Das Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart

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Transkript:

Das Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart 02 13 ARCHITEKTUR Selbstbewusst am See Griebnitzsee: Moderner Neubau trotz historisierender Vorgaben Innenarchitektur Mit Loggia fürs Auto Exklusiver Showroom im CarLoft Garten und Landschaft In neuem Glanz Der Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel Kunst und Kultur Chronistin mit Formwillen Meisterfotos von Barbara Klemm im Martin-Gropius-Bau

Mit Gaggenau gewinnt die Kunst der Zurückhaltung Ausdruck. Der Unterschied heißt Gaggenau. Scheinbar Widersprüchliches zu verbinden, ist eine Kunst, die wir perfekt beherrschen. Unser unverwechselbares Design zeigt selbst in kompromissloser Reduktion Charakter. Wie die neue Backofen-Serie 200, eine Komposition in den Gaggenau Farbtönen Anthrazit, Metallic oder Silber, die sich stilvoll in jedes Ambiente einfügt. Ausdruck und Zurückhaltung erweisen sich nicht als Gegensatz, sondern vereinen sich in vollkommener Harmonie. Informieren Sie sich unter 01801 1122 11 (3,9 Ct./Min. a. d. Festnetz der Telekom, Mobilfunk max. 0,42 /Min.) oder unter www.gaggenau.com.

Inhalt Landhaus im Kiefernhain Es geschieht nicht so selten, dass Menschen an der Schwelle zum Alter noch einmal bauen. Die Bauherren des in Groß Glienicke errichteten Gebäudes, ein Paar in den Sechzigern, legten dabei Wert auf ein Haus ohne Kompromisse, das bis ins Detail auf den eigenen Lebensstil zugeschnitten ist. Seite 14 Weite Räume auf schmalem Grund Das Wohn- und Geschäftshaus in der Oberwallstraße 19 entstand am Standort der früheren Reichsbank am Friedrichswerder. Hier entstand auf jeweils sechs Meter breiten Parzellen ein für Berlin bis dahin ungewöhnlicher Haustyp das Townhouse als mehrgeschossiges, privates Stadthaus. Seite 12 Liebe Leserin, lieber Leser, Sie halten bereits die zweite Ausgabe von CUBE Berlin in den Händen! Viermal im Jahr informieren wir Sie über zeitgemäße Architektur, modernes Wohnen, Stil & Lebensart und Kunst & Kultur in Berlin und Potsdam. In dieser Ausgabe finden Sie die kürzlich eröffnete Akademie des Jüdischen Museum Berlin nach Plänen von Daniel Libeskind, eine Villa mit Aussicht am Griebnitzsee und das kleine, aber raffiniert detaillierte Waldhaus von claim architekten. Norbert Möhrings Remisenwohnhaus zeigt, wie sich ein stattliches Domizil sensibel in den Bestand einpassen lässt. Lassen Sie sich von unseren Themen begeistern, von Designideen inspirieren und informieren Sie sich über architektonische Entwicklungen und Trends in der Hauptstadt. Wir hoffen, dass Ihnen unser Magazin gefällt und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre! Ihre CUBE-Redaktion 4 Selbstbewusst am See Moderner Neubau trotz historisierender Vorgaben 8 Villa in der zweiten Reihe Neubau in Pankow arrangiert sich mit dem Bestand 12 Weite Räume auf schmalem Grund Ein Stadthaus am Friedrichswerder 14 Landhaus im Kiefernhain Großzügigkeit und verspielte Geometrien 16 WeiSSe Boxen im weiten Raum Eine Loftwohnung mit industrieller Patina 18 Mit Loggia fürs Auto Exklusiver Showroom im CarLoft 20 Gläsernes Fugennetz Ein Bürohaus an der Friedrichstraße 23 Richtungsweisend Das Bundesumweltministerium am Potsdamer Platz 26 Speisen im alten Kohlenkeller Eine Mensa in Pankow 28 GroSSe Nester, kleine Nester Energetische Sanierung und Umbau einer Kita 35 In neuem Glanz Der Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie 38 Refugium des Wissens Die Akademie des Jüdischen Museums Berlin 40 Wissenschaft im Park Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt Berlin 44 Cineasten-Träume Ein Kino für daheim 46 Meeting in der Bretterbude Ein stimulierendes Arbeitsumfeld 48 SCHLICHTE ELEGANZ Moderner Neubau trotz historisierender Vorgaben 57 Meilensteine im Möbeldesign Zehn Designklassiker 64 Chronistin mit Formwillen Ausstellung: Meisterfotos von Barbara Klemm 70 Impresseum 3

4 Architektur

Architektur Selbstbewusst am See Griebnitzsee: Moderner Neubau trotz historisierender Vorgaben Fotos: Christian Gahl Viel feiner kann man in Potsdam nicht wohnen als am Griebnitzsee. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand hier die Villenkolonie Neubabelsberg, in der sich wohlhabende Großbürger und später auch erfolgreiche Künstler ein Domizil vor den Toren der hektischen Metropole Berlin schufen. Während der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 gerieten die Villen gar ins Scheinwerferlicht der Weltgeschichte: In der Villa in der Virchowstraße 23 zum Beispiel, die Mies van der Rohe zu Beginn des Ersten Weltkriegs gebaut hatte, logierten die britischen Premiers Winston Churchill und Clement Attlee. Ganz in der Nähe dieser historischen Stätte, in der Virchowstraße 9, erhielt die Potsdamer Architektin Annette Axthelm mit ihrem Büro Axthelm Architekten die Chance, eine neue Villa zu planen. Auf einem zuvor unbebauten Grundstück entwarf sie im Auftrag eines privaten Bauherrn ein modernes Gebäude in kubischer Form. Keine so leichte Aufgabe, wie Annette Axthelm sagt: Es war eine große Herausforderung, trotz der strengen Gestaltungssatzung einen modernen Bau zu realisieren. Denn die von der Stadt Potsdam beschlossene Gestaltungssatzung ist eigentlich auf Villen in konservativhistoristischem Stil ausgerichtet. Klare Vorgaben macht die Satzung zum Beispiel in Bezug auf die Geschossigkeit. Deshalb präsentiert sich das 2012 fertig gestellte Gebäude auf der Straßenseite mit zwei Vollgeschossen und einem zurückgesetzten Penthouse sehr zurückhaltend. Seine wahren Dimensionen zeigen sich erst auf der Seite des Griebnitzsees: Weil das Gelände abschüssig ist, ist das Untergeschoss uneingeschränkt nutzbar, und zur Seeseite zeigt sich eine imposante, weitgehend verglaste Fassade. Prägend für die äußere Gestalt ist das Wechselspiel von Naturstein, groß- 5

