HNO. Elektronischer Sonderdruck für J. Löhler. Umsetzung der neuen Qualitätssicherungsvereinbarung zur Hörgeräteversorgung im Praxisalltag

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HNO Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie Deutsche Akademie für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie Elektronischer Sonderdruck für J. Löhler Ein Service von Springer Medizin HNO 2014 62:667 682 DOI 10.1007/s00106-014-2880-y Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 J. Löhler B. Akcicek B. Wollenberg R. Schönweiler Umsetzung der neuen Qualitätssicherungsvereinbarung zur Hörgeräteversorgung im Praxisalltag Teil 2 Diagnostische Neuerungen in der Sprachaudiometrie Diese PDF-Datei darf ausschließlich für nicht kommerzielle Zwecke verwendet werden und ist nicht für die Einstellung in Repositorien vorgesehen hierzu zählen auch soziale und wissen schaftliche Netzwerke und Austauschplattformen. www.hno.springer.de

HNO 2014 62:667 682 DOI 10.1007/s00106-014-2880-y Online publiziert: 5. September 2014 Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Klaus Rüschhoff, Springer Medizin Redaktion A. Neumann, Neuss B. Schick, Homburg/Saar 3 Punkte sammeln auf... springermedizin.de/ eakademie Teilnahmemöglichkeiten Diese Fortbildungseinheit steht Ihnen als e.cme und e.tutorial in der Springer Medizin e.akademie zur Verfügung. e.cme: kostenfreie Teilnahme im Rahmen des jeweiligen Zeitschriftenabonnements e.tutorial: Teilnahme im Rahmen des e.med-abonnements Zertifizierung Diese Fortbildungseinheit ist mit 3 CME- Punkten zertifiziert von der Landesärztekammer Hessen und der Nord rheinischen Akademie für Ärztliche Fort- und Weiterbildung und damit auch für andere Ärztekammern anerkennungsfähig. Hinweis für Leser aus Österreich Gemäß dem Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) der Österreichischen Ärztekammer werden die in der e.akademie erworbenen CME-Punkte hierfür 1:1 als fachspezifische Fortbildung anerkannt. Kontakt und weitere Informationen Springer-Verlag GmbH Springer Medizin Kundenservice Tel. 0800 77 80 777 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de CME Zertifizierte Fortbildung J. Löhler 1, 2 B. Akcicek 1 B. Wollenberg 2 R. Schönweiler 3 1 Wissenschaft liches Institut für angewandte HNO-Heilkunde (WIAHNO), Deutscher Berufsverband der HNO-Ärzte e. V., Bad Bramstedt 2 Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck 3 Sektion für Phoniatrie und Pädaudiologie, Klinik für Hals-Nasen-Ohren- Heilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Umsetzung der neuen Qualitätssicherungsvereinbarung zur Hörgeräteversorgung im Praxisalltag Teil 2: Diagnostische Neuerungen in der Sprachaudiometrie Zusammenfassung Mit der Überarbeitung der Hilfsmittelrichtlinie wurde ein Qualitätssicherungsbogen im Zusammenhang mit der Verordnung von Hörgeräten eingeführt, der Elemente der Ergebnisqualität im kassenärztlichen Bereich erfasst. Die Nutzenbewertung von Hörgeräten durch den Patienten mittels des APHAB-Fragebogens stellt eine dritte Säule in der audiologischen Dia gnostik neben der klassischen Ton- und Sprachaudiometrie dar. Ebenfalls neu sind die Erwähnung von Freifeldmessungen im Störschall ohne und mit Hörgeräten. Teil 2 der Übersichtsarbeit stellt die diagnostischen Neuerungen in der Sprachaudiometrie dar. Neben adaptiven Sprachhörtests wird noch einmal eine vorgeschlagene Methode erklärt, wie sich der nach wie vor als Goldstandard der Sprachaudiometrie verwendete Freiburger Einsilbertest im Störschall anwenden lässt. Schließlich wird der Qualitätssicherungsbogen als Anlage zum Muster 15 der Hörgeräteverordnung erläutert. Schlüsselwörter Qualitätssicherung Hörgeräte Sprachaudiometrie Sprachaudiometrie im Störschall APHAB HNO 9 2014 667

Lernziele (Geeignet zum Erwerb der Bezeichnung Audiologe/Neurootologe des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte e. V.) Nach der Lektüre dieses Beitrags F wissen Sie, wie Sie den Freiburger Einsilber-Sprachverstehenstest im Störschall anwenden können, F kennen Sie den grundsätzlichen Unterschied zwischen einem adaptiven und nichtadaptiven Sprachverstehenstest, F werden Sie den APHAB-Fragebogen zur Indikationsstellung und Überprüfung des Nutzens einer Hörgeräteversorgung einsetzen können, F sind Sie mit den Bestimmungen des Qualitätssicherungsbogens als Anlage zum Muster 15 im Rahmen einer Hörgeräteverordnung vertraut. Hintergrund Der Freiburger Sprachhörtest ist der Goldstandard der Sprachaudio metrie Durch die Einführung eines Qualitätssicherungsbogens wurden erstmalig für die kassenärztliche Versorgungslandschaft in Deutschland Elemente der Ergebnisqualität in größerem Rahmen eingeführt, indem die Verbesserung des objektiven und subjektiven Hörvermögens angegeben werden muss [1]. Ersteres geschieht durch die sprachaudiometrischen Untersuchungen, in der Praxis im Wesentlichen durch den Freiburger Sprachhörtest, der seit 1953 den Goldstandard der Sprachaudiometrie im deutschsprachigen Raum darstellt [2]. Die Erfassung der subjektiven Hörverbesserung durch die eingegliederten Hörgeräte erfolgt durch den APHAB-Fragebogen (Abbreviated Profile of Hearing Aid Benefit). Dieses Inventar umfasst 24 Fragen zu alltäglichen Hörsituationen, wobei der Patient die subjektive Beeinträchtigung seines Hörvermögens vor und nach einer Hörgeräteversorgung auf einer 7-stufigen Skala angeben soll. Die relevanten Elemente der 2012 überarbeiteten Hilfsmittelrichtlinie 2012 [3] und die damit verbundenen Qualitätssicherungsmaßnahmen [1] mit Schwerpunkt auf der Hörgeräteversorgung für Kinder ab dem 12. Lebensjahr und Erwachsene sollen in diesem 2. Teil der Übersichtsarbeit zu dem Thema dargestellt werden: F Freiburger Sprachhörtest (ohne und mit Störschall), F adaptive Sprachhörtests, F APHAB-Fragebogen, F Qualitätssicherungsbogen als Anlage zu Muster 15. Implementation of the new quality assurance agreement for the fitting of hearing aids in daily practice Part 2: New diagnostic aspects of speech audiometry Abstract Upon review of the statutory health insurance reimbursement guidelines, a specific quality assurance questionnaire concerned with the provision of hearing aids was introduced that assesses elements of patient satisfaction within Germany s public healthcare system. APHAB questionnaire-based patient evaluation of the benefit of hearing aids represents the third pillar of audiological diagnostics, alongside classical pure-tone and speech audiometry. Another new aspect of the national guidelines is inclusion of free-field measurements in noise with and without hearing aids. Part 2 of this review describes new diagnostic aspects of speech audiometry. In addition to adaptive speech audiometry, a proposed method for applying the gold standard of speech audiometry the Freiburg monosyllabic speech test in noise is described. Finally, the quality assurance questionnaire will be explained as an appendix to template 15 of the regulations governing hearing aids. Keywords Quality management Hearing aids Speech audiometry Speech audiometry in noise APHAB 668 HNO 9 2014

