebereich steigern den Komfort im Vergleich zu Betonflächen. Risikofaktor: Betonspaltenboden Trotz intensiver Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, einen Betonspaltenboden zu erzeugen, der nur selten zu Klauenverletzungen führt. Bereits leichte Drehungen auf den Spaltenkanten haben Quetschungen, Blutergüsse und Schnittwunden zur Folge. Das Ballengewebe entwickelt durch diese Verletzungen hartes Horn, die sogenannten Ballenwucherungen. Da diese wie ein Stein im Schuh sind ist es einleuchtend, dass sich solche Sauen zu wenig bewegen. Welche wichtige Funktion der Ballen hat versteht man am einfachsten durch den Vergleich von Wildschwein- mit Hausschweinklauen (Siehe Abbildungen). Zusätzlich verursachen harte Böden das Auftreten von Gelenkauftreibungen oder Schleimbeuteln, die sehr schmerzhaft sind und ebenfalls zu steifen, verletzungsanfälligen Bewegungsabläufen führen. Risikofaktor: Tierumgang Der Einfluss des Menschen auf das Wohlbefinden, und auch die Klauengesundheit der Sauen wird unterschätzt. Durch den engen Kontakt zwischen Mensch und Tier beim Umstallen, beim Besamen, bei der Brunstkontrolle, medizinischer Behandlung, usw. kann es bei den Sauen zu Stress, Angst und Ablehnungsreaktionen kommen. Diese Aversionen haben häufig schnelle, unkontrollierte Bewegungen mit hohem Verletzungspotential bei den Außenklauen der Hinterbeine zur Folge. Wichtig ist deshalb ein ruhiger, vorausschauender Umgang mit den Sauen. Seite 2 von 5

Warteställe müssen Wellnessansprüchen genügen Die Beanspruchungen der Sauen sind in der Säugezeit sehr groß: Große Würfe verlangen in der Fütterung hohe Stoffumsätze, wobei der Kastenstand keinen Komfort bietet in bezug auf tägliche Bewegung sowie Trennung von Kot-, Fress- und Liegebereich. Darüber hinaus stehen die hohen Temperaturen für die Ferkel dem der Sauen sehr entgegen. Langlebige Sauen, die komplikationslos 6 bis 8 Würfe bringen, brauchen nach jeder Säugezeit eine Phase der Erholung und Regeneration. Der Wartestall bietet sich hierfür an. Da in manchen Betrieben 10 bis 15% gruppen- oder systemuntaugliche Sauen auftreten, muss man davon ausgehen, dass Mängel in der Fütterungs- und/oder Haltungstechnik bestehen. Die sprunghaft angestiegenen hohen Remontierungsraten beruhen im wesentlichen auf der unbefriedigenden Gestaltung der Warteställe, bei deren Planung das Verhalten der Sauen zu wenig berücksichtigt wird. Ohne eine stabile Rangordnung, ungestörte Fütterung, genügend Sättigungsfutter und entsprechenden Liegekomfort können die offensichtlichen Probleme nicht gelöst werden. Abbildung 1 vergleicht die Fundamentbonituren bei Wartesauen an der LSZ Boxberg mit oder ohne Einstreu im Liegebereich. Die Klauengesundheit ist mit Einstreu in allen Boniturmerkmalen wesentlich besser als ohne Einstreu. Schlüssel zum Erfolg: Vorbeuge Ferkelerzeugerbetriebe erreichen niedrige Arbeits- und Produktionskosten, wenn die oben angeführten Vorbeugemaßnahmen im Hinblick auf gute Klauengesundheit getroffen sind. Die Behandlung von Sauen in Krankenbuchten und im Klauenpflegestand kann sich nur auf einen sehr kleinen Teil der Herde beschränken. Der Schlüssel zum Erfolg liegt deshalb in der Vorbeuge. Abbildung 1: Vergleich der Klauengesundheit mit oder ohne Angebot von Stroh im Liegebereich (B. Hahn, LSZ Boxberg, 2009) Vergleich zweier Wartesysteme im Hinblick auf die Klauengesundheit Anteil Sauen mit Veränderungen (%) 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 Wechselgruppe Stroh/ Beton Wechselgruppe Beton leichter Riss im Wandhorn mittelstarker bis starker Riss im Wandhorn Afterklauenabriss Afterklauenverletzung Wandhornabschürfung Merkmal leichte Hautabschürfung über der Klaue Verletzung über der Klaue Verdickungen an Hinterbeinen Gangveränderung Seite 3 von 5

Abb. 2: In Bauchlage wird das Hinterbein regelmäßig über den Stallboden gezogen. Das Wandhorn scheuert durch. Abb. 3: Gummimatten steigern den Liegekomfort im Vergleich zu Betonböden. Abb. 4: Solche Ballenhornverkrustungen entstehen vor allem auf Betonspaltenböden. Abb. 5: Infolge Wandabschürfung entstand vertikaler Klauenriss. Abb. 7: Gleichmäßig abgelaufene Stallklauen. Der Übergang vom Ballen- zum Sohlenbereich ist gut. Abb. 6: Wildschweineklauen mit ca. 2 mm überstehendem Tragrand. Sehr guter Übergang vom Ballen- zum Sohlenbereich. Seite 4 von 5

Abb. 9: Leerkauen ist ein sicherer Hinweis für Defizite vielerlei Art. Abb. 8: Schleimbeutel kommen insbesondere durch Liegen auf Betonspaltenböden zustande. Sie mindern die Leistungsfähigkeit der Sauen. Seite 5 von 5