Architektur zügigen Verglasungen und matt dunkel lackierten Metallflächen. Bei den Natursteinelementen entschied sich der Bauherr für Travertin. Die Verglasungen sind überwiegend raumhoch und eröffnen so auf der nordöstlichen Seite einen zauberhaften Blick über den Griebnitzsee auf den gegenüberliegenden Wald. Die Forderung der Gestaltungssatzung nach Loggien setzte Annette Axthelm um, indem sie den Gebäudekörper an einzelnen Stellen gleichsam aufschnitt, ohne indes die kubische Anmutung zu beeinträchtigen. Vom Wechselspiel unterschiedlicher Elemente lebt auch die Innengestaltung. Besonders deutlich wird dies im Eingangsbereich der Hauptwohnung, die von der Straßenseite her zugänglich ist: In der Diele kontrastiert der weiße Epoxidharzboden mit dunklen Holzelementen in der Mitte des Raumes, von denen aus eine Treppe gleichsam in das erste Obergeschoss zu schweben scheint. Seeseitig erstrecken sich Küche, Essplatz und Wohnzimmer mit frei eingestelltem Kamin. Im Obergeschoss ist der großzügige Schlafraum mit Wellnessbereich und Bad untergebracht auch von der Badewanne aus lässt sich also die traumhafte Aussicht genießen. Neben dieser Hauptwohnung umfasst die Villa zwei weitere Wohneinheiten, die jeweils über einen eigenen Eingang verfügen. So glaubt jeder Bewohner, Eigentümer der Villa zu sein, sagt Architektin Axthelm. Die zweite Wohnung, die von der Nordwestseite des Gebäudes aus erschlossen ist, nimmt das Dachgeschoss und einen Teil des ersten Obergeschosses ein. Im Untergeschoss befindet sich die dritte Wohnung. Doch was heißt hier Untergeschoss: Die breite Glasfront bietet auch hier einen beeindruckenden Blick auf die Natur des Griebnitzsees. (Beteiligte Gewerke siehe S. 69). www.axthelm-architekten.de 6

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Architektur Villa in der zweiten Reihe Großzügiger Neubau in Pankow arrangiert sich mit dem Bestand Fotos: Stefan Melchior Das geräumige Wohnhaus mit der hellen Putzfassade und seinen stilistischen Anklängen an die Neue Sachlichkeit befindet sich auf einem schmalen, aber sehr tiefen Grundstück am Nordrand von Berlin-Pankow. Ein junges Paar erwarb das Areal in der alten Dorflage von Rosenthal um dort nach Plänen des Berliner Architekten Norbert Möhring ein zeitgemäßes Wohnhaus zu errichten. Da das an der Straßenseite gelegene Wohnhaus aus den 1880er Jahren Teil eines im Bebauungsplan festgeschriebenen Denkmalensembles ist, stand fest, dass der Neubau im rückwärtigen Bereich und mit gebührendem Abstand zum historischen Bestandsgebäude errichtet werden musste. Es war gar nicht leicht, die Denkmalbehörde überhaupt von der Idee eines modernen Solitärs im Dorfensemble zu überzeugen. Die unverputzte Ziegelwand einer direkt an die Grenze reichenden Remise schien auf den ersten Blick nicht besonders gut zur strengen, eher auf Autarkie angelegten Ästhetik eines White Cube zu passen. Norbert Möhring, der über einige Erfahrung mit der Errichtung repräsentativer Wohnhäuser auch 8 auf schwierigen Grundstücken verfügt, entwickelte ein Gebäude, das wie selbstverständlich mit der angrenzenden Remisenrückwand korrespondiert: Es besteht aus dem zweigeschossigen Hauptbaukörper sowie einem eingeschossigen Gebäuderiegel, der als vermittelndes Element die angrenzende, alte Remise auf ihrer vollen Länge begleitet. In ihrer vorderen Hälfte ist der Zwischentrakt als gedeckter Arkadengang mit schlanken Sichtbetonstützen gestaltet, der wirkungsvoll die Eingangszone des neuen Hauses artikuliert. Daneben dient dieser Teil des Gebäudes seinerseits als moderne Form der Remise: Der Architekt reihte in dem nur gut 2 Meter breiten, unter die Arkade geschobenen Flügel alle nötigen Nebenräume ein: Ein Gästebad, Abstellräume,

Architektur Haustechnik und eine Fahrradgarage. Das erlaubte es, auf eine Unterkellerung zu verzichtet. Zudem musste in der Mittelzone des Hauses kein Nebenraum berücksichtigt werden, weswegen Wohnzimmer, Essbereich und Küche fließend ineinander übergehen und man vom vorderen zum hinteren Garten durch das Haus hindurch schauen kann. Betritt man das Gebäude, steht man in einer großzügigen, zweigeschossigen Eingangshalle, von der aus eine Treppe ins Obergeschoss führt, geradeaus geht es in das ebenfalls doppelgeschossige Wohnzimmer. Die Hauptwohnräume, die Terrasse und der dahinter liegende rückwärtige Garten bilden ein räumliches Kontinuum, nur unterbrochen von dem Raum beherrschenden, sechs Meter breiten und fast ebenso hohen Fenster zum Garten. Eine Galerie an der rückwärtigen, dem Fenster gegenüber gelegenen Seite des Wohnzimmers erschließt die Schlafräume im ersten Stock. Auf den 220 m² Wohnfläche ist eine von der klassischen Villa vertraute Raumdramaturgie umgesetzt, mit einer sorgfältig 9

Architektur abgestuften Differenzierung von Intimität: So befindet sich angrenzend an das offene Wohnzimmer ein Arbeitszimmer sowie ein Kaminzimmer mit Humidor, das vor 100 Jahren wohl als Herrenzimmer in den Grundriss eingetragen worden wäre. Die weitläufigen Raumfluchten im Inneren kontrastieren mit dem schlichten, etwas strengen Duktus, den der quaderförmige Baukörper nach außen zeigt. Sein sandfarbener Putz hat die gleiche Farbe wie die Fassaden des straßen- seitigen Altbaus. Das der Küche vorgelagerte Wasserbecken entwickelte sich aus einer Idee der Bauherren. Das Projekt zeigt, dass ein dezidiert zeitgenössisches Bauen auch unter eng gesteckten Rahmenbedingungen möglich ist und die Herauforderungen des Bestands ein Projekt konzeptionell reicher machen können. Weitere Informationen zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.moehring-architekten.de 10

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Architektur Weite Räume auf schmalem Grund Ein Stadthaus am Friedrichswerder Fotos: Ludger Paffrath Das Wohn- und Geschäftshaus in der Oberwallstraße 19 entstand am Standort der früheren Reichsbank am Friedrichswerder. Dieses kleine Quartier markiert den Übergang zwischen dem historischen Kern Berlins und der barocken Stadterweiterung der Friedrichstadt. Entworfen hat es das Berliner Büro abcarius + burns architecture design. Hier entstand auf jeweils sechs Meter breiten Parzellen ein für Berlin bis dahin ungewöhnlicher Haustyp das Townhouse als mehrgeschossiges, privates Stadthaus. Um das schmale, aber tiefe Baugrundstück sinnvoll auszunutzen, entwickelten Jean-Marc Abcarius und Christopher Burns eine spezifische Konfiguration von Nutzflächen: Sie gliederten das Gebäude in zwei unabhängige Wohneinheiten, die je nach Bedarf getrennt oder verbunden werden können, wenn zum Beispiel eines Tages die Kinder ausziehen oder die Eltern der Bauherren einziehen. Die zweite Wohnung bildet eine unabhängige Einheit und könnte auch als Einliegerwohnung vermietet werden. Die Wohnund Essräume sowie die Küche befinden sich im Erdgeschoss und verfügen über einen direkten 12