Tab. 1 Übersicht vermeintlich ungeeigneter Wortlisten des Freiburger Einsilbertests Liste 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Autor Bangert X X X X X X X X 1980 [4] v. Wedel X X X X X X X X 1985 [6] Ahlich X X X X X 1985 [5] Sesterhenn 1985 (in [6]) X X X X X X X Es ist zu sehen, dass sich die verschiedenen Autoren nicht einig sind, welche Listen ungeeignet seien. Sprachaudiometrie Freiburger Sprachverstehenstest Der Freiburger Sprachhörtest ist im wissenschaftlichen Sinn ein audiologisch quantifizierender Sprachverstehenstest. (Zum Vergleich: Ein Sprachverständnistest, z. B. im Rahmen eines Aphasietests oder Tests der Sprachentwicklung beim Kind, prüft das Sinnverständnis, Zuhörer sind die Patienten. Ein Sprachverständlichkeitstest prüft die Verständlichkeit der Aussprache eines Patienten, die Zuhörer sind dabei die Ärzte.) Der Freiburger Sprachverstehenstest wurde 1953 von Karl Heinz Hahlbrock entwickelt [2]. Er basiert auf umfangreichen Vorarbeiten, die teilweise bis in das ausgehende 19. Jahrhundert reichen. Seit seiner Einführung hat er sich zum Goldstandard der Sprach audiometrie in Deutschland entwickelt. Er ist bis heute die unbestrittene Grundlage für die MdE (Minderung der Erwerbsfähigkeit)- und GdB (Grad der Behinderung)-Berechnung im Rahmen der Begutachtung einer Schwerhörigkeit, ist Bestandteil des EBM (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) und der Hilfsmittelrichtlinie. Er ist durch die DIN 45621-1 normiert. In den 1980er-Jahren wurden einige Arbeiten publiziert, die Kritik am Freiburger Sprachverstehenstest übten. Besonders wurde bemängelt, dass die Phonemverteilung der verwendeten Einsilber nicht derjenigen der deutschen Sprache entspreche, der Bekanntheitsgrad der Einsilber variiere, die Kürze der Testlisten eine dadurch erhöhte Streuung der Messergebnisse bedinge, psychische Hemmnisse bei einzelnen Wörtern vorhanden seien (z. B. Sau, Krebs, Aas), dass ein fehlendes Ankündigungssignal eine Testung im Störschall unmöglich mache, dass mundartliche und regionale Sprachbesonderheiten nicht berücksichtigt würden (Deich, Teich, Teig) sowie die technisch veraltete Aussprache der Wörter auf dem Tonträger [4, 5, 6]. Allerdings weisen die kritisierenden Arbeiten selbst erhebliche Mängel auf. So wurde ein Großteil der Untersuchungen an schwerhörigen Gymnasiasten durchgeführt, eine Gruppe, die nicht repräsentativ für die Schwerhörigen in Deutschland ist. Die Fallzahlen der einzelnen Studien waren überwiegend klein. Schließlich gibt keiner der Kritiker an, mit welcher Methode im Rahmen seiner Untersuchung die sprachaudiometrischen Messungen durchgeführt wurden. Bereits in den 1970er-Jahren wurde nachgewiesen, dass es bei der Verwendung der damals üblichen Tonkassetten eine inakzeptable Schwankung der Tonqualität und damit eine nicht mehr der Normierung entsprechenden Testgüte gibt [7]. Lediglich die Wiedergabe des Sprachsignals von einer Schallplatte ermöglichte damals reproduzierbare Messbedingungen. Somit ist denkbar, dass die von den genannten Autoren durchgeführten Messungen bereits in diesem Punkt einem systematischen Fehler unterlagen. Dieses lässt die mangelnde Übereinstimmung der in. Tab. 1 dargestellten unterschiedlichen Angaben über angeblich ungeeignete Wortlisten des Freiburger Sprachverstehenstests vermuten. Neuere Arbeiten konnten zeigen, dass die von den Kritikern ins Feld geführten Streuungen zumindest nicht pauschal gelten können [8, 9]. Der Freiburger Sprachhörtest ist ein audiologisch quantifizierender Sprachverstehenstest Messbedingungen Der 3. Senat des BSG (Bundessozialgericht) bestätigte in seinem Urteil (Urteil vom 17.12.2009 B 3 KR 20/08 R, Rz. 15 ff.) die Unterscheidung des unmittelbaren und des mittelbaren Behinderungs- HNO 9 2014 669

Abb. 1 8 CCITT-Rauschen (rot) vs. Döring-Rauschen (grün). Zu erkennen ist die Lücke im unteren Frequenzbereich bei der artifiziellen Überlagerung aller 400 Wörter des Freiburger Einsilbertests. (Mit freundl. Genehmigung des Thieme-Verlags) Der unmittelbare Behinderungsausgleich zielt auf einen vollständigen funktionellen Ausgleich Sprachverstehen soll auch bei Umgebungsgeräuschen und in größeren Personengruppen erreicht werden Die Überprüfung des Nutzens der angepassten Hörgeräte erfolgt im Freifeld ohne und mit Störschall Eine Verbesserung von mindestens 20 Prozentpunkten wird gefordert ausgleichs. Der unmittelbare Behinderungsausgleich zielt auf einen vollständigen funktionellen Ausgleich unter Berücksichtigung des aktuellen Standes des medizinischen und technischen Fortschritts, und zwar im Sinne des vollständigen Gleichziehens mit den letztlich unbegrenzten Möglichkeiten eines gesunden Menschen. Dabei soll gemäß den Zielsetzungen des vorgenannten Urteils soweit möglich ein Sprachverstehen auch bei Umgebungsgeräuschen und in größeren Personengruppen erreicht werden [10]. Bisher war der Freiburger Einsilbertest nur im Freifeld und ohne Störschall evaluiert. In 2 kürzlich publizierten Studien [8, 9] wurde ein Weg vorgeschlagen, wie der Freiburger Einsilbertest ohne Hörgeräte und mit Hörgeräten auch im Störschall anwendbar werden könnte, sodass hierdurch künftig auch die Bewertung des Nutzens eines Hörgeräts im Störschall durch den Freiburger Einsilbertest messbar wäre. Hierzu ist folgendes systematische Vorgehen unerlässlich: Vorbereitung Den Patienten wird erklärt, dass 2-mal 2 verschiedene Messungen mittels Einsilber bei ihnen durchgeführt werden sollen. Zum einen erfolgt die Überprüfung des Nutzens der angepassten Hörgeräte im Freifeld ohne Störschall (wie bisher auch). Darüber hinaus werden noch 2 weitere Messungen ohne und mit Hörgerät unter Verwendung von Störschall durchgeführt. Dabei dürfen keine Wortlisten des Freiburger Einsilbertests doppelt verwendet werden, um ungewollte Lerneffekte ausschließen zu können. Ohne Störschall Zunächst erfolgt eine Messung im Freifeld ohne Hörgeräte und ohne Störschall bei 65 db Lautstärke. Wie üblich muss der Proband die gehörten Wörter wiederholen, wobei der Untersucher die Anzahl der richtig verstandenen Wörter notiert. Nunmehr wird mit einer anderen Liste die Verbesserung des Sprachverstehens im Freifeld durch die Verwendung der eingegliederten Hörhilfen gemessen. Nach den Hilfsmittelrichtlinien wird hierbei eine Verbesserung von mindestens 20 Prozentpunkten gefordert. Die Untersuchungen von [9] weisen darauf hin, dass eine typische durchschnittliche Verbesserung von etwa 27 Prozentpunkten zu erwarten ist. Im Störschall Als Störschall wird das sog. CCITT-Rauschen verwendet (Comité Consultatif International Téléphonique et Télégraphique, Internationale Fernmeldeunion; [11]). Das CCITT-Rauschen weist (im Gegensatz zu einem sprachsimulierenden Rauschen, das durch Überlagerung aller Testwörter gewonnen würde, sog. Döring-Rauschen) einen ziemlich gleichmäßigen Verlauf über die relevanten Prüf frequenzen auf (. Abb. 1). 670 HNO 9 2014

Abb. 2 9 Verbesserung des Hörvermögens im Freiburger Einsilbertest durch Hörgeräte im Freifeld bei 65 db ohne und mit gleichzeitiger Applikation von Störschall (60 db CCITT-Rauschen). (Nach [9]). Die durchschnittliche Hörverbesserung ohne Störschall beträgt 27, mit Störschall 15 Prozentpunkte. HG Hörgerät. (Mit freundl. Genehmigung von Herrn Prof. Schlattmann) Hierzu wird zunächst das Verstehen der Wörter einer 3. Liste des Freiburger Einsilbertests im Freifeld aus der Schallrichtung von vorn bei 65 db unter Hinzufügung von 60 db CCITT-Rauschen aus der Schallrichtung ebenfalls von vorn ohne Hörgeräte gemessen. Das Signal-zu-Rausch-Verhältnis ( signal-to-noise ratio, S-N-Ratio) beträgt bei dieser Messanordnung also 65/60 db, der Winkel des Nutz- und Störschalls zueinander 0 /0 in Bezug auf das Gesicht der Patienten. Das CCITT-Rauschen ist auf nahezu allen handelsüblichen 2-Kanal-Audiometern verfügbar. Anschließend wird in der letzten Messung das Einsilberverstehen im Störschall mit Hörgeräten gemessen. Hierzu müssen 2 Besonderheiten berücksichtigt werden. Die Hörgerätesoftware stellt sich, je nach aktivierten Funktionen, sowohl auf das Störschallsignal als auch auf das Sprachsignal ein und aktiviert evtl. Spracherkennungsalgorithmen im Signalweg der Hörgeräte. Dieses muss im Rahmen der Messung berücksichtigt werden. Daher wird eine Minute vor Messbeginn das CCITT-Rauschen eingeschaltet. Etwa 30 s vor Messbeginn muss ein etwa 30 s langes Sprachsignal angeboten werden. Die im Hörgerät aktivierten Algorithmen stellen sich damit auf Sprachsignale ein. Erst nach Beendigung dieses Testtextes wird mit der eigentlichen Messung des Verstehens einer 4. Liste des Freiburger Einsilbertests begonnen. Auch hier wird die Anzahl der richtig verstandenen Wörter notiert. Wie in [9] gezeigt werden konnte, ist hierbei eine typische Verbesserung des Einsilberverstehens von 15 Prozentpunkten zu erwarten (. Abb. 2). Das Signal-zu-Rausch-Verhältnis beträgt 65/60 db Der Winkel des Nutz- und Störschalls zueinander beträgt 0 /0 Eine Minute vor Messbeginn wird das CCITT-Rauschen eingeschaltet 30 s vor Messbeginn muss ein etwa 30 s langes Sprachsignal angeboten werden Adaptive Sprachverstehenstests Neben dem Freiburger Sprachverstehenstest, mit dem man das prozentuale Wortverstehen bei einer bestimmten Lautstärke ermittelt, gibt es auch noch andere Sprachverstehenstests, die im Wesentlichen nach adaptiven Algorithmen arbeiten. Hierzu gehören z. B. der Oldenburger Satztest (OlSa) und der Göttinger Satztest (GöSa; [12, 13]). Bei einem adaptiven Sprachverstehenstest wird die sog. 50%ige Sprachverständlichkeitsschwelle, eigentlich Sprachverstehenssschwelle (SVS), ohne oder mit gleichzeitigem Störschall ermittelt. Dieses ist der Lautstärkepegel, bei dem der Proband 50% der dargebotenen Testwörter richtig nachspricht. Testmaterial sind i. d. R. kurze Sätze, die aus mehreren Wörtern bestehen, meist mehrsilbige Wörter. Dabei wird die SVS adaptiv ermittelt. Zunächst wird bei einem bestimmten überschwelligen Sprachpegel begonnen, der dann in Abhängigkeit von der Antwort des Patienten schrittweise reduziert oder erhöht wird, bis ein 50%iges Verstehen approximiert ist. Der Vorteil adaptiver Tests ist, dass die 50%-Verstehensschwelle an der Stelle der größten Steilheit der Lautstärke-Verstehenskennlinie liegt, anders also als bei der Messung des absoluten Verstehens, die auf die 100%-Verstehensschwelle abzielt. Hierdurch ergibt sich in der Theorie eine deut- Die SVS wird adaptiv ermittelt HNO 9 2014 671