Architektur Zugang zur Straße und zum Garten. Die intimeren Räume wie Arbeitszimmer, Bad und Schlafzimmer liegen in der dritten und vierten Etage und bieten zum Teil einen eindrucksvollen Ausblick. Die oberen Etagen sind über eine Haupttreppe sowie einen Aufzug erreichbar. Eingefasst von den Wohnräumen im Sockel und den oberen Etagen befindet sich als eigenständige Einheit ein zweigeschossiges Apartment mit eigener interner Erschließung. Im Haupthaus sind Küche und Essplatz in einem einzigen, großen Raum zusammengefasst, der sich von der westlichen Straßenfront über ein Wasserbecken bis zum Garten im Osten aufspannt. Dieser Bereich ist über einen zweigeschossigen Luftraum mit dem Wohnbereich im Hochparterre verbunden. Ein goldfarbenes Metallgeflecht liegt wie ein Schleier zwischen Straße und Fassade bzw. Terrasse und dient dem Sonnenschutz, schirmt aber auch gegen Blicke ab. Die straßenseitige Fassade ist als Spiel aus horizontalen und vertikalen Betonflächen, gläsernen Körpern und verschiebbaren Flächen aus gold geflochtenen Metallpaneelen komponiert. (Beteiligte Gewerke siehe S. 69). Weitere Informationen zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.abcariusburns.de 13

Architektur Claim Landhaus im Kiefernhain Großzügigkeit und verspielte Geometrien auf kleinem Raum Fotos: Claim, G. Jankowski Claim Es geschieht nicht so selten, dass Menschen an der Schwelle zum Alter noch einmal bauen. Die Bauherren des von claim Architekten in Groß Glienicke errichteten Gebäudes, ein Paar in den Sechzigern, legten dabei Wert auf ein Haus ohne Kompromisse, das bis ins Detail auf den eigenen Lebensstil zugeschnitten ist. Das eingeschossige Haus variiert das Thema des Bungalows und steht in einem lichten Kiefernhain, der typisch ist für die grünen Randgebiete Berlins. G. Jankowski Etwa auf der Mitte des länglichen Baukörpers befindet sich ein Knick, der es erlaubt, die zwei jeweils 60 m 2 großen Haushälften gegeneinander zu verschwenken. Diese volumetrische Gliederung des in Ost-West Richtung gestreckten Raums entspricht auch der funktionalen Teilung in «Wohnhaus» und «Schlafhaus». Trotz dieser Zweiteilung entsteht im Inneren ein offener Grundriss. Auffällig sind die Dachgeometrie und die Farbe des Gebäudes: Seine Verkleidung aus Fichtenholz ist mattschwarz gestrichen; nur die an der Südseite in die Schale des Baukörpers eingeschnittene Veranda mit den Hauptwohnräumen ist weiß 14 und bildet damit das Bindeglied zu den ebenfalls von Weiß dominierten Innenräumen. Deren enge räumliche Verbindung mit dem umgebenden Waldgarten lag Bauherren wie Architekten am Herzen; dazu gehören auch Wandverkleidungen aus Kiefernholz, die in den sonst nüchternen Räumen einen behaglichen Akzent setzen. Das asymmetrisch geformte Dach steigt von drei Seiten zeltartig auf eine Höhe von immerhin 5,5 m an; an der nördlichen Eingangsseite ist es dagegen als Giebel ausgebildet. Diese Form gibt dem Gebäude eine leicht kubistische Note und man denkt an die kristallinen Architekturphantasien der 1910er Jahre. Die unkonventionelle Dachform

Architektur G. Jankowski G. Jankowski G. Jankowski G. Jankowski entspringt keiner gestalterischen Laune, sondern rührt aus dem räumlichen Konzept: Wohnräume, Küche, Schlafzimmer, ein Gästezimmer sowie ein Arbeitsraum um dieses Raumprogramm auf einer Nutzfläche von nur 120 m 2 unterzubringen und dabei Großzügigkeit zu wahren, setzten die Architekten Olga Skaba und Hartmut Flothmann auf die Potentiale hoher Räume sie messen zwischen 3,10 und 5,5 m lichte Höhe. A B B A Damit nichts die Räume verstellt und ihre Klarheit stört, integrierten die Architekten Schränke und Regale als wandbündige Einbaumöbel. Noch ein anderer Kunstgriff sorgt für Großzügigkeit: Abgesehen vom Gästeszimmer und zwei Nebenräumen gibt es im Haus keine Türen. Es ist eine offene Wohnlandschaft. Die Separierung der Räume geschieht alleine durch räumliche Zäsuren, etwa in Form des Gästezimmers, das zwischen Wohn- und Schlafbereich geschoben wurde und den offenen Raum hier zu einem schmalen Gang verengt. Unter dem hohen Dach an der Nordseite des Gebäudes findet zudem ein Galeriegeschoss mit einer zusätzlichen Schlafgelegenheit Platz. Die Gäste können kommen, sie werden ihren Aufenthalt im Waldhaus genießen. Das Haus erhielt den BDA-Preis des Landes Brandenburg. www.claimspace.de 15

InnenArchitektur WeiSSe Boxen im weiten Raum Eine Loftwohnung mit industrieller Patina Fotos: Christoph Rokitta Für ein Tänzerpaar mit zwei kleinen Kindern gestalteten die Architekten Marc Benjamin Drewes und Thomas Schneider die Etage eines früheren Fabrikgebäudes in einem Berliner Hinterhof zum Wohnloft um. Der Umbau zählt zu den ersten eigenen Projekten der beiden jungen Architekten. Das Ziel war ein offener, ungeteilter Großraum: Ein durchgängiges, rund 100 m² großes Raumgefüge aus Küchen-, Wohn- und Schlafbereich umschließt zwei eingestellte Boxen, die die akustisch sensiblen Räume Kinderzimmer und Bad beherbergen. Über einem kleinen Lagerraum neben dem Kinderzimmer befindet sich eine Schlafalkove. So wird die lichte Raumhöhe von 3,40 m ausgenutzt, um zusätzliche Wohnfläche zu schaffen. Der Schlafbereich der Eltern kann durch eine raumhohe Schiebetür geschlossen werden. Im geöffneten Zustand verschwindet diese komplett hinter der Badezimmer-Box. Eichenparkett sowie Zementfliesen am Boden passen als hochwertige, haptisch lebendige Basis gut zu den minimalistischen, kalkgetünchten Boxen. Im Übergang zwischen Wand und Decke sind die Boxen durch eine umlaufende 16 Schattenfuge vom Bestand abgesetzt und damit als eigenständige Volumen etabliert. Auch die bis zur Drückerrosette mit der Wand bündigen Türen unterstützen die volumetrische Klarheit der Einbauten. Die rohen Betondecken bleiben als Reminiszenz an die industrielle Vorgeschichte des Gebäudes erhalten; teilweise ließen die Architekten die alte Farbe entfernen, so dass ihre Bretterschalung wieder klar hervortritt. In Bereichen mit geringerem Lichteinfall wurde die Decke weiß gestrichen. Im Bereich der Küche wurde das ehemalige Treppenhaus des Gebäudes mit einer neuen Betondecke geschlossen. Diese wird unbehandelt gezeigt und erzählt so von der Geschichte des Ortes. (Beteiligte Gewerke siehe S. 69). www.marcdrewes.com www.schneideroelsen.com

www.occhio.de MITTELICHT Ein Unternehmensbereich der Piwarz Licht GmbH Ausstellung und Verkauf: Mo Sa 10 19 Uhr S-Bahnbogen 140 / 141 in der Dircksenstraße am Hackeschen Markt, 10178 Berlin Mitte Fon: 030-28 47 24 641, Fax: 030-28 47 24 649, mittelicht@piwarz.de, www.mittelicht.de