Abb. 3 8 APHAB-Fragebogen. (Aus [24], s. auch [18, 19]) Der Zeitaufwand ist für die adaptiven Sprachverstehenstests relativ hoch lich höhere Testgüte und Diskriminationsschärfe bei den adaptiven Tests. Doch die wissenschaftlich gut nachvollziehbaren Vorteile haben in der Praxis auch Nachteile und Einschränkungen. Ein wesentliches Problem besteht darin, dass sich die Probanden bzw. Patienten die aus mehreren Wörtern bestehenden Sätze überhaupt merken können. Das auditive Arbeitsgedächtnis muss also ausreichend sein, damit der Test seine verbesserte Präzision entfalten kann. Bei Erwachsenen und Kindern mit auditiven Wahrnehmungsstörungen, doch auch bei älteren und alten Menschen, sind diese Voraussetzungen nicht gegeben oder nicht kontrolliert worden, sodass fälschlicherweise ein zu schlechtes Verstehen angenommen wird. Bei dieser besonderen Klientel sind Satztests also mit Vorsicht anzuwenden. Der Zeitaufwand ist für die adaptiven Sprachverstehenstests relativ hoch. Zudem ist das Ergebnis der Untersuchung, die Ermittlung der 50%igen SVS, vielen Patienten nicht plausibel 672 HNO 9 2014

zu machen, denn die meisten möchten, ähnlich wie in der Schule, nach Antworten 100% erreichen. Zudem erfordern adaptive Sprachverstehenstests Investitionen im 5-stelligen Bereich. Für den Einsatz in der Praxis nur zur Abklärung einer Indikation für Hörgeräte sind diese Tests nicht erforderlich. Nach den neuen Hilfsmittelrichtlinien werden diese Tests zwar empfohlen, in der Praxis aber als belastend für Patienten und Untersucher empfunden. Vor allem gelten sie als bedeutsam bei Hörimplantatversorgungen einschließlich der Versorgung mit Cochleaimplantaten [14]. Oldenburger Satztest und Oldenburger Kindersatztest Dem Probanden werden 5 (bzw. 3) Wörter umfassende Standardsätze dargeboten, die immer gleich aufgebaut (z. B. Tanja kauft sieben nasse Sessel ) und semantisch korrekt, aber nicht notwendig inhaltlich sinnvoll sind. In der beschriebenen adaptiven Weise wird die 50%-SVS des OlSa ermittelt. Der Test wurde an 38 Probanden evaluiert. Der OlSa und der Oldenburger Kindersatztest (OlKiSa, verkürzter OlSa) erfordern ein Training des Vorgehens. Sie müssen mit den Patienten vor jeder Messung in Testdurchläufen geübt werden, damit sie am Ende einer Lernkurve zu stabilen Ergebnissen führen. Dieses Einüben kostet in einer Praxis wertvolle Zeit; die Übungssätze müssen für die diagnostische Auswertung verworfen werden. Das Einüben kostet in einer Praxis wertvolle Zeit Göttinger Satztest Hierbei werden ebenfalls vollständige, im Gegensatz zum OlSa jedoch inhaltlich sinnvolle, alltagsnahe Sätze ohne oder mit Störschall dargeboten (z. B. Lass bitte das Licht brennen ). Auch dieser an 38 Probanden evaluierte Test wird in der Hilfsmittelrichtlinie zur Überprüfung des Erfolgs einer Hörgeräteversorgung genannt. Die für den OlSa genannten Nachteile gelten auch für diesen Test. Weitere Sprachverstehenstests Grundsätzlich können nach der Hilfsmittelrichtlinie auch noch andere (adaptive) Sprachverstehenstests zur Überprüfung des Erfolgs einer Hörgeräteversorgung eingesetzt werden, die aber im Gegensatz zum OlSa, OlKiSa und GöSa in der Richtlinie nicht namentlich genannt werden (s. hierzu Lehrbücher der Audiometrie). Dieses gilt insbesondere für die audiometrische Untersuchung von Kindern. Alle Sprachverstehenstests, adaptive und nichtadaptive, messen stets nur das Sprachverstehen unter den konstruktionsbedingten Rahmenbedingungen. Die Tests beschränken sich auf die Fähigkeit des Probanden, das Gehörte nachzusprechen. Je besser dies gelingt, umso mehr ist man geneigt, ein Hörvermögen als gut und eine Hörgeräteversorgung als zweckmäßig anzuerkennen. Doch das Sprachverstehen allein gibt nicht wieder, wie Patienten mit der sprachlichen Kommunikation zurechtkommen und unter welchen mit eingeschränktem Verstehen assoziierten Problemen sie wirklich leiden. Sprachaudiometrie, ob mit Worttests oder Satztests oder mit beidem durchgeführt, ermöglicht die unstrittig notwendige audiologische Quantifizierung einer Krankheit und ihrer Behandlung. Den Leidensdruck und das Handicap einer Hörkrankheit können sie natürlich nicht repräsentieren. Beispielsweise ist es möglich, dass ein nach Hilfsmittelrichtlinien ausreichender Gewinn beim Sprachverstehen (20 Prozentpunkte und mehr bei 65 db) erreicht wird, Patienten damit aufgrund individueller Anforderungen aber immer noch nicht zufrieden sein können. Diese Aspekte können durch Fragebögen erfasst werden. Die Tests beschränken sich auf die Fähigkeit des Probanden, das Gehörte nachzusprechen Das Sprachverstehen allein gibt nicht wieder, wie Patienten mit der sprachlichen Kommunikation zurechtkommen APHAB Der APHAB (Abbreviated Profile of Hearing Aid Benefit) wurde 1995 von R. Cox und G. Alexander am Hearing Aid Research Laboratory (HARL) in Memphis/TN, USA, entwickelt [15]. Im Jahr 2006 wurden die für digitale Hörgeräte geltenden Normen publiziert [16, 17]. Der Fragebogen wurde 2011 und 2012 für die deutsche Version im Vergleich zur Originalfassung evaluiert [18, 19]. Der Fragebogen umfasst 24 Einzelfragen zu verschiedenen Hörsituationen. Er gliedert sich in 4 Bereiche à 6 Fragen: F Unterhaltung in ruhiger Umgebung (EC-Skala: ease of communication ) F Unterhaltung in lauter Umgebung (BN-Skala: background noise ) F Verstehen von Gesprächen in hallender Umgebung (RV-Skala: reverberation ) F Empfindungen von lauten Schallereignissen (AV-Skala: aversiveness of sounds ) Der APHAB gliedert sich in 4 Bereiche à 6 Fragen HNO 9 2014 673

Abb. 4 8 Formel 1 und 2 zur Berechnung des APHAB-Nutzens. APHAB-Fragebogen. (Mod. nach [24, 25]) Die Untersuchung wird vor und nach einer Hörgeräteversorgung bei einem Patienten vorgenommen Die Untersuchung wird vor und nach einer Hörgeräteversorgung bei einem Patienten vorgenommen. Auf einer 7-stufigen Skala von A bis G sollen die Patienten angeben, inwiefern die in der Frage beschriebene Hörsituation zur Beeinträchtigung des Hörvermögens führt. Diese Antworten werden dann bestimmten Prozentwerten zugeordnet; A entspricht dabei 99%, G entspricht 1%, die dazwischen liegenden Fragen werden ebenfalls dezidierten Prozentwerten zugewiesen (. Abb. 3). Durch Differenzbildung kann ein Nutzen des Hörgeräts für jede einzelne Frage und kumulativ für jede Unterskala errechnet werden. Es gibt einige invers formulierte Fragen, hierauf muss der Patient vor dem Ausfüllen durch die Praxismitarbeiterin ausdrücklich gesondert hingewiesen werden [diese inversen Fragen sind nachfolgend durch einen Stern (*) gekennzeichnet]. EC-Skala Hier werden einfache Hörsituationen erfragt (Fragen 4, 10, 12, 14, 15, 23), z. B. eine Unterhaltung zu zweit in Ruhe. BN-Skala Sie misst Hörsituationen im Störgeräusch (Fragen 1*, 6, 7, 16*, 19*, 24), z. B. eine Unterhaltung in einem Restaurant. 674 HNO 9 2014

Abb. 5 8 Versorgungsprognose vor einer Hörgeräteanpassung: Dieser Patient hat v. a. in der BN- und RV-Skala Probleme, also in den typischen komplizierten Hörsituationen. Im Einzelgespräch dagegen sind noch keine großen Probleme vorhanden. Dieses ist für die Beratung des Patienten und ggf. für die Kommunikation mit dem Hörgeräteakustiker wichtig. HG Hörgerät (APHAB-Auswertung: http://www.quihz.de; [24]) RV-Skala Diese Skala fragt nach Hörsituationen in Räumen mit Nachhall (Fragen 2, 5, 9*, 11*, 18, 21*), z. B. das Verstehen einer Predigt in einer Kirche. AV-Skala Hier wird untersucht, wie laute Hörsituationen empfunden werden (Fragen 3, 8, 13, 17, 20, 22), z. B. lauter Verkehrslärm. Grundsätzlich ist dabei die banale Erkenntnis zu beachten, dass Störgeräusche und Lärm durch Hörgeräte nicht angenehmer empfunden werden, das Gegenteil ist der Fall. Allenfalls kann angenommen werden, dass bei einer geschlossenen Versorgung der Okklusionseffekt durch die Otoplastik von etwa 20 30 db und einer entsprechenden Programmierung des Hörgeräts zu einer leichten Verbesserung der Toleranz gegenüber lauten Geräuschen führt. Deswegen wird die AV-Skala auch nicht zur Berechnung der Gesamtbewertung oder des Nutzens einer Hörgeräteversorgung herangezogen. Es ist wichtig, dass der Patient stets alle Fragen beantwortet. Es ist nach Cox und Alexander erlaubt, die in der Frage beschriebene Situation auch zu umschreiben, sofern die dort geschilderte Situation für den Ausfüllenden nicht zum Lebensalltag gehört, z. B. wenn ein Patient keine Erfahrung mit dem Besuch von Gottesdiensten in Kirchen hat. Mindestens sind 4 Fragenpaare pro Unterskala zu beantworten. Die inversen Fragen (1, 9, 11, 16, 19, 21) müssen skalenmäßig vor der Gesamtberechnung konvertiert werden (100% minus Wert in Prozentpunkten). Störgeräusche und Lärm werden durch Hörgeräte nicht angenehmer empfunden Es ist wichtig, dass der Patient stets alle Fragen beantwortet Auswertung des APHAB-Fragebogens Für jede Frage wird der Wert nach einer Hörgeräteversorgung von dem Wert vor der Hörgeräteversorgung subtrahiert. Zusätzlich können auch kumulativ für jede Unterskala die Differenzen gebildet werden sowie eine Gesamtbewertung nach der unten stehenden Formel vorgenommen werden (Formel 1,. Abb. 4). Auch der Grad der Verbesserung der Hörfähigkeit lässt sich rechnerisch ermitteln (Formel 2,. Abb. 4). Nur dieser Wert ist in den Qualitätssicherungsbogen einzutragen. Von einer Verbesserung des Hörvermögens im Sinne des APHAB wird ausgegangen, wenn in allen 3 Skalen (EC, BN, RV) eine Verbesserung von mindestens 5 Prozentpunkten erreicht worden ist [20]. Der Grad der Verbesserung der Hörfähigkeit lässt sich rechnerisch ermitteln Vorhersage und Überprüfung des Versorgungserfolgs Durch die Entwicklung einer Datenbank mit vielen tausend Einzelfragebögen ist es mittlerweile möglich, bereits zu Beginn einer Hörgeräteversorgung mit bekannter Wahrscheinlichkeit vorauszusagen, ob ein Patient von einer Hörgeräteversorgung profitieren wird oder nicht (. Abb. 5). Diese Vorhersage sollte selbstverständlich mit den Ergebnissen des Ton- und der Sprachaudiometrie korrespondieren. Dennoch ist es vorstellbar, dass Patienten ein schlechtes Ton- und Sprachau- Bereits zu Beginn einer Hörgeräteversorgung kann vorausgesagt werden, ob ein Patient davon profitieren wird HNO 9 2014 675