InnenArchitektur Mit Loggia fürs Auto Exklusiver Showroom im CarLoft bietet außergewöhnliche Annehmlichkeit Fotos: Martin Baitinger Im CarLoft in Berlin Kreuzberg gestaltete das Büro Dittel Architekten einen besonderen Showroom. Neben einer Bar mit Lounge für Gäste und einer Showfläche mit Außenterrasse steht den Besuchern ein spannender Innenraum zur Verfügung. Als außergewöhnliche Annehmlichkeit besteht im CarLoft die Möglichkeit, seinen New- oder Oldtimer auf der eigenen Etage zu parken und dort bei passender Gelegenheit zur Schau zu stellen. Durch den CarLift kann man sich, ohne auszusteigen, bequem direkt in das Loft bringen lassen. Dank der offenen und gläsernen Architektur des Gebäudes wird die CarLoggia somit genau wie die Außenterrasse mit ihren über 40 m² Teil des Wohnbereiches. Auf den rund 200 m² des Lofts haben die Dittel Architekten ein offenes Raumkonzept realisiert, bei dem die Räume ineinander übergehen. Wo es möglich war, wurden die Wände entfernt, um auf diese Weise ein noch großzügigeres Raumgefühl zu kreieren. Eine weitere Besonderheit des Lofts ist der große Küchen- und Barbereich. Vollständig 18 in dezentem Anthrazit gefliest stellt der Küchenblock in Kombination mit raffinierten Messingdetails nicht nur den Mittelpunkt des Lofts dar, sondern fungiert auch als verbindendes Element. Abgestimmt auf die Bar schließt sich der Loungebereich an, in dem sich das Messing in verschiedenen Details wiederfindet. An die Lounge grenzt der gemütliche Bibliotheks- und Arbeitsbereich an, in den man sich zurückziehen kann. Da sich die Bibliothek farblich der Lounge

InnenArchitektur anpasst, verschmelzen beide Aufenthaltsbereiche miteinander und bilden eine Einheit. Was das CarLoft ebenfalls auszeichnet, ist die strenge Geometrie der Wände und Flächen, die auf der einen Seite durch ihre Materialität und Farbigkeit zusätzlich betont und auf der anderen Seite durch die lose Möblierung zugleich gebrochen wird. Die Kombination von alten neu aufgearbeiteten Möbeln mit neuem Design machen die Räume besonders spannend. Farbakzente in den Möbeln, wie beispielsweise der aufgearbeitete Cocktailsessel in Gelb, stechen hervor, während zugleich harte Materialien auf weiche treffen. Das Loft soll in erster Linie für gewerbliche Zwecke genutzt werden können, besitzt aber ebenso einen Privatflügel, der sich über einen Schlafbereich bis zum angrenzenden hochwertigen Ankleide- und Spabereich erstreckt. Die Möblierung des Lofts ist eine interessante Mischung aus klassischer Innenarchitektur sowie Einbaumöbeln und neuen Designelementen. Dabei geben aufgearbeitete Vintagemöbel dem Gesamtbild das gewisse Etwas. Die lose Möblierung wurde zu großen Teilen von der Firma Hook & Eye zur Verfügung gestellt, die in den Räumlichkeiten die Möglichkeit hat, ihr Möbeldesign auszustellen. Auch weitere Firmen aus den Interior Branchen haben hier die Gelegenheit zur Produktpräsentation. Darüber hinaus kann das Loft als Eventfläche für Fotoshootings, Videodrehs, Kochevents und Veranstaltungen aller Art genutzt werden oder für einen außergewöhnlichen Aufenthalt in Berlin beziehungsweise für Feste an private Interessenten vermietet werden. www.d-arch.de 19

Gewerbliche Bauten Gläsernes Fugennetz Langlebig und wandelbar gläsernes Bürohaus an der Friedrichstraße Fotos: Jan Bitter Bauherr des Bürohauses in der Friedrichstraße 40 unweit des einstigen Checkpoint Charlie ist der Inhaber einer Immobiliengesellschaft, die sich auf hochwertige Immobilien spezialisiert hat und diese auch selbst vermietet und vermarktet. Da der Neubau mit seinem markanten Sonnenschutz nach seiner Errichtung also im Eigentum der Bauherren blieb, waren Solidität und Langlebigkeiten gefragt, und zwar in materieller wie funktionaler Hinsicht sehr zu Freude von Petersen Architekten, die so die Gelegenheit erhielten, ein Bürohaus zu planen, das über die übliche Abschreibungsdauer von 20 Jahren hinaus konzipiert ist. Das Gebäude lässt sich beispielsweise eines Tages ohne allzu großen Aufwand zum Wohnhaus umwidmen. Seine Bewohner werden sich dann besonders an der 135 m² großen Dachterrasse erfreuen. Als Sonnenschutz und zur Vermeidung sommerlicher Aufheizung im Inneren dienen die 20 Zentimeter vor der Fassade montierten, feststehenden Lamellen aus grünlichem Glas. Die leicht hervortretende, in ihrer Front lückenlos verglaste Fassade führt dazu, dass sich das Haus ungeach- 20

Gewerbliche Bauten tet seiner geringen Breite von ca. 12 m in seiner Klarheit und Transparenz wohltuend von seinen Nachbarn abhebt. Denn ein Blickfang ist die Fassade auch, wenn der gläserne Sonnenschutz geschlossen ist. Dann bilden die Glasschwerter über der eigentlichen Fassade ein feines vertikales Fugennetz aus was diese reizvoll belebt und durchaus in der Absicht von Architekt Ralf Petersen war. An der Gartenseite rhythmisieren flächig aufgespannte Textilrollos die Fassade, indem sie gegenläufig teils nach innen und teils nach außen geneigt sind. Die wenigen geschlossenen Fassadenabschnitte bestehen aus hellen Faserzementplatten und im Bereich des Treppenhauses aus weißem, lichtdurchlässigen, aber nicht durchsichtigem Glas. Die Berliner Künstlerin Antje Schiffers entwickelte ein Kunstkonzept für Foyer und Treppenhaus abstrahierte Architekturmotive, kombiniert mit assoziativen Textfragmenten. (Beteiligte Gewerke siehe S. 69). www.petersenarchitekten.de 21