100 Alle Praxis Arzt Patient 80 60 Abb. 6 8 Beispiel für eine komplette Auswertung der APHAB-Bögen (hier durch quihz.de). Zu erkennen ist, dass laute Geräusche nicht als angenehmer empfunden werden. Dieses ist normal (s. Text). HG Hörgerät (APHAB- Auswertung: http://www.quihz.de; [24]) 40 20 Abb. 7 7 quihz.de als Instrument einer praxisinternen Qualitätssicherung. Dargestellt wird ein individueller Patient vor dem Datenhintergrund des Arztes, der Praxis und der Grundgesamtheit. (http://www.quihz.de; [24]) 0-100 -80-60 -40-20 0 20 40 60 80 100 Abb. 8 8 Angaben im QS-Bogen vor der Hörgeräteverordnung (Erläuterung im Text). (Mit freundl. Genehmigung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, KBV, aus [25, 24]) diogramm aufweisen, jedoch im APHAB überhaupt keine Probleme angeben. In solchen Fällen ist anzunehmen, dass eine Hörgeräteversorgung subjektiv für Patienten keinen Nutzen erbringen wird, da eigentlich keine Probleme im Alltag vorliegen bzw. diese negiert werden. Diese Erkenntnis ist für das Beratungsgespräch gemäß den genannten Abrechnungsziffern von entscheidender Bedeutung. quihz.de Mittels entsprechender Software über eine (gebührenpflichtige) Internetplattform (http://www.quihz. de), die von der Deutschen Fortbildungsgesellschaft der Hals-Nasen-Ohrenärzte mbh angeboten wird, ist es möglich, sich über hinterlegte Kontingenztafeln eine Versorgungsprognose darstellen zu lassen (. Abb. 5). Ebenso übernimmt dieses Programm die Auswertung für alle Fragen (. Abb. 6). Ferner lässt sich die Datenbank als Instrument der praxisinternen Qualitätssicherung verwenden, 676 HNO 9 2014

-10 0 10 20 30 Hörschwelle (db) 40 50 60 70 80 90 100 110 120 125 250 500 1000 Frequenz (Hz) 2000 4000 8000 Abb. 9 8 Typische Presbyakusis, hier ist keine BERA zum Ausschluss eines Vestibularisschwannoms bzw. einer zentralen Hörstörung erforderlich Verständlichkeit in % 100 90 80 70 60 50 0 40 10 20 30 40 50 60 70 80 Rechtes Ohr HV 90 db 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 db 100 110 120 Abb. 10 8 Sprachverstehen am db opt (immer das schlechtere Ohr), hier 80% bei 80 db rechts weil der einzelne Patient vor dem Hintergrund der eigenen Praxisdatenbank und der Gesamtdatenbank abgebildet wird (. Abb. 7). Optional ist eine Zertifizierung nach quihz.de möglich. Voraussetzung hierzu ist, dass selbst mindestens 30 Hörgeräteversorgungen pro Arzt und Jahr erbracht werden sowie über 60% aller Versorgungen mit dem APHAB untersucht werden. Zudem sollte die Zusatzbezeichnung Audiologe des Berufsverbands (BV) HNO erworben worden sein. Selbstverständlich ist eine Nutzung der Datenbank auch ohne Zertifizierung möglich. Qualitätssicherungsbogen als Anlage zum Muster 15 Der Qualitätssicherungsbogen als Anlage zum Muster 15 ist eine Neuentwicklung, die ursprünglich auf eine Forderung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur Zustimmung der aufgeführten neuen Abrechnungsziffern des EBM zurückgeht. Der Qualitätssicherungsbogen stellt ein Kom- Der Qualitätssicherungsbogen stellt ein Kompromisspapier der unterschiedlichen Interessen von KBV und GKV dar HNO 9 2014 677

Tab. 2 WHO-Klassifikationen des Hörverlusts (Mittelwert des Hörverlusts bei 0,5-1-2-4 khz) Grad Beeinträchtigung Hörverlust (db) 0 Keine <26 1 Leicht 26 40 2 Mittel 41 60 3 Schwer 61 80 4 Hochgradig bis taub >80 Zur Anwendung ist nur verpflichtet, wer diesen Bogen EDV-unterstützt erfassen und übermitteln kann promisspapier der unterschiedlichen Interessen von KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) und GKV dar und orientiert sich nicht nur streng an wissenschaftlichen Fragestellungen. Zur Anwendung ist nur verpflichtet, wer diesen Bogen EDV-unterstützt erfassen und an die zuständige Landes- KV übermitteln kann (z. B. durch die Verwendung von KBV SafeNet, direkt aus der Praxissoftware heraus oder das edoku-portal der KBV). Solange eine elektronische Übermittlung des Qualitätssicherungsbogens an die KV nicht möglich ist, muss zur Erfüllung der EBM-Bestimmungen für die Ziffern 09372 und 09373 nur der APHAB- Bogen ausgefüllt werden. Der Qualitätssicherungsbogen gliedert sich in 3 Bereiche: F vor der Hörgeräteverordnung, F während einer Hörgeräteverordnung, F nach der Hörgeräteverordnung. Vor der Hörgeräteverordnung Eine zentrale Hörstörung muss ausgeschlossen sein Unter dem db opt versteht man den Lautstärkepegel in db des optimalen Sprachverstehens des schlechteren Ohrs Hier sind das Geburtsjahr, das Geschlecht sowie das Untersuchungsdatum einzutragen. Ferner wird erfasst, ob es sich um eine Hörgeräteerstversorgung handelt oder nicht und wann ggf. eine Vorversorgung stattgefunden hat (. Abb. 8). Zudem soll angegeben werden, ob eine zentrale Hörstörung ausgeschlossen worden ist. Bei einer normalen, symmetrischen, typischen Presbyakusis (. Abb. 9) ohne weitere Zusatzsymptome und entsprechendem Patienten muss selbstverständlich keine BERA ( brainstem evoked response audiometry, Hirnstammaudiometrie) zum Ausschluss eines Vestibularisschwannoms o. Ä. durchgeführt werden. Hier genügt die fachärztliche Erfahrung. Ferner ist das Sprachverstehen mit Kopfhörer am db opt in db für den Freiburger Sprachtest (E steht für Einsilber, Z für Zahlen) bzw. in db der Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) für die alternativ in der Hilfsmittelrichtlinie aufgeführten Hörtests anzugeben. Das verwendete Sprachtestmaterial ist ebenfalls zu kodieren. Unter dem db opt versteht man den Lautstärkepegel in db des optimalen Sprachverstehens des schlechteren Ohrs (. Abb. 10). Während einer Hörgeräteverordnung Das Portal edoku bietet eine wertvolle Beratungshilfe Hier ist anzugeben, um welche Art von Schwerhörigkeit es sich handelt (Schallempfindung, Schallleitung, kombiniert,. Abb. 11). Hier bietet das Portal edoku der KBV bei der Eingabe des QS-Bogens eine wertvolle Beratungshilfe, indem bei Kodierung der Angaben zur Art der Schwerhörigkeit entsprechende Patientenberatungsformulare aufruf- und ausdruckbar sind. Hier werden auf anschauliche Art und Weise dem Patienten Erklärungen gegeben, um welche Art von Schwerhörigkeit es sich in seinem Fall handelt und wie diese speziell am besten zu behandeln ist. Dieses stellt eine Idealform der Beratungsleistung nach den im EBM für die Ziffer 09372 genannten Kriterien dar, selbstverständlich sind hier aber auch andere Beratungen in individualisierter Form möglich. Zudem soll während der Verordnung angegeben werden, ob es sich um eine Hörstörung nach WHO-Grad 4 (über 80 db Hörverlust im Mittel bei 0,5, 1, 2 und 4 khz;. Tab. 2) handelt. Das Errechnen dieses Mittelwerts übernimmt z. B. auch die Datenbank quihz.de. Ferner soll der Schweregrad der Hörstörung fakultativ angegeben werden sowie andere versorgungsrelevante Diagnosen (Tinnitus, Otitis externa oder eine Radikalhöhle). Schließlich soll der HNO-Arzt einen Vorschlag zur Gerätetechnik machen. Das setzt voraus, dass hierzu grundlegende Kenntnisse vorhanden sind. Nur so ist eine adäquate Beratung des Patien- 678 HNO 9 2014