Öffentliche Bauten Richtungsweisend Das Bundesumweltministerium am Potsdamer Platz Fotos: Jürgen Pleuser Das Bundesumweltministerium (BMU) hat seinen Dienstsitz am Potsdamer Platz in einem Ensemble aus dem Altbau des ehemaligen Preußischen Ministeriums für Landwirtschaft und ergänzenden Neubauten. Der Entwurf stammt von Jürgen Pleuser Architekten, Berlin. Das Ministerium bietet über 300 Mitarbeitern Arbeitsplätze und Räumlichkeiten für Sondernutzungen wie Veranstaltungen und Ausstellungen. Der Neubau ist als erstes großes Verwaltungsgebäude in Deutschland, noch dazu in innerstädtischer Lage, als Passivhaus errichtet worden. Der Energiebedarf des Altbaus wurde dabei um mehr als 60 % gegenüber den Verbrauchswerten Ende der 90er-Jahre gesenkt. Heute hat er Niedrigenergiehaus-Status. Der sechsgeschossige Neubau schließt die durch Kriegszerstörung und Abriss der direkt anschließenden Nachbargebäude entstandene offene Flanke des Altbaus und bildet so den neuen Blockrand zur Erna-Berger-Straße und zum Potsdamer Platz. Der Hof zwischen Altund Neubau wurde überdacht und als einer Jura-Kalkstein Der zum Einsatz kommende Jura-Kalkstein erfüllt alle architektonischen und technischen Anforderungen an die Bekleidung der steinernen Dachschalen. So wird dem Gebäude anstelle der nicht zu rekonstruierenden, monumentalen Hauptordnung dennoch Gewicht und Würde zurückgegeben. www.natursteinverband.de von drei haushohen Großräumen angelegt, die lichtdurchflutet Orientierung im weitläufigen Gebäude bieten - umgeben jeweils von den Einzelbüros des Ministeriums. Vom Potsdamer Platz aus bieten sich überraschende Einblicke in das Gebäudeinnere des Neubaus: In der Spur der denkmalgeschützten Mauerreste ist ein steiler, schluchtartiger Hallenraum - Großraum Nummer zwei - samt Mauerrelikt zu sehen, das Foyer des Neubaus. Der nach dem Krieg durch grobe Veränderungen entstandene, gesichtslose Altbau wurde unter ökologischen und energetischen Schwerpunkten generalsaniert und architektonisch aufgewertet. Die eindrucksvollen, steinernen Schmuckelemente im Inneren wurden von dicken Farbschichten befreit und aufwändig restauriert. Ebenso die wenigen originalen Reste der Altbaufassade, wie beispielsweise noch vorhandene Gewände aus Sandstein. Insbesondere die Hauptfassade war stark beschädigt. Ihre Stilelemente erinnerten die junge DDR zu sehr an Wilhelminismus und Preußentum, waren demnach ideologisch uner- 23

Öffentliche Bauten wünscht. So wurde die gesamte Fassade geschliffen, ein Rückbau war durch neu eingebrochene Fenster unmöglich. An Stelle des Rückbaus griffen die Architekten den Aspekt der Zerstörung als Gestaltungselement auf: Dort, wo es die abgerissenen Sandsteinelemente einst gab, sind heute Vertiefungen, Spuren im Fassadenputz angelegt. Der zentrale Hof des Altbaus - Großraum Nummer drei -, früher unwirtlicher Lichthof für die angrenzenden Büros, wurde ebenfalls gläsern 24 überdacht und dient heute als repräsentativer Ort für Veranstaltungen mit bis zu 600 Gästen. Ein zusätzliches Vollgeschoss schufen die Architekten auf dem Altbau, indem sie die ursprünglichen Proportionen des zerstörten Steildachs wiederherstellten. Zwei "Dachschalen", geneigte Fassaden, lagern auf den Altbautraufen und fassen das Geschoss ein. Sie wurden vor Ort fugenlos aus Beton gegossen, orientiert an der Färbung von Jura-Kalkstein. Auf dem Boden der Eingangshalle, in den neuen Höfen und in den Treppenhäusern wird Jura- Kalkstein verwendet. Er harmoniert mit den im Gebäudeinneren restaurierten Werkssteinelementen und großflächigen Bekleidungen aus Steinputz. Alles kommt dabei dem ursprünglichen Material- und Farbkonzept des Baudenkmals, seiner ehemals "monochromen Steinsichtigkeit", nahe. www.pleuser-architekten.de

Öffentliche Bauten Speisen im alten Kohlenkeller Eine Mensa für die Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule in Pankow Fotos: Nina Straßgütl Als der Berliner Senat zum Schuljahr 2010/2011 die Schulstrukturreform beschloss, hatte das auf viele Schulen auch bauliche Auswirkungen. Denn im Zuge der Reform fördern die Politiker Ganztagsschulen und solche Schulen brauchen eine Mensa, für die erst einmal geeignete Räumlichkeiten geschaffen werden müssen. Eine außergewöhnliche Lösung dafür fand sich bei der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule in Pankow. Diese besteht aus zwei denkmalgeschützten Teilen, nämlich einem 1916 von Ludwig Hoffmann errichteten Gebäude und einem Fünfziger-Jahre-Bau. Den Heizungs- und Kohlekeller dieses Nachkriegsbaus haben Numrich Albrecht Klumpp Architekten in eine Mensa verwandelt, in der 60 Schüler zu Mittag essen können. Möglich wurde dies, weil der Keller seine ursprüngliche Funktion verloren hat und sich von der Größe und Lage her gut für die neue Nutzung eignet. Erschlossen wird die Mensa über einen neu angelegten Tiefhof, der mit seinen breiten Betonstufen räumlich in den Schulhof ausgreift. 26 Hinter der verglasten Front mit ihren großen Türen erstreckt sich die großzügige Mensa, die auf unterschiedlichen Ebenen zwei Speiseräume und eine dazwischen liegende Galerie umfasst. Platz ist auch für eine Küche, in der die Speisen vorbereitet werden. Belichtet wird der einstige Keller über die breite Eingangsfront und zusätzlich über ein Oberlicht. Dieses konnte angebracht werden, weil sich nur ein Teil der Mensa unter dem Bestandsgebäude befindet, während ein anderer Teil in den Innenhof hineinragt. Im Inneren der Mensa halten Backsteinwände die

Öffentliche Bauten Erinnerung an die einstige Nutzung des Raumes wach. Kontrastiert wird diese raue Materialität durch neue Sichtbetonwände und eine filigran wirkende Konstruktion aus Holzlamellen an der Decke. Dabei entschied sich Projektleiter Tiemo Klumpp für eine sichtbare Struktur aus sägerauen Brettern, mit der gestalterischen Idee durch ein warmes, lebendiges Material die vorhandene Substanz zu ergänzen und abzurunden. Eine auf Vlies aufgelegte Dämmeinlage verbessert die akustischen Eigenschaften der Decke. Genutzt werden kann die neue Raumsituation nicht nur zur Essenszeit: Die breiten Treppenstufen zum Tiefhof eignen sich auch als Sitzgelegenheiten, so dass die Schule dank der 2012 abgeschlossenen Baumaßnahme nicht nur einen zusätzlichen Aufenthaltsort sondern auch ein Forum für Theateraufführungen erhält. Weitere Informationen zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.numrich-albrecht.de 27