Abb. 12 8 Angaben im QS-Bogen nach der Hörgeräteverordnung (Erläuterung im Text). (Mit freundl. Genehmigung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, KBV, aus [25]) Abb. 11 8 Angaben im QS-Bogen während der Hörgeräteverordnung (Erläuterung im Text). (Mit freundl. Genehmigung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, KBV, aus [25]) ten über die grundlegenden Bauformen und technischen Möglichkeiten der verschiedenen Hörgerätearten möglich. Ferner ist dieses Wissen Basis der fachlichen Kommunikation mit dem Hörgeräteakustiker. Nach der Hörgeräteverordnung Hier ist wieder das Untersuchungsdatum festzuhalten sowie darzustellen, ob der Hörgeräteversorgungsvorschlag dem aufgestellten Versorgungskonzept entspricht oder nicht (. Abb. 12). Ein Abweichen kann viele Gründe haben (z. B. Patientenwunsch, entsprechende Beratung durch den Hörgeräteakustiker aufgrund technischer Voraussetzungen o. Ä.) und stellt primär keine schlechte Ergebnisqualität dar. Das erzielte Sprachverstehen im Freifeld mit Hörgeräten ist anzugeben (prozentual bei Verwendung des Freiburger Einsilber Sprachhörtests oder des Freiburger Zahlensprachhörtests) sowie in db der SVS bei den adaptiven Hörtests. Falls keine Freifelduntersuchung möglich ist, soll die Hörweite ohne und mit Hörgerät in Metern angegeben werden. Der Sinn dieser Angabe sollte sicher künftig noch einmal diskutiert werden. Zudem wird hier abschließend der Nutzen (die Verbesserung der Hörfähigkeit) mittels APHAB- Fragebogen vor und nach einer Hörgeräteversorgung erfasst. Als abschließender und für die künftige Versorgungsforschung sicher bedeutender Punkt soll angegeben werden, ob die Versorgung mit Hörgeräten zum Festbetrag erfolgte oder nicht. Die Versorgung mit Hörgeräten zum Festbetrag wird erfasst Ausblick Mit den hier beschriebenen Methoden soll v. a. der Versorgungserfolg, also die Ergebnisqualität im Rahmen einer Hörgeräteversorgung, untersucht werden. Da sich diese auf eine ärztliche (Indikationsstellung, Diagnostik und Differenzialdiagnostik) und eine handwerkliche (Anfertigung der Otoplastiken, Anpassung der Hörgeräte) Ebene erstreckt, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Hörgeräteakustikern zum Wohl der Patienten und zur Vermeidung von Fehlinvestitionen der Kostenträger unerlässlich. Wie wichtig eine dauerhafte fachärztliche Begleitung ist, konnte vor Kurzem in einer Fallsammlung nachgewiesen werden, in der 484 Kasuistiken konsekutiv dargestellt wurden, bei denen es wegen des Ausschlusses der HNO-Ärzte aus der Versorgung zu z. T. erheblichen Problemen gekommen war [21]. In diesen Fällen wurden die medizinischen Ursachen der Schwerhörigkeit mit den entsprechenden gesundheitlichen Folgen für die Patienten verkannt, audiologische Fehlindikationen gestellt, falsche Kostenträgerzuordnungen durchgeführt; zudem traten schwere handwerkliche Mängel und Fehlversorgungen auf. Wichtig ist eine dauerhafte fachärztliche Begleitung HNO 9 2014 679