Öffentliche Bauten GroSSe Nester, kleine Nester Energetische Sanierung und Umbau einer Kindertagesstätte Um dem Bedarf an Neubauten bei äußerst begrenzten Baukapazitäten begegnen zu können, ging die DDR ab Mitte der sechziger Jahre dazu über, nicht nur für den Wohnungsbau, sondern auch für Schulgebäude und Kindertagesstätten Typenbauprogramme zu entwickeln. Nach der Wiedervereinigung wurde es für Architekten in Berlin und den neuen Ländern zur zunehmend geschätzten Herausforderung, architektonisch zwischen dem herb-nüchtern Duktus der Plattenbaukitas und zeitgenössischen Motiven und Ansprüchen zu vermitteln. Jan Bitter Fotos: Jan Bitter, SHA Jan Bitter Jan Bitter Die Lichtenberger Kindertagesstätte "Nido Piccolo, italienisch für kleines Nest, die Susanne Hofmann und die Baupiloten sanierten, war 1983 mit Modulen des legendären Wohnungsbausystems 70 (WBS 70) errichtet worden. Eine Sanierung des verschlissenen Gebäudes mit seinen rund 2.000 m² Nutzfläche und sehr hohen Betriebskosten war dringend geboten. Das Haus brauchte mit seinen zugigen und dünnen Außenwänden dringend eine neue Dämmung. Das zu diesem Zweck aufgelegte 28 Konjunkturpaket II nicht nur zur Wärmedämmung zu verwenden, sondern auf diesem Wege zugleich mehr Nestwärme herzustellen, machten Susanne Hofmann Architekten und die Baupiloten zu einem Anliegen ihres Projektes. Bei einem im Vorfeld durchgeführten Partizipationsworkshop hatten sich die Kinder der Kita Nido Piccolo Baumhäuser gewünscht, was mit der notwendigen Fassadensanierung eigentlich nur schwer zusammenzubringen war. Durch

Öffentliche Bauten SHA sparsames Haushalten mit dem Baubudget und einem geschickten Entwurf haben die Kinder in ihren Gruppenräumen nun Erker erhalten, die wie kleine Nester vor der jetzt gedämmten Fassade hängen. Hier spielen sie in der Nähe der Baumkronen quasi auf Augenhöhe mit Mauerseglern, Spatzen und Fledermäusen, die ebenfalls bunte Nester an der neuen Fassade bekommen haben denn ihre früheren Nistplätze, die die Vögel in den porösen Fugen des Plattenbaus fanden, mussten sie im Zuge der Fassadensanierung preisgeben. Jan Bitter SHA Jan Bitter Die in unterschiedlichen, kräftigen Farben gestalteten Erker nutzen die Kinder mit ihren vorgelagerten Treppenabsätzen und Vorhängen für Ausblicke in die Umgebung, als erweiterte Tobezone oder als Rückzugsort. Außerdem konnten die Treppenhäuser neu gestrichen und in den Vorzonen der Gruppenräume kleine Aussichtsplätze eingerichtet werden. Auch die gedämmte Außenfassade hat eine spezifische Gestaltung erfahren: Während das Wärmedämmverbundsystem zu den drei dem Stadtraum zugewandten Fassaden eine raue Oberfläche hat, ist sie an der Gartenseite glatt gehalten. Die bunten Nester für die Vögel sowie die Kinder setzen hier Akzente, womit das Gebäude einen bergenden, einladenden Charakter gewinnt. Die Jan Bitter Farbgebung ist zudem so angelegt, dass die Spitzen des rauen Putzes einen anderen Farbton annehmen als die tieferen Stellen. Damit changiert die Farbe der Fassade beim Vorübergehen reizvoll. So verbindet sich die notwendige energetische Sanierung mit einer entscheidenden gestalterischen Aufwertung. Weitere Informationen zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.baupiloten.com 29

Anzeige Architektur Moderne Eleganz Lichtdurchflutete Bauhaus-Villa für Familien Fotos: Heinz von Heiden Ein modernes Wohnhaus im Bauhaus-Stil mit zeitloser und zugleich funktionaler Architektur ist die Villa Eiche bei Berlin. Prägend sind der kubistische Baukörper, die geraden Linien, das moderne Flachdach sowie die großzügigen Fenster. Lichtdurchflutete Wohnräume, auch im Obergeschoss, und viel Balkon charakterisieren das moderne Familiendomizil. Auf die Diele im Eingangsbereich folgt ein weiträumiger Flur, der zum seitlich liegenden Arbeitszimmer sowie zum offenen Koch- und Essbereich führt. Nur ein Wandelement trennt diesen Teil des Gebäudes vom fast 40 m² großen Wohnzimmer: Dieser sehr helle Raum mit den großen Fensterflächen auf drei Seiten gewährt einen Rundum-Blick ins Freie. Von hier aus sind auch die großzügige überdachte Terrasse sowie der Garten zu erreichen. Ein Gäste-WC und ein Hauswirtschaftsraum komplettieren das Erdgeschoss. Herzstück des Hauses ist eine freitragende Zweiholmtreppe im Flur, die im Raum zu schweben scheint. Sie führt ins Obergeschoss mit einem 30

Architektur Anzeige großen Elternschlafzimmer, angrenzender Ankleide und einem eigenen Badezimmer. Gemeinsam mit dem benachbarten Kinderzimmer hat es einen direkten Zugang zum Balkon. Das zweite Kinderzimmer gegenüber verfügt über einen eigenen Balkon, der zusätzlich von der Diele aus betreten werden kann. Praktisch ist das separate Bad für die Kinder. Dank der bodentiefen Fenster mit französischem Balkon gelangt auch in der oberen Etage viel Licht ins Haus. Die Bauhaus-Villa basiert auf dem Haustyp Stratus FD.500 aus der System-Architektur des Isernhagener Massivhausherstellers Heinz von Heiden und ist nur eine Variante der in vielfältigen Ausführungen, vom Sattel-, Flach-, Pult- bis zum Walmdach, erhältlichen Eigenheime. Die System-Architektur steht für eine einerseits vor- geplante und deshalb kostengünstige Bauweise, andererseits für ein möglichst breites Spektrum an veränderbaren Elementen, aus denen sich unterschiedliche Ausstattungsvarianten eines Haustyps erstellen lassen. So können schon ein anderer Giebel, ein farbiger Außenputz oder bodentiefe Fenster im Dachgeschoss einen Haustyp grundlegend verändern und ein individuell geplantes Haus entstehen lassen. www.heinzvonheiden.de 31

Anzeige Immobilien Zwischen Stadt und Natur Moderne Architektursiedlung im Stadtteil Falkenberg Visualisierungen: Björn Rolle Es ist ein ehrgeiziges Ziel, das die Design Bau AG / CD Deutsche Eigenheim AG mit dem AuenFlügel Berlin im Stadtteil Falkenberg erreichen will. Bis 2018 soll hier auf einem 13,6 Hektar großen Grundstück eine moderne Architektursiedlung mit bis zu 875 Häuser inklusive Gärten entstehen. Baubeginn des ersten Abschnitts ist im Frühjahr 2014. Ab dem ersten Quartal 2015 sollen nach und nach die weiteren Bauabschnitte realisiert werden. Das Projekt AuenFlügel Berlin steht für modernen Wohnungsbau in architektonisch prägnanten Formen. Durch intelligente modulare Variation der fünf Haustypologien entsteht eine Vielzahl an individuellen Häusern von rund 85 bis 155 m 2 Wohnfläche in unterschiedlichen städtebaulichen Lagen und Ausrichtungen. Städtebaulich prägend für den AuenFlügel Berlin ist die kleinteilige Bebauung der angrenzenden Umgebung, der Landschaftspark Falkenberger Aue sowie die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Aus diesen idealen Prämissen für Wohnen wurde ein Konzept entwickelt, dass vielfältigste Wohnsphären bietet: Neben der Stadtkante, einer klaren abschirmenden Be- 32 bauung im Patioprinzip entstehen im ruhigen Bereich zum Naturraum Aue die zwei Flügel mit Ring- und Feldbebauung. Ihre Mitte bilden zwei identitätsstiftende Quartiersplätze. Die Bebauung der Stadtkante im ersten Bauabschnitt erzeugt eine klare, einheitliche Adresse zur Ahrensfelder Chaussee und schützt den ruhigen Grünraum im Inneren des Quartiers. Während die Vorderseite der Gebäude das öffentliche Leben fördert, bieten die rückseitigen Gärten und die großzügigen Dachterrassen privaten Erholungsraum. Im Inneren der Häuser unterstützt ein verglaster Patio gut belichtetes modernes Wohnen mit Freiräumen.