Schwerhörigkeit ist ein Symptom, das durch eine Vielzahl von Erkrankungen hervorgerufen werden kann In einer aktuellen Publikation wurde auf der Basis der ersten 10.000 Fälle, die nach der hier beschriebenen Qualitätssicherungsmaßnahme mit Hörgeräten versorgt wurden, gezeigt, dass knapp ein Drittel aller Patienten zumindest im APHAB keinen tatsächlichen Nutzen durch das Hörgerät empfunden hatte, obwohl diese die notwendige Hörverbesserung in der Sprachaudiometrie aufwiesen [22]. Dieses zeigt, wie wichtig die Begleitung schwerhöriger Patienten gemeinsam durch Fachärzte und Hörgeräteakustiker ist. Schwerhörigkeit ist ein Symptom, das durch eine Vielzahl von Erkrankungen hervorgerufen werden kann, die im zeitlichen Verlauf auch wechseln können. Das hier vorgestellte, patientenorientierte, gemeinsam zwischen KBV und SpiBu ausgehandelte Vorgehen bei der Qualitätssicherung in der Hörgeräteversorgung kann aber künftig nur dann seine Wirkung entfalten, wenn es nicht durch Versorgungsverträge zwischen einzelnen Krankenkassen und der Bundesinnung der Hörgeräteakustiker ausgehebelt wird, indem dort auf eine fachärztliche Nachuntersuchung, sei es nach Erstverordnung oder Folgeverordnung von Hörhilfen, verzichtet wird [23]. Fazit für die Praxis F Die Rahmenbedingungen der Hörgeräteversorgung haben sich für niedergelassene Ärzte geändert. F Mit der Einführung des APHAB-Fragebogens und des Freiburger Sprachverstehenstests im Störgeräusch in die Routinediagnostik ist das bisherige diagnostische Instrumentarium der Tonund Sprachaudiometrie um 2 für Patienten alltagsrelevante und für niedergelassene Fachärzte praxisnahe Instrumente ergänzt worden. F Qualitätssicherung ist kein Selbstzweck. F Ein Hörgerät ist keine Therapie, sondern ist ein Hilfsmittel, das im Idealfall eine Hörbehinderung ausgleichen kann. F Eine fachärztliche Nachuntersuchung nach Erstverordnung oder Folgeverordnung von Hörhilfen ist wichtig. Korrespondenzadresse Dr. J. Löhler MAAA Wissenschaftliches Institut für angewandte HNO-Heilkunde (WIAHNO), Deutscher Berufsverband der HNO-Ärzte e. V. Maienbeeck 1, 24576 Bad Bramstedt loehler@hno-aerzte.de Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt. J. Löhler, B. Akcicek, B. Wollenberg und R. Schönweiler geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik- Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung vor. 680 HNO 9 2014

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springermedizin.de/eakademie CME-Fragebogen Bitte beachten Sie: Teilnahme nur online unter: springermedizin.de/eakademie Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt. Es ist immer nur eine Antwort möglich.?welche? Aussage ist richtig? Der Freiburger Sprachtest wurde 2013 bereits 60 Jahre alt. wurde von Prof. Freiburger entwickelt. wurde 1903 in Freiburg im Elsass normiert. ist ein adaptiver Sprachverstehenstest. wurde von Hahlbrock mittels PC-Analyse der deutschen Sprache entwickelt.?welche? der folgenden Aussagen ist richtig? Der Freiburger Einsilbertest ist im Störschall evaluiert. Andere Sprachverstehenstests sind nach den Richtlinien nicht erlaubt. Die einzelnen Listen im Freiburger streuen stark. Der GöSa ersetzt den Freiburger Sprachtest. Der OlSa ersetzt den Freiburger Sprachtest.?Der? Freiburger Einsilbertest ist zur Anwendung im Störschall unter bestimmten Bedingungen evaluiert worden. Eine durchschnittliche Verbesserung des Verstehens mit Hörgeräten bei optimaler Einstellung beträgt 5 Prozentpunkte. 10 Prozentpunkte. 15 Prozentpunkte. 80 Prozentpunkte. 110 Prozentpunkte.?Welche? Aussage ist richtig? Der APHAB ist ein nicht evaluiertes Frageninventar. gliedert sich in 24 Untergruppen. besteht aus 4 Fragen. eignet sich auch zur Prognose einer Hörgeräteversorgung. darf nur ausnahmsweise zur Hörgeräteversorgung angewendet werden.?welche? der folgenden Aussagen ist falsch? Der APHAB stellt 6 Fragen zur einfachen Hörsituation. stellt 6 Fragen zum Hören im Störgeräusch. stellt 6 Fragen zum Hören in hallender Umgebung. stellt 6 Fragen zum Hören von lauten Geräuschen. stellt 6 Fragen zum Tragekomfort von Hörgeräten.?Der? APHAB eignet sich nicht zur Einschätzung des subjektiven Hörverlusts. zur Bestimmung des Nutzens eines Hörgeräts. zur Bestimmung der Hörbeeinträchtigung im Störschall. unter Umständen zum Nachweis einer Aggravation. zur Bestimmung des Preis-Leistungs- Verhältnisses von Hörgeräten.?Der? Nutzen einer Hörgeräteverordnung kann mittels APHAB errechnet werden. Dieser Wert ist die einzige Aussage, die sich mit dem APHAB machen lässt. in den QS-Bogen (Anlage Muster 15) einzutragen. der Mittelwert aus EC-, BN-, RV- und AV- Skala. die Differenz aller Einzelfragen. die Qualität aller Einzelfragen.?Bei? der Evaluation des Einsilberverstehens im Störschall mittels des Freiburger Sprachhörtests wurde im Rahmen ein sog. Döring- Rauschen verwendet. betrug der Signal-Rausch-Abstand 25 db. wurde das sog. CCITT-Rauschen verwendet. wurde keine Verbesserung durch den Einsatz von Hörgeräten nachgewiesen. kamen die Wörter und der Störschall aus entgegengesetzten Richtungen.?Welche? Aussage ist korrekt? Eine zentrale Schwerhörigkeit muss immer durch eine BERA zwingend ausgeschlossen werden. kommt v. a. im Kindesalter vor. kann bei Bedarf durch eine BERA weiter abgeklärt werden. kann durch geeignete Hörgeräte vollständig ausgeglichen werden. kann durch eine Gehirnoperation geheilt werden.?die? Qualitätssicherungsbogen zur Hörgeräteverordnung wurden neu eingeführt. Welche Aussage trifft zu? Der Bogen wurde ausschließlich nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelt. Der Bogen muss nur in elektronischer Form übermittelt werden. Der Bogen lässt auf die Identität des Patienten für die GKV schließen. Der Bogen ist kein Instrument der KBV zur Qualitätskontrolle. Der Bogen erfasst Elemente der Ergebnisqualität. Diese zertifizierte Fortbildung ist 12 Monate auf springermedizin.de/ eakademie verfügbar. Dort erfahren Sie auch den genauen Teilnahmeschluss. Nach Ablauf des Zertifizierungszeitraums können Sie diese Fortbildung und den Fragebogen weitere 24 Monate nutzen. D Für Zeitschriftenabonnenten ist die Teilnahme am e.cme kostenfrei 682 HNO 9 2014