Immobilien Anzeige An den beiden Quartiersplätzen der beiden Flügel ist ein prägnant geformter Haustyp gestellt einheitliche, jedoch in ihren Giebeln differenzierte Bürgerhäuser und das Platzhaus als Sonderbau flankieren den Platz. Sorgfältig werden durch präzise Gestaltung öffentliche und private Bereiche austariert und verschiedene Aufenthaltszonen erzeugt. Der Flügelring schützt das Innere, wobei sich diese beiden Bebauungsringe gleichzeitig über die privaten Gärten und Terrassen hin in den Landschaftspark öffnen. Die Ausformung des Flügelrings mit einheitlichen straßenbegleitenden Fassaden bildet eine eindeutige Quartiersgrenze. Zum Landschaftsraum diversifizieren sich die Gebäude durch bauliche Vor- und Rücksprünge, so dass eine Verzahnung mit dem Grünraum und ein ruhiger Übergang zum Landschaftspark entsteht. Die Feldbebauung im ruhigen Inneren des Flügelringes ist vor allem für Menschen gedacht, die ihre 70 bis 90 m 2 Wohnung in einem Mehrfamilienhaus verlassen wollen. Denn hier entstehen dreigeschossige Häuser mit 84 bis 105 m 2 Wohnfläche, großer Dachterrasse und eigenem Garten. Dieser Haustyp mit seinen markanten variierenden Dachformen und Fassaden ist angeordnet in differenziert großen Hausgruppen unterschiedlicher Ausrichtung, umgeben von Grün. Wohnraum, Dachterrassen, private Gärten, öffentlicher Raum durch Wege und Plätze sowie das Grün der Aue bilden einen harmonischen Zusammenklang für diesen neuen Ort in Berlin, fasst Günter Minge, Vorstand der Design Bau AG / CD Deutsche Eigenheim AG eine Besonderheit der Architektursiedlung zusammen. www.deutsche-eigenheim.ag 33

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Garten und Landschaft 2011 Claas Dreppenstedt, Berlin 2010 DOM publishers In neuem Glanz Der Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel Berlin Eine Freistätte für Kunst und Wissenschaften: Getreu nach den Vorstellungen Friedrich Wilhelms VI. entwickelt sich die alte Spreeinsel mit ihrer bedeutenden Sammlung zu einem Ort, dessen Freiräume nach Instandsetzung und Ergänzung der Bebauung erstmalig vollständig, öffentlich zugänglich sind. Zuerst wurde nach der Wiedereröffnung des Neuen Museums und Restaurierung der Kolonnaden der denkmalgeschützte Kolonnadenhof um die Alte Nationalgalerie fertiggestellt. Der Entwurf stammt von Levin Monsigny Landschaftsarchitekten. 2011 Claas Dreppenstedt, Berlin Der Kolonnadenhof ist wie kaum ein anderer Freiraum geprägt durch die angrenzende Architektur. Seine Raumkanten bilden das Neue Museum, das Pergamon-Museum und den Kolonnadengang entlang der Spree und gegenüber vom Dom. In seinem Zentrum steht die Alte Nationalgalerie. Die Freifläche bildet ein stimmungsvolles Umfeld für die herausragende Architektur der Museen und eine ruhige Grundfläche für die Bronzeskulpturen der Alten Nationalgalerie. Die Besonderheit der Museumsinsel wird auch durch die eigene Materialität deutlich: Wie ein Felsen ragt das gebaute Fundament aus dem Wasser. Der Kolonnadenhof verfügt, dank des zum Einsatz kommenden Belags aus Naturstein, über eine ruhige Grundfläche, welche die unterschiedlichen Museumsarchitekturen bestens zur Geltung kommen lässt. Aus dem Naturstein entsteht ein leichtes Relief: Vergleichbar mit angespültem Geröll oder geologischen Verwerfungen. Die Einbauten entwickeln sich aus dieser Reliefidee, auch die Vegetation: Alles kommt sozusagen aus dem Stein hervor. Die Gliederung der befestigten Flächen und Grünflächen des Hofs entspricht den Vorgaben 35

Garten und Landschaft 2011 Claas Dreppenstedt, Berlin 2011 Claas Dreppenstedt, Berlin Striegauer Granit Naturstein als homogener Belag in unterschiedlichen Schlagungen: Nach Maßgabe der historischen Vorgaben kommt auf dem Kolonnadenhof Striegauer Granit aus Polen zum Einsatz. Als Kleinpflaster und als großformatige Platte. www.natursteinverband.de 2011 Claas Dreppenstedt, Berlin des Denkmalschutzes, die ursprüngliche Grundrissfigur wurde beibehalten. Erhaltener Bausubstanz kam eine große Bedeutung zu. So wurde der bislang eingelagerte Vierpassbrunnen wieder vor der Freitreppe der Nationalgalerie aufgebaut. Vorhandenes historisches Plattenmaterial der Hofgestaltung von 1880 wurde in die Verlegemuster der Wegeflächen integriert und mit der gleichen, historisch verbrieften Steinart ergänzt. Dabei handelt es sich um Striegauer Granit aus Polen. Innerhalb des ursprünglichen Grundrisses war dennoch Raum für Interpretation: Fahrbahn und Gehweg wurden nicht länger durch Höhenunterschiede markiert, sondern durch unterschiedliche Schlagungen des Granits als Kleinpflaster oder als großformatige Platten. Die komplette befestigte Fläche ist so barrierefrei. Höhenunterschiede gibt es ausschließlich zwischen Gehweg und Vegetation. Stehen im 36 Zentrum des Kolonnadenhofs geschnittene Buchsbaumscheiben auf einer Rasenfläche, so entwickelt sich seitlich ein gleichmäßig niedriger Pflanzenteppich. Ebenfalls aus Buchsbaum, mit geometrischen Aussparungen. Dort bilden Efeu und bodendeckende Stauden den Untergrund für Skulpturen und Bäume. Die Skulpturen wurden entsprechend ihrer Wirkung in den Grünflächen angeordnet. Die Amazone von Louis Tuaillon befindet sich sogar an ihrem ursprünglichen Standort. Die Museumsbauten werden von allen Seiten durch ein neutralweißes Licht angestrahlt, vergleichbar mit dem Mondlicht. Säulengänge und Kolonnaden werden durch eine warmweiße Lichtfarbe hervorgehoben. Die Beleuchtung der Freiflächen zeichnet den Grundriss der Gartenanlage nach. Die Beleuchtungsstärken sind dabei auf ein Minimum reduziert - um so die Dunkelheit als eine atmosphärische Qualität der Insel zu erhalten. www.levin-monsigny.com

IN EIGENER SACHE CUBE MAGAZIN MIT NEUER WEBSITE AUSGABE VERGRIFFEN? dann schauen Sie auf unsere neue Website. Dort finden Sie jetzt alle Ausgaben ab dem Jahr 2011 als PDF oder als einzelnen Artikel. Suchen Sie nach einem bestimmten Thema, dann benutzen Sie die bequeme Suchfunktion. Schauen Sie auch über die Stadtgrenze hinaus was in anderen Metropolen geschieht. www.cube-magazin.de CUBE Hamburg CUBE Essen /Ruhrgebiet West CUBE Düsseldorf CUBE Köln Bonn CUBE Frankfurt / Rhein-Main CUBE Stuttgart CUBE München CUBE Berlin

Öffentliche Bauten Jens Ziehe Refugium des Wissens Die Akademie des Jüdischen Museums Berlin zog in eine alte Blumenmarkthalle ein Fotos: Jens Ziehe, Linus Lintner Mit dem Akademie-Neubau an der Kreuzberger Lindenstraße gewinnt das Jüdische Museum Berlin mehr als 6.000 m² für einen großen Veranstaltungssaal, eine öffentliche Bibliothek, sein Archiv sowie dringend benötigte Flächen für die Bildungsabteilung und ihre Programme. Gleich gegenüber des stark frequentierten Museums fand die Akademie in der Halle des ehemaligen Blumengroßmarktes Platz. Daniel Libeskind implementierte die neue Nutzung mit unverwechselbarer Handschrift in das bestehende Gebäude. Jens Ziehe Jens Ziehe Alleine das Museumsarchiv zählt mit inzwischen rund 2.000 Nachlässen und Sammlungen zu den größten Archiven zur deutsch-jüdischen Geschichte diese Dinge waren in dem gezackten, seit 2001 von acht Millionen Menschen besuchten Libeskind-Bau nicht mehr vernünftig unterzubringen. Die 6.000 m² große Stahlbetonhalle mit Sheddach wurde 1965 nach Plänen des Architekten Bruno Grimmek errichtet. Libeskind überformt den Zweckbau mit relativ sparsamen Eingriffen in dekonstruktivistischer 38 Manier. Als einzige größere, äußerliche Veränderung fügte der Architekt dem Baukörper an der Stirnseite einen hölzernen Quader an. Durch eine Öffnung in diesem nach vorne geneigten, holzbeplankten Baukörper betreten die Besucher die Akademie. Der beplankte Kubus symbolisiert laut Büro Libeskind jene Transportkisten, in denen die erworbenen Nachlässe im Museum eintreffen. Seine Formensprache schafft ein visuelles Pendant zum Jüdischen Museum Berlin vis-à-vis und findet sich sowohl im Garten des Exils als auch in den Achsen des Museumsneubaus

Öffentliche Bauten Linus Lintner wieder. In die schräge Holzdecke des Eingangskubus sind Oberlichter in Form der hebräischen Buchstaben Alef und Bet eingesetzt. Es sind die beiden ersten Buchstaben des Alphabets, die hier Lernen und die Wissenschaft symbolisieren. Jens Ziehe Akademie, Auditorien und Bibliothek nehmen rund ein Drittel der verfügbaren Fläche ein. Weitere 800 m² entfallen auf den im Zentrum der Halle vom Landschaftsarchitekturbüro Atelier le balto angelegten Garten der Diaspora. In seinen vier stahlgefassten, 4 x 14 m großen Hochbeeten wachsen Pflanzen mit einem Bezug zum jüdischen Leben und zu jüdischen Bräuchen, unter ihnen etwa eine bodendeckende Rankepflanze mit Namen Der wandernde Jude. Schüler werden dort in kleinen Arbeitsgruppen pflanzen und kultivieren, Hintergründe recherchieren, sich an kulturelle Kontexte herantasten und sich dem Thema Diaspora nähern. Die in den Baukörper eingefügte Haus-in-Haus- Nutzung konzentriert sich auf das erste Drittel der Halle. Hier entstanden auf asymmetrischem Grundriss zwischen horizontal und vertikal geneigten Wänden einladende, von großzügigen Verkehrsflächen erschlossene Räume. Unterhalb der verglasten Deckenebene werden die geneigten Volumina von einem asymmetrischen Netzwerk einander kreuzender Träger durchdrungen. Sie Jens Ziehe nehmen die Beleuchtung auf und knüpfen an das beziehungsreiche Spiel von Achsen und Linien im Haupthaus an. Die größten räumlichen Einheiten bilden die Freihandbibliothek mit Lesesaal sowie ein Auditorium mit 199 Sitzplätzen. Weitere Informationen zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.jmberlin.de www.daniel-libeskind.com 39

Öffentliche Bauten Juny Brullet 40

Öffentliche Bauten Juny Brullet Werner Huthmacher Wissenschaft im Park Fotos: Werner Huthmacher / Juny Brullet Sensibel erweitert, sorgfältig rekonstruiert: Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt Berlin Wer die Physikalische Technische Bundesanstalt (PTB) in Berlin betritt, begibt sich auf eine Reise in die Wissenschaftsgeschichte. Im Mittelpunkt des Geländes an der Charlottenburger Abbestraße befindet sich mit dem 1887-91 erbauten, gelb verklinkerten Observatorium das weltweit älteste als Physiklabor errichtete Gebäude. Werner Huthmacher In dem umgebenden Park machte Albert Einstein einst seinen einzigen nicht theoretischen Versuch. In einem Keller neben dem Observatorium wurde 1936 der sog. Quarzuhrkeller eingerichtet die hier betriebene Uhr gab die exakte Zeit für das gesamte deutsche Reich vor; ihr heute im PTB-Hauptsitz in Braunschweig befindliches Nachfolgemodell gibt bis heute die genaue mitteleuropäische Zeit an. Daher führt der Name Observatorium etwas in die Irre von dem stattlichen Gebäude auf quadratischem Grundriss wird nicht etwa das Weltall beobachtet, vielmehr geht es um die Kontrolle von Maßeinheiten, Eichungen sowie die metrologische Forschung. Nach einem WTO-offenen Wettbewerb erhielten huber staudt architekten den Auftrag, den dreigeschossigen Altbau denkmalgerecht zu sanieren Werner Huthmacher und das Gebäude um ein Forschungslabor für den Magnetresonanztomographen (MRT) zu erweitern. Um die Forschung und Bedienung auf der Ebene des Tomographen durchführen zu können und weil die Architekten die bestehenden Sichtachsen zwischen Observatorium und gegenüberliegendem Siemensbau nicht durch einen Anbau verstellen wollten, wurde das Labor unterirdisch neben dem Altbau geplant direkt angebunden an den ehemaligen Quarzuhrkeller, den Standort des MRT. Damit die Arbeitsplätze 41